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Evangelium der Angst

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Arcangel
Themenstarter
Beiträge : 4340

Ich habe vor einiger Zeit diesen Artikel gelesen, leider ist die Diskussion dazu etwas entgleist, da mein eingangs Post wohl etwas zu provokant und taktlos war.

Die Frage beschäftigt mich aber nach wie vor. Für mich ist Angst im Evangelium oder in Bezug auf Gott vollkommen fremd. Als ich mich mit 16 bekehrt habe, und anfing in die Jungendgruppe zu gehen, war die Motivation dazu eine Sehnsucht nach Gott, auf meine Sünde habe ich mit Scham und Trauer, aber nicht mit Angst vor einer ewigen Verdammnis reagiert. Ich habe als Teenager auch viel Druck, was den Umgang mit dem anderen Geschlecht, Kleider, Musik und Sprache betraf, erlebt. Ich empfand dies aber nie als beängstigend, oder unterdrückend.

Die Androhung von Strafe mag wohl Teil der biblischen Theologie sein, aber irgendwie löste und löst dies nie Angst in mir aus.
Liegt das nur an der Art der Verkündigung, an den persönlichen Beziehungen oder meinem Typ, einer Kombo der dreien oder anderen Faktoren?
Wie kommt es, dass eine Predigt zum Thema Selbstaufgabe, Gehorsam, Nachfolge, Disziplin in mir weder Druck noch Angst auslöst doch für andere dies ein Trigger ist. Ist da ein anderes theologisches Fundament da, oder ist das wirklich nur Persönlichkeit?

Oder andersherum gefragt fehlt meiner Theologie irgendwas, wenn ich keine Angst vor der Strafe Gottes habe? Ist die Angst, um die Bestrafung meiner nicht Christlichen Freunde richtige Motivation evangelistisch tätig zu sein? «Sünder in der Hand eines Wütenden Gottes.» von Jonathan Edwards baut seine komplette Botschaft auf dieser Angst auf, und er war immerhin eine zentrale Figur in der Grossen Erweckung in Nord Amerika.

Kann man ohne eine gewisse Portion Angst vor der Straffe Gottes wirklich Christ sein? Ich erlebe das Gegenteil, aber das biblische Zeugnis deutet manchenorts in eine andere Richtung.

Und zuletzt; wie predigt man über Disziplin, dem selbst Sterben, hingebungsvoller Nachfolge, uä. ohne zu Triggern? Ich habe es mir zu Gewohnheit gemacht meine Predigten immer mit der freimachenden Botschaft des Evangeliums zu beenden, selbst wenn ich über schwierige Themen predige. Ich löse provokante Aussagen in einer Predigt immer positiv auf, und ich verwende nie Ironie (zurecht wie sich herausstellt, da es für manche wohl verletzend ist.), gibt es da noch mehr Methoden?

Antwort
595 Antworten
erika.huetz
Beiträge : 67

Für mich ist Angst inbezug auf Gott auch vollkommen fremd.
Das Evangelium ist eine Botschaft der Gnade!

Doch anscheinend wachsen viele in Evangelisten Kreisen auf, in denen Angst gemacht und gedroht wird. Ich finde das sehr traurig. Wie soll man denn da Gottals liebenden Vater empfinden können, der er doch ist?

Bin nach langer Zeit durch den Newsletter mal wieder auf das Forum aufmerksam geworden 😊🤗

Lieben Gruß

erika-huetz antworten
12 Antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4340
Veröffentlicht von: @erika-huetz

Doch anscheinend wachsen viele in Evangelisten Kreisen auf, in denen Angst gemacht und gedroht wird. Ich finde das sehr traurig. Wie soll man denn da Gottals liebenden Vater empfinden können, der er doch ist?

Das es Exponenten gibt die ein angstmachendes Evangelium Predigen ist wohl klar. Für mich stellt sich aber auch viel mehr die Frage wieso zwei personen die gleiche Botschaft dermassen unterschiedlich wahrnehmen, sprich für jemanden ist sie ermutigend für andere beängstigend.

Wie kann man als Prediger darauf reagieren.

PS: schön dich im forum zu lesen.

Gruss
Lars

arcangel antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15185

gleiche Botschaft - unterschiedliches Verständnis
Mal meine Gedanken dazu:

Veröffentlicht von: @arcangel

Das es Exponenten gibt die ein angstmachendes Evangelium Predigen ist wohl klar. Für mich stellt sich aber auch viel mehr die Frage wieso zwei personen die gleiche Botschaft dermassen unterschiedlich wahrnehmen, sprich für jemanden ist sie ermutigend für andere beängstigend.

Da sehen wir - denke ich - den "Backround" (Hintergrund) der jeweiligen Person. Da ist eine Spur, wer jemand ist, was er erlebt hat, wie er tickt ...

Das fängt ja schon bei den einfachsten Dingen an:
Du sollst nicht Ehe(r) brechen, ehe der Eimer da ist. 😉 😀 *kleinerScherz* - also: Du sollst nicht Ehe brechen.
Je nachdem, wie mein "Hintergrund" ist, werde ich eine "Forderung" hören/lesen, ein "unbedingtes Muss" oder eine "Empfehlung".

Es könnte helfen - meine erste Überlegung -, den Ursprung der Urtextworte zu erschließen: "sollst" oder mal eine "entspannte(re)" Sichtweise aufzuzeigen, weil es im Leben ganz sicher Sätze/Worte gibt, wo ein "sollst" vorkommt, was auch derjenige dann nicht als "Forderung" hört/empfindet. (Du sollst doch da nicht anfassen, weil heiß ... - in dem Moment, wo der andere sich schon verbrannt hat - ist nur ein Beispiel, was mir grad einfällt)

Ich hab mal gelernt, dass der Ursprung im Hebräischen von "sollst" derselbe ist (Wortstamm, also ohne Vokale) wie von "wirst". Der "Grundstock" hat demzufolge eine ähnliche Bedeutung. Wenn "sollst" nun aus "demselben Haus" kommt wie "wirst", ergibt das für mich in meiner Denke schon eine Veränderung.

Zudem hatte ich mal ein Bild/eine Szenerie im Kopf, die sich leichter darstellen lässt, aber ich versuche mal, es zu beschreiben:
Stell dir einen kleinen Zauberer vor, der ein paar kleine Figuren erfunden hat, die nun vor ihm stehen. Der zückt seinen kleinen Zauberstab (der natürlich auch "pling" macht und märchenhafte Funken sprüht - hej, ich bin ein Mädchen 😀 😉), zeigt auf eine kleine Figur und sagt: "du sollst mal Maler werden" ... er zeigt auf den nächsten und sagt: "du sollst mal Bildhauer werden" ... "du sollst mal ein großer Koch werden" ... ... ...

😊

Da ist das "sollst" nicht im Entferntesten eine Forderung ... es ist eine Zukunftsweisung. Und ich persönlich denke, das ist es bei Gott auch. Hast du Gott in deinem Leben, WIRST du keinen Menschen mehr töten, WIRST du keine Ehe mehr brechen (sondern sie vorher vernünftig beenden, dem anderen zuliebe), WIRST du nicht mehr stehlen, WIRST du nicht mehr ... Weil dieser Gott, der in dir wohnt, dies bewirkt. Bei mir hat er es jedenfalls, ich habe vorher öfter gestohlen, bevor ich Gott kannte. Der Gedanke war dann immer noch jahrelang da (ach komm, nimm doch mit, kriegt doch keiner mit), aber Gott eben auch 😀, der mir immer in dieser Situation zeigte, dass dies nicht richtig ist. Und so hielt er mich vom Stehlen ab. Bis auf das eine Mal, wo ich Dinge dennoch mitnahm, aber wochenlang mich mein Gewissen (?) gequält hat und ich die Dinge dann wieder zurückbrachte. Das bekam niemand mit, es spielte sich nur IN MIR ab. Danach dann stahl ich nie wieder. Wenn ich etwas haben wollte/will, frage ich nach. - "Du sollst nicht stehlen." / "Du wirst nicht stehlen." (weil es einfach nicht mehr geht) 😊

Nachtrag vom 06.11.2021 0854
Vielleicht lässt sich ja sowas auch auf andere Situationen übertragen, auf andere Texte ... in den "Urtext" schauen, also den Text, den der Schreiber getippselt hat, beispielsweise (ich erfinde mal und "übertreibe"): ein Hawaiianer, der im Kongo lebt und demzufolge - was spricht man da? - Kongolesisch (?) spricht. Sein Denken ist möglicherweise immer noch das eines Hawaiianers, seine Sprache ist die der Umgebung, wo er lebt. Sein Denken kommt in seiner Sprache zum Ausdruck.

neubaugoere antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2553
Veröffentlicht von: @neubaugoere

Da ist das "sollst" nicht im Entferntesten eine Forderung ... es ist eine Zukunftsweisung.

Kleine Ergänzung dazu: Es gibt nur wenige Stellen in der Bibel im Sinne von "du mußt". "Du mußt" lesen wir auch bei Jesus nicht. Er sagt nur, was geschieht ...

adjutante antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4340

was du hier beschreibst ist das neue Denken, das neue Leben das in einem Christen immer mehr Platz einnimmt.

Man(Frau) stiehlt nicht mehr weil die Person und die Denke sich verändert haben, und nicht weil ein Gebot dies so fordert.

Aber nur schon diese Botschaft kann Druck aufbauen, was wenn sich mein Denken nicht verändert hat, ich immernoch so denke und fühle wie früher. Bin ich dann überhaupt Christ wenn sich dieses Neue Leben nicht manifestiert? Muss ich dann damit aus dem sollst ein wirst wird.

arcangel antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15185

Nein, aber du darfst dir immer mehr gewiss werden oder verinnerlichen, wer du in Gott bist ...

neubaugoere antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22788
Veröffentlicht von: @arcangel

Wie kann man als Prediger darauf reagieren.

Evtl in dem du den Bereich Übertragung ansprichst.
Das erlebte Vaterbild wird unbewusst auf Gott projiziert.

War der Vater gut, gibt es kein Problem.
War der Vater neben der Spur, dann sitzt meist eine unbewusste Angst tief versteckt im Herzen: Was ist, wenn Gott so ist, wie mein Vater.
Das ist dann der Grundschlag, an dem jede Information über Gott unbewusst gemessen und eingeordnet wird.

Mir ist das neulich sehr krass bei jemand begegnet, der nicht die unbewusste Frage in der Tiefe hatte, sondern an der Oberfläche präsent als feste Größe: Gott ist wie mein Vater. ( und sein Vater war *örks* ) Da ist konkrete Umstellungsarbeit nötig, dass die Wahrheit an ihren Platz rutscht: Gott ist anders und will die Vaterwunde heilen.

deborah71 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2553

Genau das meinte ich gleich zu Beginn mit dem Gottesbild ... es lohnt sich, daraus einen Gottesdienst anzubieten

adjutante antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22788

volle Zustimmung.... und ich plädiere auch für eine regelmäßige Wiederholung, dass zunehmend Freiheit in die Betroffenen kommt.

Der Vorhang im Tempel ist zerrissen und der Vorhang im Herzen, der durch die Übertragung entstanden ist, gehört entfernt.

deborah71 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2553

Ja. Die Türe ist offen. ...

adjutante antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2553

Ja. Die Türe ist offen...

adjutante antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4340

Sicher ein guter weg.

Nur kann ich nicht jedesmal wenn ich vom Vater Predige, oder über Disziplin oder sonnstigen Trigerthemen, jedesmal das Fundament wie man den etwas zu verstehen hat legen.

arcangel antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22788

Brauchst du auch nicht jedesmal... wenn in regelmäßigen Abständen mal ein Hinweis eingeflochten wird, dann ist das meist genug. Ein Satz kann ausreichen, den Blickwinkel einzustellen, so in dem Sinn, dass Gott Vater anders ist, als unsere irdischen Väter. Es kann sein, dass wir Gott in diesem heutigen Thema noch nach unseren irdischen Vorbildern beurteilen und damit einen Segen verpassen.

Lange Grundsatzpredigten sind eher sparsam zu setzen.

deborah71 antworten


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