Vom Friedhof zurück ins Leben ...
Gestern waren meine Frau und ich bei einer Trauerfeier und Beisetzung. Ein Pfarrkollege, mit dem ich vor über 30 Jahren meine Berufsanfangsjahre geteilt und zusammengearbeitet habe, ist recht plötzlich verstorben, mit 68 Jahren ...
Die Trauerfeier war sehr berührend und persönlich, auch das Wiedersehen mit seiner Frau.
Nun habe ich in meinen fast 40 Berufsjahren bestimmt (mal hochgerechnet) 1500 plus Beerdigungen, Trauerfeiern und Beisetzungen vollzogen, die letzte vor 1 1/2 Jahren - und nun saß ich selbst bei den Trauernden, erlebte die Pfarrerin (die es gut gemacht hat) und sah mich selbst nochmal "da vorne" auf der Kanzel und dann am Grab stehend mit Talar & Beffchen.
Es war mir vor dem Verlassen des Friedhofs wichtig, der Pfarrerin ein kurzes Danke zu sagen ... so wie ich selbst es immer wieder auch wohltuend erlebt habe, wenn Menschen nach der Grablegung freundlich zunickend oder mit einem Danke an mir vorbei gingen oder auf mich zukamen. Denn bis zum Schluss denkst Du: "Hoffentlich war ich als Pfarrer nahe und wohltuend und hilfreich mit dem, was die Trauernden gerade erlebt und von mir gehört haben!"
Meine Frage - im Nachklang zu gestern - ist: Was habt Ihr selbst, beim Verlassen des Friedhofs zurück ins Leben, für Erfahrungen? Welche Nachklänge habt Ihr schon mitgenommen, wenn Ihr wieder eingetaucht seid ins Leben und in den Verkehr da draußen außerhalb des Friedhofs? Und wie habt Ihr Trauerfeiern - inhaltlich und von denen die sie gemacht haben - schon erlebt?
Ich bin neugierig, denn Beerdigungen sind ja wichtige "Schnittstellen" in unser aller Leben.
L'Chaim
Also ich habe zum Tod ein äußerst entspanntes Verhältnis. Das ist für mich wie in den Park gehen. Kein Alltag, aber so eine Art Wochenendspaziergang. Menschen sterben nun einmal und für Christen hat der Tod ja eh meist seinen Schrecken verloren. Trauerfeiern sind also bei mir immer ziemlich fröhliche Angelegenheiten, die ich gern als Anlass nehme, meinen Kindern hinterher neue Bauelemente meines von mir gewünschten Mausoleums mitzuteilen.
😋
Es ist also gar kein "Zurück ins Leben", sondern ganz normaler Bestandteil im Leben.
Ich war bisher nur auf einer einzigen Trauerfeier, die keine christliche war, sondern dort war ein weltlicher Trauerredner. Also die war wirklich traurig: "Ja, sie ist jetzt tot. Und ihr werdet damit leben müssen. Sie kommt nie wieder zurück", so in etwa. "Haltet sie fest in euren Erinnerungen" usw. usf.
Auf der letzten Beerdigung war ich vom Pastor besonders beeindruckt. Ich hatte mit ihm zuvor im Gespräch zwei Stunden oder so gesprochen und er hat dann in den vielleicht zehn Minuten Trauerrede so viel eigene wunderbare Worte reingelegt, dass ich wirklich beeindruckt war. Also was ich relativ nüchtern und sachlich erzählt habe, hat er in einen dicken trostreichen Wattebausch verpackt. Auch mit viel Humor dazu. Das was richtig klasse.
Veröffentlicht von: @plueschmorsIch hatte mit ihm zuvor im Gespräch zwei Stunden oder so gesprochen und er hat dann in den vielleicht zehn Minuten Trauerrede so viel eigene wunderbare Worte reingelegt, dass ich wirklich beeindruckt war. Also was ich relativ nüchtern und sachlich erzählt habe, hat er in einen dicken trostreichen Wattebausch verpackt. Auch mit viel Humor dazu. Das was richtig klasse.
Das ist schön zu lesen ...
Er hatte zugehört - und ein Gespür gehabt, was draus zu machen.
Ich empfand gerade Kasualien (Taufe, Trauung, Beerdigung) im volkskirchlichen Kontext immer wieder als große Herausforderung und Chance, das Evangelium zur Sprache zu bringen und es hoffentlich so zu machen, dass auch die Kirchen- und Glaubensfernen unter den Anwesenden sich nicht in ihrer Abwendung von Kirche & Glauben durch eine "schlechte Darbietung" wieder mal bestätigt sehen in ihrer Haltung ...
Wo's gelingt und gelungen ist, hat es auch mich immer wieder bekräftigt.
L'Chaim
Was habt Ihr selbst, beim Verlassen des Friedhofs zurück ins Leben, für Erfahrungen? Welche Nachklänge habt Ihr schon mitgenommen, wenn Ihr wieder eingetaucht seid ins Leben und in den Verkehr da draußen außerhalb des Friedhofs?
Nach einer Teilnahme an einer säkularen Beerdigung mit eingekauftem Trauerredner, der mit maskenartigem Gesicht monoton Worte der Erinnerung vor sich hinsprach,
suchte ich bei einsetzendem Nieselregen unangenehm berührt zwischen den Gräbern den Ausgang des Gottesackers -
als auf einmal von rechts wie aus einer Hecke springend ein Priester in violettem Gewand unter einem grossen weißen Regenschirm behenden Schrittes meinen Weg kreuzte.
(Er kam offenbar von einer anderen Beerdigung und wollte schnell nach Hause.)
Die Art, wie er sich bewegte, hatte so 'was Leichtes, Hoffnungfrohes, etwas von Auferstehungsfreude. Und ich dachte bei mir: ja, so muss es sein!
Veröffentlicht von: @marthaals auf einmal von rechts wie aus einer Hecke springend ein Priester in violettem Gewand unter einem grossen weißen Regenschirm behenden Schrittes meinen Weg kreuzte.
😉
Eine nachträgliche "Erscheinung", die Dir das zuvor so trostlos Erlebte etwas relatviert hat - schöne Sache!
L'Chaim