Lügen haben kurze Beine
Hallo zusammen,
ich weiß nicht, warum dieses Thema heute Abend mich gerade beschäftigt. Plötzlich kommen mal wieder Szenen aus
meinem Leben hoch.
Es gab einige Situationen, wo andere versuchten, etwas zu verheimlichen. Da war eine Cousine meiner Cousine
im 8. Schuljahr sitzen geblieben und es wurde aus Scham vertuscht. Bücher wurden von der 9. Klasse angeschafft,
um zu Beweisen, dass sie weiter gekommen ist. Da wir "zufällig" auf die gleiche Schule waren und ich nach den
Ferien die Aushänge betrachtete, wer in welcher Klasse ist, lass ich auch ihren Namen. Ah, sie ist nun in meiner
Parallelklasse. Und so wurde ich gefragt und der Betrug kam heraus, weil ich wahrheitsgemäß antwortete und von
dem Schwindel nichts wusste.
Ein anderes mal nahm ich eine Frau bei der Arbeit mit im Pflegeauto. Sie wollte den Beruf der Altenpflegerin kennenlernen.
"Zufällig" lief eine Chor-CD und sie erkannte den Chor ihres Schwagers. Wir unterhielten uns also über ihre und seine Familie.
Ahnungslos sprach ich dann den Chorleiter an. Du ich habe deine Schwägerin kennengelernt.
Später bekam ich einen Anruf und die Frau bedankte sich ironisch dafür, dass ich ihre berufliche Situation aufgedeckt hätte.
Und solche Situationen gibt es auch im persönlichen Leben, die meine damalige Ehe oder eine Beziehung betrafen, in der
mir Schaden zugefügt wurde. Was wohl geheim sein sollte, aber doch ans Licht kam bzw. meine Wahrnehmung bestätigte.
Manchmal weiß ich echt nicht, was ich davon halten soll und wie ich solche Erlebnisse einordnen soll.
Kennt ihr sowas auch?
Mein Fazit: Es kommt doch alles ans Licht. Warum sich dann die Mühe des Vertuschens machen.
LG
Evana
Veröffentlicht von: @frosch80Kann es sein, dass du zu viel Pippi Langstrumpf gelesen hast?
Kann gar nicht sein.
Sofern es da denn ein "zu viel" geben sollte
Eben. 😎
@evana2 Hallo Evana,
mir und meiner Frau ist es oft schon so gegangen wie Dir: Wir agieren ganz normal und ohne irgendwelche Hintergedanken oder überhaupt zu ahnen, dass wir eine problematische Äußerung tun oder provozieren - und schon ist es passiert: etwas, was unbedingt verheimlicht werden sollten, ist ans Licht gekommen. Nicht weil wir es als Geheimnis empfangen und verraten hätten, sondern weil sich in unserem Beisein eine Art Bühne auftat, auf der es kund getan wurde.
Für die betroffene Person ist das unangenehm und bitter und sie ist vielleicht auch sauer auf uns. Aber bei uns ist es dann so, dass wir das nicht wollten - dass wir aber andererseits auch wenig Verständnis dafür haben, dass das jemand verheimlichen will, weil wir das überhaupt nicht schlimm finden und selber nie im Leben darauf kommen würden, ein Gebäude der verdeckten Wahrheiten, der frommen Masken, aufzumachen und darin zu leben. So etwas muss doch tierisch anstrengend sein und für die Person, die da eine Schwäche zu verbergen sucht, fast noch kompromittierender als wie selbstbewusst, mit der Schwäche zu leben.
An sich würde ich erwarten, dass so etwas allen Christen passieren sollte - denn unser Auftrag ist ja Salz und Licht zu sein. Da wo man Salz dran macht, kommt der Geschmack deutlicher zum Tragen (Salz ist ein Geschmacksverstärker) und wo es hell wird, da kann sich Verborgenes nicht mehr verstecken.
Und ich würde auch von Christen erwarten, dass die um Sitzenbleiben und dergleichen kein Kasperletheater machen. Wenn ich an meine Schullaufbahn denke, dann hat denen, die ein Jahr wiederholt haben, das in der Regel gutgetan. Aus irgendwelchen Gründen hatten sie den Anschluss verpasst (und das muss keine Schuld des Kindes sein) und nun wiederholen sie halt, sind in der neuen Klasse vielleicht sogar der King und gehen ihren Schulweg durch das Ausbleiben ständiger Überforderung und mit dem gut tuenden Feedback besserer Noten gestärkt weiter.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie so ein Verhalten in christliche Gemeinden hineinkommen kann - hat Jesus doch mit den Zöllnern und Sündern gegessen und waren menschliche Makel ihm nie ein Grund für Distanz oder einen herablassenden Blick.
Mein Verdacht ist der, dass hier das Gift des Calvinismus die Gemeinden verdorben und die Menschen zu Sklaven einer perfekten Erscheinung gemacht hat. Klar, dass die Menschen hier die Opfer sind und man es ihnen nicht vorwerfen darf, von einer falschen Theologie vom Weg abgebracht geworden zu sein. Irgendwie sollte eine bloße Beschäftigung mit der Person Jesu Christi und dem Kern des Inhalts des Evangeliums solche Fehlentwicklungen vermeiden helfen. Nur kommt nach der peinsamen Erfahrung einer aufgedeckten Schwäche nicht die Läuterung und die Abkehr von den frommen Masken und eine Hinwendung zu einer authentischen Haltung, die den Wert eines Menschen nicht an seinen Leistungen und Besitztümern bemisst - sondern es wird eifrig die Fassade geflickt und man macht weiter wie bisher.
Für uns sind solche Zusammenhänge mit ein Grund, dass wir keine Gemeinde mehr haben. Einerseits fühlen wir uns in einer verlogenen Gemeinschaft mit falschen Werten nicht wohl - und andererseits ist es für uns auch nicht schön, immer wieder Blicke hinter die Fassade von Menschen aufzutun, denen das höchst unangenehm ist.
Im Grunde genommen ist Deutschland Evangelisationsland, in dem man in vielen Gebieten bei null anfangen müsste - grade auch in solchen, die sich selbst für besonders "fromm" halten ...
Das Evangelium ist so eine befreiende Botschaft! Wie viel Not durch innere Zwänge und äußere Bedrückung könnte das von dem Menschen nehmen!
Ja, da hast du recht. Es gibt keine perfekte Gemeinde und alle brauchen eine gesunde Art der Evangelisation.
Ich erlebe es ja auch gerade wieder. Jede Gemeinde in der ich war, fällt auf einer anderen Seite vom Pferd
und hat noch einige Probleme zu überwinden, so wie jeder Mensch noch nicht vollkommen ist.
Und Gemeinden bestehen nun mal aus unvollkommenen Menschen.
Aber genau da ist unsere Aufgabe. Einander in Liebe annehmen und gemeinsam zu wachsen und zu reifen.
So wie ich heute maßlos gegessen hatte - so geht es ja auch den Anderen. Wie können wir da uns gegenseitig
steuern, dass das Gemeindeschiff den rettenden Hafen erreicht und es den Menschen gesundheitlich besser
geht, weil sie ein gesundes Maß finden. Die Lügen zeigen ja auf, dass sie von der Geraden abweichen, also
krumm sind, oder dass da noch das Licht fehlt.