Benachrichtigungen
Alles löschen

Erinnerungen an die Großeltern

Seite 1 / 2

Schwabe63
Themenstarter
Beiträge : 25

Hallo zusammen,

mit Großeltern lassen sich sicher recht untschiedliche Dinge erleben. Und entsprechend unterschiedlich sind sich auch die Erinnerungen.

Ich für meinen Teil erinnre mich noch sehr gerne an meinen Opa mütterlicherseits. Er war von Beruf Buchdrucker und hatte auch eine eigene Druckerei. Und ich erinnere mich noch: Ich muss noch sehr klein gewesen sein, als meine Mutter und ich ihn mal in der Druckerei besuchten. Da kam er von ganz hinten aus dem Papierlager geradezu angerannt. Er trug seine dunkelblaue Arbeitskleidung. Und im nächsten Augenblick hatte er mich auf dem Arm und drückte mich an sich.

Einmal waren er und meine Oma auch mit meinen Eltern, meiner Schester und mit im Mineral- Freibad. Und da stach mich plötzlich eine Wespe in den Finger. Da nahm mein Opa ohne viel zu sagen meine Hand in seine riesige Hand und ging mit mir zum kühlen Mineralbrunnen. Da durfte ich dann meinen Finger unter das strömende Wasser halten, und er sagte ganz liebevoll: "So, du wirst gleich merken, wie gut dir das tut!" Ich glaube, fast noch mehr als das Wasser halfen mir hier seine liebevolle Art sowie die Selbstverständlichkeit, mit der er schaute, dass es mir bald besserging. Ich habe auch gute Erinnerungen an meine Eltern. Aber ich glaube manchmal gibt es Sachen, die nur ein Opa kann.

Einige Jahre später bekam er einen schweren Herzinfarkt. Meine Schwester und ich durften ihn, als es ihm besserging, einige Male im Krankenhaus besuchen. Und da tat es uns weh, unseren Opa, der immer soviel Freude und lebenskraft ausgestrahlt hatte, auf einmal so schwach und hilflos zu sehen. Aber da konnten wir ihm durch unsere Besuche, über die er sich so sehr freute, ein bisschen was von dem, was er schon für uns getan hatte, zurückgeben.

Später erholte sich unser Opa nochmals recht gut. Er konnte sogar wieder seiner Arbeit nachgehen. Und als ich dann größer war, hörte er mal, dass ich so gerne hasenbraten sowie saure Kutteln esse. Und da dam es dann manchmal vor, dass er anrief und sagte: "Hallo, mein Großer, ich glaube, es wären mal wieder saure Kutteln fällig. Komm doch übermorgen nach der Schule vorbei". dann kochte meine Oma die Kutteln (bzw. den Hasenbraten, wenn der "fällig" war, und ich durfte mit meiner Oma und meinem Opa essen. Das waren ganz besondere Momente, die ich bis heute in meinen Erinnerungen nicht missen möchte.

Später war ich dann im Theologiestudium. Mein Opa war nicht gläubig und auch aus der Kirche ausgetreten. Ich habe ihn aber kein einziges mal lästern oder spotten hören. Im Gegenteil: Er freute sich mit mir und über mich, war stolz auf mich und begleitete meinen Lebensweg immer mit großem Interesse.

Als ich 23 Jahre alt war, starb mein Opa im Alter von 84 Jahren. Seine letzten Worte stammen aus einem Bibelvers aus dem Buch ""Prediger". Sie lauteten: "Alles hat seine Zeit."

Ich hatte ihm gegenüber nie einen Bekehrungsversuch gemacht; ihm vielmehr den Glauben immer unaufdringlich vorgelebt. Und ich vermute, dass er in seinen letzten Tagen und Stunden hier noch vermehrt ins Nachdenken gekommen ist. Vielleicht auch kam er noch zum Glauben. Und auf jeden fall weiß ich ihn in Gottes Hand geborgen.

Noch oft und gerne denke ich an meinen Opa, der mir in vielem auch Vorbild gewesen ist.

Schwabe

Antwort
14 Antworten
agapia
 agapia
Beiträge : 1460

Was für ein liebevoller Beitrag!

Danke, er hat mir gerade schöne Erinnerungen an meine Großeltern geweckt.

agapia antworten


Irrwisch
Beiträge : 3607

Grossvater
https://www.youtube.com/watch?v=7ZoZ6o_lyJc

irrwisch antworten
Gelöschtes Profil
Beiträge : 24951

Meine Großmutter mütterlicherseits war ein Besen. Ich weiß bis heute nicht wirklich warum sie mich nicht leiden konnte.
Sie war vom Großvater schon bald nach dem Krieg geschieden worden. In den Scheidungsakten las ich später, dass sie meinem Großvater zum Geburtstag mal Disteln geschenkt hat.

Der Großvater väterlicherseits war ein echter Spaßvogel. Ich habe ihn immer lesend in Erinnerung.
Meiner Mutter hat er im Vorbeigehen immer zu gern die Schürzenschleife aufgezogen und sich diebisch gefreut, wenn sie sich geärgert hat,

deleted_profile antworten
6 Antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @banji

Ich weiß bis heute nicht wirklich warum sie mich nicht leiden konnte.

Das wird seine Gründe gehabt haben...

Veröffentlicht von: @banji

Sie war vom Großvater schon bald nach dem Krieg geschieden worden. In den Scheidungsakten las ich später, dass sie meinem Großvater zum Geburtstag mal Disteln geschenkt hat.

Du wirst wohl deinem Großvater zu ähnlich gewesen sein...

Anonymous antworten
marieta
(@marieta)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 434

Warum so gemein?

marieta antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7698

Man muss das doch nicht unbedingt als gemein auffassen.
Ein Kind kann doch nichts dafür, wenn es von einem Erwachsenen abgelehnt wird.
Und dass ein Erwachsener ein Kind ablehnt, weil es ihn an einen Menschen erinnert, mit dem er ganz miese Erfahrungen verbindet, das scheint mir durchaus plausibel.
Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass dieses Kind nicht liebenswert wäre oder irgendetwas falsch gemacht hätte.
Niemand hat irgendeine Schuld, es ist für ein Kind einfach nur tragisch.
Manchmal ist das Leben ziemlich gemein.

suzanne62 antworten
marieta
(@marieta)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 434

Eben weil es für ein Kind - auch das Kind im Erwachsenen - so schmerzhaft ist, finde ich eine ungefilterte Aussage "wird seine Gründe haben" extrem unsensibel. Ich finde, der Post liest sich wie eine Schuldzuschreibung. Da wurde meiner Meinung nach jede Empathie zumindest verschwiegen.

marieta antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Das war nicht böse gemeint.

Anonymous antworten
marieta
(@marieta)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 434

Manchmal hilft es, ein paar Worte mehr zu verlieren.

marieta antworten


Suzanne62
Beiträge : 7698

Meine Familie war das, was Psychologen und Sozialarbeiter "dysfunktional" nennen - mein Vater war meine ganze Kindheit und Jugendzeit hindurch und darüber hinaus Alkoholiker und spielsüchtig.
Wenn ich mich zu einem halbwegs sozialverträglichen Menschen entwickelt habe, verdanke ich das wohl vor allem meinen Großeltern, vor allem meiner Großmutter.
Während meine Eltern beide nichts "mit Kirchens am Hut" hatten, war sie meine erste Religionslehrerin.
Sie erzählte mir Geschichten aus der Bibel und von Heiligen, nahm mich mit in die Kirche und brachte mir bei, den Rosenkranz zu beten - aber vor allem hat sie den Glauben überzeugend gelebt.
Sie hat,obwohl sie in ihrem Leben wirklich viel Driss erlebt hat - Krieg, Vertreibung, Flucht, Unwillkommensein und Ausgegrenztwerden - nie jemanden gehasst und nie den Wunsch gehabt, sich für erlittenes Unrecht zu rächen.
Immer war sie bereit, das Wenige, das sie hatte, mit anderen, die noch weniger hatten, zu teilen.
Sie war für mich ein Licht in einer Zeit meines Lebens, die sonst sehr kalt und dunkel gewesen wäre....

suzanne62 antworten
1 Antwort
Simmy
 Simmy
(@simmy)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 2518
Veröffentlicht von: @suzanne62

Sie hat,obwohl sie in ihrem Leben wirklich viel Driss erlebt hat - Krieg, Vertreibung, Flucht, Unwillkommensein und Ausgegrenztwerden - nie jemanden gehasst und nie den Wunsch gehabt, sich für erlittenes Unrecht zu rächen.

Das bewundere ich auch an meinen beiden Omas - obwohl sie so viel durch den Krieg mitgemacht haben, waren und sind sie trotzdem so zufrieden und dankbar.

simmy antworten
Simmy
 Simmy
Beiträge : 2518

Was für ein schöner Thread!
Tolle Idee 😊

Meine Opas habe ich leider beide nicht kennengelernt. Mein Vater erzählt in letzter Zeit öfter von seinem Vater - der sich so sehr Enkelkinder gewünscht hätte und sie doch nie kennengelernt hat.
Dafür hatte seine Frau - meine Oma - immer ein offenes Haus für uns und es gab auf jeden Fall immer genug zu essen. Eigentlich immer Hühnerfrikassee und Buchstabensuppe und leider habe ich auch nie wieder so gute gegessen wie bei ihr.
Auch ihre Kekse waren einmalig.
Nur widersprechen durfte man ihr nicht, da wurde sie dann doch sehr streng und war der Meinung, dass Kinder sich zu fügen haben.

Meine andere Oma lebt noch und als Kind habe ich sie immer wieder gebeten, mir Geschichten von früher aus ihrer Kindheit zu erzählen - das waren so tolle Geschichten!
Von ihrem Bruder, der immer die Süßigkeiten vom Weihnachtsbaum naschte - bis der Vater dann eine Glocke in den Baum hing.
Oder von der Puppe, die sich meine Oma so sehr wünschte und die ihre wohlhabene Patentante ihr schenkte.
Oder wie sie das erste Mal Schokolade in Form eines Mohrenkopfes beim Kaffee trinken serviert bekam und es nicht essen wollte, weil sie dachte, es sei ja wohl Dreck, da es so schwarz war 😀

Immer wieder denke ich, wie gut wir es doch haben und wie froh ich bin, dass meine Oma mich so an der Vergangenheit teilhaben ließ.
Beim nächsten Treffen frage ich sie mal wieder nach den Geschichten 😊

simmy antworten
1 Antwort
Schwabe63
(@schwabe63)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 25

An meine Oma habe ich dagegen nicht nur gute Erinnerungen. Sie konnte recht cholerisch sein.

Ich war mal mit meiner einige Jahre jüngeren Schwester bei ihr, weil meine Mutter für einige Stunden etwas zu erledigen hatte. Meine Schwester und ich (wir waren beide noch ziemlich klein) spielten im Wohnzimmer zusammen. Und dann passierte, was unter Geschwistern eben mal vorkommen kann: Wir fingen an zu streiten. Ich will nicht behaupten, dass ich an dem Streit ganz unschuldig war. Aber meine Oma kam angerannt, schrie mich zusammen, wurde auch fast noch handgreiflich, nahm dann meine Schwester zu sich (mit den Worten: "Gell du, wir zwei verstehen uns doch und haben mit dem da nichts zu tun") und verbannte mich aus dem Wohnzimmer. Dabei sagte sie, wie enttäuscht sie von mir ist. Und dass ich gar kein lieber Enkel sei.

Eine gefühlt endlos lange Zeit musste ich allein im Flur verbringen. Dann rief sie mich und meinte, jetzt sei sie wieder gut mit mir.

Ich war damals so verstört, dass ich das hinterher meiner Mutter nicht erzählt habe, obwohl ich ihr als Kind sonst so gut wie alles erzählt hatte. Erst viel später habe ich ihr das mal erzählt. Und da meinte sie: "Wenn das dein Opa gewusst hätte, hätte er die Sache auf eine andere, gute Art, in Ordnung gebracht."

Mein Opa war wohl zu seinen eigenen Kindern auch oft recht streng. Aber später im Alter ist er sehr milde und weise geworden. Und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte er schon immer gehabt.

Meine Oma ist vor gut 25 Jahren gestorben und ich habe in dieser Sache inzwischen meinen inneren Frieden geschlossen. Sie war noch aus der Kriegsgeneration und hatte es deshalb sehr oft sehr schwer gehabt. Das hat ihr natürlich nicht das Recht zu einem solchen Verhalten gegeben. Aber ich trage ihr nichts mehr nach; schon gar nicht über den Tod hinaus.

schwabe63 antworten


Seite 1 / 2
Teilen:

Hey du!

Dieses Forum ist für dich kostenlos.
Das funktioniert nur, weil uns treue Menschen regelmäßig mit ihrer Spende unterstützen.
Bist du dabei?