Depressionen u.a.
Ich bin neulich darauf angesprochen worden, wie depressiv anmutende Beschreibungen eines Schriftstellers einzuordnen sind. Ich möchte das aufgreifen und generell etwas zu Depressionen und anderen seelischen Auffälligkeiten sagen.
Depressive, ängstliche, zwanghafte und hysterische Gefühle sind für sich genommen keine Besonderheiten, jedenfalls nicht im krankhaften Sinne. Sie dienen alle auf irgendeine Weise dazu, mit den Problemen des Alltagslebens fertig zu werden, z.B. indem man sich mit einer depressiven oder ängstlichen Reaktion aus einem aktuellen Geschehen zurückzieht.
Krankhaft ist es dann, wenn Ausmaße annimmt, die keine Hilfe mehr darstellen, oder wenn solche Gestimmtheiten ohne jeden Anlass auftreten oder nach einem Anlass noch weiter fortbestehen. Dann wird bei genauem Hinsehen aber auch fast immer deutlich, dass der Hintergrund uralte Probleme sind, die damals schon nicht gelöst wurden und sozusagen heute wieder wach geworden sind.
Davon abgesehen scheint es mir ein depressiv gefärbtes Erleben der Wirklichkeit zu geben, das so hier gar nicht eingeordnet werden kann. Am besten hat das vor Jahren ein Künstler zum Ausdruck gebracht. Der meinte, dass er mit der Therapie aufhören müsste. Auf die die Frage warum, meinte er: „Ja, das waren bis jetzt so Depressionen, wie man sie nicht haben will, böse Depressionen. Aber wenn wir jetzt weitermachen würden und es hätte auch weiter so einen Erfolg, dann hätte ich auch die anderen, die guten Depressionen, nicht mehr, und dann könnte ich nicht mehr malen.“
Ich bin bipolar II und ständig frage ich mich, ist meine Stimmung normal oder schon krankhaft, muss ich gegensteuern (mehr Medis, mehr Ruhe). Die Diagnose wurde vor fast 25 Jahren gestellt und ich kann es immer noch nicht richtig beurteilen. Das was du als "gute" Depressionen bezeichnest würde ich eher als Melancholie einordnen.
Eine waschechte Depression zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass einem die Motivation zu jeder Kleinigkeit fehlt, zum Malen hat man gar keine Inspiration mehr. Es ist als ob einem überhaupt nichts mehr Neues einfällt, nur noch Gedankenkreisen und/oder Angstzustände. Manchmal frage ich mich tatsächlich, ob ich in meiner Mega-Depri-Phase nicht sogar das Fegefeuer erlebt habe. Sie hat im Nachhinein viele Anschauungen in meinem Leben ins rechte Licht gerückt.
Und ich denke nicht, dass richtige heftige Depressionen von uralten Problemen kommen, auch wenn diese häufig "Thema" der Depression sind. Depressionen werden eher durch aktuellen Stress in Zusammenhang mit genetisch bedingtem Störungen im Gehirnstoffwechsel ausgelöst. Die Nerven brechen praktisch unter der aktuten Belastung zusammen, weil sie von Grund auf nicht so stabil sind.
Sicher es gibt auch die Posttraumatische Belastungsstörungen, die ebenfalls sehr einschneidend sein können, aber ich finde es wichtig, sie nicht mit Depressionen zu verwechseln.
Da Du ja leider Depression aus eigenem Erleben kennst, ist Dir sicher aufgefallen, dass mein Beitrag keine Systemaik depressiver Erkrankungen darstellt.
Es ging mir 1. darum, dass nicht jede Depressivität eine Krankheit ist, und 2. speziell es auch ein depreesives Erleben der Welt gibt, weil sie so ist, wie sie ist und man das besonders empfindet. Dabei habe ich den Eindruck, dass ds besonders bei Künstlern der Fall ist.
hallo queequeg
selbst leide ich auch schon seit vielen langen Jahren an dieser Depression. Es hat verschiedene Gründe, zu wenig
Liebe, Annahme und Wertschätzung im Elternhaus, Vererbung.
Was mir geholfen hat ist die Tatsache, das ich als Musiker hochsensibel bin. Auch viele Maler, Künstler.....sind
hochsensibel. Das ist auf der einen Seite gut, dann aber auch wieder einschränkend.
Und viele depressive Menschen sind gleichzeitig hochsensibel und depressiv. Das muss nicht immer so sein,
aber häufig treten sie gemeinsam auf. Beide Muster ergänzen sich, spielen zusammen, belasten sich auch gegenseitig.
Hochsensibel ist jetzt keine Störung. Aber diese Menschen sind einfühlsam, haben eine große Intuition, sind kreativ,
empfindsam....Interessieren sich sehr für religiöse Fragen. Werden von allen möglichen täglichen Reizen überflutet,
es fällt auch mir schwer, zur Ruhe zu kommen, oft angespannt.
Aber seit es mir klar wurde, das ich depressiv und hochsensibel bin, kann ich sehr vieles besser einordnen.
Und es hilft mehr besser im Glauben mit Gott zu leben, mit mir selbst, anderen Menschen.
liebe Grüße,
"Aber seit es mir klar wurde, das ich depressiv und hochsensibel bin, kann ich sehr vieles besser einordnen."
Wenn man Dinge einordnen kann, kommt man fast immer auch besser damit klar, das habe ich oft erlebt.
Mich hat bei dieser Fregestellung - vielleicht nicht klar genug ausgedrückt - aber vor allem interessiert, ob es sozusagen eine "natürliche Depressivität" gibt, die weder krank noch noch sonst irgendwie besonders ist, sondern schlicht und einfach die Wirklichkeit des Seins spiegelt. So hatte ich damals den Maler verstanden, der meinte, dass er ohne diese "gute Depression" nichts mehr "sehen" und malen könnte. Dabei waren seine Bilder, soweit ich sie gesehen haben, durchaus nicht depressiv.
"eine gute Depression, die hilft zu malen....
Vielleicht, wenn du allein bleiben kannst, ohne viele Beziehungen mit anderen Menschen zu haben."
Ja, vielleicht.
Aber das beantwortet meine Frage nicht: Gibt es eine Depressivität, die nicht anderes tut als die Wirklichkeit zu spiegeln.
In den 70-ern hatte es den Spruch gegeben "nicht der Schizophrene ist verrückt, sondern die Gesellschaft, in der erlebt". Vielleicht kann man hier ja auch sagen, "nicht der Depressive ist depressiv, sondern die Wirklich, in der er lebt".
hallo queequeg,
"die Gesellschaft ist an meiner Depression schuld." So habe ich auch mal lange Jahre gedacht.
Und ich wurde noch depressiver, habe Gott, die ganze Gesellschaft gehasst.
Heute weiß ich, Gott sei Dank, das alle Menschen vor Gott schuldig sind. Deshalb ist Gott
Mensch geworden, um für alle Menschen am Kreuz zu sterben. Wir Menschen brauchen alle Gott,
die Glücklichen und Unglücklichen, die Zufriedenen und Unzufriedenen............................
Denn Gott kann mich besser verstehen als ich mich selbst oder andere Menschen.
Queequeg, Gott kennt unsere ganze Geschichte, mit allen Punkten und Kommas.
Und Er wirft uns nicht unsere Ängste vor, unsere Verzweiflung.
Und mit Seiner Hilfe dürfen wir uns immer wieder auf den Weg machen, Hilfen und Lösungen zu
suchen und zu finden, die uns entlasten.
Gott fordert uns nicht mit zu vielen Vorwürfen. Wir sollen Gott mehr vertrauen, nicht
zweifeln, und von der Angst nicht unterkriegen lassen.
Oder man droht mit dem Bösen, dem Durcheinanderbringer.
Gott vertrauen, immer wieder, das wir mit und in Seiner Kraft, diese Belastungen der
Depression immer mehr überwinden.
Ein hochsensibler Mensch reagiert immer mit allen Sinnen. Er hört mehr als der Durchschnitt, Er
sieht viel mehr, ist hellhöriger für Gottes Stimme. Viele Dinge, die manche Menschen beiseite
schieben, erlebt der hochsensible Mensch deutlicher.
Aber das hat mich selbst schon in die Verzweiflung getrieben.
Als Grübler und Schwarzseher, immer das Schlimmste vermuten.
Wie oft musste ich mich schon als Vater und Ehemann für meine Ausraster entschuldigen........
Aber Gott ist immer noch größer,
liebe Grüße,
Schön und gut, geht aber auch auf meine Frage nicht ein.
In den 70-ern hatte es den Spruch gegeben "nicht der Schizophrene ist verrückt, sondern die Gesellschaft, in der erlebt". Vielleicht kann man hier ja auch sagen, "nicht der Depressive ist depressiv, sondern die Wirklich, in der er lebt".
Die 70er sind passé und man hat Fortschritte darin gemacht, diese Erkrankung zu verstehen. Sie hat nur am Rande mit äußerlichen Einflüssen zu tun. Bitte verkläre solche Erkrankungen nicht als Symptom der Gesellschaft.
Es gibt Umstände, die Depressionen begünstigen, aber sie sind nicht Ursache. Und ja, besonders sensible Menschen erkranken eher daran als Menschen mit Nerven aus Stahl.
Tatsächlich. Das wundert mich doch sehr. Fast so wie, dass niemand auf meine eigentliche Frage eingeht, obwohl ich sie inzwischen klar genug gestellt habe.
Fast so wie, dass niemand auf meine eigentliche Frage eingeht, obwohl ich sie inzwischen klar genug gestellt habe.
Das liegt vielleicht daran, dass in deinen Posts keine Frage zu finden ist ...
Ich möchte aber noch etwas zu dem von dir beschriebenen Künstler sagen: eine Depression aufrecht zu erhalten, um gute Bilder zu malen, zeigt wie sehr dieser Mensch im Leistungsdenken gefangen ist. Ein solcher Zwang, etwas "Gutes" erschaffen zu müssen, ist nicht sehr gesund und der innere Druck wirkt sich wiederum nicht gerade wohltuend auf die Psyche aus.
Mensch, was ist los mit dir? So kenne ich dich gar nicht.
Nein, es gibt keine "guten" Depressionen, allerdings sind Gefühle wie Traurigkeit und Wut Teile eines gesunden Empfindens, das sind aber keine Depris.
"Gibt es eine Depressivität, die nicht anderes tut als die Wirklichkeit zu spiegeln."
Ist das keine Frage? Wenn nicht, was dann?
"Ich möchte aber noch etwas zu dem von dir beschriebenen Künstler sagen: eine Depression aufrecht zu erhalten, um gute Bilder zu malen"
Gut, dass Du den aus der Distanz und Unkenntnis besser verstehst, als ich in 2 Jahren Zusammenarbeit.
"Nein, es gibt keine "guten" Depressionen,"
Wenn Du das meinst, wird es wohl so sein.
Daraus schließe ich, dass die Wirklichkeit selbst keinesfalls depressiv ist, und alles Depressive irgendwie fehlgeleitet ist, vor allem dann wohl durch einen gestörten Hirnstoffwechsel. Damit ist die Frage dann leicht beantwortet. Mehr wollte ich nicht.
Daraus schließe ich, dass die Wirklichkeit selbst keinesfalls depressiv ist, und alles Depressive irgendwie fehlgeleitet ist, vor allem dann wohl durch einen gestörten Hirnstoffwechsel. Damit ist die Frage dann leicht beantwortet. Mehr wollte ich nicht.
Ich würde Depressionen durchaus mit Krebs vergleichen. Sie ist eine körperliche Erkrankung, die durch äußere Umstände ausgelöst werden können, aber nicht müssen. Das hängt von genetischer Veranlagung ab und auch von Umwelteinflüssen, genau wie bei Krebs, welcher durch Umweltgifte ausgelöst werden kann. Daher finde ich deine Gedanken hierzu, gar nicht so abwegig. Aber das Thema Depression so zu vereinheitlichen und als romantische Metapher für eine kranke Gesellschaft zu benutzen, stößt wohl den meisten Menschen, die daran erkrankt sind, bitter auf. Weil wir ständig mit Vorurteilen und falschen Einschätzungen zu tun haben. Depression ist grausam und verursacht schlimmes Leid. Ich kenne es selbst: man versuch verzweifelt herauszufinden, was nicht stimmt, wo man "Fehler" macht, kann den Absturz aber nicht verhindern. Dann bekommt man noch so tolle Ratschläge, wie "nicht soviel Handy sein", Schüsslersalze zu nehmen, mehr rauszugehen (!) und fühlt sich überhaupt nicht verstanden.
Auch sind die von dir angesprochenen Ängste, Zwänge und Hysterien nicht mit Depressionen gleichzusetzen. Es sind Symptome, die von Traumata, Persönlichkeistsstörungen oder auch tatsächlich von Depressionen herrühren können.
Man kann darüber diskutieren, in wie weit die Zivilisation als solche erkrankt ist und in wie weit sie Depressionen begünstigt, aber bitte mit Respekt auf Betroffene.
Ich bitte dich dennoch, Respekt zu zeigen und das Thema nicht zu missbrauchen.
"Gibt es eine Depressivität, die nicht anderes tut als die Wirklichkeit zu spiegeln."
Ist das keine Frage? Wenn nicht, was dann?
Ich verstehe nicht, was Du damit meinst, wenn Du sagst, eine Depressivität spiegelt die Wirklichkeit wider. Das ist so abstrakt, damit kann ich nichts anfangen. Kannst Du da vielleicht noch ein oder zwei Beispiele geben?
Daraus schließe ich, dass die Wirklichkeit selbst keinesfalls depressiv ist
Wie soll eine Wirklichkeit depressiv sein? Sie ist ja kein Mensch?
Ich hab es ja anhand des Malers versucht zu verdeutlichen.
Aktuell ausgelöst wurde mir die Frage durch einen Schriftsteller, bei dem die Frage war, ob er datsächlich im klinischen Sinne unter Depressionen leidet, oder eine Wirklichkeit beschreibt, die einfach depressiv ist.
MaW ist die Wirklichkeit des Lebens selbst solcherart, dass ihre tatsächliche Depressivität nur von den meisten Meisten so gut ausgeblendet ist, dass sie nicht empfunden wird und nur die, die das eben nicht ausblenden, dieses Depressive des Seins auch empfinden und auf irgendeine Weise künstlerisch zum Ausdruck bringen..
MaW ist die Wirklichkeit des Lebens selbst solcherart, dass ihre tatsächliche Depressivität nur von den meisten Meisten so gut ausgeblendet ist, dass sie nicht empfunden wird und nur die, die
Das ist in gewisser Weise auch so. Negative Gefühle werden gerne verdrängt. Aber das was verdrängt wird, sind keine Depressionen. Das wäre in etwa so, als würdest du Pickel als Hautkrebs bezeichnen. Du verharmlost hier die Depression, so wie es ein Großteil der nicht Betroffenen tut. Dagegen wehre ich mich
Aktuell ausgelöst wurde mir die Frage durch einen Schriftsteller, bei dem die Frage war, ob er datsächlich im klinischen Sinne unter Depressionen leidet, oder eine Wirklichkeit beschreibt, die einfach depressiv ist.
Wie Mariposa würde ich eine gewisse künstlerische "Schwermütigkeit" nicht als Depression bezeichnen. Eine Depression kann man meiner Meinung nach nicht wirklich aus- und anknipsen, bzw. sehr lange unterdrücken.
Dazwischen gibt es aber noch andere Stimmungen, die Du vielleicht meinst und als "Depression" bezeichnest, wenn auch nicht klinisch.
Hab ich das jetzt richtig erfasst?
"Hab ich das jetzt richtig erfasst?"
Es geht mir nicht um Depressionen im klinischen Sinn, also nicht um Depression als Krankheit. Deshalb sind sämtliche Einwürfe, die sich darauf beziehen, hier fehl am Platz.
Ich kann es nicht besser formulieren als: Kann die Lebenswirklichkeit selbst (mit allem, was dazu gehört auch an Leidvollem) etwas sein, was dem, der das empfindet, ein depressives Lebensgefühl beschert, ohne im Krankheitssinn eine Depression zu generieren.
Das finde ich aber pietätlos, zumal man diese "Zustände" überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. Kannst du das nicht einfach respektieren?
Wie wäre es mit Melancholie als Ausdruck?
Ich kann es nicht besser formulieren als: Kann die Lebenswirklichkeit selbst (mit allem, was dazu gehört auch an Leidvollem) etwas sein, was dem, der das empfindet, ein depressives Lebensgefühl beschert, ohne im Krankheitssinn eine Depression zu generieren.
Das kommt dem schon sehr nahe, was ich meine.
Ist das keine Frage? Wenn nicht, was dann?
So hat er es in seinem Ausgangspost nicht formuliert. Ich kann sie dort nirgendwo finden.
Er sagte auch etwas von "inzwischen" ... er hat sie im Gespräch mit hundemann klarer formuliert, soweit ich das sehe.
@queequeg Am besten hat das vor Jahren ein Künstler zum Ausdruck gebracht. Der meinte, dass er mit der Therapie aufhören müsste. Auf die die Frage warum, meinte er: „Ja, das waren bis jetzt so Depressionen, wie man sie nicht haben will, böse Depressionen. Aber wenn wir jetzt weitermachen würden und es hätte auch weiter so einen Erfolg, dann hätte ich auch die anderen, die guten Depressionen, nicht mehr, und dann könnte ich nicht mehr malen.“
Das erinnert mich an meinen Malerei-Professor. In irgendeinem Colloquium kam zur Sprache, dass Gerhard Richter, sein weltberühmter Kollege, regelmäßig einmal die Woche zu seinem Psychoanalytiker gehe, darin anderen großen Künstlern wie z.B. Woody Allen, nicht unähnlich. Mein Prof (der auch so seine psychischen Macken und ein paar sehr heftige private Schläge in seinem Leben erlitten hatte) meinte dazu: "Naja, meiner Ansicht nach brauchen wir Künstler keine Psychotherapeuten, für sowas haben wir ja unsere Malerei."
"Naja", dachte ich so im Stillen... "Naja!"
Richtig ist sicherlich, dass manche große Kunst nicht entstanden wäre, wenn ihre SchöpferInnen nicht phasenweise unglücklich gewesen wären: der unglückliche Blick auf die Welt - solange er nicht weinerlich ist - kann schärfer, präziser, ehrlicher und informierter sein und helfen, Zusammenhänge zu erkennen, die einem fröhlich-unbefangenen Menschen nicht auffallen.
Darüber hinaus gibt's auch bei Künstlern das vermutlich weiter verbreitete Phänomen, dass man sich vor düsteren Grübeleien, gerade auch nach Schicksalsschlägen, "in die Arbeit flüchtet", also produktiver wird.
Aber ich habe in meinem Leben eine ganze Reihe von KünstlerInnen kennengelernt, die nicht besser wurden in ihren "depresssiven Phasen", sondern die dann eher dazu tendierten, selbstmitleidigen Schrott zu produzieren - falls sie sich überhaupt in der Lage sahen, zu produzieren. Eigentlich war das bei der weit überwiegenden Mehrheit so. Das Klischee des melancholischen Künstlers, ungefähr so alt, wie über Künstlertum nachgedacht wird, ist ja auch den Künstlern selbst bekann und da gibt's dann halt so eine Art Rückkopplungseffekte. Da meinen dann Künstler, denen es gerade aus irgendwelchen privaten Gründen scheiße geht, dass sie darin jetzt Inspiration suchen sollten und ganz besonders authentische Werke kreiieren. Was in der Regel dann auf Schludrigkeit im handwerklichen Sinne hinausläuft: jeder schlechte Strich, jede falsch gewählte Farbmischung, jede Unkonzentriertheit in der Komposition werden dann entschuldigt: "Das ist nicht schlecht, das ist nur ehrlich, es geht hier um den Inhalt, da sind formale Details nicht so von Belang!"
So entschuldigen dann Künstler sich vor sich selbst: es wird in solchen Phasen dann womöglich sehr viel "geschaffen", denn auch das Klischee des berserkerhaft-manisch schaffenden Künstlers (wird eigentlich der "Van Gogh"-Film mit Kirk Douglas in der Hauptrolle auch heute noch im Schul-Unterricht gezeigt?) ist auch in Künstlerkreisen verbreitet und oft verhält man sich ja so, wie man meint, dass es zum Klischee, das man über sich selbst hat, passen würde...
Ich denke, dass es keine "guten Depressionen" für Künstler geben kann. Für uns als Publikum sind manche Depressionen von Künstlern sicherlich ein Gewinn gewesen, ebenso wie schwere Schicksalsschläge und Krankheiten, die manche von ihnen erleiden mussten. Man stelle sich vor, Dostojewski wäre nicht spielsüchtig gewesen, Stephen King nicht alkoholkrank oder Kafka hätte nicht so ein Ungeheuer als Vater und später keine Tuberkulose gehabt. Charles Bukowski, von dem wir vermutlich auch nicht so geniale Bücher geschrieben bekommen hätten, wenn er nicht selbst ein absolut mieses Aussenseiterdasein zwischen Pickeligkeit und Suff hätte führen müssen, schrieb mal über Mark Rothko, dass er sich nicht wundere, dass der sich umgebracht hätte. Sinngemäß: "Wenn die Leute von einem verlangen, dass man immer wieder den gleichen Scheiss malt, treibt das den besten Mann in den Selbstmord..."
Bukowski zeigte damit, wie präzise er diese dialektische Art der Heuchelei und Verlogenheit im Kunstbetrieb er durchschaute: indem das Unglück der Künstler, zum Kunstwerk geronnen, vom Publikum gefeiert wird, entstehen Vorstellungen über das Künstlertum, die womöglich die Künstler erst in's Unglück treiben. Insbesondere, wenn das kombiniert wird vom Klischee des einzigartigen Stils, den Künstler angeblich hätten. So sehr ich als Kollege die Arbeiten Rothkos geil finde, so ehrlich muss ich doch sagen: für Nicht-Maler gilt: kennste einen Rothko, kennste alle Rothkos. Bukowskis Motiv-Analyse für Rothkos Selbstmord mag konkret falsch gewesen sein. Aber sie sagte etwas darüber aus, wie das Unglück und also auch die Depressionen von KünstlerInnen als Melancholie-Topos in den Kulturbetrieb gewissermaßen als etwas Wünschenswertes, da künstlerischen Gewinn Bringendes, eingepreist sind.
Um auf den von Dir erwähnten Künstler zurückzukommen: Ob "die guten Depressionen", die zu verlieren er durch die Therapie befürchtete, es wert waren, das Risiko eines Therapie-Abbrichs auf sich zu nehmen, lässt sich schwer besagen, solange man nicht weiß, ob seine Kunst durch diese "guten" Depressionen besser wurde. Falls es sich bei ihm nicht um einen bekannten/berühmten Künstler handelte, würde ich zur Antwort Nein tendieren. Weil ich halt haufenweise Künstler kenne, die nicht besser werden, wenn's ihnen Scheiße (eins der unzutreffendsten, wenn auch witzigsten Klischees in der Hinsicht sieht so aus...) geht.
Darüber hinaus ist es ja in Künstlerkreisen auch nicht ganz unüblich, dem Unglücksdruck durch Drogen zu begegnen - weil Drogenkonsum tatsächlich die Kreativität fördern kann, insbesondere Lockerheit und Spontaneität. Wiewohl ich selbst dafür bin, Drogenkonsum vollständig zu entkriminalisieren, denke ich andererseits aber nicht, dass Drogenabhängigkeit eine gute Sache sei und die Stories über Künstler-Abstürze durch Drogenmißbrauch sind Legion: so ziemlich der überwiegende Teil jener KünstlerInnen, bei denen man sagen könnte, dass ihr Unglück sich positiv auf die Qualität ihrer Kunst auswirkte, dürfte Drogenprobleme haben oder gehabt haben. Auch diese statistische Korrelation sollte man womöglich hinsichtlich des von Dir zitierten Künstlers im Hinterkopf behalten. Als selbst (videospiel-) süchtiger Künstler kenne ich alle möglichen Zweckrationalisierungen: diejenige, dass es für die Kunst gut sei, wenn man sich schlecht fühlt, man also, indem man weiter seinem Suchtverhalten fröhnt, sich gewissermaßen für die Kunst opfere, ist so eine...
Stünde ich im Gespräch mit diesem Künstler würde ich ihm in's Gesicht sagen: "Die Menschheit kann gut auf Deine Kunst verzichten, denke also nicht, Du stündest da in irgendeiner Opfer-Pflicht!" (Hätte es da Vinci, Bach oder Shakespeare nie gegeben: würde jemand ihre Werke vermissen? Selbstverständlich nicht.)
(Hätte es da Vinci, Bach oder Shakespeare nie gegeben: würde jemand ihre Werke vermissen? Selbstverständlich nicht.)
Nichts gegen Deine Ausführungen, die fand ich ziemlich spannend und gibt Stoff zum Nachdenken, aber mit dem Satz triffst Du meiner Meinung nach nicht. Logischerweise kannst nichts vermissen, was nicht da ist, das ist ne in sich unschlüssige Argumentation.
Diese Künstler sind alle großartige, unvergleichbare Künstler, die atemberaubende Kunst geschaffen haben und ich bin überzeugt davon, die Welt wäre ärmer ohne sie.
Aber ich stelle mir schon auch die Frage: hätte Van Gogh so schöne Bilder malen können, wenn er sich kein Ohr abgeschnitten hätte? Ist schon ein hoher Preis für Kunst, zumal er von dem Erlös ja absolut nichts mehr hatte.
Tricky.
https://modernperformanceart.wordpress.com/essays/joseph-beuys-jeder-mensch-ist-ein-kuenstler/
Jeder Mensch ist ein Künstler
Joseph Beuys
oh, und ich wäre gerne ein Lebenskünstler................
Wie schon geschrieben sind gerade Künstler, wie Maler, Musiker, Bildhauer usw,
hochsensible Menschen. Und ich weiß es von mir selbst, das ich schneller ermüdet, ausgelaugt,
schneller mit meinen Kräften am Ende bin.
Auch wenn ich es oft nicht wahr haben möchte, vielen Überforderungen muss ich aus dem
Weg gehen. Weil ich auch schnell an meine Grenzen komme.
Nicht immer helfen gute Ratschläge. Muss selbst versuchen wie ich ruhiger und ausgeglichener
bin, und bleibe. Wie ich meine Kraftreserven wieder aufladen kann. Wie ich mich hilfreich
abreagiere, und entspanne.
Mir hilft da am besten Musik, andere malen, nähen, Handwerken, basteln...............
Meine Grübeleien und bedrückenden Gedanken kann ich in der Musik los lassen.
Aber alle Ratschläge, die mir gefallen, wie ich am besten zur Ruhe kommen, müssen
nicht für andere Menschen gelten.
Hat ein Mensch etwas Gutes für sich entdeckt, kann er es mit Gottes Beistand realisieren.
liebe Grüße,
oh, und ich wäre gerne ein Lebenskünstler................
Seine Grenzen zu kennen und sie zu respektieren, wie du es tust, IST doch Lebenskunst.
Ich bin auch schnell Reiz überflutet und muss aufpassen.Dann fühlt sich mein Kopf an, wie ein Motor, der nicht mehr auszuschalten ist. Angstzustände und Derenlisationserscheinungen sind die Folge. Ich kann dann Farben nicht mehr richtig wahrnehmen. Alles wird grau vor meinen Augen. Das ist aber erst so, seitdem diese Erkrankung bei mir ausgebrochen ist. Danach habe ich meine "Freunde" verloren, weil ich nicht mehr mithalten konnte, es gab aber auch noch andere Gründe.
Gott hat mir aber dafür viel Wunderbares geschenkt, was viel wertvoller für mich ist.
liebe mariposa,
oh, auch ich habe schon einige Beziehungen durch meine Depression verloren.
Doch heute bin ich darüber nicht mehr so nachtragend. Eine Depression kann aus
meiner heutigen Sichtweise nur der Mensch verstehen, der diese auch schon selbst
erlebt hat.
Und wie schon geschrieben, allein zu leben in der Depression mag vielleicht leichter
sein. Aber in uns Menschen steckt das ganz natürliche Bedürfnis nach Beziehung.
Trotz das ich auch manchmal Probleme habe mich zu zeigen, auch mit meiner Depression.
Angst, wegen meiner Depression wieder verlassen zu werden, uns somit anderen Menschen
zu vertrauen. Angst, verletzt und gekränkt zu werden.
liebe Grüße,
@tristesse Logischerweise kannst nichts vermissen, was nicht da ist, das ist ne in sich unschlüssige Argumentation.
Naja, Du musst Dich schon entscheiden, ob ein Argument logisch ist oder unschlüssig. 😉
Diese Künstler sind alle großartige, unvergleichbare Künstler, die atemberaubende Kunst geschaffen haben und ich bin überzeugt davon, die Welt wäre ärmer ohne sie.
Sie wäre anders. Aber niemand auf dieser anderen Welt würde etwas vermissen, oder vermisst Du z.B. die großartige Literatur, die ein indischer Straßenjunge, der leider mit sieben Jahren an einer Durchfallerkrankung starb, ansonsten verfasst hätte?
Wir können nur etwas vermissen, das wir kennen.
Aber ich stelle mir schon auch die Frage: hätte Van Gogh so schöne Bilder malen können, wenn er sich kein Ohr abgeschnitten hätte?
Welche der "schönen Bilder" meinst Du denn? Nach der Ohr-Episode hat er m.A.n. nicht seine besten Bilder gemalt. Aber ich meine zu verstehen, was Du meinst: hätte van Gogh ohne sein psychologisches Naturell solche Bilder gemalt? Die Antwort lautet: selbstverständlich nicht.
Aber: ich behaupte, dass von den vielen Menschen, die selbst nicht malen (und daher von Malerei keine auf praktischer Erfahrung basierende, also - Achtung, Arroganzalarm! - überhaupt keine, Ahnung haben), aber van Goghs Bilder so hoch schätzen, die Mehrheit gar nicht so recht anzugeben wüßten, warum sie die Bilder mögen, ohne auf den Künstler und sein Leben, bzw. die sich darum rankenden Geschichten, zu sprechen zu kommen: Das Schöne (oder Bewegende, oder Ergreifende oder was auch immer...) auch von van Goghs Werken entsteht erst per Rezeption, also im Kopf der Betrachter. Und im Kopf der Betrachter sind da halt die Geschichten über van Gogh, diese kulturelle Sozialpornografie...
Ich hatte ja mit da Vinci, Bach und Shakespeare drei absolute Top-Künstler genannt, die nicht unbedingt für die Gerüchte um ihre von Depressionen oder Psychosen geprägte Persönlichkeit bekannt sind: Drei Fixsterne der Kunst, deren Werke den Vorteil haben, dass man nichts über ihre Urheber wissen muss, um sie bestaunen und lieben zu können.
Und wenn Du mal ein wenig nachsinnst, welche wirklich unumstrittenen Künstler Dir so einfallen (sie sollten schon hundert Jahre tot sein und dadurch ihre "Haltbarkeit" bewiesen haben), dann überlege mal, wieviele von denen tatsächlich depressive Menschen gewesen sind. Viele fallen mir jedenfalls nicht ein. Was wohl auch damit zusammenhängen dürfte, dass man im depressiven Zustand üblicherweise unproduktiv ist. Manisch-depressive, also psychologisch auf- und ab taumelnde Künstler fallen mir da schon mehrere ein, aber man darf sich da nichts vormachen: auch das Narrativ vom "rauschhaft" schaffenden Künstler ist eben häufig nur eine idealisierende Übertreibung. Adolph Menzel (meiner Meinung nach der beste deutsche Maler und insbesondere Zeichner des 19. Jahrhunderts) hat mal, was ihn auszeichnete (sic!), so auf den Punkt gebracht: "Alles Zeichnen ist nützlich. Und Alles zeichnen auch."
Und wenn wir nun darüber nachdenken, ob es für die Kunst von van Gogh wichtig war, dass er sich ein Ohr abschnitt, bzw. ob seine psychischen Erkrankungen eine notwendige Voraussetzung für die "Kraft" seiner Gemälde waren, so sollten wir berücksichtigen, dass über etwas anderes nicht lang nachgedacht werden braucht: sein Fleiß* war auf jeden Fall eine Voraussetzung. Ohne viel Üben und Fleiß wäre er von hier nach da garantiert nicht gekommen, denn man kann sich soviele Ohren und sonstige Körperteile abschneiden, wie man fündig wird, man kann sich durch Drogensucht und Beziehungskatastrophen kämpfen und vom Schicksal alle gelieben Menschen wegbomben lassen: wenn man ein gutes Bild, dass dann vielleicht, das Kunstpublikum bewegend, entsprechende Inhalte ausdrückt, malen will, muss man aus Erfahrung wissen, an welche Stelle man das Blau, das Gelb oder das Rot auf die Leinwand zu schmieren hat...
Karl Valentin, als Clown und Komiker ja schon berufsbedingt sicherlich mit allem Traurigen und Tragischen gut vertraut (um aus dieser Quelle den Humor zu schöpfen), sagte (das ist das einzige Zitat von ihm, das ich mir merkte, weil man's halt so oft anwenden kann) mal: "Kunst ist schön, aber macht viel Arbeit."
Da ich, während ich das hier schreibe, immer noch queequegs Ausgangsposting im Hinterkopf habe mit dem Künstler, der sich sorgt, zuviel Erfolg bei der psychotherapeutischen Behandlung könne ihm womöglich die "guten" Depressionen abhanden kommen lassen, also die Motivation, oder, lyrischer gesprochen: die Inspiration... Kommt mir noch ein Zitat von einem Künstler in den Sinn, dessen Name mir gerade entfallen ist. Der antwortete auf die Frage einer Journalistin, wo er sich seine Inspiration für seine Kunst suche: "Ein richtiger Künstler sucht nie nach Inspiration, aber stets nach ein paar freien Minuten im Terminkalender."
Und wenn der dann Picasso heißt, so ließe sich der Zitateringelreihen abschließen, dann sucht er nicht, sondern findet... 😉
*Ich werde jedes Mal "depressiv", wenn ich mir wieder in Erinnerung rufe, wie unglaublich fleissig die von mir am meisten verehrten Maler waren: Rembrandt, Rubens, Velasquez, deHeem, Menzel, Singer Sargent, Monet... Und dasselbe gilt für meine Lieblingsschriftsteller oder Musiker...
"Künstler, der sich sorgt, zuviel Erfolg bei der psychotherapeutischen Behandlung könne ihm womöglich die "guten" Depressionen abhanden kommen lassen, also die Motivation, oder, lyrischer gesprochen: die Inspiration..."
Das war für ihn weder noch, sondern "einfach" sein Erleben der Welt.
Das ist auch, wo ich letztlich drauf hinaus will - egal, ob als Beispiel ein Maler dient oder ein Schuster oder ein Verkäufer im Supermarkt.
@queequeg Das ist auch, wo ich letztlich drauf hinaus will
Hhmm... Irgendwie habe ich noch immer nicht genau verstanden, worauf Du hinaus willst? Was ist Deine These? Oben schriebst Du:
Davon abgesehen scheint es mir ein depressiv gefärbtes Erleben der Wirklichkeit zu geben, das so hier gar nicht eingeordnet werden kann.
Ist das so verstehen, dass manche Ausdrücke, manches Reden über die Welt (Wirklichkeit), die deprimiert erscheinen, nicht aufgrund derer, die sie machen, so erscheinen, sondern damit zu tun haben, dass die Welt/Wirklichkeit halt ein guter Grund für solche Ausdrücke sei? Nach dem Motto: "Pessimisten sind nur Realisten mit dem Mut zur Wahrheit." ?
Geht es Dir eigentlich also um den Zustand der Welt und denkst Du, dass manche Leute, die deprimiert sind, sich einfach nur stimmig zu diesem deprimierenden Zustand verhalten und nicht falsch/dysfunktional?
@queequeg Nun - diesen Grundgedanken hege ich häufig selbst. Aber immer, wenn ich länger drüber nachdenke, gelange ich zu der Vermutung, dass er falsch ist. 😉
Ja, das war ja die Frage - Frage, nicht eine Antwort oder Behauptung.
Aufgetreten ist sie anhand von Texte von Dag Hammarskjöld, wo die Frage war, ob sie einen Hinweis für eine der depressiven Krankheiten geben, oder ob sie etwaa eigenes darstellen. Im Gegensatz zu Dir schließe ich aus dem, was er geschrieben hat, dass es ein depressives Welterleben gibt, das nicht krankhaft ist, sowenig wie ein fröhliches Weltgefühl eine Manie nachseist.
Aber beide Gefühle können Bestandteile verschiedener Krankheiten sein.
Ganz abgesehen von Hammarskjöld - wenn man die Genesis zugrunde legt, wie wohl werden die Lebensgefühle der Menschen gewesen sein, die aus einem Eden, das fast das Paradies war, in ein Leben entlassen wurden, das alles andere als ein Paradies war. Von Depression und anderen seelischen oder sontigen Erkrankungen war damals noch keine Rede. Aber wie wohl wird ihr Gemütszustand gewesen sein?
Welterleben gibt, das nicht krankhaft ist, sowenig wie ein fröhliches Weltgefühl eine Manie nachseist.
Während einer Manie ist man nicht fröhlich, sondern getrieben, hat interessante und wirre Ideen, selbstverherrlichen bis größenwahnsinnig, je nach Ausprägung.
Außerdem ist das Gegenteil von fröhlich nicht depressiv, sondern traurig.
@queequeg Aufgetreten ist sie anhand von Tex
e von Dag Hammarskjöld
Geht's da um sein Tagebuch?
Ganz abgesehen von Hammarskjöld - wenn man die Genesis zugrunde legt, wie wohl werden die Lebensgefühle der Menschen gewesen sein, die aus einem Eden, das fast das Paradies war, in ein Leben entlassen wurden, das alles andere als ein Paradies war.
Da bin ich raus. 🙂
"...wenn man die Genesis zugrunde legt ..." "Da bin ich raus."
Das ist nun mal das christliche Narrativ. Mich wundert dabei nur, dass ja einerseits Gott alles gut gemacht hat, dann das reale Leben als als so schlecht und überwindungspflichtig dargestellt wird.
Klar, für alle möglichen Bösartigkeiten der Menschern untreinander kann man den "Gott-sei-bei-uns" verantwortlich machen. Aber für Tornados, Tsunamis und Vulkanausbrüche wohl kaum. Bleibt als Konsequenz ja wohl nur, dass dann Gott das Leben genauso gewollt hat, wie es ist und es ganz einfach unsere Aufgabe ist, es zu leben.
Ohne dieses Narrativ macht aber die Mäkelei über das Leben noch weniger Sinn. Da gäbe es dann vielleicht Dinge, die man ändern könnte und andere, die man nicht ändern kann. Und vielleicht gäbe es auch hier und da die Weisheit, das unterscheiden zu können.
@queequeg Ohne dieses Narrativ macht aber die Mäkelei über das Leben noch weniger Sinn.
Ich merke gerade, dass ich Dein Eingangsposting ziemlich mißverstanden hatte. Ich war davon ausgegangen, dessen Hintergrund seien eher tagesaktuelle globale (politische) Entwicklungen, Stichworte Pandemie, Klimawandel/Katastrophe, KI oder Weltkriegsgefahren a la Ukraine, Nahost oder Taiwan. Aber Hammarskjöld ist ja schon 'ne Weile tot und Dein Bezug auf die Genesiserzählung deutet darauf hin, dass das Thema eigentlich uralte Ideen oder Fragen sind: Theodizeeproblematik, Pessimismus* und/oder Melancholie als "richtige", zu den Tatsachen am ehesten passende Beurteilung der Welt.
*Kannst Du eigentlich mit Schopenhauer was anfangen?
Nee, lerider nicht, bis zu ihm bin ich nie vorgedrungen.
Ja, und ich bin in der Tat nicht von Tagesereignissen oder momentanen Gestimmtheiten ausgegangen.
@queequeg Nee, lerider nicht, bis zu ihm bin ich nie vorgedrungen.
Na, dann wird's aber Zeit. 😉 Um Dir Lust auf ihn zu machen: [Schleichwerbung: on]
Manche Sichauskenner behaupten, er habe bestimmte psychoanalytische Perspektiven schon fast 100 Jahre vor Freud entwickelt...
Davon abgesehen: ihn zu lesen ist überaus unterhaltsam, da er stilistisch aufmerksam und um Verständlichkeit äußerst bemüht war. Darüber hinaus gibt's kaum jemanden, der so herrlich schimpfen und wettern und lästern und sarkastisch sein kann, wie er.
Seine Abhandlungen über den Freien Willen und die Grundlagen der Moral (welche er im Mitleid gefunden zu haben meint) sind stark und überzeugend und haben sich m.A.n. bis heute als ziemlich haltbar und fundiert erwiesen. Selbst da, wo er noch voll in den Vorurteilen seiner Zeit gefangen war (z.B. mit seiner wenig respektvollen Perspektive auf "die Weiber"... *hüstel*) schaffte er es stets, so knackig zu formulieren, dass er bis heute einen quasi unerschöpflichen Steinbruch für espritvolle Zitate darstellt. Philosophisch gilt er ja als der wohl berühmteste Pessimist, und damit könnten Dir seine Schriften womöglich eine Menge zum hier diskutierten Threadthema aufzeigen. Das Gute dabei: wenn man ihn liest, wird man ganz sicher nicht depressiv.
Wenn man sich nicht an seine philosophischen "Sachtexte" heranwagen möchte (es ist erstaunlich, wie lesbar und verständlich sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" selbst für Laien ist - ich hab's damals mit 18 Jahren gelesen: als Reiselektüre!), bieten sich seine "Aphorismen zur Lebensweisheit" an.
[/Schleichwerbung off]
ich bin in der Tat nicht von Tagesereignissen oder momentanen Gestimmtheiten ausgegangen.
Da darf ich also mal als Belegbeispiel dafür dienen, wie sehr das, was einen selbst gerade bewegt, als Filterbrille zu wirken vermag. 🙂
Hab ich mir hinter die Ohren geschrieben. Kommt als nächstes, wenn ich mit den "Bösen Philosophen" fertig bin (noch 300 von 396 Seiten).
@queequeg (noch 300 von 396 Seiten)
Gogogogogogo!!!!! 😀 😎 😀 😎 😀 😎
Danke für die Antwort. Du weißt ja, dass ich kein Freund von ausufernden Beiträgen bin und der ist mir einfach zu lang.
Mir tut das dann immer leid für die Mühe die Du Dir gemacht hast, darum sag ich auch "Danke!" und übergehe nicht wortlos.
Nichts für ungut 😉
@tristesse Alles gut. Ich schreib solche Beiträge oft eher so für mich selbst, beim Ausformulieren kann ich dann besser merken, welche Gedanken "klappen" und welche nicht. Danke für die Rückmeldung! 🙂
@jack-black Ich bewundere deine Fähigkeit zu langen Texten.
Wie wärs, wenn du mal ein Buch schreibst? Es ist sicher schnell fertig.
@tatokala Ich bewundere deine Fähigkeit zu langen Texten.
I sense a tiny bit of irony. 😀
Wie wärs, wenn du mal ein Buch schreibst? Es ist sicher schnell fertig.
Nö. Ich werkle seit über zehn Jahren dran. 🤪 🤫
@jack-black <Nein, ein bisschen, war das schon ernst gemeint. Interessant, daß du aus dem Bereich der Bildenden Kunst kommst. Das ist so eine Frage, die mich manchmal persönlich beschäftigt: was ist denn nun besser, zeichnen oder schreiben? (Natürlich nur individuell beantwortbar) Mein Eindruck geht dahin, daß die meisten Künstler eher gerade nicht so viel Bock aufs Schreiben haben oder hatten. Da fällt mir auch ein Zitat ein, vom Kasseler Hofmaler Tischbein (18.Jhd.), der sich in einem seiner Briefe beim Empfänger entschuldigt, daß er lange nicht geantwortet hat, denn "jeder Maler nimmt lieber den Pinsel zur Hand, als die Feder..."
Läuft das eher phasenweise (mal schreibt man eher, mal malt man) oder produziert man gleichzeitig auf beiden Seiten?
Oder kann es sein, daß, wenn man als bildender Künstler gelernt hat/ in der Routine ist, sich ständig "auszukotzen", daß es dann beim Schreiben auch leichter funktioniert (wenn man erst mal dabei ist)?
Natürlich gibt es auch viele berühmte Beispiele von schriftlichen Selbstzeugnissen. Die Frage ist nur, ob der schreibende(oder vielschreibende) Künstler eher die Minderheit seiner Gattung vertritt.
@tatokala Das ist so eine Frage, die mich manchmal persönlich beschäftigt: was ist denn nun besser, zeichnen oder schreiben?
Vermutlich das, was man besser kann. 😉
Ist meiner Ansicht nach eine Kapazitäten-Frage: Wo möchte man den Hauptanteil seiner (Lebens-) Zeit investieren? Übrigens sind die sprachliche und die räumlich-bildliche Hemisphere im Gehirn, falls ich mich da recht erinnere, recht weit auseinander, bei Männern wohl noch etwas strikter voneinander getrennt als bei Frauen.
@jack-black Ok. Interessant mit den Hemisphären, damit habe ich mich noch nicht befasst. Ich gugel das gleich mal.
Und wie läuft das jetzt bei dir persönlich gerade? Mehr Zeichnen oder mehr jesus.de?
@tatokala Ich gugel das gleich mal.
Es gibt von Betty Edwards ein Buch mit dem Titel: "Garantiert zeichnen lernen". Das ist ein Bestseller zum Thema* und zwar, weil ihre "Methode", die auf diesem Konzept der unterschiedlichen Sphären aufbaut, tatsächlich funktioniert. Ich hab das meinen (Privat-)SchülerInnen stets empfohlen und die meisten waren davon begeistert.
Und wie läuft das jetzt bei dir persönlich gerade? Mehr Zeichnen oder mehr jesus.de?
Jesus.de ist bei mir pure Prokrastination.
*Ich sehe gerade, dass es einem für knappe 10 Euro hinterhergeworfen wird. Das ist ein eigentlich unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis!
Selbst frage ich mich, aus welcher Motivation Künstler malen, Musik machen,
schreiben.......Aus Liebe zu Gott, zu sich selbst, Menschen. Das sie die Leiden und
Schmerzen der Depression in Kauf nehmen, aus Liebe...
Dafür einsam bleiben, auf vieles verzichten können......
Ich denke, dass Künstler in der Regel keine spezielle Motivation brauchen. Sie empfinden odeer sehen etwas in der Wirklichkeit und das beschreiben sie dann mit Worten, Bildern oder Musik. Dazu braucht man weder Gott noch sonst wen zu lieben. Die Wirklichkeit reicht da völlig aus.
Dazu braucht man weder Gott noch sonst wen zu lieben. Die Wirklichkeit reicht da völlig aus.
Kann ich so nicht bestätigen und ich glaube auch nicht, dass Du das so allgemein sagen kannst. Natürlich hast Du prinzipiell Recht, aber ich z.B. würde ohne Gott völlig andere Bilder malen, wenn ich überhaupt malen würde. Malen ohne von Gott und seinem Wort inspiriert zu werden ergibt für mich persönlich keinen Sinn.
Kann ja sein, dass Du andere Bilder malen würdest. Aber ich denke schon, dass die meisten Künstler ihre Werke - nicht nur Malerei - ohne rfeligiöse Motivation erstellen, einfach, eil sie das darstellen wollen, was sie bewegt.
Aber ich denke schon, dass die meisten Künstler ihre Werke - nicht nur Malerei - ohne rfeligiöse Motivation erstellen, einfach, eil sie das darstellen wollen, was sie bewegt.
Schau mal auf "säkularen" Bildern, wo eine einzelne brennende Kerze mit einkomponiert ist. Das ist eine Codierung für Jesus. So bezeugte der Künstler verdeckt seinen Glauben ohne ein explizit frommes Bild zu malen.
Wie setzt du denn die optimistische Wirklichkeit in Beziehung zur pessimistischen?
So bezeugte der Künstler verdeckt seinen Glauben ohne ein explizit frommes Bild zu malen.
Von welchem Bild sprichst Du konkret?
Das Bild, anhand dessen es erklärt worden ist, weiß ich nicht mehr.
Hier sind andere Beispiele:
https://beckmann-gemaelde.org/209-stillleben-mit-brennender-kerze
Später verschwand dann diese Symbolik aus den Bildern.
Das Bild, anhand dessen es erklärt worden ist, weiß ich nicht mehr.
Hier sind andere Beispiele:
Und Du gehst davon aus, dass diese Kerzen grundsätzlich eine christliche Symbolik haben?
Nein. Es war eine bestimmte Zeit, in der das so gemacht wurde. Es war immer eine schlanke Kerze und sie stand nicht im Mittelpunkt...eher wie zufällig am Rand, während die Personen die Blicke auf sich zogen.
Nein. Es war eine bestimmte Zeit, in der das so gemacht wurde. Es war immer eine schlanke Kerze und sie stand nicht im Mittelpunkt...eher wie zufällig am Rand, während die Personen die Blicke auf sich zogen.
Ah, okay. Interessant, danke!
So malte z.B. Bob Ross seit dem Tod seiner Frau (1993) in jedes Bild einen abgestorbenen Baumstumpf, um seine Trauer auszudrücken.
Wer seine Geschichte nicht kennt, wundert sich vllt dass ab einem bestimmten Zeitpunkt diese traurige Note in seinen Bildern erscheint.
Seine schnelle Öl-Technik gab es einige Zeit in kostenlosen youtube Kursen. Da hatte ich mir das abgeguckt.
"So malte z.B. Bob Ross seit dem Tod seiner Frau (1993) in jedes Bild einen abgestorbenen Baumstumpf"
Und das bezeugt seinen - christlichen - Glauben?
@tristesse Interessanterweise hatte Deborah ein Gemälde von Pieter Claesz als Beispiel genommen: der malte so ungefähr in der mittleren Phase der flämisch-niederländisch barocken Stillebenmalerei. Über die könnte ich jetzt wirklich stundenlang referieren, weil es stilistisch meine Lieblingsepoche ist (mein Lieblingsmaler aller Zeiten ist Willem Kalf, hier ein Highlight seines Schaffens), die unsere Sehgewohnheiten bis heute prägt.
Die barocken Stilleben inhaltlich zu lesen und zu verstehen vermögen heute nur noch wenige Kunsthistoriker - in der Regel hat da fast jedes Detail eine symbolische Bedeutung und ja: meist waren es, wo ja nun mal 99,9 Prozent aller Bürger Christen waren, christliche Bedeutungen. Um nur mal zwei Beispiele zu bringen: Nüsse konnten wegen ihrer holzharten Schale als Hinweis auf de Kreuz Christi gelesen werden. Weintrauben oder Weinkelche wiesen auf das Blut Christi hin. Und so weiter und so fort, die meisten Symbole waren weitaus komplizierter zu lesen, häufig muss man sie noch im Kontext der damaligen religiösen Spannungen zwischen katholischer und protestantischer Kirche verstehen.
Die - meistens im erloschenen Zustand dargestellte - Kerze ist allerdings da schon fast wieder überkonfessionell zu verstehen - sie ist das wohl bekannteste der unzähligen Vanitas-Symbole (andere bekannte Symbole dazu sind Totenschädel oder angefaulte Früchte, aber halt auch Uhren und was sonst noch auf das Verstreichen von Zeit und damit auf Vergänglichkeit hinweist). Die Symbolik ist da ziemlich banal: Kerzen können ausgeblasen werden wie das Lebenslicht - und sie brennen immer nur eine begrenzte Zeit.
Manche Symbole, die einst aus anderen Religionen/Kulturen stammten, wurden im Barock dann christlich aufgeladen, z.B. das weiße Tuch, als Symbol für Luft und Seele (Tücher können ja vom Wind davongeweht werden und wirken dabei lebendig und man kann sich vorstellen, dass die Seele nach dem Tod zum Himmel auffährt wie ein losgelassenes Tuch), das dann zum Symbol für die Jungfräulichkeit Mariae oder die Sündlosigkeit Jesu umfunktioniert wurde.
Allerdings sollte man sich klar darüber sein, dass im Barock die Neuentdeckung der antiken Welt gerade auch in der Kunst Folgen hatte: die gebildeten Bürger, die sich solche Meisterwerke leisten konnten (Stilleben fanden sich so gut wie gar nicht Kirchen, sondern entweder als Deko in den Schlössern von Königen und Adeligen oder als Prestigeobjekte in den Häusern reicher Bürger), wollten immer auch, neben ihrem wirtschaftlichen Reichtum, ihre (humanistisch-moderne) Bildung demonstrieren. Über die Bedeutung der Bilddetails sollte man gut einen Abend lang klug sich unterhalten können...
Interessant. Aber die Symbole sind ja kaum verborgene Mitteilungen Gottes an die Menschen.
@deborah71 Später verschwand dann diese Symbolik aus den Bildern.
Naja, die wohl bestverkauften Postkartenmotive von Richter-Gemälden dürften diejenigen mit Kerzen drauf sein.
Aber wie schon in meiner Antwort an tristesse bemerkt: die Kerze ist ein uraltes Vanitas-Symbol, und es wird ursprünglich nicht als Symbol für Jesus verstanden, einfach weil's schon älter als die christliche Religion ist. Man kann es freilich auch entsprechend der Licht-Metaphorik auf Jesus (Jesus als das Licht, in welchem alles gesehen werden muss) bezogen verstehen, allerdings sollte man aufpassen, überall, wo eine Kerze in einem Bild auftaucht, diesen Bezug anzunehmen. Bei Pieter Claesz ergibt das vermutlich Sinn, bei Max Beckmann dagegen... Nun ja...
Die Richter-Bilder drehen sich ja um Kerzen im Mittelpunkt. Das war bei den Bildern, die ich meine, eben nicht. Und sie waren aus einem früheren Jahrhundert, vorwiegend Personen in dunkler Kleidung....
"eine einzelne brennende Kerze mit einkomponiert ist. Das ist eine Codierung für Jesus"
Na ja, ich hb abends auch eine Kerze in der Küche brennen, sogar mit einem frommen Spruch drauf - weil es gemütlich ist.
"Wie setzt du denn die optimistische Wirklichkeit in Beziehung zur pessimistischen?"
Die Frage verstehe ich nicht.
Jetzt hätte ich fast gedacht: Kunstbanause 😆
deborah71: "Wie setzt du denn die optimistische Wirklichkeit in Beziehung zur pessimistischen?"
Queequeg: Die Frage verstehe ich nicht.
Es gibt ja nicht nur die deprimierte Weltsicht.... und was ich bisher hier von dir gelesen habe, wirkt sehr depri, als ob es nur DAS gäbe.
Dabei zeigt ein melancholischer Maler die Schönheit, die es immer noch zu entdecken gibt.
Ja, das habe ich auch nicht bestritten. Das - wie Du sagst "Optimistische" ist Bestandteil des "Pessimistischen" und Umgekehrt. Es ist immer beides. Und unsere Möglichkeiten sind es, hier zusortieren und zu gewichten.
@hundemann Selbst frage ich mich, aus welcher Motivation Künstler malen, Musik machen,
schreiben...
Ich nicht. Es ist für mich die so ziemlich die uninteressanteste Frage überhaupt, alle vorstellbaren möglichen Antworten kommen mir langweilig vor.
Dafür einsam bleiben, auf vieles verzichten können...
Bei sowas denke ich eher an die Arbeit von Bauern oder Fischern*.
*Selbstverständlich auch nur in ihrer verklärt-klischeehaften Variante.
für mich ist alles ohne Sinn, Unsinn. Als Musiker konnte ich nie von meiner Musik
leben. Frau und Kinder mussten versorgt werden. Und deshalb war ich bereit,
mir in meiner Depression Hilfe zu holen, an mir und meinem Leben zu arbeiten.
Die Kraft, auszuhalten, durchzuhalten, bekomme ich aus meiner Beziehung zu
Gott. Das ich trotz meiner Depression von Gott geliebt und angenommen bin,
ein Orginal, mein Leben wertvoll ist, und einen Sinn hat.
Menschen mit Depression haben viel gemeinsam, und doch denkt jeder anders, im
Sinne seiner Prägung, seiner persönlichen Erfahrungen.
Was du als langweilig empfindest, ist für mich sehr wichtig.
Und deshalb war ich bereit,
mir in meiner Depression Hilfe zu holen, an mir und meinem Leben zu arbeiten.
Hast Du eigentlich mal eine Therapie o.ä. gemacht?
liebe tristesse,
ja ich habe schon einige Therapien gemacht. Und einige haben mir viel geholfen.
Ohne diese Therapien, ohne Gottes Hilfe, ginge bei mir heute gar nichts mehr.
Und heute leite ich an meinem Wohnort eine Selbsthilfegruppe gegen Depression.
Selbst bin ich da der einzige "gläubige" Mensch.
Aber ich hatte schon den Mut, von meinem Glauben zu erzählen.
Mein Glaube an Christus hilft mir, nicht ständig auf mich selbst zu schauen,
was nicht funktioniert, was nicht funktioniert.
Auch mal von mir wegschauen, auf Christus schauen, wegzukommen von dem
was was mich belastet, mir Sorgen und Ängste macht.
Nicht nur auf die Dunkelheit schauen, sondern auf Christus, das Licht...
Das ist für mich ein lebenslanges Lernen.....
liebe Grüße,
die Mühe macht er sich ja vielleicht auch für die still mitlesenden User hier 😉
Auch von mir ein "danke".
die Mühe macht er sich ja vielleicht auch für die still mitlesenden User hier
Das kann durchaus sein, ich habe auch nichts dagegen, das zu lesen. Aber ich kann darauf halt nicht antworten.
Danke für diese schöne Episode.
Mir fiel dazu spontan auch etwas ein, nämlich ein Zitat meiner Kunstgeschichtsdozentin , sie sagte nämlich: "Wenn Caspar David Friedrich heute leben würde, befände er sich wahrscheinlich in Psychotherapie und wäre mit Antidepressiva vollgestopft..." (oder so ähnlich, das ist jetzt auch schon 15 Jahre her)
Bezieht sich aber (wichtig!) weniger auf sein gesamtes schaffen von Beginn, sondern darauf, daß belegbar ist, C.D.Friedrich vor allem in seinen letzten Lebensjahren zunehmend schwieriger wurde, und zwar so, daß man da bereits von einer klinischen Depression ausgehen kann.
Das war Fazit ihrer eigenen Forschungen zu dem Thema, die in Zusammenarbeit mit Psychologen der hiesigen Universität entstanden sind. Dabei wurden zeitgenössische Schriftquellen (vor allem Briefe) auf Hinweise (Charakterbeschreibungen) ausgewertet.
(Z.B. dieses berühmte Zitat von C.G. Carus, der ihn kurz vor seinem Tod besuchte und beschrieb: "Traurige Ruine. Er weinte wie ein Kind.")
Beschrieben ist auch, daß er im Alter unter heftigen Kopfschmerzattacken litt. (Beides zusammen führt dann zu der Spekulation, daß ein Hirntumor Ursache dafür gewesen sein könnte - sicher belegen kann man das natürlich nicht.)
(Mir fällt überhaupt noch einiges ein, zu dem was hier schon gesagt wurde. Muss nur gerade auch noch andere Dinge erledigen, will sehen, was ich noch so schaffe.
Aber danke für diesen Faden, ein Genuss. ;-))
lg Tatokala
Dank Dir.
Es haben aber nicht viele verstanden, was ich gemeint habe. War ja auch schwierig, das in Worte zu fassen.
Deshalb hier nochmal ein Versuch:
Ist das Leben - egal wie gut oder nicht gut es im Einzelfall ist - als solches depressiv - ich sage bewusst nicht depressdiogen, weil es ich nicht meine, dass es einen Nichtdepressiven depressiv macht - und nur mache, wie Künstler, aber auch andere (Hammarskjöld), empfinden das und drücken es aus?
Das, was ich hiermit meine, hat mit der Krankheit "Depression" überhaupt nichts zu tun.
Das war ja nur ein beispielhafter Nebenaspekt, dr zeigen sollte, dann man "Depression" auch ganz anders als im Gebrauch des Lebensalltags verstehen kann.
Wenn man davon absieht und zu der Grundfrage kommt, kann es wirklich spannend werden.
Kann ein Leben "jenseits von Eden" überhaupt nicht depressiv sein.
@queequeg Ich war eben dabei, diesen Beitrag zu überarbeiten, weil ich noch was ergänzen wollte... nun war die Zeit abgelaufen...grrr. Aber du greifst schon etwas voraus zu dem, was ich sagen wollte.
Mir fiel das weiter oben schon auf: daß die aufgeworfene Frage mich sehr an den Ausgangspunkt erinnerte, aus dem der Buddhismus entstanden ist. (Ich hatte mich in der letzten Zeit aus einem kulturgeschichtlichen Interesse heraus damit beschäftigt.) Da wird betont, daß das Leben Leiden ist und als Folge geht es dann darum, wie man selbst damit umgeht, in dem man sein Bewußtsein neu ausrichtet und gewissermaßen "trainiert" sich auf das Positive zu konzentrieren und soweit es in seiner Macht steht, das auch weiterzugeben, d.h. über Mitgefühl mit anderen das Leben verbessern, wie es geht. Wesentlich ist dabei, daß das in Eigenverantwortung geschieht d.h. ohne das Vertrauen in eine höhere Macht, (wobei es da aber auch Richtungen gibt, die das unterschiedlich handhaben zu scheinen, Zumindest für den Zen-Buddhismus scheint das so zu gelten.
Aber den Ausgangspunkt: "Das Leben ist problematisch" gibt es ja auch woanders, klassisch im Juden/Christentum mit der Paradiesgeschichte. Ich hatte mich im letzten Faden zu dem Thema nicht mitgewirkt (weil ich dann doch irgendwie keine Lust mehr darauf hatte.) Aber das ist das, was ich so heraussehe: Vorwärts gelesen ("so war es also")ziemlich hanebüchen; aber rückwärts gelesen, nämlich: was könnte passiert sein, daß man sich maximal bestraft fühlt? macht sie durchaus Sinn.
Natürlich spiegeln Religionen immer die Gesellschaft wieder, in der sie entstanden sind. Tja, das Problem ist: man kann davon ausgehen, daß jetzt in beiden Kontexten wahrscheinlich der Mensch als Individuum gar nicht so ein Selbstbestimmungsrecht hatte, wie wir in unserer modernen Gesellschaft heute...(als Frau sowieso nicht..) Ist das nun ein Vorurteil, man war ja nicht dabei?
Oder bleibt das Leben, obwohl wir vergleichsweise mehr Freiheiten haben, trotzdem manchmal irgendwie doof ?
"Buddhismus ... Da wird betont, daß das Leben Leiden ist und als Folge geht es dann darum, wie man selbst damit umgeht, in dem man sein Bewußtsein neu ausrichtet und gewissermaßen "trainiert" sich auf das Positive zu konzentrieren".
Ich hab mit Buddhismus nicht viel am Hut, aber diese Vorstellung kommt meiner schon nahe.
Der Unterschied ist aber dennoch, dass ich die Unterscheidung in gut und schlecht so nicht nachvollziehen kann. Ich empfinde das Leben als ein Ding und nicht aus allen möglichen guten und schlechten Anteilen zusammengesetzt.
Ich glalube nicht, dass das Leben selbst doof ist. Aber wir können es im Umgang damit sein, z.B. wenn wir auf Teufel komm raus wollen, dass es anders ist.