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Gestern in der U-Bahn

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PeterPaletti
Themenstarter
Beiträge : 1317

Gestern in der U-Bahn fuhren viele Leute von der Arbeit nach Hause. Außerdem war da ein Betrunkener, der sich lautstark mit sich selber unterhielt, herumschimpfte, unkontrolliert in Gelächter ausbrach und die anderen Fahrgäste nervte.

Nun sind wir als Christen ja gehalten in jedem Menschen ein geliebtes Kind Gottes zu sehen. Ich muss gestehen, gestern fiel es mir sehr schwer, den betrunkenen Mann so anzuschauen.

Wie geht es euch in solchen Situationen, könnt ihr im anderen ein Kind Gottes erkennen, auch wenn er ihr den Typen als nervig empfindet oder er euch gar anwidert?

Gruß Peter

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32 Antworten
Anonymous
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Selbstgerechtigkeit wäre kein Weg

Veröffentlicht von: @peterpaletti

estern in der U-Bahn fuhren viele Leute von der Arbeit nach Hause. Außerdem war da ein Betrunkener, der sich lautstark mit sich selber unterhielt, herumschimpfte, unkontrolliert in Gelächter ausbrach und die anderen Fahrgäste nervte.

Nun sind wir als Christen ja gehalten in jedem Menschen ein geliebtes Kind Gottes zu sehen. Ich muss gestehen, gestern fiel es mir sehr schwer, den betrunkenen Mann so anzuschauen.

Hallo Peter, ich denke da eher an die wenig am Moralismus als an einer allgemeinen Menschlichkeit orientierten Texte der Bergpredigt. Da denke ich an die Worte Jesu, nicht zu richten. Wenn man dies in eine gebräuchliche und realistische Alltagssprache übersetzt, müsste man vielleicht sagen: Kein Schubladendenken betreiben. Also niemand gedanklich in eine Schublade stecken und ihn immer dort zu lassen. Also kein entgültiges Urteil über jemanden fällen. Vielleicht wäre für uns Christen das Ideal wichtig, über niemanden entgültig den Stab zu brechen.

Mir jedenfalls geht es so, daß ich - wie das auch die Psychologen beschreiben - in dem Augenblick des ersten Kennenlernens einen Menschen irgendwie unter gut, böse oder andere Kategorien einteile. Das war vielleicht zum Überleben in der Savanne in der Steinzeit, wenn man Fremden begegnete, sinnvoll. Daher kommt auch unsere Ablehnung allem Fremden, allen Fremden gegenüber, allen die anders sind also wir. Wer andere Sitten, eine andere Kultur besitzt, der könnte uns gefährlich werden.

Dem Menschen gegenüber in der U-Bahn, der betrunken ist, könnte man mit der Überlegung begegnen, daß er vielleicht ausnahmsweise betrunken ist. Oder daß er schlicht und einfach suchtkrank ist.

Liebe im christlichen Sinne hat nicht immer etwas mit einer (aufgesetzten und vielleicht in in die Situation nicht passenden) Freundlichkeit zu tun. Ich darf meinem Mitmenschen und meiner Mitmenschin auch Grenzen setzen. Selbstverständlich nicht im Sinne von Selbstgerechtigkeit nach dem Motto "ich danke dir lieber Gott, daß ich nicht so ein ungehobelter Trunkenbold wie der da bin". Eher so, daß der andere wie ich auch, wie jeder andere und wie die ganze Schöpfung Eigentum Gottes ist. Fremden Eigentum in diesem Sinne darf man situativ Nähe geben, aber auch Distanz, je nachdem was angemessen und gut ist. Mir ist klar, dass ein solcher achtsamer Umgang mit Anderen so ziemlich das schwierigste ist, was es gibt.

Die Haltung Jesu etwa gegenüber der Ehebrecherin - die auch irgendein anderes Gebot hätte übertreten gehabt können - ist ja selbstreflektorisch. Er sagt zu den Selbstgerechten, sie sollten den ersten Stein werfen, wenn sie ohne Sünde sind. Vielleicht besteht darin unsere mögliche Haltung: Niemand ist vollkommen. Es gibt Menschen, denen man ihre Ecken und Kanten gewissermaßen ansieht und sich an ihnen reibt. Andere können ihre Fehler und Defizite gut verstecken. Aber hießt es nicht so schön: "Wir sind allzumal Sünder und mangeln den Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten"!

Auch mich widern Menschen an, etwa wenn sie Vorurteile haben, insbesondere wenn sie ziemlich dümmlich sind. Aber wer sagt dann, daß ich nicht auch dümmliche Vorurteile habe ?

Gruß ALLEN

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