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Keine Christenverfolgung in Aegypten???


Chris63
Themenstarter
Beiträge : 1

Laut einer Meldung auf der Homepage des Vatikan hat das geistliche Oberhaupt der ägyptischen koptischen Kirche, Tawadros II., eine systematische Christenverfolgung in Ägypten bestritten. Zwar gäbe es Gewalt und Diskriminierung; so etwas scheint er aber als Einzelfälle einzuschätzen. Die zudem gerichtlich verfolgt würden.

Angesichts der vielen Meldungen muslimischer Übergriffe, Anschläge sowie Entführungen mit Zwangsislamisierung christlicher Mädchen aus den letzten Jahren erscheint diese Stellungnahme doch mehr als befremdlich. Und Polizei und Gerichte scheinen oft nicht motiviert zu sein, Christen in solchen Fällen zu helfen. Eher das Gegenteil.

Originalmeldung: https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2021-01/kopten-patriarch-tawadros-christen-aegypten-islam-verfolgung.html

Antwort
12 Antworten
Herbstrose
Beiträge : 14194

Ich glaube dann doch eher Open Doors. Leider habe ich noch keine aktuellen Zahlen, aber in der letzten Veröffentlichung liegt Ägypten auf Platz 16 weltweit, was Christenverfolgung betrifft: https://www.opendoors.de/christenverfolgung/weltverfolgungsindex/laenderprofile/aegypten

herbstrose antworten
9 Antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7672

Verfolgung in dem Sinne, dass die christliche Religion offiziell verboten wäre und man sich durch Zugehörigkeit zu ihr strafbar machen würde, gibt es tatsächlich nicht.
Aber erstens gibt es eine deutliche Ungleichbehandlung der verschiedenen Religionen und ihrer Mitglieder, die weit darüber hinaus geht, dass etwa die Mehrheitsreligion mehr Medienpräsenz bekommt oder dass die Feiertage der Mehrheitsreligion auch anerkannte arbeitsfreie Tage sind und die der anderen im Land vertretenen Religionen nicht - das ist ja auch bei uns so.
Nein, ich meine Ungleichbehandlung in dem Sinne, dass z.B. eine Konversion vom Christentum zum Islam kein Problem ist, umgekehrt aber schon.
Übergriffe auf Leib, Leben und Eigentum von Christen, die zwar nicht staatlichen Organen begangen, aber von ihnen (statt sie zu unterbinden bzw. zu verfolgen, was ihre Pflicht gewesen wäre) stillschweigend ignoriert werden, werden ja auch in dem vom TE verlinkten Text eingeräumt.
Das mag zwar keine Verfolgung im engeren Sinne sein (ich bezweifle, dass z.B. vom BaMF als Asylgrund anerkannt würde - die Hürden sind da sehr hoch), aber von Religionsfreiheit kann da schon lange keine Rede mehr sein.
Warum die koptische Kirche das so herunterspielt, kann man nur mutmaßen....möglicherweise will sie kein Öl ins Feuer gießen.
Ob ihre Haltung tatsächlich hilft, die Situation zu befrieden, vermag ich nicht zu beurteilen.

suzanne62 antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

Verfolgung von Christen geht nicht zwangsläufig vom Staat aus, wie z.B. in China oder Tadschikistan.

herbstrose antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7672

Als "Verfolgung", die dann auch Recht auf Asyl begründet, gilt für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nur das, was vom Staat ausgeht.
Übergriffe von Mitbürgern gelten nicht als Verfolgung und führen nicht dazu, dass Asyl gewährt wird - meistens gibt es dann eine Duldung, mit ganz viel Glück subsidiären Schutz.
So ist leider die Rechtslage. Ich finde das sehr unbefriedigend, denn Bedrohung für Leib und Leben, weil man der "falschen" Religion angehört, geht ja tatsächlich nicht immer vom Staat aus.
Nun ja, vom BaMF wird hier dann gerne auf "innerstaatliche Fluchtmöglichkeiten" verwiesen.

suzanne62 antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973

Gilt leider auch für Frauen die je in vielen Ländern extremer gewalt ausgesetzt sind und auch für Homosexuelle. Wenn es nicht vom Staat ausgeht kein Asyl.

johannes22 antworten
DerNeinsager
(@derneinsager)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 1449

Das ist das perverse am Asylgesetz. Schlimm ist es wenn es in Anführungszeichen nicht mal die Verfolgung durch den Staat braucht, wenn das Volk das erledigt.

Es ist komisch. Ein Krieg in dem Sinn ist meines Wissens auch kein Grund für Asyl trotzdem konnte jeder Syrer kommen.

Der Staat muss doch wissen das es Christen überall auf der Welt so geht trotzdem ist ihm das egal :(.

Wobei mich das auf ein anderen Punkt bringt. In China gibt es ja vom Staat aus Nachteile für Christen? Dann dürfte jeder Christ aus China eigentlich Asyl beantragen?

derneinsager antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @derneinsager

In China gibt es ja vom Staat aus Nachteile für Christen? Dann dürfte jeder Christ aus China eigentlich Asyl beantragen?

Meines Wissens beantragen und bekommen nur Uiguren (Moslems) aus religiösen Gründen Asyl.

Anonymous antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @derneinsager

In China gibt es ja vom Staat aus Nachteile für Christen?

Würde ich so prinzipiell nicht sagen. Angepasste Kirchen werden durchaus vom Staat toleriert.

johannes22 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2837
Veröffentlicht von: @derneinsager

Ein Krieg in dem Sinn ist meines Wissens auch kein Grund für Asyl trotzdem konnte jeder Syrer kommen.

Sie erhalten kein Asyl, sondern subsidiärer Schutz. Bei diesem ist es egal, ob die Gefahr durch den Staat oder nichtstaatlichen Akteuren ausgeht.

Veröffentlicht von: @derneinsager

In China gibt es ja vom Staat aus Nachteile für Christen? Dann dürfte jeder Christ aus China eigentlich Asyl beantragen?

Benachteiligung ist keine Verfolgung. Sofern dem Menschen eine ernsthafter Schaden droht, kann er subsidiäreren Schutz erhalten.

In einer Flüchtlingsunterkunft, in der ich 20156 ausgeholfen habe, lebten drei Chinesen. Leider hatte ich keine Möglichkeit mit ihnen über ihren Fluchtgrund zu sprechen (,da es ja auch ein sensibles Thema ist). Die Verständigung war aber auch so extrem schwer.

Nachtrag vom 11.01.2021 1756
2015/2016 sollte das heißen.

lhoovpee antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7672
Veröffentlicht von: @derneinsager

Ein Krieg in dem Sinn ist meines Wissens auch kein Grund für Asyl trotzdem konnte jeder Syrer kommen.

Da hat ja der Staat - genauer gesagt, das Assad-Regime - Krieg gegen das eigene Volk geführt und tut das leider bis heute, weshalb die meisten Entscheider zunächst Asyl gewährt haben. Später hat das BaMF da leider umgeschwenkt und dann nur noch subsitdiären Schutz gewährt.

Veröffentlicht von: @derneinsager

Der Staat muss doch wissen das es Christen überall auf der Welt so geht trotzdem ist ihm das egal :

Mir ist da eigentlich die Religionszugehörigkeit egal - ich wüsste nicht, warum verfolgte Jesiden, Muslime, Hindus oder Atheisten nicht genauso behandelt werden sollten wie verfolgte Christen - aber im übrigen bin ich da bei dir und natürlich auch bei Johannes22: es sollte nicht erst dann Asyl gewährt werden, wenn die Verfolgung nachweislich von staatlichen Organen ausgeht, sondern auch dann, wenn Übergriffe durch Zivilpersonen passiv und stillschweigend vom Staat geduldet werden.

Veröffentlicht von: @derneinsager

Wobei mich das auf ein anderen Punkt bringt. In China gibt es ja vom Staat aus Nachteile für Christen? Dann dürfte jeder Christ aus China eigentlich Asyl beantragen?

Da bin ich mir nicht ganz sicher. Die heutige chinesische Führung ist da ja nicht mehr so direkt und brutal wie es die Partei zu Maos Zeiten war, sondern es läuft subtiler.
Wenn ich das richtig sehe, sind - anders als unter Mao - Religionen nicht mehr direkt gesetzlich verboten.
Andererseits kann von dem, was wir hier unter Religionsfreiheit verstehen, aber auch keine Rede sein....aber ob das ausreicht, um ein Recht auf politisches Asyl zu begründen, weiß ich nicht.....das Asylrecht ist ja leider seit den 90er Jahren systematisch ausgehöhlt worden.

suzanne62 antworten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @chris63

Und Polizei und Gerichte scheinen oft nicht motiviert zu sein, Christen in solchen Fällen zu helfen. Eher das Gegenteil.

Das stimmt so nicht, die Regierung bemüht sich sehr Christen zu schützen. Natürlich haben Christen es schwer, aber von Verfolgung kann man nicht sprechen.

https://www.kirche-in-not.de/informieren/verfolgte-christen/christenverfolgung-aegypten/

Trotz der in der neuen Verfassung geforderten Gleichberechtigung aller Bürger und trotz der von der Regierung demonstrierten Solidarität mit den Christen erfahren diese im Alltagsleben weiterhin vielfältige Formen der Diskriminierung.

Anonymous antworten
Tertullian
Beiträge : 415

Christenverfolgung kann entweder vom Staatsapparat oder von der Gesellschaft ausgehen, manchmal auch von beiden. Länder, in denen (auch) Ersteres der Fall ist sind definitiv Nordkorea, der Iran, Saudi-Arabien und der (Nord-) Sudan, vermutlich auch die Malediven (auch wenn sie für Urlauber paradiesisch erscheinen!) und ein paar andere. Bei Indien ist es zunehmend der Fall, seitdem die Hindu-Nationalisten an der Macht sind. Teilweise kommt es dort auch auf die Provinz an, da gibt es starke Unterschiede. Die Zahl der Länder, in denen die Christenverfolgung eher von der Gesellschaft allgemein als von den offiziellen Staatsorganen ausgeht, dürfte noch größer sein. Dazu zählen u. a. Pakistan, Teile Nigerias und ziemlich sicher auch Ägypten. Wären dort noch die Muslimbrüder an der Macht, würde Ägypten aber sicher zur ersten Gruppe gehören. Ganz klar zu trennen sind die beiden Gruppen aber nicht, denn der Staatsapparat beeinflusst immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

tertullian antworten


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