Die Krise des Westens - was würdet Ihr schützen wollen?
Hallo Community,
Ich bin aufgewachsen in einem freien Land. Wirtschaftlich ging es gut. Ich konnte zur Schule gehen, ich habe studiert und ich habe einen Job und Familie.
Wir hatten Vorbilder, von denen wir Demokratie gelernt haben und wir wurden von unserer Schutzmacht USA gut behandelt und gefördert, weil sich in Deutschland die Chance bot, in dem geteilten Volk zu zeigen, wo der wirtschaftliche Erfolg zu Hause ist. Unser Wohlstand war auch Propaganda gegen den ärmeren Osten.
Unsere Kultur besonders im Westen war stark von den USA - zeitwiese sicher auch aus England geprägt. Die ersten Rundfunksender im Norden wurden von der BBC mit aufgebaut und es war durchaus Qualität, die da installiert wurde.
Wir sind durch Moden, politische und kulturelle Ströme gegangen, aber die grundsätzlichen Werte blieben immer dieselben. Wir haben eine moderne und auf in Revolutionen (mehr so von den europäischen Nachbarn) erkämpfte Verfassung mit klarer Rechtsordnung in einem aufgeklärten Geist verfasst.
So wie es aussieht, erleben wir grad einen der schwersten Umbrüche, die die Welt seit Jahrhunderten erlebt hat. Die große Supermacht der Welt erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Es sieht so aus, als würde sie unsere freiheitlich demokratischen Werte nicht länger teilen, nicht länger uns unter den Schutz ihrer militärischen Stärke stellen, sondern ein komplett neues System installieren mit komplett anderen Werten und Zielen.
Die Wahrheit, Teil der Schutzrüstung auch von jedem Christen im Sinne nach Epheser 6, gibt es nicht mehr bzw. sie wird frei von den Mächtigen definiert, ohne zwingend einen Bezug zur Realität haben zu müssen. Geld regiert im wahrsten Sinne des Wortes die Welt. Es scheint dort eine Oligarchie in Vorbereitung zu sein, die dann aussehen wird, wie andere Oligarchien auch. Russland ist hier ein sehr lebendiges Beispiel und wer vom Leben in Russland erfahren will, dem empfehle ich den YouTube Kanal von Elvira Bary, einer in die USA emigrierte Russin, die sehr lebendig aus ihrer Heimat berichtet.
Dort gibt es keine Moral oder Ethik, wie die in christlich geprägten Ländern zu erwarten wäre. Der mächtigste Mann im Land bestimmt, was richtig und falsch ist und jeder versucht in seinem Sinne zu handeln. Weil das oft nicht klar ist, muss geraten werden. Sich den Unmut des obersten Führers zuzuziehen ist fatal und bringt nicht nur die eigenen Person, sondern auch das ganze Umfeld mit in Gefahr. Loyalität zu den Oberen ist eine Eigenschaft von größtem Wert und höher zu bewerten als jede technische Fähigkeit oder dergleichen. Wer es zu etwas gebracht hat, kann andere protegieren und nach oben helfen. Für die aristokratische Schicht gibt es quasi keine Gesetze. Keiner würde die auch je anklagen. Gesetze gelten nur für die "Fußabtreter", das niedere Volk - und die werden ganz im Sinne der Obrigkeit interpretiert.
So in etwa kann man sich eine Oligarchie vorstellen und das können wir sicher auch haben.
Nun meine Frage: wollt Ihr das?
Was sind Werte, die ihre gerne in die nächsten Generation hinein bewahren möchtet? Welche Dinge, die heute als "Wert" gelten, würdet Ihr lieber loswerden?
Mir persönlich ist unser Grundgesetz sehr wichtig. Das darf auch nicht irgendwie "hintenrum" ausgehöhlt werden. Die Gewaltenteilung ist sehr wichtig und ich halte eine unabhängige Justiz für einen freien Staat für unabdingbar. Und das nicht, weil ich ständig prozessieren würde oder das vorhätte - nein, eine unabhängige Justiz ist für mich Zeichen höchster kultureller Entwicklung und Voraussetzung für jede performante Gesellschaft.
Die Veränderungen der letzten Tage dürften die Gefahr von Veränderungen mit sich bringen, die weitaus drastischer sein können, als wie Millionen von Migranten das je schaffen könnten.
Europa muss sich seiner kulturellen Wurzeln bewusst werden und sich darüber im Klaren sein, was es mit welchem Aufwand zu verteidigen bereit ist. Und dazu gehört sicher auch der Aufbau eines neuen Verteidigungsbündnisses und neuer wirtschaftlicher und kultureller Beziehungen.
Sicher muss man sehen, in wie weit die amerikanische Justiz die Aktivitäten ihres Präsidenten noch "einfangen kann" kann. Es gibt wohl das Beispiel von Franklin D. Roosevelt hat wohl die erste Phase seiner Präsidentschaft genutzt, um tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen, die zum Teil nicht legal waren, dann aber, weil vollendete Tatsachen geschaffen wurden, auch schwer wieder rückgängig gemacht werden konnten. Damals hatte das die Rettung der amerikanischen Wirtschaft und die Schaffung einer Grundlage für die Größe und das Wohlergehen der USA zur Folge.
Gut möglich, dass wir in einem halben Jahr ganz anders über die aktuellen Ereignisse denken. Aber andererseits dürfte auch klar sein, dass die Karten aktuell ganz neu gemischt werden. Putin ist vom Geiste her ein Spieler und obwohl eher Händler, hat sich wohl Donald Trump das Bild des Glücksspiels für die Welt der Politik zu eigen gemacht bzw. aufdrängen lassen. Europa muss dafür sorgen, dass es ein gute Blatt auf der Hand hat - und warum nicht anstreben das Spiel im Sinne der Aufklärung demokratischer Freiheiten zu gewinnen?
LG
GoodFruit
@goodfruit guten Tag Goodfruit, ein schöner Thread.:).
Was ich schon länger als besonders in Deutschland wahrgenommen habe, zumindest im Westen, das man auch als "Hauptschüler" zu was kommen konnte.
Also das man auch ohne "studiert" zu haben irgendwo ein gesundes Auskommen hatte.
Eben nicht wie in Amerika, vom Tellerwäscher zum Millionär (was nur auf einen von einer Million zutrifft und der Rest kommt unter die Räder) sondern gewissen Wohlstand und soziales Netz für die Masse ohne 3 Jobs zu haben.
Ich war ja selbst auf der Hauptschule mit sogar damals schon vielen Migranten. So wie ich es weiß, verarmt ist da keiner geworden. Teilweise wurden auch Firmen gegründet.
Daraus resultierte auch ein gewisser sozialer Friede, gepaart mit eher niedriger Kriminalität.
Die Frau Wagenknecht hatte das Thematisch in einem Interview mal zum Teil aufgegriffen.
Es wäre schön wenn das so bleibt, auch wenn die notwendigen Rahmenbedingungen (bezahlbare Mieten und Energie, geringe Inflation, wertschöpfende Jobs) momentan eher sich negativ verändern.
Deutschland hat aus diesem langjährigen "Segen" leider weder politisch noch gesellschaftlichen so wirklich"gewuchert". Anstelle den finanziellen Freiraum zu nutzen und zum Beispiel größere oder mehr Familien zu gründen fährt man lieber dicke Autos und geht 3 mal im Jahr in Urlaub. Staatlicher Seite hätte man auch nicht nur auf Sichtweite zur nächsten Wahl fahren dürfen bzw. Frühzeitige erkennbare Entwicklungen nicht ausblenden. Für sich genommen im einzelnen nicht schlimm, aber im übermaß kann das dazu führen, diesen Wohlstand dauerhaft gefährden (Fachkräftemangel). Vor 15 Jahren gab es auch ein Buch zu dem Thema.;)

@kappa Was ich schon länger als besonders in Deutschland wahrgenommen habe, zumindest im Westen, das man auch als "Hauptschüler" zu was kommen konnte.
Das stimmt und das ist gut so. Denen es da besonders gut ging, haben oft Karrieren in Unternehmen gestartet, denen eine Schulbildung oder Studium nicht so wichtig war. Letztendlich ist es ja so, dass oft viel theoretische Kenntnisse im Job nicht den großen Unterschied machen. Und dann war es Leute, die selber Firmen gegründet haben. Sie haben interessante Dinge gefunden, mit denen man Handel treiben kann oder ich weiß auch von erfolgreichen Gastronomen.
Ich habe gestern einige Filmen aus russischen Dörfern auf YouTube geschaut. Die Leute kannten nichts anderes als Russland und fanden Russland richtig Klasse. Nur wenige haben angedeutet, dass es ihnen nicht gefiel - aber bei denen war auch deutlich, dass lieber schwiegen, statt Details zu benennen. Frei nach der Antwort auf die Frage: Wie geht es Dir? "Ich kann nicht klagen"
In einigen dieser russischen Dörfer war fast die gesamte junge Mannschaft im Krieg gefallen. Es wurde ein komplett betrunkener junger Mann interviewt, der berichtete, dass seine 5 Freude alle im Krieg gefallen wären - und er wollte nun auch gehen. Die habe da wirklich nichts zu verlieren. Schade!
Ich habe echt den Eindruck, dass Putin Russland so langsam aufgibt und jetzt die USA zu Russland 2.0 wird. Problem: die Grenze zu Kanada als Grenze zu der "verdorbenen Welt" bürgerlicher Freiheit. Grönland könnte doch gut als neues Sibirien, für die Dissidenten angedacht sein, oder?
Anstelle den finanziellen Freiraum zu nutzen und zum Beispiel größere oder mehr Familien zu gründen fährt man lieber dicke Autos und geht 3 mal im Jahr in Urlaub.
Ja, das ist schade - war ja aber teilweise sicher auch politisch so gewollt. Kinder sind oft "Sand im Getriebe" von Geschäftsabläufen, zurückkehrende Muttis sind oft schwer zu integrieren. Da denkt man dann lieber von der Hand in den Mund, statt an die Zukunft zu denken. Boni gibt es halt nur für aktuelle Erfolge ...
Ich sehe die Entwicklung in den USA aber auch als Chance für ein Upgrade unserer arbeitenden Bevölkerung. Man könnte ganze Arbeitsgruppen, die in den USA grad entlassen wurden, hier Möglichkeiten der Beschäftigung geben und so das Niveau hochschrauben. Ich denke, dass man in so einem Fall auch keine moralischen Bedenken haben muss. Es ist besser, wenn diese Leute woanders weiter im Job arbeiten, als dass sie in irgendwelchen Minen auf Grönland schuften.
Europa ist für mich die Chance auf Zukunft und Fortführung kultureller Entwicklungen, die hier mal gestartet sind. Stichwort: Menschenrechte.

Veröffentlicht von: @kappa.... Anstelle den finanziellen Freiraum zu nutzen und zum Beispiel größere oder mehr Familien zu gründen fährt man lieber dicke Autos und geht 3 mal im Jahr in Urlaub. ...
Ach ja. Ich weiß, dass es das gibt, aber das ist halt auch ein bissel plump, das so pauschal zu behaupten.
Vielleicht hab ich aber auch das falsche Umfeld, wenn ich das nicht beobachten kann.

@goodfruit Ich hab ja auf die Aussage von @Kappa reagiert.
Und ich denke, es gibt sehr unterschiedliche Gründe, warum Menschen keine Kinder bekommen.
Bei den einen passt's beruflich nicht, die anderen wollen in diese Welt keine Kinder setzen (auch dafür gibt's unterschiedliche Begründungen), bei manchen fehlt der richtige Partner zum richtigen Zeitpunkt und manchmal kommt's vor, dass es dann, wenn sie dann doch gern welche hätten, einfach nicht mehr klappt.
Kappas Aussage war mir nur ein wenig zu platt.

Hallo Chai, zugegeben die Aussage ist zugespitzt da hast du völlig recht. Aber hat einen wahren Kern, das würde ich schon sagen.
Kurze Geschichte: Ich komme ja aus der Nähe von Heilbronn. Ein Freund der bei den Audi - Werken arbeitet, durfte sich 2013 einen nigelnagelneuen RS5 ausleihen. Wir fuhren damit im Sommer zu einem Freund in Nizza für ein paar Tage. In Nizza leben sicher mehr "Reiche" als in Heilbronn und es ist eine richtige Weltstadt. Trotzdem sind wir dort auf den Straßen ein Hingucker gewesen- man filmte uns in dem Auto, wir hatten Schiss das er geklaut wird. In Heilbronn dagegen - einer Arbeiterstadt, fiel das Ding nicht mal auf. Ein dicker Audi eben, Autos mit über 400 PS gibt es hier mittlerweile wie Sand am Meer, seeehr oft von jungen Leuten gefahren. Um hier aufzufallen muss man mit einem Cybertruck auftauchen....Am Rande: Mein Freund in Nizza hat 3 Kinder. Beide arbeiten Schichten. Klappt in Frankreich zumindest recht gut. Seine Frau leitet ein kleines Hotel. Man ist mit Skoda zufrieden.
In anderen Ländern oder Völkern zählt Familie schon mehr wie hier. Hier steht eher Materialistisches stark im Vordergrund. Einfach mein Eindruck.
In vielen anderen westlichen Staaten ist es durchaus normal, früh zu Heiraten. Hierzulande muss man sich erstmal "Selbstverwirklichen".
Das sind nur subjektive Eindrücke die ich im Laufe des Lebens gesammelt habe. Schon mal aufgefallen das US Stars und Sternchen in der Regel sehr viele Kinder haben? Deutsche dagegen eher wenig bis keine?
Für sich ist freilich alles erklärbar, jeder kann machen was er will jeder ist Frei zu tun das er will. Das aber ein Staat wie Deutschland schon einiger Maßen Familien fördert (er müsste angesichts der Situation zwar noch mehr) und dann trotzdem Eklatant in Zahlen viel viel Zuwenig Nachkommen aus eigener Kraft da sind, zeigt für mich irgendwo das hier was nicht stimmen kann. Es ist vermutlich ein vielschichtiges Problem, ich habe das Gefühl das vor allem Familie und Heiraten in Deutschland extrem abgewertet wurde. Man schiebt es hinaus und irgendwann schlägt das Alter mit seinen mannigfaltigen Nebeneffekten zu. (Deshalb wäre es für meinen Begriff auch völlig Irre so wie derzeit diskutiert, noch einen Pflichtdienst den Frauen aufbürden zu wollen. Die Geburten würden weiter zurück gehen. Zudem; Jene haben bereits durch ihre 1.3 Kinder Nachteile und bringen der Gesellschaft damit einen absolut unersetzbaren Dienst).
Kurz und Knapp: Wenn unser Gott real ist, dann hat er so wie für uns Menschen "Pläne" es auch für Gesellschaften/Völker/Staaten. Eine Lebensweise welche in einer Gruppe auf sich gestellt trotz eigentlich großem Wohlstands nicht in der Lage ist auch nur den Fortbestand ansatzweise zu halten (Assimilation findet hier auch nicht wirklich statt) , kann eigentlich nicht einem positiven Plan Gottes entsprechen (eher ein Gericht, wer weiß vielleicht wegen dem Krieg). Das bedeutet im Umkehrschluss das wir hierzulande falsche Wertvorstellungen haben. Gott hat uns Segen nach dem Krieg noch einmal gegeben und das ist erstrebenswert. Leider entfernte sich die Gesellschaft zumindest zum Teil recht weit vom Herrn.
Ich hoffe man kann meine Denkweise nachvollziehen.

@kappa Hm. Ich selber hab drei Kinder, also deutlich mehr als die statistischen 1,3.
Aber ich hab Verständnis für Frauen / Paare, die das für sich anders entscheiden.
Speziell bei den derzeitigen Entwicklungen kann ich gut verstehen, wenn man sich gut überlegt, ob man in diesen unsicheren Zeiten Kinder kriegen bzw. seinen Kindern diese Zeiten zumuten will.
Und ich kenne auch den Satz, dass die Zeiten nie gut und immer unsicher waren und trotzdem Kinder geboren wurden.
Und natürlich stellt sich mir auch die Frage, ob das immer Absicht war oder sich eben einfach so ergeben hat.
Dicke, fette, laute Autos hat's hier auch genug - auch bevorzugt gefahren von jungen Kerlen, bei denen man sich fragt, wie sie zu solchen Autos gekommen sind. Die sammeln sich Abend für Abend auf dem Parkplatz vom Supermarkt gegenüber und fahren dann gern hier auf der Straße auf und ab.
In vielen anderen westlichen Staaten ist es durchaus normal, früh zu Heiraten. Hierzulande muss man sich erstmal "Selbstverwirklichen".
Ist es das?
Tatsächlich ist das Heiratsalter in anderen europäischen Ländern höher als in Deutschland, guck mal hier: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1333934/umfrage/eu-durchschnittliches-heiratsalter/ Deutschland liegt da im Mittelfeld.
Schon mal aufgefallen das US Stars und Sternchen in der Regel sehr viele Kinder haben? Deutsche dagegen eher wenig bis keine?
Wie viele denn?
Da gibt es einzelne Promimütter mit 4, 6 oder noch mehr Kindern, die sind z.T. aber nicht die eigenen sondern adoptiert.
Einige greifen auch auf Leihmütter zurück, ob das so vorbildlich ist, wage ich zu bezweifeln.
Wesentlich gebärfreudiger als die deutsche Durchschnittsfrau sind auch die US-Stars und Sternchen nicht. Zu viele Schwangerschaften können ja die Figur ruinieren. (Meine Hebamme wies z.B. darauf hin, dass da der Kaiserschnitt mehreren Wochen vor dem errechneten Termin populär sei, weil in den letzten Wochen der Bauchumfang noch mal zunimmt, was man vermeiden möchte. Verifiziert habe ich das nicht, ich kann mir aber schon vorstellen, dass manche Leute den Geburtstermin an ihren Terminkalender anpassen statt den Terminkalender an den Geburtstermin.)
Und die Männer produzieren ihre Kinderschar mit mehreren Frauen. Siehe nur z.B. Trump oder Musk. Auch das finde ich nicht unbedingt vorbildlich.
Jedenfalls kannst Du doch nicht US Promis, die Asche fett haben und sich das nötige Personal leisten können, das sich um die Kinderschar kümmert während die Eltern arbeiten, nicht mit dem deutschen Durchschnittsverdiener vergleichen.

@derelch Das mag auf die Großstadt zutreffen. In meinem Bekanntenkreis sind die Studierten in der Minderzahl.
Aber viele die gute Arbeit in der Industrie oder auf Kaufleute machen, andere im Steuerbüro oder im Handwerk.
Darunter genügend mit Hauptschulabschluß die sich nicht auf die faule Haut legen und Bürgergeld kassieren sondern morgens um 5 zur Arbeit in irgendeine Fabrik gehen, wo sie als Dreher, Werkzeugmacher etc. gelernt haben.

Das mag auf die Großstadt zutreffen. In meinem Bekanntenkreis sind die Studierten in der Minderzahl.
Ich hab einen Satz zuwenig zitiert. Eigentlich gings mir vorrangig um:
Beitrag Kappa:
Was ich schon länger als besonders in Deutschland wahrgenommen habe, zumindest im Westen, das man auch als "Hauptschüler" zu was kommen konnte.
In den 90ern war die Hauptschule schon so tot, dass die Auswahl aus den verfügbaren Berufen mit einem Hauptschulabschluss schon sehr stark dezimiert war.
Aber viele die gute Arbeit in der Industrie oder auf Kaufleute machen, andere im Steuerbüro oder im Handwerk.
Darunter genügend mit Hauptschulabschluß die sich nicht auf die faule Haut legen und Bürgergeld kassieren sondern morgens um 5 zur Arbeit in irgendeine Fabrik gehen, wo sie als Dreher, Werkzeugmacher etc. gelernt haben.
Es ging auch nicht um irgendeine Art Wertung, der verschiedenen Ausbildungswege.

@derelch ok die Leute die ich kenne haben ihren Hauptschulabschluss vor mehr als 35 Jahren gemacht.
Aber kaufmännischer Beruf mit Hauptschulabschluss ging praktisch so gut wie nicht.
Schuld dabei waren auch die Abiturienten die z.B. die Ausbildungsplätze bei den großen Banken blockierten.
Deutsche Bank stellte mindensten 50 % Abiturienten ein die dann aber danach studierten.

Schuld dabei waren auch die Abiturienten die z.B. die Ausbildungsplätze bei den großen Banken blockierten.
Es waren und sind nicht die Abiturienten, die ein Bewerberprofil festlegen, sondern die Arbeitgeber.

@derelch Ja natürlich, wenn die Deutsche Bank 50 % Abiturienten will ist das so. Es gab auch andere die stellten bewusst keine ein. Ausbildung kostet die Firmen Geld und es gibt Firmen die arbeiten mit Azubis um dafür weniger Leute mit Ausbildung zu beschäftigen und Firmen die bilden aus um hinterher Fachkräfte zu haben und zu wissen wie die ausgebildet sind.

@jigal Neulich hatte ich den Klempner im Haus und wir kamen in's Quatschen, darüber, warum es ausserhalb von Notfällen (einen solchen hatte ich vor anderthalb Jahren mal, da stand er zwei Stunden nach dem Anruf vor der Tür) so schwer sei, Termine zu finden.
- "Wir kommen einfach nicht hinterher bei den Aufträgen. Das fing schon lange vor Corona an. Seit Jahren. Uns fehlen die Mitarbeiter, und wenn, wie jetzt, mal wieder Grippewelle ist..."
- "Dann stellt doch einfach mehr Leute ein oder bildet mehr aus. Wegen sowas (Dichtungsring in einer Armatur war kaputt) braucht ja kein Meister zu kommen, da reicht's doch eigentlich, wenn der Stift vorbeischaut oder der Geselle..."
- "Wir suchen händeringend nach Nachwuchs, finden aber keine Lehrlinge."
- "Wieso denn, wo sind die alle hin, das war doch früher kein Problem."
- "Ja, früher konnteste ja auch Haupt- oder Realschüler in die Ausbildung nehmen. Das geht heute nicht mehr, wir brauchen Abiturienten. Die wollen aber alle Banker werden oder studieren, kaum einer von denen will sich die Hände schmutzig machen..."
- "Wie bitte? Wozu braucht ihr plötzlich Abiturienten?"
- "Weil die wenigstens fließend lesen und schreiben und Kopfrechnen können und wissen, wie man Formulare ausfüllt. Das war früher nicht so wichtig, aber heute musste alles dokumentieren und mit Computern umgehen können und so. Wenn einer es nicht schafft, die ganze Software zu bedienen, dann kannste den heutzutage als Lehrling nicht brauchen. Wir haben's ja versucht, aber Azubis, die überhaupt nicht bei der Arbeit helfen können, sind einfach zu teuer."
Sagte mir einer, von dem ich weiß, dass er damals nur mit Müh und Not seinen Hauptschulabschluss machte, der also gewiss keinen Bildungsdünkel hat. Sein Handwerksbetrieb läuft gut, die zwei Azubis, die er letztes Jahr schließlich doch fand, bekommen deutlich (!) mehr an Ausbildungsgehalt als das, was sich als "üblich" so für die Sanitärinstallateursbranche ergoogeln läßt:
"Ich muss schließlich gegen die Sparkasse konkurrieren, wenn ich 'nen brauchbaren Lehrling will! Und weißte was?! Der XXX (gemeinsamer Bekannter, der in der örtlichen Sparkasse irgendeine leitende Funktion hat) hat mir neulich erzählt, dass die inzwischen auch Probleme haben, weil die guten Abiturienten lieber gleich BWL studieren wollen, als bei denen 'ne Lehre zu beginnen."
Und da wundert man sich, dass Eltern vor Gericht ziehen, weil sie mit der Schulempfehlung für ihre Sprösslinge nicht einverstanden sind...

@jack-black Ja.
Und früher hat die Sparkasse über Bedarf ausgebildet (auch Realschüler) und nach der Lehre wurden die entweder gekündigt oder sind anderswo gut untergekommen. Diese Generation bricht jetzt weg, weil der (vorzeitige) Ruhestand lockt und keine neuen Lehrlinge nachwachsen.

@chai Diese Generation bricht jetzt weg, weil der (vorzeitige) Ruhestand lockt und keine neuen Lehrlinge nachwachsen.
Wie manche hier aus anderen Thread-Zusammenhängen wissen, vermute ich persönlich ja, dass gerade im Bank-Geschäft demnächst dank KI die weit überwiegende Zahl der Jobs eh entfällt. Mit diesem Argument versuchte ich auch den Klempner zu trösten: "Wart mal ab, die KI wird in wenigen Jahren all die Schreibtisch-Jobs wegrationalisieren und dann laufen dir die Abiturienten die Bude ein wegen Ausbildungsstellen."
Bis sich ein KI-betriebener Roboter unter's Waschbecken legt und da mit der Rohrzange gefühlvoll am halb durchgerosteten, halb zugekalkten Syphon rumdreht und geschickt dem Siff entgeht, der da dann rausgeflutscht kommt und seine Elektronik lahmzulegen droht... Das dürfte um einiges länger dauern als die Freisetzung der Fachkräfte aus der Buchhaltung. Das Handwerk erscheint mir tendenziell mittelfristig deutlich weniger durch die KI-Revolution bedroht als viele, viele andere Berufssparten.
Naja, meine Tröstungsbemühungen fanden nicht den so ganz großen Anklang: "Von den Schiet, doa weet ick alns nix von. Doa bünick schon in Rente!"
😎

In Baden Württemberg war es definitiv so.
Kenn viele Leute die gut leben konnten vom Auskommen.
Was Berufe bei der Bank angeht stimmt es, da steht Abi an. Wenn man das will....
Bei Audi am Band bekommt man mehr Geld als mit Schlips und Kragen bei der Bank.
Ich kenne Deutsche die mussten in der Hauptschule bei Migranten in der Hauptschlussprüfung abschreiben, um nicht sitzen zu bleiben. Dann Schreiner gelernt, später zu Audi. Seit 20 Jahren ein nettes Haus im Weinbauort, Kinder und nebenbei CDU Politiker.
Mittlerweile ist es leider durch die Absurd teure Miete usw. und Inflation hier schwer geworden. Aber das ist noch nicht lange her.

Kenn viele Leute die gut leben konnten vom Auskommen.
Und die haben in den 90ern Hauptschulabschluss gemacht? Glück gehabt. Aber man kann als Schüler kaum noch darauf setzen einen überbezahlten Fliessbandjob in der Autoindustrie an Land zu ziehn.

@derelch Die Zeiten sind wohl vorbei.
Grad gestern kam in den Nahrichten, wie viele Beschäftigte bei VW entlassen werden sollen.
Natürlich sozialverträglich etc. blabla, aber wo sollen die hin?
Und bei weiterem Personalbedarf geht's dann vermutlich über Leiharbeit, wie in so vielen Betrieben.
Und die Aktionäre legen nicht drauf.

Die Frage ist, ob Leute aus der Produktion entlassen werden oder eher Bürojobs verloren gehen
Beides. Vorrangig in der Produktion.
Produzieren wollen die bestimmt doch auch weiterhin ...
Aber viel weniger, zumindestens in Deutschland.

@derelch Nun man muss sich einfach auch fragen, warum verdienen die bei der Produktion von Autos so viel mehr als ein Kfz-Mechaniker in der Werkstatt. Dann sollten die sich auch fragen warum sie keine Autos bauen zu einem Preis den ein normaler Mensch noch bezahlen kann. Wenn ein Golf 30.000 Euro kostet. Citroen hat jetzt einen neuen C3 rausgebracht, den gibt es mit Verbrennungsmotor für rund 15.000 Euro. Ein VW Elektroauto, was das kostet habe ich gar nicht geschaut.

Nun man muss sich einfach auch fragen, warum verdienen die bei der Produktion von Autos so viel mehr als ein Kfz-Mechaniker in der Werkstatt.
Weil das Geld und eine starke Gewerkschaft da ist.
Dann sollten die sich auch fragen warum sie keine Autos bauen zu einem Preis den ein normaler Mensch noch bezahlen kann.
Weil sie nicht wollen und es bisher auch nicht mussten.
Wenn ein Golf 30.000 Euro kostet. Citroen hat jetzt einen neuen C3 rausgebracht, den gibt es mit Verbrennungsmotor für rund 15.000 Euro.
Der C3 ist ein Kleinwagen und das Pendent zum Polo und nicht zum Golf. Die Franzosen sind zwar billiger in der Anschaffung als ein vw, aber auch nicht mehr wirklich preiswert.

@derelch Ich weiß er ist kleiner und wenn ich den Golf mit dem Fiat Panda vergleiche sehe ich die Qualitätsunterschiede. Was ich die letzten zwei Jahre bemerke sind hohe Verkaufspreise für Gebrauchtwagen und deutliche höhere Preise für Neuwagen mit Benzinmotor.

Veröffentlicht von: @jigalWas ich die letzten zwei Jahre bemerke sind hohe Verkaufspreise für Gebrauchtwagen und deutliche höhere Preise für Neuwagen mit Benzinmotor.
Oh ja. Wir gucken grad mal so prophylaktisch nach Nachfolgern für unsere derzeitigen alten Autos.
Und ich hab vor Jahren mal bei Auto-Scout eine Suchanfrage gestartet, da werd ich immer noch benachrichtigt, wenn mal wieder ein entsprechendes Auto angeboten wird. Da werden teilweise Preise für 20 Jahre alte Autos verlangt, dass man mit den Ohren wackelt.