Hallo Community,
in einem anderen Thread kam der Verdacht auf, dass der Marxismus als Ideologie unseren Staat und politische Entscheidungen mehr prägt, als wie sich das insbesondere ein sich den westlichen Werten und Wurzeln zugehörige Bürger vorstellen könnte.
Ein entsprechender Verdacht wurde mit Unverständnis bzw. dem Einwand, dass Marxismus kein Leninismus oder Stalinismus sei – also wohl nicht so schlimm.
Ich möchte daher den Marxismus kennenlernen und habe mir daher mal die Quelle dafür zur Brust genommen:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Marx,+Karl/Das+Kapital
Ich habe alles durchgelesen. Insbesondere Band zwei und drei allerdings nur überfolgen. Aber ich denke, dass ich einen guten Eindruck bekommen habe. Ich weiß, dass wir hier auf Jesus.de wirkliche Experten der Materie haben und ich möchte dazu einladen, meine Ausführungen zu den mit wichtig erscheinenden Textabschnitten zu kommentieren.
Im Folgenden gibt es Originalzitate aus „Das Kapital“ von Karl Marx und dann Anmerkungen von mir.
Das Werk von Karl Marx ist eine wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung der ökonomischen Verhältnisse seiner Zeit (der erste Band ist 1867 erschienen). Es war das die Zeit der Industrialisierung, die geprägt war durch technologische Innovationen aber auch gesellschaftlichen Umbrüchen, die mit großer Not breiter Bevölkerungsschichten verbunden war. Mit dieser Situation beschäftigt sich Karl Marx und sein Werk trägt den Untertitel „Kritik der politischen Ökonomie“ zu Recht.
Mir scheinen die Überlegungen, die Karl Marx ausformuliert, frei erdacht und nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen gestützt. Ich kann vieles nachvollziehen. Allerdings bekomme ich vieles nicht mit meinen Vorstellungen von der ökonomischen Realität in Einklang. Um so wichtiger ist es, sich damit auseinanderzusetzen, weil ein Aufsitzen auf schrägen Vorstellungen, die die Menschen in einer entscheidenden Phase der Menschheit einen falschen Weg weisen, wäre fatal.
Jetzt aber hinein in den Text:
Da existiert keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich großem Tauschwert. […]
Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.
Marx geht von einem von Arbeitern erzeugten Produkt als ein vorwiegend (bzw. ausschießlich) durch die investierte Arbeit definierten Wert. Produkte können getauscht werden oder gegen Geld getauscht werden. Den wirklichen Wert erhalten sie nur durch die Arbeit und alle Arbeit ist da gleichwertig.
Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Substanz sind sie Werte – Warenwerte.[52] […]
Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt.
[…] Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar.
Diese Grundlagen der Theorien von Karl Marx stimmen einfach nicht! Der Wert eines Produkts wird doch auch durch den Bedarf nach ihm bestimmt. Ein knappes und für das Leben sehr wichtige Produkt ist wertvoller als ein Produkt, das ich nicht unbedingt benötige, von dem es aber überall reichlich gibt. Man denke nur mal den Wert von Klopapier in der Corona-Zeit …
Auch gibt es qualitative Unterschiede von Produkten. Karl Marx betreibt hier eine Gleichmacherei, die jeglicher sinnlichen Wahrnehmung von Produkten oder der Freude an der Genialität des Herstellers zur Bedeutungslosigkeit erklärt. Vor diesem Hintergrund kann ich das Warenangebot der DDR nachvollziehen, die ja nicht unbedingt durch innovative Raffinesse gekennzeichnet waren, sondern mehr so Brot-und-Butter Produkte darstellten. Funktionell und das wars. Für mich ist das ein kultureller Mangel, der aus dieser Ideologie herrührt.
Das Geheimnis des Wertausdrucks, die Gleichheit und gleiche Gültigkeit aller Arbeiten, weil und insofern sie menschliche Arbeit überhaupt sind, kann nur entziffert werden, sobald der Begriff der menschlichen Gleichheit bereits die Festigkeit eines Volksvorurteils besitzt. Das ist aber erst möglich in einer Gesellschaft, worin die Warenform die allgemeine Form des Arbeitsprodukts, also auch das Verhältnis der Menschen zueinander als Warenbesitzer das herrschende gesellschaftliche Verhältnis ist. […]
Die Merkantilisten legen das Hauptgewicht auf die qualitative Seite des Wertausdrucks, daher auf die Äquivalentform der Ware, die im Geld ihre fertige Gestalt besitzt – die modernen Freihandelshausierer dagegen, die ihre Ware um jeden Preis losschlagen müssen, auf die quantitative Seite der relativen Wert form. Für sie existiert folglich weder Wert noch Wertgröße der Ware außer in dem Ausdruck durch das Austauschverhältnis, daher nur im Zettel des täglichen Preiskurants.
[…]
Wie sehr ein Teil der Ökonomen von dem der Warenwelt anklebenden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u.a. der langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bildung des Tauschwerts.
Hier kommt die Ablehnung der qualitativen Wertigkeit von Produkten bei Karl Marx sehr gut zum Ausdruck. Das, was mir an Produkten so wichtig ist und das ich als elementarer Bestandteil menschlicher Kultur und menschlichen Schaffens ansehe, ist für ihn reiner Fetischismus.
Ich finde die Sicht von Karl Marx erschreckend kalt und verständnislos in Bezug auf menschliche Innovation, Schaffenskraft und künstlerischen oder kunstfertigen Ausdruck. Für Karl Marx scheint es nur Butte, Brot und Wasser zu geben – mehr nicht und das reicht auch. Was für eine schreckliche Welt!
Auffällig auch die wenig professionelle Ausdrucksweise in Bezug auf Ökonomen anderer Schule. Für mich ist Freude an kulturellen Errungenschaften kein „Fetischismus“, „Freihandelshausierer“ ist eine sehr wertende und wenig sachliche Bezeichnung und „abgeschmackt“ sind Theorien zu marktwirtschaftlichen Zusammenhängen wohl kaum sondern im Gegensatz zur Marxschen Ideologie deutlich besser wissenschaftliche gegründet.
Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs. […]
Die Preisform schließt die Veräußerlichkeit der Waren gegen Geld und die Notwendigkeit dieser Veräußerung ein. Andrerseits funktioniert Gold nur als ideelles Wertmaß, weil es sich bereits im Austauschprozeß als Geldware umtreibt. Im ideellen Maß der Werte lauert daher das harte Geld.
[…]
Nichts kann alberner sein als das Dogma, die Warenzirkulation bedinge ein notwendiges Gleichgewicht der Verkäufe und Käufe, weil jeder Verkauf Kauf und vice versa. […]Die Identität von Verkauf und Kauf schließt daher ein, daß die Ware nutzlos wird, wenn sie, in die alchimistische Retorte der Zirkulation geworfen, nicht als Geld herauskommt, nicht vom Warenbesitzer verkauft, also vom Geldbesitzer gekauft wird.
[…]
abgeschmackten[137] Hypothese, daß Waren ohne Preis und Geld ohne Wert in den Zirkulationsprozeß eingehn, wo sich dann ein aliquoter Teil des Warenbreis mit einem aliquoten Teil des Metallbergs austausche.
Hier noch einmal der kritische Blick von Karl Marx auf marktwirtschaftliche Gegebenheiten, wobei er hier auf das Geldsystem (das damals wohl noch weitestgehend mit dem Goldsystem identisch war, da wichtige Währungen einem Goldstandard entsprachen und entsprechend gesichert waren).
Karl Marx leugnet hier dreist marktwirtschaftliche Zusammenhänge. Warum kann er nicht einsehen, dass ein Produkt, das nicht benötigt wird und von dem es ein großes Angebot gibt, einen deutlich kleineren Wert hat als ein Produkt das selten und begehrt ist (auch wenn in beiden Produkte dieselbe Arbeitszeit für die Herstellung benötigten). Dinge werden nicht richtig, nur weil man sie sturr und konsequent leugnet. So ist denn die Marxsche Ideologie von vielen solcher Knackpunkten durchzogen, die geeignet sind, das ganze System als Irrtum zu entlarven.
Um das Gold als Geld festzuhalten und daher als Element der Schatzbildung, muß es verhindert werden zu zirkulieren oder als Kaufmittel sich in Genußmittel aufzulösen. Der Schatzbildner opfert daher dem Goldfetisch seine Fleischeslust. […], viel verkaufen, wenig kaufen, die Summe seiner politischen Ökonomie.
Hier geht Karl Marx auf das Problem der Schatzbildung ein. Biblisch kennen wir das in der Geschichte des reichen Kornbauerns, der sich große Speicher als Sicherheit in der Zukunft (die ihm dann von Gott genommen wird) baut während das Volk hungert. Es ist das ein wichtiges ökonomisches Thema, wo die Marxschen Ideen in meinen Augen Relevanz bekommen.
Aber auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware in mehr Geld rückverwandelt. […]
Kapital kann also nicht aus der Zirkulation entspringen, und es kann ebensowenig aus der Zirkulation nicht entspringen. Es muß zugleich in ihr und nicht in ihr entspringen.
Hier führt Marx den Begriff des Kapitals ein, das sich im marktwirtschaftlichen Geschehen generiert.
Die Verwandlung des Geldes in Kapital ist auf Grundlage dem Warenaustausch immanenter Gesetze zu entwickeln, so daß der Austausch von Äquivalenten als Ausgangspunkt gilt.161 Unser nur noch als Kapitalistenraupe[180] vorhandner Geldbesitzer muß die Waren zu ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des Prozesses mehr Wert herausziehn, als er hineinwarf. Seine Schmetterlingsentfaltung muß in der Zirkulationssphäre und muß nicht in der Zirkulationssphäre vorgehn. Dies sind die Bedingungen des Problems. Hic Rhodus, hic salta!
[…]
Der Kapitalist hat durch den Kauf der Arbeitskraft die Arbeit selbst als lebendigen Gärungsstoff den toten ihm gleichfalls gehörigen Bildungselementen des Produkts einverleibt. Von seinem Standpunkt ist der Arbeitsprozeß nur die Konsumtion der von ihm gekauften Ware Arbeitskraft, die er jedoch nur konsumieren kann, indem er ihr Produktionsmittel zusetzt.
Nach Marx wird der Arbeiter selbst bzw. seine Arbeitskraft zur Ware. Der Begriff "Human Resources" zeigt, das er mit dieser Annahme wohl ganz richtig lag.
Man sieht: Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht.
Das Kapital entwickelte sich ferner zu einem Zwangsverhältnis, welches die Arbeiterklasse nötigt, mehr Arbeit zu verrichten, als der enge Umkreis ihrer eignen Lebensbedürfnisse vorschrieb. Und als Produzent fremder Arbeitsamkeit, als Auspumper von Mehrarbeit und Exploiteur von Arbeitskraft übergipfelt es an Energie, Maßlosigkeit und Wirksamkeit alle frühern auf direkter Zwangsarbeit beruhenden Produktionssysteme.
Hier geht Marx auf die Gefahr der Ausbeutung des Arbeitnehmers ein, die entstehen kann, wenn grenzenlose Gier des Arbeitgebers nicht effektiv kontrolliert und beschränkt wird. Zur Zeit von Karl Marx war da ein echtes Problem – allerdings gab es selbst da schon Ansätze, gesetzliche Schranken zu installieren.
Dies Produkt der manufakturmäßigen Teilung der Arbeit produzierte seinerseits – Maschinen. Sie heben die handwerksmäßige Tätigkeit als das regelnde Prinzip der gesellschaftlichen Produktion auf. So wird einerseits der technische Grund der lebenslangen Annexation des Arbeiters an eine Teilfunktion weggeräumt. Andrerseits fallen die Schranken, welche dasselbe Prinzip der Herrschaft des Kapitals noch auferlegte.[390]
Als Maschinerie erhält das Arbeitsmittel eine materielle Existenzweise, welche Ersetzung der Menschenkraft durch Naturkräfte und erfahrungsmäßiger Routine durch bewußte Anwendung der Naturwissenschaft bedingt. […] Die Maschinerie, mit einigen später zu erwähnenden Ausnahmen, funktioniert nur in der Hand unmittelbar vergesellschafteter oder gemeinsamer Arbeit. Der kooperative Charakter des Arbeitsprozesses wird jetzt also durch die Natur des Arbeitsmittels selbst diktierte technische Notwendigkeit.
[…]
Der Fabrikkodex, worin das Kapital seine Autokratie über seine Arbeiter, ohne die sonst vom Bürgertum so beliebte Teilung der Gewalten und das noch beliebtere Repräsentativsystem, privatgesetzlich und eigenherrlich formuliert, ist nur die kapitalistische Karikatur der gesellschaftlichen Reglung des Arbeitsprozesses, welche nötig wird mit der Kooperation auf großer Stufenleiter und der Anwendung gemeinsamer Arbeitsmittel, namentlich der Maschinerie. An die Stelle der Peitsche des Sklaventreibers tritt das Strafbuch des Aufsehers.
In diesem Abschnitt setzt sich Karl Marx mit dem Problem der Maschinen auseinander, die zu seiner Zeit grade die große Veränderung in der Arbeitswelt gebracht haben. Er erkennt, dass der Arbeiter dadurch vielfältiger einsetzbar wird (anders, als es durch vor allem durch Zünfte definierte Berufe und Tätigkeiten der Fall war). Das kann als Befreiung, aber auch als noch mehr bindendes Problem gesehen werden. Die Arbeit wird noch arbeitsteiliger und kann nur noch gemeinschaftlich ausgeführt werden. Die Maschinen bedingen Arbeit in Fabriken und die Arbeitsmittel (Maschinen) binden die Arbeiter genau dort. Das hat Marx alles so richtig erkannt.
Je mehr die Produktivkraft der Arbeit wächst, um so mehr kann der Arbeitstag verkürzt werden, und je mehr der Arbeitstag verkürzt wird, desto mehr kann die Intensität der Arbeit wachsen. Gesellschaftlich betrachtet, wächst die Produktivität der Arbeit auch mit ihrer Ökonomie.
[…]
Intensität und Produktivkraft der Arbeit gegeben, ist der zur materiellen Produktion notwendige Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags um so kürzer, der für freie, geistige und gesellschaftliche Betätigung der Individuen eroberte Zeitteil also um so größer, je gleichmäßiger die Arbeit unter alle werkfähigen Glieder der Gesellschaft verteilt ist, je weniger eine Gesellschaftsschichte die Naturnotwendigkeit der Arbeit von sich selbst ab- und einer andren Schichte zuwälzen kann. Die absolute Grenze für die Verkürzung des Arbeitstags ist nach dieser Seite hin die Allgemeinheit der Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft wird freie Zeit für eine Klasse produziert durch Verwandlung aller Lebenszeit der Massen in Arbeitszeit.[552]
Mit den Maschinen wächst auch die Produktivität der Arbeiter. Mehr kann in kürzer Zeit geschafft werden. Das ist ja heute immer noch ein großes Ziel jeglichen Wirtschaftens. Karl Marx sieht, dass dadurch zeitliche Freiräume geschafft werden, die den Individuen Freizeit schaffen (hey, würde ich ohne, dass ich Samstag frei habe, mich hier mit Marx auseinandersetzen?). Er sieht allerdings auch, dass diese Freizeit nicht gleich verteilt ist. Es ist die Arbeitszeit der Massen, die bei anderen Freizeit schaffen. Die Hoffnung, dass die Freizeit zu mehr freier geistiger Beschäftigung un gesellschaftliche Betätigung führt, sehe ich nur bedingt erfüllt, auch wenn wir heute mehr Freizeit haben denn je. Naja, veilleicht ist ja WhatsApp "gesellschaftliche Betätigung ...
Es ist wesentlich Kommando über unbezahlte Arbeit. Aller Mehrwert, in welcher besondern Gestalt von Profit, Zins, Rente usw. er sich später kristallisiere, ist seiner Substanz nach Materiatur unbezahlter Arbeitszeit. Das Geheimnis von der Selbstverwertung des Kapitals löst sich auf in seine Verfügung über ein bestimmtes Quantum unbezahlter fremder Arbeit.[556]
[…]
Das Verhältnis zwischen Kapital, Akkumulation und Lohnrate ist nichts als das Verhältnis zwischen der unbezahlten, in Kapital verwandelten Arbeit und der zur Bewegung des Zusatzkapitals erforderlichen zuschüssigen Arbeit. [..]Wächst die Menge der von der Arbeiterklasse gelieferten und von der Kapitalistenklasse akkumulierten, unbezahlten Arbeit rasch genug, um nur durch einen außergewöhnlichen Zuschuß bezahlter Arbeit sich in Kapital verwandeln zu können, so steigt der Lohn, und alles andre gleichgesetzt, nimmt die unbezahlte Arbeit im Verhältnis ab. Sobald aber diese Abnahme den Punkt berührt, wo die das Kapital ernährende Mehrarbeit nicht mehr in normaler Menge angeboten wird, so tritt eine Reaktion ein: ein geringerer Teil der Revenue wird kapitalisiert, die Akkumulation erlahmt, und die steigende Lohnbewegung empfängt einen Gegenschlag. Die Erhöhung des Arbeitspreises bleibt also eingebannt in Grenzen, die die Grundlagen des kapitalistischen Systems nicht nur unangetastet lassen, sondern auch seine Reproduktion aufwachsender Stufenleiter sichern
Marx redet hier auch von dem Mehrwert, der entsteht, wenn Ware weiterverkauft wird, was die Grundlage jeglichen Handelns ist. Marx reduziert den Wert (bzw. nicht-Wert) des Handels auf die Generierung von Mehrwert. Nach Marx entsteht der Mehrwert, indem bei jedem Handelsschritt dem Wert eines Produktes, das nach seiner Vorstellung ja nur durch die Arbeit des Arbeiters definiert ist, ein Betrag aufgeschlagen wird. Er hat kein Verständnis für das Gewerbe des Händlers, der ja immerhin ein Risko zu tragen hat (er könnte auf seine Ware sitzenbleiben, ein schlechtes Geschäft machen) und er liefert einen echten Mehrwert, indem er die Ware zum Markt trägt und kaufbar macht, was der Arbeiter in seiner Fabrik nicht zu leisten vermag. Hier übersieht Marx ein komplettes Wirtschaftsfeld bzw. negiert es durch seine verachtende Haltung. Kann man die Bedeutung einer Wertschöpfungskette für jegliche moderne industrielle Produktion als Marxist überhaupt erfassen?
Karl Marx sieht als Haupttreiber für die Kapitalbildung unbezahlte Arbeit des Arbeiters. Er sieht auch die Dynamik, die sich da entwickeln kann. Eine Art Schweinezyklus für Löhne. Ob es das so wirklich gibt, vermag ich nicht zu sagen. Mein Eindruck ist der, dass bei der Lohngestaltung oft ganz andere Faktoren wesentlich sind. Ich halte den Wert des Händlers und seiner Arbeit bei Karl Marx deutlich unterschätzt.
Der kapitalistische Produktionsprozeß reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert und verewigt damit die Exploitationsbedingungen des Arbeiters. Er zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu bereichern. […]
Der kapitalistische Produktionsprozeß, im Zusammenhang betrachtet oder als Reproduktionsprozeß, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert, er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst, auf der einen Seite den Kapitalisten, auf der andren den Lohnarbeiter.823[604]
Marx stellt hier die in seiner Zeit modernen Produktionsbedingungen als Treiber für Kapitalbildung dar. Das kann ich nachvollziehen.
Die Zentralisation kann erfolgen durch bloße veränderte Verteilung schon bestehender Kapitale, durch einfache Veränderung der quantitativen Gruppierung der Bestandteile des gesellschaftlichen Kapitals. Das Kapital kann hier zu gewaltigen Massen in einer Hand anwachsen, weil es dort vielen einzelnen Händen entzogen wird. In einem gegebnen Geschäftszweig hätte die Zentralisation ihre äußerste Grenze erreicht, wenn alle darin angelegten Kapitale zu einem Einzelkapital verschmolzen wären.886
[…]
Und während die Zentralisation so die Wirkungen der Akkumulation steigert und beschleunigt, erweitert und beschleunigt sie gleichzeitig die Umwälzungen in der technischen Zusammensetzung des Kapitals, die dessen konstanten Teil vermehren auf Kosten seines variablen Teils und damit die relative Nachfrage nach Arbeit vermindern.
[...]
Die im Lauf der normalen Akkumulation gebildeten Zusatzkapitale (s. Kap. XXII, 1) dienen vorzugsweise als Vehikel zur Exploitation neuer Erfindungen und Entdeckungen, überhaupt industrieller Vervollkommnungen. Aber auch das alte Kapital erreicht mit der Zeit den Moment seiner Erneuerung an Haupt und Gliedern, wo es sich häutet und ebenfalls wiedergeboren wird in der vervollkommneten technischen Gestalt, worin eine geringere Masse Arbeit genügte, eine größere Masse Maschinerie und Rohstoffe in Bewegung zu setzen. Die hieraus notwendig folgende absolute Abnahme der Nachfrage nach Arbeit wird selbstredend um so größer, je mehr die diesen Erneuerungsprozeß durchmachenden Kapitale bereits zu Massen angehäuft sind vermöge der zentralisierenden Bewegung.
Wichtige Themen bei Karl Marx sind die Zentralisations- und Akkumulationstendenzen des Kapitals. Das Kapital akkumuliert in wenigen Händen, Händen einzelner Menschen oder großer Kapitalgesellschaften. Das ist ja ein wichtiges Thema und wird oft als zentrales Problem des Kapitalismus gesehen. Und insbesondere in Ländern, wo es keine soziale Marktwirtschaft gibt und den kapitalistischen Akteuren freie Hand gelassen wird, droht die Situation heute zu eskalieren. Man denke nur an die wenigen Superreichen und an die Wohnungslosen in den USA, die oft Arbeit haben, aber sich ein bürgerliches Leben nicht leisten können. Es war sehr vorrausschauend von Karl Marx, das gesehen zu haben. Allerdings sehe ich eine Lösung des Problems bei ihm eher nicht. Die Bedeutung von Innovation sehe ich bei Karl Marx deutlich zu negativ konnotiert!
Der Pauperismus bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee. Seine Produktion ist eingeschlossen in der Produktion der relativen Übervölkerung, seine Notwendigkeit in ihrer Notwendigkeit, mit ihr bildet er eine Existenzbedingung der kapitalistischen Produktion und Entwicklung des Reichtums. […]
Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums.
Hier geht Karl Marx auf das Problem der Verarmung breiter Massen ein, die den Fabriken ein großes Potential an Arbeitern vorhält. Sicher so richtig erkannt.
Privateigentum, als Gegensatz zum gesellschaftlichen, kollektiven Eigentum, besteht nur da, wo die Arbeitsmittel und die äußeren Bedingungen der Arbeit Privatleuten gehören. Je nachdem aber diese Privatleute die Arbeiter oder die Nichtarbeiter sind, hat auch das Privateigentum einen andern Charakter.
[…]
Sobald dieser Umwandlungsprozeß nach Tiefe und Umfang die alte Gesellschaft hinreichend zersetzt hat, sobald die Arbeiter in Proletarier, ihre Arbeitsbedingungen in Kapital verwandelt sind, sobald die kapitalistische Produktionsweise auf eignen Füßen steht, gewinnt die weitere Vergesellschaftung der Arbeit und weitere Verwandlung der Erde und andrer Produktionsmittel in gesellschaftlich ausgebeutete, also gemeinschaftliche Produktionsmittel, daher die weitere Expropriation der Privateigentümer, eine neue Form. Was jetzt zu expropriieren, ist nicht länger der selbstwirtschaftende Arbeiter, sondern der viele Arbeiter exploitierende Kapitalist.
[...]
Diese Expropriation vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.
Hier geht Karl Marx auf die Veränderung des Charakters des Privateigentums im Kapitalismus ein und er sagt eine Weltwirtschaft voraus. Er sieht das als Prozess, der mit einer Ausbeutung der Arbeiter (die er hier Proletarier nennt) einhergeht.
[…]Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.
[…]
Die aus der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende kapitalistische Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation des individuellen, auf eigne Arbeit gegründeten Privateigentums. […]Diese stellt nicht das Privateigentum wieder her, wohl aber das individuelle Eigentum auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära: der Kooperation und des Gemeinbesitzes der Erde und der durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmittel.
[…]
Die Verwandlung des auf eigner Arbeit der Individuen beruhenden, zersplitterten Privateigentums in kapitalistisches ist natürlich ein Prozeß, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des tatsächlich bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Eigentums in gesellschaftliches. Dort handelte es sich um die Expropriation der Volksmasse durch wenige Usurpatoren, hier handelt es sich um die Expropriation weniger Usurpatoren durch die Volksmasse.
Karl Marx sieht auch die Grenzen der Ausbeutung und dass es eine Zeit geben wird, wo die Ausbeuter ausgebeutet werden, wo es neues Privateigentum geben wird – diesmal als individuelles Eigentum, das sich von den Früchten des kapitalistischen Systems speist. Jeder, der Aktien oder Aktienfonds hält, partizipiert hier und heute an diesem System.
Dann kommt Karl Marx noch auf seine Lehre der Klassengesellschaft:
Die Eigentümer von bloßer Arbeitskraft, die Eigentümer von Kapital und die Grundeigentümer, deren respektive Einkommenquellen Arbeitslohn, Profit und Grundrente sind, also Lohnarbeiter, Kapitalisten und Grundeigentümer, bilden die drei großen Klassen der modernen, auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden Gesellschaft.
[…]
Die nächst zu beantwortende Frage ist die: Was bildet eine Klasse? und zwar ergibt sich dies von selbst aus der Beantwortung der andern Frage: Was macht Lohnarbeiter, Kapitalisten, Grundeigentümer zu Bildnern der drei großen gesellschaftlichen Klassen?
[…]
Auf den ersten Blick die Dieselbigkeit der Revenuen und Revenuequellen. Es sind drei große gesellschaftliche Gruppen, deren Komponenten, die sie bildenden Individuen, resp. von Arbeitslohn, Profit und Grundrente, von der Verwertung ihrer Arbeitskraft, ihres Kapitals und ihres Grundeigentums leben.
Die letzten Abschnitte entstammen den Büchern II und II von Karl Marx, die von Friedrich Engels für die Publikation vorbereitet wurden, weil Karl Marx das nicht mehr erleben durfte.
Soweit inhaltlich die Ideen des Karl Marx.
Darauf aufbauend gibt es viele politische Systeme wie den Kommunismus, den Leninismus oder den Sozialismus. Mir ist kein politisches System bekannt, das je zum Wohle der Bürger funktioniert hätte. Ich führe das auch auf fehlerhafte Grundannahmen von Karl Marx zurück, indem er marktwirtschaftliche Prinzipien komplett ablehnt. Die Marktwirtschaft schafft nicht nur eine automatische Feinjustierung der Versorgung der Bevölkerung, sondern sie schafft auch ein Klima für Innovation und Weiterentwicklung. Viele marktwirtschaftliche Volkswirtschaften haben den Bürgern Wohlstand und gutes Leben beschert.
Aus dem Konzept der sozialen Marktwirtschaft ist bekannt, dass es möglich ist, politische Rahmenbedingungen zu setzen, innerhalb derer die Systeme gewünschte Ergebnisse liefern. Das sollte auch in Hinblick auf ökologische Notwendigkeiten möglich sein und hier dann die erforderlichen Innovationen ermöglichen, ohne die es in Zukunft keinen Wohlstand geben wird. Ich hoffe sehr, dass unsere politischen Lenker sich ihren Marx noch einmal kritisch ansehen und sich dann erfolgreicheren Modellen zuwenden!