Energie-Resource Holz - zu wenig berücksichtigt?
Hallo Community,
wir stehen ja vor einem kalten Winter - zumindest, wenn das Gas nicht reicht. Das russische Gas ist mal außer Reichweite und die neuen Energielieferanten werden diesen Winter wohl kaum schon so weit sein.
Daher täten wir gut daran, die eigenen Resourcen mal zu durchforsten - und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Holz ist Energieträger und wer mal durch Nordrhein-Wesfalen gefahren ist, der weiß, dass da massenweise Totholz rumsteht, das darauf wartet, geerntet zu werden.
Was meint Ihr? Wäre es nicht an der Zeit, kreativ nach Energiequellen zu suchen oder bekannte zu aktivieren, damit wir gut über den Winter kommen? Was braucht es, um solche Schritte in die Wege zu leiten? Müssen da Politiker aktiv werden oder kann nicht der Impuls auch aus der Wirtschaft selber kommen?
Ich haber mal überschalgen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass allein die Totholzflächen in NRW die Energie für ca. 3 Monate Heizperiode liefern könnten.
Habt Ihr noch Ideen, wie wir Energie aus eigenen Quellen aktivieren könnten?
Hier der Hintergrund und eigene Berechnungen zur Energiemenge im Totholz der Wälder NRWs - nur um mal die Kapazität aufzuzeigen, die da wäre.
Dieser Teil des Beitrags ist nicht als Gegenstand zur Diskussion gedacht sondern mehr so Supplement.
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2018/11/waelder-in-nrw-besonders-stark-geschaedigt
80% der Bäume sind krank - 40% der Bäume sind tot oder so gut wie tot.
Es geht vor allem um Fichten.
DEr Brennwert von Fichten ist jetzt nicht so genial gut - aber es ist nicht nichts:
https://holzspalter-tests.de/ratgeber/brennwert-tabelle-fuer-verschiedene-holzarten/
Brennwert in KWh /rm: 1500,
Zu ersetzende Menge Heizöl / Erdgas in Liter oder m³/rm: 150
Die Waldfläche NRWs ist 8 471 Quadratkilometer
Quelle:
Das macht (40%) ca. 3400 km² Wald, der dringend abgeholzt werden sollte.
Wie viel Festmeter Holz das ist und damit welche Energiemenge zur Verfügung steht, ist nicht zu errechnen, da ich nicht weiß, wie der Baumbesatz jeweils ist. Man rechnet bei Fichte mit Zuwächsen von 15 Festmetern je Jahr und ha. Wenn der Fichtenwald also vor ca. 60 Jahren angepflanzt wurde (ich gehe da von einem Zeitpunkt nach dem Krieg, als die Rohstoffnöte nicht mehr so groß waren, aus), dann hätten wir heute ca. 900 Festmeter je ha.
Hier eine Zahl, die belegt, dass meine Schätzung etwas hoch aber nicht ganz unrealistisch war:
Also: Bei Fichte 700 Festmeter/ha.
1 ha=10.000 m², 1 km²=100 ha.
Das bedeutet, dass wir ca. 70000 Festmeter je ha bei Fichte haben und für die 3400 km² mehr oder weniger totes Holz in NRW macht das 238000000 Festmeter Fichte oder 3.57*10^11 KWh Energie.
Unser Gasverbrauch in Deutschland ist je Monat der Heizperiode ca. 100-120 TWh. 1 TWh= 10^12 Wh=10^9 KWh.
Damit könnten die toten Fichtenwälder NRWs die Energie für ca. 3 Monate Gasverbrauch in Heizmonaten liefern.
Klar, dass das jetzt alles mal theoretisch ist.
Es gibt zwar Holzvergasungstechnik:
https://www.wikiwand.com/de/Holzgas
https://www.vr-enbekon.de/holzgas-kraftwerke/containeranlagen/
... aber so einfach ersetzbar ist das nicht und viel Wald ist ja in privater Hand und da hat man natürlich nicht so ohne weiteres Zugriff drauf. Aber es ist immhin Energie im Land, die Verfügbar wäre.
Und eine Neuaufforstung ist ja dringend geboten, da nur lebende Bäume CO2 binden und damit die Flächen wieder aus Klimasicht vorteilhaft werden. Andererseits ist natürlich verbrannter zyklierender Kohlenstoff schneller wieder im System, als wenn das Holz als Baumaterial eingesetzt wird oder langsam vor sich hin gammelt.
@goodfruit
Im Grunde stimme ich dir zu: da liegt noch viel Energie im Wald rum!
Das Problem: "Totholz" ist nur selten wirklich "tot", sondern in vielen Fällen "Nährstoff" für kommenden Baumgenerationen und für tierisches Leben. Aber auch Wasserspeicher und Feuchtigkeitsregulator.
Trotzdem wäre eine Menge davon sicher zur Energieerzeugung (wie auch immer) zu verwerten.
Ich erinnere mich daran, dass meine Oma gern erzählte, wie sauber im letzten Krieg der Waldboden "ausgeputzt" war.
Was nicht in den Holzvergaser kam, wurde oft von älteren Frauen und Kindern als Feuerholz zusammengesucht.
Heute dürfte es allein schon deshalb daran scheitern, dass sich wohl kein Amt imstande fühlt, hier "Lesescheine" (die braucht man eigentlich) an interessierte Bürger auszustellen, weil sich niemand in der Verwaltung verantwortlich bzw. dazu befugt fühlt.
Und Arbeitskräfte gibt es in der Forstwirtschaft eh nicht genügend, denn die sind ja immer noch damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der letzten trocknen Sommer zu beseitigen.
Ich persönlich nutze aber den Wald schon seit längerer Zeit. Ich bin Mitglied in einem Förderverein, der einen ehemaligen Steinbruch mit angrenzendem Wald als Jugendzeltplatz betreut. Dort müssen wir jedes Jahr so viele Bäume ausholzen und Altholz beseitigen, dass wir es gar nicht alles auf dem Platz verwerten können.
Also: Kofferraum vollgeladen und mit nach Hause genommen. Der Kaminofen freut sich schon als Nachschub.
Allerdings: frisch geschlagenes Holz sollte mindestens 2 Jahre trocken lagern, bis man es verbrennt. Denn wenn es noch zu viel Restfeuchte hat versottet der Ofen wie auch der Kamin und man bläst ziemlich viel Ruß und Feinstaub in die Luft.
Glücklicherweise habe ich schon vor Jahren damit angefangen, Holz zu "horten" und kann auf genügend gut getrocknetes Altholz zugreifen.
Übrigens habe ich gerade festgestellt, dass sich die Preise für die Holzbündel, die man in den Baumärkten kaufen kann, gerade verdoppelt haben. Letztes Jahr gabts die noch zu 2,99, heute kosten sie stolze 5,99 Euronen. Vielleicht ist also Holz künftig das "Gold des kleinen Mannes"?
@bepe0905
Das Problem: "Totholz" ist nur selten wirklich "tot", sondern in vielen Fällen "Nährstoff" für kommenden Baumgenerationen und für tierisches Leben. Aber auch Wasserspeicher und Feuchtigkeitsregulator.
Ganz genau! Man sollte nicht einfach nach Belieben alles entfernen sondern muss auch die möglichen Folgen bedenken. Das geht vom Unterschlupf für Tiere über Nährstoffe bis hin zum Wasserspeicher, der ein zu schnelles oberflächliches Abfließen verhindert. Ein Faktor, der in Zeiten der Dürre und Überschwemmungen nicht zu unterschätzen ist.
@bepe0905 bepe, ich plädiere nicht dafür, sämtliches Totholz aus den Wäldern zu entfernen. In gewissem Maße hilft das tatsächlich, eine insgesamt gesündere und vielfältigere Biozönose zu formen.
Ich weiß nicht, ob Dir klar ist, von welchen Wäldern ich da rede. Eine wichtige Nord-Süd Route mit dem Auto geht durch Lüdenscheid. Und wenn Du Dir da mal die Wälder ansiehst, dann lebt da so ziemlich nichts mehr. Hängeweise tote Bäume! Wenn sich da im Totholz irgendwelche holzzersetzenden Organismen tümmeln, dann hat die lokale Biozönose wenig davon, weil die Vegetation, die diesen Standort bestimmen sollte, zu 100% hinüber ist. Da kann man nur noch abräumen - und wenn dieses Holz noch irgendwie verwendet werden kann, dann ist das sicher keine schlechtere Lösung, als wie es in Gänze vor Ort vergammeln zu lassen.
Das Problem in NRW ist die Fichte. Dieser Baum gehört in die boreale Nadelwaldzone - also deutlich weiter nördlich. Der Klimawandel und auch die damit verbundene Trockenheit hat die Bäume schwer geschädigt. Es ist ein weitverbreitetes Phänomen in der Natur, dass stark geschwächte Organismen bevorzugt von Parasiten und Krankheitserregern befallen werden, die ihnen dann den Garaus machen.
Und wenn ich dann durch die LAndschaft fahre und sehe Hängeweise tote Bäume, dann denke ich zwei Gedanken:
1) Diese Hänge müssten dringend abgeerntet werden und das Hólz einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden.
2) Es wäre wichtig, jetzt schnell mit den richtigen Arten und bitte nicht wieder als Monokultur aufzuforsten.
In diesem Zusammenhang stand mein Posting. Es geht also nicht um eine intensivere Nutzung intakter Wälder sondern um ein schnelles Bereinigen einer lokalen Katastrophe mit dem Ziel, das Holz sinnvoll einzusetzen um bei einer anderen Katastrophe auszuhelfen und damit dann gleichzeit das Gelände wieder für neuen Bewuchs verfügbar zu haben.
Habt Ihr noch Ideen, wie wir Energie aus eigenen Quellen aktivieren könnten?
Holzfußböden bieten sich da an. Und Autoreifen.
Ernsthaft: Ich halte das für den falschen Weg, die Natur noch weiter zu plündern um noch mehr CO2 zu produzieren.
Ich mache niemandem einen Vorwurf, der jetzt im kalten Winter seinen Kamin anschmeißt... aber ich sehe auch keinen Grund, das Ganze auch noch auszubauen und zu fördern.
@lucan-7 Bei der Idee mit dem Holzfussboden musste ich schmunzeln - hatte ich doch diesen GEdanken erst kurz zuvor woanders gefunden:
Das ist ein historischer Bericht einer Fahrt mit einem Holzvergaserauto und dort sind Gedanken des Fahrers in Bezug auf den Holzfussboden einer Gaststätte, in der er Rast macht, enthalten.
Autoreifen sind gar keine gute Idee. Ich kenn die noch als Schrecken der Osterfeuer. Die brennen tiefblau und heftig stinkend ab. Zum Glück wird da wohl heute darauf geachtet, dass die nicht mehr so entsorgt werden.
Sicher ist Energie, die ohne CO2 auskommt, immer besser. Aber verschlechtern tut ja die Holzverbrennung die Klimabilanz im Grunde genommen nicht - solange nicht, wie nicht mehr verbrannt wird, wie aktuell nachwächst.
Bei den komplett toten Forsten verbrennen wir da dann schon mehr als wie aktuell erzeugt wird. Aber wir schaffen so Platz für Neubesatz der Flächen. Und da ist bei dem CO2 in der Luft aktuell wirklich rasantes Wachstum möglich - solange es dann auch mit dem Wasser stimmt. Und das tolle: Du sammelst bei hohem CO2 massiv Biomasse unter der Erde. Die Pflanzen heute haben ein viel komplexeres und größeres Wurzelwerk als früher - und jede Wurzel enthält da aus der Luft assimiliertes CO2 als Baumaterial!
Sicher ist Energie, die ohne CO2 auskommt, immer besser. Aber verschlechtern tut ja die Holzverbrennung die Klimabilanz im Grunde genommen nicht - solange nicht, wie nicht mehr verbrannt wird, wie aktuell nachwächst.
Noch besser wäre die Klimabilanz, wenn das Holz verwendet würde, ohne verbrannt zu werden.
@lucan-7 Ich habe keine Ahnung, ob man im Bau Käferholz gebrauchen kann.
Vermutlich habe ich die Situation zu pessimistisch eingeschätzt:
https://hob-magazin.com/holzbau/kaeferholz-fuer-den-holzbau/
Veröffentlicht von: @lucan-7Ich mache niemandem einen Vorwurf, der jetzt im kalten Winter seinen Kamin anschmeißt... aber ich sehe auch keinen Grund, das Ganze auch noch auszubauen und zu fördern.
Daran erkennt man, wie zweifelhaft die Empfehlungen verschiedener Behörden und Ämter sind.
Lange wurden Pelletheizung und auch Kaminöfen hochgelobt mit der Begründung, dass hier nur das CO2 freigesetzt würde, das zuvor in den Bäumen gespeichert wurde.
Stimmt auch, allerdings wurde dabei wohl vergessen (?), dass ein Baum in 30 bis 80 Jahre eine Menge CO2 speichert, das dann aber beim Verheizen in wenigen Tagen wieder freigesetzt wird. Aber wohl immer noch besser als z.B. Kohle oder Ölheizung, weil dort das CO2 aus tausenden von Jahren gespeichert war und ähnlich schnell in die heutige Luft "entlassen" wird.
Ich sehe da eher die Feinstaubproblematik als Argument, aber auch die lässt mich inzwischen ziemlich kalt. Denn jeder etwas ältere Fotokopierer und auch mancher Laserdrucker bläst 'ne Menge Feinstaub in die Bude, da kommt es auf den Kaminofen auch nicht mehr an. Denn der erzeugt in erster Linie Staub mit großporigen Anteilen, die weniger gefährlich sind.
@bepe0905
Es gibt da viel zu Bedenken. Das Problem bei den Pellets von Pelletheizungen scheint zu sein, dass man nie weiß, was man da eigentlich bekommt - weder in Bezug auf Herkunft noch genaue Zusammensetzung des Materials.
Das mit den langen Zeiträumen bis ein Baum gefällt werden kann ist sicher ein Argument - aber ich würde das nicht auf der Ebene des Baums betrachten, sondern auf der Ebene des Waldes. Außer in dem Fall, wo der komplette Wald einfach tot ist (wie die Flächen, um die es in diemsem Thread geht), ist der Wald fast wie ein großer Organismus zu sehen, der kontinuierlich wächst und aus dem kontinuierlich abgeerntet wird. In der Regel wird wohl sogar weniger entnommen als wie aktuell nachwächst. Und unter dieser Perspektive ist das dann gefühlt wie auch von der Bilanz her eine andere Geschichte.
Was den Feinstaub angeht, so denke ich, dass wir die Thematik viel zu pauschal betrachten und zu wenig Größen betrachtet werden.
Ich weiß nicht, ob Du Dich an die VW Ökotox Studien in den USA erinnerst, die ethisch fragwürdig mit Affen durchgeführt wurden und am Anfang massiver Probleme von VW in den USA standen. Da hatte man Affen den Abgasen seiner modernen Dieseltechnologie ausgesetzt und eine Kontrollgruppe geführt, die Dieselabgasen von klassichen Trucks ausgesetzt waren. Das Ergebnis war, dass der Gesundheitsschaden, bei der neuen Technologie größer war als bei den alten Verbrennern mit dem fetten Feinstaub. Die größe der Teilchen wie auch ihre chemische Zusammensetzng, vielleicht sogar ihre räumlich Struktur, können bedeutsam sein. Mir ist aber nicht bekannt, ob man da viel weiß.
Und wer sich über Feinstaub von Fahrradbremsen Gedanken macht, der tut gut daran, auch mal den Reifenverschleiß von e-Autos zu betrachten - denn die Dinger Beschleunigen wie die Sau und geben dabei mächtig Abrieb auf Straße und in die Luft.
Was mir noch zum Feinstaub einfällt ist ein Verdacht: Ich finde es ungewöhnlich, dass die hohen Temperaturen durch den Klimawandel nicht zu mehr Bewölkung und Regen führt. Vielleicht ist es ein Problem, dass wir unsere Abgase zu sauber rauslassen und so nicht den Feinstaub und damit die Kristallisationskeime in die Luft blasen, die es für eine gesunde Wolkenbildung braucht. Aber das nur eine Hypothese, die der Überprüfung bedarf. Dein Feinstaub aus dem Laserdrucker hilft da aber wohl eher wenig. Das ist Feinstaub, bei dem ich keinen positiven Nebeneffekt verwarten würde.
Hier noch eine interessante Anlage, die die Technologie der Holzgasverbrennung nutzt:
@goodfruit man sollte vielleicht auch mal weniger heizen. Selbst habe ich ein altes Bauernhaus, Baujahr mind. 1900 rum, eher 1850. Die heizten, soweit ich den Kamen noch sehe, in zwei Räumen: Waschküche und Küche. Hat die eine Oma von mir ähnlich gemacht: Küche und ab und zu das Wohnzimmer.
Habe selbst Stromheizungen, weil das beim Einzug 1981 en vogue war. Heize seit 2010 alleine, weil als letzter der Familie noch am Leben. 2009 verbrauchte Mutter noch so zwischen 16- 17 Tkwh, ich bin jetzt bei um die 7 Tkwh. Arbeitszimmer, gleichzeitig Schlafzimmer wird nur bei Homeoffice geheizt, Bad/Waschküche auf max. 10 Grad Celsius plus, beim Baden bisschen mehr.
Ansonsten im Resthaus mehr oder weniger Frostschutz, nur TV-Zimmer mal ein bisschen mehr.
Ziehe mich halt warm an 🙂