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Entspricht dein Leben ...

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Lachmöwe
Themenstarter
Beiträge : 1527

... deiner Vorstellung, wie du gerne leben möchtest?

Meine Naturschutzkindergruppe hat mich ins Denken gebracht... Sie leben so selbstverständlich ihren mehr oder weniger "hippen Lifestyle" und haben seit letztem Jahr den Umweltschutz für sich entdeckt - vorrangig mit Infragestellen der Erwachsenen. 😉 Für die Kinder ist alles einfach, so wirkt es. Sie fordern hier anderes Einkaufsverhalten, dort angepasste Ernährung, ... Und selbst können sie ja so wenig tun, scheinbar. Die Erw, die aber könnten ja... Eine Kombi wie sie nur Kindern vorbehalten sein kann und auch da schon schwierig ist. So viel zum Hintergrund.

Was mir auffällt ... ich mache ständig nur Kompromisse, selbst da wo ich recht konsequent bin. Warum? Weil es nicht anders geht? Bin ich eine Gefangene "des Systems"? Bin ich zu bequem? Leben wir allzu oft aus einer Gewohnheit heraus und inwieweit kollidiert diese mit unseren Idealvorstellungen? Wovon lasse ich mich prägen? Wie viel Verzicht ist erstrebenswert? Warum ist es so schwer aus "dem Gängigen" auszusteigen? Warum spielen wir alle bei etwas mit, von dem wir nicht ernsthaft überzeugt sind? ... es liegt viel Falschheit in so vielem. Mitmachen tun wir dabei wohl in irgendeiner Form fast alle.
Gibt es das ideale Leben überhaupt? Warum kann man es wohl eher nicht wirklich einfach so leben?

Nachdenkliche Grüße
von Seidenlaubenvogel

Antwort
22 Antworten
Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

Liebe Seidenlaubvogel,
danke für diesen Thread, der und zur "Nabelschau" anregt.

2 meiner Enkel gehen in eine Waldkita, wo sie Anregungen erfahren und Fragen an uns Alte mitbringen. Und manches davon macht nachdenklich, bewirkt tatsächlich eine Änderung vertrauter Denkmuster und führt zumindest partiell zur Verhaltensänderung.
Aber auch Berichte in den Medien (z.B. zur Tiermast, Pestizideinsatz beim Obst- und Gemüseanbau, Rodung des Regenwaldes für Nutztierhaltung, Aromen und Ersatzstoffe in Lebensmitteln, Ausbeutung von Erntehelfern und Arbeiterinnen in der Textilindustrie usw.) können ein Umdenken bewirken, sofern man sich dafür interessiert. So gibt es z.B. heute Abend im ZDF wieder eine Sendung mit Sebastian Lege über die Tricks der Lebensmittelindustrie, die ich mir auf jeden Fall ansehen werde.

Mit Sicherheit spielen hinsichtlich unseres Verhaltens auch die Lebens- bzw. Familiensituation sowie das eigene Alter eine Rolle.
Ich habe ich Gesprächen mit anderen Menschen festgestellt, dass Kinder (und besonders Enkel) unsere (Verbrauchs-) Gewohnheiten wohl mehr beeinflussen als Nachrichten und gute Ratschläge. Und ich bin ja nun in einem Alter, in dem man eher mal zurück blickt als nach vorne und stelle dabei fest, dass sich bei mir vieles in den letzten Jahren verändert hat.
So lege ich heute mehr Wert auf bewusste Ernährung (viel Obst, Müsli, Salat und Gemüse, vorrangig regionale Produkte mit jahreszeitlichem Bezug und weniger Fleisch als früher).
Andererseits gehe ich dabei täglich Kompromisse ein: Milch ersetze ich zwar zum Teil durch Hafermilch, aber eben nur zum Teil. Und veganer Brotaufstrich, veganer Käse oder Fleischersatzprodukte auf Sojabasis sind wirklich nicht meine Sache während Butter, Eier, Käse und Sahne aus meiner Küche nicht wegzudenken sind.
Allerdings kaufe ich inzwischen nach Möglichkeit Bioprodukte und bei Eiern, Wurst und Fleisch zumindest aus artgerechter Haltung (Freiland, Level 4), falls Bio nicht verfügbar ist.
Aber trotzdem: ich liebe und genieße südafrikanischen Rotwein (trotz langer Transportwege mit entsprechendem CO2-Ausstoss), schottischen Whisky (trotz Torfabbau), Berg- und Almkäse (trotz hohem Methan- und CO2-Ausstoß der Kühe).

Privat bin ich meist zu Fuß oder per Rad unterwegs - habe mir aber trotzdem gerade ein neues Auto zugelegt, das ich auch gern nutze. Im Urlaub fahre ich nach Möglichkeit Bahn, aber alle 2 Jahre muss es einfach mal per Flieger nach Schottland gehen und für dieses Jahr sind Georgien und Armenien als Reiseländer geplant (also auch eine Flugreise).

Du siehst - ich lebe ständig mit Kompromissen - und genau so wird es den meisten Leuten gehen, sofern sie nicht gedankenlos in den Tag hineinleben. Aber ich denke, gerade diese Suche nach Kompromissen, nach einem Ausgleich gehört zum Leben einfach dazu. So leben wir einerseits im Bemühen, alles gut und richtig zu machen und nach Möglichkeit niemandem (Mensch, Tier und Natur) zu schaden - wollen es uns aber auch selbst gut gehen lassen und suchen im Rahmen unserer Möglichkeiten nach einem gewissen persönlichen Luxus.

Die alles nenne ich "bewusstes Leben", wobei wir uns darüber klar sein sollten, dass die Parameter und Schwerpunkte unseres Handelns Veränderungen unterworfen sind. Was früher noch als richtig galt wird möglicherweise in einigen Jahren falsch oder gar verwerflich sein.

Natürlich befinde ich mich als Pensionär in einer fast idealen Situation: der Hund lebt nicht mehr, die Kinder sind selbständig - also kann nun endlich das "wirklich-wahre Leben" beginnen,,, 😀
So bin ich heute wesentlich freier von Terminen und Sachzwängen als vor Jahren und habe durch meinen früheren Beruf auch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit. Insofern entspricht mein Leben heutzutage tatsächlich weitgehend dem, was ich mir vorgestellt und was ich angestrebt habe. Nicht der Idealfall, aber wohl auch nicht grundfalsch.
Trotzdem gibt es noch einiges, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe (stärkere politische Beteiligung im kommunalen Umfeld, Unterstützung bestimmter Initiativen, Montage von Photovoltaik aufs Hausdach u.a.m.).
Mal sehen, wieviel Zeit mir noch gegeben ist, es bleibt auf jeden Fall spannend.....
nachdenkliche Grüße
Dschordsch

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2 Antworten
Lachmöwe
(@seidenlaubenvogel)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 1527

Beides: Nabelschau und Blick nach vorn

Danke für deine Wahrnehmung. Ich bin inz auch wieder versöhnter. Je nach Perspektive erscheint so viel so aussichtslos und auch als ob sich jeder nach Belieben etw vormacht. Und ja, ja ... ich seh es ja ein ... ertappt - ich stelle (v.a. mich) gern in Frage. 😀 Das (!) sollt ich mal in Frage stellen. 😎

seidenlaubenvogel antworten
maggie.x
(@jeddie-x)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 1687

Danke für die schöne ausführliche Beschreibung deiner Lebensführung.
In vielem berührt sich das mit dem, wie wir mittlerweile leben.
(Ausser, dass ich keinen Wein aus Übersee kaufe und keine Hafermilch trinke, sondern Kuhmilch 😉 )

Veröffentlicht von: @bepe0905

Natürlich befinde ich mich als Pensionär in einer fast idealen Situation: der Hund lebt nicht mehr, die Kinder sind selbständig - also kann nun endlich das "wirklich-wahre Leben" beginnen

Ich nehme es auch als ein grosses Vorrecht wahr, die Zeit und das Geld für eine einigermassen bewusste Lebensführung zu haben.

Veröffentlicht von: @bepe0905

Unterstützung bestimmter Initiativen

Geht uns auch so. Neu sind wir bei Amnesty eingetreten.

jeddie-x antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

Hallo liebe Seidenlaubenvogel,

Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

ich mache ständig nur Kompromisse

Ich denke, da kommt man auch nur schwer drumrum.

Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Leben wir allzu oft aus einer Gewohnheit heraus und inwieweit kollidiert diese mit unseren Idealvorstellungen?

Meine Idealvorstellung wäre weniger nervige, egositische Leute um mich zu haben. Das war früher ( heute eher selten ) mein größter Leidenspunkt, mein größter Zwang, das wo ich die meisten Kompromisse eingegangen bin und was mir am meisten geschadet hat. Mehr als alles andere, was von Aussen an gesellschaftl. Zwängen/ Vorgaben des Systems an mich heran getragen wurde.

Die Gewohnheit ist es bei mir weniger gewesen, sondern oft falsch verstandenes Pflichtgefühl, Verantwortungsgefühl ständig und überall da zu sein, wenn nach mir gerufen wurde. Ständig zu helfen, wo ich Hilfsbedürftigkeit sah und am Ende einfach beiseite geschoben zu werden, wenn man dem Willen der anderen nicht mehr entsprechen wollte.

Und tatsächlich entspricht trotz des äusseren Druckes sich dem Gesellschaftssystem anzupassen, mein jetziges Leben fast meiner Idealvorstellung. Ich will damit nicht sagen, dass alles um mich herum perfekt ist. Es gibt auch immer wieder Gründe zu meckern, wütend zu werden, traurig zu werden oder was auch immer, aber wenn ich tief in mich hinein horche und ehrlich zu mir bin, trage ich eine Zufriedenheit und ein inneres Glücksgefühl in mir. Und das ist das, was ich als fast ideal empfinde in meinem Leben. 😊

Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Mitmachen tun wir dabei wohl in irgendeiner Form fast alle.

Ja, das sehe ich auch so.

Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Warum kann man es wohl eher nicht wirklich einfach so leben?

Ich glaube, wenn jeder das tun würde, würde das totale Chaos ausbrechen.

Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Für die Kinder

... würde ich mir wünschen, dass sie mehr Raum und Zeit hätten ihr Kind sein zu leben.

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maggie.x
Beiträge : 1687
Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Gibt es das ideale Leben überhaupt? Warum kann man es wohl eher nicht wirklich einfach so leben?

Ich lese gerade das neue Buch von Friedemann Schulz von Thun: Sinnerfülltes Leben. Es ist mit ganz leichter Hand geschrieben und super anregend: F. Schulz von Thun würde nicht vom "idealen Leben" schreiben, aber er schreibt von vier Grunddynamiken, die das Leben glücklich machen. Die Aufschlüsselung ist hilfreich, um sich selbst auf die Spur zu kommen.

Ob ich so lebe, wie ich gerne leben möchte:

- Mein Leben ist gut/ist erfüllt, in der Hinsicht, dass viele meiner Wünsche verwirklicht worden sind.
- Mein Leben ist auch gut/ist erfüllt in der Hinsicht, dass ich die elementaren Lebensvollzüge als solche wahrnehme (jedenfalls immer öfter 😊 ) und dankbar entgegennehme (wie ich es kann).

- Lebenserfüllung in Bezug aufs Ganze - was du in deinem Post "das System" nennst - ist auch einer der vier Aspekte bei F. Schulz von Thun. Ob man selbst zu etwas Grösserem beiträgt. Da bin ich mir nicht sicher, wie zufrieden ich bin. ... Ich weiss nicht, ob ich von "Falschheit in so vielem" reden würde. Oder von Bequemlichkeit, eingefahrenen Spuren usw.

Das mal als erste Gedanken.

jeddie-x antworten


mmieks
 mmieks
Beiträge : 1125

Mit dem Wissen von heute würde ich manches anders entscheiden - sage ich über einige Lebensabschnitte, die mit einem Scheitern endeten.

Aber: Ist dieses Wissen von heute gerade das, was diese damaligen Entscheidungen ausmachten?

mmieks antworten
Tagesschimmer
Beiträge : 1236

Wie will ich leben? Sinnerfüllt, gerecht, weise, gut, im Frieden, … das möchte ich fühlen. Die Umstände kann oder will ich oft nicht verändern. Ich wünsche mir aber die Reife, in allen Umständen in meiner Identität als Gotteskind leben zu können.

Ich muss nicht die Welt retten und auch nicht alles auskosten, was sie an Gutem bereithält. Es geht nur darum, mein Leben zu leben. Mein Vater, der im Verborgenen sieht, wird vergelten. 😊

In der Bibel wird uns ein „ruhiges und stilles Leben“ als erstrebenswert dargestellt. Das erscheint mir immer größer. Lassen wir uns eventuell eine große Last auflegen, wenn wir glauben, alles sehen, erfahren, machen zu müssen, was nur möglich ist? Womöglich versäumen wir eine wichtige innere Entwicklung in der Zeit, in der wir eindrucksvoll Gutes tun und fühlen deshalb einen unerklärlichen Mangel. Muss wirklich jede Gabe gefördert werden, jede Idee umgesetzt werden?

Für junge Menschen sind die Neuaufbrüche, Sturm und Drang und dabei auch mal ungerecht und unweise zu sein, ganz natürlich. Sie setzen unsere Errungenschaften als selbstverständlich voraus und ahnen nicht, welche Grundlagen erhalten werden müssen. Wenn wir älter sind, empfinden wir es oft als Gnade, wenn wir überhaupt nochmal eine neue Liebe (zu jemandem oder etwas) geschenkt bekommen. Daher ist es gut, sich mit diesen Unterschiedlichkeiten einander unterzuordnen und Gemeinschaft zu leben.

Wir sind ja zum Bilde Gottes geschaffen - Beziehungswesen. Kompromisse, die wir mit Liebe schließen (auch sich selbst gegenüber) sind im Prinzip eine gute Sache.

tagesschimmer antworten


Clay
 Clay
Beiträge : 1328
Veröffentlicht von: @seidenlaubenvogel

Gibt es das ideale Leben überhaupt? Warum kann man es wohl eher nicht wirklich einfach so leben?

Davon bin ich zutiefst überzeugt, auch wenn wir es wohl nie dauerhaft erreichen.
Das ideale Leben ist, wenn wir als Kinder Gottes unser Leben freiwillig an unseren Vater im Himmel anvertrauen, um Ihm aus Liebe und im Gehorsam zu dienen (vgl. Mat 6,33) und die 'vorbereiteten Werke' tun (vgl. Eph 2,10).
Ich habe Gott mit 25 Jahren versprochen, zu allererst Ihm dienen zu wollen, und erlebt, dass Gott mich beim Wort genommen und mich in meine Berufung gebracht hat.
Gott hat aber auch sein Wort gehalten und sich um unsere Bedürfnisse und Belange gekümmert und uns in einer Art und Weise gesegnet, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Obwohl ich in meinem Dienst der Gebende bin, so empfange ich dabei aber auch so viel, dass ich mich mehr als der Beschenkte sehe.

Mein Leben könnte ideal sein, wenn ich Gott nicht immer mal wieder ins Handwerk pfuschen würde, aber selbst aus diesen Niederlagen wirkt Gott Gutes, so dass ich sie nicht missen möchte. Manches lernen wir wohl nur aus Fehlern, die wir machen.

LG.
Clay

clay antworten
Seite 2 / 3
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