´Funktioniert nicht ...?
Nein, hier geht's mir nicht um was Technisches 😉
Sondern ich möchte einen Satz zur Diskussion stellen, der mir auch im Bereich von Religion & Glaube grund-sätzlich bedenkenswert ist:
"Bestimmte Dinge 'funktionieren' für bestimmte Menschen (nicht)!"
Bitte reflektiert ein bisschen über diese Behauptung, das Für & Wider, die Gültigkeit oder begrenzte Gültigkeit ... auch im Blick auf den Glauben.
Bin gespannt, ob und wenn ja, wie es resonanzt ...
L'Chaim
Nachfrage: Woran denkst du mit "funktionieren" überhaupt?
Für mich passen zunächst mal die Begriffe "funktionieren" und "Glaube" überhaupt nicht zusammen.
Glaube ist kein technisches Gerät, das funktioniert und wenn nicht, schaut man ob der Stecker in der Steckdose ist und notfalls holt man den Kundendienst und der tauscht dann ein Teil aus, damit das ganze wieder funktioniert.
Glaube ist etwas lebendiges, etwas was sich im Laufe des Lebens immer wieder verändert (so meine Erfahrung), manchmal sogar abhanden kommt und wieder gefunden wird, mal mächtig ist und mal eher sanft und kaum noch wahrnehmbar.
Wenn Glaube wie auch immer funktionieren müsste, (womöglich so, wie andere sich das vorstellen), wäre das für mich eher nichts.
@mamba & neubaugoere
Ja, beim Schreiben hab' ich mir schon gedacht, dass das Wort "funktionieren" auf Nachfrage stößt 😉
Ich meine es in dem Sinne, dass Erfahrungen, Einsichten & Glaubenszugänge für bestimmte (aber eben nicht alle) Menschen 'passen', umsetzbar und nachvollziehbar sind, ja sogar Frieden, Erfüllung und auch intellektuelle Gewissheiten bringen, in denen Menschen "zu Hause" siind.
Für andere aber eben nicht, weil wir Menschen so unterschiedlich sind - mit unseren Genen, unseren Prägungen und Erfahrungen, unserem Charakter, unseren Einsichts-un-Möglichkeiten.
Die EINE Form des Glaubens, Lebens, Empfindens, Denkens gibt es nicht -- das ist eigentlich eine Binsenweisheit, aber wenn über den Glauben diskutiert wird, über Glaubenszugänge und gelebten Glauben, wird diese psychologische (statt theologische) Ebene m.E. oft nicht genügend gesehen ...
Oder?
L'Chaim
Danke für den Versuch. 🙂
Ich wünschte, dass niemand in diesen Dingen verallgemeinern würde. Der Ansatz ist immer wieder zu finden. Ich nehme mich da gar nicht aus.
Gibt es eine "Form" darin, Gott zu vertrauen?
Gibt es "Formen", Leben zu erleben, zu empfinden, zu denken?
Ich wünschte mir, du hättest eine Frage aus einer Situation heraus, weil es dir mit einem Menschen so geht und du nach dem "Unterschied" suchst ... Ich bin jedenfalls jetzt mal so mutig zu behaupten, dass das im Einzelfall betrachtet werden muss, gerade weil wir Menschen so verschieden sind. Keine Bange, ich tappe auch gelegentlich in diese Falle(n) ...
So richtig verstehe ich also deine Frage nicht, weil ich mich weigere, so zu denken ... so "allgemeingültig" ...
Würdest du es anders formulieren können? So in Richtung: Warum ist das bei ihm so und bei mir so?
@neubaugoere Glaube ist Beziehung - und Beziehungen funktionieren nicht bei allen Menschen gleich.
Und ich kenne auch diese frommen Ratschläge (die sich manchmal wirklich wie Schläge anfühlen), wenn gesagt wird 'Dann musst du halt ...' oder 'Wenn Du 'richtig' glauben würdest ...'
Und genau das 'funktioniert' bei mir eben oft nicht.
Beispiele: Es gibt 'Anleitungen' fürs Gebet - erst ein bissel loben, bevor man dann zum eigentlich Anliegen (nämlich der Bitte um eine gute Note in der Englischarbeit) kommt.
Oder die Tipps zur 'stillen Zeit' - frühmorgens mit Gott in den Tag starten (funktioniert bei mir nicht, weil ich dann eben auf dem Sofa mit der Bibel vor mir eingeschlafen bin ...)
Mir fallen bestimmt noch mehr Beispiele ein, aber die Bearbeitungszeit für meinen Text reicht nicht.
Ich konnte mir schon denken, dass es um solche Sachen geht. Mein Versuch, umzulenken mit den Gedanken war wohl nicht so erfolgreich ... 😉
Mir steckt da zu viel von diesem "allgemeingültigen" Zeugs drin. Für solche Sachen ist die Beziehung zu Gott einfach zu persönlich, zu wertvoll.
@neubaugoere Ja, natürlich ist die Beziehung zu Gott zu persönlich, als dass allgemeine Tipps für alle 'funktionieren' könnten.
Aber u.U. merkt man das erst, wenn man einige dieser allgemeinen Tipps ausprobiert hat und merkte, dass sie nicht 'funktionieren'. Und nicht an sich selber verzweifelt oder vor lauter Frust die Flinte ins Korn wirft und Gott die Beziehung kündigt.
Ich habe keine konkrete Person oder Jemanden beziehungsmäßig vor Augen - sondern ich meine es in der Tat "allgemeingültig" ... hier und da sicher auch bzgl. mancher Kommunikations-Wahrnehmungen hier im Forum, bei Kirchens und unter Christen verschiedenster Prägungen & Konfessionen ...
Manchmal wird "biblisch" argumentiert - aber es gibt eben auch hier nicht das eine, richtige, allgmeingültige Bibelverständnis.
Manchmal wird von der Erfahrung her gesprochen und Jemandem gesagt: "Tue dies, pobiere das ... dann wirst Du es selbst erfahren."
Manchmal gibt es intellektuelle und argumentative Begegnungen - und der Andere denkt: "Das, was ich sage, müsste den Anderen doch überzeugen, ihm einleuchten!"
Und manchmal wechseln Menschen ein Glaubens-Milieu, ein Glaubens-Umfeld - und sagen eben: "Das (diese Art zu glauben, zu beten, zu reden, zu predigen etc.) 'funktioniert' für mich nicht mehr!"
In all diesen Aspekten stellt sich dann eben die Frage, inwieweit wir akzeptieren, bejahen, gelassen wahrnehmen und tolerieren können, was ich mit meinem Trigger-Satz (?) letztendlich meine
"Bestimmte Dinge 'funktionieren' für bestimmte Menschen (nicht)!"
Nicht mehr und nicht weniger 😉
L'Chaim
Ja, ich weiß ja, was du meinst. Offenbar gelingt mir meine eigene Aussage nicht ... 😀
Ich will (und bin entschlossen dazu) so nicht denken, auch wenn es alle anderen tun. Weil es Gott nicht im Geringsten gerecht wird und dem, was mit seiner Welt zusammenhängt.
Ja, es sind beziehungstechnische Dinge, die damit zusammenhängen und ich tät gern genau dahin schauen, statt gedanklich so einer pauschalen Aussage und den dahinterstehenden pauschalen Gedanken zu folgen. - in deinen Worten klingt es grad schon ein wenig an - hier geht es im Grunde um unseren Umgang miteinander ... nicht um "Funktionsweisen" ...
Ja, danke.
Mir fällt noch was dazu ein ... Ein Buch "Neun Wege, Gott zu lieben" - Autor fällt mir gerade nicht ein, ist aber aus dieser Buchserie "Aufatmen", glaube ich.
Darin werden - durchaus mit biblischen Personenen-Bezügen - neun Charakteren beschrieben, auch die kriege ich nicht mehr alle zusammen: Der aktive - kontemplative - emotionale - intellektuelle - liturgische - naturbezogene - +?... Charakter.
Und sofort leuchtet ein, dass bestimmte Glaubenszugänge & Frömmigkeitsformen für Jemanden überhaupt nicht 'funktionieren' (können) - d.h. ihn nicht ansprechen, für ihn nicht nachvollziehbar und nicht lebbar sind ... die Art zu beten, Gott zu "fühlen", Gottesdienst zu feiern etc.
Klingt schon wieder so selbstverständlich, und doch ist es in Fragen der "Rechtgläubigkeit" für nicht Wenige ein Problem 😉
Und das ein gutes Stück gewonnen ist, wenn wir nicht immer vermeintlich "objektive Richtigkeiten" ins Feld führen und Jemand den Glauben und Gott und Jesus und das Heil nicht ablehnt, wenn er/sie MEINE Art damit ablehnt oder sich damit schwer tut.
L'Chaim
Wir sind gerufen/gefordert, Zeugnis zu geben. Ich sehe nicht, wo dies mit einschließt, das auf andere zu übertragen oder anderen dahingehend "Rat" zu erteilen (ich denke an die sprichwörtlichen Schläge dahinter). Einfach Zeugnis geben. So einfach? Ja. So einfach. Wie mit dem Evangelium. 😉
Früher hörte ich mal irgendwo den Spruch: Es ist einfach. Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, aber es ist einfach.
🙂
Ich denke, ich verstehe, was Du meinst.
Glaube funktioniert für mich nicht, sobald er nicht mehr logisch nachvollziehbar oder widersprüchlich ist.
Andere Menschen scheinen dieses Problem (Wenn es denn eins ist...) nicht zu haben.