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Geld auf Zinsen geben?

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Tojak
 Tojak
Themenstarter
Beiträge : 435

Im Psalm 15, Bibeltext für den vorigen Sonntag (23.2.25), finde ich u.a. folgendes:

"HERR, wer darf weilen in deinem Zelt?

(...)

wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt

(...)

Wer das tut, wird nimmermehr wanken."

Diese Bedingung erfülle ich nicht. Natürlich habe ich etwas Geld gespart, und natürlich habe ich es so angelegt, dass ich eine Verzinsung dafür bekomme. Wäre ich ein besserer Christ, wenn ich das Geld auf dem Girokonto behielte und von der Inflation fressen ließe.

Klar wäre ich ein besserer Christ, wenn ich es den Armen schenkten, aber darum geht es mir hier nicht.

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Deborah71
Beiträge : 25387

@tojak 

Wie ist denn der Kontext? Geht es vielleicht um finanzielle Hilfe in der Gemeinde, unter Geschwistern?
Das sind andere Belange als reguläre Bankgeschäfte. Die Bank lebt von Geldgeschäften, die Gemeinde ist kein Geschäft.

deborah71 antworten
12 Antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@deborah71

Kontext Psalm 15 komplett:

"1 Ein Psalm Davids. HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge? 2 Wer untadelig lebt und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen; 3 wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, / wer seinem Nächsten nichts Arges tut und seinen Nachbarn nicht schmäht; 4 wer die Verworfenen für nichts achtet, / aber ehrt die Gottesfürchtigen; wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet; 5 wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt / und nimmt nicht Geschenke wider den Unschuldigen. Wer das tut, wird nimmermehr wanken."  

tojak antworten
Deborah71
(@deborah71)
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@tojak 

Was ziehst du für dich daraus? 

deborah71 antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@deborah71 

Die Fragestellung, ob ich mit meiner Geldanlage in Konflikt mit Ps 5,5 komme.

tojak antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 25387

@tojak 

Wenn du in den Text schaust.... es werden nur einzelne Personen genannt, mit denen der Geldgeber in Beziehung gesetzt wird.  Es wird kein berufsmäßiger Geldverleiher, sprich Bank,  erwähnt.

Das unrechte Zinsen Verlangen steht in einer Reihe mit Eidbruch und Bestechungsgeld.

deborah71 antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@deborah71 

Ich lese da nichts von einer Unterscheidung zwischen rechten und unrechten Zinsen, nur Zinsen allgemein.

tojak antworten
Deborah71
(@deborah71)
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Beiträge : 25387

@tojak 

5 wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt

in dem Moment, in dem er sein Geld gegen Zinsen weitergibt, wird es Unrecht, zumal der Hinweis zwischen zwei anderen Unrechten steht.

deborah71 antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 1413

@deborah71 Und es ist ein Psalm und somit die Erkenntnis des Psalmisten und kein allgemeines Gebot.

chai antworten
Deborah71
(@deborah71)
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Beiträge : 25387

@chai 

Dann wäre 'kein Bestechungsgeld annehmen' auch kein allgemeines Gebot? und keinen Meineid schwören auch nicht?

Man könnte also nach Lust und Laune sich bestechen lassen?  Nein, das glaube ich so nicht, denn an etlichen Stellen im AT gibt es verbindliche Aussagen dazu.

deborah71 antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 1413
Veröffentlicht von: @deborah71

@chai 

Dann wäre 'kein Bestechungsgeld annehmen' auch kein allgemeines Gebot? und keinen Meineid schwören auch nicht?

Man könnte also nach Lust und Laune sich bestechen lassen?  Nein, das glaube ich so nicht, denn an etlichen Stellen im AT gibt es verbindliche Aussagen dazu.

Der liebe Gott hat uns auch ein Gewissen und einen gewissen Verstand mitgegeben.
(Mir ist klar, dass das in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden ist.) 
Wenn das nicht reicht - in den Mose-Büchern stehen genug Gebote, mit denen sehr vieles geregelt ist. 

chai antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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Veröffentlicht von: @deborah71

@tojak 

5 wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt

in dem Moment, in dem er sein Geld gegen Zinsen weitergibt, wird es Unrecht, zumal der Hinweis zwischen zwei anderen Unrechten steht.

Eben! Genau das ist mein (kleines) Problem mit diesem Psalmvers.

 

tojak antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 25387

@tojak 

Wenn du diesen Psalmvers isoliert betrachtest, wird da nichts draus.

Er hat eine Verbindung zu den 10 Geboten: nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut... mit Zins willst du mehr von seinem Eigentum, als dir als Rückzahlung bei privatem Leihen zusteht.

Ist dir aber Geld anvertraut, das du arbeiten lassen sollst, dann sagt Jesus im Gleichnis: vergrabe es nicht, sondern bringe es wenigstens zur Bank (zu den Wechslern, je nach Übersetzung) , damit es immerhin Zinsen bringt. Mt 25,27

Im NT ist auch die Notsituation beschrieben, dass Gemeindemitglieder große Spenden den Aposteln gaben, um notleidenden Mitgliedern helfen zu können. Petrus sagt zu Ananias und Saphira: Es war euer Geld, ihr konntet damit machen, was ihr wolltet....kaufen und verkaufen, anlegen, spenden, ausleihen ...... nur nicht Gott anlügen. 

 

Dein Geld auf der Bank ist also arbeitendes Geld, damit du mehr erwirtschaftest, das du dann u.a. auch für notleidende Geschwister bereit hast.

 

 

 

 

deborah71 antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@deborah71 

Danke für den Hinweis auf Mt 25,27! Damit ist zumindest nicht moralisch ausgeschlossen, Zinsen von den Banken (aka Geldwechslern) zu nehmen.

tojak antworten


Goldapfel
Beiträge : 574

@tojak 

Ich verstehe das mit dem „Geld nicht auf Zinsen geben“ so, dass wenn einen jemand bittet, ihm Geld zu verleihen, man dessen Notsituation nicht ausnutzen soll, um Gewinn aus der Not des andern zu machen. 

Mit dem Geld, das Sparer auf ihren Konten haben, arbeiten die Geldinstitute und machen selbst damit Gewinn. Also ist es nur fair, wenn man auch etwas davon abbekommt. 

Worauf man bei Geldanlagen achten könnte, ist worin das Geld investiert wird, ob man das moralisch vertreten kann. 

ga2 antworten
neubaugoere
Beiträge : 17168

@tojak 🤔🧐

Wen nimmt Gott an? (Luther)

(Gute Nachricht)
1 Ein Lied Davids. »HERR, wer darf in deinen Tempel kommen? Wen lässt du weilen auf dem heiligen Berg?«
2 »Nur Menschen, die in allem dem HERRN gehorchen und jederzeit das Rechte tun. Sie denken und reden nur die Wahrheit.
3 Sie machen niemand bei anderen schlecht, tun nichts, was ihren Freunden schadet, und bringen ihre Nachbarn nicht in Verruf.
4 Sie verachten die, die Gott verworfen hat, und ehren alle, die den HERRN ernst nehmen. Sie tun, was sie geschworen haben, selbst dann, wenn es ihnen Nachteil bringt.
5 Für ausgeliehenes Geld verlangen sie keine Zinsen. Sie lassen sich nicht durch Bestechung dazu bewegen, Unschuldige anzuklagen oder zu verurteilen. Ein Mensch, der sich daran hält, steht für immer auf sicherem Grund.«

neubaugoere antworten
16 Antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@neubaugoere 

Das ist eine andere Übersetzung, aber die Aussage ist doch die gleiche, und meine Fragestellung auch.

tojak antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 17168

@tojak 

Oh. Tut mir leid. 

Es geht ja hier darum, wen Gott annimmt, wer in sein Reich kommt. Ich lese darin, wie wir leben sollen, nicht als "das musst du unbedingt tun, sonst bist du nicht gerettet", sondern als "wenn du mit mir lebst, dann lebst du so ...". Und genau das "zählt" er ja "auf": die dem Herrn gehorchen etc. ... (ähnlich wie die zehn Gebote, die ich auch nicht als "das musst du so tun, sonst bist du nicht ...", sondern als "so soll es/wird es sein")

Bei den Zinsen geht es um ausgeliehenes Geld, dafür keine Zinsen zu nehmen, also dem anderen nicht noch mehr aufzubürden. Parallel denke ich auch an "Matth. 5,40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel." Oder an das eigentliche Fasten: "Jes 58,7 Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!" - "ausgeliehenes Geld" ist Geld, das du jemandem verleihst. So verstehe ich es. Dafür nehme ich nicht auch noch Zinsen, sondern bin froh, wenn es demjenigen geholfen hat. (Beispiel: Mein Versicherungsvertreter wollte sich von dem Agenturbüro trennen, wo er angestellt war und selbstständig machen und ihm fehlte Startkapital. Er fragte bei seinen engsten Kunden/Freunden nach. Ich gab ihm Geld. Und erhielt es genau so wieder zurück, ohne Zinsen. (Heute ist er in Rente.))

neubaugoere antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 17168

Ergänzung: Vielleicht noch: 'Rechne nicht auf.' ... 'Verlange nicht mehr zurück, als du verliehen/ausgeliehen hast' ... Das müssen nicht unbedingt "die" Zinsen auf Geld sein ...

Bei den Bibelstellen vorher (Matth., Jes.) geht es mir nicht so sehr um den "Text", sondern um die Haltung dahinter; die sehe ich auch hinter den Zinsen für das verliehene Geld, das zu mir zurückkommt.

neubaugoere antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
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Beiträge : 435

@neubaugoere 

Dass du dich deinem Freund gegenüber so verhalten hast, finde ich großzügig und lobenswert.

Ich weiß von zwei Fällen im Bekanntenkreis, wo größere Kredite auf privater Ebene gegeben wurden. Im einen Fall ging es um eine beträchtliche Summe Geldes für ein kleines Unternehmen des Kreditnehmers, und der Kreditgeber hat es nie zurückbezahlt bekommen. Im zweiten Fall um die Unterstützung einer Immobilienfinanzierung, um den Eigenkapitalanteil zu erhöhen und die weitere Finanzierung durch eine Bank zu besseren Konditionen zu erhalten. Der zweite Fall lief auch privat mit Vertrag und einer marktüblichen Verzinsung und ich finde das völlig in Ordnung so.

Schließlich sind meist neben den unmittelbar Handelnden auch noch weitere Personen (Ehepartner, Miterben, Geschäftspartner etc.) betroffen, für die allein die schriftliche Dokumentation schon wichtig werden kann. Zinsen an sich halte ich auch nicht für schlecht; sie bilden wirtschaftliche Realität in Gestalt von Kreditausfallrisiko, Inflationsausgleich usw. ab. Bei Wucherzinsen, die aus ungleichen Machtverhältnissen resultieren, ist das etwas anderes.

Ich verstehe, dass in Psalm 15,5 kein Raum für eine detaillierte und differenzierte Abhandlung war und vertraue ansonsten für die Zinsen aus meinen privaten Geldgeschäften auf die Gnade Gottes.

tojak antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
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Beiträge : 17168

@tojak 

Ich frag mal ganz fesch, weil ich mir nicht sicher bin. Ich hab den Eindruck, als verstündest du unter diesen "Zinsen" der Bibelstelle genau jene, die du von der Bank erhältst und ich jene, die ich anderen noch aufbürde, wenn sie sich von mir Geld geliehen haben und es mir zurückzahlen sollen.

Liege ich richtig?

neubaugoere antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 1413

@neubaugoere Das geht - aus meiner Sicht - Hand in Hand. Der Eine hat und der Andere braucht. 
Und möglicherweise geht's auch nicht um den handelsüblichen Preis für Geliehenes. 
Aber bei manchen (angebotenen) Geldanlagen frag ich mich schon, wer den Preis für den schnellen Zinsgewinn zahlt. 

chai antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@neubaugoere 

Ich verstehe darunter beides, habe aber in meiner Ausgangsfrage speziell die angesprochen, die ich von der Bank nehme.

tojak antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 17168

@tojak 

*hm* ... Also ich lese und überlege, komme aber für mich immer wieder zum Ausgangspunkt, nämlich "meiner" Übersetzung:

Veröffentlicht von: @neubaugoere

5 Für ausgeliehenes Geld verlangen sie keine Zinsen.

und für mich ist das eindeutig nur das Geld, das ich anderen ausleihe und darauf keine Zinsen nehme.

neubaugoere antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

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@neubaugoere für mich ist das eindeutig nur das Geld, das ich anderen ausleihe und darauf keine Zinsen nehme.

Wenn Du der Bank Dein Geld gibst (indem Du es z.B. auf Dein Girokonto oder halt ein Sparbuch überweist), leihst Du es ihr ja auch aus.

jack-black antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
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Beiträge : 17168

@jack-black 

Aus meiner Sicht geht es eben nicht um eine Bank und Geld, das ich zur Bank trage. Es geht nicht um Geld, das ich mir von jemandem leihe, sondern Geld, das ich verleihe an jemand anderen (eine Person). Dazu nicht um die Zinsen, die ich durch das "auf die Bank bringen" erhalte, sondern Zinsen, die ich jemandem aufdrücke, der sich von mir Geld geliehen hat. Das macht ja keine Bank. Oder doch?

neubaugoere antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 1413

@neubaugoere Natürlich macht das die Bank auch. 
Sie verlangt Zinsen, wenn Du Dir Geld von ihr leihst und sie gibt Dir Zinsen für das Geld, das Du ihr zur Verfügung stellst. 
Da sagt man dann zwar, dass 'das Geld arbeitet', aber das arbeitet ja auch nicht einfach vor sich hin. 
Die Bank investiert oder leiht das Geld weiter und teilt dann ihren Ertrag mit Dir. 

chai antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
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Beiträge : 17168

@chai 

Möglich, dass ich n Knoten im Kopp habe ... ich denke einfach nicht, dass es um Banken und Geldanlegen geht ... ich kann's nicht anders oder besser erklären.

neubaugoere antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 8 Monaten

Beiträge : 1413

@neubaugoere Ich lese jetzt nicht nach, aber so wie ich @Tojak verstanden habe, ging es ihm schon um die Erträge, die er mit seinen Geldgeschäften erwirtschaftet hat.

chai antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
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@chai 

Ja, das habe ich auch so verstanden. - Ich denke eben nur nicht, dass ich - um im Bibeltext zu bleiben - der Bank das Geld "(aus-)geliehen" habe. Vielleicht liege ich ja verkehrt. Dann ist das so.

neubaugoere antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4972

@neubaugoere Es geht nicht um Geld, das ich mir von jemandem leihe, sondern Geld, das ich verleihe an jemand anderen (eine Person).

Naja, wenn Du Geld "zur Bank trägst", dann schenkst Du der Bank Dein Geld ja nicht. Sondern leihst es ihr - und gehst davon aus, dass sie es Dir irgendwann wieder zurück gibt. Nun kannst Du sagen, eine Bank sei keine Person. Naja - zur Zeit Jesu gab's noch keine Banken. Und in Banken arbeiten natürlich Personen.

Du kannst sagen, dass Du von der Bank keine Zinsen willst - was dann üblicherweise dem Vorgang entspräche, bei dem man sein Geld nur auf ein Girokonto tut, wo es nicht verzinst wird. Das ist aber eine ziemlich unterkomplexe Betrachtungsweise, denn Du wirst keine Bank finden, die lediglich Girokonten anbietet, auf denen man sein Geld lagern und jederzeit wieder zurückholen kann: eine solche Bank würde pleite gehen, denn für die "Verwaltung" der bei ihr hinterlegten Gelder würde sie ja noch zusätzliche Kosten haben...

Üblicherweise werden sogar diese Kosten als "Kontoführungsgebühren" den Kunden in Rechnung gestellt, aber selbst für den Fall, dass der Verwaltungsaufwand, den die Banken da haben, tatsächlich hundertprozentig über die Kontoführungsgebühren wieder hereinkäme: Damit lässt sich kein Geld verdienen. Die Banken nehmen also Dein bei ihnen hinterlegtes Geld und "arbeiten" damit, d.h. legen es in Fonds an oder leihen es weiter: an Leute, die sich bei der Bank einen Kredit geben lassten, beispielsweise einen Baukredit. Woher sollten sie solche Gelder haben - wenn nicht von denen, die ihr Geld der Bank "leihen"?

Sobald Du übrigens das Geld, das Du "auf die Bank trägst", nicht nur auf einem Girokonto verstaust, sondern z.B. es als Tagegeld anlegst oder auf einem Sparbuch (gibt's die noch? 😉 ), darfst Du erwarten, dass Du dafür "marktübliche Zinsen" bekommst, sogenannte "Sparzinsen". Früher lagen die auf "normalen" Sparbüchern immer leicht über der Inflationsrate, das ist dieser Tage nicht mehr häufig der Fall, aber es geht hier ja um das Prinzip: das Geld, das Du zur Bank trägst, leihst Du ihr. Und Du möchtest es irgendwann vollständig zurück haben und nicht groß draufzahlen für die sichere Lagerung - sonst könntest Du's ja wie zu Ururururururururopas Zeiten auch hinter'm Haus vergraben, bis Du's brauchst. Also muss die Bank (die in ihr arbeitenden Personen) Dir nicht nur das Geld wieder zurückgeben - sie obendrauf auch noch die von ihr gebrachten Leistungen legen: sei es inform von Sparzinsen oder inform des Sicher-verwahrt-Habens. Du bringst heute hundert Euro hin, holst Dir die hundert Euro in fünf Jahren zurück - und den Aufwand, den es bedeutet, das viele Geld so lange sicher vor Dieben zu schützen, den bekommst Du von der Bank als eine Art Zins zurück.

So, wieder viel zu viel gelabert. Sorry!

jack-black antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 17168

@jack-black 

Ach was ... Danke für die Worte. Ich denke, ich hab's verstanden. Muss es aber noch sacken lassen und weiter drüber nachdenken und mit Jesus drüber reden. 🙂

neubaugoere antworten


Jack-Black
Beiträge : 4972

@tojak Natürlich habe ich etwas Geld gespart, und natürlich habe ich es so angelegt, dass ich eine Verzinsung dafür bekomme. Wäre ich ein besserer Christ, wenn ich das Geld auf dem Girokonto behielte und von der Inflation fressen ließe. 

Es wird schon seinen Grund gehabt haben, weswegen in früheren Zeiten "gute Christen" diese ganzen Geldgeschäfte den Juden überließen. 😀

Wenn wir die Sache systemisch betrachten, würdest Du auch dann, wenn Du Dein Geld auf dem Girokonto behältst, am Falschen (im adorno'schen Sinne*) partizipieren: dem Zins-Kapitalismus. Nur halt dann einer von den Dummen sein, die weniger durch ihre Teilnahme profitieren als andere.

Entweder, man unterwirft sich Moloch, oder nicht. Sich ihm nicht zu unterwerfen, würde, hinsichtlich Deiner Frage, bedeuten: Nicht mehr sich den im Zinskapitalismus herrschenden Gesetzen unterwerfen, also an der Geldwirtschaft nicht mehr teilnehmen.

Praktisch dürften die Christen, die solcherart kompromißlos dem von Dir zitierten Bibelvers folgend mit "dem Fürsten der Welt" brechen, eine quantité négligeable bilden, und keiner von ihnen hier im Forum mitdiskutieren (jeder Provider will ja Geld dafür haben, dass er das provided...).

 

 

 

 

*Es gibt kein wahres Leben im Falschen.

jack-black antworten
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Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435
Veröffentlicht von: @jack-black

Es wird schon seinen Grund gehabt haben, weswegen in früheren Zeiten "gute Christen" diese ganzen Geldgeschäfte den Juden überließen. 😀

Aber der Psalm 15 ist doch jüdischen Ursprungs!

Richtig gute Christen haben früher, glaube ich, sogar ihr Geld der Kirche vermacht, die davon wundervolle Kulturschätze gekauft hat. Ich habe mir im Vatikan mal einen Teil davon angesehen. Ist toll! 🤩 

Adorno war sicherlich ein scharfer Denker, wird aber nicht mein Guru. Ich versuche, Jesus Christus zu verstehen, und das fällt mir schwer genug.

Capitalism ist im Englischen ein neutraler Begriff, Kapitalismus im Deutschen dagegen etwas ideologisch geladen. Ich ziehe deswegen den Begriff "soziale Marktwirtschaft" vor, und sehe diese als die relativ beste der möglichen und bisher versuchten Wirtschaftsordnungen an. Mit dem "schnöden Mammon" habe ich mich insoweit arrangiert, als ich versuche, meine Rechnungen selbst zu bezahlen, so lange es geht. Ich bin mir dabei der Tatsache wohl bewusst, dass das letzte Hemd keine Taschen hat.

tojak antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4972

@tojak Aber der Psalm 15 ist doch jüdischen Ursprungs!

Na - den Christen konnte es doch egal sein, ob die Juden sich korrekt gemäß ihrem Glauben verhielten. Es ging darum, dass irgendwer den Job machen musste - und als Christ mochte man's nicht tun. "Die Juden" konnten zumeist lesen und schreiben und wohl auch rechnen. Da boten sie sich an und hatten doch sonst wenig zu tun... ^^

Adorno war sicherlich ein scharfer Denker, wird aber nicht mein Guru.

Muss er auch nicht. Ich wollte nur im Rahmen der Transparenz und Einordnung nachvollziehbar machen, woher ich diese bestimmte Formulierung, diese bestimmte Denkfigur hatte.

Capitalism ist im Englischen ein neutraler Begriff, Kapitalismus im Deutschen dagegen etwas ideologisch geladen.

Kann sein, wiewohl diese Konnotations-Feinheit für meinen Gedanken keine Rolle spielte.

Ich ziehe deswegen den Begriff "soziale Marktwirtschaft" vor

Ja, das tun viele, aber der ist nun wirklich ideologisch aufgeladen, und zwar in diesem Fall auf euphemistische Weise. Man sagt "soziale Markwirschaft", bezeichnet damit aber nur einen Kapitalismus, der irgendwie sich all der Widersprüche, die Marx analysierte, entledigt haben soll. Was aber so recht in globalisierten Rahmen nie hinhaute.

und sehe diese als die relativ beste der möglichen und bisher versuchten Wirtschaftsordnungen an.

Darüber ließe sich nun streiten, so, wie sich darüber streiten ließe, ob die Demokratie die beste der möglichen und bisher versuchten Herrschaftssystem-Ordnungen sei. Der springende Punkt ist aber, dass auch im Rahmen der angeblichen "sozialen Marktwirtschaft" das Nehmen und Geben von Zinsen auf Darlehen immer stattfand und statt findet: solange man sich in so einem System verhält, ist man Teil davon, macht also mit, akzeptiert per Teilnahme die in diesem System geltenden Werte und Normen.

Womit wir nun zu dem "christlichen Wert" kommen, nach welchem das Nehmen von Zinsen nicht statthaft sei. Falls dies ein "christlicher Wert", also eine Handlungsmaxime sein sollte, dann steht dieser Wert konträr zum herrschenden Wirtschaftssystem. Wäre dieser Wert für eine relevante Anzahl jener, die sich Christen nennen und christlich verhalten wollen, verbindlich - dann hätte der Kapitalismus ein echtes Problem. Dann würden Christen sich als Systemsprenger verhalten und nicht nur selbst keine Zinsen für geliehenes Kapital nehmen, sondern auch die Kooperation mit jenen ablehnen, die weiterhin solche Zinsen nehmen.

Dass dies nicht in bemerkenswertem Umfang geschieht, darüber sind wir uns wohl einig. In Sachen Wirtschaftssystem gehen also die meisten sich selbst als solche bezeichnenden Christen weiterhin, wie seit zweitausend Jahren, den "breiten Weg". Sie sprengen das Zins-System so wenig, wie sie das Gewalt-Gegengewalt-System sprengten oder irgendwelche Kreuze auf sich nahmen.

Sie unterwerfen sich Moloch (nicht Mammon - die Geld-Frage ist nur ein Beispiel für das dahintersteckende Prinzip), wie's alle tun.

 

Ich versuche, Jesus Christus zu verstehen

Nun ja: ich verstehe Jesus Christus dort, wo ich ihn als faszinierende Figur, die ich bewundere, lesen kann, eben als Systembrecher. Als Verkörperung eines Gedankens, der besagt: die Richtung, in die ihr euch bewegt, ist grundsätzlich falsch, kehrt um!

Diese Grundsätzlichkeit, die finde ich faszinierend: auf Gewalt wird nicht mit Gegengewalt reagiert. Auf Regelübertretungen (Ehebrecherin, Getreideraufen am Sabbat) nicht mit Sanktion. Und ökonomisch wird grundsätzlich die Ausbeutung der Arbeitenden durch den Kapitaleigner abgelehnt, denn darauf läuft es in der (von Marx analysierten) Praxis hinaus, wenn jemand keine Zinsen für geliehenes Geld erwartet: Dann kann niemand "sein Geld arbeiten lassen", wie es ja der Fall ist, sobald jemand (über dem Inflationsniveau liegende) Verzinsung seines Kapitals erwartet, Voraussetzung ist.

Dass dies nicht funktionieren könne (Dein Argument von der besten aller möglichen bisher versuchten Wirtschaftsordnungen), ist das Narrativ der herrschenden Verhältnisse: das Prinzip Moloch bedeutet: hofft nicht, dass es auf andere Weise funktionieren kann. Dies steht, so meine ich mich entsinnen zu können, über dem Hölleneingang bei Dante: "Die, die ihr eintretet, lasset alle Hoffnung fahren!"

Das Prinzip Moloch (ich beziehe mich hier auf den oben verlinkten Text, von dem ich mich wundere, wie wenig Impact der doch letztlich auf das kritische politische Bewußtsein der Intellektuellen-Milieus hatte in den vergangenen Jahren: vermutlich sind seine Implikationen einfach zu düster) basiert auf dem Gedanken der Alternativlosigkeit, dem großen ES GEHT GAR NICHT ANDERS!

In der Bibel ist vom Teufel als dem Fürsten der Welt die Rede, die gedankliche Parallele scheint mir hier wenig schwer zu ziehen: Wenn auf der Welt der Teufel herrscht, dann darf einer, der es mit der Nachfolge Jesus ernst nimmt, sich eigentlich nur in Opposition zu den herrschenden Regeln verhalten. Müsste also auch - das Ideal des Einsiedlers hatte ja Gründe - aus dem herrschenden Wirtschaftssystem ausscheren.

Deine Frage lässt sich also auf zwei Weisen lesen. Einmal als eine Frage, die jemand stellt, der allein darauf aus ist, keine Vorschrift den Buchstaben gemäß zu verletzen. Nach dem Motto: keine Ahnung warum meine Autorität das fordert, aber ich tue stets das, was sie sagt, damit ich nachher keins auf den Deckel kriege.

Oder aber als eine Frage, die nach dem Sinn der Vorschrift fragt und sich überlegt, wie man sich konsequent gemäß dem Sinn, nicht den Buchstaben zu verhalten habe. Da kann man dann tiefer oder weniger tief in die Analyse einsteigen. Neubaugöre hatte schon einen interessanten Gedanken dazu angeschnitten: dass man, wenn man jemandem Geld gibt, dies allein tut, um diesem jemand zu helfen.

Sie führt das aus: 

(...) also dem anderen nicht noch mehr aufzubürden.

 

Noch mehr? Ja, das Geld, das man ihm leiht, ist ja sowas wie "gespeicherte Arbeitsleistung". Wem man Geld leiht, dem bürdet man etwas auf: Arbeitsleistungs-Schuld (en). Um die Schuld wieder los zu werden, d.h. das Geld zurückgeben zu können, muss der Schuldner Arbeitsleistung erbringen. Zinsen zu nehmen, würde also bedeuten, dass dieser jemand noch mehr* Arbeitsleistung zu erbringen hätte, als man sie ihm zur Verfügung stellte. Neubaugöre denkt nicht in marxistischen Termini, aber das systemische Hauptproblem des Kapitalismus (dass die einen die Arbeitskraft der anderen ausbeuten können) hat sie dennoch schon ansatzweise verstanden. Wobei sie nicht die Notwendigkeit sieht, sich dem System als solchem zu entziehen. Weswegen sie (ausgerechnet! 😀 ) denn einem Versicherungsvertreter zinsloses Gründerkapital zur Verfügung stellte, obwohl ja Versicherungsvertreter ausserhalb des zinskapitalistischen Systems gar nicht denkbar wären.

 

Es grüßt

the Jack

 

 

 

 

*Gemäß dem Prinzip: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern", dürfte ein guter Christ eigentlich nie darauf insistieren, dass Geliehenes zurückgegeben werde. Sondern er hätte stets, wo Not am Mann oder der Frau ist, zu schenken: denen, die ihm etwas schulden, dies zu vergeben, also auf die Tilgung der Schuld zu verzichten. Das bedeutet ja: vergeben. Nicht praxistauglich? Nun: dass ein jeder Jesus nachfolgen und also sein Kreuz auf sich nehmen solle, ist offenkundig auch keine "praxistaugliche" Aufforderung, weswegen die wenigen, die's tatsächlich taten, als Märtyrer zu enden pflegten, also in dieser Welt wenig Spaß mehr hatten. Vergolten wird so ein gottgefälliges Handeln dem Konzept nach stets erst im Himmelsreich.

jack-black antworten
Tojak
 Tojak
(@tojak)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 435

@jack-black 

Ich könnte vieles dazu schreiben, halte es aber für zu ausschweifend, die Interpretation von sieben Wörtern aus einem Psalm zu einer Diskussion über den Kapitalismus aus philosophischer Sicht werden zu lassen. Das wäre eher ein eigenes Thema wert.

tojak antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4972

@tojak halte es aber für zu ausschweifend, die Interpretation von sieben Wörtern aus einem Psalm zu einer Diskussion über den Kapitalismus aus philosophischer Sicht werden zu lassen.

Naja, zumindest hattest Du die sieben Wörter zum Anlaß genommen, darüber einen Thread zu starten. 😉 Aber okay, ich will niemandem Diskussionen aufdrängen. 😇 

jack-black antworten
Jigal
 Jigal
Beiträge : 4419

Nun das ist ja der Grund warum die Familie Rothschild  mit Bankgeschäften reich wurde.  Juden wurde untersagt Landwirtschaft und Handwerk zu betreiben. Geld zu verieihen hat man den Juden überlassen, da die Christen des Mittelalters dies nicht wollten.

Islamic Banking funktioniert ähnlich. Das sind dann Investmentfonds die z.B. in Immobilien investieren. Miete sind keine Zinsen.

 

jigal antworten


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