Gemeindekritik?
Ich stelle hier mal gerne eine These zu Diskussion. Ich persönlich mache viele Problemfelder in der Gemeinde aus, wie und was Gepredigt wird, wie Gemeinde gestaltet wird, wie wir Evangelisieren und auf welcher Grundlage Bekehrung verstanden wird.
Gemeindesformen, Predigten, Glaubensinhalte sind darauf ausgerichtet Menschen in den Himmel zu bekommen. Die Fragen lauten: Was muss geglaubt werden damit man Gerettet ist? Was muss getan werden damit man Gerettet ist? Welche Zusicherung hat man, dass man Gerettet ist? Auf welche Basis stelle ich meine Hoffnung auf das Ewige Leben? Usw.
Doch je älter ich werde und je mehr ich von der Bibel verstehe um so mehr beschleicht mich das Gefühl da hat man das Pferd von hinten aufgezäumt. Die Bibel zeichnet meiner Meinung nach ein ganz anderes Bild. Sie spricht weniger davon, wie man Menschen in den Himmel bekommt, als viel mehr, wie man der Himmel in Menschen Raum gewinnt. Die Fragen, die die Bibel aufwirft, lauten viel mehr: Was für ein Charakter hat jemand der Gott liebt? Welche Dinge sind wichtig in einem Leben? Welchen Auftrag hat ein Christ hier auf Erden? Wie kann man all dies erlenen?
Also die Frage lautet. Haben Gemeinden einen falschen Fokus müssen Gemeinde grundsätzlich anders denken?
Anstatt darauf zu fokussieren, wie man Menschen in den Himmel bekommt, darauf zielen wir man den Himmel in Menschen bekommt.
Bin ich voll bei dir.
Hat dich das Gefühl also auch beschlichen?
Schon lange
Darf ich fragen, in was für eine Gemeinde du gehst? Ich denke, das spielt bei der Verkündigung eine nicht unerhebliche Rolle.
Ich besuche eine Chrischona, aber das sagt noch nicht viel da es grosse Unterschiede zwischen den Ortsgemeinden gibt.
Veröffentlicht von: @arcangelAlso die Frage lautet. Haben Gemeinden einen falschen Fokus müssen Gemeinde grundsätzlich anders denken?
Anstatt darauf zu fokussieren, wie man Menschen in den Himmel bekommt, darauf zielen wir man den Himmel in Menschen bekommt.
Natürlich sollen möglichst viele Menschen gerettet werden, notfalls auch ohne, dass sie sich von Gott verändern lassen.
Fast alle Gemeinden fokussieren sich aber auf dieses Thema. Dabei wäre das Leben der Christen so ansteckend und nebenbei evangelistisch, wenn das Augenmerk auf unserem Leben als Christen wäre, also Himmel in uns - Leben. Das hätte einige Folgen, die es wahrscheinlich der heutigen Gemeindestruktur schwer machen würde, so weiterzuexistieren.
Veröffentlicht von: @tagesschimmerNatürlich sollen möglichst viele Menschen gerettet werden, notfalls auch ohne, dass sie sich von Gott verändern lassen.
irgendwie tragisch nicht?
Veröffentlicht von: @arcangelirgendwie tragisch nicht?
In vielen Gemeinden wird gelehrt, wie man zum Glauben kommt und dass das wirklich wichtig ist. Danach wird eine Art Wohlverhalten gelehrt, das es der Gemeindeleitung leicht macht, die Horde im Zaum zu halten. Es ist, als sollten alle braven Gläubigen ganz dicht neben dem Eingang ins Reich Gottes stehenbleiben und sich die Zeit auf Erden mit einem Kulturprogramm vertreiben, blos nicht weitergehen.
Das ist der Eindruck den ich immer mehr gewinne: irgendwie ist die Zeit hier auf Erden das Wartezimmer für den Himmel wo dann alles irgendwie perfekt sein wird, während man hier auf erden sowiso nur ein Haufen sündiges elend ist gegen das man ja nichts tun kann und muss.
Du meinst, dass das gepredigt wird oder erlebst du es tatsächlich so, je länger du im Glauben lebst?
Veröffentlicht von: @arcangelAlso die Frage lautet. Haben Gemeinden einen falschen Fokus müssen Gemeinde grundsätzlich anders denken?
Anstatt darauf zu fokussieren, wie man Menschen in den Himmel bekommt, darauf zielen wir man den Himmel in Menschen bekommt.
Ich muss gestehen, dass ich eine solche Gemeinde noch nie besucht habe und auch von keiner weiß, die so tickt.
Aber ich stimme Dir zu, wenn es Gemeinden gibt die sich ausschließlich jenseitig fokussieren, müssen sie ihren Fokus ändern. Und deine Formulierung "wie man den Himmel in Menschen bekommt" finde ich gut getroffen (ich würde jedoch "Himmel" mit der jesuanischen Formulierung "Gottesherrschaft" tauschen).
Veröffentlicht von: @billy-shearsUnd deine Formulierung "wie man den Himmel in Menschen bekommt" finde ich gut getroffen (ich würde jedoch "Himmel" mit der jesuanischen Formulierung "Gottesherrschaft" tauschen).
Hervorhebung duch mich
Was ich mit Himmel impliziert habe. Damit es klar wird, habe ich halt die gleiche Begrifflichkeit genommen.
Veröffentlicht von: @billy-shearsAber ich stimme Dir zu, wenn es Gemeinden gibt die sich ausschließlich jenseitig fokussieren,
Das muss eine Gemeinde nicht einmal, es reicht wenn sie nur nicht auf das diesseitigen Aspekte des Himmelsreich Gottes achten. Für mich das Himmelsreich eben bereits hier auf Erden, und so verstehe ich dann eben auch die Seligpreisungen in der Bergpredigt.
Veröffentlicht von: @arcangelDas muss eine Gemeinde nicht einmal, es reicht wenn sie nur nicht auf das diesseitigen Aspekte des Himmelsreich Gottes achten. Für mich das Himmelsreich eben bereits hier auf Erden, und so verstehe ich dann eben auch die Seligpreisungen in der Bergpredigt.
Also Du meinst, wenn eine Gemeinde zB empfiehlt "keinen Anteil an der Welt" zu haben oder die Nächstenliebe nur auf Gleichgesinnte zu beschränken, oder?
Das gibt's ja dann doch ein paar..
Dies mag ein Bestanteil sein, darüber habe ich noch garnicht nachgedacht.
Ich empfinde es das viele Theologien und Gemeinden, auf eine Orthodoxie als das Heilsmachende Element zielen. Wer richtig Glaubt kommt in den Himmel unabhängig davon wie und was er hier auf Erden Lebt.
Veröffentlicht von: @arcangelIch empfinde es das viele Theologien und Gemeinden, auf eine Orthodoxie als das Heilsmachende Element zielen. Wer richtig Glaubt kommt in den Himmel unabhängig davon wie und was er hier auf Erden Lebt.
Aah, okay. Ich merke schon, ich bin aus der Szene schon zu lange raus 😉
Aber auch da stimme ich Dir voll zu.
Es würde sich dort mal lohnen einen Blick darauf zu werfen, was es heisst wenn Jesus sagt "Niemand kommt zum Vater denn durch mich.", denn es bedeutet nicht "denn durch das Christentum", "denn durch meine Entscheidung für eine ganz bestimmte, enge Glaubenssparte" oder "denn durch das was mein Lieblingspastor*In gesagt hat".
Oder wie es Desmond Tutu formuliert hat: "Gott ist kein Christ".
Veröffentlicht von: @billy-shearsOder wie es Desmond Tutu formuliert hat: "Gott ist kein Christ".
😊 kann sehr ambivalent verstanden werden.
Ich sehe nur das Tragische dabei, dass viele sich arrangiert haben mit dieser Vorstellung und sehr gut darin leben. Einigen ist das Thema Heiligung wichtig, aber es scheint (und da kann ich wirklich nur von Anschein sprechen denn wissen tu ich's nicht), dass eine grossteil keinen Zusammenhang zwischen Glauben, Königreich Gottes hier auf Erden, und der eigenen Nachfolge sehen. Allein der Glaube, alles andere ist optional für die Superfrommen.
Wie sieht dein Gemeindealltag aus, wenn ich fragen darf?
Veröffentlicht von: @arcangelIch sehe nur das Tragische dabei, dass viele sich arrangiert haben mit dieser Vorstellung und sehr gut darin leben. Einigen ist das Thema Heiligung wichtig, aber es scheint (und da kann ich wirklich nur von Anschein sprechen denn wissen tu ich's nicht), dass eine grossteil keinen Zusammenhang zwischen Glauben, Königreich Gottes hier auf Erden, und der eigenen Nachfolge sehen
Hm, ich finde da muss man auch etwas differenzieren. Ich kann verstehen was Du meinst, aber ich sehe auch in meinem Umfeld, dass gerade Eltern kaum Zeit haben sich um Dinge zu kümmern, die über ihren Tellerrand hinausgehen. Oder konkreter: Man muss sich auch ehrlich fragen, ob man diesen Anspruch wirklich an jeden stellen kann.
Ich sehe da ein tiefgreifenderes Problem, das aber hier den Rahmen sprengen würde. (Um es kurz anzureissen: Muss wirklich jeder unbedingt Vollzeit arbeiten? Warum wissen viele nicht wohin mit ihrem Geld und geben es für Blödsinn aus?)
Veröffentlicht von: @arcangelWie sieht dein Gemeindealltag aus, wenn ich fragen darf?
Ja wie gesagt, ich bin ja aus der engstirnigeren Szene viel zu lange raus und seit 20 Jahren bei den Jesus Freaks. Bei uns in der Gemeinde gibt es viele die sich ehrenamtlich und/oder politisch engagieren und dies mitunter aus ihrem Glauben heraus tun (hab sie jetzt nicht alle gefragt). Unser Spendenkorb geht irgendwo zwischen zur Hälfte bis 2/3 an Gemeinnützige Organisationen (der Rest geht komplett für Miete drauf) und in Predigten ist es auch oft Thema, wie Christsein und die frohe Botschaft und unsere Verantwortung daraus in unserer heutigen Gesellschaft funktionieren kann (ich empfehle als Predigttexte Ps 82, Mt 25,31ff, Lk 6,20ff 😉).
Auch für mich selbst sehe ich in Jesu Predigt vom Reich Gottes den Ansporn daran mitzuarbeiten. Während Corona ist das durch 80-90% Umsatzeinbruch aber eher wieder mit den Händen als mit Geld.
Warum fragst du?
Weil ich nicht unreflektiert und grundlos Kritik äussern will, und es mir hier im Forum eine Hilfe ist meine Gedanken im Austausch mit euch zu sortieren.
Also geht es um deine Gemeinde, in der du Kritik äußern möchtest?
Ich möchte eben nicht einfach Kritisieren, sondern eine Anstoss zu einer Änderung bieten und da ich doch regelmässig Predige, will ich eben meine Sicht reflektieren. Besser hier als in der Gemeinde 😉
Aber ich habe nicht nur meine Aktuelle Gemeinde vor Augen sondern auch viele ehemalige. Sowohl als Positiv als auch Negativ Beispiele.
Ja, doch du willst sicher nicht die vielen ehemaligen Gemeinden kritisieren, oder willst du doch dort vorbeigehen und dich mit ihnen auseinandersetzen (also ihren Leitungen)? Und wenn ich in meiner Gemeinde nicht reflektiert werden möchte, wo denn dann? Das sind doch die Menschen, die mich am besten kennen ... und die mir Gott an die Seite gestellt hat - Geben und Nehmen, einander annehmen, einander begleiten, einander helfen, einander schleifen ...
Ich hab den Eindruck, als wäre die "Kritik" nicht wirklich deine Motivation (für diesen Thread). Aber der Eindruck kann täuschen.
Danke für die Antwort.