Prüfet ALLES ... ?! ...
Die Hälfte unseres Kalenderjahres liegt nun bereits hinter uns ... 2025 mit der Jahreslosung: "Prüft alles und behaltet das Gute!" 1. Thess 5,21
Ich habe mich über diese Jahreslosung sehr gefreut und tue es immer noch. Denn sie eröffnet die Möglichkeit, Neues und Anderes zu entdecken und kennenzulernen, was den eigenen Glauben bereichert ... vielleicht mit dem Effekt: "Wow, das hätte ich vorher nie gedacht!" 😉
Es ist für mein Empfinden auch ein Wort gegen zu viel Abgrenzung, Verweigerung und Desinteresse, wenn es darum geht, seinen Glauben in dieser Welt zu leben, in der mir nicht ständig und überall Dinge begegnen, von denen ich mich fernhalten sollte. Sondern wo es immer wieder viel zu entdecken gibt 🙂
Was meint Ihr dazu? Gibt es Erfahrungen und Beispiele, wo Ihr sagt: "Da habe ich in etwas, das mir vorher fremd und verdächtig und vielleicht ein "No go" war, etwas gefunden, was ich als Geschenk, Bereicherung und Segen erlebe?"
Für mich war das vor längerer Zeit schon die Begegnung mit "Meditation", "Kontemplation", ja sogar dem, was "christliches ZEN" (wortlose, gegenstandslose Meditation) genannt wird ... und die Beschäftigung mit anderen Religionen und Spiritualität.
Dabei geht es mir hier aber gar nicht darum, meine Entdeckungen zum Thema des Threads zu machen (obwohl das vielleicht auch bei dem ein oder anderen "resonanzt") - es können auch ganz andere Dinge sein, die Euch einfallen und die Ihr beitragen könnt zum "Prüfen & Behalten", zu dem die Jahreslosung uns einlädt.
Bin gespannt!
L'Chaim

Veröffentlicht von: @awhlerWas meint Ihr dazu? Gibt es Erfahrungen und Beispiele, wo Ihr sagt: "Da habe ich in etwas, das mir vorher fremd und verdächtig und vielleicht ein "No go" war, etwas gefunden, was ich als Geschenk, Bereicherung und Segen erlebe?"
Für mich ist dieser Spruch zunächst einmal eine Ermutigung, nicht alles, was ich in der Bibel lese und in der Tradiiton meiner ev.-luth. Kirche gelernt habe, für sakrosankt halten zu müssen, und andererseits auch Neues, das es damals noch gar nicht gab, hereinnehmen zu können.
Im Hinblick auf die konkrete Frage kann ich schreiben, dass ich früher der Meinung war, mit meinen Fragen zur Vereinbarkeit von Glaube und modernem, naturwissenschaftlich geprägten Denken, bei der katholischen Kirche überhaupt nicht suchen zu müssen, wenn schon die vermeintlich so liberale evangelische Kirche hier mehrheitlich m. E. starrköpfig agiert und das Problem am liebsten ignorieren würde. Überraschenderweise war es dann der kath. Theologe Peter Knauer, der hier eine Brücke für mich geschlagen hat.
Von den Orthodoxen (ja, die gibt's auch noch!) habe ich einen Bezug zur Mystik mitgenommen.
Und von einer afrikanischen Freundin und ihrer Freikirche habe ich gelernt, wie gut sich ein lebendiges, gemeinschaftsorientiertes Christentum ohne theologischen Überbau anfühlen kann.

Veröffentlicht von: @tojakZum dem Vers 1. Thess 5,21 habe ich seit Langem einen Bezug. Ich habe ihn damals als Trauspruch für uns ausgesucht. Neben dem, was Paulus vielleicht damit ausdrücken wollte, und einer offenen und kritischen Geisteshaltung, mit der ich viel anfangen kann, fand ich bzw. fanden wir beide auch den Nebensinn dieses Spruchs für zwei beziehungserfahrene Menschen über 30 recht passend. 😉
Ein wunderbarer Trauspruch.
Ich tue mich schwer mit Losungen überhaupt, frage mal: Kanntest du den Vers vorher nicht? Hatte er, bevor er zur Jahreslosung wurde, keine Bedeutung für dich? - Mich begleitet der Vers mein (Glaubens-)Leben lang. Ich hab Gott sehr früh schon gebeten, mir den richtigen Weg zu weisen, weil ich "als Neuling" von vielen Seiten so viele unterschiedliche Dinge gehört habe. Ich hab da nicht durchgeblickt und hab seine Hilfe erbeten. Seither begleitet mich dieser Vers.

Auch mich begleitet der Vers schon lange, weil Offenheit, Lernbereitschaft und Weitungen meines christlichen Glaubens (statt nur das Eigene, Vertraute und in Abgrenzung Behauptete festzuhalten) eine wichtiges Thema für mich ist und war.
Dass er nun zu einer Jahreslosung wurde, auch als Ermutigung in diese Richtung für Andere, hat mich riesig gefreut.
L'Chaim

@awhler
Eigentlich begründet dieser Vers für uns eine geradezu unfassbare Freiheit!
Er ermuntert uns, diese Freiheit auch zu nutzen, was ich als ehemaliger Pfadfinder in meiner bewegten Jugendzeit oft und reichlich ausnutzte.
Das Wort "Prüfet alles" zwingt uns ja nicht, alles persönlich auszuprobieren, was uns auf dem "Markt der unbegrenzten Angebote und begrenzten Unmöglichkeiten" dargeboten wird. "Prüfen" bedeutet schließlich auch, nachzudenken, darüber zu reden, sich auszutauschen und einer Sache auf den Grund zu gehen.
"Prüfet alles" heißt: für Christen gibt es keine Denkverbote!

Veröffentlicht von: @bepe0905@awhler
Eigentlich begründet dieser Vers für uns eine geradezu unfassbare Freiheit!
Er ermuntert uns, diese Freiheit auch zu nutzen, ...
Genau diese Freiheit kristallisiert sich bei mir nach längerem Nachdenken auch heraus.
Ich darf prüfen und ich darf dann auch zu einem Ergebnis kommen.
Nämlich das Geprüfte zu behalten oder hinter mir zu lassen.
Mir wird eine Urteilsfindung zugestanden. Ich muss nicht alles kritiklos übernehmen ...
Ich mag Losungen - Tageslosungen und Jahreslosungen und diese persönlichen Losungen, die man bei uns in der Gemeinde am Jahresanfang ziehen kann. Nicht alle sprechen mich an, manche treffen ins Schwarze, manche sind Begleiter auf Zeit.
Die diesjährige Losung sagt mir, dass ich Dinge, die ich 'geprüft' (oder eben überdacht) habe, auch hinter mir lassen darf.
Nicht jeder Grundsatz, auch nicht jeder Glaubenssatz, muss mich ein Leben lang begleiten.
Und ich weiß, dass diese Jahreslosung auch gern genutzt wird, um materielle Dinge loszulassen oder auszumisten.

Das ist auch ein guter Perspektivwechsel, der mir sehr einleuchtet:
Nicht nur zu fragen, was kann ich an Gutem behalten und annehmen, sondern auch: Was lasse ich hinter mir, behalte ich NICHT, weil ich es nicht gut finde, nicht brauche!
Danke.
L'Chaim

Die diesjährige Losung sagt mir, dass ich Dinge, die ich 'geprüft' (oder eben überdacht) habe, auch hinter mir lassen darf.
Nicht jeder Grundsatz, auch nicht jeder Glaubenssatz, muss mich ein Leben lang begleiten.
Genau so ist es! Wir lesen zuerst gern die Aufforderung "Prüfet alles", aber der Satz geht ja weiter: "behaltet das Gute!"
Und damit sind wir aufgefordert, in unserem Leben von Zeit zu Zeit mal Inventur zu machen und zu schauen, was wir so alles Unnützes mit uns rumschleppen, was sich im Laufe der Zeit ungeprüft in den Schmuddelecken unserer Existenz angesammelt hat.
Und so macht er uns Mut, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, also auf das Gute - und unseren Lebensweg mit weniger Ballast zu gehen, sondern mit leichtem Gepäck.
Mir gefällt die Jahreslosung. Im Grunde halte ich es so schon viele Jahre und Jahrzehnte. Ich prüfe, was mir gut tut und das behalte ich im Leben, anderes (auch manches sog. christliches) tut mir nicht gut, das muss ich dann auch nicht behalten oder pflegen.
Dieses Jahr habe ich (ganz vorsichtig ausgedrückt) gelernt, etwas zu behalten, was eigentlich nicht sein darf. Aber es ist für mich etwas "Gutes", eine wichtige, neue Erfahrung. Neulich habe ich den Satz gelesen "darüber setze ich mich hinweg", in dem Zusammenhang, dass jemand eine eigentlich eindeutige Aussage in der Bibel mit anderen Aussagen, also mehr im Gesamtkontext der Lehren von Jesus geprüft hat und sich dann eigenverantwortlich über die eine scheinbar eindeutige Aussage hinwegsetzte und für sich in einer wichtigen Frage zu einem anderen Ergebnis kam. Diesen Satz habe ich mir gemerkt, denn mir geht es oft so, dass ich mich über etwas hinwegsetze, was andere für furchtbar eindeutig und wichtig halten.
Veröffentlicht von: @bepe0905Prüfet alles" heißt: für Christen gibt es keine Denkverbote!
Ja.
Gott sei Dank darf man sein Gehirn benutzen.
Aber es gibt auch Leitplanken, oder? Das wären für mich jetzt Sachen, die Jesus gesagt hat, innerhalb derer mein Denken läuft. Deshalb nenne ich mich Christ.
Andere können das vielleicht auch ohne diese Leitplanken oder finden sie „einschränkend“, ich mag sie.

Aber es gibt auch Leitplanken, oder? Das wären für mich jetzt Sachen, die Jesus gesagt hat, (....)
Andere können das vielleicht auch ohne diese Leitplanken oder finden sie „einschränkend“, ich mag sie.
Es mag sein, dass man als Autofahrer die Leitplanken am Straßenrand als einschränkend empfindet.
In gewissem Maße sind sie das auch, aber die Einschränkung bewahrt uns evtl. davor, in den Gegenverkehr zu geraten oder einen Hang hinab zu stürzen.
Und so lassen uns die Leitplanken doch einen Freiraum, innerhalb dessen wir uns, unser Rad oder unser Auto bewegen dürfen.
Wir können innerhalb der Leitplanken gerade vorwärtsfahren, können aber auch die Spur wechseln oder gar einen Slalom versuchen.
Und dadurch unterscheiden sich Leitplanken von Schienen. Wer auf Schienen fährt, der bewegt sich i.A. sicherer vorwärts als auf einer Straße mit Leitplanken - aber nun wirklich eingeschränkt. Dafür braucht er nicht viel zu denken und muss nicht selbst lenken, die Schiene lässt ihm keinen Entscheidungsraum.
Insofern bin ich froh, dass ich Gottes Wort nicht als Schiene sehen muss, sondern als Leitplanken, die - bei aller Freiheit, die sie mir lassen - doch meinen Weg begleiten und mich vll. vor manchem Absturz bewahren
Prüfen und das Gute behalten setzt voraus, dass man weis was gut ist und objektiv prüft, halte ich persönlich für ein Individuelles prüfen, jeder prüft ja aus dem momentanen Verstehen heraus, dass dies mehr ist, als eine persönliche begrenzte Sicht, glaub ich weniger.