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Anmerkung zu Epheser 1 Vers 2


schubertholger
Themenstarter
Beiträge : 17

Zu Epheser 1, Vers 2 hab ich eine (zum großen Teil) technische Ausarbeitung geschrieben.

Von einer traditionell gedachten Grußformel zum tatsächlichen IST-Zustand der Gläubigen und Heiligen in Christus.

Eine interessante Perspektive, wenn man den Vers Epheser 1, 2 als Aussage der bezeichneten Tatsache betrachten und nicht als Wunsch einer Grußformel, würde die Übersetzung vom Sinn lauten:

„Gnade [ist mit] euch und Friede von Gott unserem Vater und Herrn Jesus Christus."

Der Unterschied zwischen dem von Übersetzern traditionell verwendeten "sei" (Konjunktiv) und "ist" (Indikativ) in diesem Kontext hat folgende Auswirkungen:

1. Grammatikalische Funktion:
- "sei" (Konjunktiv) drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit aus.
- "ist" (Indikativ) stellt eine Tatsache oder Realität fest.

2. Theologische Implikation:
- Mit "sei" wird um Gnade und Frieden gebeten oder gewünscht.
- Mit "ist" wird die gegenwärtige Existenz von Gnade und Frieden als Realität behauptet.

3. Beziehung zum Empfänger:
- "sei" impliziert, dass der Empfänger möglicherweise Gnade und Frieden noch erfahren wird.
- "ist" suggeriert, dass der Empfänger bereits in diesem Zustand der Gnade und des Friedens lebt.

4. Autorität des Sprechers:
- "sei" positioniert den Sprecher als jemanden, der um etwas bittet oder es wünscht.
- "ist" stellt den Sprecher als jemanden dar, der eine geistliche Realität verkündet oder bestätigt.

5. Zeitliche Perspektive:
- "sei" ist zukunftsorientiert oder zeitlos.
- "ist" betont den gegenwärtigen Moment und die aktuelle Erfahrung.

Diese Interpretation als Tatsachenaussage würde den Satz von einer Grußformel zu einer doktrinären oder prophetischen Aussage umwandeln, was die Natur der Kommunikation und möglicherweise auch den Kontext, in dem sie verwendet wird, erheblich verändern würde.

Hinzu kommt, daß das “sei“ von den Übersetzern hineininterpretiert wurde, aber Paulus von einem tatsächlichen IST Zustand spricht.
Auch das es ein Gruß “sei“, ist eine traditionelle Interpretation.

Gottes Wort erinnert und bestätigt an dieser Stelle und in Bezug auf den Zusammenhang, den IST -Zustand der Heiligen und Gläubigen in Christus. Das bestätigt auch der Kontext von Kapitel 1 bis 3.

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15 Antworten
Deborah71
Beiträge : 24813

@schubertholger 

Schöne Ausarbeitung 🙂

Ja, die Freiheit im Nominalsatz (ohne Verb) gibt Interpretationsspielraum.

Der Zuspruch der Ermutigung des Seienden durch das 'ist' gefällt mir gut.

deborah71 antworten
1 Antwort
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17

@deborah71 

Vielen Dank für dein Statement.

Dadurch, daß dieser Nominalsatz sich auf die Essenz, bzw. die Substantivelemente „Gnade“ und „Friede“ konzentriert, wird die gesamte Aussage tatsächlich zu einer prägnanten und wirkungsvollen Mitteilung für diejenigen, die in Christus sind, inklusive aus welcher Richtung diese Zusage (Segnung) kommt und dadurch letztendlich bestätigt wird.

 

schubertholger antworten


Helmut-WK
Beiträge : 8572

@schubertholger 

Von einer traditionell gedachten Grußformel zum tatsächlichen IST-Zustand der Gläubigen und Heiligen in Christus.

Allerdings ist an dieser Stelle im Brief tatsächlich eine Grußformel zu erwarten! Wobei die von Paulus gewählte Formulierung nicht »traditionell« war.

hkmwk antworten
12 Antworten
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17

@hkmwk 

Vielen Dank für dein Kommentar.

Die gewählte Formulierung von Paulus war tatsächlich nicht traditionell, jedoch ist die traditionelle Meinung und Auffassung mancher Übersetzer, daß die Aussage selbst ein Grußwort mit Wunsch wäre. Paulus aber spricht speziell die Gläubigen und Heiligen in Christus an, was einen vermeintlichen Wunsch als Gruß völlig storniert, nämlich hin zum Grundtext und der Tatsache des IST-Zustandes.

schubertholger antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8572

@schubertholger 

und Auffassung mancher Übersetzer, daß die Aussage selbst ein Grußwort mit Wunsch wäre

Genau so was wär in einem Briefkopf zu erwarten. Wobei es da zwei Traditionen gab, wie so ein Wunsch ausschauen könnte: Griechisch charein, freut euch (benutzt in Jk 1,1) und Hebräisch »Schalom« (Friede o.ä.), auf Griechisch eirene. Mit »Gnade und Friede« (charis kai eirene) hat Paulus eine Formel, die an beide traditionellen Formeln erinnert.

Zum Vergleich: Auch die Nennung von Absender und Empfänger im Briefkopf wird von Paulus individuell gestaltet, wie man in allen seinen Briefen nachlesen kann.

Paulus aber spricht speziell die Gläubigen und Heiligen in Christus an, was einen vermeintlichen Wunsch als Gruß völlig storniert

Kann ich noch nicht nachvollziehen.

hkmwk antworten
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17

@hkmwk 

Der uns bekannte Brief ist ein Lehrbrief in dem persönliche Bemerkungen (Wünsche) und Grüße von Anfang an fehlen.

Die Anerkennung des Grundtextes und die Wiedergabe in eine Übersetzung hinein, wird von der Qualität einer Distanz beeinflusst, welche das Verständnis zum ursprünglichen Sinn wiedergibt.

Kapitel 1 Vers 2 ist ein Beispiel anstelle von vielen, daß in keinem Grundtext von einem Wunsch in Grußform auszugehen ist, sondern von der bezeichneten Tatsache wie im Eingang beschrieben.

Zudem zeigen die ältesten Grundtexte, daß der Adressat „in Ephesus“ nicht vorhanden ist (das wäre aber ein anderes Thema zum Dialog).

 

schubertholger antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8572

@schubertholger 

daß in keinem Grundtext von einem Wunsch in Grußform auszugehen ist, sondern von der bezeichneten Tatsache wie im Eingang beschrieben.

Hast du noch nie einem Mitchristen Gottes Segen gewünscht, weil er ja durch Christus schon gesegnet ist?

Der uns bekannte Brief ist ein Lehrbrief in dem persönliche Bemerkungen (Wünsche) und Grüße von Anfang an fehlen.

??? Sie sind doch da … Auch ein Lehrbrief hat Empfänger, die gegrüßt werden können.

Briefe konnten ohne Briefkopf verbreitet werden (Beispiel: Hebräerbrief), oder ohne Briefschluss (Beispiel: Jakobusbrief), mit Kopf und Briefschluss (alle Paulusbriefe) oder ohne beides (z,B. 1.Johannesbrief). Aber ursprünglich gab es Kopf und Schluss in jedem Brief.

Zudem zeigen die ältesten Grundtexte, daß der Adressat „in Ephesus“ nicht vorhanden ist

Aber schon die »zweitältesten« Handschriften haben das. Ob das ursprünglich dastand ist unsicher (Nestle-Aland setzt in […]).

 

hkmwk antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 24813

@schubertholger 

Paulus aber spricht speziell die Gläubigen und Heiligen in Christus an, was einen vermeintlichen Wunsch als Gruß völlig storniert, nämlich hin zum Grundtext und der Tatsache des IST-Zustandes.

 

Ist nicht beides gleichzeitig in Vers 2?  Der Wunsch in der Grußformel hat doch das Ist als eine Basis... sonst wäre es doch sinnlos, den Wunsch zu äußern.

deborah71 antworten
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17

@deborah71 

Würde Paulus einen Wunsch äußern, hätte er es geschrieben (wie in seinen anderen Briefen).

Auch von einem Gruß ist nichts zu lesen, sondern von der bezeichneten Tatsache (wie im Eingang von mir geschrieben).

schubertholger antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 24813

@schubertholger 

Na, hab ich dich im Eingangspost falsch verstanden, als du das 'sei' einem Wunsch zugeordnet hast in deiner Aufschlüsselung? 😉

deborah71 antworten
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @deborah71

Na, hab ich dich im Eingangspost falsch verstanden, als du das 'sei' einem Wunsch zugeordnet hast in deiner Aufschlüsselung? 😉

Wahrscheinlich. 😉

Im ersten Kommentar geht es um eine Gegenüberstellung des Wortes „sei“ versus „ist“ zu Epheser 1, 2.

Beide Wörter sind zum Grundtext in der Übersetzung eine künstliche Hinzufügung und ein Beleg, wie der Grundtext von den jeweiligen Übersetzern verstanden wurde.

 

 

schubertholger antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 24813

@schubertholger 

1. Grammatikalische Funktion:
- "sei" (Konjunktiv) drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit aus.
- "ist" (Indikativ) stellt eine Tatsache oder Realität fest.

Also doch nicht falsch verstanden... ich habe 'sei' respektiert an der Stelle und das 'ist' als Grundlage damit verknüpft.

Ohne das 'ist' hätte das 'sei' keine Basis.  Nun ist beides möglich und beides zusammen gesehen gibt ein größeres Paket.

Von da aus lässt sich noch einiges mehr denken: 'sei' als Schöpfungswort: Gnade sei... hineingesprochen in euer Leben  aus dem unerschöpflichen Vorrat der Gnade Gottes... 

 

deborah71 antworten
schubertholger
(@schubertholger)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 17

@deborah71 

Persönlich habe ich bei Vers 2 das von Übersetzen hineininterpretierte „sei“ verworfen,  auf Grund der Tatsache des IST-Zustandes und deiner sehr präzisen Aussage:

„… aus dem unerschöpflichen Vorrat der Gnade Gottes...“

schubertholger antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8572

@schubertholger 

Persönlich habe ich bei Vers 2 das von Übersetzen hineininterpretierte „sei“ verworfen,

Dieses Verwerfen bedeutet aber, dass du da ein »ist« hineininterpretiert hast.

Die Frage ist, welche Interpretation besser ist. Das Briefformular deutet auf »sei« hin. Aber ich finde Deborahs Aussage, dass man beides verstehen kann, auch gut.

hkmwk antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8572

@schubertholger (zum Beitrag)

Würde Paulus einen Wunsch äußern, hätte er es geschrieben (wie in seinen anderen Briefen).

Der Text ist doppeldeutig (Wunsch oder IST), da besteht kein Unterschied zu den anderen Paulusbriefen.

hkmwk antworten
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