Bergpredigt V (Mt.5,21-26 (zum 5.Gebot))
Ein Zusammenfassung von Teil IV erscheint mir ziemlich schwer und vielleicht auch verfrüht. Dennoch fange mal mit den nächsten Abschnitt an.
21 Ihr habt gehört, daß den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten! Wer tötet, soll dem Gericht verfallen.
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Tor!, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Gottloser!, wird dem Feuer der Hölle verfallen sein.
23 Wenn du also deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat,
24 so laß deine Gabe dort vor dem Altar, und geh, zuerst versöhne dich mit deinem Bruder; dann komm und opfere deine Gabe.
25 Verständige dich ohne Verzug mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm unterwegs bist. Sonst könnte dich dein Gegner dem Richter übergeben und der Richter dem Gerichtsdiener, und man würde dich ins Gefängnis werfen.
26 Wahrlich, ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Heller bezahlt hast.
Dass auch hier ein mehr als der buchstäbliche Sinn gemeint ist, ergibt sich aus dem Gesamtkontext der Bergpredigt als Vollendung ´des Gesetzes und der Propheten`. Das zeigt sich im Vers 22, in dem Jesus der Herr auf die motivationalen Voraussetzungen des Tötens verweist. Jemanden >Töten< muss weiter gefasst werden als das Herbeiführen des physischen Ablebens.
Bereits im Schöpfungsbericht, in dem Adam und Eva unter Androhung des Todes das ´Speiseverbot` auferlegt worden war und sie dennoch dagegen verstießen, wurden sie ja nicht getötet, sondern aus dem Paradies, spricht Nähe Gottes entfernt. Also heißt töten, jemanden von Gott entfernen. Dadurch dass sie weiterlebten, war Adam und Eva die Chance gegeben, die Sünde zu bereuen und die Nähe zu Gott wieder herzustellen.
Geht man von den inneren Voraussetzungen aus wie in 22-25 beschrieben, heißt töten letztlich dem Nächsten in Lieblosigkeit begegnen. Für mich zählt zum Töten heute vor allem auch die Ausbeutung oder auch die Verweigerung, Flüchtende aufzunehmen. In beiden Fällen wird den Menschen ihre Lebensgrundlage geschmälert oder gar ganz genommen. Ausgangspunkt für die Lieblosigkeit ist die innere Haltung des Hochmutes, d.h. sich selbst mehr lieben als den nächsten, der gerade jetzt meine Liebe(stat) benötigt; sich selbst besser oder wertvoller zu sehen als andere. Damit ´ich` mein ´Recht` auf billige Klamotten oder ein Smartphone durchsetze, werden Kinder ausgebeutet und Landschaften zerstört und Zukunftsmöglichkeiten vernichtet (abgesehen davon, dass die in diesen Ländern durch Ausbeutung und Umweltzerstötung erzeugten Krisen häufig Krieg und Kriminalität hervorrufen.
Es drängt sich die Frage auf, ob es nicht gerechter Weise eine Todesstrafe geben darf / muss. Wenn ein Straftäter getötet wird, hat er keine Chance, irgendwann in seinem Leben zu bereuen und umzukehren. Kein Richter kann diese voraussehen, kein Richter hat das Recht, diese Chance zu verwehren. Wenn man jemand im Rahmen eines formellen Prozesses tötet, (Todesstrafe) bewirkt der Tod keine Strafe, sondern nimmt die Chance auf Umkehr und Versöhnung mit. Daher: „…Verständige dich ohne Verzug mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm unterwegs bist.“ Das es heute technisch möglich ist, auch die schlimmsten Verbrecher sicher zu bewahren, halte ich Todesstrafe für absolut unnötig.
Tot sind die, die Gottes Liebe / Nähe meiden, töten heißt dementsprechend auch, Menschen von Gott entfernen (sie verführen etc.) und ihnen den Weg zu Gott verbauen (Sir.8):
35 Denn wer mich findet, findet das Leben; was er wünscht, erhält er vom Herrn.
36 Wer mich verfehlt, verletzt seine Seele; alle die mich hassen, lieben den Tod."
Hassen meint nicht immer eine heftige Emotion, sondern die tiefe Abneigung gegen die Güte, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes. Die Gott gänzlich verwerfen (im Unterschied zu leugnen). Das ist wiederum die Grundlage für die Verachtung von Menschen, vor allen derjenigen, die nicht wie sie selbst sind. Vor allem in der AfD findet man sehr viele Funktionäre, die Gott und die Menschen hassen.
Eine gute Erläuterung für den weiteren Zusammenhang finde ich insgesamt in Spr.18., hier (Spr.18,19-21):
19 Ein Bruder, den man beleidigt, ist verschlossener als eine feste Stadt; Streitigkeiten sind wie der Riegel eines Palastes.
20 Jeder sättigt sich an der Frucht seines Mundes, am Ertrag seiner Lippen ißt er sich satt.
21 Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt, wer sie fleißig gebraucht, wird ihre Frucht genießen.
Über die Relevanz des Unterschiedes von Tor (anders auch Raka) und Gottloser (anders Narr, Schwachkopf) in Vers 22 bin ich mir nicht so im Klaren, ebenso wie über den Unterschied zwischen Hohen Rat und Feuer der Hölle . In beiden Fälle würde ich im Zorn und in der ´Beschimpfung` ein hochmütiges Urteil sehen, dass die Kommunikation (praktische Grundvoraussetzung der Nächstenliebe) verhindert. Das man Menschen mit Worten töten kann, kennt jeder, der sich mit Mobbing befasst hat. Auch wenn sich die Opfer nicht umbringen, wird oft ihre Seele verletzt und ihr Vertrauen in die Welt und in der Folge auch in Gott.
Gut kann ich mir vorstellen, dass dieser Teil der Bergpredigt aktuell besonders im Nahost-Konflikt gefragt ist. Ich stelle mir vor, wenn ich ein Palästinenser oder Israeli wäre. Wie kann da noch Versöhnung statt finden. Doch nur, wenn man erst man aufhört sich gegenseitig Schuld zuzuschreiben und zu verteufeln. Und um dahin zu kommen scheint mir dieser Teil die rechte Anleitung. Wer diese Weg nicht geht, nimmt sich selbst in seinen negativen Gedanken in Gefangenschaft und überträgt die auf den anderen.
Mt 5
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Tor!, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Gottloser!, wird dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Hier ist eine deutliche Steigerung vermerkt. Die Elberfelder hat eine Fußnote zu zürnt, nämlich grundlos zürnt. Bitterkeit an jemandem auslassen, schlechte Laune an jemandem auslassen, permanent keine emotionale Verantwortung übernehmen.......das zerstört den Familienverbund und die weitere Gemeinschaft des Volkes. Das niedrigste Gericht vermute ich im Ältestenrat im Tor der Stadt oder des nomadischen oder dörflichen Familienverbandes.
Tor oder Raka ist eine strafbare Beleidigung, die der Hohe Rat ahndet. Das Strafmaß weiß ich nicht. Ist aber auch nicht der Schwerpunkt hier.
Narr oder Gottloser: fällt unter Gottes Gericht mMn. Denn es bedeutete, jemanden den Glauben und die Zugehörigkeit zum Volk Gottes abzusprechen.
Die Verse 22-24 sind heute noch wichtig vor Yom Kippur. Die Bereinigung der Zwiste soll vor dem höchsten Festtag stattgefunden haben, sonst ist derjenige nicht für das kommende Jahr entlastet. Die Freude über die empfangene Vergebung von Gott her kommt schon allein melodisch im Lied Adon haSelichot (Meister der Vergebung) rüber. (Text und link unten)
Kern der Erzählung für mich: Mord fängt in der Herzenshaltung an. Jesus weist auf die Anfänge, bevor die Entwicklung des Zorns straffällige Ausmaße annimmt und dem Zornigen selbst das Leben kosten kann.
Ich finde deine übertragene Anwendung in die heutige Zeit sehr beachtenswert. Ein Vers dazu, der mir sofort eingefallen ist:
Elb Spr 4, 23 Mehr als alles, was man ⟨sonst⟩ bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm ⟨entspringt⟩ die Quelle[4] des Lebens. –
Unser physisches Herz und unser seelisches Herz leidet unter bleibendem und wachsendem Zorn und die Lebensflamme des menschlichen Geistes kann sich verringern zu einem glimmenden Docht, was generelle gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
Wir haben vor Dir gesündigt,
sei uns gnädig.
Meister der Vergebung,
Prüfer der Herzen.
Offenbarer der Tiefen,
Sprecher der Gerechtigkeit.
Wir haben vor Dir gesündigt,
sei uns gnädig. (x2)
Herrlich in Wundern,
Ewig in Trost,
Der sich an den Bund unserer Vorfahren erinnert,
Leser all unserer verborgenen Teile.
Wir haben vor Dir gesündigt,
erbarme Dich unser. (2x)
Vollkommen in guten Eigenschaften,
Ehrfurcht gebietend in Lobpreisungen.
Der Du Verfehlungen vergibst
und denen antwortest, die in Not sind.
Wir haben vor Dir gesündigt,
erbarme Dich unser. (2x)
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Tor!, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Gottloser!, wird dem Feuer der Hölle verfallen sein
In meiner Bibel ist die Reihenfolge: seinem Bruder zürnen, seinen Bruder Nichtsnutz nennen, seinen Bruder Narr nennen.
Aber egal in welcher Reihenfolge: Wenn man jemanden als "Narr" bezeichnet, stellt man dessen Wahrnehmung, dessen Ansichten und dessen Entscheidungen in Frage. Das kann zu tiefer Verunsicherung führen, die dem Betroffenen den Boden unter den Füßen wegzieht. Und es ist die Grundlage für Täter-Opfer-Umkehr, so nach dem Motto, man sei selbst schuld an seinem Unglück. Wenn z.B. ein junges Mädchen zu einem Fremden ins Auto steigt, der sie dann vergewaltigt und man sie als "Närrin" bezeichnet, gibt man ihr eine Mitschuld. Nicht umsonst schweigen so viele Frauen bei sexuellem Missbrauch und Gewalt. Ein anderes Beispiel ist Betrug. Viele Menschen neigen dazu den Opfern eine Mitschuld zu geben, weil sie so "blöd" waren, auf eine Betrugsmasche reinzufallen. Wer von uns sich nicht schon gefragt, wie man nur so leichtgläubig sein kann, z.B. eine Frau, die blind vertrauend einer Internetbekanntschaft einen hohen Geldbetrag sendet, um dieser aus einer vermeintlichen Notlage zu retten. Manche Täter brüsten sich noch damit, wie sie die Leichtgläubigkeit anderer ausnutzen.
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Tor!, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Gottloser!, wird dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Das sind sehr harte Verse. Daran erkenne ich, welch großen Wert Christus auf unsere Beziehungen legt.
Oft reagiere ich auf Kritik sehr hart. Bin böse auf den Menschen der mich kritisiert. Dann geht es um meine
eigene Ehre, nicht mehr um die Ehre Christi. Wenn Menschen mich und meinen Glauben an Christus ablehnen.
Da kann ich nur von Christus lernen, das ich nicht auf jede Kritik mit Kritik antworten muss.
Einfach wie Christus Kritik ignorieren, ohne selbst mit bösen Worten und Kritik reagieren.
Da einfach versuchen gelassener zu reagieren. Mit falschen Äußerungen, denn jeder Mensch hat das
Recht, auch einmal etwas Dummes und Falsches zu sagen. Das kann eine Beziehung entspannen,
vor allem mich selbst. .......
liebe Grüße,