Lk 7,47-48
Darum, sage ich dir, ihre vielen Sünden sind vergeben worden, denn sie hat viel Liebe erwiesen; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben!
Dieser Text beschäftigt mich schon länger immer mal wieder.
Meine augenblickliche Frage ist, warum Jesus noch einmal der Frau gegenüber bestätigt, dass ihre Sünden vergeben sind? Als Absicherung für sie? Oder als Offenbarung an die anderen, dass er Vollmacht hat?
Und daraus ergibt sich dann auch noch einmal die Frage, ob ihre Liebe zur Vergebung geführt hat oder die Vergebung zur Liebe? Eigentlich lässt der vorangehende Text doch auf bereits erfahrene Vergebung schließen. Wobei es ja unterschiedliche Übersetzungen gibt, die auch auf Vergebung durch lieben schließen lassen. In einem der Briefe heißt es später, dass die Liebe viel zudecken würde. Oder kann man das nicht in einen Zusammenhang setzen?
Wenn ich dann noch das "Dein Glaube hat dich gerettet" lese, komme ich wieder etwas ins Schwimmen. Ich hätte manchmal gerne alles klar, Zack Zack, so geht's.
Zumindest kommt in dem Text raus, dass die Frau um ihre Bedürftigkeit gegenüber Gott wusste. Es war ihr klar, dass sie selber gar nichts bringen konnte und absolut von seiner Gnade abhängig war. So verstehe ich die Erklärung in Bezug auf "ihre vielen Sünden". Sie erfuhr Liebe und Gnade und liebt zurück mit allem, was sie hat und geben kann.
Ich bin auf euer Wissen, eure Meinungen gespannt.
@goldapfel
"daraus ergibt sich dann auch noch einmal die Frage, ob ihre Liebe zur Vergebung geführt hat oder die Vergebung zur Liebe"
Die Vergebung führt zur Liebe. - Wem viel vergeben ist, liebt viel.
Ja, steht da so und passt ja auch in den Zusammenhang mit den vorherigen Versen. Nur gibt es Übersetzungen, die sagen, ihre Sünden sind ihr vergeben, denn sie hat viel geliebt. Vielleicht hat das denn eine andere Bedeutung?
Aber warum spricht ihr Jesus die Vergebung noch einmal zu?
@goldapfel
warum Jesus noch einmal der Frau gegenüber bestätigt,
Du schreibst noch einmal... wo liest du das erste Mal? Bei mir ist keine Parallelstelle angegeben...übersehe ich etwas?
Meine Sichtweise ist: erst der Glaube... hätte sie keinen Glauben gehabt, wäre sie wohl schwerlich zu Jesus gegangen mit ihrer Liebestat. Glaube bewirkt das Handeln danach...er dringt nach aussen...
Jesus bemerkt treffend, dass sein Gastgeber in allem Reichtum seiner Küche einen Mangel im Inneren hat...auch in seiner Gastgeberschaft, die eine sehr wichtige orientalische Sitte ist.
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Was mich gerade beim Durchlesen des ganzen Abschnittes angesprochen hat: Jesus nennt den Namen seines Gastgebers:
Simon > Hörender! Gedankenverbindung: Höre Israel, du sollst deinen Gott lieben.... Höre, Hörender (Simon שִׁמְעוֹן )...
und dann zählt er Simon seine Frucht (Auswirkung) und die der Sünderin auf.
Des weiteren macht mir der freie Zugang der Sünderin ins Haus und zum Tisch des reichen Simon stutzig. Simon regt sich nicht auf "Wie bist du hier rein gekommen?! Wer hat dir das erlaubt?!"
Das 'noch einmal' entnehme ich dem "ihre vielen Sünden sind ihr vergeben" Also muss sie schon gewusst haben, dass ihr vergeben wurde. Also gehe ich entweder vom Glauben und Vertrauen aus, was die Belohnung nach sich zieht oder von einer vorherigen Zusage an sie, dass ihr vergeben wurde.
Mit dem Zugang, es kann durchaus eine Frau gewesen sein, die sich im Umfeld Jesu, seiner Jünger oder Simons befunden hat.
Ja. Glaube setzt frei...
@goldapfel
Also im selben Abschnitt.... ich denke das anders...
Jesus sagt ihr zuerst nichts und lässt sie machen. Er hat ihr vergeben... ob sie es schon weiß oder aus der Duldung schließt? Es steht nicht da. Es erinnert mich an Jesus und die Ehebrecherin... er sagt auch erst nichts... und malt ein Zeichen in den Staub der Steinplatten.( In der hebr. Rückübersetzung wird eine Formulierung verwendet, die das Tav als Unterschrift unter einen Freispruch anzeigt).
Er wartet, bis Simons innere Reaktion hochkocht.
Dann spricht er zuerst Simon an... und teilt ihm als Gastgeber zuerst mit, warum er duldet. Seine Worte zeigen, dass Jesus sie nicht gerichtet hat im Sinne von "was ist das denn für eine". Er konfrontiert Simon mit seinem Herzen und benennt ihre Herzensumkehr.
Danach wendet er sich der Frau zu, spricht sie an, stellt ihre Würde dadurch wieder her und ehrt ihren Glauben.
Damit verdeutlicht er zudem: Rettung aus Glauben, nicht durch Werke. Er kennzeichnet aber an den Werken den Glauben. (Jakobus greift das später auf)
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Wozu ist die Frau ausgerechnet zu dieser Gelegenheit zu Jesus gekommen? Gehörte Simon auch zu ihren Kunden und sie überführte ihn wortlos? Stellte Jesus Simon in seiner Liebe nicht diesbezüglich bloss durch Worte, sondern konfrontierte er ihn nur mit dem für alle Offensichtlichen im Gastgeberbereich?
Danke für das anders denken.
Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt wieder noch stärker auf die Herzenshaltung und Einstellung zu Jesus und das eigene Selbstbild. Bin ich eigentlich für mich doch ganz toll und meine, Jesus könnte vielleicht sogar froh sein, dass ich ihn einlade oder habe ich tief in mir erkannt, dass nur er mir helfen kann und will und lasse ihn mein Herz tief berühren? Meine ich, meine Schulden selbst bezahlen zu können oder weiß ich, dass ich es nicht kann?
Gott mit allem, was ich habe zu lieben, denn das bedeutet dienen für mich... Wenn Dienst ohne Beteiligung des ganzen Herzens geschieht, kann es passieren, dass wichtiges vergessen wird. Halbherzigkeit...
Jesus entlarvt Simons Mangel erst, als dieser sich über die Frau erhebt und den Messias nach seinen Vorstellungen begrenzen will. Ich vermute, dass Jesus nichts gesagt hätte, wenn Simon nicht geringer von der Frau gedacht hätte, als von sich selbst?
Jesus stellt sich an die Seite der Frau. Rechtfertigt sie zunächst vor den anderen, bevor er ihr es noch einmal persönlich zuspricht.
Das sind für mich jetzt erste Impulse.
@goldapfel
Jesus entlarvt Simons Mangel erst, als dieser sich über die Frau erhebt und den Messias nach seinen Vorstellungen begrenzen will. Ich vermute, dass Jesus nichts gesagt hätte, wenn Simon nicht geringer von der Frau gedacht hätte, als von sich selbst?
Möglich.....
Jesu Gegenwart bringt Tiefen zum Vorschein. Vergleiche mal das Essen bei dem Zöllner. Jesus macht ihm keinen Vorwurf. Zacharias kommt selbst aus sich heraus und benennt seine Herzensverwandlung und seinen Ansatz zur Wiedergutmachung an denen, die er betrogen hatte.
Mir wird hier nochmal dieses Gehen/Gelangen in die und Verweilen in der Gegenwart Jesu so deutlich, welche tiefgreifende Wirkung das hat. Das macht mir Lobpreis und Anbetung so wichtig... da wird der Herzensboden neu gepflügt, von Wurzeln und Steinen befreit und zu neuer Fruchtbarkeit bereitet.
Keine stochernde Analyse in alten Wunden und Schmerzen.... sondern herausfliessen mit dem Fluß des Heiligen Geistes, bis nichts mehr am Boden des Gefäßes klebt und herumschmutzt.
Das war übrigens mein erstes inneres Bild, als ich mit segnender Handauflegung in Berührung kam, die einen neues Hineinfließen des Heiligen Geistes auslöste. Ich sah meinen Geist wie ein technisches Meßglas, in das klares Wasser zügig hineinfloß und den Boden und die inneren unteren Ränder reinigte und alles mit nach oben holte, bis es überfließend ausgeschwemmt war. Die Öffnung war allerdings nach rechts, entgegen der Darstellung im link. boah...an welche Einzelheiten ich mich dabei erinnere.... 😉