Corona und die Rett...
 
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Corona und die Rettung Moribunder

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MrOrleander
Themenstarter
Beiträge : 2319

Hallo allerseits

Poris Palmer, der durch einen unglücklichen Zufall Mitglied der Grünen geworden sein dürfte, hat in einem Interview geäußert:

Ich sage es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr wegen ihres Alters oder wegen schwerer Vorerkrankungen sowieso tot wären.

( https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/boris-palmer-und-corona-ich-weiss-nicht-wie-ich-mich-fuer-fakten-entschuldigen-koennte-16745899.html )
Dabei wies er darauf hin, daß der Shutdown der allermeisten Nationen in den armen Ländern zu einer Hungerkatastrophe führen wird, die geschätzt eine Million Kinder das Leben kosten dürfte.

Wie seht Ihr das? Ist seine Analyse zutreffend? Betreiben wir in Deutschland und anderen reichen Nationen eine Nabelschau, bei der - wieder einmal - die armen Länder hinten runter fallen? Und für den Fall: Wäre es für eine Gesellschaft erträglich, ihre alten Mitglieder sterben zu lassen, damit in einer fremden Gesellschaft deren jüngere Mitglieder überleben können?
(Wem weitere Fragen einfallen: Nur zu 😊 ).

Beste Grüße
Orleander

Antwort
63 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 24058

Warum fragen wir sie nicht einfach selbst...?

Veröffentlicht von: @mrorleander

Und für den Fall: Wäre es für eine Gesellschaft erträglich, ihre alten Mitglieder sterben zu lassen, damit in einer fremden Gesellschaft deren jüngere Mitglieder überleben können?

Sollten wir das nicht die Betroffenen selber fragen? Machen wir doch eine Unterfrage unter den 80-jährigen hierzulande, ob sie bereit sind, ein paar Jahre früher zu sterben, damit, sagen wir mal, ein paar hundertausend Menschen woanders nicht am Hunger zugundegehen.

Ernsthaft: Ich habe es ja schon an anderer Stelle gesagt, für mich stellt sich die Frage nach "entweder oder" nicht. Die Versorgung in Notlagen in Kaastrophengebieten und anderswo ist genau so essentiell wie die Versorgung der Supermärkte oder der Wasserversorgung hierzulande... das heisst, das Thema gehört genau so auf die Prioritätenliste wie etliche andere Dinge auch.

Dass es dann notgedrungen irgendwo zu Einschränkungen kommen kann bleibt da nicht aus... aber man kann hier nicht "unsere" gegen "deren" Leben aufrechnen.

Veröffentlicht von: @mrorleander

Wie seht Ihr das? Ist seine Analyse zutreffend?

Haben wir realistische Kriterien das zu beurteilen?

Nachtrag vom 28.04.2020 2230
* soll natürlich "Umfrage" heissen, nicht "Unterfrage"...

lucan-7 antworten
2 Antworten
MrOrleander
(@mrorleander)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 2319
Veröffentlicht von: @lucan-7

Ernsthaft: Ich habe es ja schon an anderer Stelle gesagt, für mich stellt sich die Frage nach "entweder oder" nicht.

Hälst Du es für wahrscheinlich, daß es nicht so kommt? Daß die erwartete Hungerkatastrophe, die sich den bereits Bestehenden etwa in weiten Teilen Afrikas hinzu gesellt, auf der Prioritätenliste den selben Platz einnehmen wird, wie der Schutz der hiesigen Bevölkerung?

mrorleander antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24058
Veröffentlicht von: @mrorleander

Hälst Du es für wahrscheinlich, daß es nicht so kommt? Daß die erwartete Hungerkatastrophe, die sich den bereits Bestehenden etwa in weiten Teilen Afrikas hinzu gesellt, auf der Prioritätenliste den selben Platz einnehmen wird, wie der Schutz der hiesigen Bevölkerung?

Nicht, wenn es konkret um die Rettung von Menschenleben geht. wobei die Betonung auf "konkret" liegt. Wenn sich also die Frage stellt, ob ein bestimmter Betrag dafür aufgewendet werden soll, Hilfsflüge zu bezahlen - oder dringend benötigte Beatmungsgeräte für hiesige Krankanhäuser, wo die Leute reihenweise sterben, weil sie nicht versorgt werden können. Dann ist die Priorität klar, und das wäre überall auf der Welt nicht anders.

Wenn man aber ein abstraktes "Hilfpaket" schnürt, mit diversen finanziellen Hilfen, und man setzt Hilfsmaßnahmen für Katastrophengebiete einfach mit auf diese Liste, dann sollte es da kein unmittelbares Problem geben. Je schlimmer die Situation hierzulande dann wird, desto eher wird dergleichen dann natürlich in Frage gestellt.

Bisher ist mir aber, trotz wirtschaftlicher Notlage eines Großteils der Bevölkerung, nicht bekannt dass irgendwo die Einstellung von Entwicklungshilfe und ähnlichen Geldern gefordert worden wäre.

lucan-7 antworten


DerNeinsager
Beiträge : 1449

Hm, wie genau ist das gemeint das unser Shutdown dort zu a Problemen führt oder deren Shutdown? Wenn sich die Entwicklungshilfen nicht reduzieren, wie kann es sich Auswirken in der Form. Das weniger Rohstoffe gekauft werden?

derneinsager antworten
2 Antworten
MrOrleander
(@mrorleander)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 2319
Veröffentlicht von: @derneinsager

Hm, wie genau ist das gemeint das unser Shutdown dort zu a Problemen führt oder deren Shutdown? Wenn sich die Entwicklungshilfen nicht reduzieren, wie kann es sich Auswirken in der Form. Das weniger Rohstoffe gekauft werden?

Wenn die Weltwirtschaft heruntergefahren wird, wirkt sich das mittelbar auch auf Länder aus, die daran nur wenig partizipieren. Gravierender aber ist noch, daß diese Länder nun selbst ihre Wirtschaft herunterfahren, ihre Bewohner aber häufig keine Reserven oder einen Sozialstaat im Rücken haben, der sie auffängt. Sprich: Hier kann Mann oder Frau überhaupt nicht zu Hause bleiben, weil sonst der Hunger droht, findet aber trotzdem keine Arbeit mehr. In so einer Situation sind die Kinder am stärksten Betroffen und es droht ihnen der Tod.

mrorleander antworten
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7698
Veröffentlicht von: @mrorleander

Gravierender aber ist noch, daß diese Länder nun selbst ihre Wirtschaft herunterfahren, ihre Bewohner aber häufig keine Reserven oder einen Sozialstaat im Rücken haben, der sie auffängt.

Aber die Entscheidung, ob und in welchem Maß in anderen Ländern die Wirtschaft heruntergefahren wird, wird doch nicht in Deutschland getroffen, sondern von deren eigenen Regierungen.
Und ich sehe da auch nicht, dass es Kinder dort vor dem Hungertod bewahrt, wenn wir hier unsern Alten kaltschnäuzig lebensrettende Behandlungen verweigern.

suzanne62 antworten
Irrwisch
Beiträge : 3616

Guten Morgen, lieber Orleander

Finde gut, dass du dieses Thema ansprichst.
Vielleicht haben wir durch Corona die Chance, endlich die Kinder weltweit noch mehr in den Blick zu bekommen.

Aber zunächst die Anmerkung, dass unsere Regierung sich per Eid dazu verpflichtet hat, Schaden von uns als Volk abzuwenden.
Dieser Eid gilt ohne Alterbeschränkung.
Endet also nicht, wenn "Volk"oder Anteile davon ihr 80. Lebensjahr erreicht haben.

Darüber hinaus möchte ich den Blick erweitern.
Ich finde es zu kurz geblickt, nur auf die Corona Toten zu schauen.

Es ist immer wieder angeklungen, dass es bei Überlebenden teilweise Folgeschäden gibt.
An Lunge, Herz, Atemwege generell, sogar auch am Darm.
Das darf bei den ganzen Überlegungen bitte nicht vernachlässigt werden.

Jetzt zu den Aussichten auf Hungerkatastrophen:

Schon jetzt sterben täglich 15 000 Kinder täglich unter 5 Jahren.
Vor Corona schon, während Corona ebenso und, wenn wir daran nicht arbeiten, nach Corona ebenso mit Aussicht auf noch eröhte Zahlen, bzw kleine Menschlein.

Daran ist nicht zwingend Corona schuld.

Misswirtschaft, Korruption, Ausbeutung, fehlender Empfängnisschutz, aber auch ungute oder nicht gut überlegte Hilfe zur Selbsthilfe sind dazu Stichworte.

Dazu gehört auch ein Blick auf uns als reiche Nationen in unserem Konsumverhalten.
" Geiz ist geil" war noch nie eine Botschaft, die mich erreicht hat.
Sie ist eher abstossend für mich.

Gut teilen lernen oder können ist das, was ich leben möchte.

Mit Menschen, denen es nicht so gut geht.

Mit hungernden indern genau so, wie mit alt gewordenen Menschen unserer Gesellschaft.

Ich möchte nicht das Eine gegen das Andere ausspielen (müssen).

Es ist genug da für uns alle.

Es muss nur gut und richtig eingesetzt werden.

irrwisch antworten
1 Antwort
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 3616

Zusätzlicher Hinweis, gilt für jeden von uns
Muribunde Menschen sind sterbende Menschen.

Im Grunde ist das jeder Mensch mit dem Tag seiner Geburt.
Es gibt sicher Menschen, wo Fachkundige eher sagen können, dass deren Lebenszeit bald abgelaufen sein wird.
Auf Grund von Vorerkrankungen, aber auch bei einem plötzlichen Krankheitseinbruch.
Wie zum Beispiel ein lieber Mensch, der mir sehr nahe stand.

Eine Patientenverfügung dieses Menschen erleichterte den behandelnden Ärzten sehr, zu entscheiden, was weiter zu tun sei.

Diese Patientenverfügung und Gespräche mit nächsten Angehörigen machten klar, dass eine intensiv medizinische Behandlung nicht erwünscht war.

Solch eine Patientenverfügung steht uns allen als gute Option zur Verfügung.

Weswegen sich jeder hier bei den ganz unterschiedlichen Argumenten des Für und des Wider damit auseinandersetzen sollte, ob er bei einer massiven Beatmungsnötigkeit solche haben möchte oder nicht.

Und sich erst danach die Frage stellen bezüglich anderer Menschen, egal wie alt diese sind.

irrwisch antworten


Deborah71
Beiträge : 24801

Sein Gedankenansatz...
..ist für mich zutiefst unlogisch und verletzt meinem Empfinden nach das Gebot des Eltern achtens und ehrens.

Dieses Gebot hat eine Verheißung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sinnvoll wäre, diese Verheißung aufs Spiel zu setzen.
Mir kann keiner erzählen, wenn er die Eltern und Großeltern nicht achtet, dass er dann andere achten würde.

Dazu stimme ich dem Beitrag (heute, 8:38 Uhr) von Irrwisch voll zu.

Wir haben jetzt die Chance, das Sozialverhalten aus dem Keller des Geizes und Egoismus zu holen und neu zu gestalten in der Wahrnehmung des Nächsten und der Verteilung der Güter.

deborah71 antworten
1 Antwort
Suzanne62
(@suzanne62)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 7698
Veröffentlicht von: @deborah71

.ist für mich zutiefst unlogisch

Das sehe ich auch so - unabhängig von allen religiösen Geboten und der religiösen/weltanschaulichen Ausrichtung.
Wenn man seinen Denkansatz weiterverfolgt, muss man sich ja fragen, ob es überhaupt sinnvoll ist, schwere lebensbedrohliche Krankheiten (deren Behandlung ja meistens sehr teuer ist) zu behanden - schließlich sterben die Patienten ja sowieso irgendwann.

suzanne62 antworten
Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Ich mach jetzt mal den "Advocatus Diaboli"

Veröffentlicht von: @mrorleander

die armen Länder hinten runter fallen?

Es sind die Regierenden dieser (armen) Länder, die verantwortlichen Eliten, die die ärmsten Teile ihrer Bevölker hinten runter fallen lassen, nicht "wir".

Wobei ja, von Ausnahmen wie Burkina Faso, die meisten afrikanischen oder mittel-östlichen ja Staaten stinke Reich sind.

Da wird auf Öl, Gold, Diamanten, seltene Erden, Kupfer usw gesessen und das einzige was passiert ist, das sich korrupte Gangster die sich Regierung nennen und Warlords das Täschchen füllen.
Das abmildern der sozialen Probleme überlässt man den entwickelteren Ländern, die sich nur allzugerne ein schlechtes Gewissen und Verantwortlichkeit einreden lassen.

Veröffentlicht von: @mrorleander

Wäre es für eine Gesellschaft erträglich, ihre alten Mitglieder sterben zu lassen, damit in einer fremden Gesellschaft deren jüngere Mitglieder überleben können?

Nein, definitv auf keinen Fall

Jeder Staat (oder Staatenbund wie die EU) ist erst einmal primär für seine eigenen Bürger zuständig.

Mit dem gleichen Argument könnte man genau so sagen

Wenn 15 oder 200 Millionen der schwächsten in dritte Welt Ländern sterben, ist dies eine (wenn auch wahrscheinlich nur kurzfristige, wenn man sich die exorbitanten Geburtenraten ansieht) Entlastung der sozialen Probleme vor Ort.

Anonymous antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24058
Veröffentlicht von: @scylla

Wobei ja, von Ausnahmen wie Burkina Faso, die meisten afrikanischen oder mittel-östlichen ja Staaten stinke Reich sind.

Da wird auf Öl, Gold, Diamanten, seltene Erden, Kupfer usw gesessen und das einzige was passiert ist, das sich korrupte Gangster die sich Regierung nennen und Warlords das Täschchen füllen.
Das abmildern der sozialen Probleme überlässt man den entwickelteren Ländern, die sich nur allzugerne ein schlechtes Gewissen und Verantwortlichkeit einreden lassen.

Das ist vollkommen richtig. Ein Staat wie Nigeria könnte seinen Voraussetzungen nach eine reiche Industrienation ein.

Und wer meint, das ginge gar nicht in so kurzer Zeit, der sollte sich einfach mal die Vereinigten Arabischen Emirate anschauen... nicht, dass die jetzt politisch ein großes Vorbild sind, aber bezüglich Infrastruktur und Wirtschaft haben sie da in wenigen Jahrzehnten einiges aufgebaut.

Die Frage ist halt, inwiefern die Bewohner Nigerias eine "Schuld" für ihre missliche Lage trifft... und das ist, vom Individuum her gedacht, praktisch nicht zu beantworten.

Trotzdem ist es ein Zustand, der auf Dauer nicht zu akzeptieren ist. Denn faktisch finanziert die Entwicklungshilfe indirekt eben jene korrupten Regierungen und Warlords und hält damit das System am laufen...

lucan-7 antworten


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