Paragraph 217 - Sterbehilfegesetz gekippt
Hallo Userschaft,
das Bundesverfassungsgericht hat jetzt das Verbot der (sagen wir es mal platt) "gewerblichen" Sterbehilfe gestern gekippt.
Ich weiß dass diese Definition nicht 100%ig trifft 😊
Somit können Menschen und Vereine, die beim selbstgewählten Suizid behilflich sind und nicht zur Familie und Umfeld des Sterbenden gehören nicht mehr rechtlich belangt werden.
Laut Verfassungsgericht hat der Staat nicht die Befugnis, in den selbstbestimmmten Suizid eines Menschen einzugreifen.
Wie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Ich wünsche uns eine sachliche und freundliche Diskussion.
Trissi
Quelle zum Thema:
https://www.tagesschau.de/inland/sterbehilfe-urteil-103.html
eine mutige und richtige entscheidung. der gesetzesartikel war handwerklich schlecht gemacht. allerdings bezweifle ich, dass das letzte wort in dieser sache gesprochen ist.
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
gut. ich finde es absolut nachvollziehbar, dass es menschen gibt, die lieber selbst den stecker ziehn, anstatt zu warten bis sie endlich gehn dürfen. sache darüber zu urteilen, noch ist es ist als christ notwendig, für und über andere menschen zu entscheiden.
das urteil schliesst jede form von zwang für alle beteiligten aus und ist auch keine legalisierung von aktiver sterbehilfe.
für diejenigen, die es interessiert -> https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2020/02/rs20200226_2bvr234715.html
Gutes Urteil. § 217 StGB ist zu scharf.
Ich finde dieses Urteil gut und richtig, auch wenn ich die Bedenken, die zu § 217 geführt haben, durchaus nachvollziehen kann. Aber das Gesetz in dieser Form hatte die Lage zu sehr verschärft.
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Ja, Leben und Tod liegen in Gottes Hand und das Leben ist ein Geschenk. Auf der anderen Seite hat der Mensch mit der modernen Medizin auf der Seite der Lebensverlängerung massiv eingegriffen und muss jetzt wohl auch bei der Lösung der u.a. dadurch entstandenen Probleme eingreifen.
Hier auf Gott zu verweisen, so lange es einem einigermaßen gut geht, ist leicht. Aber ich habe gerade den Mann vor Augen (Feldmann heißt er, glaube ich), der mit anderen gegen das Gesetz geklagt hatte, und dem irgendwann ein langsamer qualvoller Tod durch Ersticken bevorstünde, wenn er keine Chance hat, vorher selbstbestimmt zu sterben. Will ich dem erzählen, dass das Gottes Wille ist, der Wille eines liebenden und gnädigen Gottes? Außerdem glauben nicht alle an Gott und die Gesetze sind auch für Atheisten.
Tojak
Veröffentlicht von: @tojakJa, Leben und Tod liegen in Gottes Hand und das Leben ist ein Geschenk.
Für Menschen, die an Gott glauben, ist das so.
Aber erstens - das schreibst du ja auch - glauben nicht alle an Goot. Folglich kann man von ihnen nicht verlangen, dass sie sich danach richten.
Zweitens glaube ich nicht, dass Gott beleidigt ist, wenn jemand für sich entscheidet, dass er einem qualvollen Verrecken zuvor kommen will und sich selbstbestimmt aus dem Leben verabschiedet bevor z.B. jämmerlich erstickt.
Veröffentlicht von: @suzanne62Zweitens glaube ich nicht, dass Gott beleidigt ist, wenn
…
Das konkret kann ich mir sowieso nicht vorstellen.
Aber wenn ich einfach mal nicht im Geschriebenen oder Tradierten herumsuche, sondern mir vorstelle, ich würde in dieser Angelegenheit einen gnädigen Gott befragen, der die Menschen liebt, kann ich mir als Antwort so etwas wie "Reiß dich zusammen und leide weiter!" nicht vorstellen.
Gleiches Ergebnis mit der in vielen Fällen hilfreichen Frage: Was würde Jesus dazu sagen?
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Ich weiß noch gar nicht so recht, wie es mir damit geht.
Einerseits hat mich an der bisherigen Gesetzgebung gestört, daß sie die 'geschäftsmäßige Förderung des Suizids' unter Strafe stellt, denn unter geschäftsmäßig versteht man dabei nicht, daß sich der beim Suizid Helfende eine goldene Nase verdienen könnte, sondern eine auf Wiederholung angelegte Tätigkeit. Ein Arzt, der seinen schwer leidenden Patienten am Ende ihres Lebens ihren Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod erfüllte, stünde damit zwangsläufig im Konflikt mit dem Gesetz, auch wenn er dafür keinen Cent verlangen würde. Damit ist ein für den Patienten am Lebensende enorm wichtiges Verhältnis zu seinem Arzt von vorneherein belastet: Der Patient wird, je nach Schwere seines Leidens, die Frage nach einem vorzeitigen Lebensende in vielen Fällen stellen, der Arzt darf darauf streng genommen aber noch nicht einmal eingehen, weil ihm schon die bloße Diskussion als Sterbehilfe ausgelegt werden könnte.
Andererseits verstehe ich auch die Bedenken der Kirchen, die nicht aktuell, aber auf längere Sicht hin ein gesellschaftliches Klima befürchten, in dem das sozialverträgliche Frühableben gefördert werden könnte, um die Krankenkassen/das Erbe/die berufliche Entwicklung der Kinder ... nicht zu beeinträchtigen. Da spielt sicherlich auch das Wissen um die Euthanasie im 3. Reich eine Rolle, mithin die Sorge, daß aus Sterbehilfe eine Sterbeförderung werden könnte.
So gesehen bin ich einerseits froh über das Urteil, weil es das Verhältnis zwischen Arzt und Patient in seiner letzten Lebensphase auf eine sehr gute Weise klärt. Andererseits kann ich die Bedenken der Kirchen auch ein Stück weit nachvollziehen.
Veröffentlicht von: @mrorleanderAndererseits verstehe ich auch die Bedenken der Kirchen, die nicht aktuell, aber auf längere Sicht hin ein gesellschaftliches Klima befürchten, in dem das sozialverträgliche Frühableben gefördert werden könnte, um die Krankenkassen/das Erbe/die berufliche Entwicklung der Kinder ... nicht zu beeinträchtigen.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Suizid war auch vor dem Urteil straffrei. Dieses 'gesellschaftliche Klima' könnte und müsste es also schon lange geben.
Veröffentlicht von: @johnnydDas kann ich nicht nachvollziehen. Suizid war auch vor dem Urteil straffrei. Dieses 'gesellschaftliche Klima' könnte und müsste es also schon lange geben.
Wenn Selbstmord kein Tabu mehr ist, sondern eine "Behandlungsmöglichkeit", dann sehe ich auch die Gefahr dass sich hier gesellschaftlich etwas ändert.
Das kann dann am Ende so weit gehen, dass sich schwer kranke Menschen dafür rechtfertigen müssen, warum sie unbedingt noch am Leben bleiben wollen.
So abwegig ist das nicht... und das ist auch das, was ich daran bedenklich finde, auch wenn es grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Veröffentlicht von: @lucan-7Wenn Selbstmord kein Tabu mehr ist, sondern eine "Behandlungsmöglichkeit",
davon ist überhaupt nicht die rede.
Veröffentlicht von: @lucan-7dann sehe ich auch die Gefahr dass sich hier gesellschaftlich etwas ändert.
in der schweiz gibt es die möglichkeit schon lange. die gesellschaft ist immer noch konservativer als in deutschland.
Veröffentlicht von: @lucan-7Das kann dann am Ende so weit gehen, dass sich schwer kranke Menschen dafür rechtfertigen müssen, warum sie unbedingt noch am Leben bleiben wollen.
es gibt dafür keinerlei anhaltspunkte.
Veröffentlicht von: @mrb-iies gibt dafür keinerlei anhaltspunkte.
Ich finde schon.
Es gibt Eltern, die sich dafür rechtfertigen müssen, daß sie ein behindertes Kind haben ("Sowas muß doch heutzutage nicht mehr sein").
Ich halte es nicht für komplett an den Haaren herbeigezogen, hier Parallelen zur Pränataldiagnostik zu sehen. Hier wird ja auch ein wachsender Druck auf Eltern gesehen, ihr Kind auf Trisomie 21 untersuchen zu lassen, und in den meisten Fällen einer positiven Diagnose wird dann abgetrieben.
Wer sagt uns, daß nicht auch auf Schwerkranke mal der Druck wächst, seiner Umgebung nicht zur Last zu fallen, wenn Sterbehilfe zu einer Dienstleistung wird, die man problemlos in Anspruch nehmen kann?
Veröffentlicht von: @aleschaEs gibt Eltern, die sich dafür rechtfertigen müssen, daß sie ein behindertes Kind haben ("Sowas muß doch heutzutage nicht mehr sein").
Da ist kein Grund erkennbar, sich gegenüber derartigen Dummschwätzern zu rechtfertigen.
Veröffentlicht von: @aleschaWer sagt uns, daß nicht auch auf Schwerkranke mal der Druck wächst, seiner Umgebung nicht zur Last zu fallen, wenn Sterbehilfe zu einer Dienstleistung wird, die man problemlos in Anspruch nehmen kann?
...oder es wirkt lebensverlängernd. Man kann tatsächlich mit seinem Suizid abwarten, bis man wirklich nicht mehr will und kann ohne Sorge zu haben, dass man dann allein gelassen wird.
Veröffentlicht von: @aleschaEs gibt Eltern, die sich dafür rechtfertigen müssen, daß sie ein behindertes Kind haben ("Sowas muß doch heutzutage nicht mehr sein").
die müssen sich u.u. dumme sprüche anhören. das muss man auch wenn man zuwenig oder zuviel kinder hat oder zu dick oder zu dünn ist.
Veröffentlicht von: @aleschaHier wird ja auch ein wachsender Druck auf Eltern gesehen, ihr Kind auf Trisomie 21 untersuchen zu lassen, und in den meisten Fällen einer positiven Diagnose wird dann abgetrieben.
und die diskussion wird genauso wenig auf faktenbasis geführt.
Veröffentlicht von: @aleschaWer sagt uns, daß nicht auch auf Schwerkranke mal der Druck wächst, seiner Umgebung nicht zur Last zu fallen, wenn Sterbehilfe zu einer Dienstleistung wird, die man problemlos in Anspruch nehmen kann?
die erfahrungen aus der realität. die sind ja vorhanden und von problemlos kann überhaupt nicht die rede sein. man muss den letzten schritt immer noch selbst machen, vielleicht etwas schmerzfreier und für hinterbliebene weniger traumatisierend als zug, brücke oder strick.
Veröffentlicht von: @mrb-iidie müssen sich u.u. dumme sprüche anhören. das muss man auch wenn man zuwenig oder zuviel kinder hat oder zu dick oder zu dünn ist.
Das ist richtig. Aber zwischen sowas wie "sowas muß doch heute nicht mehr sein" oder gar "sowas hätte man früher vergast" und Kommentaren bezüglich der Kinderzahl oder des Gewichts besteht in meinen Augen doch noch ein Unterschied.
Veröffentlicht von: @mrb-iiund die diskussion wird genauso wenig auf faktenbasis geführt.
Man kann ja schon Rückschlüsse ziehen, wenn man z.B. in der Frage der Pränataldiagnostik darauf verweist, wie viele Kinder mit Trisomie abgetrieben werden. Ob das dann auch so eintrifft ist wieder die andere Frage, aber ich denke nicht, daß man behaupten kann, daß da bar jeder Faktenlage argumentiert wird.
Und beim Thema Sterbehilfe könnte man in andere Länder schauen, wie die Entwicklungen dort sind.
Veröffentlicht von: @mrb-iidie erfahrungen aus der realität. die sind ja vorhanden
Dann erzähle mal oder verweise auf entsprechende Quellen.
Warum schmeißt du das in einen Topf?
Im einen Fall willst du vermeiden, dass jemand selbst über sein Leben bestimmt, während du im anderen Fall forderst, dass jemand selbst über etwas bestimmen soll, was er noch gar nicht völlig hat, vielleicht niemals haben wird.
Warum müssen sich Menschen eigentlich in anderer Leute Entscheidungen über ihr eigenes Leben oder sterben einmischen? Was weißt du schon, was einen Menschen umtreibt, der weiß, dass er sterben wird, und der weiß, dass sein Tod nichts, aber auch gar nichts mit einem "Einschlafen" zu tun haben wird. Egal ob er Schmerzmittel bekommt oder nicht?
Wer bin ich, dass ich jemandem die letzte Entscheidung über sein Leben verwehre - und dann auch noch dafür Sorge trage, dass er nicht andere mit reinzieht (Suizid am Zug z.B.).
Es wird Regeln dafür geben. Aber der Grundsatz der Freiheit ist richtig.
Als interessante Lektüre über und von jemandem, der die Freiheit gewählt hat, bevor ihm die Möglichkeiten abhanden kamen: https://www.wolfgang-herrndorf.de/ und https://www.tagesspiegel.de/kultur/nach-schwerem-krebsleiden-bestsellerautor-wolfgang-herrndorf-mit-48-jahren-gestorben/8699244.html
Veröffentlicht von: @littlebatWarum schmeißt du das in einen Topf?
Im einen Fall willst du vermeiden, dass jemand selbst über sein Leben bestimmt, während du im anderen Fall forderst, dass jemand selbst über etwas bestimmen soll, was er noch gar nicht völlig hat, vielleicht niemals haben wird.
Daß das nicht eins zu eins gleichsetzbar ist weiß ich auch, aber trotzdem kann man doch befürchten, daß die Erwartungshaltung eines sozialverträglichen Frühablebens irgendwann ähnlich der schon vorhandenen Erwartungshaltung eines sozialverträglichen Nicht-Geborenwerdens wird. Vielleicht sehe ich das aber zu pessimistisch.
Veröffentlicht von: @littlebatWas weißt du schon, was einen Menschen umtreibt, der weiß, dass er sterben wird, und der weiß, dass sein Tod nichts, aber auch gar nichts mit einem "Einschlafen" zu tun haben wird. Egal ob er Schmerzmittel bekommt oder nicht?
Davon rede ich ja gar nicht.
Ich bin da zwiegespalten, auf er einen Seite das Leiden von Sterbenden, das man seinen Haustieren nicht zumuten würde (die werden eingeschläfert, um ihnen unnötige Schmerzen zu ersparen, aber ein Mensch soll nicht selbst bestimmen dürfen?), auf der anderen Seite aber eben die Bedenken, daß Sterbehilfe irgendwann auch mißbraucht werden kann und nicht mehr nicht mehr die selbstbestimmte Wahl ist, einem qualvollen Sterben ein Ende zu setzen, sondern das sozialverträgliche Frühableben, weil man meint, den Angehörigen oder der Gesellschaft zur Last zu fallen.
Veröffentlicht von: @aleschaauf der anderen Seite aber eben die Bedenken, daß Sterbehilfe irgendwann auch mißbraucht werden kann
Und weil ich Bdenken habe, dass man ein Messer vielleicht irgendwann mal als Waffe benutzen könnte, vermeide ich es eines zu schmieden.
Mit der Argumentation kann man auch gleich dafür plädieren, dass die Menschheit nun stirbt, weil sämtlicher Fortschritt schon bevor er gemacht wird, nicht erwünscht ist. Das ist doch keine sinnvolle Argumentation.
Schon gar nicht, wenn du sie dafür benutzt, Menschen den wichtigen Wunsch nach ihrer persönlichen Würde zu verwehren.
Und da rede ich nicht einmal nur von quälenden Schmerzen oder anderem. Sondern auch von legitimen Wünschen selbst bestimmen zu dürfen, bevor eine Eventualität eintritt.
Dafür zu sorgen, dass eben der Wille des Individuums zählt, das hat nun der Gesetzgeber zu tun. Aber Sterbehilfe abzulehnen, und Menschen zu zwingen zu leben, das kann es einfach nicht sein.
Veröffentlicht von: @aleschaAber zwischen sowas wie "sowas muß doch heute nicht mehr sein" oder gar "sowas hätte man früher vergast"
ich hab wenig zweifel, dass sowas vorkommt. allerdings hab ich zweifel, dass diese aussage den gesellschaftlichen querschnitt wieder gibt. darüber hinaus haltze ich sie abhängig vom rahmen, dem sie fällt für strafrechtlich relevant.
weiterhin glaube ich nicht, dass solche sprüche hauptmassgeblich für die abtreibung von mutmasslich behinderten kindern sind. die persönlichen belange der werdenden eltern sind dabei höher einzuschätzen. daran ändern auch neue diagnosemethoden nichts.
Veröffentlicht von: @aleschaMan kann ja schon Rückschlüsse ziehen, wenn man z.B. in der Frage der Pränataldiagnostik darauf verweist, wie viele Kinder mit Trisomie abgetrieben werden. Ob das dann auch so eintrifft ist wieder die andere Frage, aber ich denke nicht, daß man behaupten kann, daß da bar jeder Faktenlage argumentiert wird.
du persönlich musst dich dabei ausdrücklich nicht angesprochen fühlen. ich hab gestern noch mal in die fast 1 jahr alte diskussion über den aufnahme der trisomie-bluttest in die kassenleistungen reingeschaut. das ist alles andere als eine faktenbasierte sachdiskussion gewesen. allerdings möchte ich das hier nicht wieder aufrollen.
Veröffentlicht von: @mrb-iiweiterhin glaube ich nicht, dass solche sprüche hauptmassgeblich für die abtreibung von mutmasslich behinderten kindern sind.
Ich auch nicht.
Veröffentlicht von: @mrb-iidas ist alles andere als eine faktenbasierte sachdiskussion gewesen
Natürlich spielen bei solchen Diskussionen auch Emotionen rein.
Aber wenn auf Zahlen verwiesen kommt halt dann doch auch eine sachliche Komponente rein.
Veröffentlicht von: @mrb-iidavon ist überhaupt nicht die rede.
Doch, genau darum geht es. Sterbehilfe als Alternative dazu, Menschen so lange wie möglich am Leben zu halten.
Veröffentlicht von: @mrb-iiin der schweiz gibt es die möglichkeit schon lange. die gesellschaft ist immer noch konservativer als in deutschland.
Es fragt sich, ob die Schweizer Mentalität beliebig auf andere Länder übertragbar ist. Zumal ich nicht sagen kann, ob es dort nicht tatsächlich Situationen gibt, wo Druck auf Erkrankte ausgeübt wird.
Veröffentlicht von: @mrb-iies gibt dafür keinerlei anhaltspunkte.
Doch, Anhaltspunkte dafür sehe ich durchaus. Schon jetzt wird das Sterben verlagert und findet nicht mehr im familiären Umkreis statt. Und ich kenne den Wunsch von alten Leuten, dass sie ihren Angehörigen nicht zur Last fallen wollen. Da ist es nicht mehr sehr weit zu einer routinemäßigen Sterbekultur.
Und ich sehe das keineswegs nur negativ. Aber ich sehe eben auch, was dergleichen in einer Gesellschaft bedeuten kann, die immer noch intensiv bis ins hohe Alter dem Jugendwahn fröhnt.
Veröffentlicht von: @lucan-7Sterbehilfe als Alternative dazu, Menschen so lange wie möglich am Leben zu halten.
Eine Alternative dazu, Menschen so lange wie möglich am Leben zu halten, gibt es schon immer, und mir ist bisher nicht aufgefallen, dass Alte erheblich unter Druck gesetzt würden, sie sollten bitte verfügen, dass an ihnen keine lebensverlängernden Maßnahmen vorgenommen werden sollen.
Veröffentlicht von: @lucan-7Doch, Anhaltspunkte dafür sehe ich durchaus. Schon jetzt wird das Sterben verlagert und findet nicht mehr im familiären Umkreis statt.
Das ist nun gerade kein Anhaltspunkt. Das Sterben verlagert sich ja unter anderem deshalb ins Krankenhaus, weil man Sterbende eben nicht unter Druck setzt, jetzt doch bitte zu sterben, sondern sie ganz im Gegenteil unter Druck setzt, noch jede Prozedur mitzumachen, die das Leben womöglich noch ein paar Tage verlängert, und das im familiären Umkreis eben nicht geht.
Für mich marschiert auch hier die Gesellschaft in die falsche Richtung.
Viele kennen Fälle, wo sie denken, mit passiver Sterbehilfe hätte man jemandem das Sterben erleichtern können. Was wir aber in anderen Ländern sehen zeigt, dass die Verfahren die Tendenz haben sich zu liberalisieren. So gibt es schon Sterbehilfe für Kinder und in Belgien reicht es auch schon sich alt und einsam zu fühlen, man muss nicht mehr krank sein.
Auch die Begründung des BVG lässt aufhorchen. Kann man da ein allgemeines Recht auf Suizid ableiten? Und was ist mit psychisch Kranken. Mal sehen was genau die Begründung sein wird und was die Experten nach reichlicher Prüfung dazu sagen werden, das Wissen aus Presseberichten ist zumindest bei mir eher dünn.
Veröffentlicht von: @jadwinUnd was ist mit psychisch Kranken.
Betrifft diese Entscheidung überhaupt psychisch Kranke? Freilich hat man auch weiterhin ein Problem, wenn der Eindruck entstehen könnte, dass der Suizid fremdbestimmt war.
Veröffentlicht von: @jadwinMal sehen was genau die Begründung sein wird und was die Experten nach reichlicher Prüfung dazu sagen werden, das Wissen aus Presseberichten ist zumindest bei mir eher dünn.
Die entscheidenden Unterlagen sind online abrufbar:
BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 26. Februar 2020
- 2 BvR 2347/15 -, Rn. (1-343) (pdf-Datei, 96 Seiten)
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Downloads/DE/2020/02/rs20200226_2bvr234715.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Bundesverfassungsgericht, Pressemitteilung Nr. 12/2020 vom 26. Februar 2020: Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung verfassungswidrig
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/bvg20-012.html
danke für den Link, ich dachte beim BVG sei es üblich die Begründung nachzuliefern.
Veröffentlicht von: @jadwinKann man da ein allgemeines Recht auf Suizid ableiten?
Nein. Auch nach dem Urteil bleibt das Recht auf autonome Selbstbestimmung denjenigen vorbehalten, die zu autonomer Selbstbestimmung überhaupt in der Lage sind.
Beispielsweise akut suizidale psychisch Kranke wird man auch in Zukunft am Suizid hindern dürfen oder ggf. müssen.
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Dazu kann ich als Nicht-Christ ja nicht viel sagen, ausser, dass man mit Geschenken tun darf, was man will.
Ansonsten bin ich einer von denen, die selbst jetzt noch die gesetzlichen Einschränkungen für zu gravierend halten. Das ist aber meine egoistische Perspektive: Ich hätte gern die Möglichkeit, jederzeit, ohne irgendwelche "Voraussetzungen" zu erfüllen, mir im Laden ein Mittel kaufen zu können, mit dem ich mich selbst umbringen kann.
Die Einwände gegen eine solche Regelung kenne ich und verstehe ich und kann ich zumindest teilweise nachvollziehen: Wenn es so einfach sein sollte, an tödliche "Medikamente" zu kommen, würde man damit Mördern (also Leuten, die andere umbringen wollen) gewissermaßen Verbechenshilfe leisten.
Und ja, es könnten Ärzte oder Verwandte leichtfertig entsprechende Entscheidungen für (bzw. gegen...) Kranke fällen oder es könnten sich Kranke und Alte moralisch verpflichtet fühlen, "sozialverträglich abzuleben".
Andererseits finde ich, dass jeder Mensch selbst entscheiden können sollte, ob er leben will oder nicht. Ich würde z.B. auch "sozialverträglich ableben" wollen, wenn ich in die Lage käme, selbst nicht mehr produktiv sein zu können und nur anderen Leuten zur Last zu fallen. Auch wenn noch keine schlimmen körperlichen Schmerzen mich foltern würden, hätte ich gern die Möglichkeit, mein Leben, wenn ich es als sinnlos empfinde, kurz und schmerzfrei zu beenden. Auch, weil ich nicht mein Dasein nur noch in den Dienst der Hilfsbereitschaft anderer stellen möchte.
Was ich damit meine, ist dies: Ich habe einen nahen Verwandten in seinen letzten Lebensjahren gepflegt. Einen "besseren" Pflegefall kann man sich kaum vorstellen. Er jammerte selten rum, war für alles doppelt und dreifach dankbar (bedankte sich für jede Kleinigkeit ausdrücklich), half im Rahmen seiner Möglichkeiten mit, sperrte sich oder rebellierte also nie, wenn man ihn aus dem Bett holte, auf's Klo setzte, ihm Essen vorsetzte, das nur gesund, aber nicht nach seinem Geschmack war (echtes Lübecker Marzipan ist nun mal nicht das rechte Grundnahrungsmittel für einen Diabetiker...). Aber in seinen schwachen Momenten brach es dann doch immer mal wieder aus ihm heraus: "Ach Kinners, last mich doch sterben!"
Wir ließen ihn nicht. Aber wenn ich ehrlich bin: seine letzten zwei, drei Jahre hätte ich an seiner Stelle nicht als Leben, sondern als Martyrium empfunden. Hätte ich den Mut gehabt, ihn zu töten, hätte ich heute ein besseres Gewissen.
Seit jener Zeit ist das meine persönlich größte Angst: In eine Situation zu geraten, wo ich selbst mich nicht mehr auf die ja jederzeit verfügbaren brutalen Methoden (Pulsader aufschlitzen, vom Dach springen, auf die Schienen legen...) umbringen kann und dann auf Menschen angewiesen zu sein, die mir den Wunsch, zu sterben, gewähren oder eben auch verweigern können. Darum kämpfen zu müssen, sterben zu dürfen. Womöglich gegen Menschen, die meinen, ihre Liebe zu mir würde sie dazu zwingen, mir das Sterben zu verweigern. Und die ich deswegen zu hassen beginnen würde.
Dazu muß ich vielleicht sagen, dass mein fehlender religiöser Glaube auf eine gewisse Weise schon dazu führt, dass ich meine eigene Existenz als nicht so wichtig betrachte und ich keine Angst vor dem Tod habe, bzw., den Tod nicht als "Feind" betrachte. Was nicht meint, dass ich in Gefahrenmomenten nicht genauso instinktiv mein Leben zu retten versuchen würde wie jedes Lebewesen, sondern dass ich ernsthaft nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn mich jemand - kurz und schmerzlos!!!! - töten würde. Denn wenn ich tot bin, bin ich halt tot und dann hab ich keine Interessen mehr.
Es gibt eine Hand voll Leute, die ich namentlich in meinem, vorsorglich schon mal abgefaßten, Testament erwähne, die mich töten dürfen, wann immer sie meinen, dass dies angezeigt sei. Denen vertraue ich so, wie ich mir vorstelle, dass religiös Gläubige ihrem Gott vertrauen: Wenn sie meinen, dass es richtig sei, dann dürfen sie über das Ende meines Lebens entscheiden. Und zwar unabhängig irgendwelcher gesetzlichen Regelungen: weil ich ihnen eher zutraue, eine für mich richtige Entscheidung zu treffen, als Paragrafen oder professionellen Fachleuten. Diese Personen wissen, dass ich nach einem Unfall lieber nicht mehr als querschnittsgelähmt oder blind oder auch nur mit einem Bein weniger aufwachen würde. Kein Arzt wird es auf seine Kappe nehmen, einen Patienten, dem man ja nur ein Bein abnehmen muß und der danach einbeinig noch mehrere Jahrzehnte weiterleben könnte, zu töten, nur weil der es in einer Patientenverfügung so erbeten hat. Das ist mir klar und gesamtgesellschaftlich betrachtet sehe ich, dass dies solange unmöglich sein wird, bis wir hier dystopische Zustände wie in "Soylent Green" haben.
Und dennoch... Ich denke, wir haben kein Recht dazu, von anderen zu verlangen, sie sollten für uns weiterleben. Eigentlich, wenn wir ganz ehrlich sind, geht es doch bei der Frage, ob assistierter Suizid legitim sei, vor allem um die Interessen der Angehörigen und Freunde jener, die sich selbst töten wollen. Um deren heiles Selbstbild. Und wie gesagt: da rede ich über mich selbst. Ich war ja gewissermaßen dankbar dafür, dass es illegal und also Mord gewesen wäre, wenn ich meinen "Pflegefall"-Verwandten auf seine Bitte hin getötet hätte. Füttern? Ja, mach ich. Arsch abwischen? Ja, mach ich. Alle zwei Tage das vollgepullerte Bett neu beziehen und gegebenenfalls die Matratze auswechseln? Ja, wenn's denn sein muß. Bin ja ein guter, liebevoller Verwandter. Und die Dankbarkeit, dich ich dafür erfahre - die tut mir ja sooooo gut! Die dringendste und existentiellste Bitte, die erfüllte ich nicht. Hätte dafür ja auch keine Dankbarkeit mehr erfahren können... Wenn ich Pech gehabt hätte, wäre es rausgekommen und ich als Mörder in's Gefängnis gewandert und von Familie und Bekannten zukünftig als Paria behandelt worden.
Aber im Nachhinein bereue ich, den Mut nicht aufgebracht zu haben. Und diese Reue wird auch aus der Angst gespeist, dass in meiner Zukunft sich womöglich auch niemand findet, der den Mut aufbringt. Mein bester Freund, ein Arzt, hat mir vor einiger Zeit, als wir das Thema mal lang und breit beim Rotwein diskutierten, erfrischend ehrlich klar gemacht: "Von mir darfst Du nicht erwarten, dass ich Dir bei der Selbsttötung helfen würde. Damit würde ich meine Zulassung riskieren - und das kann ich Frau und Kindern nicht zumuten."
Kann ich nur allzu gut verstehen.
Aber eben deswegen hätte ich gern die Möglichkeit, mir - nur als Vorbereitung für den Fall der Fälle - eine Pille, ein Fläschchen kaufen zu können, die ich dann bloß noch einnehmen bräuchte, zur Not auch einhändig.
Denn - soviel zum gesellschaftspolitischen Aspekt - ich sehe es nicht als meine Pflicht an, zu leben.
off topic
Veröffentlicht von: @blackjackDazu kann ich als Nicht-Christ ja nicht viel sagen
Dafür hast Du aber jede Menge gesagt 😉
Veröffentlicht von: @tristesseDafür hast Du aber jede Menge gesagt 😉
Nicht zu dem Teil der Frage, den Du insbesondere an Christen gerichtet hattest.
Aber Du hast den Thread halt in einem Forum eröffnet, indem auch ich mitschreiben darf. Kannst ja vielleicht den Mod bitten, das Thema nach "Jesus nachfolgen" oder so zu verschieben. Dann darf mein Beitrag gern auch wieder gelöscht werden.
Veröffentlicht von: @blackjackAber Du hast den Thread halt in einem Forum eröffnet, indem auch ich mitschreiben darf.
Ich hab es Dir nicht versucht zu verbieten und hab auch nicht gesagt, dass Du nicht erwünscht bist 😊 Es gibt überhaupt keinen Grund, den Mod um irgendwas zu bitten.