Paragraph 217 - Sterbehilfegesetz gekippt
Hallo Userschaft,
das Bundesverfassungsgericht hat jetzt das Verbot der (sagen wir es mal platt) "gewerblichen" Sterbehilfe gestern gekippt.
Ich weiß dass diese Definition nicht 100%ig trifft 😊
Somit können Menschen und Vereine, die beim selbstgewählten Suizid behilflich sind und nicht zur Familie und Umfeld des Sterbenden gehören nicht mehr rechtlich belangt werden.
Laut Verfassungsgericht hat der Staat nicht die Befugnis, in den selbstbestimmmten Suizid eines Menschen einzugreifen.
Wie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Ich wünsche uns eine sachliche und freundliche Diskussion.
Trissi
Quelle zum Thema:
https://www.tagesschau.de/inland/sterbehilfe-urteil-103.html
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Ich halte dieses Urteil für bedenklich und brandgefährlich
Meiner Erfahrung nach resultiert der Wunsch zu sterben zum grössten Teil aus der Angst vor oder dem erleiden von stärksten Schmerzen.
Ich denke, man sollte ehr hier liberalisieren, auch unter der Inkaufnahme das der Pat. in der letzen Phase seines Lebens "abhängig" wird.
D.h. grosszügige Gabe von geigenten BTM bishin zur Freigabe von Heroin zur Schmerzbekämpfung.
Heroin wirkt 2-3 mal so stark wie die Stammsubstanz Morphin
Ob auch jeder Eingriff, jede Untersuchung in der Endphase nötig ist .
(brauch ich wirklich den CT Beleg "Pneumonie" wenn es beim abhorchen schon beidseits rasselt? Muss bei einem Langzeitbeatmetem Patienten ohne Bewusstsein oder einem Pat. mit apallischem Syndrom die dreihundertrölfzichste Bonchitis wirklich antibiotisch behandelt werden?)
Nun ist aber eine komplexe Schmerztherapie, Hospiz-/Sterbebegleitung Aufwendiger wie "ein kleiens Spritzchen und dann ist es vorbei"
Meien Befürchtung ist, das wir uns mit diesem Urteil mindestens auf den Weg in holländische Verhältnisse begeben 😢
Das nicht mehr ein möglichst schmerz- und leidensarmes Leben, sich letzendlich die Nötigung um "sozialverträglichen Frühableben" unter dem Mantel der Barmherzigkeit ins Land schleicht.
Fakt bgleitend ist, das es keine bundeseinheitlichen Regelungen zur Leichenschau in Deutschland gibt. Sie ja noch nicht mal zwingend bei allen Toten vorgeschrieben ist
Dann gibt es eine massive Fehlerquote bei Todesbescheinigungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Leichenschau
Laut einer Studie von Rechtsmedizinern der Universität Rostock, die im Zeitraum August 2012 bis Mai 2015 lief, ist eine rundum korrekte Todesbescheinigung die große Ausnahme. Von 10.000 geprüften Todesbescheinigungen seien lediglich 223 absolut fehlerfrei gewesen. Darunter waren 3.116 schwerwiegende und 35.736 leichte Fehler. Insgesamt wiesen 27 Prozent aller Dokumente mindestens einen schwerwiegenden Fehler auf.[9]
also den Möglichkeiten zum Missbrauch wie oben /befürchtet genannt, Tür und Tor geöffnet sind
Veröffentlicht von: @scyllaMeien Befürchtung ist, das wir uns mit diesem Urteil mindestens auf den Weg in holländische Verhältnisse begeben 😢
Was sind denn "holländische Verhältnisse"? 🤨 Ich bin da grad echt nicht informiert.
in holland ist aktive sterbehilfe unter bestimmten randbedingungen legal. das ist in deutschland auch weiterhin nicht der fall.
Und wie wirkt sich das aus?
Das würde mich auch interessieren: Also, wie sich die dortige Gesetzgebung (negativ) auswirkt.
Veröffentlicht von: @tristessedas Bundesverfassungsgericht hat jetzt das Verbot der (sagen wir es mal platt) "gewerblichen" Sterbehilfe gestern gekippt.
Was wurde gekippt, die Ausformulierung des § 217, also der Gesetzgeber wird hiermit aufgefordert den Paragraphen zu überarbeiten. Dabei sollen alle Gesellschaftsgruppen berücksichtigt werden. Eine Gießkanne soll nicht verwendet werden. Bei der Neuformulierung sollte die Diskussion auch außerhalb des Bundentages geführt werden.
Die Diskussion dürfte schwer werden.
chubzi
Nachtrag vom 27.02.2020 1439
Veröffentlicht von: @tristesseWie geht es euch damit? Vor allem auch, wenn ihr Christen seid, die ihr Leben als von Gott geschenkt ansehen?
Das Leben wurde geschenkt, jedoch auch der Freie Entscheidungswille. Ja, ein Geschenk macht man nicht kaputt. Hat Gott zuwenig Verständnis für die je aktuelle Leidenssituation der Menschen?
Ich hab da durchaus gemischte Gefühle...
Einerseits gibt es (selten, aber es gibt sie) Leute, die sich im Tod sehr quälen..und wo ich mich schon Frage, warum es möglich ist, einen Hund zu erlösen, einen Menschen aber nicht...
Andererseits entwickelt sich die Gesellschaft gerade nach rechts, und in Anbetracht unserer Vergangenheit befürchte ich schon auch, das es da wieder Rufe nach Euthanasie gibt, für die, die nicht produktiv sind , behindert, und der Gesellschaft "auf der Tasche liegen".
und wo ich mich schon Frage, warum es möglich ist, einen Hund zu erlösen, einen Menschen aber nicht...
Ein Einschläferung eines Haustieres hat überhaupt nichts mit assistiertem Suizid gemein. Es geht dabei nicht darum Menschen zu erlösen.
Veröffentlicht von: @mrb-iiEs geht dabei nicht darum Menschen zu erlösen.
Sicher?
Bist Du Dir wirklich sicher, dass der Tod für den konkreten Menschen nicht doch die Erlösung aus unerträglichen Qualen ist?
Veröffentlicht von: @ichsenSicher?
Bist Du Dir wirklich sicher, dass der Tod für den konkreten Menschen nicht doch die Erlösung aus unerträglichen Qualen ist?
Ich vermute, Du hast mrb-II nicht richtig verstanden. Euthanasie ist etwas anderes als assistierter Suizid <-- das war meinem Verständnis nach sein Punkt.
Veröffentlicht von: @ichsenBist Du Dir wirklich sicher, dass der Tod für den konkreten Menschen nicht doch die Erlösung aus unerträglichen Qualen ist?
das bezweilfe ich nicht. nur ist der vorgang nicht vergleichbar.
ein tier einschläfern zu lassen, ist etwas anderes als assistierter suizid. deshalb das tier wird nicht gefragt, ob es leben oder sterben will. der mensch entscheidet.
bei assistiertem suizid entscheidet derjenige der stirbt selbst, ob er diesen schritt gehn will. deshalb stört es mich, wenn man für beides das gleiche vokabular verwendet.
Genau kenne ich mich nicht zu den Bibelstellen zum Selbstmord aus. Das werde ich bei Gelegenheit prüfen.
Woher kommt die ablehnende Haltung der Deutschen insbesondere der Christen zu diesem Thema. Keinesfalls erschöpfend fallen mir zwei Dinge ein:
Judas. Er hat sich in Folge seines Verrats selbst erhängt. Warum er das tat … ich weiß nicht ob das aus der Bibelstelle erkennbar ist. Naheliegend ist, dass er nicht mit der aufgeladenen Schuld und den Folgen für sein weiteres Leben klargekommen ist, nicht mehr mit seiner Schuld leben konnte und den Tod vorzog. So tragisch das ist, scheint mir das dahinterstehende noch schlimmer zu sein. Mit dieser Tat verleugnete Judas zudem die vergebende Kraft von Jesus Christus. Man stelle sich vor er hätte das nicht getan, wäre umgekehrt und hätte Jesus um Vergebung angefleht. Ist es ausgeschlossen, dass er als Apostel wirkmächtig geworden wäre, der Jesus ausgeliefert, seinen Tod verschuldet hat, dieser ihm das jedoch vergeben hat und er daraufhin ein neuer Mensch geworden wäre? Ich denke für alle in Schuld verstrickten hätte das eine besondere Strahlkraft gehabt. Doch so war es nicht. Judas ist so gesehen der Archetypus des Menschen, der sich nicht überwinden kann Jesus um Vergebung anzuflehen und aufgrund seiner Schuld keinen anderen Weg sieht, als sich umzubringen.
Selbstmord aufgrund von Schuld scheint mir daher für Christen nicht der Weg zu sein. Aber sind auch Lebensrealitäten denkbar, die sich nicht als Selbstmord unter diesen Vorzeichen darstellen? Ein Selbstmord eines Christen, der im Frieden mit Gott vollzogen wird? Ein Mensch erkennen darf, dass er dem Ruf in die ewige Heimat folgen darf. Freilich öffnet das dem Missbrauch Tür und Tor. Nur bleibt die Frage bestehen, ob es erlaubt ist, wenn es wirklich nicht dem Willen Gottes widerspricht.
Das Dritte Reich: schrecklich. Erzwungene „freiwillige“ Selbstmorde von „unwertem Leben“
Das war, wenn ich das richtig sehe keine Seltenheit. Eine geschichtliche Realität, die unsere Sicht auf den Selbstmord wesentlich und dies zurecht prägt und uns zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit diesem Thema zwingt.
Ich hoffe nicht, hier die Schlange gegeben zu haben, sondern ehrliche Fragen gestellt zu haben.
Zu Suizid in der Bibel fallen mir noch Saul, Simson und der Typ ein, der nicht an einer durch eine Frau beigebrachten Verletzung sterben wollte. Selbstbestimmtes Sterben ist erwähnenswert, wird aber in der Bibel nicht verurteilt.
Ich vermute mal gemeint ist Abimelech aus Richter 9,53-54
"Aber eine Frau warf den oberen Stein einer Handmühle dem Abimelech auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel.
Da rief Abimelech rasch seinen Waffenträger und sprach zu ihm: Ziehe dein Schwert und töte mich, dass man nicht von mir sage: Eine Frau hat ihn umgebracht! Da durchstach ihn sein Diener, und er starb."
Ja, den meinte ich. Danke!
Veröffentlicht von: @solokzidenzWoher kommt die ablehnende Haltung der Deutschen insbesondere der Christen zu diesem Thema.
Grundlage ist der Gedanke, dass das Leben eines Menschen ihm nicht selbst gehöre, er also auch nicht frei darüber verfügen dürfe. Diese Auffassung, die sich religiös leicht begründen läßt, dürfte insbesondere in den langen Zeiten der ständischen Gesellschaft dem Interesse der Herrschenden gedient haben: die Größe der Macht hing direkt damit zusammen, über wieviele Untertanen man herrschte. Jeder, der sich aus dem Dienstverhältnis verabschiedete - ob durch Flucht in's Nachbarreich oder durch Flucht in den Tod - war einer weniger, der Abgaben entrichtete und Frondienst leistete.
Wer sich umbrachte, schadete in diesem Sinne seinem Herrn.
Entsprechend paßte es den Herren durchaus, wenn ihnen per Religion zur Seite gesprungen wurde bei der Wahrung ihrer Interessen.
Nun mir ist ein Rechtsprinzip bekannt, das einen Straftäter auch deshalb verurteilte, weil jeder Rechtsbruch automatisch eine Verletzung der Rechte des Herrschers darstellte.
Andererseits vermag mich das nicht so ganz zu überzeugen, da das Leben als kurz und entbehrlich angesehen wurde. Wobei ein Widerspruch das von dir gesagte nicht zwingend entkräften muss. Gesellschaften zu jeder Zeit dürften ihre eigenen unauflösbaren Widersprüche aufweisen.
Hallo in die Runde,
ich habe mir diesen Thread komplett durchgelesen, ehrlich gesagt finde ich die Statements gegen das Urteil schlimm.
Wenn ich einen Menschen, egal ob unheilbar krank oder gesund, einfach so (!) töte, erhebe ich mich zum Herrn über dessen Leben.
Wenn ich einen unheilbar kranken Menschen gegen dessen Willen zum Weiterleben zwinge ebenso.
Es ist halt möglich, auf beiden Seiten vom Pferd zu fallen.
Keine Ahnung, ob alle, die in diesem Thread schreiben dies wissen, ich will auch niemanden damit nerven.
Meine Frau litt an einer neuromuskulären Krankheit, sie starb, 4 Jahre nach einem Atemstillstand, im Jahr 2012.
Vier Jahre, in denen Anke, bei Bewusstsein invasiv beatmet wurde und in den ersten beiden Jahren immer wieder erklärte sterben zu wollen.
Erstickungsanfälle, Pneumonien...
Dies war eine Situation, die mich noch Jahre nach ihrem Tod seelisch belastet hat.
Dazu die Situation nach ihrem Tod, ich empfand, gerade das Verhalten der evangelikalen, konservativen Christen als problematisch, als Belastung.
Diese Erwartungshaltung ich solle Ankes Tod als "Heilung durch aus diesem Leben abberufen" verstehen.
Soll mir nicht erbetene Heilungszeugnisse anhören...
Wissen derartige Christen eigentlich, was sie Hinterbliebenen damit seelisch antun?
So, wie ich dieses Urteil aus den Medien heraus verstehe, haben Menschen jetzt ein Recht darauf nicht mehr unendlich (für den Kranken wirkt es so!) Qualen erleiden zu müssen, werden nicht mehr zum Weiterleben gezwungen.
Vorausgesetzt, Herr Spahn, der zwar wenn es um seine Sexualpräferenz geht, nicht nach den Regeln seiner Kirche lebt, aber (es gibt ja bereits ein Urteil bzgl. tödlich wirkender Medikamente) durchaus weiß, dass er die Umsetzung des Urteils per Nichtanwendungserlass verhindern kann, greift nicht auch hier zu diesem Mittel.
Seid lieb gegrüßt
Stefan
Bitte nicht vermischen!
Veröffentlicht von: @ichsenWenn ich einen Menschen, egal ob unheilbar krank oder gesund, einfach so (!) töte, erhebe ich mich zum Herrn über dessen Leben.
Wir reden vom assistierten Suizid, also der Beihilfe zu Selbsttötung und Tötung/Mord auf Verlangen, was, zu Recht, strafbar ist.
Nachtrag vom 28.02.2020 2308
muss heissen und nicht von Tötung/Mord auf Verlangen