Schlechte Internetbewertungen unethisch?
Hi Zusammen,
ich hatte gestern ein wirklich unschönes Erlebnis in einer Apotheke. Ich war so getroffen und wütend, dass ich sofort eine schlechte Rezension schrieb, als ich nach Hause kam. Abends bekam ich dann Gewissensbisse und habe die Rezension wieder gelöscht, nicht zuletzt weil ich jahrelang Kundin war (die sehen mich aber nie wieder). Der Hauptgrund für die Gewissensbisse war, dass mir schon klar war, dass ich mit der schlechten Bewertung der betreffenden Mitarbeiterin und der Chefin, die nicht eingegriffen hatte, eins auswischen wollte. Irgendwie hätte ich aber schon gerne, dass die Leute dort über ihr Verhalten mal nachdenken. Vielleicht schreibe ich noch ein E-Mail. Wie geht ihr mit negativen Erfahrungen um?
Hallo,
Abends bekam ich dann Gewissensbisse und habe die Rezension wieder gelöscht, nicht zuletzt weil ich jahrelang Kundin war (die sehen mich aber nie wieder).
Im Zorn irgendwas zu schreiben, zu rezensieren oder zu reagieren ist in den meisten Fällen schlecht. Erlebe ich hier im Forum auch immer wieder. Gut, dass Du die Rezension gelöscht hast, denn in der Tat wäre das vermutlich eher Rache gewesen. Rezensionen sollen dem Unternehmen helfen und es nicht bloß stellen.
Was mich an Deiner Aussage gerade ein wenig stört ist, dass Du als Kundin, die jahrelang einer Apotheke treu war, wegen einer schlechten Erfahrung gleich die Apotheke wechselst und so wütend bist. Auch Apothekenangestellte sind Menschen, die mal einen schlechten Tag haben oder Fehler machen. Anstatt im Internet über sie herzufallen, würde ich einfach, wenn Du Dich beruhigt hast, noch mal hingehen, das Gespräch suchen, schauen ob die betreffenden Mitarbeiter Deine Position verstehen und auf Dich zugehen.
Vielleicht war das ja einfach nur ein Missverständnis, manchmal laufen Kundengespräche ungewollt aus dem Ruder, ich erlebe das in meinem Betrieb auch. Ich arbeite nämlich auch in einer Apotheke.
Des Weiteren möchte ich Dich fragen, ob Du ihnen auch mal eine positive Bewertung über die Apotheke geschrieben hast? Wer jahrelang in eine Apotheke geht, kann ja dort nicht unzufrieden gewesen sein. Wenn Du das nicht getan hast, frag ich mich, wieso Du dann unbedingt negativ bewerten willst, aber Dich nie positiv geäußert hast.
Wenn ich irgendwo Bewertungen hinterlasse, meistens betrifft das die Gastronomie, lass ich genauso positive, wie negative Kommentare da. Das wird leider viel zu oft vergessen.

@tristesse Ja, ich hatte vorher mal fünf Sterne gegeben, das habe ich nun natürlich gelöscht. Eine bestimmte Mitarbeiterin habe ich schon öfters als unfreundlich erlebt und innerlich jedes Mal aufgestöhnt, wenn diese mich bediente. Das Erlebnis gestern war aber derart entwürdigend, dass ich da nie wieder hingehen werde.
Ich kann es ja mal kurz schildern: mein Sohn hatte am Donnerstag letzter Woche ein positives Corona-Ergebnis per Selbsttest. Freitag abend kam ein Mail vom Gesundheitsamt, dass er zu einem PCR-Test verpflichtet sei. Nun war übers Wochenende kein Testzentrum offen und am Montag war er schon wieder negativ. Ich wollte beim Gesundheitsamt anrufen, um die Sache zu klären und landete in der Endlosschleife. Dann rief ich in der Apotheke, die auch ein Testzentrum hat an und bat darum, mit meinem Sohn zum Testen vorbeikommen zu können. Die Aussage war, wenn er nun negativ sei, macht der Test keinen Sinn mehr und sei auch nicht notwendig. Ich glaubte das. Am Mittwoch rief mich das Gesundheitsamt an und fragte nach dem Test. Die Mitarbeiterin erklärte mir, der Test sei verpflichtend. Mittwoch und Donnerstag konnte ich aufgrund starker Schmerzen (habe HWS-Syndrom) nirgendwo hin, also sind wir gestern zur Apotheke gefahren. Der Mitarbeiter, der restlos überfordert schien, wollte meinen Sohn nicht testen, da vorher kein positiver PCR-Test stattgefunden hatte. Er teilte mir das mit und lief wortlos in den Raum, in dem das normale Tagesgeschäft weiterging. Ich lief hinterher, weil ich ja das E-Mail vom Gesundheitsamt hatte. Diese eine unfreundliche Mitarbeiterin fing mich ab und schob mich nach draußen, wo Kunden warteten und beschimpfte mich vor allen Leuten, wie ich nur eine ganze Woche mit dem Testen warten könne ... . Selbst wenn ich hier einen Fehler gemacht hätte, so sollte man nicht mit Menschen umgehen. Das ist entwürdigend und respektlos. Ich gehe da auf keinen Fall mehr hin, das war zu arg. Es gibt auch andere Apotheken.
Übrigens haben sich auch andere Kunden im Internet über diese Apotheke beschwert. Die Besitzerin hat dann jedes Mal geantwortet, man hätte es doch persönlich sagen sollen. Wenn man aber den Kunden gar nicht zuhört und von vorne herein alles besser weiß ...

Gut, in dem Fall versteh ich Deinen Ärger.
Schade, dass Du die positive Bewertung gelöscht hast, denn Du hast ja die Leistung der Apotheke in dem Moment bewertet und nicht die Mitarbeiter gestern.
Ich würde an Deiner Stelle auch die Apotheke wechseln, vor allem, weil die Mitarbeiterin ja mehrfach unfreundlich war. Aber ich würde auf jeden Fall eine Mail schreiben oder mit dem Chef / der Chefin das Gespräch suchen. Gerade in so sensiblen Dienstleistungsbereichen müssen die Chefs wissen, wenn ihr Angestellten unfreundlich sind, die verändern sich nämlich nicht von selbst, wenn der Chef davon nichts mitbekommt. Wenn ich anfangen würde, unsere Kunden langzumachen, dann hätte ich, wenn ein Kunde sich beschwert, sofort ein Gespräch mit dem Chef.
Wenn im Aldi der Kassierer mal einen schlechten Tag hat, stört mich das nicht, aber eine Apotheke oder Arzt ist schon was anderes. Da würde das auf jeden Fall an die Apothekenleitung weiterreichen.

@tristesse Danke für dein Verständnis. Ich habe tatsächlich schon ein Mail geschrieben und mich an die Inhaberin gewandt und ihr geschrieben, dass ich sehr enttäuscht bin. Das Gesundheitsamt hat mir übrigens inzwischen per Mail bestätigt, dass die Apotheke hätte testen dürfen. Dieses Mail vom Amt habe ich angehängt. Danke fürs "Zuhören", tut gut.
P.S. Die Chefin stand übrigens nebendran und hat genau mitbekommen, wie die Dame mich hinauskomplementiert hat. Ich vermute mal falsch verstandene Loyalität.

Die Chefin stand übrigens nebendran und hat genau mitbekommen, wie die Dame mich hinauskomplementiert hat. Ich vermute mal falsch verstandene Loyalität.
Das muss nicht sein.
Ich hab noch nie erlebt, dass einer meiner Chefs eine*n Kolleg*in vor den Augen der Kundschaft zurecht gewiesen hat. Das gehört sich einfach nicht, das macht man unter 4 Augen im Büro oder in einer Mitarbeiterrunde, genauso wie man nicht bei Kunden über Kollegen oder Chef herzieht.
Von dem her kann es gut sein, dass der Kollegin nachher sehr wohl die Leviten gelesen wurde, da hilft Deine Mail auf jeden Fall auch unterstützend.
Vielleicht hat auch die Chefin nicht alles mitbekommen und nahm Dich als jemand wahr, die tatsächlich nicht hätte getestet werden dürfen und sich darüber aufregt.
Was glaubst Du, was wir bei uns im Zuge der Impfzertifitkatenausstellung schon von wütenden Kunden haben anhören müssen, nur weil wir uns an die Vorgaben vom Gesundheitsamt halten. Wir wurden als "Gestapo" beschimpft, weil wir die Personaldaten peinlich genau prüfen, wir haben es uns bei Kunden verscherzt, weil wir nun mal die Dokumente brauchen, um die Genesung zu bestätigen, etc.
Und, um mal was zum Sachverhalt zu sagen: Was die Bestimmungen, was geht und nicht anbelangt, bekommen wir wöchtlich neue Angaben rein. Das, was gestern noch gültig war, gilt heute nicht mehr, das ist sehr verwirrend. Es kann einfach gut sein, dass der Mitarbeiter durch Deine Geschichte wirklich nicht mehr durchgestiegen ist und überzeugt war, er dürfe dich nicht testen. Wenn die Chefin das Vorgespräch nicht mitgeschnitten hat, kann es gut sein, dass sie für Dich nicht Partei ergreifen konnte. Was natürlich nicht die Unfreundlichkeit der Mitarbeiterin entschuldigt, das ist noch mal eine andere Geschichte.

Was glaubst Du, was wir bei uns im Zuge der Impfzertifitkatenausstellung schon von wütenden Kunden haben anhören müssen, nur weil wir uns an die Vorgaben vom Gesundheitsamt halten. Wir wurden als "Gestapo" beschimpft, weil wir die Personaldaten peinlich genau prüfen, wir haben es uns bei Kunden verscherzt, weil wir nun mal die Dokumente brauchen, um die Genesung zu bestätigen, etc.
Mal rein aus Neugier: was ist, wenn ein Kind überhaupt keinen Ausweis hat? Schließlich hat man erst ab 16 Jahren eine Ausweispflicht.

Die meisten Kinder haben ja schon einen Kinderpass, oder? Jedenfalls ist das in meinem Umfeld so.
Wenn es keinen Ausweis gibt, dann werden die Eltern zumindest eine Krankenkasse Karte vom Kind haben. An sich reicht das nicht, aber ich vermute mal, dass wir das dann akzeptieren müssten.
@mariposa22 Meine Erfahrungen mit Bewertungen im Internet, die ich selber schreibe, ist die, dass diese entweder supergut oder grottenschlecht ausfallen. Ich bewerte nicht generell alles sondern wirklich nur dann, wenn mich irgendwas total umgehauen hat - der unerwartet vorzügliche Service, die ganz besonders nette Art oder die umfassende und kompetente Beratung - oder das Produkt, das wirklich absolut beeindruckt.
Auf der anderen Seite ist da die maßlose Enttäuschung, die mich zur Bewertung treibt. Hier dann aber in der Regel nicht etwas, was Menschen bewertet sondern mehr so Produkte, die derart schlecht sind, dass ich es fast schon für eine Pflicht halte, andere vor dem Reinfall zu bewahren.
Die "preussische Nacht" * einzuhalten ist manchmal ganz sinvoll
* Beim preussischen Militär gab es eine Dienstvorschrift, das zwischen Einreichen und Zulassen einer Beschwerde eine Nacht vergehen muss, da mit der Beschwerdefuhrer zeit gst, seine Beschwerde zu überdenken
Schlimm schlimm was gemacht hast. Würde dich Jesus bewerten, er würde wahrscheinlich erst mal heulen.

Woher weißt du das?
Würde dich Jesus bewerten, er würde wahrscheinlich erst mal heulen.
Segen und Frieden dir!
@goodfruit Da ich mich möglichst nirgends anmelde, um nicht so viele Spuren im Netz zu hinterlassen, bewerte ich nur ganz wenig. Aber wenn, dann geht es mir ähnlich wie dir. Leider unterstützen die meisten Bewertungssysteme das auch, weil im Grunde schon eine 4 Sterne-Bewertung als Kritik gewertet wird. Man möchte ja als Bewertender auch gut dastehen und gibt sich lieber zu euphemistisch. Also strebt jeder Anbieter danach, nah an die 5 Sterne zu kommen und hilft notfalls etwas nach. Wer richtig frech ist, kann leicht gut dastehen.
Einigermaßen fair finde ich es bei Airbnb, wo es üblich ist, jedes Mal zu bewerten und einen kleinen Text zu hinterlassen. Also, unethisch ist das Bewerten sicher nicht, dafür ist es ja da. Man muss nur beim Schreiben und Lesen berücksichtigen, dass alles nicht so ernst zu nehmen ist und dass es trotzdem für einen Menschen zur Katastrophe werden kann.