Über die Auszeichnungen eines Christenmenschen in Beruf, Alltag und Leben
Ich bin 38 Jahre alt und seit 12 Jahren bekennender Christ und stelle mir heute tatsächlich die Frage, wodurch oder ob überhaupt sich Christinnen und Christen in der Gesellschaft auszeichnen...
Leben wir aus Eurer Sicht überhaupt in einem christlichen Land? Klar, es gibt überall Kirchen... Doch ist dieses Land durchdrungen von den Werten des Christentums? Oder geht man eher (nur) für die eigene Seligkeit zum Gottesdienst in die Kirche und auch deshalb, um sich den Himmel für das Leben nach dem Tod zu sichern?
An mir selbst merke ich eine Befriedigung meiner christlichen Seele und Ethik insbesondere in den seltenen Momenten, in denen es mir möglich ist, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zu praktizieren. Ich denke aber, die Ethik der Gesellschaft folgt eher der Logik einer Leistungsgesellschaft. Beruf, Partnerschaft, Kinder, Freundeskreis, Hobby, Sport und etwas Ehrenamtliches unter einen Hut zu bringen... Wo in der Gesellschaft ist Platz, um christliche Werte zu leben?
Bin Euch für Eure Antworten sehr dankbar.
Veröffentlicht von: @excalibur1985wodurch oder ob überhaupt sich Christinnen und Christen in der Gesellschaft auszeichnen...
Diese Frage zurückgespiegelt, woran erkennen andere an dir, dass du einer bist? Wie macht sich das bei dir für deine Umwelt bemerkbar?
Mir scheint der Hintergrund deiner Frage/n ein anderer zu sein als die vordergründige Motivation. Ist das möglich? Wenn ja, wonach genau fragst du wirklich?
Welche Werte hat "das Christentum", welche du als Christ? Findest du die um dich herum?
Mir erscheint es oft so, daß die meisten Getauften das Christsein sozusagen "outgesourct" haben.
Es ist alleine schon verräterisch, wie in den großen Medien über "die Kirche" gesprochen wird. Meist ist nur die römisch-katholische Kirchenführung gemeint, der Papst, der Vatikan, die Bischöfe.
Ja, der Vatikan ist mal wieder blöd und verbietet das und das...
Es wird noch immer dieses Bild erzeugt, daß die Kirche, also die Gemeinschaft aller Christen nur aus Papst und Vatikan und Bischöfen besteht.
Das entbindet aber auch den Einzelnen davon, Mitverantwortung zu tragen.
In der Kirche.
Und in der Welt. Also im Berufsleben, im Bekanntenkreis, in der Verwandtschaft, im Dorf und in der Stadt.
Man kann sich bequem in die Hängematte legen und nicht selbst tätig werden, wenn "die Kirche" "eh nur ganz furchtbar schlecht" ist und "man eh nichts tun könne". Verstehst du?
Nun ist die oberste Kirchenführung ja bei weitem nicht unschuldig daran.
Wir HATTEN über mehr als tausend Jahre eine Kirche in der die Geistlichkeit alle Macht an sich gerissen hat und den einzelnen Christen unmündig sein ließ.
Aber es sind auch weltliche Medien dran schuld, daß dieses Bild bis heute Bestand hat.
Verstehst du, was ich meine?
Die CDU/CSU und die FDP finden es z.B. vollkommen in Ordnung, sich "Christen" zu nennen, aber politisch konsequent nach unten zu treten.
Leben wir aus Eurer Sicht überhaupt in einem christlichen Land?
Nein, das tun wir nicht... und wenn man sich die Versuche in den letzten 1500 Jahren anschaut, ein solches "christliches Land" zu etablieren, dann muss man wohl auch sagen: Gottseidank tun wir das nicht!
Jesus selbst hatte wohl auch - im Gegensatz zu anderen Religionsgründern - nicht die Absicht einen "Gottesstaat" zu etablieren. Ihm war klar, dass es immer Leute geben würde, die seinem Weg nicht folgen würden. Und da er eine zwanghafte Bekehrung ausschloss (Das wäre ja auch kein echter Glaube) ist klar, dass Jesus keinen "christlichen Staat" im Sinne hatte, sondern "christliche Gemeinschaften", also Zusammenschlüsse von Leuten, die sich als seine Nachfolger betrachten.
Solche Gemeinschaften setzen natürlich einen Staat voraus, der Religionsfreiheit gewährt. In diesem Sinne könnte man also behaupten, dass wir heute Jesu Vorstellungen weitaus näher sind als vor 1000 Jahren, als die Kirche auch weltliche Macht ausübte und Menschen zum "Glauben" zwang.
Doch ist dieses Land durchdrungen von den Werten des Christentums?
Zweifellos wurde unser Land vom Christentum geprägt. Und es wurden jene allgemeinen Werte übernommen, die sich für unsere Gesellschaft als sinnvoll erwiesen haben. Also vor allem solche Werte, denen auch Nichtchristen zustimmen können.
In vielen anderen Dingen sind sich die christlichen Gemeinschaften hierzulande und in der Welt oft selbst nicht ganz einig... und das ist ja ein Problem, das es schon zu Paulus Zeiten gab. Insofern dürfte ein "christliches Land", in dem nur gläubige Christen leben, die sich zudem noch alle einig sind, überhaupt nicht möglich sein.
An mir selbst merke ich eine Befriedigung meiner christlichen Seele und Ethik insbesondere in den seltenen Momenten, in denen es mir möglich ist, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zu praktizieren. Ich denke aber, die Ethik der Gesellschaft folgt eher der Logik einer Leistungsgesellschaft.
Nun, wenn dir das möglich ist, dann ist das ja schon etwas sehr wertvolles. Und was die "Leistungsgesellschaft" betrifft, so mag das zwar prägend und wichtig sein... aber ich kenne niemanden, der nur an die Leistung und sonst nichts glaubt. Natürlich gibt es auch rücksichtslose Menschen, aber das war schon immer so.
Beruf, Partnerschaft, Kinder, Freundeskreis, Hobby, Sport und etwas Ehrenamtliches unter einen Hut zu bringen... Wo in der Gesellschaft ist Platz, um christliche Werte zu leben?
Wo ist es das denn nicht? Deutschlands Sportvereine haben 24 Millionen Mitglieder, 29 Millionen engagieren sich ehrenamtlich... klar ist das nicht immer einfach, gerade wenn bei der Kindererziehung beide Elternteile arbeiten müssen oder jemand alleinerziehend ist.
Aber gerade wenn es mühsam ist sind christliche Werte doch um so wertvoller...?
@excalibur1985 Hallo,
Nein das tun wir leider nicht so wirklich. Das Land hat sicher noch Prägungen übrig welche vom ehemaligen Religiösen Hintergrund her kommen, aber tendenziell werden diese nicht gerade mehr.
Ich glaube in der Vergangenheit war das schon anders, die Kirche prägte den Staat im Mittelalter sehr stark.
Da auch in der Kirche letztlich sündige Menschen tätig sind, ging dabei leider auch nicht alles glatt und die Zeiten waren damals allgemein sehr grob.
Ich würde es grundsätzlich begrüßen das staatlich einige lästerliche Dinge glatt Verboten würden. Aber das ist leider eben nunmal nicht mehr realistisch.
Ich glaube in der Vergangenheit war das schon anders, die Kirche prägte den Staat im Mittelalter sehr stark.
Da auch in der Kirche letztlich sündige Menschen tätig sind, ging dabei leider auch nicht alles glatt und die Zeiten waren damals allgemein sehr grob.
Deshalb halte ich es auch für fraglich, ob die Gesellschaft damals Jesu Werten wirklich näher stand als heute.
Ich würde es grundsätzlich begrüßen das staatlich einige lästerliche Dinge glatt Verboten würden. Aber das ist leider eben nunmal nicht mehr realistisch.
Hat Jesus denn so etwas gefordert? Also von Leuten, die nicht seine Anhänger waren oder einem ganz anderen Glauben anhingen?
Denn diese Verbote lagen ja in eben jenen Zeiten, die du hier als "grob" bezeichnet hast... und genau so würde ich auch solche Verboten empfinden.