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Zurück zu Gott finden? (Trigger: Verlust des ungeborenen Kindes)


EWP
 EWP
Themenstarter
Beiträge : 4

Hallo liebe Community,

ich weiß nicht, ob ich hier oder im Q&A richtig bin, da ich mich gerade erst angemeldet habe - also sollte die Frage doppelt oder nicht passend sein, kann sie gelöscht werden.

Ich war eigentlich immer fest von einem liebenden Gott überzeugt, doch mir fällt es gerade wahnsinnig schwer, zu glauben. Ich würde so gerne wieder eine engere Verbindung zu Gott & Jesus aufbauen - vielleicht könnt ihr mir ja irgendwie helfen oder einen anderen Blickwinkel auf meine Situation bekommen?

 

Die letzten Monate bzw. das letzte Jahr war sehr schwierig für uns. Neben kleinen Schicksalsschlägen kamen auch mehrere Todesfälle, u.a. der Tod meines Schwiegervaters und unseres geliebten Haustieres (ja, für uns ist auch ein Tier ein Familienmitglied) dazu. 

 

Ich habe bei allem nie an Gott gezweifelt - jetzt kam es vor zwei Monaten dazu, dass ich unser Baby in der Frühschwangerschaft verloren habe - ohne Grund, das Herz hat einfach aufgehört zu schlagen und ich musste letztendlich operiert werden. In der Narkose war ich einfach "weg" - kein Traum, kein Zeichen, nichts. 

 

Seitdem fällt es mir soo wahnsinnig schwer, an Gott zu glauben - warum lässt er so etwas zu? 

 

Ich möchte mich nicht groß in den Himmel "loben", aber ich arbeite im sozialen Bereich, studiere nebenbei, um später einmal gezielt Menschen mit Problemen helfen zu können und bin sehr engagiert im Tierschutz - auch mein Freund ist einer der tollsten und liebenswertesten Menschen, die es gibt (wenn auch selbst nicht gläubig). Natürlich haben wir auch unsere Fehler und sind alles andere, als perfekt. Aber wir geben unser bestes und ich würde uns auf keinen Fall als schlechte Menschen bezeichenen.

 

Warum verdienen wir so etwas? Ist es eine "Strafe" für irgendetwas?

 

ich bin kein typischer Kirchengänger, sondern habe immer eher im stillen, z.B. jeden Abend, das Gebet gesucht. Mittlerweile ist das die Ausnahme und es kommt mir irgendwie "falsch" vor, als wäre keine Verbindung mehr da und ich fühle mich einfach verlassen.

 

Vor ein paar Wochen habe ich, kurz bevor es Dunkel wurde, eine Sternechnuppe (es waren sonst keine Sterne am Himmel) gesehen, die gerade vor mir runterfiel. Das wollte ich so gerne als Zeichen interpretieren, da wir das Kleine auch "Sternchen" nannten (auch, als es noch lebte). 

 

Die wichtigste Frage für mich persönlich wäre natürlich neben meinem "Rückweg" zu Gott (wie finde ich diesen?), ob auch nichtgeborene Kinder in den "Himmel" kommen? Das hört sich nach einer sehr kindlichen Frage an, aber sollte dies nicht der Fall sein - was würde ich ohne mein Baby dort wollen? Habe dazu folgende Seite gefunden, aber im Internet steht darüber nicht sehr viel.

 

https://www.google.com/amp/s/www.keine-tricks-nur-jesus.de/2014-04/kommen-tote-kinder-den-himmel.html/amp

 

Tut mir sehr leid für den langen Text, aber es tut gut, sich das mal von der Seele zu schreiben. 

 

Vielleicht habt ihr ja ein paar Antworten und Tipps für mich. 

 

Liebe Grüße 

Antwort
5 Antworten
Tineli
 Tineli
Beiträge : 1380

Liebe EWP,

da hast du viel Schweres mitgemacht. Ich kann nachvollziehen, dass du da Zweifel bekommst. Wüstenzeiten, Zeiten, in denen einem Gott unendlich fern erscheint, davon berichten viele Gläubige (und ich habe auch schon welche gehabt und sehne mich aktuell auch wieder nach "mehr" von Gott). Bitte gib nicht auf.

Aber es gibt eben auch nicht den einen Weg, die fünf Schritte, die du einfach tun musst, und dann klappt es wieder. Gottesbegegnungen kann man nicht machen, sie werden geschenkt. Und daher kann man nur warten und sich Gott immer wieder hinhalten.

Einen Gedanken mag ich dir noch dalassen. Du schreibst:

Ich möchte mich nicht groß in den Himmel "loben", aber ich arbeite im sozialen Bereich, studiere nebenbei, um später einmal gezielt Menschen mit Problemen helfen zu können und bin sehr engagiert im Tierschutz - auch mein Freund ist einer der tollsten und liebenswertesten Menschen, die es gibt (wenn auch selbst nicht gläubig). Natürlich haben wir auch unsere Fehler und sind alles andere, als perfekt. Aber wir geben unser bestes und ich würde uns auf keinen Fall als schlechte Menschen bezeichenen.

Warum verdienen wir so etwas? Ist es eine "Strafe" für irgendetwas?

Gottes Zuwendung kann man sich nicht verdienen. Genau das ist es ja, was das Evangelium besagt: Wir können zu Gott kommen, egal, wie "gut" oder "schlecht" wir sind. "Verdient" haben wir es sowieso nicht, es ist und bleibt Gottes Angebot.

Schlimme Dinge passieren. Aber sie sind oft keine Strafe und auch kein Zeichen von Gottverlassenheit, sondern einfach Ausdruck dessen, dass wir in einer "gefallenen" Welt leben. Ja, manchmal benutzt Gott bestimmte Dinge als Strafe und Zurechtweisung - aber sowas hilft ja nur, wenn der Betreffende das auch weiß. Ein Vater, der sein Kind einfach bestraft, ohne ihm zu sagen, warum, der bewirkt ja keine Veränderung beim Kind. Also gehe ich davon aus, dass wir es wissen werden, wenn Gott uns tatsächlich in einer erzieherischen Absicht straft. Strafe im erzieherischen Sinne zielt darauf, dass die bestrafte Person sich ändert. (Strafe im Sinne von Wiedergutmachung oder Rache gibt es natürlich auch, aber dafür ist ja Jesus gestorben! Das kann also nicht mehr sein.) Wenn du also nicht weißt, wofür du bestraft worden bist, dann geh davon aus, dass es keine Strafe ist. Wenn du magst, kannst du sinngemäß beten: "Gott, ich weiß nicht, ob du mich bestrafen willst, aber wenn ja, dann hab ich nicht verstanden, wofür. Dann erklär es mir bitte nochmal." 

In Lukas 13, 1-5 erklärt Jesus das auch, dass nicht die Menge der Sünden eine bestimmte Strafe nach sich zieht. 

Ich möchte dich ermutigen, mit deiner Trauer, deiner Wut oder was immer sonst in dir ist, zu Gott zu gehen und sie ihm immer wieder hinzuhalten. In den Psalmen findest du viele Anregungen dazu. Und vielleicht magst du selbst mal einen solchen Psalm schreiben?

Liebe Grüße

Tineli

 

 

tineli antworten
1 Antwort
EWP
 EWP
(@ewp)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 4

 Danke dir für dein Feedback! 

Du hast natürlich recht, dass man sich nichts "verdienen" kann. Das ist wahrscheinlich auch nur mein menschlicher Gedanke bezüglich des Gerechtigkeitssinnes, der für Gott wahrscheinlich vollkommen irrelevant sein wird. 

Ich nehme mir deinen Ratschlag zu Herzen und werde nicht aufgeben und hoffen, dass ich es irgendwie wieder für mich schaffen kann, an einen höheren Sinn des Ganzen zu glauben und wieder eine "tiefere Verbindung" zu Gott herzustellen.. 

Ich denke, der Austausch und das Lesen hier im Forum hilft mir vermutlich schon ein wenig. Im realen Leben ist es in meinem Umkreis eher schwierig, in einen christlichen Austausch zu gehen, da doch viele in meinem Freundes & -Bekanntenkreis nicht (mehr) gläubig sind.

 

ewp antworten


Herbstrose
Beiträge : 14194

@ewp Hallo ewp,

Tineli hat ja schon eine ganze Menge geschrieben, dem ich mich gern anschließen möchte.

Wir haben bei uns in der Gemeinde neulich erst das Thema gehabt, wie dss ist, wenn man Christ wird. Viele meinen, wenn man Christ ist, ist alles gut. Das stimmt so aber nicht. Wenn wir Christ sind, erleiden wir immer noch all die Dinge, die Nichtchristen auch erleben. Aussagen wie "Du bist krank als Strafe Gottes" oder "Du bist krank, weil du nicht richtig glaubst" sind schlicht und ergreifend Falschaussagen. 

In der Bibel lesen wir immer wieder von Menschen mit Gebrechen, die nicht geheilt wurden. Jakob z.B. oder auch Paulus. 

Es gibt keine "Werteskala" bei Gott. Lass dir das bitte nicht einreden.

 

Fehlgeburten passieren. 20% aller Schwangerschaften enden durch eine Fehlgeburt. Es liegt also nicht an dir oder deinen Glauben, sondern in der Natur der Sache. 

Natürlich ist der Verlust des ungeborenen Kindes schlimm für die Betroffenen. Auch deshalb, weil das Umfeld oft mit Unverständnis reagiert und Trost oft falsch formuliert (ich weiß, wovon ich rede).

 

Mir war und ist es ein Trost, meine Kinder bei Jesus zu wissen. Und es tat gut, dass ich mir (zusammen mit meinem Mann) bewusst Zeit zum Trauern genommen habe. Dazu gehören auch Wut und Ohnmacht. Gott versteht das alles sehr gut. Ich habe mich dir ganze Zeit von ihm getragen gefühlt.

Ich wünsche dir, dass du Trauer zulassen kannst und die nächste Schwangerschaft ein fröhliches Ende findet.

herbstrose antworten
2 Antworten
EWP
 EWP
(@ewp)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 4

@herbstrose danke auch dir für die ermutigenden Worte. 

Ich denke, du hast da auf jeden Fall recht und ich muss lernen, es aus einem anderen Blickwinkel (Laune der Natur und keine "Bestrafung" - wie man es hart ausgedrückt formulieren könnte) zu betrachten. 

Tut mir auch sehr leid für deine Verluste. Wir haben von unserem Umfeld zumindest größtenteils zum Glück viel Verständnis bekommen und schauen auch positiv in die Zukunft.

 

Auch zu wissen, dass man machtlos und wütend sein darf, ist wichtig. Gerade, weil man so etwas ja doch oft zu verdrängen versucht und denkt, man trifft da auf Unverständnis und "dürfte" nicht auf einen allmächtigen Gott "sauer" oder "enttäuscht" sein. Ist vermutlich die falsche Formulierung. Aber ich denke, du weißt, wie ich es meine.

Vielen Dank für deine Antwort! 😊

ewp antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

@ewp für dieses sauer und wütend sein auf Gott gibt es in den Psalmen einige Beispiele. 

Gott weiß, wie es uns geht. Ihm gegenüber dürfen wir ehrlich sein.  

 

Ich war auch sauer, als unser Sohn in der 32. Woche tot geboren wurde. Und dann auch noch 20g zu leicht war (damals galt noch die 1000g-Grenze für die Beerdigung). Nachdem das nächste Kind geboren war, durfte ich Frauen begleiten  die nach einer Totgeburt wieder schwanger waren. 

Schön, dass euer Umfeld euch positiv begleitet. Das ist viel wert.

 

Und nochmal: nimm dir die  Zeit, die du (bzw. ihr, dein Partner ist ja auch betroffen) zum Trauern brauchst. 

herbstrose antworten
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