Mein Mann kann sich nicht entschuldigen
Auch bei ganz offensichtlich falschem Verhalten bringt mein Mann keine Entschuldigung über die Lippen. Das macht mich sehr traurig. Schon oft haben wir darüber geredet, aber er ist extrem stur. Wie kann ich da am besten reagieren?
Sich selbst kann man sich sowieso nicht ent-schuldigen. Man kann immer nur drum bitten.
Wenn ihr „darüber redet“, wie sieht das aus?
Sagst du ihm, was er falsch gemacht hat, sieht er es auch ein und mag sich nur nicht dafür entschuldigen?
Oder sagt er sogar von sich aus, dass sein Verhalten nicht ok war?
Das heißt, ist zwar Einsicht zu Fehlverhalten da aber er schafft es aus einer Art von Stolz nicht, sich zu entschuldigen oder erklärst du ihm sein Fehlverhalten und erwartest, dass er dir zustimmt und sich entschuldigt?
Genauso ist es, er sieht es nach längerem Gespräch manchmal ein, ist aber zu stolz, um sich zu entschuldigen
Hm, manchmal fällt es Leuten schwer sich zu entschuldigen, wenn sie sich in die Ecke gedrängt und/oder sich (sprachlich) unterlegen fühlen.
Es kann für sie ein Zeichen von Schwäche sein und eine Entschuldigung könnte etwas sein, was die Waagschale (noch mehr) zu ihren Ungunsten ausschlagen lässt.
Für dich natürlich in der Situation echt blöd.
"Nur" dir gegenüber - oder schafft es es auch gegenüber anderen Leuten nicht?
Meiner Meinung nach zeigt sich die wirkliche Größe eines Menschen ganz besonders darin, wie er mit eigenen Fehlern umgeht.
Also ob und wie er es schafft, für eigenes Fehlverhalten einzustehen und die Betreffenden um Entschuldigung zu bitten.
Ich hab das Gefühl, dass er nur mir gegenüber damit ein Problem hat
Kann es sein, dass es sich Dir gegenüber zu sehr schämt und sich deshalb nicht entschuldigt?
nein, schämen sicherlich nicht. Er ist einfach zu stur und will in diesem Moment nicht "klein beigeben". So hat er es mir gegenüber in entspannten Situationen ausgedrückt.
Entschuldigung - ein Zeichen von Selbstbewusstsein
Vielleicht kannst du ihm in anderer entspannter Situation mal sagen, dass eine ehrlich gemeinte Entschuldigung kein "klein beigeben" ist. Denn nur solche Menschen, die sowohl ein starkes Selbstbewusstsein als auch ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden haben, besitzen auch die Größe, sich ganz selbstverständlich zu entschuldigen. Insofern ist eine ehrliche Entschuldigung ein Zeichen für "GROSS beigeben".
Du kannst ihm gerne sagen, dass du diese "Weisheit" von einem (schon etwas älteren) Mann hast, dem es früher auch nicht immer leicht gefallen ist, jemanden um Entschuldigung zu bitten.
LiGrü
Dschordsch
Dann versuche es mit ein bisschen zeitlichen und räumlichen Abstand zwischen Konflikt und Konfliktlösung; ein paar Minuten im Nebenzimmer können schon ausreichen.
Das funktioniert nicht. Auch nach Tagen ändert sich nichts
Trotzdem halte ich den Vorschlag von JonnyD für bedenkenswert.
Lass deinen Mann ruhig mal spüren, dass er dich mit seiner Art verletzt.
Was meinst du, hat dein Mann ein Wahrnehmungsproblem oder eher ein Kommunikationsproblem?
Wahrnehmungsproblem:
er erkennt nicht, wenn er sich falsch verhält. Oder er "darf" es nicht erkennen, weil seine Selbstwertregulation so fragil ist. Das ist z.B. bei Menschen mit einem Narzißmusproblem so.
Kommunikationsproblem:
er ist selbstkritisch genug, eigenes Fehlverhalten zu erkennen - kann damit aber kommunikativ schlecht umgehen.
Ich denke, eher Letzteres
Hej du,
zusätzlich zu dem, was andere schon schrieben ... du schätzt ja selbst ein, dass es eher ein "Kommunikations"-Ding ist. - Da mag ich mal von mir reden: In meinem Elternhaus habe ich nie gelernt, mich zu entschuldigen. Ich konnte weder sagen "es tut mir leid" noch konnte ich sagen "Entschuldige bitte". Ich hatte es einfach nicht gelernt. Auch heute noch fällt es mir schwer. In meiner Familie haben wir uns nie wirklich mit Worten entschuldigt, wohl aber mit unserem "Verhalten". Diese "Sprache" spricht aber nun nicht jeder. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das so einige Probleme mit sich brachte in Beziehungen (und auch in meiner Ehe).
Ich geb dir mal ein Beispiel: Wenn wir Kinder was falsch gemacht hatten, sind wir ordentlich geschimpft worden dafür, ins Zimmer oder Bett geschickt worden, ignoriert oder eben gemieden worden. Daraufhin - ich rede mal von mir - habe ich immer etwas gesucht, um meinen Eltern dann etwas "Schönes" zu bieten, wie eben am nächsten Morgen den Tisch schön zu decken, überhaupt zu decken und oft noch etwas schöner zu decken als sonst. Ich hab mir im Haushalt dann viel Mühe gegeben, freiwillig den Müll rausgebracht, Futterschale oder sonstwas, war immer beim Abtrocknen dann vorne dabei oder oder oder ... das haben meine Eltern akzeptiert und "verstanden" ... Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich von ihnen etwas Derartiges gehört hätte. Vielleicht haben sie sich entschuldigt, aber ich kann mich einfach nicht erinnern. - Ich hab es im Erwachsenenalter im Freundeskreis gelernt. Leicht fällt es mir immer noch nicht. Aber wir haben viel darüber geredet und so wissen sie auch (Freundeskreis), dass ich öfter eben mit "Verhalten" reagiere, mir was Schönes ausdenke, koche, bastle, backe etc. und die Worte dazu dann finde.
Vielleicht kannst du ein Stück weit Verständnis für deinen Mann entwickeln, wenn es "nur" eine Kommunikationssache ist. Vielleicht - wenn du es vorlebst, wie du es für wertvoll erachtest und ihr öfter einfach so darüber redet, könnte er es eben auch lernen, dass es dir gut tut und welche "Wirkung" es sozusagen hat, wenn er die Worte aussprechen würde. Eine "entsprechende" Reaktion von dir, die ihn dann bestätigt und ermutigt, kann dann auch sehr hilfreich sein. 😊
Kannst du denn so ein "Verhalten" bei ihm erkennen/beobachten, wie ich es als Beispiel anbrachte?
Er hat das mit Sicherheit von seinem Elternhaus mitbekommen. Es ist eine Familie, in der generell gar nicht über irgendetwas zwischenmenschliches geredet wird. Es wird einfach alles ausgeschwiegen. Das ist sehr schwierig.
Ein Verhalten, wie Du das schilderst, finde ich bei ihm aber auch nicht. Was wohl stimmt - hat jemand anderes schon erwähnt - dass er kommunikativ gesehen mir unterlegen ist. Er kann sich nicht so gut ausdrücken und blockiert irgendwann, geht raus, spricht nicht mehr mit mir. Dieser Zustand kann sich über Tage halten.
Das kenne ich auch sehr gut. Die Frage ist dann, was willst du (eigentlich)? Willst du etwas in ihm hervorrufen? Das ist eine lange Lernphase, die nicht sofort, nur weil man einmal was angesprochen hat, funktioniert. - Geh du mit gutem Beispiel voran, denke an die Ich-Botschaften und äußere ihm gegenüber deine Wünsche, worüber du dich freuen würdest (Bsp. Ich würde mich freuen, von dir zu hören, wie du diesundjenes erlebt hast. Oder: ich wäre dankbar, wenn ich wüsste, was in dir vorgeht.) Wie gesagt, das sind Dinge, die dauern, wenn ein Mensch sie völlig neu lernen soll. Auch braucht er dazu Hilfe. Deine Hilfe.
Ich hab ja keine Ahnung, wie "schlimm" das für dich ist, aber ich denke auch an die Möglichkeit, ihn einfach so zu lieben, wie er ist. Du hast ihn ja so kennen- und liebengelernt. Natürlich sind solche Dinge auf Dauer nicht einfach ...
Er hat es nie gelernt. Er braucht auch die "Info", warum er das lernen sollte, dass es ihm Vorteile bringt, dass es gut für ihn wäre. Ist es dir möglich, ihm das "zu verkaufen"? Er ist ja bisher so wie er ist gut durchs Leben gekommen und noch dazu "an eine Frau". Ich möchte das nicht herunterspielen, aber ich möchte, dass du auch seine Perspektive verstehen lernst.
Veröffentlicht von: @anonyma-b94354315Er kann sich nicht so gut ausdrücken und blockiert irgendwann, geht raus, spricht nicht mehr mit mir. Dieser Zustand kann sich über Tage halten.
Für mich hört sich da nach einer "Drucksituation" für ihn an, gepaart mit einer Art Unfähigkeit zur Konfliktlösung (zu Hause nie gelernt?). Auch in die Richtung könnt ihr euch Hilfe suchen, Konflikte zu lösen kann man lernen. Es muss nur jeder auch sehen, dass das gut ist, sich da Hilfe zu suchen.