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Missbrauch innerhalb der Familie und Vergebung

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Stern
 Stern
Themenstarter
Beiträge : 1359

Guten Tag an alle☀️!

Hier ein Thema das ich schwierig finde, aber wichtig:

Wenn innerhalb der Familie Missbrauch geschieht (ich beziehe das nicht! auf sexuellen Missbrauch- das wäre ein anderes Thema), damit meine ich Drohungen und Einschüchterungen, Machtmissbrauch allgemein, Schläge, Beleidigungen, Herabwürdigungen usw., ist dann Jesus Forderung immer wieder dem Täter zu vergeben, wenn er Reue zeigt und sich entschuldigt, sinnvoll? legitim? heilend? oder einfach nur falsch? 

Stumpft man dann nicht irgendwann ab als Betroffener, wenn trotz immer wieder bekundeter Reue die Aktionen sich nicht ändern? Kann man ewig vergeben, ich meine gefühlsmässig? Ist da nicht irgendwann die Luft raus?

Was meint ihr? Ist das realistisch, diese Forderung? Lebbar?

Viele Grüße,

⭐️

 

 

 

Antwort
272 Antworten
Dorisa
 Dorisa
Beiträge : 80

Ich sehe das so: 

Wenn man immer wieder verletzt wird, sollte man gehen um sich den nicht mehr aussetzen zu müssen, man sollte aber insofern trotzdem vergeben, dass man kein Groll gegenüber der Person hat oder es ihr irgendwie heimzahlen möchte. Man sollte die Person trotzdem segnen, für sie beten und ihr das beste wünschen aber eben aus der Ferne.

elfentanz antworten


Deborah71
Beiträge : 26993

@stern 

Vergebung hat verschiedene Wirkungen: 

Splitter aus der Seele entfernen (kein Kaktus werden)
Lösung vom Täter
nicht seelisch verbluten
handlungsfähig bleiben
Bitterkeit vermeiden

Was es nicht ist: 
Ersatz für Grenzen setzen
Versöhnung 

Ein Täter, der um Vergebung bittet, aber keine Anstalten macht, sein Verhalten zu ändern, sabotiert Versöhnung und es ist fraglich, ob es ihm wirklich leid tut. Da ist Abstand gefragt und auch Konfrontation mit dem Aufzeigen von Konsequenzen. 

Ein Nein ist ein Ja zu sich selbst. 

 

deborah71 antworten
Meriadoc
Beiträge : 481

@stern 

Das geht.....aber ist ein wiederkehrender Prozess. 

 

Spreche aus eigener Erfahrung aus Jetzt und Vergangenheit.

meriadoc antworten
6 Antworten
Goldapfel
(@ga2)
Beigetreten : Vor 11 Monaten

Beiträge : 1301

@meriadoc 

Das mit dem wiederkehrenden Prozess kenne ich. Zu Lebzeiten einer bestimmten Person habe ich zwar immer wieder vergeben, wenn neue Aspekte des Früheren zu Tage traten, aber es war noch nicht wirklich „durch“. Ich war und bin aber immer noch überzeugt, dass Vergebung richtig ist, habe aus dem Grund meinen Schuldnern vergeben und will das auch zukünftig beibehalten. Quasi ein Gehorsamsschritt gegenüber Gott und ich bin überzeugt, dass darin Segen liegt. Allerdings muss da jeder selbst hinkommen. 

Aber manches, wie einen zeitweiligen Hass auf eine Person bzw. auf deren damaliges Verhalten, ihre Art, konnte ich mir erst nach ihrem Tod zugestehen. Und hab das Gefühl auch zugelassen.
Inzwischen bin ich soweit, dass ich Frieden mit ihr habe und kann inzwischen ohne „falsches“ Gefühl das Gute, das es auch gab, anerkennen und ihr freudig zugestehen.
Jetzt aus vollem dankbaren Herzen und nicht, weil es von mir erwartet wird und ich nie „genug“ geben/sein kann. 🙂

Ihr Leid hatte mich von klein auf begleitet und wurde mit zu meinem und ich blieb immer Schuldnerin, weil man mich ja vor dem Heim und somit vor der „Gosse“ „gerettet“ hatte. Es ist auch ein besch*nes Gefühl, wenn ein Kind ständig die erwachsene Person trösten muss. Man ist hilflos und schlicht überfordert. Wird selbst immer unwichtiger.
Mit dem Eingestehen meiner eigenen Gefühle, dem Zulassen, kam vieles in Bewegung und ich konnte das erste Mal „emotionalen Missbrauch“ benennen, ihn der Person zuordnen und fast im gleichen Atemzug anerkennen, dass ihr eigenes Leid zu schwer für sie war und sie daher so handelte.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich Gott bin, dass er mich aus den inneren Gefängnissen herausgeführt hat/herausführt und diese Freiheit immer größer wird. Inzwischen bin ich sogar soweit, meine ziemlich „chaotische“ Familiengeschichte in eine Ordnung zu bringen, kann die verschiedenen „Wahrheiten“, die man mir teilweise verkaufen wollte, auseinander halten und einordnen und gerate beim Rückblick bzw.  drüber reden nicht mehr ständig „durcheinander“. 😅

Ja, während ich das hier schreibe, kommen noch ein paar Tränen des Schmerzes. Aber die dienen meiner Befreiung. Habe ich mir doch aus Angst, meine damalige „Sicherheit“ zu gefährden, manches abtrainiert zu fühlen und so rauszulassen.

Heute würde ich diese Person gerne nochmals von Herzen drücken und ihr sagen: „Ich liebe dich und bin dir dankbar für das, was du für mich getan hast!“ 

Ich denke aber, während ich hier schreibe, ich konnte ihr doch einiges davon schon zeigen, als ich sie die wenigen letzten Wochen bis zu ihrem Tod begleitet habe. Kurz davor sagte sie zu mir, dass wohl doch alles so richtig gewesen sei. 
Was ich inzwischen als Geschenk von Gott an mich sehe. Und ich bin dankbar, dass ich in dieser Zeit für sie da sein konnte. Auch, wenn ich da noch ziemlich lädiert war innerlich.
Für mich war es schön zu beobachten, wie sie Stück für Stück Frieden fand in Streitigkeiten, die sie lange belastet hatten. Eine Dame, mit der es vor einigen langen Jahren mal Unstimmigkeiten gab und wo sie selbst sich ungerecht behandelt sah, bekam durch „Zufall“ mit, dass sie im KH lag und wie es um sie bestellt war. Zwischen den beiden war es am Ende dann gut. Eine Verwandte durfte ich noch informieren, wie es um die Person bestellt war und auch da kam es zu einer Art Versöhnung. Man klagte sich nicht mehr an. Frieden kehrte ein.  Meiner mit ihr kam dann etwas später. Auch wenn ich dachte, ich hätte ihn schon gehabt. 

Jetzt hab ich ziemlich viel geschrieben. Hoffe, habe hier niemanden damit „erschlagen“. 
Aber es geht mir auch darum, zu zeigen dass Gott Heilung schenkt und manches eben auch Zeit braucht. 

 

ga2 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@ga2 Ich kann das fast punktgenau so nachvollziehen, weil ich es selbst so erlebt habe. Mit einem Unterschied: Ich habe mich bei den ganzen Auseinandersetzung und Prozessen nicht auf Gott berufen.

queequeg antworten
Goldapfel
(@ga2)
Beigetreten : Vor 11 Monaten

Beiträge : 1301

@queequeg 

Interessant. 
Ich habe erst in der Beziehung mit Gott, im Vertrauen auf sein „Ja“ zu mir, in der Bibel gefunden, gelernt, mich selbst annehmen zu können und so über die Jahre in einzelnen seelsorgerlichen Gesprächen getraut, mich mehr und mehr zu öffnen. Ich habe bislang keine Therapie im eigentlichen Sinne gemacht und sage inzwischen, dass Jesus selbst, mein bester Therapeut ist. 

Gott war derjenige, an den ich mich gehängt habe und er hat mir eine Basis gegeben, die ich, so bin ich mir sicher, ohne ihn nicht gefunden hätte. Tatsächlich war es Seine Zusprache zu meinem Leben, mein Wert, einfach weil ich sein Geschöpf bin, wunderbar in meiner Einzigartigkeit und ohne Leistung bringen oder „besser“ werden zu müssen, die mir durch manche dunkle Stunde und manchen Zweifel durchgeholfen haben und alte Prägungen überschrieben haben. 
So sind die Wege unterschiedlich. 🙂

ga2 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@ga2 

Schön, wie das für Dich gelaufen ist. Freu mich mit Dir

queequeg antworten
Goldapfel
(@ga2)
Beigetreten : Vor 11 Monaten

Beiträge : 1301

@queequeg 

Ich danke dir.

Gerate selbst immer wieder ins Staunen. 

ga2 antworten
Meriadoc
(@meriadoc)
Beigetreten : Vor 7 Monaten

Beiträge : 481

@ga2 

 

Hi, noch heute sind die Schäden sichtbar und noch heute leiden die Familie unter den Früchten der Eltern und Großeltern.

 

ABER

 

Heute gehen wir uns Geschwister untereinander ganz anders um. Wir haben die festen Rituale, wir sprechen über manches und ich bete für meine Familie.

 

Und ja, manchmal kommt eine böse Erinnerung hoch, Zorn, Wut und anderes will sich in mir verbreiten. Ich lasse das zu und dann vergeht das wieder. Ich vergebe und ich lebe und ich danke Gott für meine Resilienz. Schmerz und Wut zu ertragen, aber niemals darin sich versinken zu lassen. Ich hätte, wie mein Vater, Alkoholiker sein können, Drogen genommen...ich war kurz davor.

 

M.

meriadoc antworten


Queequeg
Beiträge : 7372

@stern 

Ich fürchte, dass es eine Überforderung wäre - zumal, wenn man es als Pflichtübung leísten müsste.

Anders als zumeist in religiösen Kreisen propagiert, halte ich Vergebung für den Abschluss eines gelungenen Prozesses und nicht als dessen Voraussetzung.

Nicht umsonst werden z.B. Therapien abgelehnt, solange es Täterkontakte gibt.

queequeg antworten
10 Antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

@queequeg 

Zum Beitrag

Abschluss eines gelungenen Prozesses

Das ist der Bereich der Versöhnung...versöhnt mit sich, dass man die Katastrophe nicht hat verhindern können; versöhnt mit der Vergangenheit, dass es (mir) passiert ist; 

mit einem unbußfertigen Täter gibt es keine Versöhnung, aber die Vergebung der ersten Art, um komplett von ihm gelöst zu sein. 

In der Schrift gibt es zwei Arten der Vergebung, die zur inneren Heilung und Trennung vom Täter und die Vergebung im Versöhnungsgespräch, wenn der Täter einsichtig ist und sein Verhalten ändert. 

deborah71 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@deborah71

Ich hab zum Glück nur einen Fall erlebt, bei dem eine Tochter, die allerdings schon erwachen war, von ihren Gemeinde oder deren Leiter dringend empfohlen wurde, den Täter zu vergeben und wenn es eben geht, auch sich mit ihm zu versöhnen.

Das klappte auch ausgezeichnet. Nachdem sie sich mit ihm versöhnt hatte, hat sie sofort die sexuelle Beziehung mit ihm wieder aufgenommen.

Der Beitrag war ursprünglich falsch angehängt.

queequeg antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

@queequeg 

Es sind etliche Irrtümer über Vergebung und Versöhnung unterwegs. Und dann kann sowas dabei herauskommen, wie du beschreibst. 

Mein Spruch dazu, wenn deplatzierte Vergebung verlangt wird, beruht auf einer Karikatur in unserem Pausenraum. Eine Kollegin war Krokodilfan. Ein anderer Kollege hatte einen Bildwitz ausgeschnitten und an die Wand geklebt:
Man bekommt ein Krokodil in einer Woche handzahm. Vorausgesetzt, man hat dann noch eine Hand. 

Man versöhnt sich nicht mit einem Krokodil. 

 

Lucan-7 hat schon mehrfach über die Unterschiede zwischen Vergebung und Versöhnung geschrieben. Ganz ausgezeichnet differenziert. Erinnerst du dich? 

 

 

deborah71 antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

Der Beitrag  gehört zu diesem Beitrag.

 

Zu diesem Beitrag:  Da hat Vergebung und Versöhnung geklappt. Das ist sehr gut. Dein Beitrag transportiert regelrecht den Frieden zwischen den Beiden und dass da auch wohl eine Umkehr des Mannes stattgefunden hat. 

 

deborah71 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@deborah71 

Na ja, Du hattest ja auch von Versöhnung geschrieben. Wenn darunter versteht, dass man mit diesem Menschen dann genau so umgeht, als wäre nichts geschehen, ist das m.E. schwer gefährlich.

Die Frau aus meinem Beispiel hatte so Mitleid mit der Not ihres Vaters, dass sie dann die Rolle Ihrer Mutter bei ihm, also seiner Partnerin, angenommen hat, weil sie ihrer Mutter ja so ähnlich war.

Ich denke, dass man selbst auf der sicheren Seite ist, wenn man bei  Vergebung bleibt.

queequeg antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

@queequeg 

Jeder Fall ist anders. 🙂

deborah71 antworten
Stern
 Stern
(@stern)
Beigetreten : Vor 5 Monaten

Beiträge : 1359

@deborah71 

Mit zwei Arten meinst du Vergebung und Versöhnung?

stern antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

@stern 

Ja. 

Die erste Vergebung findet vor Gott statt im Inneren ohne Beteiligung des Täters. Gott zieht den Splitter aus der Seele, schließt die Wunde und schützt das Herz. Es ist die Vorarbeit für eine mögliche Versöhnung. >

Denn, nach dem Splitterziehen kann in einem Klärungsgespräch der Splitter nicht weiter reingetrieben werden. Das Gespräch kann sachlicher ablaufen. Ist der Täter einsichtig und bittet um Vergebung, dann kann sie ihm zugesprochen werden.  Danach kommt die Zeit des Vertrauensaufbaus, ob der ehemalige Täter sein Verhalten ändert.

 Ein lapidares "Tschuldige, war nicht so gemeint." zählt nicht. Es nimmt die verletzte Person nicht ernst.

Ist ein Täter nicht einsichtig im Klärungsgespräch und auch nicht zu einer Änderung bereit, geht es in einen sicheren Abstand. 

 

deborah71 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@deborah71 

Es ist in der Tat eine meiner Erfahrungen, die Gefühle eigener Schuld noch einmal schwerer sind als die Tat selbst. Eine meiner Patientin hatte seit dem Missbrauch in das Gefühl, "nicht richtig" zu sein und bezweifelte auch ernsthaft, als Missbrauchte je von Gott angenommen zu werden.

Sie hat einen der schönsten Sätze, die ich in einer Therapie gehört habe, gesagt: "Es darf gewesen sein". Damit meinte sie natürlich nicht, dass es gut, was ihr geschehen war, aber das dieses Geschehene sie in keiner Weise entwertete und sie auch als "Missbrauchte" so sein durfte, wie sie war. Am Schluss der Behandlung meinte sie, "ich bin missbraucht worden, je, aber ich bin nicht "die Missbrauchte", meine Identität ist nicht die Missbrauchte, die ist frei von diesem Mist".

queequeg antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 26993

@queequeg 

Die Wiederherstellung der erschütterten Identität ist so wunderbar. 

Was jemand in den Ich-Bin-Aussagen transportiert sind wichtige Hinweise, wie weit die Heilung gediehen ist. 

deborah71 antworten
neubaugoere
Beiträge : 18225

@stern 

Danke für das Thema. Schwieriges darf nicht in einer Schublade versauern. 

Ich selbst kenne Machtmissbrauch, Schläge, Herabwürdigungen in meiner Herkunftsfamilie. - Ich kenne auch Vergewaltigung (Freund).

Vergebung ist ein Geschenk. Es ist keine Leistung. Wir können sie nicht "machen". Vergebung ist die Folge von ... innerer Wandlung, Erneuerung der Sinne.

Ich konnte meinem Vergewaltiger vergeben; kann ihn heute so behandeln wie jeden anderen auch (auch wenn wir uns nicht mehr sehen, ich denke an ein zufälliges Treffen in der Öffentlichkeit und habe das oft durchdacht, in Gedanken durchlebt).

Und ich konnte und kann meinen Eltern vergeben. Es ist ein Geschenk. Ich konnte das "vor Christus" nicht. Auch wenn wir nie darüber gesprochen haben. Ich glaube, dass ich das ruhen lassen kann und sie heute in ihrem Alter nicht mehr konfrontieren muss. Sie haben genug mit sich zu tun. Einiges arbeiten wir immer noch auf. Gott schenkt dann neue Wege, neue Ideen. Anderes ruht eben. - Nein, ich stumpfe nicht ab. Ich habe gelernt, mich zu positionieren, mich abzugrenzen, zu mir zu stehen. Manchmal bin ich heute sogar vertrauter Ansprechpartner, Ratgeber für meine Eltern. (mein Bruder kann z.B. nicht vergeben, er kennt Gott nicht, wie alle anderen auch nicht)

Allerdings - wiederholt sich das schon lange nicht mehr wie eben in der Kindheit. Vielleicht, weil wir uns gemeinsam entwickeln, nachdem Christus in mein Leben kam. <-- das ist mein Erklärungsversuch.

neubaugoere antworten
7 Antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 3117
Veröffentlicht von: @neubaugoere

Und ich konnte und kann meinen Eltern vergeben. Es ist ein Geschenk. Ich konnte das "vor Christus" nicht. Auch wenn wir nie darüber gesprochen haben. Ich glaube, dass ich das ruhen lassen kann und sie heute in ihrem Alter nicht mehr konfrontieren muss. Sie haben genug mit sich zu tun. Einiges arbeiten wir immer noch auf. Gott schenkt dann neue Wege, neue Ideen. Anderes ruht eben. - Nein, ich stumpfe nicht ab. Ich habe gelernt, mich zu positionieren, mich abzugrenzen, zu mir zu stehen. Manchmal bin ich heute sogar vertrauter Ansprechpartner, Ratgeber für meine Eltern. (mein Bruder kann z.B. nicht vergeben, er kennt Gott nicht, wie alle anderen auch nicht)

Allerdings - wiederholt sich das schon lange nicht mehr wie eben in der Kindheit. Vielleicht, weil wir uns gemeinsam entwickeln, nachdem Christus in mein Leben kam. <-- das ist mein Erklärungsversuch.

Ich denke nicht, dass man Vergebung 'offiziell' machen muss. Oftmals ist das einfach ein innerer Vorgang. 
Vielleicht hat's auch was mit zunehmendem Alter und Lebenserfahrung zu tun. 
Oder wenn man (wie ich) Hintergründe erfährt, die zu manchem (ganz sicher) ungutem Verhalten geführt haben. 

chai antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 18225

@chai 

Ja, ich halte Vergebung auch für einen inneren Vorgang, es hat mit mir zu tun. Dieses "nach außen offiziell machen" - da darf man mit Geschwistern ins Gespräch gehen/kommen ... ob sie vielleicht etwas anderes wahrnehmen an mir und meinem Verhalten, dass sie auf solcherlei Gedanken kommen; oder nach ihrer Sicht auf Vergebung fragen; oder ins Gespräch kommen darüber, dass Vergebung keine "Leistung" ist, die ich einfordern könnte, sondern eben ein Geschenk, das quasi wächst; oder Vergebung etwas ist, das wächst. Vielleicht haben ja andere von mir einen Eindruck, dass ich nicht vergeben kann - da lohnt es sich nachzufragen; vielleicht stimmt meine Eigenwahrnehmung nicht mit der Fremdwahrnehmung überein. Da könnte ich mit Jesus dran arbeiten. (sind so meine Gedanken täglich) "Aber" ... was in meinem Inneren geschieht, hat Auswirkungen nach außen ... und kann sich in meinem Verhalten äußern.

neubaugoere antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 18225

@chai 

Veröffentlicht von: @chai
Ich denke nicht, dass man Vergebung 'offiziell' machen muss. Oftmals ist das einfach ein innerer Vorgang.
Vielleicht hat's auch was mit zunehmendem Alter und Lebenserfahrung zu tun.
Oder wenn man (wie ich) Hintergründe erfährt, die zu manchem (ganz sicher) ungutem Verhalten geführt haben. 

Magst du über diese Hintergründe reden?

neubaugoere antworten
Chai
 Chai
(@chai)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 3117

@neubaugoere Nun ja - mal ganz allgemein

Ein ungeliebtes Kind, das nicht aufmucken und nicht auch mal jammern durfte, trägt seine Last natürlich auf irgendeine Weise weiter in die nächste Generation. 

chai antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 18225

@chai 

Ja, verstehe. - Und: Gott kann. (den Unterschied machen, verändern, Lasten abnehmen)

neubaugoere antworten
Goldapfel
(@ga2)
Beigetreten : Vor 11 Monaten

Beiträge : 1301

@neubaugoere 

 Und: Gott kann. (den Unterschied machen, verändern, Lasten abnehmen)

Halleluja, Amen!, sag ich mal dazu.☺️

Ich habe eigentlich nie aufgehört zu glauben, dass Er kann. Innere Heilung schenken. Es auch nie jemand anders wirklich zugetraut. Stichwort Therapie(versuche). Manches mag helfen, etwas anders zu gucken bzw. etwas zu entdecken, aber Heilung kommt dadurch noch nicht.
Wenn das innere  Selbst tief erschüttert ist und grundlegendes Urvertrauen fehlt, das sich auch beim Heranwachsen durch immer wieder neue Erschütterungen nicht wirklich bilden konnte, kann das meiner Überzeugung nach tatsächlich nur Gott wirklich ganz heilen und alles in etwas Neues, etwas Kostbares verwandeln.

Vielleicht sagt unser Psychiater i.R. hier ja etwas anderes, hat da andere Erfahrungen.

Meine, zugegebenermaßen subjektive, Erfahrung ist da sicherlich anders, als seine subjektiven Erfahrungen und mein Glaube und Gottesbild sind es auch.

Ich denke nicht, dass Psychotherapie grundsätzlich überflüssig ist, aber es war eben nicht mein Weg.

ga2 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 7372

@ga2 

"Vielleicht sagt unser Psychiater i.R. hier ja etwas anderes, hat da andere Erfahrungen."

Natürlich könnte ich - außer, dass ich eben andere Erfahrungen habe - noch ziemlich viel dazu schreiben. Aber das hätte keinen Sinn. Entscheidend ist ja, dass geholfen wurde.

In einigen Studien wurde der therapeutische Effekt verschiedener Therapien untersucht. Das Ergebnis war, dass nicht die Therapieart entscheidend ist, sondern wie überzeugt der Therapeut seine Richtung vertrat und wie gut das ein Patient für sich annehmen konnte. 

queequeg antworten


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