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Mitglieder von freien evangelischen Gemeinden - Erfahrungen mit Schulen


Helena
 Helena
Themenstarter
Beiträge : 4

Welche Erfahrungen habt ihr als Mitglieder von freien evangelischen Gemeinden mit den Schulen eurer Kinder gemacht? Wurde euer Glaube respektiert?
Besuchen eure Kinder staatliche oder freie christliche Schulen (staatlich anerkannte Privatschulen)?

Antwort
2 Antworten
Orangsaya
Beiträge : 2984
Veröffentlicht von: @helena

Welche Erfahrungen habt ihr als Mitglieder von freien evangelischen Gemeinden mit den Schulen eurer Kinder gemacht?

Es liegt zwar sehr lange zurück und weil damals die Gemeinde überaltert war, gab es wenig Schüler, die zur FeG gehörten. Damals gab es im Grunde keinen Unterschied. Ganz im Gegenteil, die Freundschaften waren durchmischt. Einige machten bei der Schülerzeitung mit, oder sie beteiligten sich an der Schülervertretung, machten Klassenfahrten, usw. Im Unterricht war auch alles im großen Ganzen im grünen Bereich. Die meisten haben wohl am evangelischen  Religionsunterricht teilgenommen. Der war fast so, wie der katholische Unterricht. Es waren dieselben Themen bei beiden Konfessionen. Nur in der einen Gruppe aus evangelischer Perspektive, in der anderen Klasse aus katholischer Perspektive. Wenn es einen Konflikt gab, dann war es im Fach Biologie. 

Veröffentlicht von: @helena

Wurde euer Glaube respektiert?

Das fragst du in einer Gesellschaft, die Glauben eher belächelt? In der Regel ist es doch so, dass die Meisten leben und leben lassen. Wenn man andere nicht provoziert, Wenn man die Kinder nicht, um sie zu schützen, von den "Weltlichen" abschirmt, oder ähnliches, kommt man doch gut durch. 

Veröffentlicht von: @helena

Besuchen eure Kinder staatliche oder freie christliche Schulen (staatlich anerkannte Privatschulen)?

Zu meiner Zeit, waren es nur staatliche Schulen. Meine Tochter war in ihrer Grundschulzeit in einer katholischen Schule. Da war die Teilnahme am katholischen Religionsunterricht Pflicht und einmal die Woche mussten sie zur Messe gehen. Es war keine Bezirksschule. Deshalb war alles okay so. 

orangsaya antworten


GoodFruit
Beiträge : 2609

@helena Wenn Du Dich über christliche Privatschulen informierst, dann finde ich es fast wichtiger, Dich über die konkrete Privatschule zu informieren, die Du im Auge hast.

Ich bin vor vielen, vielen Jahren auf eine katholische Privatschule gegangen. Sie wurde von einigen Nonnen geführt und die Schulleiterin war eine solche Nonne, die von großer Weisheit durchdrungen war und in diesem Sinne die Schule leitete. Sie schaffte es immer Konflikte auf eine gute Art und Weise zu lösen. Ich war protestantischer Christ und war da nie zweite Klasse. Es war das die Zeit Anfang der 80iger Jahre, wo politisch Umweltthemen relevant wurden und sich auch politisch einiges regte. Dafür war sie sehr offen und sie hat es zugelassen, dass sehr progressive und wirklich gute Lehrer an der Schule unterrichten durften.

Kurz nachdem ich mein Abitur gemacht hatte, kam es zu einem Leitungswechsel und die Schule entwickelte sich mehr in Richtung CDU naher Kaderschmiede. Wo sie heute stehen, weiß ich nicht.

Eine meiner Töchter geht auf eine freie Bekenntnisschule. Ich habe Deinen Thread über die Probleme Deines Sohns mit der intoleranten Lehrerin gelesen und ich kann Dir sagen, dass es so etwas an der Bekenntnisschule nicht geben würde. Da kann jeder offen über seinen Glauben sprechen und er wird nicht ausgelacht, wenn Glaubensüberzeugungen die Weltsicht prägen. Das ist ein großer Vorteil.

Jeden Morgen haben die Schüler eine Andacht, die der Lehrer, der die erste Stunde gibt, vorbereitet. Das finde ich mal einen guten Start in den Tag. Ich habe den Eindruck, dass die Schüler an der Schule etwas behüteter sind als an einer öffentlichen Schule.Meine Tochter geht sehr gerne an die Schule.

Eine gute Freundin meiner Tochter hat die Schule verlassen. Sie fühlte sich als Katholikin und dazu als Mädchen, bei dem sich lesbische Neigungen zeigten, nicht voll akzeptiert bzw. befürchtete wohl Probleme - möglicherweise, ohne dass diese schon real geworden wären. Jetzt macht diese eine Phase durch, bei der sie ihre geschlechtliche Identität hinterfragt - von lesbisch über die Möglichkeit, dass sie doch eher ein Mann ist, macht die alles durch. Das dürfte meiner Tochter an der Bekenntnisschule erspart werden, weil hier ein klar biblisches Menschenbild die Grundlage ist. Jedenfalls hat sie noch nicht von solchen Diskussionen oder Problematiken berichtet. Meine persönliche Meinung ist hier, dass dies ein Vorteil ist. Nicht, weil ich Menschen, die feststellen, dass ihr Körper und ihre Seele nur bedingt in Kongruenz stehen, nicht achte, sondern weil mein Eindruck ist, dass es hier eine Zwang (es mag eine dem Zeitgeist geschuldete Mode sein) gibt, den Prozess des Hinterfragens zu durchlaufen und immer wieder neu zu diskutieren.

Ich meine, dass die Personen, die von einer entsprechenden Problematik betroffen sind, das schon merken werden und da natürlich offen damit umgehen dürfen. Allerdings glaube ich nicht, dass das für alle Schüler eine so wichtige Frage ist, dass sie über Schuljahre hinweg sie begleiten sollte. Ich halte das einfach für verschwendetes Potenzial und eine Verunsicherung, die in der Entwicklung nicht guttut. Für Kinder, die eine Problematik in der sexuellen Orientierung haben, mag eine Bekenntnisschule nicht optimal sein. Das ist aber ein nur ein Verdacht und ich denke, dass man auch dort dazulernen muss und wenn Dein Sohn mal ein entsprechendes Alter hat, kann das natürlich anders aussehen.

Die Bekenntnisschulen sind ja meist eher kleiner. Von daher kann sich in der Kursstufe - als die letzten Jahre vor dem Abi - die Problematik ergeben, dass die Vielfalt an Kursen, die zustande kommen, deutlich übersichtlicher sein wird als an einer großen öffentlichen Schule. Es mag da dann aber Kooperationen mit öffentlichen Schulen geben, die diese Problematik etwas entschärfen.

Du musst Dir bewusst sein, dass von diesen Schulen erhebliches Engagement seitens der Eltern eingefordert wird. Elternstunden sind abzuleisten, von denen ein Teil Putzdienst ist. Das Schulgeld ist inzwischen auch üppig. Ansonsten haben natürlich Bekenntnisschulen mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie öffentliche Schulen auch. Es ist immer schwierig, an Lehrer zu kommen. Allerdings scheint mir an der Schule meiner Tochter die Unterrichtsausfälle geringer zu sein als an öffentlichen Schulen.

In der Entscheidung, ob eine Bekenntnisschule das Richige ist, muss sicher individuell entscheiden werden. Wie sieht die Schule konkret aus? Es gibt da Veranstaltungen, bei denen man sie kennenlernen kann, es gibt sogar so eine Art "Schnuppermitgliedschaft", bei der man probeweise am Unterricht teilnehmen kann, man kann Eltern und Schüler der Schule direkt befragen und dann muss das Kind das natürlich auch wollen. Tendenziell finden dort eher sensible Schüler eher ein Umfeld, in dem sie wachsen können und die Möglichkeit, offen seinen Glauben zu leben, ist ein großes Gut. Die Andachten halte ich für eine wichtige Sache. Aber im Grunde genommen ist es eine Schule und den Unterrichtsstoff kann ich auch an einer öffentlichen Schule vermittelt bekommen. Wer da glücklich ist, für den ist das sicher auch kein schlechter Weg.

Was die intolerante Lehrerin an der öffentlichen Schule angeht, so ist das ein Problem, dass es da eigentlich nicht geben dürfte. Der Lehrer darf seine Position nicht missbrauchen, um irgendwelche Propaganda zu betreiben oder Menschen zu verachten, die eine vom Grundgesetz geschützte Haltung an den Tag legen. So etwas geht gar nicht. Das muss ihr jemand beibringen und vermutlich macht das der Schulleiter besser als die Elternschaft. Es geht ja nicht darum, die Lehrerin zum Glauben zu bringen (obwohl das sicher auch eine Lösung wäre), sondern darum, dass sie Grenzen akzeptieren muss und als Beamtin das Grundgesetz zu achten hat. Das ist ein Rechtsding und im Kontext der Schule eine Machtfrage, die über die Hierarchie in der Schule zu klären ist. Letztendlich ist auch der Schulleiter für das verantwortlich, was an seiner Schule passiert.

Dieser primitive und agitative Atheismus ist nicht weniger primitiv als wie Mission mit der Keule. Das geht heute gar nicht mehr. Ich arbeite für ein größeres Unternehmen und bei uns wird viel Wert auf eine offene und integrative Kultur gelegt. Die Achtung für den Nächste - ganz gleich, was seine Haltung und sein Kontext auch sein mag: Geschlecht, sexuelle Orientierung, kultureller Hintergrund, Behinderung etc. sind zu achten, gleichberechtigt zu behandeln und zu integrieren. Diese Haltung fällt mir als Christ unter dem Doppelgebot der Liebe natürlich leicht. Aber es ist eher nicht der christliche Glaube, dem die Firmenkultur entspringt, sondern wohl eher der Umstand, dass es einmal eine große menschliche Maxime ist, so eine Haltung an den Tag zu legen und dass ein großes Unternehmen sich einfach nicht leisten kann, durch zwischenmenschliche Konflikte auf der Basis einer Andersartigkeit oder einem Nichtakzepttieren derselben, Probleme in Geschäftsabläufen oder mit Kunden zu bekommen. Wer global agiert, der hat automatisch mit den verschiedensten Menschen und den verschiedensten Kulturen zu tun. Um dem gerecht zu werden, empfiehlt es sich wirklich, da offen zu sein und sensibel und mit Interesse und Achtung auf die Besonderheit des Anderen einzugehen. Und wenn eine Dorfschullehrerin ihren Schülern etwas wirklich Gutes tun will, dann richtet sie ihre Lehre entsprechend aus.

 

goodfruit antworten
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