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Vergebung - wie funktioniert das praktisch?


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Beiträge : 24765

Fernab von religiösen Bildern und Theologie:

Wenn wirklich schlimme Dinge (geht nicht um fremdgehen oder so, ich meine wirklich schlimme Dinge ohne dazu Näheres sagen zu wollen) in einer Partnerschaft passiert sind und der andere einem Schlimmes angetan hat, wie kann man ihm vergeben? Wie darüber reden lernen?

 

Wie funktioniert das praktisch? Was bedeutet das?

Und kann man das, wenn man nicht weiß, ob Vertrauen überhaupt gerechtfertigt ist?

 

Ich habe darüber in meiner Bubble geredet aber ich meine, es ist fairer, Menschen zu fragen, die über die Situation nichts wissen und ein Weltbild vertreten, dass eher dem des Partners entspricht als meinem.

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neubaugoere
Beiträge : 16104

Hej, ich frag mal vorsichtig: Fragst du als Christ/in? oder als Nicht(christus)gläubige/r?

neubaugoere antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24765

@neubaugoere das Problem fiel mir gerade auf und habe es ergänzt..

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Themenstarter
Beiträge : 24765

Ich bin kein Christ, werde nicht beten und muss da eigenverantwortlich durch, bitte respektiert das, es geht mir nur um das zwischenmenschliche...

 

 

Das ergänzen hat nicht funktioniert.. war zu langsam.

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neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16104

@streptococcus 

Wir Christen sind auch für das verantwortlich, was wir tun. 😉 Diese Verantwortung wird uns nicht abgenommen. 🙂

Ich werde dir nicht antworten bzw. antworten können, weil ich zwar meinem Vergewaltiger vergeben konnte und habe, dies aber nicht ohne Hilfe Jesu. Von daher, wie man in der Höhle der Löwen so schön sagt, bin ich raus.

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Lucan-7
Beiträge : 23301

@streptococcus 

Ich habe darüber in meiner Bubble geredet aber ich meine, es ist fairer, Menschen zu fragen, die über die Situation nichts wissen und ein Weltbild vertreten, dass eher dem des Partners entspricht als meinem.

Da du hier im Forum fragst scheinst du von einem Partner zu sprechen, der ein christliches Weltbild vertritt... irgendwie passt das dann aber nicht dazu, anderen Leute Schlimmes anzutun. Nicht, dass Christen nicht auch dazu fähig wären... aber meinst du, dass das Weltbild damit etwas unmittelbar zu tun hat?

 

Wie funktioniert das praktisch? Was bedeutet das?

Und kann man das, wenn man nicht weiß, ob Vertrauen überhaupt gerechtfertigt ist?

Vertrauen und Vergebung sind erst einmal zwei verschiedene Dinge. Und bei der Vergebung geht es auch nicht in erster Linie um die andere Person - denn darauf hast du keinen Einfluss - sondern um dich selbst.

"Vergebung" bedeutet, deine Enttäuschung, deinen Hass, deine Wut, deine Bitterkeit nicht dein Leben bestimmen zu lassen. Denn daraus erwächst nichts Gutes. Es bedeutet NICHT, so zu tun als wäre nichts passiert oder einfach alles zu vergessen, was gewesen ist. Und es bedeutet auch nicht, dass es keine Konsequenzen gibt.

Wie kann man das nun erreichen? Je nachdem, was da war, kommt man da schnell an seine Grenzen. Ich behaupte nicht, dass ich ohne weiteres alles vergeben könnte, da habe ich sicher auch meine Grenzen.

Aber es hilft mir sehr, wenn ich mir klar mache, dass jede Person Gründe hat für das, was sie tut. Diese "Gründe" sind oft nicht nachvollziehbar, aber sie haben immer irgendwelche Ursachen.

Ich kenne beispielsweise eine Frau, die ihren Mann auf übelste Weise unterdrückt und ihren erwachsenen Sohn gegen seinen Vater aufhetzt und ihn nach Strich und Faden ausnutzt. Diese Frau ist verbittert und handelt oft regelrecht bösartig.

Aber ihre Mutter ist genau so... und dieser Egoismus, diese Engstirnigkeit und Bösartigkeit zieht sich durch die ganze Familie. Sie ist nie wirklich geliebt worden und vermag auch jetzt nicht zu lieben. Und man sieht ihr ihre Bitternis an.

Ihre Handlungen betrafen eines Tages auch mich und Freunde von mir, die von ihr schlecht behandelt wurden. Aber mit dem Wissen, das ich über diese Frau habe, kann ich ihr vergeben... wie kann ich wütend sein, wenn ich eher Mitleid haben sollte? Sie hat nie gelernt, sich selbst oder andere zu lieben. Also belaste ich mich auch nicht damit, wenn sie mich schlecht behandelt.

Natürlich ist es nicht immer so einfach. Aber es ist trotzdem immer so, dass es Gründe gibt, warum Menschen so sind wie sie sind oder warum sei so handeln, wie sie es tun. Oft verstehen wir diese Gründe nicht... aber sie sind trotzdem da. Und dieses Wissen hilft mir dabei, anderen Menschen vergeben zu können.

lucan-7 antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24765

@lucan-7 das mit den Gründen ist mir bewusst und hilft mir leider auch Jahre später nicht.

 

Und nein, ich denke nicht, dass ein christliches Weltbild generell zu solcherlei Problemen führt, das wollte ich nicht sagen. Ich denke zur Einstellung zum Thema Vergebung hat das was zu tun und vielleicht auch mit der Hoffnung darauf, das andere einem vergeben.

Und vielleicht auch mit der Perspektive, wie viele Chancen man für so manche wiederkehrende Verfehlungen von anderen sich erhofft.

Generell kann jeder schlimmen sche.... machen, dafür ist die Weltsicht ja nicht unbedingt entscheidend.

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 23301

@streptococcus 

Ich denke zur Einstellung zum Thema Vergebung hat das was zu tun und vielleicht auch mit der Hoffnung darauf, das andere einem vergeben.

Auch unter Christen wird die Sache mit der Vergebung recht unterschiedlich gesehen, soweit ich das mitbekomme. Ich selber sehe mich ja nicht als Christ, aber Vergebung bedeutet mir etwas.

Ich habe den Eindruck, dass du Vergebung mit einer bestimmten Erwartungshaltung verknüpfst. Aber das ist auch erst mal völlig unabhängig von deiner eigenen Vergebung zu sehen. Im Vaterunser heisst es ja: "Vergib' uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!" - und nicht etwa: "Mach' bitte, dass auch andere Leute uns unsere Schuld vergeben!"

Wir sind erst mal nur für uns selbst verantwortlich. Und wenn wir uns schuldig machen, und andere Leute uns nicht vergeben können - dann vergibt uns trotzdem Gott. Das heißt, die Vergebung ist trotzdem da - vorausgesetzt, wir sind unsererseits dazu bereit, zu vergeben. Es ist also eine Frage der Herzenshaltung.

Wenn du sagst, dass du zwar die Gründe hinterfragst, aber trotzdem nicht vergeben kannst, dann würde ich einmal deine eigenen Erwartungen hinterfragen. Denn wenn du die Vergebung von der Reaktion Anderer abhängig machst, dann befindest du dich immer noch in einer Art Abhängigkeit... und sich davon zu befreien geht ja mit der Vergebung einher, das ist der Sinn der Sache.

lucan-7 antworten


Deborah71
Beiträge : 23910

@streptococcus 

Zum Beitrag

Ein paar praktische Aufarbeitungsdinge, unsortierte Reihenfolge:

- Das verletzende Ereignis aufschreiben einschließlich aller Gefühle.
Das ordnet die Gedanken und wenn man alles schwarz auf weiß vor sich sieht, gibt es eine leichte Distanz und kocht nicht mehr so stark im Inneren. Auch reduziert sich das Hilflosgefühl.

- Welche Grenzen müsstest du, willst du setzen?

- Gibt es Anteile am Ereignis, wo du auf dich ärgerlich bist? (Sehr sensitive und hilfsbereite Menschen kreiden sich selbst oft an, dass sie etwas nicht haben verhindern können. Das ist eine unrealistische Forderung an sich selbst)

- Realität anerkennen, um sich damit auseinandersetzen zu können: Ja, es ist passiert und es ist mir passiert.

- Sich mit Täuschung, Enttäuschung und Ent-Täuschung befassen. (Ich habe mich in XY getäuscht, XY hat mich enttäuscht; Gut, dass sie Täuschung aufgeflogen ist, bevor der Schaden noch schlimmer geworden wäre.

- Wer kann dir deinen emotionalen Schaden  ersetzen?  (der Materielle ist gesetzlich geregelt) Der Verursacher kann es jedenfalls nicht. Und wenn er seine Tat nicht einsieht, dann verstärkt das den Schmerz. Sieht er seine Tat ein, gibt das eine gewissen Entspannung.  Bleibt man aber bei der eigenen Forderung, XY muss mir den emotionalen Schaden wieder gut machen, dann reißt man mit jedem Gedanken daran die innere Wunde wieder auf. Ver-gibt man die Forderung...gibt sie weg, lässt sie los, kann Entspannung entstehen und die Wunde beginnen zu heilen.

 

Kannst du mit diesen Punkten etwas anfangen? Gibt es dir Anhaltspunkte zum Verarbeiten?

 

deborah71 antworten
1 Antwort
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 24765

@deborah71 das hilft mir sehr, danke ❤️

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Themenstarter
Beiträge : 24765

@streptococcus 

 

Dazu braucht es kein Christsein wenn es um Vergebung geht. Vergebung findet sich in vielen Anschauungen.

Schau mal, was eine krankenkasse dazu denkt. Welche Folgen das auf deine Gesundheit hat.

 

https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/achtsamkeit/warum-vergeben-wichtig-ist-und-wie-es-klappt/

 

Viel Erfolg und Mut.

 

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2 Antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 23910

@meriadoc 

Sehr guter Artikel.

Und was das Christsein betrifft...  da geht es zuerst um Vergebung von und Versöhnung mit Gott durch Christus. 😉

deborah71 antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 16104

@meriadoc 

Ja, guter Artikel, da schließe ich mich an.

neubaugoere antworten


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