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Nervige Methoden im Film

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Lucan-7
Themenstarter
Beiträge : 21562

Mir ist jetzt keine bessere Überschrift eingefallen... gemeint sind bestimmte Erzählstrukturen und Ereignisse, die so nur im Film vorkommen und angewendet werden, um Spannung zu erzeugen oder Botschaften zu vermitteln.

So weiss man als Zuschauer sofort, wenn der Protagonist eine Tür öffnet und Fliegengesumm zu hören ist, dass dahinter eine Leiche liegt. Leute die husten sterben kurz darauf. Schallgedämpfte Pistolen machen "Plopp". Computerexperten klappern ein paar Sekunden auf der Tastatur herum und rufen dann "ich bin drin", egal worum es gerade geht.

Filme benutzen ihre eigene visuelle Sprache und Codes und machen es uns damit leichter, der Handlung zu folgen... es mag also nicht immer realistisch sein, aber es ergibt oft trotzdem Sinn.

Es gibt aber auch Elemente, die immer wieder angewendet werden und die mich inzwischen nur noch nerven. Und inzwischen passiert es sogar, dass ich Serien abbreche, wenn es damit übertrieben wird.

Wenn ich nachdenke fallen mir hier wohl ein Dutzen Dinge und mehr ein... hier mal ein paar Beispiele, die mich besonders nerven.

 

- "Ich drehe mich gaaaaaanz langsam um"

Es ist doch sehr auffällig, dass sich die Leute im Film, wenn sie von einem Monster/Mörder/Sonstwas verfolgt werden und verdächtige Geräusche hören extrem langsam umdrehen. Da bewegt sich die Heldin der Geschichte in einer finsteren Höhle, hört plötzlich ein verdächtiges Geräusch hinter sich. Aber statt sich sofort umzudrehen entfährt ihr zunächst ein gehauchter Schreckenslaut. Dann fängt sie erst einmal leise an zu schluchzen, um Spannung aufzubauen... und dann fängt sie an, sich langsam umzudrehen. Die Kamera zeigt das Gesicht erst frontal, nach einer Vierteldrehung wird dann die Gegenperspektive über die Schulter gezeigt, bevor sie die Drehung des Kopfes dann irgendwann beeendet und endlich erblickt, was denn da nun hinter ihr steht (Das Monster/der Mörder natürlich, was denn sonst?).

Da frage ich mich doch, was das Monster denn in der Zwischenzeit alles gemacht hat. Bis die Frau sich endlich umgedreht hat hat es Zeit, sich noch einen Kaffee zu machen und die Zeitung zu lesen, vielleicht noch ein paar Mails beantworten und weiter darauf zu warten, dass die dumme Nuss einen endlich erblickt hat, damit die Handlung weitergehen kann... na ja.

Es ist ein Stilmittel, und es funktioniert ja auch. Aber weil es IMMER angewendet wird ist es einfach extrem nervig - weil sich NIEMAND so verhalten würde. Weder Held noch Monster. Und ich warte darauf, dass sich jemand in einem Film mal schnell umdreht, wie jeder Mensch es in so einer Situation tun würde!

 

- "Wer sich liebt, der lügt sich an"

Ein Stilmittel ganz anderer Art, nämlich ein erzählerisches, finde ich inzwischen auch sehr störend. Da ist irgendwo ein Paar, verliebt, verheiratet und glücklich miteinander. Dann bekommt einer der beiden ernsthafte Probleme... Arbeitslosigkeit, die Mafia ist hinter einem her, eine Krankheit, Geldnöte, was weiss ich. Und er/sie setzt dann alles daran, dass es der Partner auf keinen Fall herausfinden darf.

Nicht falsch verstehen: Das kann eine gute Grundlage für einen spannenden Film sein, warum nicht?

Es ergibt nur überhaupt keinen Sinn, wenn hier demonstrativ ein Paar gezeigt wird, das sich eigentlich in allen Dingen vertraut und sich tatsächlich aufrichtig liebt. Denn wäre das der Fall, würde man solche Dinge kaum voreinander verheimlichen wollen.

Aber genau das will man uns verkaufen: Zerstörtes Vertrauen als wahren "Liebesbeweis". Und das nur, um eine zusätzliche Spannungsebene zu kreieren, weil die Hälfte des Films dann von den Versuchen handelt, den Partner auf keinen Fall die Wahrheit herausfinden zu lassen.

Wie gesagt: Kann man machen, kann auch spannend sein. Hat nur mit Liebe und Partnerschaft überhaupt nichts zu tun...

 

- "Ich traue mich nicht, nochmal zuzuschlagen oder die Waffe zu nehmen!"

In vielen Filmen taucht ein fieser Bösewicht auf, der den Helden nach dem Leben trachtet. Dann kommt es irgendwann zum Kampf, auf Leben und Tod wohlgemerkt. Der Fiesling ist bewaffnet und haushoch überlegen, die armen Helden haben kaum eine Chance. Aber irgendwann schafft es jemand trotzdem, einen schweren Gegenstand zu greifen und dem Kerl von hinten kräftig auf die Rübe zu geben... der Fiesling strauchelt benommen, fällt womöglich sogar auf die Knie, ist für den Moment ausgeschaltet... gewonnen!

Ha! Von wegen! Natürlich nicht... erschrocken vom eigenen Mut lässt der Held/die Heldin den Gegenstand fallen. Und die umstehenden Kameraden rufen: "Nichts wie weg", als sich der Fiesling bereits wieder aufrappelt und zu seiner Waffe greift.

Um... hallo? Man kann auch nochmal zuschlagen? Und dann nochmal? Man kann zumindest die Waffe nehmen? Die werten Freunde könnten auch dabei helfen, den Typen zu überwältigen - er WAR doch schon praktisch ausgeschaltet! Stattdessen stehen die Leute wie blöd herum und warten höflich, dass er wieder aufsteht und seine Waffen nimmt, damit die Handlung noch eine halbe Stunde weitergehen kann...

Nichts dagegen einzuwenden, dass ein Schurke nicht gleich überwältigt werden kann. Aber dann bitte nicht auf derartig billige Weise erzählt, mit Protagonisten, die eigentlich hart im Nehmen sind und um ihr Leben kämpfen. So blöd kann eigentlich niemand sein - aber etliche Regisseure erzählen uns trotzdem genau diese Story...

 

Na ja, wollte ich nur mal so zur Diskussion stellen. Vielleicht übertreibe ich ja... oder euch fallen selber Elemente ein, die euch immer wieder auf den Senkel gehen. Würde mich mal interessieren.

 

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72 Antworten
Feliciah
Beiträge : 1252

@lucan-7

Was mich ein wenig nervt und mir in einigen Filmen seit ein paar Jahren auffällt ist dieser "Whoo Whoo Whoo-Ausdruck". Als Ausdruck der Verwunderung. Das klingt so etwas langsam gedehnt... 

Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine. 🙃 

 

feliciah antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21562

@feliciah 

Was mich ein wenig nervt und mir in einigen Filmen seit ein paar Jahren auffällt ist dieser "Whoo Whoo Whoo-Ausdruck". Als Ausdruck der Verwunderung. Das klingt so etwas langsam gedehnt...

Stimmt, das wirkt etwas merkwürdig. Hierzulande macht das wohl keiner, und ob das in den USA gängig ist kann ich selber nicht beurteilen...

 

 

lucan-7 antworten


Miss.Piggy
Beiträge : 1940

@lucan-7 

Für meinen Geschmack gibt es allmählich zu viele Filme mit folgender Handlung: Misanthrop (meist männlicher, etwas verschrobener, miesepetriger Typ) wird plötzlich mit Menschen konfrontiert, die in sein Leben eindringen und seine Gewohnheiten stören. Allmählich merkt er, dass menschliche Gesellschaft ihm eigentlich doch gut tut und aus einem unfreundlichen Grobian wird der nette Onkel von nebenan.

Einer der besten, wahrscheinlich sogar der beste Film dieser Art ist "Besser geht´s nicht" mit Jack Nicholson und Helen Hunt. Den liebe ich!

Aber mittlerweile finde ich das Thema ein bisschen ausgelutscht und will nicht die 50. Variante davon sehen.

miss-piggy antworten
2 Antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 1252

@miss-piggy 

Einer der besten, wahrscheinlich sogar der beste Film dieser Art ist "Besser geht´s nicht" mit Jack Nicholson und Helen Hunt. Den liebe ich!

Das ist auch einer meiner Lieblingsfilme! 😍 Nebenbei gehört Jack Nicholson für mich zu einem der besten Schauspieler in der Filmbranche. 

feliciah antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21562

@miss-piggy 

Für meinen Geschmack gibt es allmählich zu viele Filme mit folgender Handlung: Misanthrop (meist männlicher, etwas verschrobener, miesepetriger Typ) wird plötzlich mit Menschen konfrontiert, die in sein Leben eindringen und seine Gewohnheiten stören. Allmählich merkt er, dass menschliche Gesellschaft ihm eigentlich doch gut tut und aus einem unfreundlichen Grobian wird der nette Onkel von nebenan.

Na ja... diese Art von Geschichte stellt ja praktisch schon ein eigenes Genre dar. Die Weihnachtsgeschichte von Chrles Dickens ist da ja so was wie ein Prototyp.

Solche Geschichten werden wohl ebensowenig aussterben wie "armes Mädchen liebt reichen Kerl" bzw. umgekehrt...

Einer der besten, wahrscheinlich sogar der beste Film dieser Art ist "Besser geht´s nicht" mit Jack Nicholson und Helen Hunt. Den liebe ich!

Richtig... und solange es ab und zu solche richtig guten Filme gibt darf sich da auch manche Geschichte gerne wiederholen... 😀 

 

lucan-7 antworten
CoffeeandBible
Beiträge : 80

Was mir häufig in Filmen auffällt & ich persönlich relativ "nervig" finde:

  • Dieses "Rettung in allerallerletzter Sekunde".. Finde ich per se gar nicht mal schlecht, aber es kommt gefühlt dermaßen häufig vor, dass es mittlerweile voraussehbar & fade ist..
  • Traumszenen & vor allem dann immer mit diesem obligatorischen "Aufschrecken" hinterher.. Meiner Meinung nach ist das häufig im ersten Moment irritierend & meistens auch überhaupt nicht relevant für die allgemeine Handlung des Filmes
coffeeandbible antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21562

@coffeeandbible 

Traumszenen & vor allem dann immer mit diesem obligatorischen "Aufschrecken" hinterher.. Meiner Meinung nach ist das häufig im ersten Moment irritierend & meistens auch überhaupt nicht relevant für die allgemeine Handlung des Filmes

Stimmt. Da passiert dann irgendwas Dramatisches, und dann heisst es: "Ätsch, war nur ein Traum". Das aber so vorhersehbar, dass es einfach langweilig ist.

Und wie du sagst: Es bringt auch nichts für die Handlung, der Regisseur wollte einfach nur diesen "Schockeffekt" haben. Der aber nicht wirkt, weil man das als Zuschauer sofort durchschaut.

lucan-7 antworten


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