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Serienthread 2024

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Jack-Black
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Der Ordnung halber starte ich nun mal zum Frühjahrsanfang den entsprechenden Serienthread für das Neue Jahr... 🙂

Am besten sowohl den Titel als auch die Stelle in der Medienwelt nennen, wo man die Serie, für die geworben oder vor der gewarnt wird, zu sehen bekommt!

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44 Antworten
Jack-Black
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Und zum Einstieg mein erster Tipp:

Northern Lights.

Eine sechsteilige Drama-Serie, die man bei ZDFneo in der Mediathek anschauen kann. Keine Ahnung, für wie lange noch - ich zappte gestern zufällig genau da rein, als der erste Teil begann. Und blieb dann - da die Serie in einem Rutsch gesendet wurde - bis nachts um 4 vor'm Apparat hängen.

So fängt's an: Ein Mann verläßt, emotional irgendwie etwas angefasst, einen Pub, geht nach hause durch strömenden Regen - und bemerkt dabei eine Frau, die auf das Geländer einer Brücke gelehnt da steht und auf's Wasser starrt, ohne sich zu rühren. Aus dem Fenster seiner Wohnung schauend, bemerkt er, dass sie immer noch dort steht. Er geht zurück zur Brücke und spricht sie an und lädt sie ein, in seiner Wohnung ein wenig Schutz vor dem Regen zu nehmen.

Die beiden kommen in's Reden, scheinen irgendwie auf einer Wellenlänge zu schwimmen...

Ja, und ein paar Stunden, die aus sehr vielen Rückblenden bestehen, und in denen einem alten Knochen wie mir mehrmals das Pipi in den Augen stand, wissen die Zuschauer eine Menge mehr über sie und ihn und wie unterschiedlicher Leute Lebenswege sich manchmal kreuzen und wie unterschiedliche Leute unterschiedliche Schicksalsschläge erleiden müssen... Einer dieser Schicksalsschläge wird erst ungefähr im letzten Viertel der Serie so richtig offenbar, auch wenn ich mich rühme, ihn schon seit ungefähr der Hälfte vorausgeahnt zu haben.

Das dominierende Thema ist Trauer und/oder Traurigkeit. Aber auch Freundschaft und Glück kommen nicht zu kurz und auch nicht der Humor und ein gewisser irischer Vibe, den ich nicht in Worte zu fassen vermag (die Geschichte spielt in Dublin).

Die Darsteller sind großartig. Den Hauptdarsteller (Stephen Jones) meinte ich schon mal in irgendeinem anderen Zusammenhang gesehen zu haben, die Hauptdarstellering (Elva Trill) war mir unbekannt. Auch die Nebenrollen (die z.T. sehr viel Screentime bekommen) wurden von mir unbekannten Schauspielern verkörpert  - alle machen ihren Job hervorragend.

Kamera/Bild und Sound sind okay - es gibt nix zu meckern, aber preiswürdig sind sie auch nicht unbedingt. Der Schnitt ist aber sehr gut für die Dramaturgie eingesetzt, der rangiert also oberhalb des Durchschnitts.

Der Plot... Ich sag mal so: was fehlt, sind die Schurken. Alle Figuren sind für meinen Geschmack etwas zu gut, zu liebevoll gezeichnet. Alle haben sie ihre Schwächen und tun auch mal das Falsche - aber stets tun sie es aus den "richtigen Gründen"... So könnte man, mit ein paar Stunden Abstand, der Geschichte eine gewisse Kitschigkeit attestieren in dem Sinne, dass sie zu sehr auf's emotionale Pedal und auch auf die Tränendrüsen drückt. Andererseits wird der Kitsch eben nur gestreift und  erreicht insbesondere die Dialoge nie. Die sind wohltuend intelligent und natürlich zugleich, wie auch die Figuren. Menschen wie Du und ich, ein klitzekleines bißchen sympathischer und weiser und mehr zum Knuddeln und überhaupt besser. Aber nur ein bißchen.

Viereinhalb von fünf Taschentüchern für alle, die sich emotional einfangen lassen mögen und weder Thrilleraction noch ferne Fantasywelten brauchen.

jack-black antworten
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mamba
 mamba
(@mamba)
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@jack-black 

danke für den Tipp, das könnte was für mich sein 😊 

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Jack-Black
(@jack-black)
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@mamba Dann schau doch mal und gib gern Rückmeldung, ob meine "Rezension" gegebenenfalls irreführend oder doch treffend genug war! 🙂

jack-black antworten
mamba
 mamba
(@mamba)
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Beiträge : 169

@jack-black ich hab mir die Serie übers Wochenende angeschaut und du hast das wirklich sehr gut zusammen gefasst. Ich bin sehr berührt davon. Ich finde übrigens nicht, dass die Figuren zu liebevoll gezeichnet sind. Eher wie unperfekte, normale Menschen, die in herausfordernden Situationen versuchen, irgendwie weiter zu leben. Ich fand das sehr echt und nachvollziehbar. Danke nochmal für den Tipp.

mamba antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@mamba Danke für die Rückmeldung! 🙂

jack-black antworten


Jack-Black
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Beiträge : 3634

Kafka

6teilige Serie, abrufbar in der ARD-Mediathek.

Ich habe mir die Reihe in der letzten Nacht komplett durchgebingt und wollte meinen Senf hier rechtzeitig vor Ostern dazu geben, falls jemand vielleicht noch nach Glotz-Stoff für die Feiertage sucht.

Neben dem Tod von Jesus und der nachherigen Auferstehung, die dieser Tage ja für Christen vermutlich die Hauptsache sein dürften, und mit solch großartigen Veranstaltungen wie der RTL-Passions-Neuinszenierung (über die ich nix sagen kann, weil ich mir sowas nicht angucke) medial bedient werden, gab es anläßlich des hundertsten Todestages  im Juni diesen Jahres nun also auch eine filmische Annäherung an einen jüdisch-tschechisch-deutschen Gott der Literatur: Franz Kafka.

Ich muß gestehen: Ich bin selbst einer der Kafka-Gläubigen, für mich ist sein Werk das Großartigste, das die deutschsprachige Literatur je hervorgebracht hat, ich las schon gleich nach meinem Abitur (zum Glück waren Kafka-Werke in meinem persönlichen Schulunterricht nie vorgekommen, sodaß ich nie die unsägliche Assoziation zwischen Kafka und Schulnotendruck hatte) sämtliche Werke, die Tagebücher und Briefe Kafkas und obendrein noch drei Biografien. Jedes überlieferte Wort Kafkas war für mich sozusagen Heiliges Wort, meine völlig kritikbefreite Kafka-Nachfolge ging soweit, dass ich in meinen eigenen Liebesbriefen damals versuchte, Kafkas Stil zu imitieren. Dies sei vorausgeschickt als Begründung dafür, dass ich absolut nicht sagen kann, ob diese Serie nun gut oder schlecht ist: ich bin zu nah an dem Stoff dran, selbst, wenn sich in den letzten dreißig Jahren meine Kafka-Verehrung ein ganz klein wenig abgekühlt hat und ich in ihm nicht mehr einen real existierenden Heiligen sehe, als den ihn sein Freund Max Brod mal beschrieb.

Insofern würde ich mich freuen, wenn jemand von Euch, der/die sich die Serie angeschaut hat, hier mal eine etwas objektivere Einschätzung geben könnte.

Zum Thema: Es handelt sich um eine Art kaleidoskopisches Biopic, das nur ungefähr auch chronologisch angelegt ist: wichtige Personen in Kafkas Leben bilden für jede Folge so eine Art Überschrift, wobei allerdings, wenn es streng chronologisch zuginge, natürlich seine Familie, insbesondere der Vater, am Anfang hätte stehen müssen. Das wäre dann aber ein wohl zu düster-problematischer Einstieg gewesen und also beginnt man mit Max Brod. Dann folgen kapitelhaft:

- Felice (Bauer)

- die Familie

- das Bureau (Büro)

- Milena (Jesenská)

- Dora (Diamant)

Bis auf das Letzte kann man allen Kapiteln bestimmte Bücher zuordnen, aus denen wortwörtliche Passagen mit in die Dialoge einfließen. So gibt es z.B. jeweils einen Band von Liebesbriefen, die Kafka an Felice und an Milena schickte, es gibt die "Briefe an Ottla und die Familie", es gibt die Tagebücher (zum Thema Büro und zum Thema Familie), und hinsichtlich des Max Brod-Kapitels gibt es eine von Max Brod selbst verfasste Kafka-Biografie. Darüber hinaus finden sich in allen Kapitel mehr oder minder passende Passagen aus Kafkas literarischen Werken, nicht nur dem wenigen, was zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, sondern halt auch aus dem, was durch Max Brod entgegen Kafkas "letztem Willen" für die Nachwelt vor der Vernichtung gerettet wurde.

Für Kafka-Verehrer wie mich ist die Serie also eine Art atemloses Ostereier-Suchen: versteckt sind die Anspielungen und Zitate nicht wirklich, der Garten gleist förmlich vor all den Fundstücken. Man ist nicht damit beschäftigt, sie zu entdecken, sondern damit, sie korrekt zuzuordnen... Mir machte das eine Art Rätsel-Spaß (auch, weil meine intellektuelle Eitelkeit da schön gebauchpinselt wurde)  - ich frage mich allerdings, ob Leute, die Kafkas Werke nicht kennen, damit auch so gut bedient werden?

Nüchtern betrachtet nämlich kann sich die Serie nicht entscheiden, was sie sein will: ein unterhaltsam fesselndes Biopic, eine Klein-Drama-Serie, ein Kunst-Verdachtsfall oder eine Lehrveranstaltung? Mir will es so scheinen, dass für eine wirklich spannende Biographie-Erzählung nicht genug Spannung enthalten ist: So - mit Spannungsbögen gemäß der Drehbuch-Schreib-Fibel - verlaufen echte Leben halt selten und man hätte, damit es nicht so stottert, mehrere Themen ganz aussen vor lassen müssen. Man hätte sich womöglich auf nur eine der Kafka-Geliebten konzentrieren sollen (so, wie es ein Kino-Film tut, der dieser Tage rausgebracht wird/wurde und der sich allein auf die Liebesgeschichte mit Dora Diamant focussiert), oder auf den Konflikt mit dem Vater (es gibt einen eigenen Band welcher in der Fischer-Edition dem "Brief an den Vater" gewidmet ist). Vor allem aber hätte in einem solchen auf spannende Unterhaltung angelegten Film vermieden werden müssen, "Kunst-Brüche" einzufügen, wie sie in der Serie ständig vorkommen und meiner Ansicht nach eher der Eitelkeit des Produktionsteams geschuldet sind. Die Serie wechselt ständig zwischen "realistischen" Spielfilmszenen, theaterhafter Aufführung, Traum- bzw. Literatur-Illustrationen und comedy-mäßigen Albernheiten. Zwar werden mit Leuten wie Liv Lisa Fries (als Milena), Daniel Kehlmann (als Arthur Schnitzler) oder Lars Eidinger (als Rilke) sowohl in den Hauptrollen wie auch in den Nebenrollen die allerersten deutschen Schauspielernamen aufgeboten und die spielen auch wirklich hervorragend gut (im Rahmen dessen, was die Regie so zuläßt), aber was bringt das, wenn z.B. Robert Musil ("Der Mann ohne Eigenschaften") von einer Frau (Verena Altenberger) gespielt wird? Nichts gegen Frau Altenberger, aber als ich die da sah, war meine allererste Assoziation: Schülertheater (zumindest in meiner Schule waren Jungs in der Theater-AG immer absolute Mangelware und die meisten männlichen Rollen wurde gezwungenermaßen von Mädchen gespielt). Als geneigter Zuschauer fragt man sich: Was soll das?

A propos Besetzung: Joel Basman in der Hauptrolle ist eine totale Fehlbesetzung und zwar aus einem einfachen Grund: er ist zu klein, kann daher auch durch Kostüm und Maske nicht auf mager genug getrimmt werden und ist dann auch noch nicht schön genug. Basman spielt super, gerade die Sterbensszene ist ein darstellerischer Genuß mit zitternden Nasenflügeln. Aber er passt vom Aussehen nicht zu der Rolle und das stört umso mehr, als andere Äußerlichkeiten Kafkas, z.B. sein überliefertes keckerndes Lachen, fast schon aufdringlich "authentisch" dargestellt werden. Basmans Kafka ist, so sehr der Schauspieler sich auch anstrengen mag, eine kleine, unattraktive Witzfigur, bei der man sich ernsthaft frag, was eine Milena (es gab für diese Rolle allerdings keine bessere Besetzung als Liv Lisa Fries) oder eine Dora an so einem Männlein gefunden haben könnten. Ich wurde beim Gucken an eine andere Künstlerbiografie-Serie erinnert, nämlich an "Mit meinen heißen Tränen", in der ebenfalls kapitelmäßig der Komponist Schubert erzählt wurde. Im Gegensatz zu Kafka war Schubert körperlich unattraktiv und sein Leiden darunter (er wurde wegen seiner moppeligen Statur selbst von Freunden "Schammerl" gerufen und hatte nicht gerade Schlag ei den Frauen) wird dann auch nachvollziehbar thematisiert. Kafkas kompliziertes (sexuelles) Verhältnis zu den Frauen aber war überhaupt nicht durch sein Äußeres bedingt, die Gründe dafür werden aber in der Serie auch nicht wirklich herausgearbeitet, sondern man könnte als Nicht-Kafka-Kenner auf die Idee kommen, er habe halt einfach nicht sonderlich erotisch anziehend auf das weibliche Geschlecht gewirkt.

Darüber hinaus ist durch die geringe Körpergröße Basmans auch das Verhältnis zum Vater irgendwie falsch im Sinne von unrealistisch dargestellt. Ja, Kafka selbst zeichnet seinen Vater in dem berühmten Brief als einen Riesen und es mag sehr wohl angehen, dass er sich selbst auch als Erwachsener noch winzig klein fühlte im Verhältnis zu ihm. Aber in der Realität dürfte Kafka - wie die meisten Söhne - irgendwann seinen Vater von der Körpergröße her mit 1,82 m überragt haben. Es gibt in der Serie zwei Kusszenen: einmal küsst Max Brod Franz zum Abschied, einmal küsst Franz seinen Vater zum Abschied. Schon die erste Szene ist lächerlich, denn der Brod-Darsteller ist wesentlich größer als Basman und küsst ihn daher von oben herab auf die Stirn, während sie sich gegenüberstehen: da wirkt Kafka also wie ein Kind neben einem Erwachsenen. Später dann küsst Franz seinem Vater ebenfalls von oben auf die Stirn: allerdings muss der Vater-Darsteller dabei halt sitzen. Das sind so für mich die billigen "künstlerischen" Tricks, um etwas zu versinnbildlichen, was man ansonsten scheinbar nicht dramaturgisch darzustellen vermochte. Wozu es dann aber eines "klein" gecasteten Titelhelden bedarf. Der ist dann auch in vielen anderen Szenen, wo es auch sinnbildlich überhaupt keinen Sinn ergibt, noch klein: wenn er sich an den Kriegsversehrten vorbei in sein Büro schlängelt, oder wenn er im Bordell oder irgendwelchen gesellschaftlichen Zusammenhängen stets der Kleinste ist und ein Lars-Eidinger-Rilke eben von oben auf ihn herabblicken muss, damit gewissermaßen das genaue Gegenteil dessen ausdrückend, was eigentlich erzählt wird: dass Rilke, dieser literarische Berühmtheitsgigant, zu Kafka aufblickte (wenigstens wurde auch Franz Werfel mit Christian Friedel nicht ganz so groß gecastet...).

Ich schreibe schon wieder viel zu viel. Hhmm... Ich würde wirklich gern die Einschätzung von jenen unter Euch, die mit Kafka bislang nicht sonderlich viel am Hut hatten, lesen: Überzeugt Euch die Serie? Das deutsche Feuilleton war ja recht angetan, aber ich mißtraue dem, denn es besteht ja doch, soviel Vorurteil sei mir mal gestattet - zum überwiegenden Teil aus studierten Germanisten und verhinderten Künstlern. Wie findet Ihr die Verfremdungseffekte (ab und an wird in die Kamera gesprochen, Zitate werden eingeblendet oder Zusatzinformationen gebracht, es gibt animierte Fotomontagen oder z.B. ein in SW inszeniertes fiktives Interview mit dem alten Max Brod, in welchem die Problematik hinsichtlich dessen Veröffentlichungs-Entscheidungen ausgewalzt wird)?

Bekommt Ihr durch die Serie Lust, mal selbst (wieder) Kafka-Texte zu lesen, glaubt ihr, diesen Autoren von Weltrang nun besser zu kennen/zu verstehen?

Krankt meine kritische, ja schon eher durch Enttäuschung geprägte Einstellung zu der Serie daran, dass andere meinen literarischen Gott sich offenbar anders vorstellen, ihn anders (sakrileghaft 😉 ) interpretieren, als ich dies tue? Bitte: Eure Meinungen!

jack-black antworten
15 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Ich schreibe schon wieder viel zu viel. Hhmm... Ich würde wirklich gern die Einschätzung von jenen unter Euch, die mit Kafka bislang nicht sonderlich viel am Hut hatten, lesen: Überzeugt Euch die Serie?

Ich kenne von Kafka ja nur ein paar bekannte Kurzgeschichten (Die mich aber schon sehr beeindruckt haben) und wäre schon neugierig auf die Serie... aber ich werde wohl erst nach Ostern dazu kommen. Wenn das dann noch verfügbar ist werde ich es mir mit Sicherheit ansehen.

lucan-7 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@jack-black 

Ich habe mir die ersten beiden Folgen mal angesehen. Die Serie gefällt mir eigentlich grundsätzlich, aber wie du schon andeutest scheint sie sich an ein ganz bestimmtes Zielpublikum zu richten - und da gehöre ich mangels tieferer Kenntnisse von Kafkas Werk wohl eher nicht dazu.

Mir erscheint alles, was da zu sehen ist, völlig belanglos. Man stelle sich nur mal vor, es wäre nicht von Kafka die Rede, sondern von irgendeinem unbekannten Schriftsteller... was würde dann noch von der Geschichte bleiben? Sooo aussergewöhnlich war Kafkas Leben ja nun nicht, dass man es unbedingt hätte verfilmen müssen. Aussergewöhnlich wird sein Leben nur durch sein Werk und die besondere Perspektive auf das Leben. Aber um dieses Aussergewöhnliche zu erkennen muss man sich eben auch ausführlich mit seinem Werk befasst haben... in dem Fall mögen einem einzelne Szenen sehr viel bedeutsamer erscheinen als es für einen unbedarften Zuschauer wie mir der Fall ist.

Zwar haben mich Geschichten wie "Der Heizer" tief beeindruckt, um aber von dieser Serie gefesselt zu werden reicht das wohl nicht aus. Und ich sehe auch keinen großen Grund, warum ich mir jetzt noch den Rest ansehen sollte. Die Serie ist ein Werk für sich, interessant konzipiert, aber wohl nur für Kenner der Materie wirklich sehenswert.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 Mir erscheint alles, was da zu sehen ist, völlig belanglos.

Danke für die Bestätigung dessen, was ich ja vermutete: dass es sich hier um ein nur an Kenner der Materie gerichtetes Produkt handelt. Danke, auch wenn das ja im Grunde eine bedauernswerte Bestätigung ist!

 

Zwar haben mich Geschichten wie "Der Heizer" tief beeindruckt (...)

Bei der handelt es sich ja um das Eingangskapitel zu dem (nicht mal soweit wie "Das Schloß" oder "Der Prozeß" gediehenen) Roman "Amerika". Der Roman, bzw. dieses Romanfragment ist übrigens in meinen Augen das Kryptischste und Surrealistischste, was Kafka geschrieben hat - ich hab bis heute keine kohärente Vorstellung davon, wie er am Ende hätte aussehen/enden sollen.

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Bei der handelt es sich ja um das Eingangskapitel zu dem (nicht mal soweit wie "Das Schloß" oder "Der Prozeß" gediehenen) Roman "Amerika". Der Roman, bzw. dieses Romanfragment ist übrigens in meinen Augen das Kryptischste und Surrealistischste, was Kafka geschrieben hat - ich hab bis heute keine kohärente Vorstellung davon, wie er am Ende hätte aussehen/enden sollen.

Da habe ich auch schon drüber nachgedacht und konnte mir keinen Reim machen. Einfach im gleichen Stil fortzufahren hätte meiner Ansicht nach wenig Sinn ergeben. Wie aber das nächste Kapitel hätte aussehen können vermag ich mir auch nicht vorzustellen...

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 Wie aber das nächste Kapitel hätte aussehen können vermag ich mir auch nicht vorzustellen...

Oh, der Roman war durchaus schon weiter fortgeschritten, Max Brod veröffentlichte ihn unter dem Titel "Amerika", ich bin mir grad nicht sicher, ob Kafka selbst ihn als "Der Verschollene" hätte fertigstellen wollen (falls überhaupt). Wie das nächste Kapitel aussieht, kannst Du also jedenfalls nachlesen. 😉

 

Aber um (wieder) auf den Kafka-Geschmack zu kommen, gibt's m.A.n. bessere Texte, grad eben hab ich mir z.B. nochmal den Hungerkünstler zu Gemüte geführt. Zwei besonders starke Stellen darin sind die Kinder, die

mit offenem Mund, der Sicherheit halber einander bei der Hand haltend

vor dem Käfig stehen, sowie, in Hinsicht auf den Panther im Käfig:

dieser edle mit allem Nötigen bis knapp zum Zerreißen ausgestattete Körper schien auch die Freiheit mit sich herumzutragen; irgendwo im Gebiß schien sie zu stecken;

Ich möchte laut klatschen und mit den Füßen trampeln, wenn ich sowas lese...

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Oh, der Roman war durchaus schon weiter fortgeschritten, Max Brod veröffentlichte ihn unter dem Titel "Amerika", ich bin mir grad nicht sicher, ob Kafka selbst ihn als "Der Verschollene" hätte fertigstellen wollen (falls überhaupt). Wie das nächste Kapitel aussieht, kannst Du also jedenfalls nachlesen. 😉

Danke für den Hinweis... ich sag' ja, dass ich in Bezug auf Kafka etwas unbedarft bin, mir war nur bekannt, dass der "Heizer" der Beginn eines Romans hätte werden sollen, aber nicht, dass es noch weitere Kapitel gibt. Werde ich auf jeden Fall mal reinschauen.

 

Aber um (wieder) auf den Kafka-Geschmack zu kommen, gibt's m.A.n. bessere Texte, grad eben hab ich mir z.B. nochmal den Hungerkünstler zu Gemüte geführt.

Vielleicht sollte ich mir auch lieber das zu Gemüte führen als jetzt "Ulysses" zu lesen, um meiner Frau zu beweisen, dass ich ein intellektueller Typ bin (Sie amüsiert sich königlich darüber und bezweifelt, dass ich das schaffen werde... also muss ich da wohl jetzt durch 😣 ).

Aber das ist eine andere Geschichte...

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

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@lucan-7 Vielleicht sollte ich mir auch lieber das zu Gemüte führen als jetzt "Ulysses" zu lesen, um meiner Frau zu beweisen, dass ich ein intellektueller Typ bin

An diesen Joyce-Klassiker hab ich mich auch noch nicht drangewagt, was aber auch an der Verfilmung liegen könnte, die ich mal in irgend'nem Studentenkino sah und mich so überhaupt nicht "abholte"... Aber was Deine spöttelnde Frau angeht: Schlag Ihr doch vor, den Roman gemeinsam mit verteilten Rollen zu lesen. Vielleicht  könnte sie den berühmten Molly Bloom-Monolog auswendig lernen und Dir als Geschenk zum nächsten Geburtstag vortragen! 🙂

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Aber was Deine spöttelnde Frau angeht: Schlag Ihr doch vor, den Roman gemeinsam mit verteilten Rollen zu lesen. Vielleicht  könnte sie den berühmten Molly Bloom-Monolog auswendig lernen und Dir als Geschenk zum nächsten Geburtstag vortragen!

Gehört jetzt alles nicht hierhin... aber aus dieser Passage hat ja einst Kate Bush ihren Song "The sensual world" gestaltet, mit leicht verändertem Text, da sie bei der ersten Version noch nicht die Rechte bekam (In einer späteren Version hatte sie dann das Original zur Verfügung). Dadurch bin ich ja überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden, wobei Buch und song nicht viel miteinander zu tun haben - Kate Bush war da schon immer etwas eigenwillig.

Was meine Frau betrifft, so bevorzugt sie Asimov, Huxley, Bradbury oder auch Murakami als Bettlektüre... während ich da lieber in meine alten Micky-Maus Hefte schaue, so dass es hier zu einem gewissen intellektuellem Ungleichgewicht kommt, das ich irgendwann mal ausgleichen wollte... und was eignet sich da besser als ein Schwergewicht wie "Ulysses"? 😊 

Ob ich da wirklich Freude dran haben werde... mal sehen, ich habe mich zumindest vorab informiert worum es geht und was mich da erwartet... aber das ziehe ich jetzt demnächst einfach durch...

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

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@lucan-7 aber das ziehe ich jetzt demnächst einfach durch...

Jetzt oder demnächst?! Ja, sei tapfer, Du schaffst das! 🤡 🤪 😜 

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Ich habe jetzt auch "Kafka:Amerika" meinem Stapel hinzugefügt, insofern hat dein Hinweis auf die Serie doch etwas gebracht 😉

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

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@lucan-7 Ist ja nicht so ein dickes Buch. 😉

jack-black antworten
mamba
 mamba
(@mamba)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 169

@jack-black 

Moin 🙂

Ich habe Ostern verschnupft auf dem Sofa verbracht und habe die kleine Serie über Kafka auch geschaut.

Ich bin keine Kafka-Kennerin. Ich hatte mich vor langer Zeit mal ein wenig mit ihm beschäftigt, aber da ist nicht allzuviel hängen geblieben. Allerdings habe ich eine meiner Töchter nach Milena Jesenska genannt, weil ich in der Schwangerschaft damals "Briefe an Milena" las und den Namen wunderschön fand. Später habe ich mich dann eher mit der Biografie von Milena Jesenska beschäftigt.

Während der Buchhändler- Ausbildung musste ich mich mit seinem Brief an den Vater auseinandersetzen. Aber auch das ist Jahrzehnte her.

Ich schreibe schon wieder viel zu viel. Hhmm...

Nein, im Gegenteil, ich habe deinen langen Beitrag gerade mit Genuss gelesen und merke, dass mir da viele Details und Anspielungen entgangen sind und ich mir die Serie jetzt vielleicht unter einem neuen Blickwinkel noch einmal anschauen werde.

Die Rolle des Robert Musil fand ich auch seltsam besetzt und verstehe nicht, warum sie eine Frau spielen musste. Dein Vergleich mit Schülertheater-Besetzungen ging mir da auch durch den Kopf.

Ja und vermutlich hätte ich mir Kafka auch ziemlich anders vorgestellt, als er in der Serie von Basman gespielt wird. Was mir hängen bleiben wird, ist, dass er jeden Bissen gründlich 40 Mal kaute. 🙂

 

 

mamba antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@mamba Was mir hängen bleiben wird, ist, dass er jeden Bissen gründlich 40 Mal kaute. 🙂

Ja, er "fletcherte" eben. 😉 So, wie er auch müllerte (die Turnübungen).

Auf beides legte Kafka großen Wert und er legte da auch einen gewissen missionarischen Eifer an den Tag, andere vom Wert dieser - hmm... Selbstdisziplinierungsmaßnahmen? Rituale? Fitnessprogramme? - zu überzeugen. Das läßt sich ja seinen Briefen (in den Briefn an Milena sollte beides öfter erwähnt werden meiner Erinnerung nach) und auch seinen Tagebuchaufzeichnungen entnehmen. Es passt auf gewisse Weise in seine Zeit, in der allerhand "neue Ideen", wie man gesund zu leben habe, durch die Gazetten geisterten. Gerade das "Turnen" war damals ja sozusagen eine revolutionär-utopische Angelegenheit, dass sich Intelektuelle wie Kafka für diese Art Körperkultur begeistern konnten, ist unter kulturhistorischer Perspektive interessant (Mens sana in corpore sano war zwar ein von den ollen Römern abgeleiteter "klassischer Spruch", aber hätte man sich z.B. einen am geöffneten Fenster morgens herumturnenden v. Goethe oder Hölderlin oder auch nur Nietzsche vorstellen können?).

Was in der Serie nur sehr sparsam angedeutet wird, ist, dass Kafka auch ein "tüchtiger Schwimmer" war, also das, was man heute einen ambitionierten Freizeitsportler nennen könnte. All diese - etwas spleenig wirkenden und leider auch in der Serie nochmal besonders spleenig dargestellten - auf das Körperliche bezogenen Angwohnheiten Kafkas muss man aber, so finde ich, immer auch vor dem Hintergrund dessen betrachten, dass ihm sein Schreiben (das für ihn eine Bedeutung hatte, wie sie vielleicht gerade Christen hier im Forum nachvollziehen können: "Schreiben als Gebet") gewissermaßen auch körperlich allerhand abverlangte. Er kam ja einerseits kaum zum Schlafen und andererseits hatte er ernährungsmäßig eine seltsame Art von Skrupeln: er aß ja kein Fleisch (mögliche echte oder nur im Nachhinein zurechtrationalisierte Gründe dafür wirst Du aus dem "Brief an den Vater" vermutlich kennen) und war immer sehr schlank (oder halt: dünn). Sein dünner, womöglich durch die vegetarische "Diät" auch nicht voll ausreichend mit bestimmten Nährstoffen versorgter Körper dürfte ihm als limitierender Faktor für sein Schreiben aufgefallen sein und Fletchern und Müllern waren dann halt eine Art Problemlösungsstrategien.

Wie es eben auch seine ausweichenden Verhaltensstrategien in Beziehungsfragen waren. In der Serie wird dies ja schon fast so dargestellt, als sei er da ein emotionaler Idiot gewesen, in der Milena-Folge verhält er sich ja wie ein dämlicher Zwangsneurotiker gegenüber seiner Geliebten, der nicht bemerkt, dass sie gerade was anderes hören will als seine bürokratischen Überlegungen, wie sich ein hastiges Treffen gemäß den Zugfahrplänen organisieren ließe. Aber das kommt halt dabei heraus, wenn man mit "Alltagsaugen" auf ein Genie schaut und dabei die Alltagsignoranz zur Erzählperspektive macht (wir "erleben" ja den da gezeigten Spaziergang viel eher aus Milenas Perspektive, wobei die Dialoge, die sie da führen, größtenteils Übertragungen dessen, was er in Briefen schrieb, sind). Als Zuschauer der Serie denken wir: "Ey, jetzt bietet sie dir schon so offen (und irgendwie unverständlicherweise, denn verführerisch kommst Du so überhaupt nicht rüber!) Sex an, nun fass doch mal zu, und sie an, und drück dich nicht verklemmt drum herum!"

Aber auch, wenn es an einigen wenigen Stellen in der Serie angedeutet oder gar mal ausgesprochen wird: für Kafka galt es da stets, sich zwischen seinem Gottesdienst (der Literatur, dem Schreiben) und dem Nachgeben gegenäber den "fleischlichen Gelüsten", dem bürgerlichen Beziehungsglück, zu entscheiden.

In der Serie wird ja auch jene Zeit dargestellt, in welcher er öfter ein "jiddisches Theater" besuchte, das von "Ostjuden" betrieben wurde und bei dessen Besuchen er gewissermaßen auch irgendwie nach seinen jüdischen Wurzeln suchte. Was nicht gezeigt wird (auch wenn eine Schauspielerin in diesem Theater reichlich Screentime eingeräumt bekommt), ist, dass er sich auch in (mindestens) eine der Theaterschauspielerinnen verknallte. In seinen Tagebüchern (ich rekapituliere jetzt etwas, das ich vor 30+ Jahren las, bin mir also nicht hundertprozentig beim Wortlaut mehr sicher) gibt es einen Eintrag, nach welchem er dieser Schauspielerin nach der Vorstellung seine Bewunderung und Liebe durch ein Blumenstraußgeschenk demonstrieren wollte. Ob es zu der Blumenübergabe nun kam, oder ob es aus irgendwelchen typisch kafkaesken Hinderungsgründen nicht, weiß ich nicht mehr; ich kann mich nur an sein Fazit erinnern, dass so ein Blumengeschenk ohnehin nicht dazu getaugt hätte, auszudrücken, was er ihr gegenüber empfand. Tauglich dazu gewesen wären, so bringt er's auf den Punkt, "nur Beischlaf oder Literatur"...

Und das war bei ihm halt keine Attitüde, das war ihm ernst, und so lebte er dann halt auch und "Marotten" wie das Fletchern und andere Rituale, die auf den Zuschauer einfach nur etwas lächerlich-wunderlich wirken, gehörten für ihn zu den Überlebens-Notwendigkeiten, um sich stark genug für die Konzentration auf das Schreiben zu erhalten.

Denn im Ernst: wer selbst mal versucht hat, auf hohem literarischen Niveau ein paar Zeilen zu Papier zu bringen, wird schnell erkennen, was für sportliche Hochleistungen Kafka da erbrachte. Ich finde es einen Pluspunkt bei der Serie, wie immer wieder die Achtung der anderen, in Sachen Publikation ja viel erfolgreicheren Dichter (Brod, Werfel, Rilke, Frau Musil... 😀 ) vor Kafka gezeigt wurde. Man muss sich klar machen, dass bis auf Brod keiner von denen eine Ahnung davon hatte, was so in Kafkas Schreibtischschubladen seiner ursprünglich beabsichtigten Vernichtung entgegenwartete: sie alle kannten nur winzige Bruchstücke seines Werks und schon diese reichten ihnen, um zu erkennen: das da ist ein ganz Großer!

Wollte man eine Fußballer-Analogie ziehen, so fiele mir diese ein: "Wie eine Mischung zwischen Lewandowsky und Messi": es sieht so leicht und spielerisch aus, aber was für ein Trainingsfleiß, was für ein Arbeitsethos steckt dahinter, zu solchen spielerisch wirkenden Ergebnissen zu kommen!

Kafka musste also fletchern und müllern und Frauen wie Felice oder Milena durch sein seltsames Verhalten verletzen: dem Schreiben zuliebe.

jack-black antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

@jack-black 

Ich habe mir die Reihe in der letzten Nacht komplett durchgebingt und wollte meinen Senf hier rechtzeitig vor Ostern dazu geben, falls jemand vielleicht noch nach Glotz-Stoff für die Feiertage sucht.

Ich hab jetzt die erste Folge "Kafka" gesehen und formuliere es mal vorsichtig, weil ich weiß, wie groß Deine Begeisterung ist:

Ich bin keine Kafka-Kennerin, das vorab. Von dem her hatte ich keine Vorstellungen, aber ich fand die Darstellung des Kafkas nicht gut. Für mich kam der wie eine "Witzfigur" rüber, ich konnte ihn einfach nicht ernst nehmen. Ich fand die Geschichte der Freundschaft mit Max Brod nicht uninteressant, aber sobald Kafka den Mund aufmachte, verlor ich den Faden 😉  Vielleicht war ja wirklich so und ich tu der Figur unrecht, aber mir war es nicht möglich, irgendwie eine Verbindung oder Sympathie zu ihm aufzubauen und daher ist für mich auch nach der ersten Folge Schluss.

tristesse antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@tristesse Für mich kam der wie eine "Witzfigur" rüber

Damit bestätigst Du ja gerade meine Kritik an der Serie. Genauso hab ich es auch empfunden, nur war ich mir halt nicht sicher, ob das nur an meiner vorherigen Verehrung Kafkas lag. Als Nicht-Kafka-Fan bist Du da objektiver. 

aber mir war es nicht möglich, irgendwie eine Verbindung oder Sympathie zu ihm aufzubauen und daher ist für mich auch nach der ersten Folge Schluss.

Gut nachvollziehbar.

jack-black antworten
Jack-Black
Themenstarter
Beiträge : 3634

Ripley

sechsteilige SW-Serie auf Netflix.

Hatte schon mindestens zwei Verfilmungen des Stoffs von Patricia Highsmith gesehen. Aber diese Inszenierung setzt neue Maßstäbe. So düster, dass man es als film-noir 2.0 klassifizieren könnte.

Perfekte Schauspielkunst bis in die kleinsten Nebenrollen hinein. Und die Kameraarbeit - reine Kunst. Puh - sind das Bilder! Dass mein Lieblingsmaler Caravaggio (aufgepasst! - nicht alle infos zu dem werden im Film korrekt dargestellt, aber das verbuche ich gern als künstlerische Freiheit) so eine wichtige Nebenfigur abgibt, ist sozusagen noch die Kirsche auf der perfekten Sahnetorte...

Hätte ich eine bessere Tastatur zur Hand, ich würde gar nicht fertig mit dem Loben. So jedoch einfach nur: 10/10 Suspense-Punkten. Wie spannend die Serie für jemand sein muss, der die Story/das Buch noch nicht kennt, vermag ich mir kaum auszumalen.

Warnung: nix für Kinder und Zartbesaitete. Wir haben es hier zwar nicht mit einem Splatterfilm zu tun, aber der "Realismus" des Streifens steht halt in der Tradition eines Caravaggios...

 

p.s.: Inhalt hab ich vergessen. Es ist ein Krimi, der in den 50ern spielt, meistenteils in Italien.

jack-black antworten
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Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

In der Tat beeindruckend... ich habe die Serie jetzt fast durch (sind 8 Teile) und finde sie in der Tat faszinierend. Man muss aber den Stil mögen. Obwohl jede Szene ihre Berechtigung hat passiert nicht unbedingt viel. Künstlerisch hat der Film einiges zu bieten, und der Bezug zu Caravaggio passt aufgrund der Licht- und Schattenspiele, die durch das Schwarz Weiss noch intensiviert werden... im Grund kann man sich jede beliebige Szene als Screenshot ausdrucken und an die Wand hängen, alles ist genau komponiert und durchdacht.

Dass ich einen der Orte mit Cravaggio-Bezug wiedererkannte und dachte: "Moment... da war ich doch schon!" war dann noch ein ganz persönliches Highlight für mich. Bin jedenfalls schon sehr gespannt wie die Sache endet, nachdem sich die Geschichte am Anfang noch sehr viel Zeit liess scheint sie ja jetzt immer mehr Fahrt aufzunehmen.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 ich habe die Serie jetzt fast durch (sind 8 Teile)

Ja, den Fehler hatte ich zu spät gesehen, um es noch editieren zu können und war dann zu faul, deswegen noch ein erratum dran zu hängen. 🙂

Bin jedenfalls schon sehr gespannt wie die Sache endet

Ich hab ja Highsmiths' literarische Vorlage nie gelesen und kann mich an die anderen Verfilmungen nicht en detail erinnern. Aber hier "endet" die Serie so, wie auch schon meine Lieblingsserie (Mad Men - das ist meine Lieblingsserie genau aus diesem Grund) endete: präzise mit einer Pointe in der letzten Einstellung/Szene.

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Aber hier "endet" die Serie so, wie auch schon meine Lieblingsserie (Mad Men - das ist meine Lieblingsserie genau aus diesem Grund) endete: präzise mit einer Pointe in der letzten Einstellung/Szene.

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Spoiler...

Ich weiß ja nicht, ob dadurch etwas verraten wird, daher mit Spoilerwarnung... aber auf diese Pointe hat man ja nun schon eine ganze Weile gewartet... 😀 

Die Serie ist unbedingt empfehlenswert... aber sicher nicht für jeden. Aber ich denke, das merkt man schon nach der ersten Folge ob das was für einen ist oder nicht. Wer die ersten Einstellungen mag, der sollte weiterschauen... wer sich nach einer halben Stunde noch langweilt, für den ist das möglicherweise nichts...

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 aber auf diese Pointe hat man ja nun schon eine ganze Weile gewartet... 😀 

Wie gesagt: ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie die Story ausgeht. Klar hatte man schon drauf gewartet, aber eine Enttäuschung der Zuschauer-Erwartungen hätte ja zum "Kunstanspruch" durchaus gepasst.

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Wie gesagt: ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie die Story ausgeht. Klar hatte man schon drauf gewartet, aber eine Enttäuschung der Zuschauer-Erwartungen hätte ja zum "Kunstanspruch" durchaus gepasst.

Ich kannte die Geschichte bisher gar nicht... ich meinte die Erwartung, die sich aus der Geschichte ergab.

Dass die Serie mit einer Pointe endet und nicht einfach mitten in einer Szene ausblendet, dafür bin ich allerdings auch dankbar... zuzutrauen wäre es den Machern ja durchaus gewesen, nach all den schönen Bildern, aber das haben sie ja dann gottseidank nicht gemacht...

 

 

 

 

 

lucan-7 antworten


Jack-Black
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Dark

In Deutschland spielende und produzierte Netflix-Serie in 3 Staffeln, erste Staffel 10 Folgen, Staffel 2 und 3 haben nur noch jeweils 8. Erschien schon 2019/2020, aber ich hab sie jetzt erst zuende gesehen. Falls jemand anders sie hier schon erwähnte - sorry, bin grad zu bequem, danach zu suchen....

Genre? Da mag ich mich nicht entscheiden, es wird oft von science fiction geschrieben, aber Mystery wäre m.A.n. eher treffend.

Gegenstand ist ein Zeitreisen-Setting. Das allein hätte mich schon abgeschreckt, wenn ich nicht schon soviel Lob für die Serie gehört hätte.

Um es gleich (und damit den Hauptteil der Negativkritik) vorweg zu nehmen: Naturwissenschaftlich gesehen ist dieses Setting hier genauso blödsinnig und manchmal geradezu lächerlich wie in der weit überwiegenden Mehrheit  aller Zeitreisefilme oder -bücher. Immer, wenn irgendwelche wissenschaftlich klingenden Buzzwörter a la Quantenverschränkung, Einstein-Rosen-Brücke oder Schwarze Materie auftauchen, könnte man sie mit Hokus  Pokus Fidibus ersetzen. Dass die in der Serie verwendete "Technologie" funktioniert, muss man auf die Art und Weise akzeptieren, auf die man Magie in Fantasy-Settings akzeptiert: Wird schon irgendwie klappen...

Irgendwann murmelte ich so in Richtung Fernseher: "Die werden doch wohl Schrödingers Katze nicht außen vor lassen?!" Es dauerte noch drei oder vier Folgen, dann musste das arme Kuscheltier sich in großer Ausführlichkeit präsentieren lassen... Man hat wirklich keinen großen Aufwand betrieben, die Sache plausibler erscheinen zu lassen, so wie beispielsweise in der Terminator-Welt, in der nur nackte Menschen oder mit lebendem Gewebe überzogene Roboter reisen können - in Dark behalten die Leute ihre Klamotten an und können sogar noch nützliche gadgets wie Handys mit sich führen... Darüber hinaus sieht die verwendete (Trick-) Technik manchmal geradezu rührend home-made aus, und als Filmliebhaber kommt man glatt auf die Idee, da seien als Referenz an den Klassiker "Die Zeitmaschine" die Requisiten von Jules Verne- oder Steam-Punk-Filmen durchstöbert worden...

Also: Liebhaber echter , d.h. plausibel konstruierter, Science Fiction seien gewarnt: auf Science wird hier wenig Wert gelegt.

Kommen wir zum Besseren und Interessanteren, dem dramaturgischen Setting. Die Serie spielt in der (fiktiven?) Kleinstadt Winden, in der ersten Staffel zwischen 1987 0nd 2019. Winden ist so, wie man sich die Tristesse des deutschen Provinzkaffs vorstellt - alle wollen da raus, zumindest die jungen Leute in der Oberstufe träumen davon. Zwei davon sind die Hauptfiguren der Serie: Jonas und Martha.

Winden liegt irgendwo in der Pampa, umgeben von langweiligen Nadel- (Kiefern-)Wäldern. Das einzige, was aus Winden hervorragt, ist das örtliche Atomkraftwerk, der einzige wirtschaftliche Fuß, auf dem die Gemeinde steht.

Wie es das Drehbuch so will, sind die Kinder der Gegend nicht besonders sicher - mal werden unbekannte Kinderleichen entdeckt, mal gehen Kinder irgendwie verloren. Doof für die Polizei, die bei der Aufklärung der Fälle nicht von der Stelle kommt und schlechte Presse kriegt, sowie für das Gastgewerbe, denn wer will in so einer Stadt schon Urlaub machen?

Und wenn dann doch man ein zahlender Besucher für mehrere Tage ein Zimmer bucht, dann sieht der reichlich ungepflegt aus...

Was hat es mit den Vermisstenfällen auf sich, was mit den Leichen? 26 Folgen später weiß es der aufmerksame Zuschauer genau, während nicht ganz so aufmerksame Leute wie ich es nur so ungefähr wissen und viele aufgeworfene Fragen als nicht gelöst empfinden. Ach, ich würde gern eine handvoll von denen aufzählen, aber dann müsste ich spoilern, und das will ich nicht.

Verraten sei nur soviel: es wird ziemlich komplex und ziemlich spannend. Letzteres liegt daran, dass die Geschichte (wenn man einfach mal akzeptiert, die Technologie wäre sowas wie "echte" Magie) sehr genau und ohne erkennbare größere Logiklöcher konstruiert ist. Die auftretenden Figuren (und es sind ziemlich viele, die da wichtig für die Handlung sind) agieren meistens -Ausnahmen sind ab und an nötig, um die Handlungsstränge nicht durcheinander geraten zu lassen) nachvollziehbar - auch, wenn man das erst später, wenn man mehr über sie erfahren hat, kapiert.  Comic relief ist sehr selten und eher nicht direkt auf die Handlung bezogen - viele der Gags erkennt man womöglich gar nicht, wenn man nicht (wie ich) in den Achtzigern jung war und sich z.B. daran erinnert, wie sehr "die Birne" damals nervte... Die vorherrschende Stimmung ist eher düster (ich wollte dieses Wort vermeiden, weil es in allen Artikeln über die Serie vorkommt, aber es pass halt zu gut). Die Ausstattung ist gut, viele kleine Details sind genau recherchiert. Was man über die "Jugendsprache" in den Achtzigern nicht ganz so sagen kann, da wurden manche Dialoge von Autoren verfasst, die damals noch nicht mitreden konnten... Der Soundtrack insgesamt ist gut, manchmal ist zuuuu viel Stimmungsmusik und nein, es wurde nicht ausschließlich Nena gehört damals (meine Vermutung: deren Songs gabs auch auf Englisch und sie sind auch in den Netflix-USA bekannt...).

 Die erste Staffel hat einen beachtlichen Sucht-Sog. Die zweite Staffel ist immer noch sehr spannend, die dritte dann allerdings ist eher verwirrend als spannend. Immerhin gibt es jedoch in der finalen Folge eine große Auf- und Erklärung und ein echtes Ende.

Die DarstellerInnen machen ihre Sache gut bis sehr gut. Leider kennt man viele der Ü30-Darsteller schon hinreichend aus dem TV und braucht ein Weilchen, um sie für ihre Rollen zu akzeptieren. Bei den Kindern/Jugendlichen (ich vermute, die sind teilweise schon so um die 20) spiele zwei, drei Nebenfiguren sogar besser als das Hauptdarstellerpaar. Wobei letzteres dann halt doch auch aufgrund des guten Aussehens gecastet sein dürfte...

Kamera und Bild sind sehr gut, dass an manchen Stellen das Budget für opulentere Einstellungen halt nicht reichte, kann man der Filmcrew nicht anlasten. Der Schnitt - nun ja. Der enthält für meinen Geschmack zu viele bedeutungsvolle Blick-Einstellungen. Und wenn gefühlt in jeder Folge am Ende so eine Art "Zusammenfassung" enthalten ist (was genau ich damit meine, merkt Ihr dann schon beim Gucken), dann ist das anfangs noch stimmungsvoll, wird später aber doch redundant und man bekommt so den Verdacht, hier sollten Minuten geschunden werden.

Wertung: 8,6 von 10, in memoriam Tschernobylum...

Leute, die in den 80ern sozialisiert wurden, können auf 9 aufrunden, Jüngere, die womöglich etwas mehr Action gern hätten, können auf 8 abrunden.

Extra-Warnung an Scifi-Fans: is eher nix für Euch.

jack-black antworten
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Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 21584

@jack-black 

Extra-Warnung an Scifi-Fans: is eher nix für Euch.

Vielleicht hat mir die Serie deshalb damals nicht gefallen... ich erinnere mich, dass ich sie unspektakulär, langatmig und vorhersehbar empfand, weshalb ich dann auch irgendwann aufgehört habe (Was ich eigentlich eher ungern tue und nur dann, wenn ich mit einer Serie wirklich nichts anfangen kann...).

Möglicherweise schaue ich dann doch zu sehr auf die Logik und weniger auf die Story... obwohl ich das bei "Westworld" auch nicht getan habe, da war die Logik auch eher mau, aber die Story großartig.

Na ja, wenn ich mal echt verzweifelt bin schaue ich vielleicht noch mal rein... das Ende würde mich schon interessieren, aber der Weg dahin... *puh*...

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@lucan-7  ich erinnere mich, dass ich sie unspektakulär, langatmig und vorhersehbar empfand

 

Hhmm. Also unspektakulär - ja, nachvollziehbar. Spektakel brauch ich allerdings nicht immer. Hier hätte ich's sogar unpassend zum Setting gefunden.

Langatmig - kann ich auch nachvollziehen. Man könnte es freilich auch so formulieren: Sie nimmt sich die nötige Zeit... 😉 Aber stimmt schon: die eine oder andere "Stimmungs-Einstellung" müsste nicht sein...

Vorhersehbar? Ja, anfangs. Aber später wird man dabei erwischt, sich in dem, was man "eh schon vorher wußte", geirrt zu haben.

das Ende würde mich schon interessieren, aber der Weg dahin... *puh*...

 Dann lass es besser. Soooo toll ist das Ende nun auch nicht, ich fand nur gut, dass es ein solches gab, und dass es sich nicht so zurechtgestrickt anfühlt nach dem Motto: "Eine weitere Staffel wollten'se uns nicht finanzieren..."

 

jack-black antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

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@jack-black 

Die erste Staffel hat einen beachtlichen Sucht-Sog. Die zweite Staffel ist immer noch sehr spannend, die dritte dann allerdings ist eher verwirrend als spannend. Immerhin gibt es jedoch in der finalen Folge eine große Auf- und Erklärung und ein echtes Ende.

Das ist eine, wie ich finde, gute Zusammenfassung 😀 

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lhoovpee
Beiträge : 2837

Seire: Fallout

Wo: Amazon Prime

Ich hatte im Vorfeld schlimmes erwartet... Ein Computer-Rollenspiel-Serien, die nun als TV Serie adaptiert wird. Ob das gut geht? Aber ja, geht es. Ich finde die 8 Folgen sehr gelungen, so dass ich sie viel schneller durch geschaut habe, als mir lieb war. Denn jetzt muss ich warten bis eine neue Staffel raus kommt. 

Für alle die die Story von Fallout nicht kennen: Eine alternative Welt, die sich ab 50ern anders entwickelt hat als wir sie kennen. Die Forschung an Atomenergie ist wesentlich anders verlaufen, so dass es z.B. Atombetriebene Autos und ähnliches gibt. Im Jahr 2077 kommt es dann zum Atomkrieg in der die Erde verwüstet wurde. Aber ein Unternehmen hatte zuvor Wohnungen in Atombunker, sogenannte Vaults, verkauft. In diesen leben einige Menschen ohne Kontakt zur Außenwelt, um zu gegebenen Zeitpunkt die Erde wieder neu zu Bevölkern. Doch schon längst gibt es wieder Leben außerhalb der Bunker.

Inhalt der Serien: Eine solche Vault wird überfallen und eine Frau verlässt den Vault, um ihren entführten Vater zu retten. Dabei kommen einige Wahrheiten ans Licht von denen die Vault-Bewohner nichts ahnten. 

lhoovpee antworten
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tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19099

@lhoovpee 

Ich hatte im Vorfeld schlimmes erwartet... Ein Computer-Rollenspiel-Serien, die nun als TV Serie adaptiert wird. Ob das gut geht? Aber ja, geht es. Ich finde die 8 Folgen sehr gelungen, so dass ich sie viel schneller durch geschaut habe, als mir lieb war. Denn jetzt muss ich warten bis eine neue Staffel raus komm

Ich hab gestern die erste Folge gesehen und fand die recht spannend. Man muss halt schon mitdenken, man wird so ohne Vorwissen in die Handlung reingeworfen, an sich mag ich es nicht so, wenn sich die Geschichte nach hinten erklärt, aber gemacht ist das ganze schon recht gut. Erinnert mich ein wenig an "The Man in the High Castle"

tristesse antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@lhoovpee Ich hatte im Vorfeld schlimmes erwartet... Ein Computer-Rollenspiel-Serien, die nun als TV Serie adaptiert wird. Ob das gut geht? Aber ja, geht es.

Kennst Du die Games? Ich finde ja, dass schon fast zuuu viel Fan-Service in der Filmserie geleistet wird. Kann Dir aber beipflichten, dass sie's ziemlich gut umgesetzt haben, bis zur vierten Folge - weiter bin ich noch nicht - auch den etwas speziellen, schwarzen Fallout-Humor.

jetzt muss ich warten bis eine neue Staffel raus kommt.

Oder Du kannst ja, falls Du's vorher noch nicht tatest, solange die Games spielen. Je nach Geschmack: Inhaltlich sind Fallout 1&2 sicherlich am besten*, wenn man aber die Bilder der Filmserie haben möchte, bieten sich die von Bethesda produzierten Teile an. (Ich hab nur Fallout 3 und die Erweiterungen gezockt - "Las Vegas" ist echt gut - für alles danach will ich nicht bürgen, obwohl die Graphik wohl noch weiter hochgeschraubt wurde). Ah - ich merke gerade, dass ich von den Games rede, wie ein trockener Alkoholiker von Whisky-Sorten... Also Achtung: solche Games können süchtig machen!

 

*die muss man aber auf neuen Computersystemen erstmal zum Laufen bringen...

jack-black antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2837

@jack-black 

Kennst Du die Games?

Den dritten Teil hatte ich damals gespielt; aber auch nicht bis zum Ende. Den vierten hatte ich mal angefangen aber dann recht schnell nicht weiter gespielt. Die Erinnerungen an die Gründe sind recht blass.

Vor ein paar Jahren kam ja auch der erste Teil als Remastered Version raus. Vielleicht schaue ich mir das mal als Übergang an 😀

lhoovpee antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3634

@lhoovpee Vor ein paar Jahren kam ja auch der erste Teil als Remastered Version raus.

Weiss nicht, ob ich diese RE dann schon zockte (dazu müsste sie schon vor über zehn Jahren rausgekommen sein). Mir gefiel Fallout 2 (das ich aber auch als erstes spielte) insgesamt am besten, trotz der manchmal ziemlich ausufernden rundenbasierten Kämpfe. Aber die Athmo war grandios und ich mochte auch den Titelsong am liebsten.

So, genug der Spielwerbung, ich bin heute nachts "durchgekommen" und muss sagen: Respekt! Während sie "Wheel of time" und das Tolkienuniversum erbärmlich in den Sand gesetzt hatten, wurde bei Fallout von Amazon Prime nun praktisch alles richtig gemacht. Insbesondere der Drahtseilakt zwischen teilweise absurd schwarzem Humor und doch auch spannender Ernsthaftigkeit und satirischen Seitenhieben - in Verbindung mit einer aus sich heraus spannenden Geschichte wurde mit Bravour gemeistert.

Vielleicht sollte dennoch eine klitzekleine Triggerwarnung ausgesprochen werden: Gewalteinsatz wird ausführlich und sogar in etwas verharmlosender Weise (weil irgendwie immer auch badassmäßig witzig) gezeigt, für einen "Mainstream"-Film ist das Gore-Level schon bemerkenswert. Aber das gehört nun mal zu einer gelungenen Serienadaption von Fallout notwendigerweise dazu...

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@lhoovpee 

Wir haben uns "Fallout" jetzt auch mal angeschaut, weil das Genre schon sehr unseren Geschmack trifft. Wirklich begeistert bin ich aber bisher nicht, und ich frage mich inzwischen selbst, ob ich nicht langsam ZU kritisch werde, weil sich das Alter langsam bemerkbar macht und ich nur noch an allem herumnörgele.

Ich habe jetzt nur die ersten beiden Folgen gesehen und fand sie recht langatmig... obwohl eigentlich schon eine Menge passiert ist. Andererseits ist das ganze Setting nicht sonderlich überraschend (Obwohl ich die Spiele nicht kenne), es ist halt die typische postapokalyptische Welt wie man sie kennt, mit Mutanten, Schrottplatzromantik und Western-Versatzstücken.

Was mich aber immer wieder ärgert sind die typisch doofen Filmklischees, die für mich ein deutliches Zeichen sind, dass hier jemand die Geschichte nicht ernst nimmt:

SPOILER!

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Da wandert die Heldin also stundlang mit einem Typen umher, der genau Bescheid weiss, der über Informationen verfügt und der die Protagonistin für eine wichtige Schlüsselfigur für die Zukunft der Menschheit hält, an der ihm selbst vermutlich auch sehr gelegen ist.

Und was rückt er an Informationen heraus, um eben jene Zukunft sicher zu stellen...? Richtig: Gar nichts! Stattdessen bringt er sich selber um, um mit seinen letzten Worten noch ein paar geheimnisvolle Andeutungen zu schwafeln, mit der die Heldin natürlich nichts anfangen kann... ja, danke auch für die Hilfe!

In den 70ern und 80ern haben die entsprechenden Nebenfiguren zumindest noch versucht, wichtige Informationen weiterzugeben (Der Name des Mörders ist.... AAAaaaaarrrrghh!!), im Jahr 2024 geben die sich noch nicht mal mehr Mühe, weil ihnen die Handlung offenbar irgendwie doch ziemlich am Hintern vorbeigeht.

Hier geht es natürlich nicht um eine glaubwürdige Handlung, sondern darum, die "Spannung" beim Zuschauer zu erhalten... ja, was ist denn da bloß los? Was mag der Typ alles gewusst haben? Hach, ist das spannend!

Nö, ist es nicht. Wenn die Handlung blödsinnig ist, dann kommt zumindest bei mir auch keine Spannung auf. Das ist genau so wie in den Horrorfilmen, wo der Gruppenanführer sagt: "Am besten wir trennen uns... so können wir das Gruselmonster in dieser finsteren Höhle am Besten finden!" - und alle Anderen das für eine ganz tolle Idee halten.

Das sind dann immer die Momente, wo meine Sympathien stark in Richtung Gruselmonster tendieren, denn wer so strunzdoof handelt, der hat es nicht besser verdient. Das ist nicht spannend, sondern betteln um natürliche Auslese.

Und so empfinde ich dann halt auch die Szene mit dem sterbenden Wisenschaftler... wenn der keine Infos rausrückt, dann kann's so wichtig ja nicht gewesen sein. Aber er meinte ja selbst, dass Selbstmord doch eigentlich eine gute Idee sein. Aber warum dann überhaupt was sagen...?

Na ja... wir werden uns den Rest wohl auch noch ansehen, vielleicht entwickelt sich da noch was (Und vielleicht sollte ich meine Erwartungen nicht immer so hoch legen...).

 

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 Geh mal einfach (und auch, damit Du Dir nicht durch die Suche nach bestätigenden Belegen für Deinen Verdacht, hier seien mal wieder inkompetente Autoren am Werk, den weiteren Sehgenuss verdirbst) davon aus, dass der Wissenschaftler der Protagonistin gerade soviel verrät, wie sie seinen Intentionen gemäß wissen soll/darf. Dass sie zu den "Guten", mit denen man alle Infos teilen sollte, gehört, ist aus seiner Perspektive nämlich alles andere als klar.

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@jack-black 

Geh mal einfach (und auch, damit Du Dir nicht durch die Suche nach bestätigenden Belegen für Deinen Verdacht, hier seien mal wieder inkompetente Autoren am Werk, den weiteren Sehgenuss verdirbst) davon aus, dass der Wissenschaftler der Protagonistin gerade soviel verrät, wie sie seinen Intentionen gemäß wissen soll/darf. Dass sie zu den "Guten", mit denen man alle Infos teilen sollte, gehört, ist aus seiner Perspektive nämlich alles andere als klar.

Dass er manche heiklen Informationen bewusst zurückhält mag ja noch nachvollziehbar sein (wobei er dann auch auf die Andeutungen hätte verzichten sollen). Dass er aber offenbar von ihr erwartet, eine Aufgabe zu erfüllen, ohne ihr dafür präzise Anweisungen zu geben, sondern sich in schwachen Andeutungen ergeht halte ich nach wie vor nicht für nachvollziehbar.

Man kann einer unbekannten Person nicht einfach sagen: "Suche Joe! Es ist wichtig!", wenn davon die Rettung der Menschheit abhängt. Dann hat man gefälligst auch zu sagen, wo Joe zu finden ist, wie er aussieht, wie man sich ihm gegenüber verhalten soll und was von ihm zu erwarten ist, damit die Mission gelingt.

Und das gilt natürlich auch dann, wenn das Ganze ein Trick ist.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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@lucan-7 Na gut.

jack-black antworten
Lucan-7
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@jack-black 

Vielleicht ist das ja auch einfach ein Spleen von mir und ich sollte mich nicht so anstellen... mich ärgert es einfach verstärkt, wenn sich Menschen "wie im Film" und nicht "wie im Leben" verhalten.

Beispiele gibt es etliche. Etwa: Irgendwo passieren geheimnisvolle Dinge, alle fragen sich, was los ist und wollen es unbedingt herausfinden. Sie treffen auf jemanden, der ein paar geheimnisvolle Andeutungen macht, aus denen eindeutig hervorgeht, dass er über deutlich mehr Informationen verfügt... aber keiner hakt nach! Sie geben sich mit den Andeutungen zufrieden, machen einfach weiter, nächste Szene...

Ich kriege bei so etwas jedesmal die Krise. Dabei weiss ich genau, dass ich mir damit selbst den Filmgenuss versaue, weil die Filme halt nach gewissen Standarts gedreht werden, die bei den meisten Leuten funktionieren... und deshalb wird auch kein Produzent hier ein Risiko eingehen und mal etwas ganz anders machen, nur weil es irgendwo jemanden geben könnte, dem das gefällt.

Bei "Orville" hatte ich das Problem hingegen nicht, weil die ja bewusst Bezug auf die Machart der alten Serien nehmen und diese Dinge mit einem Augenzwinkern zitieren. Das wirkt natürlich gleich anders...

lucan-7 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
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@lucan-7 

Da wandert die Heldin also stundlang mit einem Typen umher, der genau Bescheid weiss, der über Informationen verfügt und der die Protagonistin für eine wichtige Schlüsselfigur für die Zukunft der Menschheit hält, an der ihm selbst vermutlich auch sehr gelegen ist.

Und was rückt er an Informationen heraus, um eben jene Zukunft sicher zu stellen...?

Das weiß der Wissenschaftler doch gar nicht. Er weiß weder, ob Lucy wichtig für die Welt ist, noch ob er ihr wirklich vertrauen kann. Er sagt dies zwar, aber nur damit sie sein Kopf zum Zielort bringt. Denn nur darum ging es ihm in seiner rede. Mehr will ich jetzt nicht dazu schreiben, da ich dazu spoilern müsste. 

lhoovpee antworten


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