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Serienthread 2025


Jack-Black
Themenstarter
Beiträge : 4722

(Nicht mehr ganz so) Neues Jahr, Neuer Thread!

Am besten immer den Serien-Titel als Überschrift nennen und gern auch darauf hinweisen, so die jeweilige Serie zu sehen ist.

Ich wünsche viele interessante Entdeckungen, kluge Warnungen und regen Austausch, der mit gut gekennzeichneten Spoiler-Warnungen erfahrungsgemäß befriedigender für alle ablaufen kann. 🙂

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1 Antwort
Jack-Black
Themenstarter
Beiträge : 4722

The Nex Level

Hier zu sehen in der ARD-Mediathek.

Eine Staffel mit 6 rund dreiviertelstündigen Folgen.

Inhalt

Die Handlung wird überwiegend aus der Perspektive einer jungen Zeitungsjournalistin in Berlin gezeigt, die gerade mit einer investigativen Story Erfolg hatte, nicht nur was die Leserzahlen anging, sondern auch, weil dadurch etwas "angestoßen" oder "bewirkt" wurde. Wesentlich ist darüber die Geschichte eines jung verheirateten amerikanischen Paars, das als letzte Station seiner ausgedehnten Hochzeitsreise um den Globus Berlin ausgewählt hat.

Mehr will ich von der Handlung schon nicht mehr spoilern. Erstens, weil die schwer "auf die Reihe" gebracht werden könnte und zweitens, weil dann, wenn ich den inhaltlichen Anfang verraten würde, dies womöglich falsch verstanden, d.h. falsche Erwartungen über den Weitergang des Plots oder überhaupt das "Wesens" dieser Serie wecken würde.

Die Serie erzählt irgendwie (irgendwie ist das verunklärende Adjektiv, dass mir bei dieser Serie ständig passend zu sein scheint)  vor allem von Berlin. Vom modernen Berlin der Gegenwart. Und vom Nach-Wende-Berlin. Sie erzählt, so vermute ich, vom Lebensgefühl der heutigen jungen Erwachsenengeneration. Und an zweiter Stelle dann auch von dem Lebensgefühl jener, die in den Wendejahren junge Erwachsene waren. Großsstadt-Erwachsene. Neben Berlin spielt auch New York (von wo das amerikanische Hochzeitspaar stammt) eine Rolle - ein Zusammenhang, der erst recht spät, in den letzten anderthalb Folgen, irgendwie deutlicher wird.

Mir fehlt irgendwie der Interpretationsansatz, der Erkenntnisschlüssel für diese Serie. Ich verstehe nicht, was genau sie sagen/erzählen will, schon eher verstehe ich, warum ich es nicht verstehe: weil ich dafür zu weit weg und inzwischen auch zu alt bin: die Wende-Thematik hätte mich vermutlich stark geprägt, falls ich damals in Berlin oder einer ostdeutschen Großstadt (Leipzig oder Dresden) gelebt hätte. Aber ich befand mich damals in der westdeutschen Provinz und da war die Wende halt nur eine medial vermittelte Angelegenheit, die mich im Alltag nicht sonderlich zu prägen vermochte.

Und in die heutige junge Generation am "Puls der Zeit", wie sie von der Filmheldin und ihresgleichen verkörpert wird, kann ich mich emotional einfach schlecht hineinversetzen. Ich weiß nicht mal, ob diese Filmheldin für Leute ihres Alters nachvollziehbar und normal/richtig handelt, ob sich also solche Leute mit ihr identifizieren können. Ich schreibe bewußt: "mit ihr", statt: "mit ihren Handlungen/Entscheidungen".

Die Serie hat für meine Begriffe keine echte "Haltung". Es wird da kein Gut gegen Böse erzählt, es gibt keinen richtigen Konflikt, bei dem man sich moralisch für die eine oder andere Seite entscheiden müsste. Es gibt keine Gewaltszenen, keine Action. Übrigens auch - bis auf einen Kameraschwenk durch eine Club-Location keine explicite Nackt/Sexszene (was mir erst jetzt, beim Drübernachdenken, aufgefallen ist). Es gibt nur das - wenig zielgerichtete - Forschen danach, warum sich manche Leute so und nicht anders verhielten, was sie wollen könnten...

Nee, es gelingt mir nicht, zu beschreiben, was ich da beim (bis zum letzten Teil gefesselten) Anschauen zu verstehen oder zu ahnen oder zu empfinden meinte.

Irgendeine Art Melancholie. Oder Nostalgie nach dem richtigen Leben in der richtigen Welt. Irgendeine Art des Nachsinnens über Träume von einer Lebensart. Träume von einer Lebenseinstellung. Irgendwas in der Richtung... 🙂

Mich würde vor allem interessieren, wie junge Leute (zwischen 20 und 35) diese Serie finden. Gut? Schlecht? Wird da ein Vibe transporiert, den sie als "passend" empfinden?

Bild/Ton/Technik

Technisch ist die Serie gut gefilmt. Special Effects gibt's nicht, auch keine formalen Kinkerlitzchen wie besonders abgefahrene Kamerafahrten etc. Formal also nimmt man sich hier angenehm zurück, aber die Bild-Einstellungen sind dennoch sorgfältig und ansprechend gewählt/komponiert. Der Sound ist - nun ja: Großstädtisch. Modern. Eine kluge Mischung zwischen Musik und Ambient Sounds. Manche der Dialoge sind so "natürlich" gesprochen und aufgenommen, dass nicht jedes Wort sofort verstehbar ist, zwei- oder dreimal spulte ich deswegen kurz zurück. Hat aber nicht mit irgendeiner tilschweigerschen Nuscheligkeit zu tun.

Die Darsteller machen ihre Arbeit überragend gut. Neben der famosen Hauptdarstellerin Lisa Vicari (als Rosa Bernhard), die eine absolute Entdeckung für mich war, hat mich Jens Harzer (als Brenner) weggehauen. So einen charismatischen Typen hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht noch nie. In einer Nebenrolle als Redaktionschef (?) von Rosa brilliert zudem Thorsten Merten - der einzige Schauspieler, dessen Gesicht ich vorher schon öfter in anderen Produktionen zu sehen bekam. Er brilliert da übrigens auch, weil seine Dialogzeilen besonders intelligent geschrieben wurde. Irgendwie... 😉

Bewertung:

9/10 Punkten. Für mich.

Wenn jemand da nur 0-2/10 Punkten geben würde, könnte ich's allerdings auch verstehen: während ich mich von Anfang an in den "Ton", die Stimmung der Serie hineinziehen ließ, könnten andere ebensogut einfach nur Langeweile und Prätentiösität empfinden und nach wenige Minuten nach der Fernbedienung greifen, um wegzuzappen.

jack-black antworten


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