Serienthread 2025
(Nicht mehr ganz so) Neues Jahr, Neuer Thread!
Am besten immer den Serien-Titel als Überschrift nennen und gern auch darauf hinweisen, so die jeweilige Serie zu sehen ist.
Ich wünsche viele interessante Entdeckungen, kluge Warnungen und regen Austausch, der mit gut gekennzeichneten Spoiler-Warnungen erfahrungsgemäß befriedigender für alle ablaufen kann. 🙂
The Nex Level
Hier zu sehen in der ARD-Mediathek.
Eine Staffel mit 6 rund dreiviertelstündigen Folgen.
Inhalt
Die Handlung wird überwiegend aus der Perspektive einer jungen Zeitungsjournalistin in Berlin gezeigt, die gerade mit einer investigativen Story Erfolg hatte, nicht nur was die Leserzahlen anging, sondern auch, weil dadurch etwas "angestoßen" oder "bewirkt" wurde. Wesentlich ist darüber die Geschichte eines jung verheirateten amerikanischen Paars, das als letzte Station seiner ausgedehnten Hochzeitsreise um den Globus Berlin ausgewählt hat.
Mehr will ich von der Handlung schon nicht mehr spoilern. Erstens, weil die schwer "auf die Reihe" gebracht werden könnte und zweitens, weil dann, wenn ich den inhaltlichen Anfang verraten würde, dies womöglich falsch verstanden, d.h. falsche Erwartungen über den Weitergang des Plots oder überhaupt das "Wesens" dieser Serie wecken würde.
Die Serie erzählt irgendwie (irgendwie ist das verunklärende Adjektiv, dass mir bei dieser Serie ständig passend zu sein scheint) vor allem von Berlin. Vom modernen Berlin der Gegenwart. Und vom Nach-Wende-Berlin. Sie erzählt, so vermute ich, vom Lebensgefühl der heutigen jungen Erwachsenengeneration. Und an zweiter Stelle dann auch von dem Lebensgefühl jener, die in den Wendejahren junge Erwachsene waren. Großsstadt-Erwachsene. Neben Berlin spielt auch New York (von wo das amerikanische Hochzeitspaar stammt) eine Rolle - ein Zusammenhang, der erst recht spät, in den letzten anderthalb Folgen, irgendwie deutlicher wird.
Mir fehlt irgendwie der Interpretationsansatz, der Erkenntnisschlüssel für diese Serie. Ich verstehe nicht, was genau sie sagen/erzählen will, schon eher verstehe ich, warum ich es nicht verstehe: weil ich dafür zu weit weg und inzwischen auch zu alt bin: die Wende-Thematik hätte mich vermutlich stark geprägt, falls ich damals in Berlin oder einer ostdeutschen Großstadt (Leipzig oder Dresden) gelebt hätte. Aber ich befand mich damals in der westdeutschen Provinz und da war die Wende halt nur eine medial vermittelte Angelegenheit, die mich im Alltag nicht sonderlich zu prägen vermochte.
Und in die heutige junge Generation am "Puls der Zeit", wie sie von der Filmheldin und ihresgleichen verkörpert wird, kann ich mich emotional einfach schlecht hineinversetzen. Ich weiß nicht mal, ob diese Filmheldin für Leute ihres Alters nachvollziehbar und normal/richtig handelt, ob sich also solche Leute mit ihr identifizieren können. Ich schreibe bewußt: "mit ihr", statt: "mit ihren Handlungen/Entscheidungen".
Die Serie hat für meine Begriffe keine echte "Haltung". Es wird da kein Gut gegen Böse erzählt, es gibt keinen richtigen Konflikt, bei dem man sich moralisch für die eine oder andere Seite entscheiden müsste. Es gibt keine Gewaltszenen, keine Action. Übrigens auch - bis auf einen Kameraschwenk durch eine Club-Location keine explicite Nackt/Sexszene (was mir erst jetzt, beim Drübernachdenken, aufgefallen ist). Es gibt nur das - wenig zielgerichtete - Forschen danach, warum sich manche Leute so und nicht anders verhielten, was sie wollen könnten...
Nee, es gelingt mir nicht, zu beschreiben, was ich da beim (bis zum letzten Teil gefesselten) Anschauen zu verstehen oder zu ahnen oder zu empfinden meinte.
Irgendeine Art Melancholie. Oder Nostalgie nach dem richtigen Leben in der richtigen Welt. Irgendeine Art des Nachsinnens über Träume von einer Lebensart. Träume von einer Lebenseinstellung. Irgendwas in der Richtung... 🙂
Mich würde vor allem interessieren, wie junge Leute (zwischen 20 und 35) diese Serie finden. Gut? Schlecht? Wird da ein Vibe transporiert, den sie als "passend" empfinden?
Bild/Ton/Technik
Technisch ist die Serie gut gefilmt. Special Effects gibt's nicht, auch keine formalen Kinkerlitzchen wie besonders abgefahrene Kamerafahrten etc. Formal also nimmt man sich hier angenehm zurück, aber die Bild-Einstellungen sind dennoch sorgfältig und ansprechend gewählt/komponiert. Der Sound ist - nun ja: Großstädtisch. Modern. Eine kluge Mischung zwischen Musik und Ambient Sounds. Manche der Dialoge sind so "natürlich" gesprochen und aufgenommen, dass nicht jedes Wort sofort verstehbar ist, zwei- oder dreimal spulte ich deswegen kurz zurück. Hat aber nicht mit irgendeiner tilschweigerschen Nuscheligkeit zu tun.
Die Darsteller machen ihre Arbeit überragend gut. Neben der famosen Hauptdarstellerin Lisa Vicari (als Rosa Bernhard), die eine absolute Entdeckung für mich war, hat mich Jens Harzer (als Brenner) weggehauen. So einen charismatischen Typen hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht noch nie. In einer Nebenrolle als Redaktionschef (?) von Rosa brilliert zudem Thorsten Merten - der einzige Schauspieler, dessen Gesicht ich vorher schon öfter in anderen Produktionen zu sehen bekam. Er brilliert da übrigens auch, weil seine Dialogzeilen besonders intelligent geschrieben wurde. Irgendwie... 😉
Bewertung:
9/10 Punkten. Für mich.
Wenn jemand da nur 0-2/10 Punkten geben würde, könnte ich's allerdings auch verstehen: während ich mich von Anfang an in den "Ton", die Stimmung der Serie hineinziehen ließ, könnten andere ebensogut einfach nur Langeweile und Prätentiösität empfinden und nach wenige Minuten nach der Fernbedienung greifen, um wegzuzappen.
Manayek : Israelische Krimiserie auf Arte Mediathek 3 Staffeln die erste auf deutsch die beiden andern ivrit mit UT.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-023389/manayek-die-verraeter/?trailer=true
Die erste Staffel hatte ich schon gesehen, die beiden anderen bin ich fast durch. Die Serie mit Untertitel anzuschauen ist kein Problem.
Da gewöhnt man sich dran. Es ist sehr spannend ob die Polizisten mit ihren illegalen Dingen durchkommen oder doch ins Gefängnis kommen.


@nettestrickt Ich frage mich warum gibt es die 1 Staffel in deutsch und warum die anderen beiden nicht. Anscheinend ist das auf Netflix gelaufen und vielleicht wollte Netflix zu viel für die Synchronfassung.
Auffallend sind so deutsch klingende Nachnamen und ihre ungewohnte Schreibweise die wir ggf. auch bei Russlanddeutschen finden. Da ist es nicht ganz so schlimm wie wenn man Namen in ein anderes Alphabeth übersetzt und diese wieder ins lateinische.
Wo bei den Russlanddeutschen ggf. für die die heutige deutsche Schreibweise ein Buchstabe fehlt oder ein Buchstabe bei der Endung Mann fehlt. Also z.B. Kaufman statt Kaufmann. Miller statt Müller. Haben wir z.B. eine Figur mit dem Nachnamen Doitsch, untertitelt aber im Ursprung Deutsch. Eine Frau heißt Meinzer. Mainz ist eine der drei wichtigen Städte im Judentum des Mittelalters in Mitteleuropa. Dann wird viel abgekürzt . Leibo heißt eigentlich Leibowitz, also Vorfahren aus Polen. Andere haben ganz den deutschen Nachnamen behalten. Einer heißt Rosenthal. Andere haben wie viele einen hebräischen Nachnamen gewählt. Gold Meir hieß mal Meiersohn. David Ben Gurion hieß David Grün. Tal Ben Harosh ist so ein Name. Sohn des Harosch bedeutet der Nachname.
Jede Staffel lässt auch Fragen übrig. Leute werden angeschossen, wie lange kommt jemand ins Gefängnis. In der dritten Staffel taucht ein Mitarbeiter des Ministerpräsidenten auf der einen Geldbeutel findet, sich das Geld nimmt, die Besitzerin kontaktiert und mit ihr wie mit wie sich herausstellt einigen anderen Frauen in ähnicher Weise im Bett landet und Hotelzimmer mit der Karte des Ministeriums bezahlt.
Adolescence
Eine recht verstörende, hervorragend erzählte Miniserie mit bemerkenswerten Schauspielern und einem hochaktuellen Thema. Unbedingt empfehlenswert.
Es sei jedoch noch ein wenig dazu gesagt, ohne zu viel zu spoilern. Die Serie besteht aus 4 Folgen von je einer Stunde, und jede Folge wurde als one-shot gedreht - es gibt also keine Schnitte, auch nicht dann, wenn der Ort wechselt. Das macht die Geschichte sehr intensiv, schränkt die Möglichkeiten der Erzählung aber auch etwas ein. Allerdings weicht auch die Erzählung sehr von einer gewöhnlichen Kriminalgeschichte ab... am Ende wird deutlich, welche Geschichte genau hier erzählt werden soll und welche nicht. Das mag manche Erwartung enttäuschen, funktioniert aber sehr gut und ist am Ende schlüssig.
Die one-shot Erzählung intensiviert das Ganze tatsächlich und lässt es authentischer erscheinen, ist auf Dauer aber auch etwas anstrengend - mehr als 4 Folgen würde ich auf diese Weise nicht sehen wollen. Für diese Zeit ist es aber sehr faszinierend.
Und zum Inhalt sei zu sagen, dass die Geschichte völlig zu Recht einiges an Staub aufwirbelt und auch den Weg ins britische Parlament gefunden hat... sie ist aktuell und wichtig. Mehr als viele von uns erkennen oder wahrhaben wollen.