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Geruch von Heimat

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klappstool
Themenstarter
Beiträge : 427

Guten Abend,

ich möchte eigentlich gar nichts diskutieren. Ich wollte nur mal fragen, ob ihr auch einen "Geruch von Heimat kennt". Ich zB bin in einem kleinen Dorf in Nordhessen aufgewachsen. Das roch damals eigentlich wie alle Dörfer so riechen: Nach Mist und Jauche und Diesel. Aber nur ein paar Schritte weiter raus, am Dorfrand, da gab - und gibt es(?) - wohl ... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... es wird eine Pflanze oder so sein, die roch so angenehm intensiv ohne zu stören. Süß, aber nicht eklig süß; frisch aber nicht erfrischend. Und als ich vor wenigen Jahren mal da war (ich wohn ja schon seit über 30 Jahren nicht mehr dort) da ging ich nochmal zu der Stelle. Und diesen Geruch mit geschlossenen Augen genießend sah ich vor dem inneren Auge, wie in einem Film Szenen aus der alten Zeit aus meinem Leben. Dinge, die nicht nur dort, vor Ort stattgefunden hatten sondern aus der gesamten Zeit, die sich über etliche Jahre erstreckte die ich in diesem Dorf wohnte.
Und heute ist manchmal so, dass ich nur an diesen Geruch zu denken brauche und ich sehe ganz ähnliche Filme wieder. Ich bin nicht vor Ort aber etwas verblasst kommen diese Filme wieder.

Meine Frage ist: Kennt ihr solche Gerüche auch? Und wenn ja, was geht euch dabei durch den Kopf, was empfindet ihr?

Danke für eure Gedanken ...

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27 Antworten
neubaugoere
Beiträge : 15185

Hey,

da gab's letztens ne Fernsehsendung drüber, über das, was ein Geruch eben auslösen kann, wie sich das nennt, hab ich vergessen, aber es gibt sogar einen Fachbegriff dafür ... was sich mit Duft/Geruch verbindet im Gedächtnis ...

Logo kenn ich das auch: Wohlfühldüfte ... Zucker und Zimt löst sowas aus bei mir, denn dann gab's immer Milchreis 😀 😀, auch waren das entspannte Tage in der Familie und/oder Tage, wo wir was zusammen gemacht haben (denn dann hat die Mama den früh angesetzt und warmgestellt, wenn wir wieder heimkamen, war er fertig).

Rauchende Schornsteine (von Altbauten und so) riechen so ein bisschen nach Räucherofen ... das verbindet sich mit Omas Haus und der Straße, da schnupperte es eben so und das war eine schöne Zeit. Heute gibt's das Haus nicht mehr und die Oma auch nicht.

Grüßle

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klappstool
(@klappstool)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 427
Veröffentlicht von: @neubaugoere

Rauchende Schornsteine (von Altbauten und so) riechen so ein bisschen nach Räucherofen ...

Aus irgendeinem Grund fiel mir dabei Blutwurst ein. 😀 Mein Vater kam ja aus dem Rheinland und meine Familie wohnte da jahrelang. Und mein Vater arbeitete beim Straßenbau als Ingenieur und die hatten da eine Art "Frühstücksraum" würde man vielleicht heute sagen. Superklein und auch mit Holzofen. Als meine Eltern mich da mal für zwei, drei Stunden parkten hat mir der Kollege meines Vaters Blutwurst gebraten, "Himmel un Ääd. Der Mann war Arbeiter und ich möchte fast beeiden, dass das Essen nicht so aussah wie in dem Rezept-Link und vermutlich auch nicht so schmeckte. Ich glaube, ich fands eklig. Aber ich erinnere mich dennoch nicht negativ an diese Situation. Eher angenehm, behütet und beschützt von einem "starken Straßenarbeiter"! 😊

https://www.welt.de/food/essen/article185050092/Himmel-un-Aeaed-mit-Blutwurst-Rezept-fuer-das-Rheinische-Gericht.html

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DerNeinsager
Beiträge : 1449

Hi, also ein paar Gerüche sind mir nun auch eingefallen....

Erstmal der Gestank von ....verbleiten Benzin von Autos ohne Kat 🙂 Lief man damals über die Straße, gehörte das dazu. Zumindest der Hauptstraße. Meine Mutter zog mich immer weg, ich roch es gerne 🙂

Was anderes war der Geruch wenn im Sommer regen in der Luft lag....überhaupt die Abkühlung nach dem Regen war was tolles

VG

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chubzi
 chubzi
Beiträge : 1287

Ja der Heimatgeruch. Er kann auch stinken. Ich erinnere mich an eine Rückkehr vom Außendienst (Vermessung) nördlich des Reviers. Wir erreichten Gladbeck und der Duft sagte [del]uns[/del] mir 'Bald sind wir zu Hause'. Dieser Geruch hat sich mir eingebrannt.

Wenn Stern einen Abläst (Maische) ist das Heimat.
Wenn die Hütte den Stahl ausschüttet und der Wind steht im Süden, wußte ich so ist Osterfeld.

chubzi

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klappstool
(@klappstool)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 427

Als ich in Mannheim lebte, gab es in meiner Nähe, mitten in der Stadt eine Fabrik einer bekannten Schokoladen-Marke. In der Nachbarschaft meines Arbeitsplatzes gab es eine Brauerei eines weniger bekannten Bieres. Ich kann nur sagen: Alle positiven Assoziationen die ich mit diesen beiden Lebensmitteln je verbunden habe, wurden in dieser Zeit erschüttert. Man kann und will sich nicht vorstellen, welch ein bestialischer Gestank bei der Herstellung dieser eigentlich leckeren Genussmittel entsteht und dem man, je nach Windrichtung wehrlos ausgesetzt ist! 😀

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lubov
 lubov
Beiträge : 2684

Geruch von Heimat... das ist immer mal etwas anders für mich, glaube ich. Ich bin oft umgezogen, nicht jeder Ort, wo ich gewohnt habe, ist mir Heimat geworden, aber manchmal hat sich mir ein Geruch eines Ortes, an dem ich nur kurz war, so eingegraben, und ist so positiv besetzt, dass er mich stärker packt als mancher Geruch, der mich an alte Heimaten erinnert.

"Landluft" hat sicher immer etwas von "Kindheitserinnerung" für mich - ich bin umgeben von Feldern aufgewachsen, der nächste Nachbar war mehr als 500 m weg, und wenn Gülle ausgebracht wurde, waren wir komplett umzingelt, es gab kein Entkommen, egal, wie der Wind stand. 😀 Auch später habe ich immer mal so gewohnt, dass ich diesen Geruch öfter abbekam, aber ich bin im Grunde dankbar, ihn als Geruch aus Erinnerungen zu haben, nicht als aktuellen Heimatgeruch. 😉

Frühlingsfeuchtes Gras oder Getreide ist ein positiver Geruch, der mich auch immer an meine erste Heimat erinnern wird, und mir auch jetzt ein Wohlgefühl gibt, wenn ich ihn rieche, ebenso wie frisch abgeerntete Felder oder frisch umgebrochene Erde. Das findet sich hier, wie der Güllegeruch, zur entsprechenden Jahreszeit in Radfahrnähe, und so ist es vielleicht auch ein aktueller Heimatgeruch.

Auch der Geruch von frisch gerupften Federn gehört zu diesen positiven Gerüchen, die gerade nicht mehr zur Heimat gehören, aber mal gehörten. Und der Geruch von nassem Hund - obwohl ich behaupte, da gibt es welche, die riechen nicht so gut, und andere, die duften ganz wunderbar.

Immer mal wieder taucht der Geruch von ganz frisch geschlachtetem Fisch auf, der so ganz anders ist als der Geruch, den ein Fischladen meist hat. Der bedeutet auch Heimat, nicht Ort, sondern Familie.

Der Geruch einer wirklich alten Kirche aus Sand- oder Feldstein ist auch etwas, was oft ähnlich ist, nie ganz gleich, was mich "heimatlich" stimmt. Und es mag extrem albern sein, aber ein moderner Kirchenbau, dem das fehlt, dem fehlt da für mich tatsächlich ein wichtiges Moment. Da habe ich Glück, meine jetzige Heimatgemeinde hat eine Kirche, die immer mal wieder so riecht.

Aktuell gehört "Fluss" (speziell die Alte Elbe am Wasserfall) zu meinen Heimatgerüchen. Die Elbe hat ihren Geruch in den letzten Jahren ziemlich gewandelt, mir liegt der Geruch, den sie jetzt gerade mal wieder hat, wo sie wahnsinnige 1,97 m hoch ist (juhuuuuu!), so nach lebendigem Wasser, irgendwie frisch mit einem Hauch Leben und Tod, schwer zu beschreiben, deutlich mehr als der Geruch, den sie jetzt fast 2 Jahre hatte, mit überwiegendem, teils extremen Niedrigwasser: Dumpf und zu moddrig, manchmal leicht sauer, fast immer faul, oft mit einem Hauch Krankheit.
Gestern Abend habe ich fast eine Stunde auf der Brücke gestanden und dem Rauschen des "Wasserfalls" gelauscht und geschnüffelt. 😊

lubov antworten
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