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Meine Heimatflüsse

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frosch80
Themenstarter
Beiträge : 816

Hej Freunde,

inspiriert durch klappstools Thread "Gerüche der Heimat" mag ich hier einen Thread über Heimatflüsse eröffnen. Ob das Forum hier dafür das richtige ist, sei mal dahingestellt, ich habe mich jetzt einfach an klappstool orientiert.

Ich habe nicht das, was viele Leute Heimat nennen, Leute, die ihr Leben lang schon in dem Ort wohnen, an denen schon ihre sämtlichen Großeltern gelebt hatten. Von Kindheit an bin ich immer wieder umgezogen. Als Reisebusfahrer war ich viele Jahre lang immer wieder an unterschiedlichsten Orten in Europa. Eine wirkliche Heimat habe ich nicht. Vielleicht Europa. Oder Augsburg. Oder: "home is where i want to be".

Ich habe für mich Flüsse als geeignet entdeckt, Heimat zu "markieren". Flüsse geben mir einen gewissen inneren Halt, häufig auch Orientierung. Bei der Orientierung gibt es auch Grenzen. Ich habe mich mal in Lyon verlaufen, habe versucht mich an der Rhone zu orientieren, habe mich noch schlimmer verlaufen, weil es nicht die Rhone war, sondern die Saone. Aber meistens sind sie hilfreich beim Orientieren, die Flüsse.

Meine Heimatflüsse

1. Der Rhein.

Ich habe nie am Rhein gewohnt. Aber meine Familie stammt vom Rhein; aus Düsseldorf. Von vielen Besuchen in dieser Stadt ist mir der Rhein von Kindheit an vertraut; und ist es immer geblieben. Später wurde eine andere Stadt am Rhein für mich die Stadt der Liebe. Gleich zwei Mal, im Abstand von etwa 25 Jahren: Köln. Man kann tatsächlich eine Affinität zu beiden Städten haben. - Heute gilt meine Vorliebe dem Mittelrhein zwischen Eltville und Koblenz. Mindestens drei Mal im Jahr fahre ich dort entlang; meistens hin und wieder zurück.

2. Der Lech.

Wenn eine Stadt meine Heimatstadt ist, dann ist es Augsburg. Und zu Augsburg gehört der Lech. Neben dem Rhein ein Heimatfluss erster Klasse für mich. Unzählige Stunden bin ich als Kind, als Jugendlicher am Lech entlanggelaufen oder geradelt, bin an seinem Ufer gesessen, in ihm geschwommen, habe auf seinen Kiesbänken Feuer gemacht, geträumt, Bier getrunken, mit Kies gespielt.

3. Die Schmutter.

Ein kleiner Fluss 2. Ordnung, der wie der Lech in die Donau mündet. An diesem Fluss stand das erste Haus, das ich gekauft habe. Verwegene Kanufahrten, immer eine Säge an Bord um den Weg freizuschneiden, die Schafhütte mit den Schafen direkt am Fluss, die wir damals hatten.

4. Die Donau.

Wie am Rhein habe ich auch nie an der Donau gewohnt. Und doch ist sie mir sehr vertraut. Viele Jahre lang habe ich sie mindestens zwei Mal pro Woche überquert, war immer wieder in Städten an ihrem Ufer, besonders in Dillingen.

5. Die Oder.

An der Oder habe ich nicht nur nie gewohnt, an der Oder bin ich auch seltener gewesen als an jedem anderen Heimatfluss. Und doch war mir die Oder immer wichtig. Als Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen lange Zeit ein eher unerreichbarer Grenzfluss zwischen der DDR und Polen. Und noch früher war sie gar keine Grenzfluss. Die Oder war mir bereits eine Art heimlicher Heimatfluss deutscher Geschichte, als ich sie 1998 zum ersten Mal flüchtig gesehen habe, als ich sie in Polen, kurz vor Opole/Oppeln überquert habe. In Wrozlaw/Breslau habe ich sie dann etwa ausführlicher wahrgenommen. Jahre später saß ich mal in der Nähe von Frankfurt/Oder an ihrem Ufer. Eine eher flüchtige Bekanntschaft, aber doch eine Beziehung mit einer gewissen Tiefe.

6. Der Main.

Auch ein Fluss, an dem ich nie gewohnt habe. Aber es ist der Fluss, der gewissermaßen eine Verbindung darstellt zwischen Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, den Bundesländern, in denen ich die meiste Zeit meines Lebens gewohnt habe. Der Main ist einer der Flüsse, die ich niemals achtlos überquere. Und ein Fluss, an dem ich gerne entlangfahre. Zum Beispiel von Miltenberg nach Wertheim.

7. Die Mayenne.

Mein Reisebusfahrer-Fluss. Zehn oder elf Mal habe ich Schüleraustauschfahrten nach Laval in Frankreich gemacht. Durch Laval fließt die Mayenne, die auch dem Departement, dessen Hauptstadt Laval ist, den Namen gibt. Viele Stunden habe ich an diesem Fluss verbracht, sitzend, laufend, von einem höher gelegenen Park auf sie hinabschauend. Vertrautheit in der Ferne. Das ist auch ein Stück Heimat.

Das waren sie, meine Heimatflüsse. Andere Flüsse haben es nicht geschafft, von mir in diesen Stand erhoben zu werden. Auch Flüsse, an denen ich gewohnt habe: die Ruhr (Witten), die Wupper (Remscheid), Rems und Kocher (Götzenmühle), die Lahn und die Wetter (Holzheim, wo ich jetzt wohne). Ich kann es nicht recht benennen, was mir einen Fluss zum Heimatfluss macht. Manche Flüsse haben mein Herz berührt, andere nicht.

Und was sind deine Heimatflüsse?

Liebe Grüße
fr😊sch

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Beiträge : 18002

Wenn man von Heimatfluss reden kann, dann ist es auf jeden Fall der Rhein. In frühester Kindheit bin ich mit meinem Vater im Faltboot dort rumgeschippert, zweimal im Winter konnten wir ihn zu Fuß überqueren.
Der Rheingau gilt als die "hessische Toscana", im Hintergrund der Taunus, vorne der Fluss und dazwischen die Weinberge mit kleinen Dörfern. Oder das enge Mittelrheintal mit den Burgruinen an den Hängen und den kleinen Dörfern am Ufer.
Ich weiß heute nicht mehr, wie oft wir früher mit der Bahn in den Taunus fuhren um in Richtung Rhein zu wandern, um uns abends vor der Rückfahrt noch in einer Weinstube oder Straußwirtschaft für unsere Wanderleistung zu belohnen.

Aber ich liebe fast alle Flüsse. Meist haben sie gut ausgebaute Fahrradwege - man sollte sich nur genügend Zeit lassen. Vor 5 Jahren sind wir von Kaprun die Salzach und den Inn entlang nach Passau geradelt,eine tolle Tour, bei der wir die unterschiedlichsten Landschaften durchstreiften. Zwei Jahre später dann entlang der Neiße und Oder in Richtung Ostsee - immer an der deutsch-polischen Grenze entlang, Neuland entdecken. Und gerade die obere Neiße (mit unserer Partnerstadt Görlitz) zieht mich auch heute immer wieder an.

Wunderschön finde ich auch den Neckar zwischen Neckarsulm und Heidelberg oder die Lahn von der Quelle über Marburg (ab da für kleine Boote schiffbar) und dann besonders ab Limburg bis zur Mündung in den Rhein.

Auch der Lech war für mich von Bedeutung, denn an dessen Ufer lag unser Truppenübungsplatz. Und immer, wenn der Lech über seine Ufer getreten war, hieß es für uns "ab in den Schlamm".
Aber im Sommer (1970) abends dort am Ufer zu sitzen, zu grillen und einfach nur dem Wasser nachzusehen... das "hatte was".

Aber mein Lieblingsfluss in Bayern ist die Isar zwischen Wallgau und dem Vorderriss. Mit PKW glücklicherweise nur über eine kleine Mautstraße erreichbar und ich kenne kein Alpental, in dem Gebirge und Fluss eine so tolle Verbindung eingegangen sind wie hier. Das ist ein Platz, wo man wirklich die Seele baumeln lassen kann.

Und wenn es weiter fort sein darf, dann ist der Taraälven ein Fluss, an dem ich mich tatsächlich irgendwie "zu Hause" fühle. Er ist ein kleiner Wildfluss hoch oben in Lappland, teilweise mit wilden Stromschnellen, dann wieder träge und gemütlich - und ringsum die grandiose und einsame Landschaft des Sarek- und Padjelanta-Nationalparks.

Und in Schottland hat es mir der Spey besonders angetan, nicht nur wegen der vielen Destillen an seinen Ufern.

LG
Dschordsch

Nachtrag vom 14.02.2020 1500
Ach ja, das obere Donautal von Donaueschingen gehört auch zu meinen erklärten Lieblingstälern, besonders der Teil der jungen Donau von Mühlheim bis Kloster Beuron, wo man nur zu Fuß oder mit dem Rad durchkommt. Die Strecke von Ulm bis Kehlheim sind Freunde mit einem selbstgebauten Floß geschippert, ein Stück konnte ich mitfahren. Und wenn ich in der Region bin und Zeit habe, mache ich immer mal wieder gerne einen kleinen Umweg zum Donaudurchbruch zwischen Weltenburg und Kehlheim.

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Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

Und wenn es weiter fort sein darf, dann ist der Taraälven ein Fluss, an dem ich mich tatsächlich irgendwie "zu Hause" fühle. Er ist ein kleiner Wildfluss hoch oben in Lappland, teilweise mit wilden Stromschnellen, dann wieder träge und gemütlich - und ringsum die grandiose und einsame Landschaft des Sarek- und Padjelanta-Nationalparks.

Seufz! Ob ich da jemals noch einmal hinkomme?

ungehorsam antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Seufz! Ob ich da jemals noch einmal hinkomme?

Die Frage stelle ich mir auch manchmal. Einerseits habe ich oft eine richtige Sehnsucht nach Nordskandinavien, andererseits ist's halt arg weit - und man wird schließlich nicht jünger...

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Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

andererseits ist's halt arg weit - und man wird schließlich nicht jünger...

Wem sagst du das?

ungehorsam antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

aber du bist ja fast noch ein Jungspund

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frosch80
(@frosch80)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 816

Hej Dschordsch,

danke für deinen Beitrag.

Veröffentlicht von: @bepe0905

Wunderschön finde ich auch den Neckar zwischen Neckarsulm und Heidelberg

Jepp. Immer wieder die Zeit wert, die man für die Strecke länger braucht als über die Autobahn.

Veröffentlicht von: @bepe0905

Lahn [...] besonders ab Limburg bis zur Mündung in den Rhein.

Da fahre ich auch immer wieder mal lang. Meistens auf dem Weg zum Mittelrhein. Schöne Strecke.

Veröffentlicht von: @bepe0905

Auch der Lech war für mich von Bedeutung, denn an dessen Ufer lag unser Truppenübungsplatz.

Wo warst du denn da? Lagerlechfeld, Kaufering? Altenstadt? ...?

Veröffentlicht von: @bepe0905

Aber mein Lieblingsfluss in Bayern ist die Isar zwischen Wallgau und dem Vorderriss. Mit PKW glücklicherweise nur über eine kleine Mautstraße erreichbar und ich kenne kein Alpental, in dem Gebirge und Fluss eine so tolle Verbindung eingegangen sind wie hier. Das ist ein Platz, wo man wirklich die Seele baumeln lassen kann.

Das kann ich bestens nachvollziehen. Auch mit dem Kanu ist das eine tolle Strecke, sofern der Wasserstand passt. Aber vielleicht sollten wir jetzt nicht zu sehr ins Schwärmen kommen, sonst hängt da bald halb jesus.de ab.

Liebe Grüße
fr😊sch

frosch80 antworten
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Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @frosch80

Wo warst du denn da? Lagerlechfeld, Kaufering? Altenstadt? ...?

stationiert in Lagerlechfeld, gelegentlich zu Übungen in Kaufering.

Veröffentlicht von: @frosch80

Das kann ich bestens nachvollziehen. Auch mit dem Kanu ist das eine tolle Strecke, sofern der Wasserstand passt. Aber vielleicht sollten wir jetzt nicht zu sehr ins Schwärmen kommen, sonst hängt da bald halb jesus.de ab.

Stimmt, aber wenn sie alle nur kommen, um die Seele baumeln zu lassen, dann passt's doch. Und die Kids bauen Staudämme und lassen Borkenschiffchen schwimmen.

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Tojak
 Tojak
Beiträge : 402

Weser, Spree und Ruhr
Hallo Frosch80,

guter Thread! Hier meine Heimatflüsse:

1. Weser und Werre

Ich bin in Ostwestfalen geboren und aufgewachsen.
Der Hauptfluss bei uns war die Weser, ca. 20 km entfernt,
und unmittelbar durch den Ort floss die Werre, einer ihrer
Nebenflüsse (nicht zu verwechseln mit der Werra).

An der Werre stand in einer Flussbiegung eine alte Eiche,
die im Sommer ein beliebter Treffpunkt war, um zu reden,
zu trinken, zu feiern, zu flirten und den lieben Gott einen
guten Mann sein zu lassen.

Bei Festlichkeiten wurde auch gern die folgende
Heimathymne gesungen:

"Wo die Weser einen großen Bogen macht,
wo der Kaiser Wilhelm hält in Treue Wacht,
wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus,
|: da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.:|

|: Wir ziehn ins Weserland,
ins schöne Heimatland
dich will ich lieben,
Herforder Pils!:| Jeder will's! "

Die Orginalversion geht etwas anders ("Bis in den Tod" statt "Herforder Pils"), aber mir ist die Volksausgabe lieber.

2. Spree und Panke

Berlin war danach meine Wahlheimat, mein Studien- und danach längere Zeit mit Arbeitsort. Einer meiner Arbeitsplätze lag direkt im Spreebogen in Charlottenburg, gewohnt habe ich lange Zeit im Wedding, wo die Panke fließt.

3. Ruhr

Inzwischen bin ich /sind wir an der Ruhr heimisch geworden.
Der Fluss ist von da, wo wir wohnen, fußläufig zu erreichen und bietet ein schönes Naherholungsgebiet zum Spazierengehen, Joggen, Radeln und Kanufahren.

Neben den Heimatflüssen habe ich noch eine Menge Sehnsuchtsflüsse wie die Ardèche, den Amazonas, den Rio Negro, die Wolga und den Jangtsekiang. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tojak

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frosch80
(@frosch80)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 816

Hej Tojak,

danke für deinen Beitrag. Und danke für die Hymne. Das gibt einen ganz eigenen Einblick.

Veröffentlicht von: @tojak

Neben den Heimatflüssen habe ich noch eine Menge Sehnsuchtsflüsse

Das wäre wirklich einen eigenen Thread wert.

Veröffentlicht von: @tojak

Ardèche

Da bin ich ein Mal gewesen, und das dürfte auch schon 40 Jahre her sein. Die Ardeche ist mir aber stark in Erinnerung geblieben; in sehr guter Erinnerung. Lohnt sich sehr.

Liebe Grüße
fr😊sch

frosch80 antworten
TheGuyWhoLongs4More
Beiträge : 41

Hallöle,

ich finde den Gedanken dieses Threads sehr schön!

Das erste, was mir dazu einfällt, ist, dass ich bislang wohl definitiv zu wenig Zeit BEWUSST an Flüssen verbracht habe.

Nichtsdestotrotz, hier kommen meine top schaumermalwievieleeswerden:

der Rhein. Wenn manN am Rhein geboren wird, nicht allzu erstaunlich (der Name meiner Geburtsstadt trägt den Zusatz "am Rhein", da es 2 Städte gleichen Namens gibt) . . . . der Fluss selbst flasht mich jetzt nicht so heftig, was aber daran liegen mag, dass unser Abschnitt hier nicht gerade der allerspannendste ist (um es mal vorsichtig zu formulieren). Die ALTARME des Flusses, so noch vorhanden, sind da schon viel ergiebiger, und ich erinnere mich sehr gerne an herbst- bzw. winterliche Spaziergänge mit meinen Kiddies, als sie noch "recht kurz" waren, denn da waren Altrheinarme schon das, was "Indiana Jones Dschungelabenteuern" hierzulande so am nächsten kommt . . . über sturmentwurzelte Baumstämme springen / krabbeln, sich unter umgestürzten Bäumen durchmanövrieren, im Schlick am Ufer die Panzerschalen von den Reihern oder Kormoranen zum Opfer gefallenen Krebstierchen begutachten, Muscheln sammeln, Steine ditschen lassen . . .
Habe dann später den "anderen Rhein" - zwischen Bingen und Koblenz - kennengelernt, und da fällt es zuweilen fast schon schwer, sich vorzustellen, dass es sich um denselben Fluss handelt.
Ist aber sicher auch nicht jederfraus oder jedermanns Sache, da das Rheintal dort eben recht eng ist, im Vergleich zu der Weite hier in meiner Region.

Der Neckar - nun ja, ebenfalls recht naheliegend, wenn man in der - mittlerweile etwas hochtrabend so geschimpften - "Metropolregion Rhein-Neckar" zuhause ist . . . in Mannheim, der "Metropole der Metropole", schon gar nicht mehr wie ein Fluss aussehend (weil wie mit dem Geodreieck begradigt), mal abgesehen von dem Teil zwischen Ladenburg und Seckenheim, wo er wieder etwas "wild" (und damit, für mein Empfinden, "flussig") aussehen darf . . . zwischen Heidelberg dann flussaufwärts bis zu seinem Eintritt in den Odenwald, und auch beim Durchfließen mancher kleinerer Städte vor bzw. hinter Heilbronn, dann ja doch teilweise sehr schön, wenn auch sehr behäbig . . . nun, eben irgendwie kein "Actionfluss". Aber durchaus geeignet, um chillige Stunden an seinen Ufern verbringen zu können.

Jetzt kommen wir zu den Flüsschen, die dann schon eher, wenn auch nicht direkt in der Nähe, so doch meine Herzensflüsse sind.

Allem voran wäre da wohl die Nahe zu nennen (wer vorher gut aufgepasst hat, wird sofort erkennen, warum: ein Fluss, der wie ein FLUSS aussieht!! 😉 ) . . . meine Romanze mit diesem Fluss ist etwa gut 30 Jahre alt, und hält nach wie vor ungebrochen an . . . ich liebe den Fluss, ich liebe die Landschaft dieser Region, ich liebe die Städtchen, allem voran Bad Kreuznach bzw. Bad Münster am Stein, ich liebe die Gemächlichkeit dort, die anderen Regionen vormachen könnte, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht zwingend zu Lasten von Natur und Lebensqualität gehen müssen, ich liebe die historischen Besonderheiten (beispielsweise Hildegard von Bingen und der Disibodenberg) . . . wo ich das schreibe, kriege ich direkt wieder Lust darauf, baldmöglichst wieder gen Kreuznach zu pilgern!
Ah, und bevor ich´s vergesse: Bad Sobernheim und der dortige (längste) Barfusspfad (Deutschlands) sind natürlich "ganz großes Kino"!! 🙂

Der Main - hier mag ich die Verbindung von Natur und Kultur, beispielsweise Würzburg, wo Fluss und Altstadt eine schöne Kombi bilden, oder Karlstadt, wo der Fluss von Burgen auf der einen und Karstfelsen auf der anderen Seite eingerahmt wird (oberhalb gibt es ein interessantes Magerwiesenbiotop, den "Saupurzel".

Die Lahn - ein Flüsschen, bei dem ich den "Gemächlichkeitsaspekt" billigend in Kauf nehme, denn auch trotz diesem empfinde ich sie nicht als langweilig . . . und ich mag die typischen Städtchen dort, egal ob Limburg oder Marburg . . . . zugegebenermaßen habe ich da noch sehr viele weiße Flecken auf der Landkarte, denn überwiegend war ich darauf bedacht, Zeit mit meinen Freunden von dort zu verbringen, so dass ich vom Fluss leider nicht so viel mitbekam . . . ich hoffe, das lässt sich noch nachholen.

Die Enz - alles, was hinter Pforzheim kommt, entzieht sich weitestgehend meiner Kenntnis, aber ich schätze dieses Flüsschen sehr, habe ich doch sehr angenehme Stunden an ihr verbringen dürfen (vor allem in Wildbad, wo man erkennen kann, dass gestaltete und weitgehend unberührte Natur sich nicht zwingend beißen müssen . . . . übrigens schon vor der Installation des bekannten und tollen Baumwipflepfades ein echter Hingucker).

Die Murg - auch wenn ich nur ganz kurz an ihr weilte, so hat sie doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da ich mich an einen ungeheuer schönen Frühsommertag auf der Wiese an ihrem Ufer erinnere (Zivi-Zeit), wo ich, nachdem ich ausreichend ihrem entspannenden Glucksen zugehört habe, im seichten Wasser eine große Schule Babyforellen entdeckte, denen man im klaren Wasser optimal bei ihrem Spiel zuschauen konnte . . . was ich geraume Zeit lang tat.

Die Alb - leider, da von 1988 - 1990 mein "Hausfluss", und somit ja erstmal nix besonderes, weniger bewusst genossen als sie es verdient hätte, dennoch sehr positiv assoziiert . . . bei den nahezu täglichen Fahrten durchs Albtal (zwischen Karlsruhe oder Ettlingen und Bad Herrenalb) konnte ich oft meine Augen, wo immer die Strassen- und Verkehrsverhältnisse es zuließen, nicht von ihr nehmen . . . meist träumend, wann ich die gesichteten Strecken mal abwandern würde (wozu es leider bis dato nicht kam . . . kam zu viel Leben dazwischen, sozusagen) . . . dann später, während meiner Karlsruher Jahre, noch einmal Teile des Unterlaufs entdeckt (und sehr schade gefunden, dass die Karlsruher Stadtplanung hier zumindest partiell versagt hat, befindet sich doch das ausgewiesene Naherholungsgebiet direkt neben der Südtangente, so dass der Erholungssuchende, neben der schönen Szenerie, an den meisten Stellen auch den vorbeidonnernden Schwerlastverkehr genießen darf).

Die Queich - jaa, jetzt wird´s exotisch! Wir haben den Punkt erreicht, wo die "Mikro-Flüsschen" meiner langverschmähten Heimat* in´s Spiel kommen. Die Queich bildet fast** den südlichsten dieser Flüsschen, doch dazu später mehr . . . die Queich durchfließt den Wasgau, quasi das Bindeglied zwischen Pfälzer Wald und Nordvogesen (man beachte: Vogesen --> franz. vosges --> einheimisch historische deutsche Regionalbezeichnung Wasgau), besonders schön hier zu nennen Annweiler am Trifels und Umland . . . von dort aus durchfließt sie etwas später Landau (Jaaaa, vollkommen richtig erkannt: "die dicken Kinder von Landau"!), um dann nach Durchfließen der Rheinebene nahe Germersheim in den Rhein zu münden. Hier habe ich schöne Erinnerungen an besagte Orte, aber ein "Mehr" an Erkundung steht definitiv noch aus.

Die Isenach - ein früherer Schandfleck, daher auch lange Zeit über größere Strecken unterirdisch kanalisiert (wegen der Papierfabriken . . . . früher konnte man am Unterlauf farblich erkennen, was da gerade so produziert wird . . . "Aaaah, heute ist die Isenach lila . . . letzte Woche war ja olivgrün dran!"), aber seitdem das Gewässer wieder weitgehend sauber ist, wurde sie aus der Versenkung gehoben und darf nun in einem schön und einigermaßen naturnah angelegten neuen Bachbett den Bad Dürkheimer Kurpark durchfließen - sehr zur Freude der Kinder, für die dort ein Wasserspielplatz eingerichtet wurde.

Die Pfrimm - ein Flüsschen, das, oft gut versteckt, eine meiner Lieblingswanderlocations hier in der Nähe - das Zellertal - durchfließt. Eine "unspektakuläre Schönheit", sozusagen. Mündet bei Worms in den Rhein.

** da war doch noch was . . . stimmt, ich versprach ja, den äußersten Süden nachzuholen. Äußerster Süden nicht, weil Antarktis, sondern weil Grenzflüssle zwischen Deutschland und Frankreich: die Lauter.
Kenne eigentlich nur ihren Weg durch Wissembourg (Weißenburg), aber allein der ist schon sehenswert. Klares Wasser, das über roten Sand durch eine malerische Altstadt dem Rhein (wohin auch sonst?) entgegenströmt. Sehr empfehlenswert für "Grenzgänger"! 😉

* zum verschmäht: da ich als Kleinkind im Allgäu wohnte, empfand ich meine spätere Dauerheimat Vorderpfalz irgendwie immer als klimatisch ungeeignet, und rieb mich deshalb innerlich daran. Erschwerend kommt hinzu, dass ich, in einem hochdeutsch sprechenden Haushalt aufgewachsen, tatsächlich bis ins gehobene Jugendalter nur hochdeutsch sprechen konnte, und mir den Regionaldialekt erst als junger Erwachsener sukzessive, quasi wie eine weitere Fremdsprache, aneignete - dies wurde jedoch vom mich umgebenden Jungvolk kurzerhand als "Der is bestimmt hochnäsig!" interpretiert, was ebenfalls nicht gerade zum heimisch fühlen können beitrug.

Soo, es gäbe noch viel zu schreiben über Speyerbach, Alsenz, Moschel, Glan und Ostrach, aber das - vielleicht - ein andermal.

Liebe Grüße in die Runde!

theguywholongs4more antworten
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Gelöschtes Profil
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Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @theguywholongs4more

ich liebe den Fluss, ich liebe die Landschaft dieser Region, ich liebe die Städtchen, allem voran Bad Kreuznach bzw. Bad Münster am Stein, ich liebe die Gemächlichkeit dort, die anderen Regionen vormachen könnte, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht zwingend zu Lasten von Natur und Lebensqualität gehen müssen, ich liebe die historischen Besonderheiten (beispielsweise Hildegard von Bingen und der Disibodenberg) . . . wo ich das schreibe, kriege ich direkt wieder Lust darauf, baldmöglichst wieder gen Kreuznach zu pilgern!
Ah, und bevor ich´s vergesse: Bad Sobernheim und der dortige (längste) Barfusspfad (Deutschlands) sind natürlich "ganz großes Kino"!! 🙂

Oh ja - wie konnte ich die Nahe vergessen, die Brückenhäuser in Bad Kreuznach, die Seilfähre in Bad Münster am Stein. Und dann die Glan mit Meisenheim, kleines Städtchen - schon fast im "Nirgendwo" gelegen.
Und dann selbstverständlich die Queich und die Lauter. Aber weniger wegen der kleinen Gewässer, sondern wegen der Wasgau-Landschaft mit den einmaligen Burgen dort. In vielen von ihnen entlang der deutsch-französischen Grenze habe ich schon übernachtet und auch solche, die offiziell gesperrt waren haben wir selbstverständlich erstürmt.

Veröffentlicht von: @theguywholongs4more

Die Enz - alles, was hinter Pforzheim kommt, entzieht sich weitestgehend meiner Kenntnis, aber ich schätze dieses Flüsschen sehr, habe ich doch sehr angenehme Stunden an ihr verbringen dürfen ... .

Nichts gegen die Enz und die Täler, die von Pforze in den Schwarzwald gehen - aber die Zeit in Pforzheim zählt nicht zu den Höhe- und Glanzpunkten meines Lebens und meiner Karriere, an die ich mich gerne erinnern möchte.

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lubov
 lubov
Beiträge : 2684

Hej Frosch,

gelten Heimat"bäche" auch? Und ... langgezogenes Wasser, das nicht fließt?

Ich bin die ersten Jahre am Ötternbach aufgewachsen, und sanft gewellte, feldbedeckte Hügel, Reste von Auenwald und Moor sowie die Möglichkeit, mehr als 200 m weit gucken zu können, gehören zu den Dingen, die mir sofort ein Stück Sicherheit und oft auch Heimatgefühl vermitteln.

Die Weser war die ersten 20 Jahre meines Lebens immer nah genug, um mir als "Heimatfluss" und Referenz, wenn es um "wo wohnst du" ging, zu dienen, und meine Oma wohnte, so lange ich sie kannte, in Sichtweite dieses Flusses.

Mittlerweile ist die Elbe mein Heimatfluss, ich quere sie fast täglich, und ich freue mich jedes Mal darüber, sowohl hin als auch her. Und hoffentlich schaffe ich diesen Sommer mal, was ich schon seit Jahren will: Einen Frühsommertag mit einem Tagesticket meines Nahverkehrsbundes auf der Gierfähre sitzen - und hin und her, hin und her, hin und her pendeln. 😀

Zuletzt noch der Mittellandkanal. An dem habe ich angeln gelernt, und angle jetzt wieder an ihm. Manchmal. Oder nerve Angler, unbeabsichtigt. 😉

Und wenn meine Elbe genug Wasser hat, ist die "große Acht" auf der Weißen Flotte immer ein Erlebnis, und sie wird mir nie langweilig. 😀

lubov antworten
PeterPaletti
Beiträge : 1317

Ruhr und Elbe
Ich bin in Bochum aufgewachsen, an der Ruhr. Zu dem Fluss mussten wir immer hinfahren, aber die Umgebung lohnt sich anzuschauen, der Stausee mit Haus Kemnade, wo es eine Musikalien-Sammlung gibt, die mein alter Klavierlehrer zusammengesammelt und der Stadt vermacht hat.

In Bochum gibt es wie in vielen Städten, die Tradition des Maiabendfestes, gesunden wird dann nicht Herbert Grönemeyers "Bochum" sondern das Bochumer Jungen Lied.

Es kann ja nicht immer so bleiben
Hier unter dem wechselnden Mond,
Es blüht eine Zeit und verwelket,
Was mit uns die Erde bewohnt.

Refrain:
Und kommen wir wieder zusammen
Auf wechselnder Lebensbahn,
sind wir immer noch die Bochumer Jungen,
Junge, do kass die drop verloten.

By the way: H. Groenemeyer ist gar nicht in Bochum geboren, sondern in Göttingen, aber das nur am Rande.

Die Elbe ist jetzt mein Heimatfluss, weil ich in Hamburg lebe und arbeite. Ein Elbspaziergang lohnt sich immer. Ob am Hafen oder in Övelgönne oder im noblen Blankenese.

Musikalisch hat Lotto King Karl der Stadt ein Denkmal gesetzt.

Wenn du von Süden kommst,
ist Hamburg direkt vor Grönland.
Wenn du von Norden kommst,
liegt Hamburg in Afrika.
Wenn du vom Balkan kommst,
kann's dir passier?n daß du nich? mal auffällst.
Wenn du aus China kommst,
seh?n die Leute hier komisch aus.

Wenn ich weit weit weg bin,
ob in Sydney oder Rom,
dann denk? ich Hamburg meine Perle
und singe home sweet home.

Hamburg meine Perle,
du wunderschöne Stadt.
Du mein Zuhaus, du bist mein Leben.
Du bist die Stadt auf die ich kann, auf die ich kann.

Leider ist der Song umgedichtet zu einem Fußballsong geworden für den HSV, das Original ist aber viel schöner.

peterpaletti antworten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hi,

der Kocher und die Rot. Flüsse meiner Heimat bis zum 25. Lebensjahr.

Jetzt Pegnitz, Regnitz und Rednitz. Nürnberg und Umgebung.

Ach, für ein Jahr die Isar in München.

M.

Anonymous antworten
Seite 2 / 3
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