Bedürfnisse/Sehnsüchte ("gesehen" in der Gemeinde)
Servus,
aktuell überdenke ich gerade einiges in meiner Gemeinde und in meinem Leben in Bezug auf die Gemeinde. - Aus diesem Gedanken heraus mal hier die Frage/n: Fühlt ihr euch in euren Gemeinden gesehen, wahrgenommen und wie sieht es mit euren Bedürfnissen aus? Werden die gestillt? Was bleibt offen, wenn es offen bleibt? Holt ihr euch das woanders? Habt ihr das angesprochen?
In meiner Gemeinde habe ich das Phänomen, dass ich mit einigen wenigen anderen Singles und ohne Kinder (egal welchen Alters) das Gefühl habe, meine Bedürfnisse und/oder Sehnsüchte als Frau und als "ältere Alleinstehende" hintenanzustehen. Das ist jetzt nicht unbedingt ein Phänomen, aber aus meiner Perspektive schon, dass andere da keine Bedürfnisse oder Sehnsüchte haben. Ich höre das zwar immer, kann es aber irgendwie nicht glauben. Vielleicht tue ich ihnen ja Unrecht, das lasse ich dabei offen. Sie fühlen sich wohl und mit den aktuellen Angeboten ausreichend "bedient". Was ich da erkenne, ist aber auch, dass die Mehrzahl derer, die sich wohl fühlen und denen "nichts fehlt" auch Kontakte zu Kindern haben, weil sie sie hüten oder einen großen Familienkreis haben oder andere Formen von Familienanbindung, wo es eben Kinder und jüngere Erwachsene gibt, Familien (ich glaube, wir haben nur eine Alleinerziehende in der Gemeinde und die erzieht Pflegekinder).
In einer anderen Gemeinde, nicht so weit weg, habe ich einen Frauennachmittag gefunden und ein Frauenfrühstück. Derart gab es wohl in meiner Gemeinde ganz früher, also eigentlich eine Art Frauentreff. Die Modelle unterscheiden sich aber dahingehend, dass in meiner Gemeinde früher nur die älteren Damen im Frauenkreis waren (über 60/70). Es gibt oder gab bei beiden einen Input. Bei dieser anderen Gemeinde gibt es nicht nur ältere Frauen, sondern sogar Familien, also auch Männer als Teilnehmer (die Väter der Kinder dazu). Es gibt immer etwas, was alle gemeinsam machen und ansonsten viel gemeinsame Zeit, weil dort viel Wert auf Gemeinschaft, Gemeinsamzeit gelegt wird. - In meiner Gemeinde geht nachmittags so gar nichts, weil die überwiegenden Mitglieder alle bis abends arbeiten. Da sind halt nur die Rentner nachmittags ansprechbar. (Ich hatte ein Café, das in der Coronazeit derart gelitten hatte, dass ich es schließen musste. Nachfagen gibt es nur sehr wenige.) Es blieben die Samstage und das kommt in meiner Gemeinde nicht so gut. Deshalb schaue ich mich um danach, wo ich mein Bedürfnis nach Gemeinschaft, nach Nähe gestillt bekomme.
Um es nicht auszulassen, ich bin in einer wunderbaren Gemeinde, über die Gott seine Hand hält und ich habe von ihm die Liebe für alle. Ich hätte sie sonst nicht. Er hat sie mir ans Herz gelegt. Und auch wenn ich mit diesem oder jenem immer mal nicht einverstanden bin, liebe ich sie und hab keinen Gedanken ans Verlassen. Da müsste Gott mir was sagen und das tut er nicht.
Beim Frauenfrühstück in der anderen Gemeinde sind es tatsächlich nur die Frauen der Gemeinde und vielleicht noch die, die von ihnen persönlich eingeladen werden. Es gibt auch hier einen Input und ansonsten viel gemeinsame Zeit ... Mir gefällt das.
Wie geht es euch in euren Gemeinden? Habt ihr da "ungestillte Bedürfnisse"? Wissen andere davon? Habt ihr das mal angesprochen? Wie geht die Gemeinde damit um?
Wie gesagt, ich denke nach. Ich hasse niemanden, ich will niemanden "kritisieren" und auch nicht verlassen. Ich denke laut, höre gern, wie es anderen geht und hab meine Augen und Ohren aufgesperrt, um mich von Ideen, Initiativen oder anderem "ansprechen" oder inspirieren zu lassen. - Vielleicht tät es der eine oder andere als "sie sucht ihren (eigenen) Weg" benennen. Ich will mich da nicht festlegen.
Ich freue mich, von euch zu hören und mich inspirieren zu lassen. 🙂
Es dürfte etwas 10 Jahre her sein, da hat die badsiche Landeskirche festgestellt, dass sie praktisch für Singles die zu alt für den Jugenkreis und zu jung für den Seniorenkreis sind nur Gottesdienste anbietet. Platt gesagt, wer im Jugendkreis niemand gefunden hat findet niemand mehr. Singlearbeit gibt es praktisch nur in großen Städten. Mannheim ist für mich aber zu weit weg, dass ich da wegen eines Singleabendes hinfahren würde. Das sind schätze ich 80 km einfach und wenn jetzt eine Frau auch 80 km einfach, aber auch Rheinland-Pfalz wäre, hätten wir ja 160 km zu einander. Zur Frage in der Gemeinde gesehen, ja als ich in die Zweitgottesdienste ging hat man mich gesehen, das sind die Gottesdienste mit moderner Musik ählich den Gottesdiensten der Freikirchen. Damals mit dem Liedgut von Feiert Jesus 1. Sonst werde ich persönlich gesehen, da ich in Leitungsverantwortung bin.
@neubaugoere Mein Bild von Gemeinde hat sich über die Jahrzehnte allmählich immer mehr verändert. Für mich hat eine Kirchgemeinde mit festem Ort, Pastor usw. etwa eine Bedeutung wie für andere der Hauskreis. „Die Gemeinde“ sind für mich die Christen, die in meiner Nähe wohnen. Ich bin natürlich vorsichtig, Angebote zu machen oder zu nutzen, aber ich empfinde es als erstrebenswert, mehr Gemeinschaft über die engeren Grenzen hinaus zu initiieren.
Du ahnst es schon, ich erwarte vom engsten Kreis die Unterstützung/Befähigung für meinen Dienst, auch natürlich für den Dienst an mir. Den sehe ich hauptsächlich als meine Verantwortung. Ich suche sehr frei nach Möglichkeiten, mich zu entwickeln und empfand es schon immer als unnatürlich, wenn ich mich nur im Gemeindekontext bewegen sollte. Nur bei sehr großen Gemeinden ist es in meinen Augen sinnvoll, all die Kreise anzubieten, die allen Gemeindemitgliedern das bieten, das sie brauchen. Ich hätte kein Problem, eine gute Arbeit einer Nachbargemeinde in Anspruch zu nehmen. In meiner Gemeinde würde ich nur etwas anregen, wenn ich dort erhöhten Bedarf sehe, der im Umkreis nicht gedeckt werden kann oder wenn jemand die
Berufung hat, in der Leitung so einer Sache zu wachsen.
Hej, ja, das klingt gut. Ich glaube, in die Richtung tendiere ich auch. Niemand - auch ich nicht - bricht sich ein Bein ab, wenn er sich das, was er "braucht" für persönliches Wachstum, von woanders holt. Die Gemeinde auch nicht. Ich hab beschlossen, eben ab und an, vielleicht 1x im Monat in die andere Gemeinde zu gehen, weil ich auch alles erst mal kennenlernen muss. Bisher kenne ich nur die Obdachlosenarbeit, die ich zwar selbst nicht aktiv auf der Straße unterstütze, aber gern bei Vorbereitungen helfe. Die Gemeinschaft mit der einen Schwester vor ein paar Wochen (Obdachlosenarbeit, Vorbereitung = Brötchen schmieren) war so belebend, dass ich davon heute noch zehre. Das brauche ich. Ich kann eigentlich nicht sagen, was es ist. - Auch eine Schwester im meinem Hauskreis ist wieder zurück aus Urlaubien und wenn sie sagt, wie wichtig ihr unser Hauskreis ist, dann geht mir das Herz auf (mal von ihrer kleinen, ich glaube, 3monatigen Maus mal abgesehen, die schmilzt jedes Herz).
Ja, die Befähigung zum Dienst - eine gute Wortwahl - erhalte ich auch durch enge persönliche Kontakte, durch Rechenschaft, Vertrauen, nicht durch "Veranstaltungen". Aber es tut gut, mal nur unter Frauen zu sein oder mal mit entspannten Leuten einen Kaffee zu trinken oder über die schlechten Tage von "älteren" Singles zu reden und dabei auch gesehen und gehört zu werden. - Ich glaube, ich hab wohl über die Zeit eine etwas andere Sicht auf Gemeinde erhalten ... "mehr Gemeinschaft über die engeren Grenzen hinaus" ... das ist auch eine Wortwahl, die mir sehr gefällt, mich sehr anspricht.
Danke. 🙂