Gemeindeglieder nicht für voll nehmen. (Titel verbessert)
Aus aktuellem Anlass möchte ich gerne eure Meinung zu einem Thema hören, welches mich seit längerem beschäftigt. Wir lesen als Gemeinde gerade das Buch 24x Weihnachten neu erleben. Das Buch selber möchte ich gar nicht gross thematisieren. Nur beschäftigt mich beim Lesen der Gedanke, was der Beweggrund für diese Buchempfehlung war. Zielgruppe des Buches sind, nominelle Christen, die ihre Konfirmationsbibel im Regal verstauben lassen, welche ihr Bild von Kirche und Religion durch die Medien und die Grosseltern prägen lassen. Nichts Falsches, ein Buch für diese Zielgruppe zu schreiben und zu verbreiten. Ich frage mich nur, warum man so ein Buch bei uns in der Gemeinde zusammen lesen.
Für mich ist es ein Trend (eigentlich schon eher eine Kultur), dass man alles weichspült, den Menschen nicht mehr zutraut zu denken. Sämtlich Kanten und Ecken und alles Herausfordernde wird, vermieden, relativiert, oder im schlimmsten Fall umgedeutet.
Ich habe vor 3 Wochen zu MT 5,38-42 gepredigt. Im Netzwerk wurde die gleiche Bibelstelle von jemand anderen ebenfalls gepredigt. (wir haben ein Netzwerk von Gemeinden in denen die Prediger zirkulieren, und ihre Predigtreihen absprechen)
Normalerweise höre ich keine Predigten, wenn ich an einem Sonntag selbst gepredigt habe, aber aus Neugierde, weil er den gleichen Text wie ich hatte, habe ich sie mir dennoch angehört. Am Ende seiner Predigt habe ich mich dann gefragt, was seine Botschaft war. Da war nichts von Rechtsverzicht, nichts von Gottesvertrauen, dass Gott am Ende für Gerechtigkeit sorgen wird, da kam nichts davon, wie Jakobus und Paulus diese Stelle aufgegriffen und behandelt haben. Es wurden keine Parallelstellen angeschaut, nichts. Was ich aus der Predigt herausgehört habe, war eine Relativierung der Aussagen und dass wenn wir in unserer Würde verletzt werden, Gott uns Würde gibt.
Das ist jetzt nur ein Beispiel, aber ich höre viel zu oft, solche Kuschelpredigten, und viel zu wenig das Wort Gottes.
Wie erlebt ihr dies?
Beim Überfliegen des Titels hab ich gelesen 'Gemeindeglieder nicht für voll nehmen', beim genaueren Lesen steht hier aber Gemeindelieder.
Wobei ich nach dem Lesen des Textes vermute, dass Du vielleicht doch Gemeindeglieder gemeint haben könntest.
Ich find's immer interessant, unterschiedliche Predigten zu einer Stelle zu hören und wäre neugierig auf beide Predigten.
Hallo Arcangel, von der Überschrift bin ich etwas irritiert, denn um Lieder geht es doch gar nicht, oder? Meinst du vielleicht Gemeindemitglieder?
Zum Thema fällt mir nur ein, dass auch hier die Predigten immer mehr in Richtung Ermutigung gehen, was ich richtig finde. Aber auch so etwas wie Selbstverleugnung findet da noch ihren Platz, denn die Kraft zur Selbstverleugnung kommt von Gott. Ich finde es wichtig, dass das auch gesagt wird, damit ein stimmiges Gesamtbild rauskommt.
Ja, da fehlt ein 'g' im Titel 🙂
auch hier die Predigten immer mehr in Richtung Ermutigung gehen
Mein Ziel ist es immer, mit dem Evangelium aufzuhören, wir haben eine frohe Botschaft zu verkündigen und nicht das Gericht.
wir haben eine frohe Botschaft zu verkündigen und nicht das Gericht
Klar, aber das Gericht weglassen ist auch nicht gut. Ich weiß von ganz früher aus Gemeinden, da wurde oft vom Gericht gepredigt. Dann kam jemand auf die Idee und meinte, man sollte nicht vom Gericht, sondern vielmehr über die Liebe Jesu predigen. Wenn eines überbetoniert wird, ists auch nicht gsund.
Wie sollte denn deiner Meinung nach über das Gericht gepredigt werden. Ein Kind Gottes wird das Gericht Gottes nie zu Gesicht bekommen. Ich brauche mich über das Gericht Gottes keinerlei Gedanken zu machen. Selbst dann nicht, wenn ich mich versündige. Gott war mir gnädig, nicht aufgrund meiner moralischen Leistung, er wird seine Gnade deshalb auch nicht zurücknehmen, weil meine moralische Leistung ungenügend ist. Was Gott von mir erwartet ist, dass ich ihm die Treue halte. Ich brauche das Gericht nicht zu fürchten, und einem Christen mit dem Gericht zu drohen ist mMn. ein falsches Evangelium.
So deshalb nochmals die Frage, was sollte deiner Meinung nach über das Gericht Gottes in der Gemeinde gepredigt werden?
Wie sollte denn deiner Meinung nach über das Gericht gepredigt werden.
Wenn ich im Verkündigungsdienst stehe, dann kann ich nicht einfach sämtliche Texte übergehen oder weglassen, die vom Gericht Gottes und vom Zorn Gottes vorhanden sind. Manchmal sind sie einfach planmäßig dran. Da ists wichtig, ganz dicht am Text zu bleiben.
Ein Kind Gottes wird das Gericht Gottes nie zu Gesicht bekommen.
Beruflich und ehrenamtlich bin ich in vielen Gemeinden rumgekommen, da waren auch Fernstehende unter der Verkündigung. Selbst in frommen Kreisen läuft nicht immer alles rund. Und ja, ich denke, dass die Frommen genauso zu ihren Lebzeiten unter dem Gericht Gottes stehen können und deshalb ein Korrektiv brauchen. Beispiele sind für mich die Briefe an die Korinther und sowie die Sendschreiben, in denen den Gemeinden der Weg zur Umkehr deutlich gemacht wird, der Ruf zur Buße. Da sind so Leute im Verkündigungsdienst nicht ausgenommen und sie werden zur Rechenschaft gezogen. Ich muss mich selbst auch drunter stellen.
Ich brauche mich über das Gericht Gottes keinerlei Gedanken zu machen. Selbst dann nicht, wenn ich mich versündige. Gott war mir gnädig, nicht aufgrund meiner moralischen Leistung, er wird seine Gnade deshalb auch nicht zurücknehmen, weil meine moralische Leistung ungenügend ist. Was Gott von mir erwartet ist, dass ich ihm die Treue halte. Ich brauche das Gericht nicht zu fürchten, und einem Christen mit dem Gericht zu drohen ist mMn. ein falsches Evangelium.
Klar, aber ... es gibt auch eine ungesunde Sorglosigkeit, in der ich mich verrennen kann. Und ich denke, manchmal kann sogar drohen durchaus seinen Platz haben. In meiner Jugend wurde mir Hesekiel 3 die Verse 16-21 sehr wichtig, vor allem die letzten beiden Verse 20 +21 wie auch 1. Korinther 3 ab Vers 11 - um nur mal zwei Texte zu nennen.
Hes. 3,16 Und als die sieben Tage um waren, geschah des HERRN Wort zu mir: 17 Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Du wirst aus meinem Munde das Wort hören und sollst sie vor mir warnen. 18 Wenn ich dem Gottlosen sage: Du musst des Todes sterben!, und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Wege zu warnen, damit er am Leben bleibe, – so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. 19 Wenn du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht bekehrt von seinem gottlosen Wesen und Wege, so wird er um seiner Sünde willen sterben, aber du hast dein Leben errettet. 20 Und wenn sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit abwendet und Unrecht tut, so werde ich ihn zu Fall bringen und er muss sterben. Denn weil du ihn nicht gewarnt hast, wird er um seiner Sünde willen sterben, und seine Gerechtigkeit, die er getan hat, wird nicht angesehen werden; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. 21 Wenn du aber den Gerechten warnst, dass er nicht sündigen soll, und er sündigt auch nicht, so wird er am Leben bleiben; denn er hat sich warnen lassen, und du hast dein Leben errettet.
1. Kor. 3, 11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch ...
So deshalb nochmals die Frage, was sollte deiner Meinung nach über das Gericht Gottes in der Gemeinde gepredigt werden?
Vielleicht so, wie z.B. lt. Apostelgeschichte 20, 27 Paulus den Ephesern sagen konnte, dass er ihnen den ganzen Ratschluss Gottes gesagt hat. Wie bereits geschrieben, die Texte über das Gericht Gottes kann man doch nicht einfach weglassen. Insgesamt sollte man sich dabei schon sehr genau und eng am jeweiligen Text orientieren. Auch bei einer Beerdigung kann man über das Gericht predigen und die frohe Botschaft aufleuchten lassen.
Wenn ich im Verkündigungsdienst stehe, dann kann ich nicht einfach sämtliche Texte übergehen oder weglassen, die vom Gericht Gottes und vom Zorn Gottes vorhanden sind. Manchmal sind sie einfach planmäßig dran. Da ists wichtig, ganz dicht am Text zu bleiben.
Selbstverständlich, soll und muss der Tag des Herrn thematisiert werden, die Bibel wird nicht müde dies zu tun, also sollten wir es auch, wenn der Text dies behandelt. Nur der schreckliche Tag des Herrn wird für die Kinder Gottes eine ganz andere Bedeutung haben und anders erlebt werden als diejenigen, die noch Feinde Gottes sind.
Selbst in frommen Kreisen läuft nicht immer alles rund. Und ja, ich denke, dass die Frommen genauso zu ihren Lebzeiten unter dem Gericht Gottes stehen können und deshalb ein Korrektiv brauchen.
Hier gefällt mir deine Formulierung ehrlich gesagt nicht. Ich weiss, was du meinst, aber das ist nicht ein Gericht, dass Gott fällt, sondern Erziehung. Dass wir Sünde thematisieren, ist wichtig, und dass wir als Kinder Gottes dazu aufgerufen sind, gegen Sünde in unserem Leben vorzugehen, ist richtig und wichtig, ABER(!) nicht, weil wir Angst vor dem Gericht und einer Bestrafung haben.
Wir haben die Gnade Gottes nicht erhalten, weil wir moralisch korrekt gehandelt haben, was auch bedeutet, dass wir die Gnade Gottes nicht verlieren können, wenn wir moralisch inkorrekt handeln. Der Hebräerbrief (du hast ja gemeint, das sei eines deiner Lieblingsbriefe) macht es überdeutlich, das wir alleine aus glauben gerettet sind, das es alleine die Tat Jesu, seine Perfektion und sein Werk sind, die uns retten.
Du erwähnst Hesekiel.
Der Gerechte wird nicht durch das Einhalten der Gebote gerecht, sondern durch Glauben (auch hier wieder Hebräer- und Römerbrief). Niemand wird dadurch gerettet, dass er ein bisschen gerechter handelt. Im neuen Bund wirst du der Aussage Hesekiels dann gerecht, wenn du jemanden vom Unglaube zu Glaube vermitteln kannst. Diese Hesekiel Stelle, ist eine der Stellen, mit der ganz viel Missbrauch betrieben wird.
Das Preisgericht aus 1. Korinther ist eine andere Dimension, hier geht es nicht um gerettet oder nicht gerettet, hier geht es um den Lohn für unsere Taten. Das Preisgericht hat nichts mit Sünde zu tun.
Vielleicht so, wie z.B. lt. Apostelgeschichte 20, 27 Paulus den Ephesern sagen konnte, dass er ihnen den ganzen Ratschluss Gottes gesagt hat. Wie bereits geschrieben, die Texte über das Gericht Gottes kann man doch nicht einfach weglassen. Insgesamt sollte man sich dabei schon sehr genau und eng am jeweiligen Text orientieren. Auch bei einer Beerdigung kann man über das Gericht predigen und die frohe Botschaft aufleuchten lassen.
Ja und dazu gehört, dass der Tod keinen Stachel mehr hat, dass Kinder Gottes den Tag des Herrn nicht zu fürchten brauchen, sondern sich darauf freuen dürfen. Jede Botschaft, die in irgendeiner Weise darauf abzielt, dass wir durch das Einhalten von Geboten irgendwas an unserer Gerechtigkeit beitragen können, geht hinter das Kreuz zurück zum Gesetz, der ganze Hebräerbrief macht deutlich, wie falsch das ist.
Ja, ich stimme dir zu, sehe ich auch so. Und hier
Hier gefällt mir deine Formulierung ehrlich gesagt nicht.
sag ich: Danke, dass du das so sagst und mich in der Formelierung korrigierst.
Danke, dass du das so sagst und mich in der Formelierung korrigierst.
🙂 gut, dann verstehen wir uns.
Mein Ziel ist es immer, mit dem Evangelium aufzuhören, wir haben eine frohe Botschaft zu verkündigen und nicht das Gericht.
Ja, das finde ich richtig. So leben, wie es Gott wohlgefällig ist und uns gut tut, können wir nur, weil es diese frohe Botschaft gibt, weil wir erlöst sind.
Mich interessiert jetzt sehr, wie du über diese Verse gepredigt hast. Denn gerade, was das betrifft, habe ich in meinem Leben einen längeren Lernprozess hinter mir.
Ja, klar, vordergründig liest man den Rat, nicht zurückzuschlagen, wenn man geschlagen wird. Das ist ja auch richtig, denn sonst würde man selbst zum Täter werden.
Der nächste Schritt ist dann, solche Anfeindungen passiv zu ertragen. Damit ermutigt man aber den Angreifer, mit seinen Angriffen fortzufahren und zu lernen, dass Aggression erfolgreich ist. Man selbst erlebt sich immer mehr als Opfer, entwürdigt, verletzt. Ich vermute, um eine Verbitterung daraus aufzubrechen, kam dein Kollege zu dem Schluss, dass Gott einem die Würde zurück gibt, was ja auch richtig ist.
Jesus gibt aber den Rat, aktiv zu werden... nicht aktiv im zurückschlagen, sondern aktiv in der Liebe ... liebevoll den Angreifer zu betrachten und zu erkennen, warum es ihm ein Bedürfnis ist, zu schlagen ... ihm die Gelegenheit zu bieten, sein Grundbedürfnis zu stillen, damit er geheilt werden kann.
Mich interessiert jetzt sehr, wie du über diese Verse gepredigt hast. Denn gerade, was das betrifft, habe ich in meinem Leben einen längeren Lernprozess hinter mir.
Mein Kerngedanke habe ich am Kommentar von Petrus festgemacht,
1.Petrus 2,23 «Er (Jesus) wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht ‹mit Vergeltung›, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet.»
Rechtsverzicht bedeutet darauf zu vertrauen, dass Gott gerecht richtet. Sein recht selber in die Hand zu nehmen bedeutet, dass man nicht darauf vertraut, dass Gott für einen ist und für recht sorgen wird.
Paulus nimmt im Römerbrief zu diesem Text Stellung und schlägt in dieselbe Kerbe.
Römer 12,17-21 «Vergeltet niemand Böses mit Bösem! … Rächt euch nicht selbst, ihr Lieben, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes! Denn in der Schrift steht: "Es ist meine Sache, das Unrecht zu rächen, sagt der Herr, ich werde Vergeltung üben!" "Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, sammelst du feurige Kohlen auf seinen Kopf. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten!»
Der Text in Mt 5 fordert ja nicht nur dazu auf passiv zu ertragen, sondern aktiv sogar noch mehr zu leisten, die Extrameile zu gehen, dem der dich verklagt noch mehr zu geben.
Man selbst erlebt sich immer mehr als Opfer, entwürdigt, verletzt. Ich vermute, um eine Verbitterung daraus aufzubrechen, kam dein Kollege zu dem Schluss, dass Gott einem die Würde zurück gibt, was ja auch richtig ist.
Meiner Meinung nach, verkehrt sich diese Haltung irgendwann, denn wer auf den Herrn vertraut, die Extrameile geht und feurige Kohlen sammelt, handelt nicht mehr aus einer Position der Schwäche, sondern aus einer Position der Stärke. Und ja, die Würde wird einem von Gott zugesprochen.
Meiner Meinung nach, verkehrt sich diese Haltung irgendwann, denn wer auf den Herrn vertraut, die Extrameile geht und feurige Kohlen sammelt, handelt nicht mehr aus einer Position der Schwäche, sondern aus einer Position der Stärke.
Genauso ist es. Und diese feurigen Kohlen, von denen Paulus spricht, haben auch das Potential, den anderen zu ändern.
Das sind jetzt irgendwie zwei "Themen" ... das Buch ... und der/die andere/n Prediger ... ich komm nicht wirklich dahinter, was dich eigentlich bewegt ...
Für mich sind dies Symptome des gleichen Problems. Man serviert Schonkost, die leicht verdaulich ist, und möglichst niemanden herausfordert. Schwierige Themen werden gar nicht erst angesprochen. Man darf die Zuhörer nicht überfordern und alles muss leicht verdaulich sein.
Nun ja, über das Buch weiß ich nichts. So viel geben deine spärlichen Worte nicht her. Es ist auch noch DEINE Einschätzung dieses Buches. Ich kann mir kein Bild machen.
Dass es Prediger gibt, die eben nicht die Frohe Botschaft verkündigen, weiß ich. Ich erlebe sie auch ab und an (wenn der Pastor/Prediger) mal nicht da ist. Da gibts dann - ähnlich den Frauentreffen - seichte Kost und eher Geschichtsunterricht, denn "Konfrontation" mit dem Kreuz. - Ich liebe sie dennoch. Und so es mir Gott zeigt, werde ich auch immer etwas darüber sagen zu denjenigen.
In meiner vorherigen Gemeinde erlebte ich viel Pädagogik, Psychologie ... Lehramt ... keinen standhaften Glauben, nichts, woraus Gottes Kraft entspringt - aus dem Wort selbst, aus Er-LEB-tem ... das ist traurig, aber - auch wenn das doof klingt - der Lauf der Welt. Es wird so kommen, das wurde uns vorhergesagt. Wundere dich nicht. Und fürchte dich nicht.
@arcangel Man darf die Zuhörer nicht überfordern und alles muss leicht verdaulich sein.
Was überfordert sie denn und worin äußerst sich die Überforderung? Und warum sollte man den Leuten etwas schwer zu Verdauendes auftischen, wozu sind verdorbene Mägen gut?
@jack-black Es kommt ja auch immer auf die Darreichungsform an.
Ich für mich hab beschlossen, dass ich mir Köche erspare, deren Kost mir immer schwer im Magen liegt.
Was überfordert sie denn und worin äußerst sich die Überforderung?
Wenn eine Aussage eine Handlungsaufforderung beinhaltet, die gegen das eigene Ego oder gesellschaftliche Normen läuft. Solche Überforderung äussert sich dann vor allem darin, dass man ein schlechtes Gewissen entwickelt und eine Konfrontation mit dem Thema vermeidet. Das wäre jetzt eine moralische Überforderung.
Dann gibt es auch noch eine intellektuelle Überforderung. Wo man sich komplexen Themen verschliesst und lieber an den althergebrachten, oft einfachen Aussagen klammert und nicht an seine Welt respektive Gottesbild arbeitet.
Und warum sollte man den Leuten etwas schwer zu Verdauendes auftischen, wozu sind verdorbene Mägen gut?
Der Magen hat ja ziemlich viele Nervenzellen, um sich selbst zu regulieren, aber dass man mit dem Magen denkt, bezweifle ich mal 😉
Ich kann die Frage an dich zurückgeben, warum bemühst du dich in der Diskussion mit Christen, deren vermeintlichen miss Konzeptionen aufzuzeigen.
@arcangel Wenn eine Aussage eine Handlungsaufforderung beinhaltet, die gegen das eigene Ego oder gesellschaftliche Normen läuft.
Dazu ein Zitat meines Lieblingszitatebruchs Schopenhauer: "Moral predigen ist leicht. Moral begründen ist schwer."
Jemandem was schwer Verdauliches vorzusetzen, d.h. irgendwas daherzupredigen, dem entsprechend der Bepredigte sich gefälligst zu verhalten habe, ist keine große Kunst. Entsprechend reagieren die Leute dann manchmal: gegebenenfalls genervt, dass der Koch es sich allzu einfach macht und die Unverdaulichkeit seines Gerichts ihnen, statt seiner handwerklichen Mangelhaftigkeit ankreidet. Wenn nebenan besser gekocht wird, gehen sie dorthin...
Ich kann die Frage an dich zurückgeben, warum bemühst du dich in der Diskussion mit Christen, deren vermeintlichen miss Konzeptionen aufzuzeigen.
Zwischen einer Predigt und einer Diskussion besteht ein Unterschied, meinst Du nicht?
Mir kommt der Threadanlass, bzw. das Threadthema so vor, dass Du meinst, andere Prediger würden nicht so gut/richtig predigen wie Du. Ihren womöglichen unberechtigten Erfolg kreidest Du dann dem Publikum an, daher Dein Eingangsposting auch auf so eine Art impliziter Publikumsbeschimpfung* hinausläuft. Und erinnert mich da halt etwas an mein eigenes Metier, mein soziales Milieu: die Kunst, bzw. die Kunst-Szene. Und in der habe ich folgende Erfahrung gemacht, bzw. meine ich da ein Muster entdeckt zu haben: diejenigen Künstler, deren Werk keinen sonderlichen Anklang beim Publikum findet, lassen sich in zwei Gruppen unterscheiden. Die einen fallen dadurch auf, dass sie einerseit schlecht über die Kunst ihrer Kollegen reden, diese als zu kommerziell, zu seicht, zu anspruchslos, zu sehr auf den Massengeschmack zielend, kurz: zu leicht verdaulich darstellen, und andererseits sich und anderen einzureden versuchen, dass das Publikum "heutzutage" kein Niveau mehr habe, ernstere, komplexere Inhalte nicht zu schätzen oder zu verstehen vermöge und überhaupt halt auf die falsche Art Kunst abfährt.
Und dann gibt es die zweite Gruppe: die reden weder schlecht über ihre Konkurrenten, noch beschweren sie sich, dass ihre Art Kunst nicht so nachgefragt werde. Die haben sich entweder damit abgefunden, dass ihre Art Kunst eben nur was für ein Spezialpublikum sei, scheren sich nicht um den (kommerziellen) Erfolg, sondern arbeiten weiter hart an dem, was sie für wichtig und richtig halten und wert ihres Engagements. Oder aber sie studieren andere, erfolgreichere Künstler, versuchen zu analysieren, was die haben, das ihnen fehlt - und lernen also eifrig dazu, um den Publikumserfolg zu erringen, den sie sich wünschen. Nennt sich: Arbeit. 🙂
Mir ist diese zweite Gruppe der (noch) erfolglosen KünstlerInnen deutlich sympathischer. Wenn ich Zeit und Muße habe, beschäftige ich mich dann mit denen von ihnen, deren Werk mir anfangs schwer zugänglich ist, insbesondere, wenn sie mir als Persönlichkeiten Eindruck machen, also intelligent und ernsthaft auf mich wirken. Da ist dann meine Überlegung: wenn die da so beharrlich an einer Sache arbeiten, ganz egal, ob sie damit "gut ankommen", ist diese Sache womöglich der näheren Beschäftigung wert. Und in denen, die sich bemühen, von erfolgreicheren Künstlern zu lernen, erkenne ich mich selbst wieder und ich wünsche ihnen für die Zukunft dann halt auch Erfolg und drücke ihnen die Daumen, genug Talent zu haben, damit sie nicht einfach nur zu besseren Nachahmern werden. (Obwohl: gut kopiert ist immer noch besser als schlecht selbst erfunden... 😀 )
Die erste Gruppe tut mir ein bißchen leid, denn ich weiß, dass unter denen allerhand frustrierte Leutchen sind, die's nicht leicht hatten im Leben und deren Ego ständig Qualen leidet. Aber sie tun mir dann auch wieder nicht allzu doll leid, weil ich diese "Verkanntes-Genie"-Pose häufig genug präsentiert bekam, um davon vor allem mal angeödet zu sein. Auf die Idee, dass ihr mangelhafter Publikumserfolg damit zusammenhängen könnte, dass ihre Kunst einfach schlecht, handwerklich unausgereift, wenig unterhaltsam und viel weniger tiefgründig ist, als sie es sich einbilden, kommen diese Vertreter überraschend selten, Selbstkritik ist i.d.R. so überhaupt nicht ihr Ding.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass unter ihnen besonders viele "Prediger" zu finden sind. Also Künstler, die meinen, sie hätten irgendwelche moralisch besonders wichtigen Ideen, und tiefe Einsichten in die Abgründe der Welt als solcher und überhaupt, an deren Wesen das Publikum gefälligst genesen möge. Die hauen dann geschwollene "Konzeptkunst" raus, bei der - so meinen sie vielleicht - das Handwerklich-Äußere viel weniger wichtig ist als die eminent wichtige Botschaft.
Bei denen denke ich mir dann manchmal: Wenn du sowas Wichtiges zu sagen hast, und willst, dass sich die Leute danach "richtig" verhalten sollen - dann halte doch einfach einen sachlichen Vortrag darüber; und schau, wieviele sich dafür interessieren, das hilft ja auch bei der Einschätzung der tatsächlichen Wichtigkeit des Themas. Oder tausche Dich in Diskussionen darüber aus, statt eine Form der Kommunikation zu wählen, bei der Gegenargumente und kritische Nachfragen schön sicher vermieden werden...
Wie auch immer: das Wörtchen "predigend" hat in meinem Metier/Milieu stets schon einen abfälligen Ruch. Es gibt zwar unter den Künstlern durchaus erfolgreiche "Prediger" - aber das sind dann eben solche, bei denen man das Predigen gar nicht als solches bemerkt - so leicht verdaulich, d.h. in der Form angenehm, flößen sie einem ihre inhaltliche Nahrung ein...
*Und nicht jeder ist ein Peter Handke.
Dazu ein Zitat meines Lieblingszitatebruchs Schopenhauer: "Moral predigen ist leicht. Moral begründen ist schwer."
Wieso schwer, Moral ist doch ganz einfach zu begründen; Gott hat gesagt. Dass dies für dich irrelevant ist, ist mir klar, aber das ist wiederum für mich irrelevant.
Wieso schwer, Moral ist doch ganz einfach zu begründen; Gott hat gesagt. Dass dies für dich irrelevant ist, ist mir klar, aber das ist wiederum für mich irrelevant.
Wie kommst du denn darauf, dass Gott ein moralisches Wesen ist?
Diese Antwort sagt aus, dass mich diese Diskussion in diesem Thread nicht interessiert.
Zitat aus deinem Eingangsthread:
Für mich ist es ein Trend (eigentlich schon eher eine Kultur), dass man alles weichspült, den Menschen nicht mehr zutraut zu denken. Sämtlich Kanten und Ecken und alles Herausfordernde wird, vermieden, relativiert, oder im schlimmsten Fall umgedeutet.
Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang damit, dass manche Leute sich nicht für komplexe Fragen interessieren und diese auch nicht beantworten mögen?
ich wurde ja in diversen Gottesdiensten dutzendfach enttäuscht, weil zwar interessante Fragen angesprochen wurden - die Antworten aber immer ausblieben...
@arcangel Moral ist doch ganz einfach zu begründen; Gott hat gesagt.
Na, das wird ja die anderen Prediger, bzw. die Leute, die eher den anderen Predigern folgen, voll überzeugen. 😀
Rührend wie sehr du um die Effektivität der christlichen Botschaft besorgt bist 🙂
Veröffentlicht von: @arcangelDazu ein Zitat meines Lieblingszitatebruchs Schopenhauer: "Moral predigen ist leicht. Moral begründen ist schwer."
Wieso schwer, Moral ist doch ganz einfach zu begründen; Gott hat gesagt. ...
Diese Aussage befriedigt mich nicht wirklich.
Das war z.B. früher auch eine Begründung dafür, warum ich als Mädel keine kurzen Röcke anziehen durfte.
Das war z.B. früher auch eine Begründung dafür, warum ich als Mädel keine kurzen Röcke anziehen durfte.
Dann darf man gerne einmal nachfragen, wo Gott denn gesagt hat, dass man keine kurzen Röcke anziehen darf. Und in solchen Fällen stimme ich Jack durchaus zu, da muss man die Moral begründen.
Nur was ist züchtig?
Wie schön öfters erwähnt - mit der Bibel kann man vieles begründen.
Klar kann man, deshalb lohnt es sich nachzufragen, wann ist etwas menschliche Auslegung und kulturelle Ausprägung und wann ist etwas ein biblisches Prinzip.
@arcangel
Ja klar, das kann ich heute. Mit 16 ist man nur genervt und trickst man sich halt so durch.
Und lustigerweise übte mein Mann auch mal Kritik an der Rocklänge seiner Tochter - nur konnte er seine Kritik halt nicht biblisch begründen.
Und ja - 'damals' waren schon andere Zeiten. Das, worüber man sich da aufregte, ist heute großteils kein Thema mehr.
Du hast so einen Hintergrund mit vielen Verboten?
@neubaugoere Alles gut.
Vielleicht hab ich deswegen so viel Verständnis für 'Ausbrecher' und 'Querschläger'.
@chai
Das war z.B. früher auch eine Begründung dafür, warum ich als Mädel keine kurzen Röcke anziehen durfte.
Ich wollte hier ja schon ironisch antworten, so in der Art: "Na, bei den kurzen Röcken, da lag Gott ausnahmsweise mal richtig."
Aber das würde an dem ernsten Kern des Problems vorbeigehen. Dein Beispiel ist ein recht anschauliches Beispiel für die Beliebigkeit des Autoritäts-Arguments. Mit "Gott will es so" lässt sich halt alles begründen und wird auch von religiösen Leuten alles mögliche begründet - inklusive des jeweiligen Gegenteils, solange das in den eigenen Kram passt.
Es lassen sich sicherlich Bibelstellen finden, in welchen näher auf die "anständige" Bekleidungswahl eingegangen wird, und die lassen sich dann je nach Laune der Exegeten mal freier, mal rigoroser interpretieren. Mal wird dann gesagt, dass die Leute ja seit Jesu Stellvertretungsopfer nicht mehr "unter dem (mosaischen) Gesetz" stünden, oder es wird unter Hinweis auf eine andere Bibelstelle gesagt, dass "kein Jota" am Gesetz geändert werden dürfe, und dass also die diversen Vorschriften und Regeln auch weiterhin Gültigkeit hätten und nur ihre Übertretung eben durch Jesu Opfertod (auf den man dann gern nochmal, um das Gewissen der Leute stets erneut unter Spannung zu halten, nachdrücklich hinweisen kann - warum sollte man einen Anlass dafür verpassen?) gesühnt sei...
Das alles fällt unter Predigt, alle christlichen Autoritätsargumente (also alles Sich-Berufen auf Bibelstellen) sind Predigt: sie berühren ja nicht mal ansatzweise die viel grundsätzlichere Frage: Warum sollte man sich überhaupt moralisch verhalten, bzw. warum verhalten sich Menschen moralisch und was ist das überhaupt? (Um die Frage drehte es sich bei Schopenhauer. Das Zitat, das ich brachte, stammt aus einer philosophischen Preisschrift - also einem Wettbewerbsbeitrag - "Über die Grundlage der Moral". Dass die Leute seit Menschengedenken ständig über ethische Fragen reden, und je nach ihrer eigenen Weltsicht bestimmte Moral-Arten predigen, das war ja schon damals ganz offenkundig. Und darauf bezog sich seine Formulierung. Ich meine, mich zu erinnern, er stellte sie sozusagen als programmatische Vorabzusammenfassung über seinem Beitrag. In seiner typisch selbstbewußten Art wollte er damit sagen: Leute, ihr habt die letzten paar Jahrtausende viel hohle Luft von euch gegeben, habt es euch leicht gemacht, anderen Leuten zu erzählen, wie sie sich gefälligst zu verhalten hätten - aber um das Warum habt ihr euch nicht gekümmert, weil es halt schwierig und arbeitsaufwendig ist, dieses Warum zu erkennen, zu verstehen und dann auch noch zu erklären. Aber jetzt komme ich und löse dieses Problem! 😎 )
Nehmen wir mal Dein Beispiel mit den kurzen Röcken. Wenn Deine Eltern Dir verbieten wollten, einen kurzen Rock anzuziehen, hatten sie jedenfalls ihre Gründe dafür.Ob das gute Gründe waren, ließe sich nun hinterfragen.
Nehmen wir an, ihr Grund dafür war, dass sie tatsächlich meinten, dass Gott nicht wolle, dass Mädchen kurze Röcke tragen. Dann ließe sich an dieser Stelle in zwei Richtungen weiter fragen:
Richtung 1: Will Gott tatsächlich, dass Mädchen keine kurzen Röcke tragen? Oder ist das ein Irrtum?
Richtung 2: Falls Gott will, dass Mädchen keine kurzen Röcke tragen: ist das überhaupt ein hinsichtlich der Moralität relevantes Argument?
Man kommt dann ganz schnell auf das Euthyphron-Dilemma: ist etwas moralisch gut, weil Gott (die Götter) etwas gut heißt, oder heißt Gott (heißen die Götter) nur etwas gut, das per se moralisch gut ist? Im ersten Fall ist alles, was Gott gut heißt, deswegen auch gut: wenn also Gott es gut heißt, Kinder zu Tode zu foltern, ist es gut, Kinder zu Tode zu foltern. Das hieße also, dass die Formulierung "moralisch gut" überflüssig im Redundanz-Sinne wäre: statt "moralisch" könnte stets "gottgewollt" gesagt werden. Dann wäre es gegebenenfalls gottgewollt, dass Kinder zu Tode gefoltert werden und gegebenenfalls gottgewollt, dass Mädchen keine kurzen Kleider tragen. Und natürlich auch gottgewollt, dass Priester den Laien erklären, was Gott will und gottgewollt, dass die Laien das den Priestern abzunehmen haben.
Würde nun umgekehrt Gott immer nur das moralisch gut heißen, was per se moralisch gut ist, bräuchte man eigentlich Gott gar nicht mehr bemühen: dann könnte sich die Pirouette sparen und gleich darauf konzentrieren, herauszufinden, was denn nun moralisch gut ist. Also darauf, Unterscheidungskriterien herauszuarbeiten: unter welchen Umständen ist eine Handlung moralisch gut - und wann ist sie es nicht?
Auf die kurzen Röcke bezogen müsste man also Kriterien finden, die da eine Entscheidung ermöglichen: welche könnten das sein, wenn wir mal das Autoritätsargument "Gott" aussen vor lassen? (Direkt fragen kann man ihn zwar, aber irgendwie fallen seine Antworten je nachdem, wer fragt und dann behauptet, Antworten erhalten zu haben, unterschiedlich aus - keine sehr verläßliche Methode mithin...)
Wir müssten hier zuerst mal die Motive Deiner Eltern eruieren und schauen, inwiefern die "moralisch in Ordnung" sind: Wollen sie einfach nur, dass Du wie eine Puppe ihren ästhetischen Wünschen entsprichst, betrachten sie Dich also als bloßes Objekt, mit dem sie verfahren können wie sie wollen? Das wäre dann mit dem, was wir über den Begriff "moralisch" zu wissen meinen (!) vielleicht nicht so recht kompatibel. Sollten (Achtung: Norm!) nicht Eltern die Wünsche, das Selbstbestimmungsrecht (Achtung: Norm!) ihrer Kinder berücksichtigen?
Aber vielleicht geht es den Eltern ja um Dein (Kindes-) Wohl: Sie möchten womöglich, dass Du Dich nicht so stark verkühlst, wenn du ohne den Wärmeschutz eines langen Rocks oder einer Hose durch die Gegend rennst. Da hätten wir dann die Norm der elterlichen Sorge, welcher sie zu entsprechen versuchen. Warum aber sollten (Achtung: Norm!) sich Eltern um das Wohl ihrer Kinder überhaupt sorgen? Besteht da eine Pflicht, und falls ja: Wer fordert die Einhaltung dieser Pflicht von ihnen? Verbieten sie Dir am Ende das Tragen der kurzen Röcke, weil sie zivilrechtlich vom Staat dazu verdonnert sind? Warum sollten (Achtung: Norm!) sie sich gegenüber dem Staat in dieser Hinsicht verpflichtet fühlen?
Aber werden wir mal etwas realistischer und überlegen, ob das Motiv der Eltern nicht eher darin bestehen könnte, dass sie nicht wollen, dass die Nachbarn oder Gemeindemitglieder den Eindruck gewinnen, sie würden ihrer Tochter ein nuttiges Verhalten durchgehen lassen, sie "nicht ordentlich erziehen" können. Da ginge es dann entweder um ihr persönliches Ansehen, oder gleich um den Selbstzweck von "Sitte und Anstand" (wie sie im jeweiligen sozialen Kontext verstanden werden): ein Mädchen soll keusch erscheinen und nicht aufreizend sexy durch die Gegend laufen. Weil: Norm!
Wie solche Normen zustande kommen und wie sie dann in bestimmten sozialen Mileus aufrecht erhalten und in anderen sozialen Mileus als "gestrig" oder "altmodisch" oder gar, o tempora o mores! - unmoralisch* verworfen werden... darüber könnte man stunden-, tage- , jahrelang räsonnieren.
Aber was, wenn die Eltern einfach sich darum sorgen, dass ihre Tochter, ein wenig zu naiv, wie sie nun mal ist, mit den kurzen Röcken die falschen Männer ermutigen könnte, übergriffig sich zu verhalten, wenn also die Eltern zwar sich über das Selbstbestimmungsrecht der Tochter hinwegsetzen, dies aber im vermeintlich besten Sinne des Wohls ihrer Tochter tun, so, wie sie damals schon dafür sorgten, dass ihr - gegen ihren ausdrücklichen Willen - eine Tetanus-Spritze gegeben wurde, nachdem sie sich an der rostigen Harke im Gartenschuppen eine häßliche Wunde am Fuß zugezogen hatte?
Was nun, wenn die Eltern eine dieser völlig unterschiedlichen Motivlagen hatten, aber aus Erfahrung wußten, dass es prakitsch wenig bringen würde, sie ihrer Tochter darzulegen, und dass die Eltern dann also das Gottes-Argument nur aus pädagogisch-didaktischer Bequemlichkeit brachten, nach dem Motto: "Bevor ich mir den Mund fusselig rede, setze ich die Gott-will-es-Karte ein, es ist schließlich zum Besten aller!"? Wer vermag das zu sagen?
Ist es also moralisch, als Mädchen kurze Röcke zu tragen? Ist es moralisch von Eltern, dies ihrer Tochter zu verbieten? Schwer zu sagen, denn so richtig wissen wir ja immer noch nicht, was das überhaupt sein soll: moralisch richtig...
Predigten jedenfalls taugen nicht dazu, es herauszufinden. Oder könntest Du Dir eine Predigt vorstellen, nach der Du hinsichtlich der Frage, ob Deine Tochter kurze Röcke anziehen dürfen sollte, irgendwie schlauer wärest?
Dazu sind Predigten nicht da.
Deswegen haben sie ja auch nicht den Dialog, sondern den Monolg als Grundform: sie wollen nicht wirklich die Validität von Argumenten gegeneinander abwägen, Gegenargumente, die in ihnen präsentiert werden, sind stets nur Strohpuppen, auf die sich gut eindreschen lässt.
Predigten sind dazu da, den Bepredigten das einzubläuen, was der Predigende für moralisch gut und richtig und wichtig hält. Wenn sie im religiösen Rahmen/Gottesdienst daherkommen, sollen sie also den Bepredigten das einbläuen, was der Predigende meint, über Gott und dessen Willen zu wissen. Da erzählt dann einer von (moralischer) Wahrheit, der in der Überzeugung, sie längst gefunden zu haben, aufgehört hat, sie zu suchen.
Und die Unterschiede in den Predigten bestehen dann nicht hinsichtlich eines objektiv belegbaren Wahrheitsgehalts (denn über Gott und dessen Willen läßt sich objektiv nichts sagen), sondern allein im rhethorischen Handwerk und der jeweils vermittelten persönlichen Meinung über die Wahrheit. Das, was der eine Prediger als "weichgespültes Wohlfühl-Gerede" bezeichnet, bezeichnet der andere als "allein der frohen Botschaft angemessen". Das, was der eine als "mittelalterliche Drohbotschaft" bezeichnet, bezeichnet der andere als "wichtige Warnung, deren Nichtbeachtung das Seelenheit gefährden kann". Der Heilige Geist weht da, wohin der will, mal nach links, mal nach rechts, je nachdem, wer gerade den befeuchteten Finger in die Luft hält.
Und die Qualität der Prediger-Argumente für die Stimmigkeit ihrer Richtung und die Falschheit der vom anderen vorgeschlagenen Richtung ist dann entsprechend: "Ich hab den Heiligen Geist und der läßt mich in der Bibel Folgendes finden: XYZ. Traut nicht den Irrlehrern, die da ABC zu finden behaupten, vor denen wird schon in Abschnit xyz gewarnt!"
Ob Bibel, ob Gott, ob Jesus oder Heiliger Geist: Stets haben die Predigenden wenig vorzuweisen ausser einem Autoritätsargument.
Und stets verhalten sie sich, indem sie zu Autoritäts- statt Vernunftargumenten greifen, gegenüber ihrer Gemeindeso, wie sich in Deinem Beispiel die Eltern Dir gegenüber verhielten: nicht auf Augenhöhe, sondern in der Überzeugung, es auf jeden Fall besser zu wissen. Und aus dieser Überzeugung heraus leiten sie gegebenenfalls (nicht immer, aber auch nie auszuschließn) das moralische Recht ab, unehrlich und manipulierend zu agieren, Scheinargumente vorzubringen, an deren Stimmigkeit sie womöglich selbst nicht so recht glauben: Weil doch das Ziel, das sie mit dem Predigen erreichen wollen, stets so gut und richtig ist. Ob nun Pierre Vogel oder Girolamo Savonarola...
*Als Ausdruck eines Sexismus, der die Opfer von sexuellen Übergriffigkeiten zu TäternInnen, die solche Übergriffigkeiten überhaupt erst anstifteten per aufreizender Kleiderwahl, mache...
Das hieße also, dass die Formulierung "moralisch gut" überflüssig im Redundanz-Sinne wäre: statt "moralisch" könnte stets "gottgewollt" gesagt werden.
Ganz genau! Es nutzt eben auch nichts, Gott bei der Frage nach Moral ins Spiel zu bringen. Denn "Gott will es!" beantwortet eben noch nicht die Frage, ob etwas auch "moralisch gut" sei.
Es sei denn, wir hätten Gründe, Gott als "höchstes moralisches Wesen" zu betrachten. Das würde aber voraussetzen, dass Gott einer "höheren Moral" unterworfen ist, an die er sich hält.
Gott und Moral können demnach nur getrennt betrachtet werden - oder es bleibt beim reinen Autoritätsargument.
@arcangel ich ergänze mich selbst:
Wie kamst du auf den Titel? Hast du das Gefühl, nicht für voll genommen zu werden? Nimmst du andere nicht für voll? Und glaubst du, das alles hätte nichts mit dir zu tun?
Was mich zu diesem Titel bewogen hat, ist das Gefühl oder die Beobachtung. Dass im Gottesdienst und in den offiziellen Programmen der Gemeinde, das Spektrum der Themen, welche die Bibel behandelt, nicht mehr abgedeckt werden und nur noch wenige Themen bearbeitet werden. Gewisse Themen werden gar nicht erwähnt oder wenn, dann werden sie ganz schnell weichgespült, damit sie ihre Schärfe verlieren.
die Predigt, das Wort Gottes, finde ich persönlich noch wichtiger als die Musik.
Die Musik sollte die Worte Gottes unterstützen.
Kenne Gemeinden, da ist Musik das Wichtigste, und die Worte Gottes nehmen nur einen
kleinen Raum ein.
Als Musiker bin ich eher der sensible Mensch. Auch mal launisch.....................................
Aber mich am Wort Gottes orientieren hilft mir, das steht fest.
Natürlich gehören Gefühle auch dazu.....
Doch das Wort Gottes ist größer als meine Gefühle, Launen..............
Wichtig finde ich nach einem Gottesdienst, Raum für Gespräche, Seelsorge..........
Ah, und das nennst du dann "(Gemeindeglieder) nicht für voll nehmen"?
Ja, weil man ihnen die schwierigen Themen anscheinend nicht zumuten kann oder will.
Nun, dann kann doch derjenige drauf angesprochen werden. Oder nicht? Oder ich selbst "gleiche" dann "aus"?
Was ich durchaus versuche, ich predige immer nahe am Text und gehe in die Tiefe. Wobei ich einen lockeren Stil pflege.
Kuschelpredigten, Kuschelmusik, Tod, Leid, Anfechtungen werden ausgeklammert......
Warum gibt es heute so viele "Showpredigten" warum nicht mehr Leidenschaft und Tiefgang......
Und dann musst du als Prediger, Pfarrer.........cool wie ein Showmaster im Fernsehen auftreten.....
Das Wort Predigt gar nicht mehr in den Mund nehmen, und uns Menschen heute fällt es schwer, durch
die vielen Medien, länger als 10 Minuten zu hören....
Das soll jetzt keine Kritik sein. Natürlich soll man den Menschen von heute versuchen, das Wort
Gottes so zu sagen, dass sie es verstehen.
Doch ein Gottesdienst lebt nun mal vom unvergänglichen Wort Gottes. Und da gibt es ja so viele
verschiedene Bibeln. Von Luther, über Elberfelder, Volxbibel ..........................
Aber tiefe Erfahrungen sollen weiter greifen als nur kurzfristige schöne Worte.
So ausgeglichen wie möglich, versuchen zu predigen...Natürlich gehört auch mal Kuscheln dazu, Trost, Ermutigung, aber auch Herausforderung.
Predigten die zu Herzen gehen, brauchen eine gute Vorbereitung, üben, wie ein Musiker..........
Selbst habe ich nicht so die Gabe der Bibellehre, Predigt.
Aber das gemeinsame Gebet, für alle, die den Gottesdienst mit gestalten. Von den Menschen, die
die Kirche, den Raum gestalten, reinigen, Musiker, Prediger......niemand ist der Star...
die Mitte finden zwischen HappyCläppyChristen, und zu ernsten Christen............
Christen als Spielverderber, Schwarzseher, Nörgler, Miesmacher, alles zu ernst sehen.
oder auch mal Lachfalten, mit Freude Christ sein, auch mal Humor, spielen, scherzen,
sein wie die Kinder.......
die Mitte machts, die erlöste Mitte finden in Christus.............
Ich versuche, seit du das vor ............ langer Zeit das erste Mal mit dieser Haltung dahinter hier aufgebracht hast darüber nachzudenken ... vielleicht - ich muss ins Blaue hineinreden - ist es etwas, was du nicht so ganz nachvollziehen kannst? Kann das sein?
Wenn ich an viele meiner Geschwister hier in Deutschland denke (noch nicht einmal meine verfolgten Geschwister weltweit), dann geht es vielen so, dass sie Zeiten erleben, in denen sie stark angefochten werden. Zeiten, in denen sie standhaft bleiben müssen; Zeiten, in denen sie wirklich glauben lernen, weil ihre "menschlichen" Augen so viel anderes sehen, als die Wahrheit, die geschrieben steht. Jemand nannte es "den guten Kampf des Glaubens", meine ich. Es ist hart, gegen quasi diese Welt anzuglauben. Da tun Geschwister im Geist gut, das kenne ich selbst. Wenn ich von mir aus gehe, dann tragen sie mich, wo ich nicht mehr so kann, dann geben sie mir die Kraft, wenn ich sie nicht habe, dann glauben sie für mich mit, wenn ich verzweifle und dann loben sie mit mir meinen/unseren großen Gott, der da ist in solchen Zeiten. Und dieses Loben und Preisen geschieht oft leise, aber auch gern laut mit viel Gejubel und Gefeiere, weil er immer dieser Gott ist, der da ist, der für uns ist, der den Ausweg geschaffen hat, der alles Unrecht wiedergutmacht und gerecht ist; der mich gerecht gemacht hat, dem ich folge und von dem ich weiß, dass es sich lohnt.
Kann es sein, dass du hier - wie auch in anderen Lebensbereichen - nur die eine Seite der Medaille siehst und anschaust, die andere Seite sozusagen ausblendest oder vernachlässigst? Kann es sein, dass du nichts damit anfangen kannst, diesen Gott so zu loben und zu preisen? Kann es sein, dass du nur diese Seite siehst und nicht das Leiden dieser Menschen wahrnimmst/siehst, ihren Kampf nicht siehst, ihre Herausforderung nicht siehst? - Ganz sicher gibt es zwischen vielen weißen auch immer schwarze Schafe, keine Frage. Doch wer will sich schon mit oder bei den schwarzen aufhalten, wenn er zum Leben so viele weiße um sich herum hat und haben kann? 😉
Das Wort Predigt gar nicht mehr in den Mund nehmen, und uns Menschen heute fällt es schwer, durch
die vielen Medien, länger als 10 Minuten zu hören....
Ich denke, der Durchschnittsgottesdienstbesucher ist sich an 20-30 Minuten Predigt gewohnt. Ich ziele immer auf 2500 Wörter, das sind ca. 25min predigt.
Bei jugendlichen sieht dies sicher anderes aus, aber das ist Gewohnheitssache.
So ausgeglichen wie möglich, versuchen zu predigen...Natürlich gehört auch mal Kuscheln dazu, Trost, Ermutigung, aber auch Herausforderung.
Aber das ist es ja gerade. Die meisten Predigen, sind irgendwo im seichten Niemandsland. Es wird weder die absolute unverdiente Gnade, durch die wir durch unsere Taten oder Untaten weder etwas hinzufügen noch wegnehmen können, gepredigt. Noch wird der Preis der Nachfolge gepredigt. Luther und Bonhöffer, sind zwei, die man in ihrer Klarheit selten in den Gemeinden hört.
Ich hab dieses Thema nochmal durchdacht.
Und ich frage mich (nicht erst seit diesem Thread), ob es tatsächlich dieses Eins-für-Alle gibt?
Egal, ob es um Musik (anderer Thread) oder Predigten geht - der liebe Gott hat uns unterschiedlich geschaffen und wir werden von unterschiedlichen Dingen angesprochen.
Der eine mag die klassische Orgelmusik, der andere lieber die Band mit Schlagzeug - es wird beides angeboten und der liebe Gott freut sich vermutlich über beides. Und andere haben lieber einen geistlichen Impuls nach langem Lobpreis, während andere die 'Schwarzbrot-Predigt' nach zwei ernsthaften Glaubensliedern braucht. Beides wird angeboten - aber evtl. an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten.
@arcangel Ja, das ist gut. So kriegt (im Idealfall) jedes, das was es braucht.
Und die Gemeinde ist nicht so sehr auf einen Prediger fixiert.
(Natürlich ist es schön, wenn die Gemeinde einen 'guten' Prediger hat und der immer zum Einsatz kommt, aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass es auch gut ist, wenn es Abwechslung gibt. Und gerade dann, wenn der Prediger nicht so 'gut' ist, ist es nötig, da ab und zu mal was anderes zu hören.)
hallo Chai,
vielleicht sind wir auch verwöhnt durch die vielen Gottesdienste im Internet. Von voll gesetzlich bis voll
charismatisch......und dazwischen. Und alle können wählen, was sie hören/sehen wollen.....und was nicht.
Natürlich ist eine gewisse Vielfalt gut, aber zu viel Vielfalt.
Und wenn mir ein Gottesdienst nicht gefällt, schaue ich mir halt einen anderen an.
Und mit so manchem Musiker kann ich auch nicht mithalten.
Wie so alles, haben Internetgottesdienste ihre Vorteile, aber auch Nachteile.
Ich muss zuhause auf andere Menschen keine Rücksicht nehmen, bekomme aber
auch keine Beziehung zu anderen Menschen..........
@hundemann Was heißt 'verwöhnt'? Natürlich bin ich 'verwöhnt' - nicht nur von Fernseh- oder Internetgottesdiensten.
Ich hab schon viele 'gute' Predigten gehört - von daher hab ich auch beschlossen, dass ich einen gewissen Anspruch haben darf. Mir will jemand was sagen, mich zum Nachdenken anregen, mich ermutigen, mir was Neues beibringen. Nicht jeder hat die Gabe zu predigen - auch nicht jeder, der sich dazu berufen fühlt. Und nicht jeder Prediger spricht mich an - dafür vielleicht jemand anderes.
Ich erwarte keine 'perfekte' Predigt, aber irgendwas muss mich ansprechen. Das ist kein Snobismus, das hat einfach was mit Selbstwert zu tun.
Nicht falsch verstehen, es geht nicht um Perfektion - es geht mir wirklich nur darum, dass ich etwas Gutes aus dem Gottesdienst mitnehmen will, das mich auch gern durch die Woche begleiten darf.
Und es muss auch nicht alles leicht verdaulich oder seicht sein (das ist wohl das Anliegen von @arcangel), aber man kann auch schwerer verdauliches so anrichten, dass es nicht abschreckend wirkt. (Ein Beispiel - ich kann's nicht ab, wenn ein Prediger meint, dass er seinen Worten über die Lautstärke Nachdruck verleihen muss. Ich brauch mich im Gottesdienst nicht anbrüllen lassen.)
Und ja natürlich - es kommt auch auf die Location an. In einem Schulgottesdienst wird anders gepredigt als in einer (z.B.) landeskirchlichen Gemeinschaft.
Volle Zustimmung ... und als Ergänzung:
Vieles, was (auch hier im Forum) geistlich diskutiert wird, ist eigentlich eine Frage des psychologischen Verstehens - d.h. es geht nicht so sehr darum, was DIE Norm sein kann, richtig oder falsch ist FÜR ALLE, weil *biblisch* - sondern Gefühle, Bezüge, Neigungen, Geschmäcker etc. sind gegeben und motiviert durch das, was wir menschlich, seelisch, geistig in unseren Unterschiedlichkeiten sind ...
L'Chaim