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Wer schafft es allein?


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Ich bin in vielen Kreisen gern gesehen, so als neutrale, freundliche Person. Man vertraut mir sehr private und gemeindeinterne Dinge an. Es tut den Leuten wohl gut, dass ich Verständnis und Mitgefühl habe und nicht gleich Partei ergreife. Es ist für mich keine Versuchung, sowas preiszugeben.

Aber diese Neutralität scheint gerade engere Freundschaften auszuschließen. Dazu gehört wohl, auch mal blind für einen Freund Partei zu ergreifen, Interna weiterzusagen usw. Diese Leidenschaft fehlt mir.

Ich höre oft, dass sich Leute mal alles von der Seele reden, z.B. in einer Kleingruppe. Das ist dann sehr einseitig und führt natürlich zu Fronten, wenn niemand in die Bresche springt. Selten bemühe ich mich mal um Ausgewogenheit und raube der Gruppe damit ihr emotionales Erlebnis. Früher habe ich dafür die Wut abbekommen, die sich gerade so schön hochgeschaukelt hatte, jetzt bin ich geschickter.

Meistens sitze ich nur fassungslos daneben und denke: Ihr könnt doch jetzt nicht einfach so einseitig abgehen - was das wieder an Porzellan zerschlägt! Ich sehe natürlich auch, wie manche Leute manipulierend durch die Gemeindelandschaft ziehen. Dabei verpasse ich das schöne Zugehörigkeitsgefühl.

Einerseits denke ich: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich bin irgendwie verpflichtet, immer weiterzusuchen und mir würden Menschen, die ich unkompliziert mal schnell ansprechen könnte, auch wirklich guttun.

Andererseits ist es nun mal so, dass ich diese Parteiungen meide, bzw. dann nicht so großes Vertrauen zulasse. Es ist eine Art Leid, das mich näher in die Beziehung mit Gott treibt. Auch das hat seine guten Seiten. Aber gibt es Menschen, von denen Gott so einen Lebensstil möchte?

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Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hey Anonyma,

ein Stück weit habe ich mich gerade, beim Lesen deines Textes, darin wiedergefunden. Wobei das bei mir nicht immer so war. In jüngeren Jahren war ich sogar selbst eher zu vertrauensselig, und habe damit oft schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich mich plötzlich als "Zielscheibe" der gegenteiligen Partei befand.

Veröffentlicht von: @anonyma-941a7ce18

Es tut den Leuten wohl gut, dass ich Verständnis und Mitgefühl habe und nicht gleich Partei ergreife. Es ist für mich keine Versuchung, sowas preiszugeben.

Man kann mit der Fähigkeit, wirklich zuhören zu können, sehr gut Vertrauen anderer gewinnen. Und das empfinde ich erst einmal positiv. Es gibt einem schon auch ein gewisses Empfinden, wertvoll zu sein.

Veröffentlicht von: @anonyma-941a7ce18

Aber diese Neutralität scheint gerade engere Freundschaften auszuschließen. Dazu gehört wohl, auch mal blind für einen Freund Partei zu ergreifen, Interna weiterzusagen usw. Diese Leidenschaft fehlt mir.

Eine bestimmte Partei zu ergreifen, wenn es Gegner gibt, ist mir schon immer schwer gefallen. Denn meistens haben beide streitenden Parteien irgendwelche nachvollziehbaren Gründe, genau diese Position zu vertreten, die sie zum Gegner der anderen Position macht. Wenn es um Dinge geht, in die ich nicht selbst auch involviert bin, dann kann ich oft ziemlich klar sehen, wo der Knackpunkt bei den gegenseitigen Positionen liegt. Nur finde ich es sehr schwer, das dann auch so zu artikulieren, dass es von beiden Seiten verstanden wird. Und ja - dann kann es passieren, dass jeder der beiden Streitenden die neutrale Person als Gegner empfindet - selbst wenn sie es nicht ist. Bei Freundschaften wird aber oft erwartet, dass man voll und ganz mit seinen "Freunden" auf einer Linie ist.

Veröffentlicht von: @anonyma-941a7ce18

Andererseits ist es nun mal so, dass ich diese Parteiungen meide, bzw. dann nicht so großes Vertrauen zulasse. Es ist eine Art Leid, das mich näher in die Beziehung mit Gott treibt. Auch das hat seine guten Seiten. Aber gibt es Menschen, von denen Gott so einen Lebensstil möchte?

Das empfinde auch ich als positiven Effekt, dass Gott solche Dinge meist dazu nutzt, um mir zu zeigen, dass ich mich auf ihn absolut verlassen kann. Manchmal habe ich dabei auch den Eindruck, dass Gott mir besonders zeigen will, dass Menschen eben nicht verlässlich sein können - Gott dafür aber umso mehr.

Insgesamt, nach vielen Erfahrungen diesbezüglich, denke ich aber inzwischen, dass Gott keinem Menschen den Lebensstil vorschreiben will. Mir scheint es eher so zu sein, dass Menschen ihren Lebensstil selbst bestimmen, und das auch sollen . Gott aber dann genau diesen Lebensstil benutzt, um dessen Wege in eine gute Richtung zu lenken - innerhalb des eigenen gewählten Weges. So kann ein selbst gewählter Weg schon auch mal ziemlich viele Umwege beinhalten - die Gott aber perfekt, wie ein Mosaik, zusammenfügt und zu einem guten Ziel führt.

Als bestes Beispiel in der Bibel ist für mich dabei die Geschichte von Josef, dem Sohn des Jakob. Der war auf einem kuriosen Weg, der zunächst völlig sinnlos scheint. Aber Josef verließ sich in jeder Beziehung auf Gott - und stellte irgendwann fest, dass die scheinbaren Abgründe auf dem Weg dazu verholfen haben, vielen Menschen zu helfen, dass sie nicht verhungern mussten - und auch noch, nach jahrelanger Odyssee seine Familie wiederfand.

Ich denke, ob man nun allein ist oder in einem sichtbaren Freundeskreis, Gott gibt dem, der auf ihn vertraut, das, was man braucht. Meiner Meinung nach gibt es keinen Lebensstil, den Gott nicht benutzen kann, um an und mit den Menschen sein Reich zu bauen und ihr Leben lebenswert zu machen.

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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @kukuk

Insgesamt, nach vielen Erfahrungen diesbezüglich, denke ich aber inzwischen, dass Gott keinem Menschen den Lebensstil vorschreiben will.

Das sehe ich auch so. Einige Hinweise auf eine gute Lebensführung gibt es aber doch in der Bibel.

Es ist schon so, dass ich mir tiefere Freundschaften wünschen würde. Aber nicht zu dem Preis, dass ich gegen meine Überzeugungen handle. Andererseits weiß ich nicht, wie es mal im Alter wird. Dann werde ich wahrscheinlich nicht so wählerisch sein.

Veröffentlicht von: @kukuk

ls bestes Beispiel in der Bibel ist für mich dabei die Geschichte von Josef, dem Sohn des Jakob.

Das ist wirklich ein gutes Beispiel. Ich denke, er war tatsächlich über weite Strecken allein mit seinen Entscheidungen. Bei vielen anderen biblischen Vorbildern werden Weggefährten, Diener, Vertraute nur ganz am Rande erwähnt. Es scheint aber fast immer welche gegeben zu haben.

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OpaStefan
Beiträge : 968

Echte Freundschaft
Hallo anonyma,
ich kann das, was du schreibst, gut nachvollziehen. Auch mir sagt man nach, dass ich gut zuhören kann.

Unsere Eigenschaften sind die eines Seelsorgers. Ein Seelsorger dient anderen auf Zeit. Nach Lösung des Problems oder nachdem der/die andere gelernt hat, allein damit klar zu kommen löst sich die besondere Beziehung wieder.

Das Leben in einer Gruppe (Gemeinde), den Seelsorgedienst und Freundschaften sollten wir auseinanderhalten. Echte Freundschaft kann es nicht mit jedermann geben. Oft sind es nur sehr wenige.

Ich lese aber auch deine Sehnsucht nach Nähe aus deinen Zeilen. Diese gibt es jedoch nicht ohne Vertrauen, was man als Vorschuss erstmal selbst investieren muss. Das ist ein Risiko, weil es verletzlich macht. Da du sensibel bist wirst du sicher jemand finden, dem du dich nähern kannst - nur Mut.

LG OpaStefan

opastefan antworten
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