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Fatshaming oder berechtigite Kritk an ungesundem Lebenstil.

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Arcangel
Themenstarter
Beiträge : 4397

Ich habe vor 6 Jahren noch 167kg gewogen, aktuell bin ich bei 135kg (habe während Corona leider wieder etwas zugenommen) und (wieder) auf dem absteigenden Ast was mein Gewicht betrifft. In letzten 6 Jahren habe ich viel gelernt über Stoffwechsel, Hormone und Vegetativen Nervensystem und dass Übergewicht, mehr eine Krankheit als bloss ein falsches Verhalten ist (eine Krankheit die man Heilen kann). Deshalb habe ich viel Sympathien für Adipositas Kranke, die sich ihrer Krankheit hilflos ausgeliefert sehen (so deren Wahrnehmung) und denen die Medizin nicht wirklich helfen kann, ausser sie mit Medikamenten vollzustopfen, um die Folgeschäden mehr schlecht als Recht zu lindern.

Ich durfte in den letzten 6 Jahren lernen, wie man das richtige Fett verliert, was funktioniert, was nicht und wo die Stolperfallen sind und dass nicht alles was bei mir funktioniert auch bei jedem anderen funktioniert (dennoch werden die gleichen Mechanismen auch bei den allermeisten Menschen funktionieren)

Was ich aber immer häufiger begegne und damit sind wir beim Thema dieses Threads. Sind Artikel die gegen das Fatshaming schreiben, und Übergewichtig sein als etwas Positives darstellen, mit denen Menschen einfach genauso gut leben können und die Gesellschaft am besten die Fresse zu halten hat.

Ich kenne den Unterschied in Lebensqualität von 167kg und 123kg (mein tiefstes Gewicht), ich glaube schlicht niemanden der adipös 2. Grades ist das, dessen Lebensqualität grossartig ist. Gleichzeitig kann ich das Anliegen verstehen, ich habe einige Kontakte zu Freunden abgebrochen, weil ich ihre ständigen Kommentare darüber, was ich denn einfach alles tun respektive nicht soll, einfach nicht mehr hören kann. Ich weiss, dass es einigen meiner Leidensgenossen ähnlich geht, manche haben kapituliert, manche ignorieren das Problem und andere verzweifeln. Ich bin deshalb selbst etwas hin- und hergerissen, zwischen guten Rat"Schlägen" zu geben und die Fresse zu halten.

Wie geht es euch dabei so, was ist hilfreich und was nicht?

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Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1234
Veröffentlicht von: @arcangel

Ich habe vor 6 Jahren noch 167kg gewogen, aktuell bin ich bei 135kg (habe während Corona leider wieder etwas zugenommen) und (wieder) auf dem absteigenden Ast was mein Gewicht betrifft.

Wow, da hat du wirklich was geleistet!

dennoch werden die gleichen Mechanismen auch bei den allermeisten Menschen funktionieren

Sicher? … oder machst du hier den gleichen Fehler wie Menschen, die Übergewichtige verurteilen, weil ihre Situation eine andere ist. Von Übergewichtigen hört man, das manche schon in der Kindheit dick waren, andere haben sich viel bewegt und später weiter gegessen wie früher, bei manchen haben hormonelle Veränderungen stattgefunden, die aufs Gewicht geschlagen haben, manchmal ist es Schlafmangel, für den es wieder viele Ursachen gibt, für manche ist Essen zu einem Bewältigungsmechanismus geworden, manche haben kein Hungergefühl… 

Was ich aber immer häufiger begegne und damit sind wir beim Thema dieses Threads. Sind Artikel die gegen das Fatshaming schreiben, und Übergewichtig sein als etwas Positives darstellen, mit denen Menschen einfach genauso gut leben können und die Gesellschaft am besten die Fresse zu halten hat.

Ich kenne den Unterschied in Lebensqualität von 167kg und 123kg (mein tiefstes Gewicht), ich glaube schlicht niemanden der adipös 2. Grades ist das, dessen Lebensqualität grossartig ist.

Eine 50jährige, 165 cm, mit 100 kg hat auch Adopositas 2. Davon kenne ich einige und würde sagen, dass sie zwar eingeschränkt sind, aber nur gering. (Statt Joggen lieber walken, schwimmen, moderate Mehrausgaben bei der Kleidung) Ich denke, je mehr man von der Norm abweicht, umso schwieriger wird es. Jeder Mensch hat da sein persönliches Maß, das er noch gut erträgt.

Ich habe pro Kind ca. 10 kg zugenommen, die nicht mehr weggegangen sind. Es war sehr schwer, die Familie durchzubringen, aber ich habe es ganz gut hinbekommen. Die Alternativen waren alle schlechter: Zusammenreißen - bis auf Äußerste ausgereizt, mehr Hilfe finden - dafür reichten meine sozialen Kompetenzen nicht, in eine Blase mit anderen „Verlierern“ gehen - hätte mehr wehgetan, als der gewählte Weg usw. 

Aber du hast Recht, es ist ein Unterschied, ob man selbstbewusst zu seinem Lebensweg stehen kann oder eine Schwäche zu einer Stärke erklärt. Letzteres mindert den Leidensdruck (vorübergehend), ist aber eine Art Selbstbetrug.

Es gibt aber auch die, die eher an der Gesellschaft kranken: Menschen, die gesund und glücklich sind, aber vom gängigen Schönheitsideal abweichen. Die sollten viel mehr akzeptiert werden und wenn das über den Umweg einer solchen Kommunity geschieht, ist mir das lieber, als manch anderer Weg. Mich schmerzt gerade der Fall eines Mädchens in meiner Umgebung, das ich schon als kleines Kind mit einer Malerin von vor 100 Jahren (Expressionismus/ Bauhaus) verglichen habe. Sie war still und philosophisch, aber auch eigenständig, geradlinig und mutig, oft leuchtete so eine richtig schöne, starke Frau hervor, auch wenn sie immer ein paar kg mehr als nötig wog, einfach ein kräftiges Mädchen, nicht männlich. Ihre Eltern waren sehr nachgiebig und so hat sie sich viel Süßkram erkämpft. In der Pubertät wurde der Gruppendruck zu groß. Aus der Wut gegen die inaktiven Eltern wurde Wut gegen alles und schließlich die gesellschaftlich akzeptierte Lösung, dass sie eigentlich ein Mann ist. Ich denke bei mir, dass es eigentlich nur darum ging, ein untypisches Mädchen als normal zu akzeptieren. Idealmaße sind eben ideal, nicht alles normale muss dem entsprechen.

Ich bin deshalb selbst etwas hin- und hergerissen, zwischen guten Rat"Schlägen" zu geben und die Fresse zu halten.

Wie geht es euch dabei so, was ist hilfreich und was nicht?

Ich bleibe bei letzterem was andere betrifft, bin aber manchmal ganz offen, was mich betrifft. Wer will, kann darauf eingehen und auch von sich erzählen. Unabhängig davon spreche ich ganz gern mal davon, was ich von Experten über medizinische Zusammenhänge und Ernährungs- und Lebensweisen erfahren habe, aber nicht, um hintenrum Ratschläge zu geben oder mich zu rechtfertigen. 

tagesschimmer antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21506

@tagesschimmer 

In der Pubertät wurde der Gruppendruck zu groß. Aus der Wut gegen die inaktiven Eltern wurde Wut gegen alles und schließlich die gesellschaftlich akzeptierte Lösung, dass sie eigentlich ein Mann ist. Ich denke bei mir, dass es eigentlich nur darum ging, ein untypisches Mädchen als normal zu akzeptieren.

Gehört jetzt nicht ganz zum Thema... aber als ich das so las stellte ich mir spontan die Frage, ob es hier in Wahrheit nicht auch für dich um eine "gesellschaftlich akzeptierte Lösung" geht - nämlich um eine Lösung, die DU akzeptieren kannst.

Ich kenne jetzt natürlich nicht die genauen Umstände, und möglicherweise hast du mit deiner Einschätzung ja recht.

Aber niemand wechselt mal so eben das Geschlecht, weil man als übergewichtiger Mensch sonst nicht akzeptiert wird...

 

lucan-7 antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1234

@lucan-7 War ja klar, dass darauf sofort jemand anspringt. 😀 Stimmt, die genauen Umstände kennen wir beide nicht.

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Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4397

@tagesschimmer 

 

Sicher? … oder machst du hier den gleichen Fehler wie Menschen, die Übergewichtige verurteilen, weil ihre Situation eine andere ist. Von Übergewichtigen hört man, das manche schon in der Kindheit dick waren, andere haben sich viel bewegt und später weiter gegessen wie früher, bei manchen haben hormonelle Veränderungen stattgefunden, die aufs Gewicht geschlagen haben, manchmal ist es Schlafmangel, für den es wieder viele Ursachen gibt, für manche ist Essen zu einem Bewältigungsmechanismus geworden, manche haben kein Hungergefühl…

Ich war in meiner Kindheit ein Hungerhaken, habe viel Handball gespielt, ab der 8klasse dann immer weniger, und richtig zugenommen habe ich erst mit dem Studium und vor allem während meiner Masterarbeit. Aber das spielt eigentlich keine Rolle. 80-90% der Adipösen Menschen leiden unter dem Metabolischen Syndrom. Das ist im Prinzip eine Kombination zwischen Fruktosevergiftung, Insulinresistenz und Stress (es gibt durchaus noch mehr Faktoren, aber das sind die Wichtigsten) mittlerweile ist bekannt, dass man zuerst ein metabolisches Syndrom entwickelt und dann zunimmt und nicht umgekehrt. Dies bedeutet, dass es durchaus Übergewichtige Gesunde Menschen gibt, aber es bedeutet auch das (hier habe ich nur die zahlen aus den USA) 40% der normal gewichtigen eben dieses Metabolisches Syndrom haben.

Nun jeder der unter dem metabolischen Syndrom leidet, muss die Fruktosevergiftung in den Griff kriegen, das heist kein Haushaltszucker und keinen Alkohol, für die Leber macht es nämlich genau keinen Unterschied, ob man Alkohol oder Fruktose konsumiert, beides bewirkt eine Entzündung und Schädigung der Leber.  Die Insulinresistenz muss ebenfalls angegangen werden, hier gibt es mehrere Methoden, die hilfreich sind, und die durchaus je nach Person mehr oder weniger gut wirken. Und das letzte ist Stress, und hier hilft eine gute Schlafhygiene. Denn die hormonellen Veränderungen, die du angesprochen haben, beruhen (wenn sie nicht genetisch bedingt sind) genau auf diesen drei Faktoren. Die Gute Nachricht ist, dass diese Veränderungen umkehrbar sind. Die schlechte Nachricht ist, je länger und je weiter vorgeschritten diese Veränderungen sind, umso drastischer muss die Intervention sein, um das ein Gleichgewicht wieder herzustellen.

Die Lösung muss individuell angepasst werden, nicht alles funktioniert bei jedem und jeder hat andere Problemfelder. Aber das zugrundeliegende Problem (oder besser Probleme) sind bei 80% der betroffenen die gleichen.

 

Und ich kann es gar nicht klar genug sagen, Haushaltszucker besteht zu 50% aus Gift.

arcangel antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1234

@arcangel Was alles so zum metabolischen Syndrom gesagt wird, finde ich etwas verwirrend. Für Ärzte mag das verständlich sein, insbesondere, wenn sie Tests machen können. Aber was nützt mir das. Das Thema Übergewicht findet sich in dem halben Satz „Nehmen sie mal ab, dann…“. 😀 

Ich habe noch nie eine Auskunft zu folgender Beobachtung bekommen: Ob man mich im Sommer oder im Winter kennenlernt, macht einen riesigen Unterschied. Obwohl ich Vitamin D einnehme (vielleicht zu wenig?), fühle ich mich erst richtig wohl, wenn ich die ersten Radtouren in der Sonnenhitze gemacht habe. Nichts extremes, aber wenigstens 90 min. am Tag bei 30 Grad. Plötzlich schlägt irgendwas um und ich schlafe wieder super, bin entspannter, leistungsfähiger, klarer im Kopf und nehme sogar etwas ab ohne daran zu arbeiten.

Auch der Blutdruck kommt in den Normalbereich. Also lasse ich die Medikamente bis zum Herbst weg, was mir Ärzte eigentlich verbieten. Aber ich habe ja ein Messgerät zu Hause. Der Blutdruck ist im Sommer von allein so, wie im Winter mit Medikamenten. Ich habe das Gefühl, dass auch das Weglassen von Medikamenten zum Wohlbefinden beiträgt. Corona-Winter sind besonders hart. Spazierengehen ist zwar nett, aber ich brauche es, mich täglich mal wenigstens 15 min. richtig auszupowern. Das kann ich eigentlich nur im Schwimmbad. 

Zucker und allgemein Kohlehydrate haben bei mir auch eine starke Wirkung. Speziell mit Fruktose habe ich mich nicht beschäftigt. Wieso 50 Prozent Gift im Haushaltszucker? Ich habe einmal recht leicht abgenommen, als ich extrem auf den Verzicht geachtet habe. Nach 4 Monaten bekam ich aber so eine Lust auf Obst und Kartoffeln/Brot usw., dass mir das komisch vorkam und wieder damit angefangen habe. Das Abnehmen hat auch gleich abgenommen. 😕 Aber ich habe ein Gefühl entwickelt, wenn ich zu viele Kohlehydrate intus habe. Dann brauche ich oft Tage bis sich alles wieder gut anfühlt. Am einfachsten ist es für mich einen Tag zu fasten, besser 3, was ich auch aus geistlichen Gründen gerne mache. 

tagesschimmer antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4397

@tagesschimmer 

Die Sonne bewirkt hat noch mehr als nur Vitamin D Produktion, da kommt dein Tag-Nacht-Rhythmus wieder ins lot. Qualitativ guter und genügender Schlaf hat, positive Auswirkungen auf den Blutdruck, Insulinsensibilität, und damit auf Abnehmen. Energieverbrauch im Sommer ist gleichbedeutend mit Wohlbefinden, welchen positiv auf dein Stresslevel wirkt, was wiederum positiv für Blutdruck, Blutzucker und Abnehmen bedeutet.

Wieso 50 Prozent Gift im Haushaltszucker?

Weil Haushaltszucker ein Disaccharid ist (Saccharose), das aus einer Glukose (gut) und einer Fruktose (Gift) besteht. Fruktose wird von der Leben genau gleich behandelt und löst genau die gleichen Reaktionen in ihr aus wie Alkohol, und dass Alkohol Gift für die Leber ist, brauche ich wohl nicht erklären.

Ausdauersport ist gut um Stress abzubauen (weshalb ich gerne und lange Schwimme) und weniger Stress ist gleichbedeutend, mit besser für alles. 😉 

Das Gefühl, das ich wieder gerne etwas länger faste, um mich besser zu fühlen, kenne ich auch, ich faste 2 Tage die Woche. Und diese zwei Tage fühlen sich richtig gut an, und wenn ich mal nicht fasten konnte merke ich das. Ich faste auch immer wieder 5-7 Tage und je öfter ich dies mache, um so besser fühlen sich diese Fasten-Tage an. Mein letztes Fasten im Mai, hatte ich nicht einen Tag, an dem ich Essen vermisst habe oder ein Hungergefühl hatte.

arcangel antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1234

@arcangel Danke, ja Sonne und Ausdauersport bringen es bei mir. Zu Kraftsport wird ja noch geraten und den mag ich leider gar nicht. Ich nehme an, dass die Spitzenbelastungen, die mir so gut tun, ähnlich wie Kraftsport wirken. Aber das nur am Rande. 

Ich habe im realen Leben übrigens noch nie jemanden getroffen, der froh über ernsthaftes Übergewicht war. Wahrscheinlich ist das eine kleine Gruppe, die es irgendwie in die Medien geschafft hat. Du schreibst, dass du Artikel darüber findest - vielleicht sind das ja noch nicht mal Leute, die selbst betroffen sind, nur eine Möglichkeit Geld zu verdienen. 

tagesschimmer antworten
Arcangel
Themenstarter
Beiträge : 4397
Veröffentlicht von: @bepe0905

Grundsätzlich vermeide ich, Menschen mit Übergewicht darauf anzusprechen. 
Wenn ich aber weiß, dass der Betreffende mit seiner Situation unglücklich ist oder direkt Rat sucht (sich aber nicht traut, das Thema anzusprechen), dann gehe ich auch mal auf ihn zu.

Das ist bei mir genau gleich. Allerdings habe ich eine relativ grosse Sichtbarkeit bei uns in der Gemeinde, da ich regelmässig predige, Leute kennen also ein vorher und nachher, und ich habe meine Erfahrungen auch schon in Predigten erwähnt. Was dazu führt, dass ich zu dem Thema angesprochen werde.

Und das mit dem Kochen kenne ich. Ich bin deshalb immer daran, Rezepte in meine Sammlung aufzunehmen, die schmecken und meinen Bedürfnissen entsprechen. Aber die gute Nachricht für uns Köche ist, dass wir uns auf das Was, und weniger auf das wieviel konzentrieren können.

arcangel antworten


Goldapfel
Beiträge : 1984

@arcangel 

Hi, erstmal Glückwunsch zu deinem Erfolg! Eine beachtliche Leistung und ich wünsche dir, dass das neue Lebensgefühl so positiv ist, dass du deinen Weg weiter gehen kannst.

Ich selber habe seit Dezember 2020 knapp 30 kg abgenommen, von "stark adipös" zu "leicht übergewichtig"

Ich wusste so ziemlich alles über gesunde Ernährung, Kalorienbedarf, die Notwendigkeit von Bewegung usf.

Aber...einige Lebensumstände, die ich zugelassen habe, ließen die Figur irgendwann endgültig aus dem Leim gehen. Manches wurde immer schlimmer und an eine halbwegs gesunde und gute Ernährung oder adäquate Bewegung war aus den verschiedensten Gründen nicht mehr zu denken.

Mich in meinem Körper nicht wohlzufühlen ist das eine. Das Gefühl, mich für jeden Bissen nicht "gesunde", nicht fettarme Nahrung rechtfertigen zu müssen (unausgesprochen meist, aber dennoch vorhanden) ist das andere. Wenn eine dünne Person Fastfood isst oder Cola trinkt oder unterwegs nach einem langen Arbeitstag im Auto endlich ein Brötchen isst, ist alles ok. 

Aber wehe, du wiegst der Norm gemäß zu viel. Ich hatte zwischenzeitlich ständig das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen.Wenn du innerlich nicht einigermaßen heil bist, wirst du schwerlich die Kraft finden, an deinem Verhalten etwas zu verändern und deinem Körper und deiner Gesundheit gut tun, wenn du ständig unter Rechtfertigungsdruck stehst. Zumindest ging es mir so. Weil ich ständig dachte, ich müsste doch...

Wenn ich übergewichtig bin, weiß ich das auch i.d.R. Und ich weiß auch, dass das nicht gesund ist. Ebenso wie in anderen Fällen ungesunder Lebensführung zuviel oder zu regelmäßiger Alkoholkonsum oder Rauchen oder Extremsport oder gar keine Bewegung ungesund ist. Das muss mir keiner sagen. 

Wenn mein Übergewicht dann mit auf einer psychischen Essstörung beruht, bin ich fast angeschmiert, will ich das Problem mit dem Gewicht dauerhaft allein angehen. Alkohol und Zigaretten lässt sich leichter aus dem Weg gehen als zuviel Kalorien bzw. ungesunden Kalorien. Ich fand es vor vielen vielen Jahren, nach einer Fastenzeit sehr interessant, bewusst nur das nötigste und nur möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu kaufen. Da merkte ich, wieviel Dinge ich eigentlich nicht brauchte. Und wie voll unser Supermarkt mit eigentlich ungesunden Nahrungsmitteln war. 

Ich bin froh, dass es heute bezahlbare schicke Mode auch für Frauen mit mehr Gewicht gibt. Das war nicht immer so. Bei Größe 44 war meist Schluss. Ich freue mich, dass anderen Frauen zumindest die Scham bei der Kleidungssuche erspart bleibt. 

Und wenn dann eben eine Frau ihren Bauch präsentiert, nun, ich sehe auch Leute mit mir fremden Körperschmuck oder gewöhnungsbedürftigen Frisuren oder weiße Tennissocken in Sandalen. Na und?

Ich wünsche mir, dass ich meinen Nächsten so annehmen und sehen kann, wie Jesus mich angenommen hat. Er sieht in mir schon die, die ich irgendwann vollendet sein werde, die ich in ihm bereits bin. Das ist letztendlich auch das, was mir geholfen hat auf meinem Weg. Innere Heilung durch Annahme und erlernen/einüben anderer Verhaltensweisen. Wobei ich immer noch auf dem Weg bin. Aber ich habe mich angenommen. Vor 20 Jahren hätte ich trotz Gewichtsabnahme an mir herumgekrittelt- hatte ja Phasen, in denen ich auch mal schlank-er(nicht dünn) war- dennoch mich nicht angenommen. 

Was mir nicht geholfen hat und auch nicht hilft, sind Sprüche in die Richtung, noch weiter abzunehmen, also eine Leistungserwartung zu formulieren. Zu sagen, wie wichtig, gesund ... das doch sei.

Oder zwei Personen in meinem Freundeskreis, die den Danielplan für sich entdeckt haben und den mit missionarischem Eifer propagieren. 🙂 Wobei ich sagen muss, dass ich bei allem, was auch nur entfernt für mich nach Erwartungsdruck oder festem Programm klingt, weg bin. Da bin ich zu freiheitsliebend und fühle mich zu schnell eingeengt. 

Aber Gemeinschaft mit anderen hilft. Gemeinsames gesundes Essen hilft, wobei nicht beäugt wird, wieviel man genau isst. Gemeinsame Besuche im Schwimmbad helfen mit Leuten, denen äußere Erscheinung nicht das wichtigste ist. Bis Mitte 20 war ich jahrelang nicht schwimmen, weil ich mich nicht traute, mich im Badeanzug zu zeigen. Erst in einer Mutter Kind Kur (in der ich zwar auch etwas abgenommen hatte) lernte ich das und setzte das dann zu Hause fort. 

Und wenn man wirklich den Eindruck hat, jemand anderes hat da eine Not, hilft lieben, beten und segnen mit am besten. Ein Angebot auf Hilfe formulieren, wenn man den Eindruck hat, es sei dran und sonst einfach nur da sein. Meine persönliche Meinung und Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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1 Antwort
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4397

@goldapfel 

Vielen Dank für deine wertvollen und auch ermutigenden Beitrag. Ich bin froh, du hast einen Weg und eine Ernährung gefunden, die bei dir hilf. Die Tendenz ist wichtig, nicht das aktuelle Gewicht. Ich gönne mir auch hin und wieder einen Döner oder eine Pizza im vollen Wissen, dass dies wieder nach oben ausschlägt, aber der eine Döner oder Pizza ändert nichts an meinem Abwärtstrend. Wenn man wie du erst einmal die Schuldgefühle überwinden konnte und die weniger hilfreichen Stimmen ausblenden kann, ist schon ein grosser Schritt getan.

Und ich teile deine Erfahrung, dass fertig und halbfertig Produkte aus dem Supermarkt die reinsten Dickmacher sind, lieber selber und frisch kochen, ist zwar mit mehr Aufwand verbunden, dafür ist um so besser und gesünder, macht satt und nicht dick.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Gottes Segen auf deinem weiteren Weg.

 

Ich persönlich habe erlebt, dass das Weglassen von Zucker und das Essen von gesunden Fetten reine Wunder in meinem Wohlbefinden, Aktivität und auch Gewichtsabnahme bewirkt. Aber wie gesagt, wenn dein Weg bei dir Funktioniert dann mach weiter so. 👍

arcangel antworten
Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @goldapfel

Aber...einige Lebensumstände, die ich zugelassen habe, ließen die Figur irgendwann endgültig aus dem Leim gehen. Manches wurde immer schlimmer und an eine halbwegs gesunde und gute Ernährung oder adäquate Bewegung war aus den verschiedensten Gründen nicht mehr zu denken.

Hallo Goldapfel, 

manchmal sind es geradezu witzige Erlebnisse, die uns dazu bringen, dass wir uns Ziele setzen, die unseren Körper, unsere Figur und unser Gewicht betreffen. 

Bei mir waren es drei Erlebnisse. Das erste, dass ich normalerweise bei Wanderungen in der Gruppe immer zur Spitze gehörte. Bei einer mehrtägigen Dolomiten-Bergtour schaffte ich es zwar auch (gerade noch), aber abends war ich dann immer ziemlich "geschafft". Da war mir klar, dass etwas geschehen und sich ändern musste. 

Das zweite Ereignis war, als ich mir die Schuhe binden wollte und dabei zum ersten Mal in meinem Leben stöhnte. 
Denn der Griff über das "bauchige Vorgebirge" bis zu den Füßen war mühsam. Da wusste ich, das sich jetzt schnell etwas geschehen und schnell ändern musste.

Das dritte Erlebnis war - ich sage es jetzt mal ganz direkt - dass ich beim Pinkeln nicht mehr die Spitze meines "besten Freundes" sah. War der nun kleiner geworden oder versperrte mir des "Leibes Fülle" die Sicht?
Da wurde mir klar, dass ich erstens meiner Frau diesen Anblick nicht mehr länger zumuten sollte und dass jetzt SOFORT etwas geschehen und sich jetzt SOFORT etwas ändern musste. 
Oder genauer: NICHT dass SICH etwas ändern musste, sondern dass ICH etwas ändern musste. 

Und so kam's dann auch.... 

🤗 🤗 🤗 

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Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4397

@bepe0905 

Wenn du dann wieder zuerst deine Nase gegen die Wand rennst, bevor der Bauch kommt, ist das Ziel erreicht.

arcangel antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@arcangel 
soweit bin ich schon (fast). 
Leider ist die Nase nicht so komfortabel gepolstert.

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