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Patientenverfügung/ Vorsorgevollmacht


Drottinnergodur
Themenstarter
Beiträge : 12

Hallo zusammen,

bei mir wird Anfang Juli eine Hüftathroskopie wegen Impingement und Arthrose mit Vollnarkose durchgeführt (ihr dürft gerne dafür beten) und ich soll am Vorbereitungstag der Operation ggf. eine Patientenverfügung mitbringen. Habt ihr eine Patientenverfügung oder eine Vorsorgevollmacht erstellt und aus welchen Gründen? Noch erscheint mir der Staat zumindest das geborene Leben zu schützen, so dass alles versucht wird um Leben zu erhalten, so dass ich, wenn ich nach Gottes Willen leben möchte, eine Patientenverfügung vermutlich nicht benötige? Ist eine Vorsorgevollmacht evtl. wichtig (ich bin verheiratet mit Kindern und auch meine Eltern leben noch) falls über mich entschieden werden muss oder würde im Fall ohne Vorsorgevollmacht automatisch meine Frau entscheiden (meine Frau ist gläubig, würde aber zumindest für sich, wenn (scheinbar) keine Aussicht mehr besteht, bevorzugen auch Maschinen abstellen lassen)?

Liebe Grüße und Gottes Segen,

Drottinnergodur

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11 Antworten
Deborah71
Beiträge : 22985

@drottinnergodur 

Am besten liest du dich mal hier durch: Familienratgeber Vorsorgevollmacht

Ist viel Text, deckt aber sehr viele Fragen ab.

Es gibt seit dem 1. Januar 2023 für Eheleute  ein Not-Vertretungsrecht, das gilt ein halbes Jahr, wenn keine Vorsorgevollmacht vorhanden ist. Danach wird ein Vertreter bestimmt vom Betreuungsgericht.

Regulär kannst du ohne Notar eine Vorsorgevollmacht ausstellen und der Vollmachtnehmer sollte  mit unterschreiben, dass er  bereit dazu ist, für dich nach deinem Willen zu entscheiden.  Geht es um Grundbesitz/Hausverkauf ist das eher eine notarielle Angelegenheit.

 

Patientenverfügung

Patientenverfügung: Auch hier geht es darum, dass dein Wille geschieht, wenn du selbst nicht entscheiden kannst.  Da geht es speziell um medizinische Fragen, aber auch ob du eine geistliche Begleitung wünschst (evangelisch, katholisch, sonstiges) oder nicht.

Es geht ja nicht nur ums Sterben, sondern vorher schon um die beste Behandlung, Berücksichtigung von Medikamentenbesonderheiten, Allergien, Magensonde oder nicht, Schmerzbehandlung..... 

Nachdem mein Mann und ich in 2021 seine Eltern verloren  und beide Fälle erlebt haben (einer ohne Vollmachten, einer mit Vollmachten) kann ich dir nur zu den Vorsorgepapieren raten. Es entlastet deine Frau und Familie ungemein, wenn sie wissen, dass sie deinen Willen umsetzen dürfen und rechtlich auch können.

 

deborah71 antworten


Jigal
 Jigal
Beiträge : 3834

Es gibt eben auch Bespiele über Dinge die noch gemacht wurden, da es keine Patientenverfügung gab. Leute die praktisch schon im Sterbeprozess waren, der kann über Tage gehen mussten noch künstlich ernährt werden, da eben alles getan werden muss.

Vorsorgevollmacht ist schon wichtig, wenn man z.B. getrennte Bankkonten hat und die Frau nicht auf das Konto zugreifen könnte um Rechnungen zu bezahlen. Das ist eigentlich ein weites Feld und das Internet ist da nicht der richtige Ratgeber. Die großen Kirchen haben vor gut 20 Jahren die christliche Patientenverfügung herausgegeben. Beratungsstellen tendieren aber dazu sich erst beraten zu lassen und selbst zu formulieren, dann ist sicher gestellt dies auch verstanden zu haben.

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Miss.Piggy
Beiträge : 1940

@drottinnergodur 

Hallo,

ich war kürzlich bei einem Infoabend zu diesen Themen. Der Referent meinte, eine Vorsorgevollmacht sei wesentlich wichtiger als eine Patientenverfügung. Jeder Erwachsene ab 18 Jahren sollte eine Vorsorgevollmacht haben, weil die Eltern oder andere Angehörige eben nicht automatisch die gesetzlichen Vertreter sind. Man muss sie dazu bestimmen. Dasselbe gilt seit diesem Jahr für Ehepartner.

Wenn ich verheiratet wäre, würde ich das sofort machen. Als Single tue ich mich ein bisschen schwerer, weil ich erst mal überlegen muss, wen ich fragen könnte. Sei froh, dass diese Frage für dich (hoffentlich) geklärt ist.

Der Referent sagte auch, man sollte nicht zu viele konkrete Dinge in eine Patientenverfügung schreiben, weil man nicht wissen kann, in welche medizinische Lage man gerät. Wichtiger wäre es, einer Person, der man vertraut, eine Vorsorgevollmacht zu erteilen und mit dieser Person über die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu sprechen. Der- oder diejenige kann dann in Absprache mit Ärzten Entscheidungen im Sinne des Betroffenen fällen.

miss-piggy antworten


Miss.Piggy
Beiträge : 1940

@drottinnergodur 

PS: Eine Bankvollmacht ist in einer Vorsorgevollmacht nicht beinhaltet. Die muss man direkt bei der Bank machen.

miss-piggy antworten
Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

@drottinnergodur Hey, wie ist es ausgegangen? Hast du den Eingriff gut überstanden? Wie gehts dir heute?

 

 

Veröffentlicht von: @drottinnergodur

Noch erscheint mir der Staat zumindest das geborene Leben zu schützen, so dass alles versucht wird um Leben zu erhalten, so dass ich, wenn ich nach Gottes Willen leben möchte, eine Patientenverfügung vermutlich nicht benötige?

Ich habe wirklich Bauchschmerzen mit der Unterstellung, die ich aus dem Satz heraus lese. Bisher habe ich es so erlebt, dass alles menschenmögliche getan wird, um einen Menschen am Leben zu halten, da dies im Zweifelsfall der dem Patienten unterstellte Wille ist. Im zweifel bei einer Patientenverfügung, so sie übergangen wird, werden Maßnahmen entgegen den Willen des Patienten zum Überleben getroffen, andersrum ist mir noch nicht untergekommen und gehört habe ich nie davon (allerdings auch nicht danach gesucht).

In der Regel ist es eher schwierig, Patienten oder oft viel mehr den Angehörigen begreiflich zu machen, dass eine kurative Behandlung nicht mehr möglich ist und der einzige weg darin besteht, palliativ die Beschwerden zu lindern, um eine gute Begleitung beim Sterben zu ermöglich. Selbst in einem katholischen Krankenhaus hörte ich schon Diskussionen zwischen zwischen der Ärztin und den Angehörigen eines weit über 90igjährigen Patienten (er selbst nicht mehr ansprechbar), die alles tun wollten, um ihren Opa am Leben zu halten, obwohl dieser, multimorbide, und nicht mehr ansprechbar ohne jegliche positive Prognose, wirklich nichts mehr vom Leben zu erwarten hatte.

Aber im Zweifel für das Leben.

Wenn du vor einer etwaigen nächsten Behandlung Angst hast, würde ich dir empfehlen, im Vorfeld so oder so (am besten gleich und ohne Anlass), eine Patientenverfügung mit deinem Hausarzt aufzusetzen, am besten ein Schriftstück aufzusetzen, was du dir unter einem lebenswürdigen Leben vorstellst, und das mit abzugeben - sowie dir ein Krankenhaus mit einem Ethikrat zu suchen. Wenn dieser vorhanden ist, kann er von behandelnden ÄrztInnen in anspruch genommen werden und dieser ist dann ausschließlich dazu da, zu schauen, was der wahrscheinlichste mutmaßliche Wille des Patienten ist und wie dieser sich mit den vorhanden medizinischen Möglichkeiten in Einklang bringen lässt.

Der "Staat" scheint nicht "noch" geborenes Leben zu schützen, er schützt es. Und in aller Regel versuchen das auch ÄrztInnen im Krankenhaus. Dass dabei Fehler passieren und es überall schwarze Schafe gibt, ist so, wie es ist, aber ich kenne NIEMANDEN, der medizin studiert und das Leben mit Füßen tritt.

Auch ungeborenes Leben steht auf der Agenda relativ weit oben. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber es gibt einige Gegenden in Deutschland, wo die entsprechenden Landesregierungen ihrem Sicherstellungsauftrag der Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen bewusst NICHT nachkommen und das nicht nur verschleppen sondern mutwillig schön reden und meinen, alles sei schick, ist ausreichend vorgesorgt. Nein, ist es nicht und es wird auch nichts dafür getan, dass sich das ändert, die Situation verschlimmert sich von Jahr zu Jahr und es ist davon auszugehen, dass zukünftig mehr Frauen illegale Hilfen in Anspruch nehmen werden, weil es nur unzureichend legale gibt.

Aktuell sieht es so aus, dass Personen, die eine Schwangerschaft abbrechen wollen, stigmatisiert werden, keine ausreichende Hilfe erhalten, wenn sie sich anders entscheiden sollten und dann auch noch teilweise mehrere Stunden fahren müssen, um zu einer Klinik zu kommen, die Abbrüche vornimmt (um sich dort dann vielleicht noch anzuhören, dass das doch unsinnig ist, die meisten Frauen würden doch sowieso später einen Kinderwunsch bekommen, dann könnten sie es auch gleich bekommen - oder generell ihre Entscheidungskompetenz in Frage gestellt wird. Alles schon erlebt.)

 

Was ich sagen will: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist nicht nur Artikel 1 des Grundgesetzes sondern auch und vor allem Berufsethos, das wird an den Universitäten gelehrt und das ist, was ich in Gesprächen mitbekomme.

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Alescha
(@alescha)
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@streptococcus 

"dann auch noch teilweise mehrere Stunden fahren müssen, um zu einer Klinik zu kommen, die Abbrüche vornimmt"

Geht Frauen, die entbinden, teilweise genauso. Mit dem Unterschied, dass es eiliger ist, wenn mal die Wehen eingesetzt haben oder die Fruchtblase geplatzt ist. 

 

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@alescha was möchtest du damit sagen?

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Alescha
(@alescha)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 7157

@streptococcus 

Dass man nicht um jede Ecke eine Abtreibungspraxis braucht, während allenthalben Geburtsstationen geschlossen werden. Oder anders formuliert: Man sollte erstmal nach der Grundversorgung von Gebärenden und jungen Müttern schauen. Eine Abtreibung ist nicht so eilig wie eine Geburt, lange Wege für Abtreibungswillige nicht so kritisch wie für werdende Mütter und ihr Kind.

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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@alescha ich finde es schräg, ein Leid gegen ein anderes aufzuwiegen. Die Versorgung mit Kreissälen ist DEUTLICH besser. Zumal es keine Klinik braucht, es tut theoretisch eine stink normale Praxis und bisschen Anreiz, das anzubieten.

Mein Anliegen war zu sagen: "dem Staat ist anscheinend ungeborenes leben wichtig, da er Abtreibungen erschwert, wo es geht."

 

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Alescha
(@alescha)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 7157

@streptococcus 

"Zumal es keine Klinik braucht, es tut theoretisch eine stink normale Praxis und bisschen Anreiz, das anzubieten."

Eine stinknormale Praxis für Entbindungen? Tja, dann tut es ja auch eine stinknormale Praxis für Abtreibungen.

Mein Anliegen war zu sagen: "dem Staat ist anscheinend ungeborenes leben wichtig, da er Abtreibungen erschwert, wo es geht."

Natürlich ist dem Staat ungeborenes Leben wichtig. Nicht nur anscheinend. Deswegen gibt es auch entsprechende Gesetze und Vorgaben. Wundert mich, dass man das jetzt eigens erwähnen muss.

alescha antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@alescha vielleicht liest du den Eingangspost nochmal, der war der Grund dafür, Mann, manchmal steht man echt bisschen auf'm Schlauch 🙄 

Für einen Schwangerschaftsabbruch reicht eine Praxis...

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