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Warum tun sich die unterschiedlichen Denominationen untereinander so schwer mit der Geschwisterliebe?

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Warum? tun sich die unterschiedlichen Denominationen untereinander so schwer mit der Geschwisterliebe

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Antwort
11 Antworten

@strandmuschel 
ist das denn wirklich so?
Nach meiner Erfahrung*) gibt es zwar manchmal heiße Diskussionen über unterschiedliche Gepflogenheiten und unterschiedliches Bibelverständnis,
manchmal auch Streiterei darüber, wessen Ansichten die "wirklich richtigen" oder "eigentlich Gottgewollten" sind,  
aber fehlende Geschwisterliebe habe ich bisher nur ganz selten erlebt. 
Und dann ging das kaum von den Denominationen als Gruppe aus, sondern fast immer von Einzelpersonen. 

*) meine Erfahrungen machte ich im Freundeskreis mit Evangelen, Katholen und Freunden aus Freikirchen, in der Jugendgruppe (CVJM, christliche Jungenschaft), im Verband "Christen in der Wirtschaft" (Christen (fast) aller Glaubensrichtungen), und durch frühere Mitarbeit in ökumenischen Arbeitskreisen.

Aber vielleicht hast du konkrete Erfahrungen, die dir auf dem Herzen liegen oder Beispiele, über die du reden möchtest?

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Rechthaberei.
Das ist zu kurz gedacht. Wenn man glaubt, den einzigen Weg zum ewigen Leben gefunden zu haben, kann man keinen anderen tolerieren und jeder, der behauptet, sein Weh wäre richtig, ist dann eine existenzielle Bedrohung.
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@strandmuschel Das ist bei manchen Christen so, weil sie in anderen Denominationen eben gar keine Geschwister sehen. Da kommt bestenfalls die Nächsten- oder Feindesliebe zum Tragen. "Ihr habt einen anderen Geist als wir!", um das mal möglichst präzise mit einem bekannten Luther-Zitat zu beschreiben, das ausgerufen wurde, als sich Lutheraner und Reformierte nicht über das rechte Verständnis des Abendmahls einigen konnten (Marburger Gespräch, 1529). Das ist ein drastischer Spruch, suggeriert er doch, daß die anderen offenbar nicht vom rechten Geist geleitet sind, sondern vielleicht sogar vom Gegenteil. Und auf dieses Gegenteil reagieren Christen naturgemäß besonders harsch, hängt doch die Seligkeit daran, ob man auf rechtem Wege geht oder dem Irrtum folgt.

Darüber hinaus ist es in gewisser Weise ja auch natürlich, daß der Mensch als soziales Wesen sich erstmal seiner eigenen Gruppe zugehörig fühlt und deren Kodexen - oder Kodizes - folgt. Christen sind ja auch noch Fleisch und Blut. Dennoch sind sie mehr als andere dazu aufgerufen, den Fremden, den Anderen - den "Gemeinen und Unreinen" (vgl. Apg 10,28) - gerade nicht zu meiden. Zweifellos sollte hier der Geist das Fleisch beherrschen. Tatsächlich ist unser Maß an Lieblosigkeit m.E. auch der erste und beste Grund, täglich um Vergebung der Schuld zu bitten, wie es uns Jesus im Vaterunser gelehrt hat.

  

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@strandmuschel  Ich habe das auch schon festgestellt, bis man ins Gespräch kommt. Also auf Misisonstreffen mit vielen aus Freikirchen wurde ich öfter gefragt, wie ich in der Landeskirche aktiv sein könne. Auf die Idee die Landeskirche von innen zu verändern sind sie gar nicht gekommen. Im weiteren Gespräch hat mir jemand gesagt das Problem wäre oft dass die Leute aus den Freikirchen vorher in der Ortsgemeinde ihren Glauben nicht so leben konnten wie sie es wollten, obwohl die Landeskirche ja ein breites Spektrum abdecken kann. Manche wollten die Gemeinde schneller verändern und sind angeckt und  es gab ggf. auch Verletzungen die zum Austritt führten.

So jetzt kann man wieder Daumen nach unten klicken wie bei meinem Beitrag zu Evangelikalen, da habe ich ähnliches geschrieben. So habe ich es erlebt und so wurde es mir auch von Leuten in Freikirchen berichtet, welche Biographie mancher mit sich trägt. Hier in der Gegend sind das eben keine Gemeinden die seit 18xx  existieren und deren Mitglieder seit Kindheitstagen dort Mitglied sind.

Es liegt also weniger an der Domination als an den Menschen die aufeinander treffen. Gerade im Gespräch hat man dann verstanden warum in meinem Beispiel ich in der Landeskirche aus der ich stamme geblieben bin.

 

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@strandmuschel 

Anders als bepe habe ich solche Erfahrungen durchaus schon gemacht. Und es liegt ja auch nahe. Wenn jemand etwas glaubt, dann ja, weil er es glaubt. Und wenn der Inhalt dieses Glaubens der einzig richtige Weg ins Himmelreich ist, dann kann ja jemand, der anderes glaubt, nur irren. Würde man den Glauben des anderen akzeptieren oder auch nur tolerieren, käme das einer Abwertung des eigenen Glaubens gleich.

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@strandmuschel 

Mein Eindruck ist, dass sich das in den letzten 20 Jahren extrem gebessert hat.

Die Gründe dafür sind durchaus zahlreich, die Möglichkeiten miteinander zu sprechen und sich auszutauschen sind enorm gestiegen, Internetangebote wie dieses Forum hier scheinen mir da auch einen wesentlichen Beitrag geleistet zu haben.

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Rechthaberei.

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Leider geht es auch bei Christen um die Macht. Besser sein, intelligenter, weiser. Die Schwachen werden verachtet, man ist überheblich, schlägt sich Bibelstellen um die Ohren. Jesus sagt, wir sollen von IHM lernen, sanftmütig und demütig sein. Es geht nicht nur um Kopfwissen, sondern um die Veränderung unseres Herzens, Charakters und Verhaltens.

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@strandmuschel Die Ursachen sind menschlich. Nach meiner Einschätzung ausschließlich menschlich - und zwar auf einem Gebiet, wo Menschlichkeit nicht eben glänzt: Neid, Rechthaberei, Gegockel, Fantum, Gruppenbildung mit Abgrenzung, Unversöhnlichkeit, ...

Man schaue mal grad auch in die USA, wo wir sehr viele freie Gemeinden haben und wo es immer mal wieder passiert, dass sich diese Spalten - nicht unbedingt, weil sie eine kritische Größe erreicht haben, wo eine Teilung in Freundschaft organisatorisch und systemtheoretisch Sinn machen würden - meist geht es da um Auffassungen, die sich verhärten, um Pivatoffenbarungen, die verallgemeinert werden und um die Unfähigkeit, Dinge aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und verschiedene Sichtweisen nebeneinander stehenlassen zu können.

Ich erinnere mich an ein Beispiel aus England. Ich habe die Geschichte in einem Buch gelesen. Dort gab es eine schöne große Gemeinde, die sehr gut funktionierte - alle hatten sich lieb wie es sein sollte. Dann wurde ein neues und sehr schönes Gemeindezentrum gebaut. Dort gab es ein großes Gemälde mit einer Szene aus dem Paradies: Eva mit Apfel und Adam. Beide natürlich noch nackt. Aber es waren keine superkeuschen, antisexuellen oder sonst wie Körperlichkeit ablehnenden Kräfte, die das Gemälde zum Problem machten, sondern absolut kleingeistige theologische Auffassungen: Eva hatte einen Bauchnabel! Wie kann das gehen, wenn sie doch aus einer Rippe geschaffen wurde? Der Bauchnabel deutet auf eine Nabelschnur hin und damit auf eine Ablehnung der Schöpfungslehre. Ist doch klar, oder? Wie kann man nur? Das Bild muss weg! Und schon gab es zwei Fraktionen, die in Richtung Unversöhnlichkeit drifteten und das Resultat waren zwei Gemeinden, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollten - eine davon mit komplett überdimensionierten Gemeindezentrum und vermutlich Schulden, die man kaum bedienen konnte.

Wer Bibel liest, der wird es vermutlich schon mal erlebt haben, dass ein und dieselbe Bibelstelle ihn in ganz verschiedenen Situationen ganz unterschiedlich angesprochen haben. Das ist ein Chrarakteristikum des lebendigen Wortes Gottes, dass wir es wie einen Edelstein im Licht drehen können und immer ganz neue funkelnde Facetten entdecken, die einen dann manchmal richtig treffen und mit Freude erfüllen. Das ist dann wie ein großes Geschenk zu bekommen - der Heilige Geist hat da ein weiteres Licht angezündet, uns etwas ganz Tiefes und Wichtiges erkennen lassen.

Aber diese Erkenntisse sind in erster Linie einmal für uns selber. Wir können uns gerne darüber mit anderen austauschen - aber wir dürfen diese Erkenntnis nie verabsolutieren, denn vielleicht möchte Gott zu einem anderen Menschen etwas ganz anderes sagen - oder aber ich verallgemeinere Einsichten, die nur in bestimmten Situationen hineingesprochen sind und in erster Linie dort gelten. Ich darf die nicht einfach über alle anderen Facetten des Wortes stellen, denn dann würde ich das Wort töten, auf eine einzelne Perspektive einfrieren, einbetonieren.

Und das passiert immer wieder in der Kirchengeschichte und um solche Erkenntnisse bilden sich dann harte Gruppen, die meinen, die absolute Wahrheit zu haben und zu vertreten. Man schaue nur mal, welche Themen die Christen auseinanderbrignen: Erwachsenentaufe-Kindtaufe, alter Bund - neuer Bund, Gesetzlichkeit - Freiheit des Christenmenschen, Determinismus - freier Wille, ...

Es gibt aber nur einen Jesus Christus. Er ist der Bräutigam, der eine Braut heiraten möchte und keinen Haarem aus Jungfrauen, die sich alle am liebsten gegenseitig die Augen auskratzen würden.

Viel zu tun also für den Bau des Himmelreiches ...

Gelingen kann es nur, wenn wir Gott den Baumeister sein lassen und ihm nicht irgendwelche menschengemachten Lösungen bringen, die am Ende am Ziel vorbei führen.

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