Antisemitismus mit historischer Schutzwürdigkeit?
Hallo Community,
ich habe eben einen Artiekl gelesen, bei dem es um ein 700 Jahre altes antisemitisches "Kunstwerk" an einer Wittenberger Kirche geht:
https://www.n-tv.de/politik/Antisemitisches-Relief-bleibt-an-Kirche-article21046761.html
So wie es aussieht, darf das Relief bleiben.
Wie findet Ihr das?
Meine Haltung wäre die: Wenn man denn das Relief nicht entfernen will, dann gehört unter oder neben dem Relief eine Tafel, in der über Antisemitismus und die Folgen (grad auch für unser Land) aufgeklärt wird. Eine klare Distanzierung der Hausherren der Kirche von der Aussage des Reliefs wäre zumindest wünschenswert.
Ich finde es schwer erträglich, so eine Aussage unkommentiert an einer Kirche zu sehen.
Viele Grüße
Ecc
Die Überschrift...
klingt für mich so, als wenn du da was nicht verstanden hast.
Das Relief zu belassen hat m.E. nichts mit Legitimierung von Antisemitismus zu tun.
Gerade deswegen, damit sich so etwas nicht wiederholt, sollte auch etwas als Mahnmal stehen bleiben. Als Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.
Als Kunst- bzw. Geisteswissenschaftlerin bin ich mir bei so einem Relief allerdings auch von vornherein bewußt, daß das Stück aus einer anderen Epoche stammt, als aus der heutigen Zeit. Das mag einem Naturwissenschaftler, der sich sonst nie mit Kunst befaßt (sondern nur mit "nützlichen Sachen, wie z.B. Virenerforschung und ähnliches😈), anders gehen
Kirche im Mittelalter war auch was anderes als Kirche heute. Auch das sollte man sich bewußt machen - weil diese Wahrnehmung hilfreich im Umgang mit anderen Religionzugehörigkeiten sein könnte, finde ich. Denn so wie sich unsere Kultur gewandelt hat im LAufe der Jahrhunderte, werden das andere auch tun.
Ergänzung
Wenn man an der eigenen Vergangenheit das, was heute nicht in den Kram paßt, eliminiert, dann ist das schlicht und einfach Geschichtsfälschung. Denn damit kommt man zu einer verklärten Sicht, die nichts mit der Realität zu tun hat: "Unser gutes christliches Abendland" so ungefähr. Und damit wäre man wieder am Anfang.
Etwas Information dazu- ja, das kann man machen.
Es gibt noch mehr Beispiele, wenn du so willst, dann gehören auch die Personifikationen von "Synagoge" und "Ecclesia" dazu, die an der Fassade von Notre Dame in Paris. Zwei Frauengestalten, aber das Gesicht der "Synagoge" ist von einem Schleier verhüllt. Das zeigt ihre Blindheit, da sie ja das Heil nicht erkennt. Nicht ganz so schlimm antisemitisch wie eine Judensau, aber der Grundgedanke ist letztendlich doch aus derselben Wurzel.
Es gibt auch großartige mittelalterliche THeologen, die die Kreuzzüge angeregt haben. Die Leute hatte damals nicht denselben Horizont wie wir heute.
Aber die klare Trennung von Gut und Böse war schon von Anfang an ein Problem in der Menschheitsgeschichte, das wissen wir auch.
Aber es gab schon mal eine Diskussion zu diesem Thema hier auf Jesus.de. Das war jetzt jedenfalls mein Senf dazu.
lg
Tatokala
Veröffentlicht von: @tatokalaEs gibt noch mehr Beispiele, wenn du so willst, dann gehören auch die Personifikationen von "Synagoge" und "Ecclesia" dazu, die an der Fassade von Notre Dame in Paris. Zwei Frauengestalten, aber das Gesicht der "Synagoge" ist von einem Schleier verhüllt. Das zeigt ihre Blindheit, da sie ja das Heil nicht erkennt.
Zwei ähnliche Figuren (Frauengestalten) gibt es im Bamberger Dom: die eine symbolisiert die siegreich triumphierende christliche Kirche, die andere die trauernde Synagoge. Wobei ich mir die Randbemerkung nicht verbeißen kann: die Figur, die das Judentum darstellt, ist wesentlich hübscher...
Veröffentlicht von: @tatokalaDas mag einem Naturwissenschaftler, der sich sonst nie mit Kunst befaßt (sondern nur mit "nützlichen Sachen, wie z.B. Virenerforschung und ähnliches😈), anders gehen
auch naturwissentschaftler sind nicht grundsätzlich weltfremde heinis. mich wundert allerdings, dass du als kunstwissenschaftlerin das "judensau"relief als antisemitisch bezeichnest.
Lasst uns diesen Mist entfernen - das hat mit Kultur nichts zu tun!
Hallo zusammen,
dieser Thread ist jetzt zwar schon etwas älter, aber irgendwie geht er mir noch nach.
Ich kann nicht verstehen, wie man - eigentlich egal wann - solchen Mist an einem Gotteshaus haben wollte oder will.
Hier ein wenig zu den Hintergründen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Judensau
Es ist ja eigentlich egal, wann der Antisemitismus derartige Darstellungen hervorgebracht hat - sie sind zu jeder Zeit und in jedem Fall "unter aller Sau"!
Glaubt irgendwer, dass Gott sich darüber freut, wenn an dem Ort, an dem wir anbeten, sich eine Darstellung befindet, die sein ureigenstes Volk verhöhnt?
Wegen der Gemeinheit der Darstellung und den schlimmen Folgen, die der Antisemitismus schon gehabt hat, würde ich solche Darstellungen auf jeden Fall entfernen. Es ist mir ein Rätsel, warum das noch nicht längst geschehen ist.
Ich kann an den Darstellungen keinerlei Schutzwürdigkeit erkennen - nicht einmal unter dem Aspekt von Skurilität oder historischen Verirrungen im Geist. Hut das Zegus weg solange das noch relativ problemlos geht! Die Kirchen werden davon keinen Schaden nehmen sondern im Gegenteil eher gewinnen.
Viele Grüße
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaHut das Zegus weg solange das noch relativ problemlos geht! Die Kirchen werden davon keinen Schaden nehmen sondern im Gegenteil eher gewinnen.
Und was hauen wir noch alles weg, weil es an unrühmliche Vergangenheiten erinnert? Ist es sinnvoll, wenn man Geschichte auslöscht, statt sie zu benennen?
Veröffentlicht von: @littlebatUnd was hauen wir noch alles weg, weil es an unrühmliche Vergangenheiten erinnert? Ist es sinnvoll, wenn man Geschichte auslöscht, statt sie zu benennen?
Wer diese Denkmäler entfernt, der löscht keine Geschichte aus. Schön wäre es ja, wenn wir unsere antisemitischen Wurzeln einfach abhauen könnten - aber das geht nicht auch wenn wir die antisemitischen Aussagen von unseren Kirchen entfernen - das klebt an uns wie Dreck.
Aber wir können mit dem Entfernen dieser mittelalterlichen Propagandawerke ein Zeichen der Distanzierung von dieser unguten Zeit und der unguten Geistesströmung setzen. Ich will ehrlich sagen, dass ich kein Verständnis dafür habe, dass die Kirchen sich damit schwer tun.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaAber wir können mit dem Entfernen dieser mittelalterlichen Propagandawerke ein Zeichen der Distanzierung von dieser unguten Zeit und der unguten Geistesströmung setzen.
Und innerhalb kürzester Zeit kann sich keiner mehr dran erinnern, dass es da mal was gab...
Ecclesiaja - du möchtest das tun, was ganz viele Menschen nach 1945 auch wollten: die Orte verschwinden lassen, an denen verschiedenste Menschen gefoltert und ermordet wurden, weil es unangenehm war, daran erinnert zu werden.
Glaubst du wirklich, dass es sinnvoll gewesen wäre, all das abzureißen? Hätte man damit wirklich eine Distanzierung zum Ausdruck gebracht oder wäre es am Ende nicht einfach nur angenehmer gewesen?
Veröffentlicht von: @littlebatEcclesiaja - du möchtest das tun, was ganz viele Menschen nach 1945 auch wollten: die Orte verschwinden lassen, an denen verschiedenste Menschen gefoltert und ermordet wurden, weil es unangenehm war, daran erinnert zu werden.
Wenn wir uns die KZ Gedenkstätten ansehen, dann beschäftigen die sich aufrichtig mit der Thematik. Du wirst die Dinge nicht ohne den Kontext betrachten, weil die Geschichte aufgearbeitet ist.
Wenn ich aber eine Schmähtafel unkommentiert an einer Kirche habe, dann ist das etwas anderes. Es wurde ja behauptet, dass es mitunter eine Aufarbeitung gibt - aber wenn das in Form eines Kunstwerkes, das eigetnlich niemand in dem Kontext versteht, passiert - dann ist so eine Aufarbeitung wertlos. Dann werden durch eine uralte Propagandatafel an einer Kirche Juden verunglimpft.
Bitt verstehe, dass bei mir auch noch mal wichtig ist, dass das an einer Kirche passiert. Die Kirche ist der Ort, wo sich die Gemeinde trifft. Die Gemeinde hat ihre Wurzeln heilsgeschichtlich und geschichtlich im jüdischen Volk. Da passt so eine Tafel ganz einfach nicht hin. Die Juden sind Gottes erwähltes Volk - und die Christen sind eine aufgepfropfte Gemeinschaft in diesem Kontext. Ich frage mich, wie man in einer Kirche, die sich außen gegen die eigenen Wurzeln wendet, innen ein Gottesdienst gefeiert werden kann, der zu einer echten Begegnung mit Gott wird.
Veröffentlicht von: @littlebatGlaubst du wirklich, dass es sinnvoll gewesen wäre, all das abzureißen? Hätte man damit wirklich eine Distanzierung zum Ausdruck gebracht oder wäre es am Ende nicht einfach nur angenehmer gewesen?
In welchem Umfang überkommt die Menschen Scham, wenn sie die Schmähplatte an der Kirche sehen? Berührt es sie in ihrem Innersten, dass Vorfahren, die zeitlich so weit weg sind, dass da kein Bezug mehr da ist, sich wie die letzten Deppen benommen haben? Welchen Sinn hat so eine Platte dann noch als Mahnmal?
Ich halte die Schmähplatte heute im Hinblick auf ihr mahnendes Potential für Bedeutungslos - ich halte sie als historische Dokumentation von Antisemitismus im Mittelalter an dem Ort für nutzlos - ich halte sie geistlich für kontraproduktiv - und ich halte sie in einer Gesellschaft, die mit ultrarechten Kräften kokettiert, für brandgefährlich, weil da Bezüge in die finstersten Kapitel unserer Geschichte reaktivert werden könnten.
Meine Konsequenz aus dieser Analyse latuet: Weg mit dem Mist!
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaunkommentiert
Soweit ich das hier mitbekommen habe, ist das nicht unkommentiert.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaDu wirst die Dinge nicht ohne den Kontext betrachten, weil die Geschichte aufgearbeitet ist.
Hä?
Ich hab als erstes von den Orten geschrieben, und diese waren 1945 keine KZ-Gedenkstätten, sondern erstmal ehemalige KZ. Das ist ein Unterschied (den ich dir in einem Rundgang erklären würde, komm doch mal), denn die wollte man eigentlich abreißen und begraben, so wie du das mit solchen geschichtlichen Zeugnissen gut fändest, die nicht in deine Theologie und nicht in dein Bild passen.
Die Aufarbeitung ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch in den Gedenkstätten wird noch immer geforscht.
Da ist eher der Hintergrund der Judensau-Bilder "aufgearbeitet" oder eher integriert.
Und natürlich kannst du eine KZ-Gedenkstätte besuchen und da keineswegs sehen, was es da wirklich gab. Wenn die Besucher nicht Erklärungen bekommen, dann verstehen sie den Ort nicht. Ist so.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaWenn ich aber eine Schmähtafel unkommentiert an einer Kirche habe,
Nö. Erstens ist sie nicht unkommentiert und zweitens ist das nichts anderes, denn Geschichte und ihre Hinterlassenschaften müssen imme erklärt werden.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaBitt verstehe, dass bei mir auch noch mal wichtig ist, dass das an einer Kirche passiert. Die Kirche ist der Ort, wo sich die Gemeinde trifft.
Und gerade deswegen sollte das da bleiben.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaBerührt es sie in ihrem Innersten, dass Vorfahren, die zeitlich so weit weg sind, dass da kein Bezug mehr da ist, sich wie die letzten Deppen benommen haben?
Wenn das deine Schlussfolgerungen aus der Geschichte sind, dann gute Nacht...
Veröffentlicht von: @ecclesiajaweil da Bezüge in die finstersten Kapitel unserer Geschichte reaktivert werden könnten
Ich finde es erschreckend, dass du glaubst, dass man z.B. den Antisemitismus aus dem rechten Lager damit zurückdrängen könnte, dass man Antijudaistische Geschichte versteckt.
LG Bat
Irgendwie habe ich den Eindruck, du hast die Beiträge gar nicht alle gelesen.
Schade, ich hätte dir mehr Reflektionsvermögen zugetraut.
lg
Tatokala
Hallo Tatokala,
ich habe Deine Beiträge sehr wohl gelesen, habe dazu aber eine andere Meinung als Du.
Für mich ist das weder Kunst noch sind es Elemente historischen Gedenkens. Es sind mittelalterliche Propagandawerke, die Abgrenzung und Hass zu Juden schüren. Und das tun sie auch noch heute und sie werden zu allen Zeiten, in denen diese Platten an den Kirchen sind, Antisemiten einen Platz in diesen Kirchen geben - denn sie finden ja den Bezug zu ihrer Geisteshaltung an eben diesen Gotteshäusern.
Im Grunde genommen wäre für mich eine Kirche, an der eine Verhöhnung der Juden Teil der Bausubstanz ist oder eine Hitlerglocke zum Gottesdienst ruft kein Ort an dem ich Gottes Gegenwart vermuten würde. Ich sehe das auch theologisch aus einer ganz kritischen Prespektive. Ich kann nicht Manifestationen judenfeindlichen Geistes an meinem Gotteshaus dulden und gleichzeitig das Evangelium verkünden - außer ich habe meinen Jesus im Sinne der "Deutschen Christen" arisiert. Aber vielleicht möchtest Du diesen theolgoischen Irrsinn ja auch unter dem Deckmantel der Geschichtsbewahrung konservieren.
Geschichte finde ich interessant und wichtig. Es darf Orte des Gedenkens geben - aber nicht da, wo sie die Andacht an unseren Herrn stören und den Ort zu einem Platz machen, an dem sich Juden und Christen (Ölbaum und aufgepropfte Zweige) nicht treffen können, weil ein Gedenken an Jahrtausende alten Hass in die Begegnung stört.
Es gibt Dinge, die können einfach weg. Ich muss nicht Wahlplakate über Jahre hängen lassen, ich muss nicht jedes Denkmal aus einer diktatorischen Zeit stehen lassen - es gibt Zeiten zum Aufräumen. Das ist keine Geschichtsklitterung sondern eine befreiende Neuausrichtung. Mach das einfach mal im Kleinen zu Hause - schmeiss das Zeugs, das Du schon seit Jahren nicht mehr brauchst, einfach weg. Du wirst einen Eindruck bekommen, von welcher Befreiung ich da rede ...
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaFür mich ist das weder Kunst
Das ist völlig schnuppe. Auch in der heutigen Kunst ist nicht alles meiner persönlichen Meinung nach Kunst - aber ich muß das akzeptieren, daß nicht alles nach meinem persönlichen Geschmack geht.
Veröffentlicht von: @ecclesiajamittelalterliche Propagandawerke
Kunst im Mittelalter ist Propaganda durch und durch. Das war kein Kunstbegriff, wie wir ihn heute kennen. Es ging dabei immer um Vermittlung bestimmter Inhalte, nicht darum, daß sich ein Individuum verwirklicht. Und damit ist auch klar, daß da nicht einfach mal ein verrückter Außenseiter sich verewigt hat.
Aber was soll's.
Veröffentlicht von: @tatokalaKunst im Mittelalter ist Propaganda durch und durch.
Ich denke, dass wir da der Kunst des Mittelalters unrecht tun, sie nur auf so etwas zu beschränken.
Gewiss dominieren religiöse Themen - aber die Kunstwerke illusitrieren ja überwiegend biblische Inhalte. Ich würde das nicht als Propaganda werten solndern als Illustration wichtiger Inhalte der damaligen Zeit.
Aber es hat auch damals schon satirische und propagandistische Werke gegeben. Wenn man nur an den Kreativitätsschub denkt, den die Auseinandersetzung Luthers mit dem Papst ausgelöst hat, dann finden sich da viele Zeichnungen von der Qualität jener antisemitischen Schmähtafeln an den Kirchen.
Wenn ich als protestantischer Christ heute mich an katholische Brüder und Schwestern wende, dann spielen diese Propagandawerke keine Rolle mehr - die Zeit ist rum und viele der Inhalte jener Zeit sind als konfliktfördernde Dummheiten erkannt und daher zu Recht in die Versenkung verschwunden. Ich verstehe nicht, warum man das mit den Dingen, die zwischen uns und den Juden stehen, nicht auch machen kann.
Veröffentlicht von: @ecclesiajareligiöse Themen - aber die Kunstwerke illusitrieren ja überwiegend biblische Inhalte.
Kapiere ich gerade nicht, wie du das trennen willst.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaTatokalazum BeitragKunst im Mittelalter ist Propaganda durch und durch. Ich denke, dass wir da der Kunst des Mittelalters unrecht tun, sie nur auf so etwas zu beschränken. https://www.google.com/search?q=Kunst+Mittelalter&safe=active&client=firefox-b-d&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjP7f2VrOfiAhVNDewKHQShAvQQ_AUIECgB&biw=2048&bih=989Gewiss dominieren religiöse Themen - aber die Kunstwerke illusitrieren ja überwiegend biblische Inhalte. Ich würde das nicht als Propaganda werten solndern als Illustration wichtiger Inhalte der damaligen Zeit.
Als Kunsthistorikerin wirst du das ja auch bestimmt beurteilen können. 😀😀
Aber nach deinem Studium sprechen wir uns nochmal.😉
Veröffentlicht von: @tatokalaAls Kunsthistorikerin wirst du das ja auch bestimmt beurteilen können. 😀😀
Ich meine, dass wir uns in heutigen Zeiten nicht mit einseitgem Fachwissen begnügen sollten, sondern in Zeiten des Internets und fast unbeschränkten Zugängen zum Wissen, den Universalgelehrten anstreben können und sollten.
Sowenig wie die Biologie heute den Biologen vorbehalten ist, kann sich auch jeder in die Kunstgeschichte einarbeiten.
Geschichte wird oft aus bestimmten Perspektiven gesehen - und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es da Perspektiven gibt, die jegliche Kunst als Propaganda betrachten. Dem würde ich aber nicht folgen - nicht jetzt und auch nicht für die Mittelalterliche Kunst. Wenn ein Künstler zu Ehren Gottes Werke schafft, dann ist das für mich keine Propaganda. Wenn ein Künstler problematische und aus (heutiger ) Sicht der Bibel schlicht und ergreifend falsche Theologie zum Thema seiner Arbeit macht oder gar offen den Teufel hofiert, wie ich das in diesen Antisemitischen Machwerken an Gotteshäusern einschätze, dann ist das für mich schon Propaganda - weil da eine konkrete theologisch und politische Haltung ausgedrückt und gefördert wird, die in meinen Augen konträr zum Evangelium ist.
Wir reden hier über Kunstwerke, die weder Dir noch mir gehören - die Kirchen haben zu entscheiden, ob sie derartige Aussagen an ihrer Bausubstanz möchten. Mir wäre da ein entschiedenes Bekenntnis zu Gott, der ja grade auch der Gott der Juden ist, lieber. Und wenn die Kirche nicht den Mumm hat, sich entsprechend zu bekennen, dann wird es genug Gemeindehäuser freier Gemeinden geben, die ohne Hofierung des Teufels auskommen und wo unbeschwert angebetet werden kann.
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaHut das Zegus weg solange das noch relativ problemlos geht! Die Kirchen werden davon keinen Schaden nehmen sondern im Gegenteil eher gewinnen.
Dann hauen wir am besten doch gleich die ganze Kirche weg... denn an so unschöne Dinge wie die Kreuzzüge, die Ketzerverfolgung, Denkverbote oder Hexenverbrennungen wollen wir ja lieber nicht erinnert werden, richtig?
Die Leugnung der Vergangenheit, auf die es letztlich hinauslaufen würde ("Antisemitismus? Hat's hier nie gegeben!") ist ein Merkmal von Diktaturen.
Fortschrittlich ist es, mit der Vergangenheit umgehen zu können. Denn darauf kommt es an.
Veröffentlicht von: @lucan-7Dann hauen wir am besten doch gleich die ganze Kirche weg... denn an so unschöne Dinge wie die Kreuzzüge, die Ketzerverfolgung, Denkverbote oder Hexenverbrennungen wollen wir ja lieber nicht erinnert werden, richtig?
Ich betrachte die Schmähplatte aus der Sicht eines Christen.
Mir sind die unschönen Kaptiel christlicher Geschichte sehr wohl bewußt - aber eine Kirche zeugt nicht von diesen Kapiteln. Eine Kirche ist keine Werbeeinheit für Hxenverbrennung, Denkverbote und Kreuzzüge. Ein Kirche ist ein Ort. wo die Gemeinde Gott trifft. Dieser Aufgabe muss die Kirche gerecht werden - und ich kann mir nicht vorstellen, dass da antisemitische Propagandatafeln als Elemente der Bausubstanz nicht stören.
Veröffentlicht von: @lucan-7Fortschrittlich ist es, mit der Vergangenheit umgehen zu können. Denn darauf kommt es an.
Fortschrittlich ist es, als Müll erkannte Inhalte früherer Zeit, wegzuwerfen. Wenn Du jedes Hitlerportrait oder jeden gerahmten Honecker noch in unseren Behörden hängen hättest - wäre das dann in deinem Sinne? Warum willst Du der Kirche vorschreiben, jahrtausende alten Dreck nicht einfach wegwerfen zu dürfen?
Veröffentlicht von: @ecclesiajaMir sind die unschönen Kaptiel christlicher Geschichte sehr wohl bewußt - aber eine Kirche zeugt nicht von diesen Kapiteln.
Für Christen vielleicht nicht. Für mich hingegen schon. Aber das heisst nicht, dass ich der heutigen Kirche die Vergangenheit zum Vorwurf machen würde. Aber ich bin mir dieser Vergangenheit im Namen Gottes auch durchaus bewusst.
Veröffentlicht von: @lucan-7Für Christen vielleicht nicht. Für mich hingegen schon. Aber das heisst nicht, dass ich der heutigen Kirche die Vergangenheit zum Vorwurf machen würde. Aber ich bin mir dieser Vergangenheit im Namen Gottes auch durchaus bewusst.
Ja, dann reißen wir doch einfach die Kirchen ab und bauen schöne und viel kostengünstiger zu unterhaltende neue Gebäude. Vielleicht entwickelt sich das ja eh so, weil die Kirchen, die die alten Gebäude benutzen, kontiniuerlich Gemeindeglieder an junge Gemeinden mit neueren und historisch unbelasteten Gotteshäusern abgeben.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaJa, dann reißen wir doch einfach die Kirchen ab und bauen schöne und viel kostengünstiger zu unterhaltende neue Gebäude.
Ein Volk, dass sich seiner Wurzeln nicht bewusst ist, hat auch keine Zukunft. Nicht dass ich Antisemitismus als meine Wurzeln bezeichne, ganz im Gegenteil, aber Kirchen abreißen, wo über Jahrhunderte Gott die Ehre gegeben wurde, das geht eindeutig zu weit. Das hat Walther Ulbricht schon getan.
Veröffentlicht von: @turmfalke1Ein Volk, dass sich seiner Wurzeln nicht bewusst ist, hat auch keine Zukunft. Nicht dass ich Antisemitismus als meine Wurzeln bezeichne, ganz im Gegenteil, aber Kirchen abreißen, wo über Jahrhunderte Gott die Ehre gegeben wurde, das geht eindeutig zu weit. Das hat Walther Ulbricht schon getan.
Naja, es gab da ja Stimmen, die mit den alten Kirchen die Fehltritte der Kirche in jenen Jahren, als die Kirchen entstanden, verband. Das Christentum ist nicht an Gebäuden gebunden. Es geht Gott um Herzen und nicht um Steine. Und wenn die Steine zum Problem werden - dann gibt es dafür eine Lösung.
Ich fordere dies nicht - aber wenn solche Äußerlichkeiten wie Gebäude die Menschen am Glauben hindern - dann wäre mir das den Abriss wert.
Andererseits gibt es ja auch Menschen, die grade in Kirchen ihren Glauben manifestiert sehen - und auch denen muss man gerecht werden - also dann doch wieder nicht abreißen - und die Menschen, die ein Problem mit den alten Fehlern haben, die Lehre der Vergebung predigen.
Es ist mit den Kirchen an sich ja etwas anderes als mit den antisemitischen Platten: Die Platten kommen mit einer schlimmen Aussage daher - die Kirchen nicht.
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaIch fordere dies nicht - aber wenn solche Äußerlichkeiten wie Gebäude die Menschen am Glauben hindern - dann wäre mir das den Abriss wert.
In so einem Fall würde ich besser mal über den Glauben nachdenken als Gebäude abzureissen... ein Glaube, der durch Darstellungen und Skulpturen verhindert wird wäre schon etwas seltsam.
Mir ist Glas und Beton auch viel lieber als die ollen gotischen Spitzbögen.
Diese großen, hohen Räume. Ätzend. Überall Spinnweben und Staub in Winkeln, wo niemand hinkommt. Unter den Fußbodenplatten liegen vielleicht noch Gräber. Wie unhygienisch. Und unheimlich. Im Winter kann man nicht richtig heizen. Furchtbar.
Auf den Turm, die Aufsichtsplattform, kann man nur als junger, halbwegs sportlicher Mensch steigen, weil es keinen Aufzug gibt. Das ist nicht zeitgemäß.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaKirchen, die die alten Gebäude benutzen, kontiniuerlich Gemeindeglieder an junge Gemeinden
Wenn du die Entwicklung so siehst, ist doch alles geritzt.
Veröffentlicht von: @tatokalaMir ist Glas und Beton auch viel lieber als die ollen gotischen Spitzbögen.
Diese großen, hohen Räume. Ätzend.
Das schlimme daran für ich ist, dass die Kirchen oft so düster sind. In Paris hat man jetzt ja ne Gelegenheit, eine alte Kirche modern zu sanieren. Es gab da ja auch schon ziemlich bald nach dem Brand interessante Konzepte. Der Reichstag ist für mich ein schönes Beispiel, dass man alte Bausubstanz und moderne Architektur zu einem wirklich Gewinn für alle zusammenbringen kann.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaoft so düster
Wieviele hast du bitte schon gesehen? 😕
Veröffentlicht von: @ecclesiajawillst Du der Kirche vorschreiben, jahrtausende alten Dreck nicht einfach wegwerfen zu dürfen?
Nach welchen Kriterien willst du da vorgehen?
Die Kassettendecke von Santa Maria Maggiore in Rom soll mit dem ersten von den Spaniern erbeuteten Gold aus Amerika gefertigt worden sein. Wieviel Blut klebt an dieser Decke?
Veröffentlicht von: @tatokalaNach welchen Kriterien willst du da vorgehen?
Entscheidende Frage: Propagiert die Darstellung eine Haltung, die extrem konträr zum Evangelium steht.
Veröffentlicht von: @tatokalaDie Kassettendecke von Santa Maria Maggiore in Rom soll mit dem ersten von den Spaniern erbeuteten Gold aus Amerika gefertigt worden sein. Wieviel Blut klebt an dieser Decke?
Sieht man das Blut?
Zeugt das Kunstwerk von der Größe Gottes?
https://www.google.com/search?q=Kassettendecke+von+Santa+Maria+Maggiore+in+Rom&safe=active&client=firefox-b-d&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiAroXKiOniAhXI-6QKHXpaDNcQ_AUIECgB&biw=2048&bih=989
Was wäre gewonnen, wenn man das Ding abreißt? Wäre das Blut gesühnt? Wenn denn da Blut geflossen ist (und das kann ich nicht beurteilen - zunächst hat man ja doch Handel getrieben) - dann wäre aus einen unschuldig vergossenen Blut ein sinnlos vergossenes Blut geworden. Das wäre kein Fortschritt in meinen Augen.
Die Gräueldarstellungen über die wir in diesem Thread sprechen habe keinen solchen Wert noch irgendeinen anderen Wert außer dem, dass der Antisemitismus erschreckende Wurzeln in unserem Volk hat. Ich halte es nach wie vor nicht für sinnvoll, diese Wurzeln in welcher Form auch immer zu bewharen oder auch nur ihrer zu gedenken. Die Machwerke erinnern nicht an die Opfer antisemitischer Ausgrenzung und Gewalt im Mittelalter sondern sie erinnert an die Täter und deren Geist. Das hat für mich keinen Wert. Die Herrschaften sind in der Hölle und da mögen sie bleiben.
LG
Ecc
Veröffentlicht von: @ecclesiajaEntscheidende Frage: Propagiert die Darstellung eine Haltung, die extrem konträr zum Evangelium steht.
Viele Kirchen sind neben ihrer religösen Funktion auch allgemeine historische Kulturgüter. Die Verbreitung des Evangeliums ist da längst nicht mehr das einzige Argument.
Veröffentlicht von: @lucan-7Viele Kirchen sind neben ihrer religösen Funktion auch allgemeine historische Kulturgüter. Die Verbreitung des Evangeliums ist da längst nicht mehr das einzige Argument.
WEnn die Gesellschaft sie erhalten will, dann kann sie das ja tun. Dann muss sie das aber auch finanzieren.
Veröffentlicht von: @ecclesiajaWEnn die Gesellschaft sie erhalten will, dann kann sie das ja tun. Dann muss sie das aber auch finanzieren.
Ja, weil die Kirchen bekanntlich so arm sind und sich nicht für die Erhaltung ihrer historischen Gebäude interessieren... 😉
Veröffentlicht von: @ecclesiajadann kann sie das ja tun. Dann muss sie das aber auch finanzieren.
Macht sie ja auch. Es gibt die Institution Denkmalpflege. Schon mal gehört?
Veröffentlicht von: @tatokalaMacht sie ja auch. Es gibt die Institution Denkmalpflege. Schon mal gehört?
Ja, schon mal gehört: Aber fördert die Institution den Erhalt von Baudenkmälern auch finanziell in angemessener Weise - oder sieht die Institution ihrer Aufgabe in erster Linie darin, Bauvorschriften zu machen und zu überwachen - und preisgünsitge und pragmatische Lösungen für den Hausherrn des Baudenkmals zu verhindern?
Veröffentlicht von: @ecclesiajain erster Linie darin, Bauvorschriften zu machen und zu überwachen
Vorschriften haben manchmal vielleicht ihren Sinn? Wenn jeder Bauherr nach eigenem Belieben herumwerkeln kann, kann man eine Menge Gebäude von ihrem Denkmalwert her gleich in die Tonne treten.
Veröffentlicht von: @tatokalaVorschriften haben manchmal vielleicht ihren Sinn? Wenn jeder Bauherr nach eigenem Belieben herumwerkeln kann, kann man eine Menge Gebäude von ihrem Denkmalwert her gleich in die Tonne treten.
Wenn die Vorschriften aber zu kaum zu stemmenden finanziellen Belastungen führen, dann sind sie kontraproduktiv. Da werden die Dinge dann lieber verfallen lassen als dass die Bausubstanz noch genutzt wird. Kirchen mögen das Geld haben - Privatleute meist nicht. Und selbst die Kirchen sollten sich überlegen, ob das Geld, was sie zum erhalt von alten Gebäuden ausgeben, nicht besser in der inneren Misseion investiert wäre.
Moin,
ich sehe die "Judensau" als Stachel im Fleisch der Kirche. Die Kirche hat wirklich erst nach der Katastrophe der Shoah begriffen, welchen Irrweg sie jahrhundertelang gegangen ist. Besagtes Relief ist Aufruf zur Buße. Es führt uns immer wieder vor Augen, daß wir wachsam sein müssen, gleichzeitig sind wir zur Demut gegenüber den Opfern aufgerufen.
Eine Entfernung sehe ich auch insofern problematisch, weil das die "Kulturschützer" aus der rechten Ecke auf den Plan ruft. Der Schaden wäre ungleich größer.