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Christsein in verschiedenen Zeiten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Hi,

gerade kommen mir ganz interessante Gedanken.

Der Christ im Jahr
2020
1904
1855
1760
1633
1517 (Luther)
1433
Usw...

Es gab ja immer wieder Menschen, die gute Gedanken brachten, aus dem Wort zitiert haben und gute Bücher.

Sind wir heute im Vorteil? Oder laufen wir heute in Gefahr überheblich zu werden. Mit all unserem „Wissen „?

Max

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4 Antworten
Clay
 Clay
Beiträge : 1328
Veröffentlicht von: @meriadoc

Sind wir heute im Vorteil? Oder laufen wir heute in Gefahr überheblich zu werden. Mit all unserem „Wissen „?

Es geht m.E. nicht ums (Bibel-)Wissen, sondern um das Leben unserer Liebesbeziehung zum Vater im Himmel.

Das war und ist zu allen Zeiten so, insofern sind wir weder im Vorteil noch im Nachteil ggü. anderen Zeiten und Generationen.

Wir können heute dasselbe mit Gott erleben, was wir in den Evangelien und in der Apostelgeschichte lesen und durch die ganze Kirchengeschichte hindurch bezeugt und schriftlich belegt finden.
Denn Gott ist derselbe zu allen Zeiten und Er handelt deshalb auch wie zu allen Zeiten.

Wenn überhaupt, dann sind wir heute in Deutschland eher im Nachteil, weil wir durch das 'griechische Denken' so verkopft sind, dass wir Schwierigkeiten damit haben, Gott bedingungslos und grenzenlos zu vertrauen. Unser natürlicher Verstand filtert alles raus, was übernatürlich ist.
Zudem geht es uns auch so gut, dass wir oft nur dann nach Gott fragen, wenn unser Leben aus den Fugen gerät. Wir haben weitgehend nicht gelernt, die Beziehung mit Gott zu leben.

LG.
Clay

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Ungehorsam
Beiträge : 3336

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte es einfach mit dazu, getauft zu sein und Mitglied der Kirche zu sein. Nach dem persönlichen Glauben wurde nicht gefragt.
Bis in die Neuzeit hinein spielte auch Aberglauben eine große Rolle. Erst die Aufklärung vermochte es, den Aberglauben zurückzudrängen, aber mit dem Aberglauben schwand auch der christliche Glaube. Wäre natürlich prima gewesen, wenn der christliche Glaube den Aberglauben besiegt hätte, war aber nicht so. Die Grenzen waren oft fließend und die Menschen sahen keinen Unterschied.
Man hatte nur mit Gläubigen der gleichen Konfession zu tun. Außer mit Juden hatte man keinen Kontakt zu anderen Religionen.
Und daß man über Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam betet und ins Gespräch kommt, haben wir erst seit Ende des 20. Jahrhunderts, auch den Kontakt zu anderen Religionen und Gespräche mit ihnen kennen wir auch noch nicht so lange. Heutige Christen sehen sich einer Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Ideen ausgesetzt, wie es sie so vorher noch nicht gegeben hat. Mehr denn je bedeutet Christsein ein persönliches Bekenntnis.

Der gegenwärtige Zustand ist ein Moment in einer Entwicklung, die noch nicht zu Ende ist. Inzwischen werden schon über interkonfessionelle Ortsgemeinden nachgedacht, und eine Mehrheit findet das realistisch.

ungehorsam antworten
1 Antwort
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4340
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Heutige Christen sehen sich einer Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Ideen ausgesetzt, wie es sie so vorher noch nicht gegeben hat.

Da würden dir Christen aus den ersten 300 Jahre Kirchengeschichte aber wohl Wiedersprechen.

arcangel antworten
Tojak
 Tojak
Beiträge : 402

Religionsloses Christentum nach Bonhoeffer
Dietrich Bonhoeffer hat dazu vor über 75 Jahren etwas geschrieben, das ich für unverändert aktuell halte:

„Die Zeit, in der man alles den Menschen durch Worte – seien es theologische oder fromme Worte – sagen könnte, ist vorüber; ebenso die Zeit der Innerlichkeit und des Gewissens, und das heißt eben die Zeit der Religion überhaupt. Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen; die Menschen können einfach, so wie sie nun einmal sind, nicht mehr religiös sein. .. Unsere gesamte 1900-jährige christliche Verkündigung und Theologie baut auf dem ‚religiösen Apriori’ der Menschen auf. ‚Christentum’ ist immer eine Form (vielleicht die wahre Form) der ‚Religion’ gewesen. Wenn nun aber eines Tages deutlich wird, daß dieses ‚Apriori’ gar nicht existiert, sondern daß es eine geschichtlich bedingte und vergängliche Ausdrucksform des Menschen gewesen ist, wenn also die Menschen wirklich radikal religionslos werden – und ich glaube, daß das mehr oder weniger bereits der Fall ist (woran liegt es z.B., daß dieser Krieg im Unterschied zu allen bisherigen eine ‚religiöse’ Reaktion nicht hervorruft?) -, was bedeutet das denn für das ‚Christentum’? Unserem ganzen bisherigen ‚Christentum’ wird das Fundament entzogen und es sind nur noch einige ‚letzte Ritter’ oder ein paar intellektuell Unredliche, bei denen wir ‚religiös’ landen können. … Wie kann Christus der Herr auch der Religionslosen werden? Gibt es religionslose Christen? Wenn die Religion nur ein Gewand des Christentums ist – und auch dieses Gewand hat zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden ausgesehen -, was ist dann ein religionsloses Christentum? … Wie sprechen (oder vielleicht kann man aber nicht einmal mehr davon ‚sprechen’ wie bisher) wir ‚weltlich’ von ‚Gott’, wie sind wir ‚religionslos-weltlich’ Christen, wie sind wir ἐκ-κλησία, Herausgerufene, ohne uns religiös als Bevorzugte zu verstehen, sondern vielmehr als ganz zur Welt Gehörige? Christus ist dann nicht mehr Gegenstand der Religion, sondern etwas ganz anderes, wirklich Herr der Welt. Aber was heißt das? Was bedeutet in der Religionslosigkeit der Kultus und das Gebet? … ich möchte von Gott nicht an den Grenzen, sondern in der Mitte, nicht in den Schwächen, sondern in der Kraft, nicht also bei Tod und Schuld, sondern im Leben und im Guten des Menschen sprechen. An den Grenzen scheint es mir besser, zu schweigen und das Unlösbare ungelöst zu lassen. Der Auferstehungsglaube ist nicht die ‚Lösung’ des Todesproblems. Das ‚Jenseits’ Gottes ist nicht das Jenseits unseres Erkenntnisvermögens! Die erkenntnistheoretische Transzendenz hat mit der Transzendenz Gottes nichts zu tun. Gott ist mitten in unserem Leben jenseitig. Die Kirche steht nicht dort, wo das menschliche Vermögen versagt, an den Grenzen, sondern mitten im Dorf. So ist es alttestamentlich und in diesem Sinne lesen wir das Neue Testament noch viel zu wenig vom Alten her.“ (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, 30.04.1944)

Die Unterstreichung ungefähr in der Mitte des Texts ist von mir. Für mich ist Bonhoeffers Analyse nach wie vor richtig und seine daraus folgenden Fragen sind bis heute nicht beantwortet. Das ist aus meiner Sicht auch eine Hauptursache dafür, dass den großen Kirchen die Leute weglaufen.

Bei vielen kleineren Glaubensgemeinschaften wird meinem Eindruck nach noch traditioneller mit dem Glauben umgegangen. Deswegen haben sie aus bestimmten Zielgruppen vermutlich sogar mehr Zulauf, aber die typischen modernen Menschen, die Bonhoeffer hier beschreibt, werden davon vermutlich noch mehr abgestoßen als von liberaleren Angeboten.

Tojak

tojak antworten


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