Luther ... ? .... 3...
 
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Luther ... ? .... 31.10.24


AWHler
 AWHler
Themenstarter
Beiträge : 356

Guten Abend, am heutigen Ref-Day ...

An der Tür hat's heut nicht spooky geklingelt oder geklopft - die Süßigkeiten werden auf unser Kalorien-Konto verbucht 😉 ... Und Feiertach in NRW is auch nichmehr.

Aber vielleicht ist der Input hier anregend: What about Martin Luther 2024 ff. ?

Ich selbst bin "uniert" in meiner Rheinischen Landeskirche und auf meinem Glaubensweg - d.h. weder ausgesprochen *lutherisch* noch ausgesprochen *reformiert*. Luthers Evangeliums-Erfahrung, sein "Tor zum Paradies" - Gott schenkt uns in Christus seine Gnade! - ist mir fundamental wichtig. Und Vieles an seiner Theologie auch bleibend gültig und hilfreich.

Aber es bleiben auch Fragen und Distanzierungen - z.B. an seinen Judenhass (der alte Luther), seine ambivalente "Zwei-Reiche-Lehre" ... oder auch die Frage. Wie umgehen damit, dass seine Frage "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" in Herz & Seele der Menschen keine Rolle mehr spielt ...

Kurzum: Der Reformationstag zum Abend als Frage "Wie hältst Du's mit dem ollen Luther" ???

Freue mich über Beiträge

L'Chaim

Antwort
12 Antworten
frosch80
Beiträge : 864

@awhler 

 

Hej AWHler,

 

tja... der olle Luther und ich...

also ich bin ja nun, woraus ich nie ein Geheimnis gemacht habe, ein Freikirchler, genauer gesagt ein Baptist. Seit mindestens 40 Jahren allerdings ein häretischer Baptist, weil ich die Kindertaufe anerkenne (wenn auch nicht präferiere). "Meine Stadt" ist Augsburg, auch wenn ich da zuletzt vor *rechne* etwa 35 Jahren gewohnt habe. Eine Stadt, die recht eng mit Martin Luther verbunden ist. So eng mit ihm verbunden, dass auf den Tag genau vor 25 Jahren dort die...

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Erkl%C3%A4rung_zur_Rechtfertigungslehre

... gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet wurde. Daran war ich am Rande beteiligt, und zwar als Reisebusfahrer. An zwei Tagen war ich dort unterwegs, einmal mit Repräsentanten des Lutherischen Weltbunds an Bord, einmal mit katholischen Würdenträgern und Professoren. Das war Kirchengeschichte live. Das waren mit die eindrucksvollsten Tage in meiner Busfahrerkarriere. Und auf der Fahrt vom Gästehaus zu einem Empfang im Augsburger Rathaus habe ich meinen Fahrgästen (war es jetzt der Lutherische Weltbund oder waren es die katholischen Professoren??, ich weiß es gar nicht mehr) genau gezeigt, bei welcher Telefonzelle Martin Luther im Jahre 1518 nach seinem Verhör durch Cajetan durch eine Lücke in der Augsburger Stadtmauer aus der Stadt geflohen ist. Die genaue Stelle ist historisch zwar nicht gesichert, aber Busfahrer nehmen das nicht so genau, halten sich aber schon an die Legende. Die Telefonzelle stand übrigens zu Luthers Zeiten dort noch nicht. Und heute steht sie auch nicht mehr dort (welch kurze Zeit in der Weltgeschichte, als es Telefonzellen gab...).

Auf einem ökumenischen Seminar in Griechenland über Heiligenverehrung, angeboten von den Universitäten Augsburg und Regensburg, habe ich mal ein Referat gehalten "Luther und Maria"; meine Zeit, was war der katholisch...

"Aber es bleiben auch Fragen und Distanzierungen - z.B. an seinen Judenhass"

Ohne Frage... meine Antwort an der Stelle: kompromisslose Distanzierung. Dass Luther ein vorzüglicher Ghostwriter für Goebbels gewesen wäre, und womöglich sogar war, ist einfach peinlich, und da bin ich auch nicht recht bereit, auf entschuldigend differenzierende Relativierungen einzugehen.

"Wie umgehen damit, dass seine Frage "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" in Herz & Seele der Menschen keine Rolle mehr spielt ..."

Darauf zwei Antworten:

1. Das ist zum einen bedauerlich.

2. Liegt es aber auch daran, dass für viele diese für Luther ja persönlich brennend existenzielle Frage gar nicht mehr relevant ist. Weil sie den gnädigen Gott gefunden haben. Und genau DAS ist das ganz große Verdienst von Martin Luther.

 

Liebe Grüße

fr 🙂 sch

 

frosch80 antworten
5 Antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8850

@frosch80 

"Meine Stadt" ist Augsburg, auch wenn ich da zuletzt vor *rechne* etwa 35 Jahren gewohnt habe. Eine Stadt, die recht eng mit Martin Luther verbunden ist.

Eng würde ich das nicht bezeichnen. Luther war nie dort, weil der außerhalb des sächsischen Reichskreises unter Reichsacht stand (irgendwie ist die Nachricht über Luthers Reichsacht offiziell nie in Sachsen angekommen, das war wohl ein Deal mit Friedrich dem Weisen).

In Augsburg fand ein Reichstag statt, auf dem Luthers Mitstreiter Melanchthon ein Papier vorlegte, dass ursprünglich ein Kompromissangebot an Reformpapisten gedacht war, aber dann als Augsburger Bekenntnis zur Grundlage der meisten lutherischen Landeskirchen wurde. Daher dann auch die Erklärung zur Rechtfertigung in dieser Stadt. Sozusagen ein Versuch, die Einigung anzustoßen, die in Augsburg nicht gelang.

Luther war Augsburg so nah wie möglich - in Coburg, das erst nach dem 1.WK von Sachsen nach Bayern wechselte (nach dem 2.WK werden alle Coburger froh darüber gewesen sein). Aber eben nicht anwesend.

ein Referat gehalten "Luther und Maria"; meine Zeit, was war der katholisch...

Tja, und als ich mal den Pastor Martens von der SELK im Fernsehen erlebte, war das ähnlich. So alt-lutherisch, dass er geradezu katholisch wirkte.

Liegt es aber auch daran, dass für viele diese für Luther ja persönlich brennend existenzielle Frage gar nicht mehr relevant ist. Weil sie den gnädigen Gott gefunden haben

Das dürfte eine Minderheit sein. Außer du verwechselst den gnädigen Gott mit der von Bonhoeffer beklagten »billigen Gnade«.

Und für viele ist das kein Problem mehr, weil sie Sünde nicht ernst nehmen und Gott sowieso nicht.

hkmwk antworten
frosch80
(@frosch80)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 864

@hkmwk 

 

Hej Helmut,

"Luther war nie dort,"

also wenn du ernsthaft die Ansicht vertrittst, Luther sei nie in Augsburg gewesen, bin ich nicht bereit, hier auf dich einzugehen.

Also woisch...

Liebe Grüße

fr 🙂 sch

frosch80 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8850

@frosch80 

Ah, vor der Verhängung der Reichsacht war er dort - mal wieder was dazu gelernt.

hkmwk antworten
frosch80
(@frosch80)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 864

@hkmwk 

So ist es. Zweimal sogar. Kirchengeschichtlich relevant ist aber eigentlich nur sein Aufenthalt 1518. Davor hat er mal auf der Rückreise von Rom in Augsburg Station gemacht. In Rom ging es wohl um irgendwelche Fragen zu Ordensregeln, wie wichtig oder unwichtig die auch gewesen sein mögen. Immerhin ist Augsburg der einzige Ort, von dem gesichert ist, dass Luther dort auf der Rückreise war. Hingegen ist wohl nicht mal klar, in welchem Jahr das war. Da habe ich sowohl 1510 als auch 1511 und 1512 schon gehört. Aber, wie gesagt, das ist alles nicht so bedeutsam, außer halt, DASS Luther auch da in Augsburg war.

frosch80 antworten
AWHler
 AWHler
(@awhler)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 356

@hkmwk 

Luther war nie in Augsburg???

Wo haste denn das her?

L'Chaim

awhler antworten


neubaugoere
Beiträge : 17185

@awhler 

Ich feiere, dass "der olle Luther" uns die Schrift zugänglich gemacht hat und wohl den Startschuss gab, gegen den Obrigkeits-Ablasshandel vorgehen zu können. Das dauerte alles etwas, aber er hat die Bibel jedem zugänglich gemacht. Wir könnten sie vielleicht heute noch nicht lesen und müssten eben den Menschen glauben, die sagen, dies und jenes stehe in der Schrift. So können wir sie selbst lesen.

neubaugoere antworten
2 Antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8850

@neubaugoere 

Der junge Luther gefällt mir besser als der alte.

Also der junge Judenfreund besser als der alte Antijudaist, der junge Theologe, der über Taufe nachdenkt und die Masse der Kirchenbesucher als getaufte »Türken und Heiden« bezeichnet, mehr als der alte, der »Wiedertäufer« als Ketzer umbringen lassen will, …

Die Bilanz ist durchwachsen, aber insgesamt positiv. Auch weil Luther nie der einzige große Star war, sondern z.B. Melanchthon als gleichberechtigten Partner am Reformwerk angesehen hat.

hkmwk antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 17185

@hkmwk 

Ich kenn ihn nicht so "tiefgründig" ... ich freu mich, dass ich durch ihn die Schrift lesen kann. 🙂 

neubaugoere antworten
Jigal
 Jigal
Beiträge : 4494

Am Reformationstag kam ja praktischerweise was auf Bibel TV. Eine ältere Sendung mit Margot Käßmann und eine Stadtführer der als Luther den Leuten die Lutherstadt Wittenberg näher bringt.

Also die beiden standen unter der Judensau, die es in vielen anderen Kirchen auch gibt und die zu Zeiten Luthers da schon ein paar Jahrhunderte zu sehenwar.

Darunter das Mahnmal der zuständigen Gemeinde zum Holocaust.

 

Nun Dr. Luther hat am Anfang ein wichtiges Buch geschrieben. Über Jesus Christus  den Juden.

Er lobt darin die Juden und tritt den Leute damit auf die Füße die denken Jesus wäre Christ, womöglich noch Katholik gewesen.

Er hat auch in seiner Übersetzung den Kanon der Bücher verwendet, welche in den Synagogen gelesen werden. Daher gibt es Luther Bibeln ohne Apokryphen.

 

Er meinte wenn man die Bibel nun in seiner Sprache lesen könne, dann bliebe doch gar nichts anderes als sich zu Jesus zu bekennen und ein Christenmensch zu werden.

Da dies nicht geschah war er richtig sauer, hat aber auf dem Sterbebett noch seine Hoffnung ausgedrückt die Juden als Geschwister sehen zu dürfen.

jigal antworten


frosch80
Beiträge : 864

@awhler 

Übrigens war das ja ein Urahn von mir, der Luther, als er 1518 in Augsburg war, ein Quartier gab und ihm auch bei den Verhören durch Cajetan beistand.

Im Wikipeia-Artikel zu Johannes Frosch...

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Frosch

... heißt es:

"Als Martin Luther zum Verhör vor Kardinal Thomas Cajetan am 7. Oktober 1518 nach Augsburg kam, stieg er zuerst bei den Augustinern ab, ging aber dann zu seinem Freunde Frosch, der ihn köstlich bewirtete." 

 

frosch80 antworten
1 Antwort
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 17185

@frosch80 😀 😆

neubaugoere antworten
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