Befreiung von der Opferrolle
Hallo,
in meinem Leben war es eine ganz starke Erfahrung, dass es der Beziehung zu Gott nicht gerade zuträglich ist, wenn man es sich in der Opferrolle bequem macht. Erst durch ein Erlebnis, das mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen hat, wurde ich gezwungen, aus dieser Rolle rauszukommen, und tatsächlich hat sich dadurch eine neue Welt für mich aufgetan. Ich habe begriffen, dass man schon alles geben muss, auch wenn es unbequem ist, will man zu Gott finden.
Mittlerweile werde ich richtig wütend, wenn ich eine solche Opferhaltung bei anderen Menschen feststelle, weil ich ja weiß, welch egoistische Sichtweise dahintersteckt.
Hierzu passt wunderbar das Gleichnis mit den Talenten, die einer verbuddelt hat, weil ihm die Talente nicht genug waren: Mt 25,14-30; (vgl. Lukas 19,12-27)
Veröffentlicht von: @mariposa22Hallo,
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Mittlerweile werde ich richtig wütend, wenn ich eine solche Opferhaltung bei anderen Menschen feststelle, weil ich ja weiß, welch egoistische Sichtweise dahintersteckt.
Hierzu passt wunderbar das Gleichnis mit den Talenten, die einer verbuddelt hat, weil ihm die Talente nicht genug waren: Mt 25,14-30; (vgl. Lukas 19,12-27)
Eine gute Anregung und ein gutes Beispiel!
Gerade in der vergangenen Woche fand ich einen interessanten Bericht zum gleichen Thema in unserer Zeitung.
Offenbar gibt es immer mehr Menschen, die sich in einer Opferrolle sehen, aber wohl gar nicht aus dieser Rolle rauskommen wollen. Vielmehr scheinen sie es sich in dieser Rolle gemütlich eingerichtet zu haben und erwarten nun, dass sich die Welt ihnen anpasst.
Die Schreiberin warf sogar die Frage auf, ob manche Zeiterscheinungen (wie z.B. eine gendergerechte Sprache oder zunehmende Triggerwarnungen) ihre Ursache darin haben könnten, dass die "Opfer" die Welt um sie herum nach ihren Bedürfnissen zu gestalten versuchen. Und dass es ihnen nicht selten sogar gelingt, denn Opfern gegenüber versucht man doch, nachsichtig, hilfsbereit und entgegenkommend zu sein.
Vielleicht wäre da in manchen Fällen der Zuruf "Heul doch!" die bessere Lösung
grübelt gerade
Dschordsch
Mittlerweile werde ich richtig wütend, wenn ich eine solche Opferhaltung bei anderen Menschen feststelle, weil ich ja weiß, welch egoistische Sichtweise dahintersteckt.
Kann ich verstehen, und ich denke es ist ziemlich normal, dass man bei Fehlern, die man selbst überwunden hat, besonders sensibel auch bei anderen Menschen reagiert. Es ist gut, dass du es für dich selbst festgestellt und bekämpft/besiegt hast.
Trotzdem denke ich, ist es gut, vorsichtig zu sein in der Beurteilung der Haltung anderer Menschen. Ich habe es auch schon erlebt, dass jemandem Opferhaltung vorgeworfen wurde, weil derjenige sich mit seiner Situation abgefunden hatte und zufrieden damit war. Nur, weil seine Haltung nicht den Erwartungen anderer entsprach.
Wenn jemand bekundet, gewisse Dinge nicht (mehr) tun zu können, und dieser das bedauert, heißt das nicht immer, dass derselbe es nicht auch versucht hat, und einfach festgestellt hat, dass ihm die Kraft und die Energie dazu fehlt. Man kann bedauern (ohne zu jammern) dass so manches (zB im Alter) nicht mehr geht - und trotzdem zufrieden mit der eigenen Situation sein.
"Opferrolle" als Urteil über Andere empfinde ich persönlich als eine negative Bewertung von außen, die oft nicht angemessen ist.
-Die Wahrheit und die Furchtbarkeit der Angst besteht ja gerade darin, dass man nicht vor etwas Fremden zurückschaudert, das man vermeiden oder vor dem man fliehen könnte, sondern letztlich immer und unausweichlich vor sich selbst. Alle Selbsterkenntnis führt im Grunde dazu, den falschen Anschein zu beseitigen, als seien es die äußeren Umstände, Personen und Faktoren an sich, die dazu trieben, aus Angst sich selber zu verfehlen. In Wirklichkeit ist die Macht der äußeren Faktoren abhängig von der Bedeutung, die man ihnen verleiht, und diese hängt ganz und gar an der Art des eigenen Lebensentwurfs.-
Eugen Drewermann, Strukturen des Bösen, Band III Die jahwistische Urgeschichte in philosophischer Sicht