Kleinkind verhält sich auffällig
Die zweijährige Tochter meiner Freundin verhält sich auffällig. Sie macht laufend Dinge kaputt und freut sich dann drüber. Gestern hat sie den Fernseher runtergeschmissen, er funktioniert nicht mehr. Wenn sie geschimpft wird, lacht sie einfach. Meine Freundin ist verzweifelt und frustriert und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Das Kind reagiert nicht auf Zurechtweisungen und "nein". Was ist zu tun? Was könnte der Grund für ein solches Verhalten sein?
Danke für Eure Antworten.
Kennt das Kind denn Konsequenzen?
Das kann ich dir nicht sagen. Ich erlebe es aber, dass oft "nur" mit Kindern "geredet" wird, aber wirkliche Konsequenzen nur angedroht, nie "vollzogen" werden. Konsequenzen sind Grenzen, die jedem Menschen immer mal wieder aufgezeigt werden. Gut, wenn Kinder das frühzeitig lernen und auch lernen, dieses Gefühl, was dem ja folgt, auch kennenlernen und auszuhalten (das entwickelt die Frustrationstoleranz, soweit ich weiß).
Dinge wegnehmen, wenn sie nicht "richtig" genutzt werden. Z.B. Kein Duplo mehr, wenn damit auf den Hund oder Menschen geworfen wird oder an der Scheibe rumgekratz oder am Tisch auf der Couch - also wenn damit was kaputt gemacht wird. Zumindest eben nicht für diesen Tag oder die nächste Stunde. Der Trinkbecher ist weg, wenn man daraus nicht trinken will, sondern ihn umkippen - keine Diskussion. Einmal ankündigen und durchziehen. Dann aber auch immer gleich Vorschläge bringen, was man sonst machen kann. Am besten gemeinsam.
Freut sie sich über das Kaputt gehen oder nur darüber, dass was Krach macht und sie eine Wirkung ihres Tuns sieht? So nach dem Motto "Das Kind entdeckt seine Selbstwirksamkeit".
Dass Kinder in dem Alter (manchmal auch etwas früher) Dinge durch die Gegendwerfen und umwerfen kommt öfter vor. Den Fernseher hab ich noch nie mitbekommen (allerdings war das in Zeiten von Röhrenfernsehern auch nicht so einfach). Auch geht nicht immer was kaputt.
Ich würde erstmal sehen, ob das Kind auch sonst Selbstwirksamkeit erlebt und Aufmerksamkeit bekommt. Manchmal bringt nicht schimpfen, dann auch mehr als schimpfen. Auch negative aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit.
@channuschka Ich muss mal nachfragen, wie genau die Situation ist, wenn sie was kaputt macht.
Das ist sicher eine gute Information. Wichtig ist auch zu wissen, dass Kinder in dem Alter noch kein Unrechtsbewusstsein haben wie wir. Sprich das Lachen ist nicht irgendwie bösartig und vermutlich auch nicht die Freude, dass was kaputt ist, sondern etwas bewirkt zu haben.
Also das kann sich schon wieder geben oder es sind frühe Symptome eines Ungleichgewichts. Vielleicht ja, braucht das Kind wie schon genannt, sehr strikte Konsequenzen.
Unser Sohn zeigte auch recht früh Auffälligkeiten, wir sind dann leider erst Recht spät an Stellen gegangen, wo uns geholfen wurde.
Ich würde nur raten keine Zeit zu verlieren und schon auch Hilfe zu holen, Ratschläge von Fachleuten holen. Einfach weil je früher man Ansetzt, je einfacher ist es bei Kindern. Im doofsten Fall wird es von alleine besser und man hat die Hilfe umsonst aktiviert. Was ist das kleinere Übel?
Es gibt zum Beispiel Ergotherapie, Frühe Hilfen von Kommunen, Familienhilfe von Trägern wie der Caritas. Das kostet nichts und man hat Unterstützung. Verhärtet sich ein Verdacht, auch Psychologische Unterstützung kontaktieren. Man darf nicht vergessen, es gibt oft lange Wartelisten.
Gute Besserung in dem Fall.
Grüße
@kappa Die Situation ist schwierig, weil meine Freundin alleinerziehend ist. Der Vater des Kindes holt sie immer wieder ab. Insofern ist die Erziehung unübersichtlich. Vielleicht leidet das Kind auch aufgrund der sich ständig wechselnden Bezugspersonen und das entsprechende Umfeld.
Vielleicht leidet das Kind auch aufgrund der sich ständig wechselnden Bezugspersonen und das entsprechende Umfeld.
@jack-black Ich war der Meinung das die auch hier in Frage kommt, sollte nur ein Beispiel sein.
@kappa Das Kind ist zwei Jahre alt. Ergotherapie ist sozusagen eine Mischung zwischen Arbeits- und Beschäftigungstherapie. Nein, Ergotherapie passt für den hier diskutierten Fall mal so gar nicht.
Ergotherapie ist sozusagen eine Mischung zwischen Arbeits- und Beschäftigungstherapie.
Nein ist es nicht. Ergotherapie bei Kindern bedeutet zum Beispiel Förderung von Fähigkeiten bei Entwicklungsverzögerungen/-störungen.
Nein, Ergotherapie passt für den hier diskutierten Fall mal so gar nicht.
Kann man mit den vorhandenen Informationen garnicht beurteilen. Für sowas gibt es Fachleute. Verschreiben muss es sowieso ein Arzt, wenn man nicht selbst zahlen will.
Wie der Elch schon schrieb: Wenn es eine Diagnose gäbe, dann kann Ergotherapie auch so schon sehr hilfreich sein um Bewegung, Gefühlsregulation und solche Dinge zu trainieren. Ergotherapie ist da sehr sehr vielfältig.
Allerdings sehe ich keine Diagnose, wenn ein zweijähriges Kind Dinge rumwirft, runterwirft und sie dabei kaputt gehen und das Kind sich darübe freut. Das hab ich selbst bei Kindern erlebt, die sich ganz normal entwickelt haben und hab schon Geschichten von Müttern gehört über ihre heute erwachsenen Kinder - es scheint jetzt nichts so besorgniseregendes zu sein. Man muss halt wissen, wie mit umgehen.
Auch lachen, wenn man schimpft, sollte man m.E., in dem Alter nicht überbewerten. Das kann eine Übersprungsreagtion sein oder der Versuch zu beruhigen. Unrechtsbewusstsein kommt erst viel später in der Entwicklung dazu.
@channuschka Wenn es eine Diagnose gäbe, dann kann Ergotherapie auch so schon sehr hilfreich sein um Bewegung, Gefühlsregulation und solche Dinge zu trainieren. (...)
Allerdings sehe ich keine Diagnose, wenn ein zweijähriges Kind Dinge rumwirft, runterwirft und sie dabei kaputt gehen und das Kind sich darübe freut.
Hatte anläßlich dem Beitrag von Kappa eine Freundin, die als Ergotherapeutin ihr gutes (ich finde: irgendwie zuviel, aber ihr gönne ich's natürlich 😀 ) Geld verdient, gefragt, ob so ein Fall wie der hier geschilderte für sie als Patientin (ihre meisten Patienten sind deutlich älter, viele Schlaganfallpatienten usf., aber sie hatte auch schon jugendliche Patienten) infrage käme. Ihre erste Antwort war Augenrollen und: "Das Kind ist zwei Jahre alt! Und ansonsten: du kannst ja wohl googeln?!"
Nun hab ich nochmal weiter gegoogelt und bin da auf diesen Thread gestoßen. Beim Querlesen bin ich auf keinen Anhaltspunkt gestoßen, dass der hier im Forum diskutierte Fall in irgendeiner Weise in das "Raster" passen würde. Aber na gut, ich bin kein Fachleut. 🙂
Ich hab ja auch nicht geschrieben, dass es hier passt, falls du richtig gelesen hast.
@kappa Siehe bitte meine Antwort weiter unten an Channuschka. Anscheinend ist Ergotherapie für manche kleinkindlichen Patienten doch nicht so absurd, wie ich gedacht hatte. Insofern muss ich meinen Hä?-Einwand relativierend zurücknehmen: prinzipiell wird Ergotherapie manchmal auch schon bei Kleinkindern angewandt. Dass es im konkreten hier geschilderten Fall sinnvoll wäre, glaube ich zwar nach wie vor nicht: eine Zweijährige, die mal was kaputt macht und austestet, wie sie an Aufmerksamkeit kommen kann und wie verbindlich Verbote und "Nein!"-Sagen sind, ist in meinen Augen nicht therapiebedürftig... Aber wie schon in anderen Threads, gilt wohl auch hier: Ferndiagnosen gleich welcher Art sind nichts weiter als Spekulationsschüsse in's Blaue. Auch die meinen...
Meine Freundin ist verzweifelt und frustriert und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.
Es gibt Beratungsstellen live und in Farbe. Wenn deine Freundin nicht weiss, wie und wo, wäre die erste Anlaufstelle die Kinderärztin.
Im Internet gibt es keine Hilfe.
Was könnte der Grund für ein solches Verhalten sein?
Kann man aus der Ferne nicht sagen. Der Grund für das Verhalten des Kindes, muss aber nicht zwangsläufig beim Kind liegen.
Du hast schon einige gute Ideen bekommen, wie ich finde.
Und wahrscheinlich reichen eine liebevolle Konsequenz und evtl (falls es die so bisher nicht ganz gegeben hat) mehr Struktur/Regelmäßigkeit schon aus.
Nur so zum weiter überlegen, da du geschrieben hast, deine Freundin sei alleinerziehend und der Vater holt das gemeinsame Kind oft ab, noch ein paar Fragen
Wie ist das Verhältnis zwischen deiner Freundin und dem Kindsvater?
Gibt es evtl neue Beziehungspartner?
Ist deine Freundin erwerbstätig und wie ist dann die Betreuung des Kindes geregelt? Kita? Wenn es in die Kita geht, wie verhält es sich dort?
Wie empfindet deine Freundin ihre Situation als alleinerziehende Mutter? Ist das für sie ein Problem?
Gibt es Großeltern/Tanten/Onkel die positive Bezugspersonen sind?
Wie ist die Wohnsituation? Gibt es genug Platz und auch die Möglichkeit, draußen zu spielen/toben?
Hat sie Kontakt mit anderen Müttern/Eltern? Wäre eine Eltern/Kind Gruppe eine Option? Oder ein Alleinerziehenden Stammtisch?
Und, nach kappas Einwurf der Ergotherapie:
Gibt es evtl noch andere "Auffälligkeiten", die dann in Richtung ADHS oder auch auf das Autismus-Spektrum weisen könnten?
Ich wünsche deiner Freundin alles gute und vor allem gute Nerven 😅
@goldapfel Das Kind ist ein Wunschkind, die Beziehung war in Ordnung, sie waren aber noch nicht verheiratet, als sie schwanger wurde. Bis zur Geburt lief alles planmäßig, sie hat sich sehr auf das Kind gefreut, er auch. Dann war die Geburt sehr schwer, sie hat lange gebraucht, um sich zu erholen. Als Unverheiratete haben sie dann das gemeinsame Sorgerecht beim Jugendamt beantragt, was sie heute sehr bereut, denn: eines Tages bekam sie einen Anruf, dass ihr Partner die ganze Zeit fremdgeht, und man fände es nicht richtig, dass sie zu Hause mit dem Kind sitzt und von nichts weiß. Sie stellte ihn zur Rede, er gab alles zu, er führte schon längere Zeit ein Doppelleben. Zuerst zog er aus, dann kam er wieder, sie versuchten es mit einer gemeinsamen Therapie, aber es führte nicht wirklich zu etwas, sie konnte ihm nicht vergeben und ihm nicht wieder vertrauen. Er meinte, sie solle drüber hinwegsehen, für sie ging das aber nicht. Aufgrund des gemeinsamen Sorgerechts ist das Kind nun zur Hälfte immer beim Vater (der auch darauf besteht, sie zu holen), er hatte auch gleich nach der Trennung wieder eine andere Freundin, mit der er zusammenlebt. Es ist nicht die Frau, mit der er ihr fremdgegangen ist. Aber dort muss das Kind nun zur Hälfte immer sein, ob es der Mutter passt oder nicht. Das Verhältnis zwischen meiner Freundin und ihrem Ex ist angespannt, wie man sich denken kann. Meine Freundin selbst hat keinen neuen Partner. Momentan arbeitet sie noch nicht wieder, Erziehungszeit. Wohnsituation ist soweit in Ordnung, eine liebe Oma ist auch da, die aber noch voll berufstätig ist. Ich denke schon, dass meine Freundin die Gesamtsituation als belastend empfindet.
@strandlaeufer naja, im Falle einer Trennung würde ich die Kinder auch gerne öfters als 2 x im Monat sehen, das ist doch Verständlich.
Da gibt es aber auch Väter die kümmern sich um nichts. Dieser hat grundsätzlich zumindest Interesse, bleibt zu hoffen das er es besser macht als das Thema Treue in einer Beziehung.
Möglicherweise belastet die Trennung das Kind aber auch
@kappa Über das Jugendamt wurde das Sorgerecht für den Vater festgelegt, nicht das Umgangsrecht. Die Mutter darf jetzt, trotz der Trennung, nichts ohne ihn entscheiden. Z.B. auf welche Schule das Kind gehen wird. Sie darf nicht weiter wegziehen, wenn er was dagegen hat. Sie benötigt immer seine Unterschrift bei einer Anmeldung für Schule oder KiGa. Beim Umgangsrecht darf der Vater das Kind sehen, aber alles andere entscheidet die Mutter allein.
Das klingt alles ziemlich schwierig und tut mir sehr sehr leid für deine Freundin und auch für ihr Kind. Ich wünsche ihr, dass sie gut da durch kommt, dass beide gut da durch kommen.
Sind eigentlich die Zeiten mit dem Vater regelmäßig festgelegt oder finden die mal so mal so statt?
@goldapfel Die Zeiten sind festgelegt.
Ich stelle mir die Situation echt nicht einfach vor. Aber es ist auch das Kind des Vaters und war auch sein Wunschkind und es ist sein Recht und tatsächlich auch seine Pflicht sich um das Kind zu kümmern. Und das Umgangsrecht hätte er auch dann, wenn sie kein gemeinsames Sorgerecht hätten. Da käme sie nicht drum rum, dass er das Kind holt.
Für das Kind wäre es sicher am besten, wenn die Mutter es schafft, mit der Situation so wie sie ist Frieden zu bekommen und sich für ihr Kind zu freuen, dass der Vater es liebt und verlässlich und regelmäßig holt und sie dann Zeit für sich hat und was schönes für sich machen kann. Auch das gibt Stabilität, wenn das Kind fühlt, dass die situation passt und es nicht irgendwie unbewusst unter Druck ist, den es nicht mal einordnen kann oder als solchen wahrnehmen. Es ist dazu noch viel zu klein. Aber es prägt. Und es nimmt wahr, wenn es der Mama nicht passt, wenn der Papa zum Abholen kommt und wie sie über ihn spricht. Im Stimmungen wahrnehmen sind Kinder sehr oft Meister.
Und das kann sich dann auch im Verhalten zeigen. Es kann auch eine Art Gefühlsregulation sein. Ob das hier der Fall ist, wäre reine Spekulation. Manchmal ist es die Freude an der Selbstwirksamkeit, die aufmerksamkeit, die das Kind bekommt, Langweile oder Müdigkeit (Überdreht) oder auch unausgelasstet, weil zu wenig Bewegung und irgendwo muss die Kraft ja hin. Und manche Kinder freuen sich auch einfach über den Lärm, den sie veranstallten, wenn sie Dinge umwerfen, auf den Boden werfen oder draufhauen.
Eine Beratungsstelle, die vielleicht auch in der Situation zwischen den Eltern helfen kann, wäre sicher die beste Lösung für das Kind.
@channuschka Vielen Dank, ich werde sehen, wie ich meine Freundin hier unterstützen kann.