China auf dem Weg zu einer globalen Macht / Afrika
Schon vor der Corona-Krise wurde das Vorgehen Chinas im eigenen Land, aber auch in Afrika, im Südchinesischen Meer, im Zusammenhang mit Taiwan kritisch betrachtet.
China ist durch einen enormen Außenhandelsüberschuss, den es errungen hat (weil wir einfach gerne billige statt teure Produkte kaufen), in der Lage als Kreditgeber zu fungieren aber auch als Käufer und Investor.
Besonders jetzt in Zeiten von Insolvenzen stehen (deutsche) Firmen geschwächt da und die Gefahr vor einer Übernahme steigt.
Aber auch in Afrika versucht China durch sowohl von den Bodenschätzen des Kontinents als auch von dem wachsenden Markt der Zukunft profitieren.
Gleichzeitig ziehen sich die USA durch ihre derzeitige, nationalistische Haltung zurück. Während die USA Beiträge zur Weltgesundheitsorganisation streicht, ist China besonders großzügig. Aber schon davor soll China den jetzigen Chef der WHO in engem Kontakt gestanden haben.
Vieles wäre nicht so kritisch, wäre China nicht ein Ein-Parteien-Staat in dem Grundrechte des Einzelnen auch einmal gerne für die Partei übergangen werden.
China lässt sich sicherlich auch der Unterstützer der Nordkoreanischen Regierung bezeichnen.
In China soll es Straßen mit vielen Überwachungskameras geben.
Einerseits sind uns die eigenen Freiheitsrechte so wichtig, dass wir gerne gegen Maßnahmen gegen die Coronakrise protestieren, aber dennoch kaufen wir auch gerne "Made in China" und laufen so inzwischen vielleicht sogar in Gefahr, dass der Konzern, in dem man selbst arbeitet ein Chinesisches Management bekommt.
Europa mit vielen nationalen Einzelkämpfern und Interessen (ganz zu schweigen von Großbritannien) und die USA scheinen immer schwächer oder zumindest anfälliger für wirtschaftliche und vielleicht sogar mediale und politische Angriffe zu werden.
Wie seht ihr das?
Sollte sich nicht Europa mehr "zusammenraffen" und sollten die USA vielleicht nicht ein Wenig mehr auf das transatlantische Bündnis setzen?
Vielleicht spielt hier Indien auch eine wichtige Rolle, da es als Billiglohnland hier ein Ersatz für China werden könnte (denn sind wir ehrlich: Wir wollen doch schon gerne billig unsere schönen Sachen kaufen).
Oder seid ihr der Meinung, das ist nicht so kritisch?
Wie seht ihr die Rolle Afrikas?
Glaubt ihr, dass hier ein neuer Markt entsteht, den sich China zu nutze machen wird oder wird Afrika noch lange im Entwicklungsstadium bleiben (oder in einer Zwischenstellung)?
Veröffentlicht von: @lombard3Wie seht ihr das?
Ich sehe das so, dass das 21. Jahrhundert entweder das Jahrhundert der internationalen Konzerne oder, falls der Wandel langsamer verlaufen sollte, das asiatische Jahrhundert wird.
China allein hab deutlich mehr Einwohner als der gesamte Westen zusammen. China schaut seinem Selbstverständnis nach auf eine über 5000jährige Nationalgeschichte zurück.
China beweist darüberhinaus, dass Wirtschaftsmacht und demokratische Verfaßtheit nicht in einem unauflöslichen Kausalzusammenhang stehen.
Immer wurde, historisch betrachtet, der zivilisatorisch-gesellschaftliche Fortschritt dort betrieben, wo die technologischen Innovationen der jeweiligen Zeit am schnellsten adaptiert wurden. Daher geht dieser Gedanke:
Veröffentlicht von: @lombard3Vielleicht spielt hier Indien auch eine wichtige Rolle, da es als Billiglohnland hier ein Ersatz für China werden könnte (denn sind wir ehrlich: Wir wollen doch schon gerne billig unsere schönen Sachen kaufen).
meiner Ansicht nach in die völlig falsche Richtung, weil er suggeriert, wir könnten statt bei den Chinesen besser bei den Indern billige Konsumwaren einkaufen und so den Chinesen irgendwie den Wind aus den Segeln nehmen. Als wenn die Zukunftsvisionen der Chinesen so aussehen, weiterhin die Billig-Werkbank der Welt zu spielen!
Die Chinesen besetzen mit gewaltigen Milliardeninvestitionen die High-Tech-Märkte der Zukunft. Da der Goldstandard der Zukunft die Information (über die Kunden) ist, wird sich der Abstand zwischen China und insbesondere Europa immer schneller vergrößern. Die Datensätze, die in China gesammelt werden und die dann als Futter für selbstlernende Algorithmen dienen werden, um damit die intelligenten Applikationen der Zukunft zu entwickeln, übertreffen das, was so in Europa gesammelt werden könnte (wenn nicht ohnehin zu der geringeren Größe noch die kleinstaatliche Eigenbrötelei hinzkäme), um ein Vielfaches.
Der kommende Hegemon ist China/Zentralasien - oder es sind die dort entstehenden Tech-Konzerne, nach deren Taktvorgabe sich alle Lebensbereiche - vom Gesundheitssystem bis zur Verkehrsinfrastruktur, von der Ökologie bis zur politischen Teilhabe, von der Bildung bis zum Konsum - wandeln werden. Längerfristig anders verlaufende Entwicklungen würden mich sehr überraschen.
China kulturell verstehen
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen unserem Verständnis und der chinesischen Kultur:
- Europa baut auf den Errungenschaften von Humanismus und Aufklärung. Beide stellen das Individuum ins Zentrum
- China hat wie viele asiatische Länder eine konfuzianisch-kollektivistische Tradition, verstärkt noch durch den Kommunismus: hier zählt nicht der Einzelne, sondern das Wohlergehen des Ganzen
Europa wird durch Rousseau beherrscht, der im Unrecht des Einzelnen die Delegitimierung des Ganzen sah während in Asien - ganz besonders China - der Einzelne dem Wohl des Ganzen untertan ist.
China verbessert seine Bilanz, es hat hunderte Millionen aus der Armut geholt und das Volk steht mit grösster Mehrheit hinter diesem Vorgehen und diesem System. Aber es ist auch ein durch und durch pragmatisch-trockenes System das einzig und allein das Wohlergehen der eigenen Spezies im Fokus hat. China hat kein Problem mit unseren (oder Afrikas) Rechten, es ist ihm nur komplett egal, da der Fokus nicht auf einer gerechten Welt oder uns einem Ideal liegt, sondern einzig und allein auf der Versorgung und dem Wohlergehen des eigenen Volkes. Dabei hat China keine Eroberungs- und Expansionsansprüche, es braucht uns lediglich zur Versorgung der eigenen Bedürfnisse, um zu lernen oder wie im Falle Afrikas die eigenen Rohstoffe zu sichern.
LG B
Veröffentlicht von: @belsazarEs gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen unserem Verständnis und der chinesischen Kultur:
In der Tat. Ich hatte selber Gelegenheit, einige Bekanntschaften in China zu machen sowie eine Fabrik dort zu besichtigen. Auch die Deutschen, die dort arbeiteten, bestätigten mir immer wieder dass ihnen die chinesische Denkweise und Kultur fremd blieb.
Gar nicht mal auf negative Weise... man begegnete sich freundlich und respektvoll. Aber es war für uns Europäer praktisch unmöglich, hinter eine gewisse Mauer der Person zu blicken. Es ist China üblich, immer und um jeden Preis die Fassade zu wahren, was hierzulande recht verwirrend ist.
Japan oder Südkorea erscheint mir im Vergleich dazu wesentlich näher und vertrauter als die chinesische Mentalität, auch wenn ich da bisher noch weniger Einblicke hatte.
Veröffentlicht von: @belsazarChina verbessert seine Bilanz, es hat hunderte Millionen aus der Armut geholt und das Volk steht mit grösster Mehrheit hinter diesem Vorgehen und diesem System. Aber es ist auch ein durch und durch pragmatisch-trockenes System das einzig und allein das Wohlergehen der eigenen Spezies im Fokus hat.
Richtig. Und wie machen im Umgang damit möglicherweise den Fehler, den Chinesen zu unterstellen, dass sie im Grunde wie Europäer sein wollen. Das trifft allerdings nur auf die materielle Versorgung zu, und natürlich gibt es da individuelle Ausnahmen... aber die meisten Chinesen, so mein Eindruck, stellen ihre Mentalität und Kultur und damit auch ihre fehlende Freiheit nicht in Frage.
Vielen Menschen mag noch die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung Ende der 80er Jahre in Erinnerung sein. Hier in Europa wird das gerne aus einer westlichen Perspektive dargestellt: Die unterdrückten Studenten fordern Demokratie und werden vom brutalen Regime niedergemacht. Was sachlich auch erst einmal stimmt.
Dabei wird aber immer wieder die andere Seite verschwiegen: Viele Studenten haben sich an den Protesten nicht beteiligt, weil sie fürchteten, dass die Demokratiebewegung einen Bürgerkrieg auslösen könnte, sobald die Zentralregierung Schwäche zeigt.
Denn die chinesischen Provinzen bilden keineswegs ein einheitliches chinesisches Reich, häufig sind sie untereinander verfeindet. Hinzu kommen unterschiedliche Entwicklung in Bezug auf Wirtschaft und Wohlstand. Eine schwache Zentralregierung könnte das Land schnell ins Chaos führen.
Womit ich das System nicht verteidigen will, aber die Sache ist wesentlich komplexer als sie sich hier im Westen oftmals darstellt...
Hallo, bist du auch noch da? Freu
Hi,
Ich sehe es durchaus gefährlich was da in Zukunft auf die Welt zu kommt. Die Überwachungen in China haben schon fast einen Antichristlichen Touch. Die Mentalität der Asiaten ist auch eine andere wie hier. Dort opfert man sich gerne für die Gemeinschaft hin.... Hier zählt Individualität. Dort ist man extrem Fleissig und Murrt nicht egal wie scheisse der Job ist... Naja wenn ich auf mich Kucke....kann ich nicht mithalten 🙂 Ich glaube wir haben zwar irgendwo noch Vorteile oder Vorsprung aber im Grunde sind wir nicht Vergleichbar.
Ich bin trotzdem grundsätzlich dagegen deshalb aus der EU einen tatsächlichen Staat zu machen - aber in wirtschaftlichen oder Außenpolitischen Fragen sollte Europa deshalb schon zusammen halten.
Vg
Was China langfristig plant ergibt sich aus der Tatsache, dass sie eine Flotte von Flugzeugträgern planen. Denn Flugzeugträger sind in dieser Menge zur Verteidigung der chinesischen Meere nicht erforderlich, auch nicht als Schutz vor den US-Trägern. Die können mit landgestützen Flugzeugen, U-Booten sowie fortgeschrittener, aber weitgehend herkömmlicher Technik wie Hyperschallraketen auf Abstand gehalten werden.
Flugzeugträger in der geplanten Größenordnung (China besitzt einen Umbau aus einem ehemaligen sovietischen Träger und einen Neubau aus eigener Entwicklung, plant jedoch noch weitere, größere und auch atombetriebene Exemplare) dienen als Waffenplattform dazu, jederzeit überall auf der Welt zur Verfügung zu stehen und in praktisch beliebige Konflikte eingreifen zu können.
Das Ziel dürfte dabei nicht die Konfrontation mit den sehr viel fortschrittlicheren US-Trägern sein (Da hätte China auch in den nächsten Jahrzehnten keine Chance), sondern vielmehr die Möglichkeit, in andere Konflikte militärisch eingreifen zu können. Und da bietet sich Afrika an.
Ich vermute, dass China seinen Einfluss in Afrika enorm vergrößern wird und gelegentlich auch militärisch eingreifen wird, so wie es die USA in der Vergangenheit auch immer wieder getan haben. Dabei wird sich China als Wohltäter inszenieren, in Wahrheit aber nichts Anderes als eine neue Kolonialmacht sein.