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Diskussionskultur und Gruppendynamik

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Freigeist04
Themenstarter
Beiträge : 64

In meiner Schul- und Unizeit habe ich eine Atmosphäre kennen gelernt, in der die kritische und freie Meinungsäußerung sehr stark gefördert wurde. Ich hatte immer das Gefühl, sagen zu können, was ich denke, ohne dass mich jemand für meine manchmal kontroversen Ansichten sozial ausgegrenzt oder benachteiligt hätte.

Ich habe das Gefühl, dass sich diese Situation grundlegend in den letzten 6-7 Jahren gewandelt hätte. Nein, ich bin kein Migrationskritiker. Ich bin auch kein Verschwörungstheoretiker. Und auch kein Afd-Sympatisant. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich von diesen und anderen Gruppen Gruppen deutlich abgrenzen muss, um sozial akzeptiert zu bleiben und weiterhin Ernst genommen zu werden. Ich habe das Gefühl, dass ich in Deutschland aufpassen muss, was ich sage, damit mir keine sozialen oder beruflichen Nachteile entstehen. Dass nicht einmal der Verdacht entsteht, ich könnte mit bösen Nazis oder Rechten oder Verschwörungstheoretikern oder AfD-Sympatisanten oder Rassismus-Begriff-Befürwortern oder Lockdown-Kritikern oder Homophoben oder ... oder .. oder ... auch nur im Entferntesten etwas zu tun haben. Und die Menge der Gruppen, von denen ich ich stândig unter Beweis stellen muss, dass ich nicht dazu gehöre, nimmt immer mehr zu. Bis jetzt waren das alles Gruppen, zu denen ich tatsächlich nicht gehöre. Aber meine Beobachtung, dass soziale Ausgrenzung und Gruppendruck wieder salonfähig geworden sind, nimmt mittlerweile bedenkliche Ausmaße an.

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63 Antworten
Orangsaya
Beiträge : 2983
Veröffentlicht von: @freigeist04

In meiner Schul- und Unizeit habe ich eine Atmosphäre kennen gelernt, in der die kritische und freie Meinungsäußerung sehr stark gefördert wurde. Ich hatte immer das Gefühl, sagen zu können, was ich denke, ohne dass mich jemand für meine manchmal kontroversen Ansichten sozial ausgegrenzt oder benachteiligt hätte.

Ja, das ist so, die Gründe dafür sind vielfältig. Das liegt auch daran, dass in der digitalen Zeit sich einiges viel schneller ausbreitet und wir den Umgang damit nicht gefunden haben. Man ist überfordert und wie regiert man oft mit Überforderung? Man igelt sich ein, man wird intolerant.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Ich habe das Gefühl, dass sich diese Situation grundlegend in den letzten 6-7 Jahren gewandelt hätte.

Ich denke, teilweise ist die Entwicklung. Einmal die große Koalition. Früher war es so, dass es zwei große Parteien gab, zwischen den man sich entschied. Ich denke es liegt auch am Zustand der SPD. Nachdem Wehner und Schmidt weggebrochen sind, gab es noch H.J. Vogel der die SPD zusammen hielt. Danach war die SPD zerstritten. Müntefering war noch kurz ein stabiler Faktor, danach hat sich die Partei zerstritten. Die Folge ist, dass die SPD als stabiler Block weggefallen ist. Man hat nicht mehr die gewohnten Blöcke für die man sich entscheiden musste und die SPD hat sich selbst geschwächt. Es gibt eine große Koalition und als Opposition kleine Parteien, die zum größten Teil extremistische bis radikale Tendenzen haben. Von der Seite gibt es die alte Balance nicht mehr.

Nein, ich bin kein Migrationskritiker. Ich bin auch kein Verschwörungstheoretiker. Und auch kein Afd-Sympatisant. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich von diesen und anderen Gruppen Gruppen deutlich abgrenzen muss, um sozial akzeptiert zu bleiben und weiterhin Ernst genommen zu werden.

Mit dem Wort "aber" hast du das Problem genannt. Ich bin ja kein Nazi, dann kommt aber und z.b. eine Kritik zur Migrationspolitik. Ich bin nicht Afd, dann kommt aber und eine EU , oder Corona Kritik, usw. Der Grund ist, dass einzelne politische Meinungen zu einer politischen Gesamthaltung stigmatisiert werden.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Und die Menge der Gruppen, von denen ich ich stândig unter Beweis stellen muss, dass ich nicht dazu gehöre, nimmt immer mehr zu.

Ja, das stimmt.

orangsaya antworten
5 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @orangsaya

Ich denke, teilweise ist die Entwicklung. Einmal die große Koalition. Früher war es so, dass es zwei große Parteien gab, zwischen den man sich entschied.

Das war früher aber auch nicht anders. Auch heute gibt es (gefühlt) im wesentlichen zwei Lager, die sich gegenüberstehen, und in beiden Lagern gibt es auch radikale Tendenzen. Was die AfD heute sagt, wäre in der CDU der 70er Jahre durchaus hoffähig gewesen. Die SPD wurde beschuldigt, heimlich für den Ostblock zu agieren. Und während der großen Koalition ende der 60er wäre die NPD beinahe in den Bundestag eingezogen, während die 68er die Gesellschaft aufmischten.

Gründe, sich zu zoffen gab es auch früher genug. Und auch da hat man schon versucht, sich unversöhnlich gegenseitig mundtot zu machen statt miteinander zu reden. Stichwort: Springer Presse gegen 68er... na Mahlzeit...

Veröffentlicht von: @orangsaya

Ich denke es liegt auch am Zustand der SPD. Nachdem Wehner und Schmidt weggebrochen sind, gab es noch H.J. Vogel der die SPD zusammen hielt. Danach war die SPD zerstritten.

Du übersiehst, dass schon Helmut Schmidt zu seiner Zeit in der SPD umstritten war. Der wurde erst im Nachhinein verklärt, zu seiner Zeit galt er innerhalb der SPD bei Vielen als zu konservativ.

Das Problem der SPD, so scheint mir, war dass sie schon immer genau so hierarchisch organisiert war wie die CDU... das aber immer heftig abgestritten hat, was zu einer recht chaotischen Streitkultur geführt hat. Nur so eine Idee...

Veröffentlicht von: @orangsaya

Mit dem Wort "aber" hast du das Problem genannt. Ich bin ja kein Nazi, dann kommt aber und z.b. eine Kritik zur Migrationspolitik. Ich bin nicht Afd, dann kommt aber und eine EU , oder Corona Kritik, usw. Der Grund ist, dass einzelne politische Meinungen zu einer politischen Gesamthaltung stigmatisiert werden.

Richtig. Wer so argumentiert und sich rechtfertigt, der hat schon verloren. Ich rechtfertige mich nie für irgendetwas, warum auch? Ich komme, ehrlich gesagt, erst gar nicht auf die Idee, dass man mich für einen AfD Sympathisanten halten könnte...

Veröffentlicht von: @orangsaya

Ja, das stimmt.

Welche Gruppen sollen das denn sein, vor denen man sich rechtfertigen muss...?

lucan-7 antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983
Veröffentlicht von: @lucan-7

Das war früher aber auch nicht anders. Auch heute gibt es (gefühlt) im wesentlichen zwei Lager, die sich gegenüberstehen, und in beiden Lagern gibt es auch radikale Tendenzen. Was die AfD heute sagt, wäre in der CDU der 70er Jahre durchaus hoffähig gewesen.

Die AfD war von Anfang an eine Partei, die man nicht mit der "alten" CDU vergleichen kann. Auch nicht mit der CDU von Konrad Adenauer, die heute keine Mehrheit finden würde. Die Begründung der AfD ist von Anfang an eine Anti-Europa-Politik. Das Europa von heute, hat aber maßgeblich die CDU mit gestaltet. Die SPD im Übrigen auch. Die AfD ging damals schwerpunktmäßig gegen die Währungsunion vor. Doch es gab auch mehr Themen, die von Anfang an EU feindlich war. Hier unterscheidet sich die AFD gewaltig.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Die SPD wurde beschuldigt, heimlich für den Ostblock zu agieren. Und während der großen Koalition ende der 60er wäre die NPD beinahe in den Bundestag eingezogen, während die 68er die Gesellschaft aufmischten.

Wie und wo hat die 68er Bewegung verhindert, dass die NPD eingezogen ist. Diese Bewegung hat sich nicht explizit gegen die NPD gewendet, sondern gegen das politische Establishment. Dazu gehörte auch Brandt. Wenn diese Bewegung im Hinblick der NPD etwas geändert hat, dann doch eher, dass die NPD gewählt wurde: Denn etwas wie Dutschke wollten die Menschen in Westdeutschland überhaupt nicht haben und da ist es egal, ob es das Lager der SPD, oder CDU war. Ich finde es eine steile These, dass diese Bewegung die Menschen in Deutschland dazu bewegen konnte, die NPD nicht zu wählen. Damals wollte die Krawallmacher der 68er keiner haben.
Ja, dass Misstrauen gegen die SPD gab es. Damals hat sich die die Diskussion darauf zugespitzt, ob Westdeutschland auf die Einheit und die eigene Souveränität verzichtet. Man muss auch bedenken, das, was nach dem Krieg gegen Ostdeutsche geschah, war Völkermord und war gerade etwas über zwanzig Jahre her. Der Kopf der Osteuropapolitik war Bar und spielt bei den Wahlen keine große Rolle. Das kann man auch daran sehen, dass nach den Wahlen, bei den die NPD eine schändlich hohe Zustimmung bekam ein ehemaliges NSDAP-Mitglied und ein ehemaliger Kommunist die Architekten, der Regierung waren. Ich kann deine These, die 68 haben verhindert nicht folgen.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Gründe, sich zu zoffen gab es auch früher genug. Und auch da hat man schon versucht, sich unversöhnlich gegenseitig mundtot zu machen statt miteinander zu reden. Stichwort: Springer Presse gegen 68er... na Mahlzeit...

Na ja, zwischen Springer und die Studentenbewegung, war ja praktisch eine Partnerschaft. Die Menschen wurden auf die Bildzeitung aufmerksam, weil vor dem Springerhaus Krawalle veranstaltet wurden und die Krawallmacher wurden öffentlich, weil Springer gegen diese hetzte. Beide Seiten haben enorm davon profitiert

Veröffentlicht von: @lucan-7

Du übersiehst, dass schon Helmut Schmidt zu seiner Zeit in der SPD umstritten war. Der wurde erst im Nachhinein verklärt, zu seiner Zeit galt er innerhalb der SPD bei Vielen als zu konservativ.

Ja, das ist richtig und ein CDU Wähler, der etwas offener war, sagte damals ein guter Mann, nur in der falschen Partei. ... Trotzdem war in der Regierung Schmidt noch viel SPD drinnen. 😉 Bahr war Minister und Erhard Eppler ebenfalls und der Strip­pen­zie­her war nicht Schmidt, sonder Wehner. Sein Daumen war bei der Bundes-SPD entscheidend, ob jemand Karriere in der Partei macht, oder nicht.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Das Problem der SPD, so scheint mir, war dass sie schon immer genau so hierarchisch organisiert war wie die CDU... das aber immer heftig abgestritten hat, was zu einer recht chaotischen Streitkultur geführt hat. Nur so eine Idee...

Es war ohne Frage für alle Parteien, eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich hierarchisch organisiert. Das ist im Grunde bis heute noch so. Die einzige Partei, bei der es im theoretischen Ansatz nicht so war, waren die Grünen in ihren Anfängen. Das haben sie allerdings schnell gelassen. Aber zurück zur SPD. Ich glaube, dass nach Brandt und Wehner die SPD keinen mehr stellen konnte, der die Partei einen konnte. Hans-Jochen Vogel war es bedingt als Oppositionsführer. Das Dilemma setzt sich für diese Partei bis heute fort. Vielleicht hätte auf Bundesebene Johannes Rau mehr erreicht, doch damals konzentrierte er sich auf NRW. Auch heute fragt man sich, wer gestaltet die SPD. Saskia Esken und Norbert Walter-Borjan sind es wohl kaum.

orangsaya antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306

Ich hatte jetzt nicht vor, eine genaue Analyse zu liefern, sondern wollte einfach nur ein paar Stichworte in den Raum werfen, dass halt früher auch nicht alles so war wie man sich das jetzt so vorstellt.

Und natürlich weicht die AfD auch in vielem von der früheren CDU ab.
Aber europakritische Stimmen hat es auch damals gegeben... von der Währungsunion mal ganz zu schweigen.

Und "Meinungsverbote" gab es früher genau so wie heute... natürlich ist man früher auch schon mit abweichenden Ansichten angeeckt, was auch sonst...?

Deshalb gibt es aber trotzdem keine "Meinungsdiktatur"...

lucan-7 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Das sind interessante Gedanken. Das mit der Überforderung stimmt wohl. Ich habe mich selbst schon im Gespräch mit einem AfD-Wähler dabei ertappt, genervt zu reagieren, weil die Diskussion mit der Zeit einfach nervenaufreibend ist und manche Argumente mir einfach zu blöd vorkommen. Mit einem, der aufgeschlossen gegenüber der Reichsbürger-Theorie ist, habe ich mal mehrere Stunden diskutiert. Das war mir irgendwann auch einfach zu blöd. Bei einem Facebook-Kontakt, der sich überzeugt von der Bill-Gates-Theorie gezeigt hat, habe ich einfach müde seufzend weitergescrollt. Ich habe mit der Person eh nicht viel zu tun und hatte keine Lust, gegen eine Wand anzureden. Aber immerhin habe ich diese Leute nicht aus meinem Leben verbannt und verurteile sie nicht, wenn sie mir missliebige Meinungen vertreten.

Das mit der großen Koalition mag ein Mitgrund für die Entwicklung der Diskurskultur sein. Da wir Deutschen sehr politisch sind, fehlt bei den Volksparteien die Reibungsfläche.

Vielleicht mag auch die Kultur der NS-Erinnerung eine Rolle spielen. In meiner Schulzeit gab es seit der Grundschule stundenlange Gespräche über das Leid der NS-Opfer. Früher betraf meine Abneigung dabei aber ausschließlich Minderheiten wie Holocaustleugner und NPD-Wähler. Menschen, die ich nie persönlich zu Gesicht bekam. Dass der Einzug einer sich als rechts verstehenden Partei in den Bundestag da Abwehrreflexe hervorruft, ist durchaus verständlich, ganz unabhängig von der Frage, ob von der AfD ein reales Massenmordrisiko ausgeht oder nicht.

Dass christliche Denkschulen an Bedeutung verloren haben, hat einen zusätzlichen Effekt. "du sollst den anderen nicht richten", "râum erst den Balken aus deinem Auge Weg, bevor du den Splitter beim Nächsten suchst", "behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest" sind einfache Grundwerte, die an Bedeutung verloren haben, was sich auch auf die Diskurskultur auswirkt.

freigeist04 antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @freigeist04

Vielleicht mag auch die Kultur der NS-Erinnerung eine Rolle spielen. In meiner Schulzeit gab es seit der Grundschule stundenlange Gespräche über das Leid der NS-Opfer. Früher betraf meine Abneigung dabei aber ausschließlich Minderheiten wie Holocaustleugner und NPD-Wähler. Menschen, die ich nie persönlich zu Gesicht bekam. Dass der Einzug einer sich als rechts verstehenden Partei in den Bundestag da Abwehrreflexe hervorruft, ist durchaus verständlich, ganz unabhängig von der Frage, ob von der AfD ein reales Massenmordrisiko ausgeht oder nicht.

Hm, naja. Ich halte es auch für sehr wichtig, eine gute Erinnerungskultur zu haben, an Zeiten, die es möglichst nie wieder geben darf.

Allerdings: Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht. Z.B. habe ich ziemlich gestutzt, als der Geschichtslehrer meines Sohnes gleich im ersten Elternabend erklärte, er werde jetzt in der 6. Klasse Einiges weglassen, u.a. die Steinzeit (nicht, dass die so wichtig wäre, mir geht's ums Prinzip...), um dann für das 20. Jahrhundert mehr Zeit zu haben. Das wird dann wieder dazu führen, dass die Schüler in mindestens 3 Fächern pausenlos das gleiche Thema um die Ohren gehauen bekommen, nämlich die Nazizeit (die Fächer sind Geschichte, Gemeinschaftskunde und Religion/ Ethik).

Und dieses Vorgehen kenne ich aus meiner Schulzeit in der DDR. Noch etwas verschärfter: Man hatte in vielleicht 2 Schuljahren bis 1848 alles abgehandelt, dann kam nur noch Geschichte der Arbeiterbewegung und der SED. Wie sehr das den Schülern zum Halse raushing, kann man sich vorstellen.

Des weiteren erlebe ich es auch heute noch so, dass die Nazizeit in einer Weise vermittelt wird, dass bei den Schülern der Eindruck entsteht: Wer für die Nazis war, muss einfach ein bisschen dumm gewesen sein. Aber so war es ja mitnichten! Nahezu alle waren für die Nazis - weil sie u.a. viele Vorteile davon hatten. Mir fehlt ein Herangehen an diese Zeit, das die Schüler fühlen und erfahren lässt: Oh ja, Nationalsozialismus war Mainstream! Und ich hätte mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auch mitgemacht, weil... Ich stelle mir z.B. Projekte vor, wie die Erforschung der eigenen Familiengeschichte. Dabei erlebt man sein blaues Wunder. (Mir ist schon bewusst, dass in vielen Familien diese Zeit ein absolutes Tabu war - aber ich erlebe zunehmend, dass es nun doch Antworten gibt, weil die letzten Zeitzeugen langsam wegsterben.)

Privatfilme, Bilder aus der Zeit...

Mir geht das oft zu schnell, dass pubertäre Provokationen oder auch ernstgemeinte Fragen abgewürgt werden, "weil man das nicht fragen dürfe". Ich bin durchaus dafür, dass es einige Tabus gibt - aber es sind mir zu viele

Und das geht nun wieder in die Richtung dessen, was du beklagt hast.

Übrigens fehlt mir im heutigen Geschichtsunterricht vor allem auch mehr Information zur DDR.

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PeterPaletti
Beiträge : 1317
Veröffentlicht von: @freigeist04

In meiner Schul- und Unizeit habe ich eine Atmosphäre kennen gelernt, in der die kritische und freie Meinungsäußerung sehr stark gefördert wurde. Ich hatte immer das Gefühl, sagen zu können, was ich denke, ohne dass mich jemand für meine manchmal kontroversen Ansichten sozial ausgegrenzt oder benachteiligt hätte.

Kann ich für mich nicht bestätigen. Ich bin in den 80er Jahren in NRW zur Schule gegangen, und selbst zu dieser Zeit gab es für bestimmte Äußerungen Repressionen.
Ein Lehrer hat ziemlichen Ärger bekommen, weil er pubertierenden Schülerinnen und Schülern das Sex-Buch von Günter Amendt auslieh.
Ein Schüler hat ziemlichen Ärger bekommen, weil er für die Schülerzeitung das Vater-Unser umdichtete.
Ein anderer Schüler hat Druck bekommen, weil er in der Schule für Amnesty International eintrat.
Auch später in der Uni-Zeit gab es gewissen Gruppendruck, als ordentlicher Student der Geisteswissenschaften hatte man einigermaßen "links" zu sein und Sympathien für den Feminismus zu bekunden. Das gipfelte dann in der Aktion der "lila Karte", die in den Lehrveranstaltungen gezückt wurde, wenn man sich keiner geschlechter-gerechten Sprache befleißigte. Das grenzte dann schon an Zensur.
Gruppendruck und Ausgrenzung ist m.E. keine Erfindung der 2010er Jahre.

peterpaletti antworten
Anonymous
 Anonymous
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Veröffentlicht von: @freigeist04

Ich bin auch kein Verschwörungstheoretiker. Und auch kein Afd-Sympatisant. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich von diesen und anderen Gruppen Gruppen deutlich abgrenzen muss, um sozial akzeptiert zu bleiben und weiterhin Ernst genommen zu werden.

Gut so. Ich kann Verschwörungstheoretiker und Afd-Sympatisanten auch nicht ernst nehmen. Und da solchen Leuten gegenüber rationale Argumente selten verfangen - was bleibt da anderes übrig als sie entweder schlicht zu ignorieren oder zumindest sich zu weigern, mit ihnen über ihre absurden Vorstellungen zu diskutieren?

Veröffentlicht von: @freigeist04

ch habe das Gefühl, dass ich in Deutschland aufpassen muss, was ich sage, damit mir keine sozialen oder beruflichen Nachteile entstehen

War immer so - und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Und die Menge der Gruppen, von denen ich ich stândig unter Beweis stellen muss, dass ich nicht dazu gehöre, nimmt immer mehr zu.

Glaub ich Dir nicht. Niemand muß ständig unter Beweis stellen, zu welchen Gruppen er nicht gehört.
Oder bist Du so eine wichtige Person des öffentlichen Lebens, dass ständig alle an Deinen Lippen hängen und jede Geste Deinerseits deuten wie einst die Auguren den Flug der Basstölpel?

Vorschlag: vertrete die Meinungen, die Dir vernünftig und gerechtfertigt erscheinen. Vertritt sie mit guten, durchdachten, d.h. konsistenten Argumenten.
Wenn Du daraufhin von manchen Leuten "ausgegrenzt" wirst, dann weißt Du, dass diese Leute eben für gute Argumente unempfänglich sind. Und mit denen brauchst Du dann zukünftig nicht weiter zu diskutieren.

Verwechsele allerdings nicht - Lucan sprach es schon an - Widerspruch mit ungerechtfertigter Ausgrenzung. Wenn Du rassistischen, verschwörungstheoretischen oder homophoben Unfug von Dir gibst, dann hast Du kein verbrieftes Recht, dass man Dich ernst zu nehmen habe. Freilich kannst Du Dich dann in die Blasen begeben, in denen man entsprechende Meinungen vertritt. Dort würde man Dich gegebenenfalls warm und herzlich willkommenheißen.

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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @blackjack

Freilich kannst Du Dich dann in die Blasen begeben, in denen man entsprechende Meinungen vertritt. Dort würde man Dich gegebenenfalls warm und herzlich willkommenheißen.

Zu diesem Thema kann ich nur allerwärmstens die Bücher von Tuvia Tenenbom enpfehlen:
"Allein unter Deutschen"
"Allein unter Juden"

und inzwischen noch ein paar andere. Tenenbom macht genau das: begibt sich unter dubiose Gruppen, vorgeben, dass er gleich denkt, damit sie mit ihm reden, auspacken - dann schreib er einfach mit...

Allerdings sollte nur derjenige sie lesen, der einen verbrieften Hang zu äußerst schwarzem Humor hat... (der Herr Tenenbom hat sich Einiges zwischen Boykott und Bedrohungen anhören müssen, was ich an manchen Stellen der Bücher sogar etwas nachvollziehen konnte...)

Anonymous antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0

Liest sich wie ein interessanter Tipp. Danke für den Hinweis!

Anonymous antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @blackjack

Ich kann Verschwörungstheoretiker und Afd-Sympatisanten auch nicht ernst nehmen.

Die Freiheit das zu tun, steht Dir natürlich zu. Und ich lerne: Vor dieser arroganten Voreingenommenheit schützt auch kein noch so hoher Intelligenzquotient.

Veröffentlicht von: @blackjack

Wenn Du rassistischen, verschwörungstheoretischen oder homophoben Unfug von Dir gibst, dann hast Du kein verbrieftes Recht, dass man Dich ernst zu nehmen habe.

Und man läuft Gefahr von dem großen Meister dann nicht nur nicht ernst genommen, sondern gleich noch zum Dumpfbacken erklärt zu werden.

Veröffentlicht von: @blackjack

Statt dessen sind es die Dumpfbacken aus dem Mileu von AfD, Pegida und Reichsbürgertum,

Soviel zum Thema Diskussionkultur....

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Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

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Veröffentlicht von: @ostwind

Die Freiheit das zu tun, steht Dir natürlich zu.

Genau. 😊

Veröffentlicht von: @ostwind

Und ich lerne: Vor dieser arroganten Voreingenommenheit schützt auch kein noch so hoher Intelligenzquotient.

Tja, die einen nennen's eine arrogante Voreigenommenheit, die anderen ein irgendwann mal, nach Betrachtung der Sache, gefälltes Urteil.

Veröffentlicht von: @ostwind

Soviel zum Thema Diskussionkultur....

Ich bin kein Sozialarbeiter, dessen Aufgabe es womöglich wäre, ideologisch Abgedrifteten zwecks Integration mit viel Verständnis hinterherzufühlen.

Anonymous antworten
Anonymous
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Beigetreten : Vor 1 Sekunde

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Veröffentlicht von: @blackjack

Tja, die einen nennen's eine arrogante Voreigenommenheit, die anderen ein irgendwann mal, nach Betrachtung der Sache, gefälltes Urteil.

Wenn dieses Urteil von der Qualität ist, wie Du es vor einiger Zeit über Broder gefällt hast,

Veröffentlicht von: @blackjack

Ich hab schon seit Jahren mit Broder "fertig". Aber wenn sich einer seit nunmehr Jahrzehnten in der Rolle des Politisch Inkorrekten gemütlich einrichtet und verläßlich gegen linke und ökologische Ideen stichelt, indem er sich die intellektuell Schwächsten ihrer Vertreter zum Ziel nimmt, statt gründlich durchdachte Argumente wider die Schwergewichte unter seinen Meinungsgegnern in's Feld zu führen,

dann solltest Du vielleicht mal versuchen Deine ideologischen Scheuklappen abzunehmen.
Diese Geschreibsel hat damals nicht gestimmt und stimmt heute nicht. Allein Broders letzte zwei Bücher könnten Dir ein Licht aufgehen lassen. Aber die fasst Du wahrscheinlich aus Angst, Dein eigenes Urteil revidieren zu müssen, gar nicht erst an.

Veröffentlicht von: @blackjack

Ich bin kein Sozialarbeiter, dessen Aufgabe es womöglich wäre, ideologisch Abgedrifteten zwecks Integration mit viel Verständnis hinterherzufühlen.

Da bringst Du jetzt einiges durcheinander.
Kein Mensch verlangt, dass Du den Leuten in den Arsch kriechst.

Es ging um Diskussionkultur.
Aber scheinbar bist Du zufrieden damit, wenn Dir auf Dein "Dumpfbacke" hin ein "Vollidiot" entgegenschallt.

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @ostwind

Aber scheinbar bist Du zufrieden damit, wenn Dir auf Dein "Dumpfbacke" hin ein "Vollidiot" entgegenschallt.

Genau... wir kennen ja die typischen Postings von Jack hier im Forum: Mal eben schnell und lieblos ein paar Beleidigungen hinrotzen, und das war's...

Ich denke auch, er könnte sich da doch mehr Mühe geben und vielleicht mal etwas ausführlicher schreiben... so geht's halt nicht...

😀

lucan-7 antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @lucan-7

Ich denke auch

.... du hast das Problem nicht erfasst.

Anonymous antworten


Freigeist04
Themenstarter
Beiträge : 64

https://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-kampf-gegen-rassismus-liberale-tun-sich-am-schwersten-a-4279f1ed-1f5c-4c5c-bc58-3eaa157ec9cb

Zitat: "Alle Weißen sind Rassisten"

Dieser Artikel aus dem Spiegel ist ein Lehrstück dafür, wie mit moralisierenden Begriffen, Gruppendruck und Sprachverwirrung Meinungsbildung betrieben werden kann. Wer meint, dass es hier noch möglich ist, sich mit ernsthaften Argumenten dagegen zu positionieren, ohne sich selbst auszugrenzen, der ist völlig naiv.

freigeist04 antworten
22 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @freigeist04

Dieser Artikel aus dem Spiegel ist ein Lehrstück dafür, wie mit moralisierenden Begriffen, Gruppendruck und Sprachverwirrung Meinungsbildung betrieben werden kann.

Wieso denn das? Der Artikel sagt ja gerade aus, dass derartige Meinungen eben NICHT übernommen werden... was wohl den Tatsachen entspricht, immerhin sind diese Ansichten recht extrem formuliert. Es sind Denkanstöße... Selbstverständlichkeiten werden hinterfragt, man kann darüber diskutieren.
Das ist nicht schlecht.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wer meint, dass es hier noch möglich ist, sich mit ernsthaften Argumenten dagegen zu positionieren, ohne sich selbst auszugrenzen, der ist völlig naiv.

So? Ich positioniere mich mit ernsthaften Argumenten dagegen.

Zum Beispiel dies: Wer Rassismus nur in Extremen zu definieren vermag und jeden "weissen" Menschen zum Rassisten erklärt, ist letztlich selbst ein Rassist und wird am Ende alles relativieren und die gesellschaftliche Spaltung vorantreiben. Am Ende wird es nur Verlierer geben können.

Und nun?

Wo werde ich ausgegrenzt?

lucan-7 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Ich grenze dich nicht aus. Ich halte deine Argumente auch für stichhaltig. Aber gegenüber jedem, der die Meinung der Autorin teilt, wirst du mit solchen Argumenten nur Munition liefern, um dich ins Abseits zu bugsieren. Je mehr Argumente du nennst, desto mehr wirst du sie in ihrer Meinung bestärken, dass Menschen wie du das Problem sind. Sie will mit ihren Gedankenanstößen nicht überzeugen, sondern polarisieren.

freigeist04 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @freigeist04

Aber gegenüber jedem, der die Meinung der Autorin teilt, wirst du mit solchen Argumenten nur Munition liefern, um dich ins Abseits zu bugsieren.

Und was interessiert mich das? Es ist eine Meinung einer bestimmten Autorin. Damit kann ich mich auseinandersetzen... aber sie bestimmt nicht die Ansicht der Gesellschaft. Ich denke, die meisten Leute werden ihr widersprechen, aus ganz verschiedenen Gründen. Repräsentativ ist sie jedenfalls nicht.

Warum denkst du, das sie es sein könnte?

lucan-7 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Ich halte sie nicht für repräsentativ. Aber den Diskussionsstil halte ich für repräsentativ.

Dieser ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

1. Wenig Fakten und wenig Argumentation

2. Verwendung von moralisch aufgeladenen Begriffen (in diesem Fall Rassismus)

3. Umdefinition von moralisch aufgeladenen Begriffen, so dass sie auf die "Gegner" passen.

4. Diskreditieren des gegnerischen Standpunktes als unmoralischer Standpunkt.

5. Noch ein paar Pseudoargumente, die den Gegner vollständig als verwerflich und unwürdigen Diskussionspartner "entlarven".

Dieses Argumentationsmuster mag vielleicht nicht immer fruchten. Aber dort, wo solche Beiträge auf Zustimmung stoßen, erzeugen sie menschliche Filterblasen, die für Argumente außerhalb nicht mehr zugänglich sind.

freigeist04 antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @freigeist04

Aber dort, wo solche Beiträge auf Zustimmung stoßen, erzeugen sie menschliche Filterblasen, die für Argumente außerhalb nicht mehr zugänglich sind.

Wow...

Und du entscheidest welche Argumente okay sind, und welchen man nicht folgen dürfte? Oder wann verabschiedet man sich in Filterblasen und wann nicht?

littlebat antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Einfach Mal im Internet nach "unfairen Gesprächstaktiken" googlen. Dafür gibt es objektive Kriterien. Eine moralisierende pauschale Abwertung von allem, was ein Kontrahent entgegnen könnte, ist kein Argument. Eine Nutzung von moralischen Kampfbegriffen ohne jegliche Bereitschaft, sich auf eine Definition dieser Begriffe zu einigen, ist auch kein Argument.

freigeist04 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306

Kritisches Denken und Argumentieren sind sicherlich Dinge, die in den Schulen stärker behandelt werden sollten, da stimme ich dir zu. Vor allem Jugendliche sind da meistens schlecht vorbereitet.

Das ist aber eigentlich wieder ein Thema für sich...

lucan-7 antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 1 Sekunde

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @lucan-7

Wo werde ich ausgegrenzt?

Bitteschön:

(((WIR))) --> --> --> lI]]]Lucan-7

😊

Anonymous antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @freigeist04

Dieser Artikel aus dem Spiegel ist ein Lehrstück dafür, wie mit moralisierenden Begriffen, Gruppendruck und Sprachverwirrung Meinungsbildung betrieben werden kann.

Das ist erstmal ein interview und kein Artikel. Das zeigt schonmal: ah, der Spiegel hat ein interview mit irgendjemandem gemacht, der seine Ansicht bzw. eine bestimmte These verteidigt/erläutert. Was ein Interview nicht ist: eine sakrosankte, unhinterfragbare, undiskutierbare Naturkonstante.

Veröffentlicht von: @freigeist04

sich mit ernsthaften Argumenten dagegen zu positionieren

Du könntest doch versuchen ernsthafte Argumente dafür zu finden, dass weiße keine Privilegien genießen. Wenn du keine finden würdest, wäre das dann die "Schuld" der betreffenden These?

Veröffentlicht von: @freigeist04

ohne sich selbst auszugrenzen

Du würdest dich halt gleichzeitig in eine andere Gruppe inkludieren. Das war aber schon immer so. Man kann nicht allen Meinungsgruppen gleichzeitig angehören - aber manchmal muss man vielleicht auch einfach Schneid haben, um vor sich selbst einzugestehen, dass man eben dieser oder jener Meinungsgruppe angehört (und einer anderen, die einem vielleicht sympathischer wäre oder angenehmer, nicht).

So wie es eben nicht einfach ist, sich die eigenen Privilegien einzugestehen. Meine Vergangenheit hätte mit einer anderen Hautfarbe ganz sicher nicht in meine jetzige Position geführt, sondern eher in den Knast.

littlebat antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

"Meinungsgruppe", das ist ein sehr beschönigender Begriff für Filterblasen, die nur unter ihresgleichen bleiben. Wieso muss ich den Schneid haben mir einzugestehen, dass ich zu einer Meinungsgruppe gehöre? Wieso darf ich nicht frei sein, mir selbst meine Meinung durch eigenes Nachdenken zu bilden? Die sich meistens keinem festen Raster zuordnen lässt. Wir schreiben uns auf die Fahne, bunt sein zu wollen. Offen zu sein für Menschen jeglicher Weltanschauung oder sexuellen Orientierung. Aber in der Meinungsvielfalt sind wir absolut totalitär geworden. Wer aus dem Raster fällt, gehört ausgegrenzt.

freigeist04 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @freigeist04

Wir schreiben uns auf die Fahne, bunt sein zu wollen. Offen zu sein für Menschen jeglicher Weltanschauung oder sexuellen Orientierung. Aber in der Meinungsvielfalt sind wir absolut totalitär geworden. Wer aus dem Raster fällt, gehört ausgegrenzt.

"Bunt" zu sein, bedeutet eine vielfältige Gesellschaft mit vielen verschiedenen Gruppen zu haben... es bedeutet aber nicht, dass sich diese Gruppe alle fröhlich miteinander vermischen müssen. Das will wohl keiner, es gibt da etliche Leute in deren Gesellschaft ich mich sicher nicht wohl fühlen würde.

Trotzdem kann man sich gegenseitig respektieren, auch wenn man nicht einer Meinung ist. Darum geht's.

lucan-7 antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @freigeist04

"Meinungsgruppe", das ist ein sehr beschönigender Begriff für Filterblase

Quatsch. Es ist einfach ein Begriff für eine Gruppe, die einer gewissen Ansicht ist - Christ*in z.B. ist auch so eine Gruppe. In sich sind solche Gruppen selten durchgängig homogen.

Filterblasen sind keine Personen. Und daher können sie auch nicht unter sich bleiben. Daher ist der Satz eigentlich auch völliger Nonsense.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wieso muss ich den Schneid haben mir einzugestehen, dass ich zu einer Meinungsgruppe gehöre?

Hab ich nicht über dich geschrieben.
Aber ich kenne einige Menschen, die rechtsextremen Meinungen anhängen, oder Ideen aus der Reichsbürgerszene. Die maulen auch immer rum, wenn ich ihnen das sage. Hätten sie Schneid, würden sie dazu stehen, was sie denken und damit leben, dass sie damit eben Rechtsextremisten oder Reichsbürgern nahe stehen. Oder sie würden anfangen nachzudenken und überlegen, was an ihren Ansichten sinnvoll und was nicht sinnvoll ist.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wieso darf ich nicht frei sein, mir selbst meine Meinung durch eigenes Nachdenken zu bilden?

Wer verbietet es dir?

Veröffentlicht von: @freigeist04

Die sich meistens keinem festen Raster zuordnen lässt.

Was ist so schlimm daran jemandem zu sagen, dass er die gleichen schwurbeligen Ideen für wahr hält, die z. B. auch unter Reichsbürgern oder Antisemiten grassieren?
Dann kann derjenige das ja immer noch glauben. Es ist kein Verbot!

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wir schreiben uns auf die Fahne, bunt sein zu wollen. Offen zu sein für Menschen jeglicher Weltanschauung oder sexuellen Orientierung.

Nein, das tun "wir" nicht.
"Wir" können auch einfach sagen, wenn wir QANON, Chemtrails, Bill Gates-Erzählungen etc. für Schwurbelkram halten 😀

Veröffentlicht von: @freigeist04

Aber in der Meinungsvielfalt sind wir absolut totalitär geworden.

Soviel zum Thema Umdefinieren von Worten 😉

littlebat antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
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Beiträge : 64

Also ich finde es erst mal völlig okay, dass du jemandem mit Ideen aus der Reichsbürgerszene darauf aufmerksam machst, zu welcher Gruppe er gehört. Ich finde es auch okay, wenn du jemandem sagst, dass du das Thema für abwegig hälst und keine Lust hast, über sowas zu diskutieren. Was ich nicht okay finde, ist, dass man auch bei völlig unverdächtigen Themen wie der Frage nach dem Frontalunterricht in Schulen, bei Erörterungen über die Diskurskultur oder Diskussionen über den generischen Maskulin in ein Raster gepresst wird. Ja, weil die Rechten solche Positionen auch vertreten, muss ich ja rechts sein.

freigeist04 antworten
Lombard3
(@lombard3)
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Beiträge : 4292

Widerspruch in sich

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wieso darf ich nicht frei sein, mir selbst meine Meinung durch eigenes Nachdenken zu bilden?

Du bist frei dazu.

Veröffentlicht von: @freigeist04

Wir schreiben uns auf die Fahne, bunt sein zu wollen. Offen zu sein für Menschen jeglicher Weltanschauung oder sexuellen Orientierung.

Aha - hier willst du andere in ihrer Freiheit begrenzen.

😉

lombard3 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

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Wie kommst du auf sowas?

freigeist04 antworten
Lombard3
(@lombard3)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4292

Na ja der, der Freiheit will gönnt sie anderen nicht.

lombard3 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
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Beiträge : 64

Wem gönne ich die Freiheit nicht?

freigeist04 antworten
Lombard3
(@lombard3)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4292

Oh, wenn ich dich missverstanden habe, tut es mir leid.

Wie stehst du zu homosexuellen Beziehung und gleichgeschlechtlicher Ehe?

lombard3 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Ich bin gegen Beschränkungen einvernehmlicher Sexualität unabhängig von der sexuellen Orientierung, außer wenn es um Minderjährige geht.

Ich "gönne" es auch homosexuellen Liebespaaren, die rechtlichen Vorteile einer standesamtlich registrierten Ehe zu genießen.

freigeist04 antworten
Lombard3
(@lombard3)
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Beiträge : 4292

ok,dann sorry

lombard3 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
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Beiträge : 64

Zu dem Thema des Spiegel-Artikels:

Der Hinweis auf die privilegierte Stellung von Menschen weißer Hautfarbe ist das einzige valide Faktum, das die Interviewte anführt. Und dann vielleicht noch der Hinweis auf unbewusste Benachteiligung von schwarzen Schülern trotz bester Vorsätze von Lehrern, die das eigentlich gar nicht wollen.

Die meiste Zeit spielt sie aber mit dem Begriff Rassismus, den sie auf alles und jeden anwendet. Dabei drückt sie sich bewusst um eine klare Definition des Begriffs. Sie macht auch keine wirklichen Lösungsvorschläge, wie man die Lebenssituation von Menschen schwarzer Hautfarbe verbessern könnte. Und nein, es ändert gar nichts, wenn nun jeder Mensch, der eine weiße Hautfarbe hat, ein notorisch schlechtes Gewissen für sein Weiß-Sein entwickelt und anfängt, seine Gedankenwelt nach potentiellen Vorurteilen zu durchforsten.

Mal ganz davon abgesehen, dass Menschen weißer Hautfarbe es zuweilen in Gegenden mit überwiegend schwarzer Bevölkerung auch nicht unbedingt leicht haben und Menschen schwarzer Hautfarbe auch nicht unbedingt durch die Bank Vorbilder in der Gleichbehandlung von weißen Menschen sind.

freigeist04 antworten
LittleBat
(@littlebat)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1813
Veröffentlicht von: @freigeist04

Sie macht auch keine wirklichen Lösungsvorschläge, wie man die Lebenssituation von Menschen schwarzer Hautfarbe verbessern könnte.

Darum ging es in dem Interview auch gar nicht 🙄
Das meine ich, wenn ich sage, dass du zwar meckerst, aber gar nicht erfasst hast, was ein Interview ist, wozu dieses gemacht wurde - und was es eben nicht ist und nicht sein will.

Den rest brauchen wir hier nicht diskutieren. Passt hier nicht hin.

littlebat antworten
Lombard3
Beiträge : 4292

Kein Umgang mit Kritik

Veröffentlicht von: @freigeist04

Ich habe das Gefühl, dass sich diese Situation grundlegend in den letzten 6-7 Jahren gewandelt hätte. Nein, ich bin kein Migrationskritiker.

Also mir es eher so vor, dass Personen die schreiben du, im Grunde einfach die Kritik an ihrer Meinung nicht möchten / mögen und sich dann als Opfer stilisieren.

Was denkst wie andere für ihre Meinung auch Probleme bekommen?

Wenn du eine gute Meinung hast, dann steh dazu.

lombard3 antworten
6 Antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Nein. Ich fühle mich nicht als Opfer. Ich habe auch kein Problem damit zu meiner Meinung zu stehen. Bloß dass sich eben beobachtungsgemäß keiner mehr für die Argumente interessiert. Für die Meinung schon. Um mich einzuordnen. Aber nicht, um mit mir zu diskutieren. Erörterungen über mögliche Problemlösungen sind Mangelware geworden. Erörterungen über die richtige/ falsche Gesinnung von Menschen haben Hochkonjunktur.

freigeist04 antworten
Lombard3
(@lombard3)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 4292

Ich finde auch, dass Argumente und gutes Argumentieren wichtig sind.

Mein Eindruck ist zwar auch, dass bspw. durch das Smartphone und das Internet so viel an Informationen einströmt, dass wir mehr filtern (müssen), aber ob das genau stimmt, weiß ich nicht.

lombard3 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @freigeist04

Nein. Ich fühle mich nicht als Opfer. Ich habe auch kein Problem damit zu meiner Meinung zu stehen. Bloß dass sich eben beobachtungsgemäß keiner mehr für die Argumente interessiert. Für die Meinung schon. Um mich einzuordnen. Aber nicht, um mit mir zu diskutieren.

Dann stell' dir mal vor, du würdest über jede Meinung, die dir heute begegnet, intensiv diskutieren und Ansichten austauschen.

Ich schätze, du würdest zu nichts anderem mehr kommen. Früher haben bestimmte, wenige Nachrichten eine ganze Woche geprägt. Heute prasseln die Nachrichten im Stundentakt auf uns ein. Zeit für eine intensive Auseinandersetzung bleibt da kaum.

lucan-7 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Ja, die schlichte Fülle von Meinungen könnte ein Grund für den Rückzug sein. Es ist einfach anstrengend, viel Zeit mit Menschen zu verbringen, die stark abweichende Meinungen haben und ständig das Bedürfnis haben, diese Dinge zum Thema zu machen. Also igelt man sich ein und bleibt unter Menschen, die ähnlich denken.

freigeist04 antworten
Freigeist04
(@freigeist04)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 64

Ich frage mich jedoch, wie Demokratie überhaupt noch funktionieren soll, wenn man sich damit abfindet, dass die kontroverse Auseinandersetzung sowieso zu zeitaufwendig und zu nervenaufreibend ist, um ernsthaft betrieben zu werden. Ohne gesellschaftliche Debatten über politische Themen kann man sich das mit der Demokratie auch gleich sparen. Wenn sich die Debatte darauf beschränkt "du Nazi" und "du Gutmensch" zu rufen, wo ist dann noch der qualitative Unterschied dazu, einen Bürgerkrieg um die richtige Gesinnung zu führen?

freigeist04 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306
Veröffentlicht von: @freigeist04

Ich frage mich jedoch, wie Demokratie überhaupt noch funktionieren soll, wenn man sich damit abfindet, dass die kontroverse Auseinandersetzung sowieso zu zeitaufwendig und zu nervenaufreibend ist, um ernsthaft betrieben zu werden.

Ist sie ja nicht unbedingt. Es findet nur eine Auswahl statt. Ich tausche mich nicht über jede Kleinigkeit aus, sondern suche mir Dinge heraus, über die ich gerne reden würde.

lucan-7 antworten


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