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Hoffnung für Syrien... und komisches "Demokratieverständnis" in Deutschland


Blackhole
Themenstarter
Beiträge : 1112

Der Krieg in Syrien dauert jetzt schon 8 Jahre. Syrische Kinder von heute kennen nur Krieg.
Ins Bewusstsein rückt der Krieg erst jetzt wieder, wo Erdogan der ganzen NATO in den Rücken fällt und Putin und Assad Syrien auf dem Silbertablett serviert.

Ich möchte in dem Zusammenhang daran erinnern, daß es eigentlich seit 2015 einen von Syrern selbst ausgearbeiteten Verfassungsentwurf gibt:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2015-12/riad-syrien-acht-punkte-katalog-freie-syrische-armee-nationalkongress-opposition?fbclid=IwAR17fie43dGuVV7E_JlPoSGCoZwfziaWL1TD2Y7BiHHCG9Ag3NFgV3z9J24
Ziel ist ein demokratischer, ziviler und pluralistischer Rechtsstaat ohne den jetzigen Präsidenten Baschar al-Assad, sagte ein Sprecher des Oppositionsbündnisses Nationale Syrische Koalition. Geeinigt hätten sich die Teilnehmer auch auf die Wahrung der Menschenrechte, die Bekämpfung des Terrorismus und die Ablehnung aller ausländischen Kräfte im Land.

Außerdem arbeiten hochrangige Vertreter der syrischen Gesellschaft gegen die Regierung aktiv an Frieden und Versöhnung, samt dem dazu nötigen Schuldeingeständnis daß jeweils auch die eigene Schuld trägt: (So ein Eingeständnis fehlt zum Frieden auf dem Balkan, speziell von einer bestimmten Seite)
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/frieden-fuer-syrien-geheimmission-frieden-100.html?fbclid=IwAR2UVtj-yPhgJw2R1MHx3pVSqoqaFzAIw4N0pphgRytDQecAFmqq61isN10

Derweil machte ich auf Facebook die irrtierende Erfahrung, daß nicht wenige Deutsche erst recht bereit sind, die syrische Bevölkerung Assad und Putin zum Fraß vorzuwerfen.

Klar weiß ich, daß auch die USA im Nahen Osten schlimmste Verbrechen begangen haben. Aber macht das die Verbrechen der anderen Seite weniger schlimm? Leidet ein Elternteil das sein zerfetztes Kind im Arm hat denn weniger, nur weil die Seite die die Bombe geworfen hat nicht Stars and Stripes trägt? Hat ein Folteropfer weniger Schmerzen, nur weil er/sie nicht in Guantanamo gefoltert wird sondern in Damaskus oder Homs?

Ein Kommentator meinte: "Es gibt keine globale Demokratiefähigkeit!"
Warum nicht? Wo haben wir Deutsche die Demokratiefähigkeit im Erbgut und die Syrer nicht? Welche DNA-Sequenzen sollen das sein?
Auch wir Deutsche haben schon eine Demokratie verschossen.

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11 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 21311

Ich sehe das inzwischen ziemlich ernüchtert. Ein Frieden in einer Diktatur ist besser als überhaupt kein Frieden. Und ein Verfassungsentwurf ist nichts wert, wenn er nirgendwo mitgetragen wird.

Das heisst nicht, dass ich die Demokratiebestrebungen in Syrien einfach aufgeben würde. Aber ich fürchte, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Jetzt geht es allein darum, die Bomben und den Terror zu stoppen. Und da zur Zeit weder die USA noch die Nato oder die EU dazu bereit sind, ihre Soldaten für Syrien sterben zu lassen muss eben eine andere Lösung her. Und die heisst Putin und Assad. Jedenfalls hier und heute.

Ich denke aber nicht, dass hier das letzte Wort schon gesprochen ist. Assad wird nicht ewig bleiben, und es wird neue gesellschaftliche Ansätze geben. Aber erst dann, wenn das Land befriedet und wieder aufgebaut ist und die Menschen sich nach all ihrer Trauer wieder der Zukunft zuwenden können.

Es wird vielleicht einmal eine Generation von Rückkehrern geben, die viele neue Ansätze und Ideen mitbringen aus den Ländern, in denen sie in der Zwischenzeit gelebt haben. Nur eine Möglichkeit von vielen.

Aber im Moment geht es nur darum die Gewalt zu beenden.

lucan-7 antworten
1 Antwort
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

Ja, das sehe ich genauso. Assad und Putin sind das kleinere Übel.

ungehorsam antworten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @blackhole

Derweil machte ich auf Facebook die irrtierende Erfahrung, daß nicht wenige Deutsche erst recht bereit sind, die syrische Bevölkerung Assad und Putin zum Fraß vorzuwerfen.

Das könnte daran liegen das Diktaturen weit besser sind als Krieg und es keine anderen Möglichkeiten gibt. Ohne die USA können wir nicht viel unternehmen und mit Trump auch nicht. Wie willst du jetzt deutsche Truppen nach Nordsyrien kriegen, Assad, Erdogan und Putin wegballern?

Veröffentlicht von: @blackhole

Ein Kommentator meinte: "Es gibt keine globale Demokratiefähigkeit!"
Warum nicht? Wo haben wir Deutsche die Demokratiefähigkeit im Erbgut und die Syrer nicht? Welche DNA-Sequenzen sollen das sein?

Die DNA nennt sich Aufklärung und die gab es nur in Europa.

Anonymous antworten
8 Antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983

Das könnte daran liegen das Diktaturen weit besser sind als Krieg und es keine anderen Möglichkeiten gibt. Ohne die USA können wir nicht viel unternehmen und mit Trump auch nicht. Wie willst du jetzt deutsche Truppen nach Nordsyrien kriegen, Assad, Erdogan und Putin wegballern?

Das könnte auch daran liegen, daß ein Leben in einer Demokratie kein Menschenrecht ist. Die Uno ist voller Despoten und gleichberechtigter zu demokratisch gewählten Volksvertretern. Das Übel ist, dass nur ein Vertreter für Syrien gültig ist und das ist Assad. Der Bürgerkrieg gilt, wie andere Bürgerkriege auch, als innere Angelegenheit.
Russland ist genau genommen, das einzige Land, dessen Einsätze klar legal sind, weil Syrien es wünscht.
Dagegen kann gültig nur der Sicherheitsrat was machen.
Solche Argumente, wie Nothilfe sind nur Hilfskrüken. Vielleicht wäre eine Einmischung auch möglich, weil es einen Grenzkonflikt zwischen Jordanien und Syrien gibt. Der wurde allerdings vor ca. 40 (Schwarzer September) Jahren fast warm ausgetragen. Da konnte man theoretisch als Bündnispartner auftreten. Das wäre aber dumm. Gerade auf internationale Ebene ist Recht und Gerechtigkeit zwei verschiedene Paar Schuhe. Es wird noch sehr lange dauern bis das Völkerrecht aus den Kinderschuhen kommt,

orangsaya antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @orangsaya

Das könnte auch daran liegen, daß ein Leben in einer Demokratie kein Menschenrecht ist. Die Uno ist voller Despoten und gleichberechtigter zu demokratisch gewählten Volksvertretern. Das Übel ist, dass nur ein Vertreter für Syrien gültig ist und das ist Assad.

Ein anderer US Präsident und europäische Unterstützung und da wären jetzt überall Truppen, die keiner der Despoten angreifen würde.

Anonymous antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983

Hat das Obama gemacht. Als Trump als Präsident antrat, hätte ich es nicht geglaubt. Trump hat in seiner Zeit, weniger militärischen agiert und wenn, hat er darauf geachtet, dass es möglichst wenig Begleitschäden gibt. Die Zusammenarbeit mit Trump ist Scheiße und ich rechne zum Thema Syrien keine Einigung. Geschweige denn an einen Schulterschluss.

orangsaya antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @orangsaya

Hat das Obama gemacht.

Der war zwar zu blauäugig, lahmarschig aber wäre wohl nicht abgezogen und hätte die Region den 3 Despoten überlasen. Und Hillary noch viel weniger.

Anonymous antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983

Der war zwar zu blauäugig, lahmarschig aber wäre wohl nicht abgezogen und hätte die Region den 3 Despoten überlasen. Und Hillary noch viel weniger.l

Obama war für mich, vor allem eins. Er war mit Europa kompatibel. Vielleicht seit Kennedy der Präsident, der am besten zu uns passte. Das ist ein zu großes Thema für den Thread. Für Europa stimmte einfach vieles. Auch das was er im inneren machte, kam der europäischen Mentalität nahe. Die Gesundheitsversorgung ist da ein Beispiel.

Was Syrien und den Irak betrifft. Hätte Obama einen schweren Fehler gemacht. Er hat dass US Militär aus Syrien abgezogen und in Afghanistan konzentriert. Bush wollte eigentlich auch das Militär abziehen, hat aber den Termin immer wieder verlängert, weil der Irak nicht stabil genug war. Das Sicherheitsvakuum hat die IS genutz und hat die Führung in irakischen Gebieten übernommen und die Schwäche durch den Bürgerkrieg in Syrien für ihre Macht ausgebaut.
Ich glaube, dass die Drohnen so nicht sinnvoll waren, aber gut.
Die Untätigkeit der Amerikaner unter Trump wird in Syrien auch Auswirkungen haben. Ob der Zusammenschluss der Opposition Frieden und Freiheit bringt, oder wie der arabische Frühling ein noch größeres durcheinander, lasse ich mal dahingestellt. Den Ton wird in Zukunft Syrien und Russland angeben und Europa hat da so viel zu melden, wie es in Syrien gemacht hat. Nichts! In so einem weit fortgeschrittenen Konflikt hilft kein Militär allein, aber auch nicht allein Diplomatie. Beides ist mit einem langen Atem nötig und garantiert auch keinen Erfolg. Es verbessert nur die Perspektive.

orangsaya antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

hilft kein Militär

Natürlich nicht. Das Militär, egal von welcher Seite, macht alles nur noch schlimmer.

ungehorsam antworten
Orangsaya
(@orangsaya)
Beigetreten : Vor 7 Jahren

Beiträge : 2983

Natürlich nicht. Das Militär, egal von welcher Seite, macht alles nur noch schlimmer.

Das kann man nicht so einfach sagen. Das die Kapitulation Deutschlands militärisch erzwungen wurde, kann doch nicht schlecht sein. Das die Menschen in Südkorea, nicht Nordkorea unterworfen sind ist doch super.
Ich habe Diplomatie ja genauso einbezogen. Beides kann helfen. Ich behaupte mal, die Diplomatie hat den Zweiten Weltkrieg erst möglich gemacht.
Das die Atombombe entwickelt wurde, ist auch auf einen Pazifisten zurückzuführen. Die Bombe brachte viel Leid und ist für das Bestehen der Welt eine Gefahr. Aber aus der damaligen Perspektive war es richtig. Die A-Bombe wäre sowieso entwickelt worden. Stelle dir vor, die Falschen wären die Ersten gewesen. Die Fatalitåt lässt sich selbst da noch steigern.

orangsaya antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21311

Kriege gewinnen

Veröffentlicht von: @ungehorsam

Natürlich nicht. Das Militär, egal von welcher Seite, macht alles nur noch schlimmer.

Nicht zwangsläufig.

Es gab wohl mal eine Doktrin für das US-Militär, nachdem ein Krieg ausschliesslich nur dann geführt werden sollte, wenn eine deutliche militärische Überlegenheit vorhanden ist, die einen Sieg in einer absehbaren Zeit sicherstellen kann.

Ist diese Voraussetzung gegeben, dann sollte der Krieg schnell und mit allen verfügbaren Mitteln geführt und dann endgültig beendet werden.

Und das funktioniert so auch und wurde ja im Irakkrieg angewendet. Es fehlte allerdings massiv an einer Friedensstrategie nach dem Krieg... da haben die USA völlig versagt.

In der Konsequenz beschränken sie sich jetzt aber nur auf kleine Militärschläge. Und damit machen sie wirklich alles schlimmer... denn Kriege werden nicht mehr beendet, sie werden auf kleiner Flamme am köcheln gehalten. Notfalls über Jahre und Jahrzehnte.

Und die einzigen, die davon profitieren, sind die großen Rüstungskonzerne, die die Munition liefern...

lucan-7 antworten
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