Sklaverei - heute noch ein Thema, oder heute wieder ein Thema?
Sklaverei sei gestern dachte ich. Mir war Sklaverei bekannt aus der Zeit, wo sich Menschen dagegen erhoben, wo die Unmenschlichkeit dieser Art mit Menschen umzugehen, öffentlich ausgesprochen und dann auch durch Taten unterbunden wurde. Christen waren da oft treibende Kraft. "Amazing Grace" ist ein großes Glaubenslied, das von der Rettung des Kapitäns eines Sklavenschiffes, das Sklaven nach England verschiffte, handelt. Dieser Kapitän hatte seine Sünde erkannt und war umgekehrt, hatte die Rettung gefunden, die ihm die Ewigkeit schenkte.
Aber Sklaverei gibt es auch heute noch.
Wer sich informieren möchte - hier ein paar Quellen:
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/216478/moderne-sklavereien/
Hier findet man eine Art Bestandaufnahme, wo es was gibt. Es gibt eine Definition und auch einen Überblick, wie sich die alte von der neuen Sklaverei unterscheidet. Man erfährt die Ursachen für die Sklaverei und welche Gegenmaßnahmen möglich sind.
So entstammte ein Sklave früher meist einem anderen ethnischen oder religiösen Kulturkreist, Sklaven wurden gehandelt und es gab Besitzurkunden. Sklaven waren "Mangelware" und entsprechend teuer:
Zitat aus dem Link: "1856 kostete ein Sklave im Schnitt umgerechnet 26.000 Euro."
Heute ist da vieles anders. Oft sind es Schuldverhältnisse, illegale und nur für das Beschäftigungsverhältnis geduldete Aufenthaltsbescheinigungen. Die modernen Sklaven gibt es im Überschuss. Der Handel (in der Regel immer illegal) wirft entsprechend wenig Gewinn ab. Und was kaum etwas kostet, ist nichts wert. Entsprechend dürften die Arbeitsbedingungen heute für Sklaven noch einmal schlechter sein als 1850. Seinerzeit wird der Sklavenhalter wie bei einer teuren Maschine darauf geachtet haben, dass seine "Investition" arbeitsfähig bleibt. Heute dürfte es eine Wegwerfmentalität geben.
Sklaven werden heute eingesetzt, wo der maschinelle Abbau von Rohstoffen schwierig ist, in der Industrie, wo es unvermeidbar einfache manuelle Arbeitsschritte gibt und der Lohnanteil die Kosten des Produktes entscheidend mitbestimmt, als Erntehelfer, als Haushalts- und Küchenarbeitskräfte oder in der Prostitution.
Hier noch ein Artikel, der den Umfang des Problems deutlich macht:
https://www.deutschlandfunk.de/moderne-sklaverei-weltweit-46-millionen-menschen-versklavt-100.html
Hier eine Landkarte, wo die Probleme am Größten sind:
https://www.walkfree.org/global-slavery-index/map/
Ein Ansatz, solche Probleme zu verkleinern, ist das Lieferkettengesetz, nach dem nachgewiesen werden muss, dass die Ware, die gehandelt werden soll, ethisch und ökologisch einwandfrei ist. Dieses Gesetz hat durchaus auch problematische Seiten, weil es oft schwierig bis unmöglich ist, solche Information verlässlich zu beschaffen. Aber es ist mal ein Anfang.
Welche Perspektive hat Sklaverei in der Zukunft?
Ich habe schon einen Thread gestartet, bei dem Anlass ein N-TV Artikel war, der sich mit Denkern im Umfeld von Donald Trump beschäftigt. Ein solcher ist Curtis Yarvin.
Er bezeichnet sich selbst als "Extremist", nennt die Sklaverei eine "natürliche menschliche Beziehung" und empfindet die Feudalherrschaft des 14. Jahrhunderts als "Verbesserung" gegenüber der Demokratie.
und weiter:
Allen, die "nicht produktiv" sind oder gegen die Befehle der Tech-Overlords verstoßen, droht notfalls eine profane Verwendung: Sie werden "in Biodiesel umgewandelt, mit denen die kommunalen Busse fahren".
Das sind mal Perspektiven - insbesondere für Flüchtlinge im Auswanderungsland USA ...
Ich frage mich, ob man in Deutschland nicht rechtlich gegen solche Haltungen vorgehen könnte.
Es steht da also die Behauptung im Raum: "Sklaverei ist eine natürliche menschliche Beziehung".
Kann ich das als Christ so stehen lassen? In der Bibel kommen Sklaven vor. Im Onesimus Brief geht es ausschließlich um einen entlaufenen Sklaven, den Paulus von seinem alten Herrn gerne geschenkt bekäme. Jesus rät zwar, wenn es möglich wäre, die Freiheit zu wählen. Aber Jesus fordert keine Freiheit für Sklaven generell, sondern fordert die Dienstbarkeit vom Sklaven und die anständige Behandlung vom Sklavenhalter.
In unserer Beziehung zu Gott sind wir Kinder - keine Sklaven. Wir sind frei! Aber wir können uns entscheiden, den Willen Gottes zu unserem Maßstab zu machen und Gott als unseren Vater zu begegnen und Jesus als unseren Herrn zum Teil unseres Lebens zu machen - ihn überall mit hinzunehmen und unser Leben mit ihm zu teilen.
Es gibt auch Christen, die eine selbsterwählte Sklaverei fordern.
Ich habe hier ein Zitat aus der Satzung des Jesuitenordens gefunden, die ihr Begründer, Ignatious von Loyola, folgendermaßen formulierte:
«Et sibi quisque persuadeat, quòd qui sub Obedientia vivunt, se ferri ac regi a divina Providentia per Superiores suos sinere debent perinde, ac si cadaver essent, quod quoquoversus ferri, et quacunque ratione tractari se sinit; vel similiter, atque senis baculus, qui, ubicunque, et quacunque in re velit eo uti, qui eum manu tenet, ei inservit.»
„Wir sollen uns dessen bewusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels des Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Körper[2], der sich wohin auch immer bringen und auf welche Weise auch immer behandeln lässt, oder wie ein Stab eines alten Mannes, der dient, wo und wozu auch immer ihn der benutzen will.“

Veröffentlicht von: @goodfruit
Aber Sklaverei gibt es auch heute noch.
Liebe GrüßeGoodFruit
Das kann man wohl sagen, mehr als jemals zuvor, es hat nur ein wenig sein Gesicht geändert....
@goodfruit Ich bin gegen Sklaverei in jeder Form!
Da bin ich ganz bei Dir.
Aber warum kommt danach sofort eine Skizzierung dessen, wie in Deinen Augen eine akzeptable Sklaverei aussähe?
Wenn sich Menschen bereiterklären, jemandes Sklaven zu werden, dann mögen sie es tun. Allerdings hätte ich da aus christlicher Sicht Forderungen an den Sklavenhalter:(...)
Die Menschenwürde ist unveräußerlich. Man kann vielleicht "spielen", der Sklave eines anderen zu sein. Aber selbst, wenn sich jemand bereit erklärt, jemandes Sklave zu werden, so darf doch dieser jemand eben keinen Sklaven besitzen. Das ist der springende Punkt bei "unveräußerlich". In unserer Gesellschaft kann man sich nicht "freiwillig" zum Sklaven von jemandem machen: niemand darf Sklaven besitzen.
Soviel zum Thema Menschenwürde und geltendes Recht.
Dass, wie Du weiter oben skizzierst, die Praxis anders aussieht und z.B. auch wir hier in Deutschland in vielen Konsum-Zusammenhängen von Sklavenarbeit profitieren, ist leider richtig. Man denke nur an die in jedem Supermarkt angebotenen Früchte und Gemüsesorten, die in vielen Fällen von de-facto-Sklaven in Italien, Spanien usw. geerntet werden. Zu dem Thema hatte meines Erinnerns Queequec mal einen Thread aufgemacht. Das von Dir angesprochene Lieferketten-Gesetz ist in dieser Hinsicht ein erster richtiger Schritt, von dessen Effektivität ich allerdings nicht sehr überzeugt bin, bei dem mir aber vor allem auch der nötige politische Wille der Verantwortlichen, es auch konsequent durchzusetzen, zu fehlen scheint.
Was nun die christliche Positionierung zum Thema Sklaverei angeht, so verweise ich auf die unterschiedlichsten Diskussionen im Web: Sklaverei wird in der Bibel nicht ausdrücklich verboten, sondern im Gegenteil an mehreren Stellen geregelt, also als "natürlich" (das Wort taucht ja auch in Deinem Eingangsposting auf) praktisch legitimiert; ein allwissender, allmächtiger Gott hätte sie problemlos und unmißverständlich in seinen Geboten verbieten können. Dies geschah nicht.
Vielmehr wurde der Sklavenhandel häufig mit Bibelversen als legitim begründet, und dass dies über Jahrhunderte hinweg problemlos möglich war, ist für mich Grund genug, auf eine "biblische Betrachtungsweise" des Skandals der Sklaverei komplett zu verzichten. Ja, ich gehe so weit zu sagen: in der Tendenz unterstützt die Bibel eher die Sklaverei, als dass sie dagegen stünde, und zwar aufgrund der prinzipiell vertikalen Hierarchie, die zur christlichen Lehre gehört: Gott wird da als König, Herrscher und unhinterfragbare Autorität über alle Menschen gesetzt und die "Gotteskarte" sticht somit im Prinzip jede andere Karte, auch die der unveräußerlichen Freiheit des Menschen, wie sie z.B. im Artikel 1 unserer Verfassung zu finden ist. Allein die Möglichkeit, mit gottesbezogenen Argumenten Sklaverei zu verteidigen, ist mir Grund genug, religiöse Argumente in diesem Zusammenhang vollständig auszuklammern. Es mag Gläubige geben, die religiöse Argumente gegen die Sklaverei haben- aber ihre Argumente, auch wenn sie für die in meinen Augen richtige Sache sprechen, sind dennoch schwach bis sogar falsch.
Mir wäre es also lieber, Menschen sprächen sich mit guten und starken Argumenten gegen die Sklaverei aus und ließen dieses bibelsophistische Hin-und-Her, das wir aus der christlich-apologetischen Prokrastination nun seit Jahrhunderten kennen, endlich beiseite. Sklaverei ist Unrecht, basta!

@jack-black Die Menschenwürde ist unveräußerlich. Man kann vielleicht "spielen", der Sklave eines anderen zu sein. Aber selbst, wenn sich jemand bereit erklärt, jemandes Sklave zu werden, so darf doch dieser jemand eben keinen Sklaven besitzen.
Vielleicht ist Dir der Absatz zu den Jesuiten entgangen - die Sklaverei in Form von Kadavergehorsam gegenüber Obrigkeit. Die Jesuiten waren oder sind ja ein Bund mit entsprechenden Statuten. Ich kann zwar nicht verstehen, wie es Menschen geben kann, die sich in solche Verhältnisse erniedrigen - aber überleg mal: willst Du das verbieten?
Was nun die christliche Positionierung zum Thema Sklaverei angeht, so verweise ich auf die unterschiedlichsten Diskussionen im Web: Sklaverei wird in der Bibel nicht ausdrücklich verboten, sondern im Gegenteil an mehreren Stellen geregelt, also als "natürlich" (das Wort taucht ja auch in Deinem Eingangsposting auf) praktisch legitimiert; ein allwissender, allmächtiger Gott hätte sie problemlos und unmißverständlich in seinen Geboten verbieten können. Dies geschah nicht.
Überleg mal, seit wann wir die Menschenrechte haben. Das ist in biblischen Dimensionen gedacht gar nicht so lange her. Bei biblischen Gesetzen, die die Ehe regeln, hast Du die Frau oft im Atemzug mit Dingen. Ehebruch ist da in erster Linie ein schwerer Diebstahl. Ich finde das nicht gut, weil ich entsprechend sozialisiert bin. Würde ich die Menschenrechte nicht kennen, dann wäre mein Verständnis davon vermutlich ein anderes.
Gott verbietet nicht den Besitz von Sklaven. Das war etwas, was in jenen Zeiten, als die Bibel verfasst wurde, tatsächlich normal war - nicht nur bei den Juden. Aber Jesus mahnt da gegenseitige Achtung an. Das Verhältnis Sklave Herr ist geisltich ein anderes, wenn beide Christen werden. Trotzdem muss der Sklave die Arbeit machen, die der Herr ihm anordnet.
Ja, ich gehe so weit zu sagen: in der Tendenz unterstützt die Bibel eher die Sklaverei, als dass sie dagegen stünde, und zwar aufgrund der prinzipiell vertikalen Hierarchie, die zur christlichen Lehre gehört: Gott wird da als König, Herrscher und unhinterfragbare Autorität über alle Menschen gesetzt und die "Gotteskarte" sticht somit im Prinzip jede andere Karte, auch die der unveräußerlichen Freiheit des Menschen, wie sie z.B. im Artikel 1 unserer Verfassung zu finden ist.
Es kommt darauf an, welches Gottesbild Du hast und wie Du die Bibel verstehst - und dann auch, wie Gott die Sache heute sieht. Das wirst Du nur eher nicht erfahren, wenn die Schrift, die in Zeiten verfasst wurde, als Sklaverei "normal" war, Dein einziger Zugang ist und Du nicht eine lebendige Beziehung zum Herrn führst.
Wenn ich so aus der Schrift heraus argumentiere, kann ich die Menschenrechte relativieren. Da hast Du recht. Nur ist das nicht das, was ich erfahre, wenn ich mit meinem Gott rede. Und so halte ich es für hochproblematisch, die Schrift über das zu setzen, was mir der Herr in mein Herz gibt.
Ich habe ja auch geschrieben, was ich über Standards für Sklaven denke. Ich möchte die noch dahingehend erweitern, dass es so etwas wie Erlassjahre geben muss (die gibt es im biblischen Gesetz ja auch) und dass die Kinder von Sklaven natürlich frei sein müssen. Und letzteres halte ich insbesondere im Hinblick auf Bündnisse gemäß der Prinzipien des Jesuitenordens für wichtig.
Es mag Gläubige geben, die religiöse Argumente gegen die Sklaverei haben- aber ihre Argumente, auch wenn sie für die in meinen Augen richtige Sache sprechen, sind dennoch schwach bis sogar falsch.
Das höchste biblische Gesetz, das ja Nächstenliebe als Bestandteil hat, ist für Dich also "falsch"?
Wenn Du christlich argumentieren willst, ist es wichtig, dass Du christlich denkst und nicht aus schriftgemäßen Verhältnissen heraus, die aus guten Gründen vergangen sind. Gott ist ein lebendiger Gott und Du kannst mit ihm reden. Befrag ihn zur Sklaverei und Du wirst eine Antwort bekommen. Und die ist dann stärker und wichtiger als jedes Bibelwort und auch als jede theoretische humanistische Begründung.

Ich hänge meine Frage mal hier dran.
Welches Bild hast du von biblischem Sklaventum und nicht-biblischem Sklaventum. Da gibt es nämlich gravierende Unterschiede.
Das Bild wird teils auch verwischt, wenn das Wort für Diener in der Schrift auch mit Sklave übersetzt wird.

@deborah71 Das Bild wird teils auch verwischt, wenn das Wort für Diener in der Schrift auch mit Sklave übersetzt wird.
Hallo Deborah,
das ist natürlich ein wichtiger Aspekt. Gibt es da eine Übersicht, wo und in welchem Kontext welcher Begriff verwendet wird?
Ein Diener wird vielleicht nie seinen Herrn verlassen - trotzdem könnte er es, weil er in einem an sich normalen Arbeitsverhältnis steht.
Ein Sklave wurde wie ein Gegenstand erworben. Ich hatte ja schon erwähnt, dass Sklaven früher teuer und daher auch wertvoll waren. Das ist heute anders und so könnte es gut sein, dass es modernen Sklaven noch einmal deutlich schlechter geht, als jenen in historischer Zeit. Wobei das natürlich immer auch vom Herrn abhängt wie der den Sklaven behandelt.
Biblisch gab es noch einen Unterschied, ob der Sklave hebräischen Ursprungs war oder ob er aus den Nationen, eventuell besiegten Völkern kam.
Jeremia 34: 13 So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe einen Bund geschlossen mit euren Vätern, als ich sie aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, führte und sprach: 14 Alle sieben Jahre soll ein jeder seinen Bruder, der ein Hebräer ist und sich ihm verkauft und sechs Jahre gedient hat, freilassen. Aber eure Väter gehorchten mir nicht und kehrten ihre Ohren mir nicht zu.
2. Mose 21: 2 Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, so soll er dir sechs Jahre dienen; im siebenten Jahr aber soll er freigelassen werden ohne Lösegeld. 3 Ist er ohne Frau gekommen, so soll er auch ohne Frau gehen; ist er aber mit seiner Frau gekommen, so soll sie mit ihm gehen. 4 Hat ihm aber sein Herr eine Frau gegeben und hat sie ihm Söhne oder Töchter geboren, so sollen Frau und Kinder seinem Herrn gehören, er aber soll ohne Frau gehen. 5 Spricht aber der Sklave: Ich habe meinen Herrn lieb und meine Frau und Kind, ich will nicht frei werden, 6 so bringe ihn sein Herr vor Gott und stelle ihn an die Tür oder den Pfosten und durchbohre mit einem Pfriemen sein Ohr, und er sei sein Sklave für immer.
Der Begriff Sklave bedeutet nicht, dass die Person vogelfrei wäre. Ein Sklave hat sehr wohl auch Rechte. Und die können über das hinausgehen, was nicht so eng gebundene Fremde hatten. Ein Beispiel:
3. Mose 22: 10 Kein Fremder soll von Heiligem essen noch des Priesters Beisasse noch sein Tagelöhner. 11 Wenn aber der Priester einen Sklaven für Geld kauft, so darf der davon essen. Und der Sklave, der ihm in seinem Hause geboren wird, der darf auch von seiner Speise essen.
Gott selber macht nicht viel Unterschied zwischen Freien und Sklaven:
Joel 3: 1 Und danach werde ich meinen Geist auf alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und Töchter werden prophetisch reden. Eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer Visionen.
2 Sogar über die Sklaven und Sklavinnen werde ich dann meinen Geist ausgießen.
Sklavenhaltung ist etwas, das Gott erlaubt. Aber ich glaube kaum, dass Gott es will oder empfiehlt.
Heute ist eine ganz starke Konnotation von "Sklave" der Begriff des Missbrauchs. Sklavenhaltung ist eh illegal. Hinzu kommt oft wirkliche Bösartigkeit der Herren und Wegwerfmentalität durch den geringen Preis, den diese für Sklaven zahlen müssen.
@Deborah71: Welches Bild hast du von biblischem Sklaventum und nicht-biblischem Sklaventum. Da gibt es nämlich gravierende Unterschiede.
Ich habe versucht, etwas herauszuarbeiten. Aber wenn Du die Frage stellst, vermute ich, dass Du da konkretere Informationen hast. Magst Du die mit uns teilen?
Viele Grüße
GoodFruit

Biblisch gab es schon Unterschiede. Ein Hebräer durfte nicht als Sklave ge- oder verkauft werden. Es gab ihn nur als Schuldsklaven im Sinne eines Sklaven, wenn er eine finanzielle Schuld abarbeiten musste. Da galt auch die Begrenzung von 7 Jahren. Er blieb eine freie Person, also kein Besitz.
Ein Sklave aus Kriegsbeute konnte ge- und verkauft werden. Er galt als Besitz. Dieser konnte sich freikaufen, konnte aber auch bei seinem Herrn bleiben, wenn es ihm dort gefiel. Dafür gab es bestimmte Bedingungen. Er konnte sich in Vertrauensstellungen und sogar in ein Erbverhältnis hineinarbeiten, wenn sein Herr kinderlos blieb.
1Mo 15,2-3 Aber Abram entgegnete: »Ach, HERR, mein Gott, was willst du mir denn schon geben? Du weißt doch, dass ich keinen Sohn habe, du selbst hast mir Kinder versagt. Und ohne einen Nachkommen sind alle Geschenke wertlos. Ein Diener meines Hauses – Eliëser aus Damaskus – wird meinen ganzen Besitz erben.«
Es gab auch Vorschriften, wie ein Herr seine Diener zu behandeln hatte. Die stehen aber nicht in der Bibel, da stehen nur die Fälle bei strafbaren Handlungen.
Es ist eher der Stand zwischen Sklave und Angestelltem. Prägnante Bibelstellen hast du ja schon genannt.
Dieses Sklaven/Dienersystem unterscheidet sich himmelweit von den Verhältnissen der farbigen Sklaven der Südstaaten, die meist barbarisch und als Rechtlose behandelt wurden.

Kleiner Nachtrag noch.
Ich hatte den Sklaven Onesimus schon angesprochen, um den es im Brief an den Philemon geht:
8 Darum, obwohl ich in Christus alle Freiheit habe, dir zu gebieten, was zu tun ist, 9 will ich um der Liebe willen eher bitten, so wie ich bin: Paulus, ein alter Mann, nun aber auch ein Gefangener Christi Jesu. 10 So bitte ich dich wegen meines Kindes Onesimus[1], den ich gezeugt habe in der Gefangenschaft, 11 der dir früher unnütz war, jetzt aber dir und mir sehr nützlich ist. 12 Den sende ich dir wieder zurück und damit mein eigenes Herz. 13 Ich wollte ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner statt diene in der Gefangenschaft um des Evangeliums willen. 14 Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, damit das Gute dir nicht abgenötigt wäre, sondern freiwillig geschehe. 15 Denn vielleicht war er darum eine Zeit lang von dir getrennt, damit du ihn auf ewig wiederhast, 16 nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen, der mehr ist als ein Sklave: ein lieber Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im leiblichen Leben wie auch im Herrn. 17 Wenn du mich nun für deinen Freund hältst, so nimm ihn auf wie mich selbst. 18 Wenn er aber dir geschadet hat oder etwas schuldig ist, das rechne mir an. 19 Ich, Paulus, schreibe es mit eigener Hand: Ich will’s bezahlen; ich schweige davon, dass du dich selbst mir schuldest.
Will Gott Sklaven? Wir jedenfalls, sollen nicht seine Sklaven sein. Die Beziehung zum Herrn ist keine Herr-Sklave Beziehung.
Das Evangelium rüttelt nicht an bestehende Besitzverhältnisse und da in jenen Jahren Sklaverei erlaubt war, verbietet Jesus dies auch nicht.
Wenn ich auf die Moderne Sklaverei schaue, denke ich, dass es manchmal besser wäre, wenn die Besitzverhältnisse klar offen einsehbar wären - denn dann könnte man die Herren für Misshandlungen, Unterversorgung und Ausbeutung zur Rechenschaft ziehen. Denn auch Sklaven haben Rechte und eine schlechte Behandlung von Menschen, gleich welches Standes, dürfte im Jüngsten Gericht, sicher unerwartete Anklagen nach sich ziehen.

@goodfruit Vielleicht ist Dir der Absatz zu den Jesuiten entgangen - die Sklaverei in Form von Kadavergehorsam gegenüber Obrigkeit. Die Jesuiten waren oder sind ja ein Bund mit entsprechenden Statuten. Ich kann zwar nicht verstehen, wie es Menschen geben kann, die sich in solche Verhältnisse erniedrigen - aber überleg mal: willst Du das verbieten?
Nö, der Absatz war mir nicht entgangen. Aber hier wird halt schon wieder mit Begrifflichkeiten gespielt. Sklaverei ist, wenn Gesetze Gültigkeit haben, nach welchen ein Mensch einem anderen Menschen gehören kann und jener andere Mensch ihm in sämtliche Lebensbereiche uneingeschränkt hineinregieren darf, auch körperlich. Kurz: wenn Menschen wie Besitz behandelt werden dürfen.
Soweit ich weiß, unterliegen die Jesuiten den üblichen gesetzlichen Regelungen: wer aus diesem Orden austreten will, kann dies jederzeit tun, sie können also von mir aus da gern Sklaverei spielen, wenn's denn ihrer seelischen Unsterblichkeit dienlich ist - sobald einer keinen Bock mehr auf das Spiel hat, kann er das Wirtshaus verlassen.
Persönlich widert mich die Idee des Kadavergehorsams, also dass mein Körper jemand anderem als mir gehören könne, an - entsprechend habe ich ja damals auch den Wehrdienst verweigert.

@jack-black Soweit ich weiß, unterliegen die Jesuiten den üblichen gesetzlichen Regelungen: wer aus diesem Orden austreten will, kann dies jederzeit tun, sie können also von mir aus da gern Sklaverei spielen, wenn's denn ihrer seelischen Unsterblichkeit dienlich ist - sobald einer keinen Bock mehr auf das Spiel hat, kann er das Wirtshaus verlassen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das so locker möglich ist. Da sie sich ja aber auf die Bibel berufen, dürfte es ihnen kaum möglich sein, Menschen, die sich auf die in der Kraft des Blutes Jesu erworbenen Freiheit berufen, noch in der Gefangenschaft ihrer Gemeinschaft zu halten. Ihr Bund steht nicht über dem Evangelium, nicht über den Bund, den Jesus für uns mit seinem Vater geschlossen hat.
Persönlich widert mich die Idee des Kadavergehorsams, also dass mein Körper jemand anderem als mir gehören könne, an - entsprechend habe ich ja damals auch den Wehrdienst verweigert.
Als ich an Kadavergehorsam dachte im Zusammenhang mit Sklaverei (ich meine, dass das so zu betrachten ist), dachte ich zunächst an das preußische Militär.
Ich war verwundert, beim Wikipedia Eintrag zu diesem Thema nicht Preußen an erster Stelle zu finden, sondern die Jesuiten.
Zu Preußen finden wir in diesem Zusammenhang bei Wikipedia:
Das deutsche Kompositum Kadavergehorsam kam erst in den Debatten des Kulturkampfes der 1870er-Jahre über das 1872 erfolgte Verbot des Ordens im deutschen Reichsgebiet auf,[11] und zwar als ein antijesuitisches Schlagwort, das rasch weite Verbreitung fand und bald als Germanismus auch in andere europäische Sprachen einging. Dort wurde es seither häufig in übertragener Verwendung auch zur Charakterisierung der angeblichen Mentalität des preußischen und deutschen Militärs und der davon geprägten Gesellschaft gebraucht. In Wirklichkeit setzt gerade die vom preußischen und deutschen Militär (unter anderem in beiden Weltkriegen) sehr erfolgreich umgesetzte Auftragstaktik das Gegenteil von Kadavergehorsam voraus.
Grade beim preußischen oder deutschen Militär findet sich grade kein Kadavergehorsam, weil dies ein für strategische Konzepte eine viel zu starre und primitive Grundlage wäre.
Was die preußischen Tugenden angeht, so sind die mitunter schon nah dran an einem Kadavergehorsam. Nachdem der Nationalsozialismus den Gottesbezug aus diesem Konzept herausgeschnitten hatte, waren die bestialischten Verbrechen in Perfektion darunter möglich.
Vermutlich hat der vormalige SPD-Politiker Oskar Lafontaine warf seinerzeit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt vor, mit den von ihm repräsentierten „Sekundärtugenden“ könne man „auch ein KZ betreiben“daran gedacht, als er diesen Satz formulierte (der kursive Text ist direkt aus dem Wikipedia Artikel zu den preußischen Tugenden entnommen). Diese Aussage wurde kritisiert, weil sie den Gottesbezug und die damit verbunden biblischen Gebote in den preußischen Tugenden nicht berücksichtigt.
Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass diese Tugenden ein nahezu reflexionsfreies Handeln fordern, was dann schnell in verändertem ethischen Umfeld zu einem katastrophalen Spirit mit enormer zerstörerischer Kraft werden kann.

Ich bin mir nicht sicher, ob das so locker möglich ist. Da sie sich ja aber auf die Bibel berufen, dürfte es ihnen kaum möglich sein, Menschen, die sich auf die in der Kraft des Blutes Jesu erworbenen Freiheit berufen, noch in der Gefangenschaft ihrer Gemeinschaft zu halten.
Es spielt keine Rolle, was die da in ihrer Gemeinschaft für Regeln haben. Wenn jemand keinen Bock mehr drauf hat, dann kann er, sofern er sich in einem freien Land aufhält (Und das wird meistens der Fall sein), jederzeit gehen. Da können die anderen dann schimpfen und toben, aber mehr auch nicht.

Auch wenn das jetzt eine Antwort an Jack ist, fange ich mit einem Zitat der Good Fruit an:
Zitat aus dem Link: "1856 kostete ein Sklave im Schnitt umgerechnet 26.000 Euro."
Das war eine Folge des Verbots des internationalen Sklavenhandels, das von Großbritannien durchgesetzt wurde. Solange der Transport von Sklaven nach Amerika legal und somit relativ ungefährlich war, waren Sklaven billiger.
- Natürlich nur relativ ungefährlich, Amazing Grace stammt von J. Newton, der sich bekehrte, als sein Sklavenschiff in einem Sturm zu sinken drohte.
- Teurere Sklaven bedeutete auch: weniger Sklaven - andererseits waren die Bedingungen des illegalen Sklaventransports deutlich schlimmer für die Opfer als im legalen Transport. Ähnliches kennt man ja auch von Schleudern …
- Und noch was: Einerseits blieb Newton noch mehrere Jahre nach seiner Bekehrung ein Sklavenhändler, andererseits war er später ein Aktivist gegen Sklaverei und als quasi »Kronzeuge« mit daran beteiligt, dass England die Sklaverei abschaffte und dann gegen den internationalen Sklavenhandel vorging.
Das von Dir angesprochene Lieferketten-Gesetz ist in dieser Hinsicht ein erster richtiger Schritt, von dessen Effektivität ich allerdings nicht sehr überzeugt bin, bei dem mir aber vor allem auch der nötige politische Wille der Verantwortlichen, es auch konsequent durchzusetzen, zu fehlen scheint.
Na ja., in der Politik gibt es starken Widerstand, weshalb der ursprüngliche Gesetzesentwurf um Einiges verwässert wurde.
Und ein Unternehmen ist im Dilemma, dass weniger Sklaverei in der Lieferkette auch teurere Endprodukte bedeutet, was ggf. ein Nachteil gegenüber der Konkurrenz ist. Ich muss an Deichmann denken: Groß geworden mit den Projekt, billige Schuhe für jedermann anzubieten, was der Firmengründer als christliches Handeln begriff. Und wurde vom Problem der Sklaverei in den Werkstätten (z.B. in Indien) konfrontiert. Deichmann hat auch ohne Lieferkettengesetz was dagegen unternommen - aber wenn du möglichst billig einkaufen willst, wird immer wieder jemand sich nicht an die Vorgaben für Zulieferer halten. Für Deichmann eine unendliche Geschichte.
Die Kommentare dazu bezüglich Systemfrage kannst du vermutlich besser formulieren als ich 😉
Vielmehr wurde der Sklavenhandel häufig mit Bibelversen als legitim begründet, und dass dies über Jahrhunderte hinweg problemlos möglich war
Andererseits lese ich in einem Kommentar zum Philemonbrief, dass schon die Gemeinden in den ersten Jahrhunderten es ablehnten, Sklavenhalter aufzunehmen: Lass deine Sklaven frei oder geh. Erst im Mittelalter fand die Sklaverei wieder Einzug ins Christentum.

@hkmwk Andererseits lese ich in einem Kommentar zum Philemonbrief, dass schon die Gemeinden in den ersten Jahrhunderten es ablehnten, Sklavenhalter aufzunehmen: Lass deine Sklaven frei oder geh.
Woher will der Autor des Kommentars dies wissen? Soweit ich weiß, liegt der Zeitpunkt, wo der erste Soldat, der Christ wurde, nicht mehr das Soldatenhandwerk aufgeben musste, vor dem Zeitpunkt, als das Christentum römische Staatsreligion wurde.
Als es dann Staatsreligion wurde, war das Feudal-/Lehnswesen noch nicht eingeführt, was wäre denn dann passiert, wenn der Sklavenhalter plötzlich nicht mehr hätte Christ sein können?
@goodfruit Sklaven werden heute eingesetzt, wo der maschinelle Abbau von Rohstoffen schwierig ist, in der Industrie, wo es unvermeidbar einfache manuelle Arbeitsschritte gibt und der Lohnanteil die Kosten des Produktes entscheidend mitbestimmt, als Erntehelfer, als Haushalts- und Küchenarbeitskräfte oder in der Prostitution.
Das ist richtig. Aber so war es ja schon immer, oder etwa nicht? Ich habe mal die entscheidende Passage gefettet. Und möchte diesbezüglich an die "Abschaffung der Sklaverei" im Rahmen des us-amerikanischen Bürgerkriegs zwischen den Nord- und den Südstaaten erinnern: Warum war denn den Nordstaaten die Abschaffung der Sklaverei so eine Herzensangelegenheit? Weil Sklavenarbeit in der Industrie, wie sie damals im Norden entstand, keine sonderlich lukrative Form der Ausbeutung mehr war. Im Rahmen der industriellen Arbeit konnten viele Fehler begangen werden von den Arbeitern, was bedeutete, dass die Arbeiter ein Interesse daran entwickeln mussten, gute Arbeit abzuliefern: die Konkurrenz zwischen angestellten Arbeitern ist eine andere als die zwischen Sklaven. Denn was kann einem Sklaven, der nicht gut/fehlerfrei genug arbeitet, schon geschehen? Ja, wenn man ihm beim Faulenzen oder liederlichen Arbeiten erwischt, kann man ihn auspeitschen, ihm die Essensrationen streichen und so weiter und so fort: aber ob er danach dann besser arbeitet? Im Zusammenhang der damaligen industriellen Produktion war die Überwachung der Arbeiter ein wichtiger Kostenfaktor: wenn ich für jeden Arbeiter einen Aufseher brauche, dann wird's teuer und der Profit des Arbeitgebers (der immer! in der Ausbeutung der Arbeitskraft seiner Angestellten besteht) sinkt.
Es war also im kapitalistischen Interesse der Fabrikeigner, dass die Arbeiter einander gegenseitig kontrollierten und mit der Option, ganzen ineffektiven Abteilungen zu kündigen, den Angstdruck auf die Arbeiter zu erhöhen, damit sie besser, fehlerfreier, härter arbeiteten.
Die Abschaffung der Sklaverei war also keineswegs darauf zurückzuführen, dass die Leute plötzlich das Unrecht des Sklavenwesens einsahen in dem Sinne, dass es gegen die Menschenwürde verstößt. Sondern es standen Kapitalinteressen hinter diesem Prozeß. Und deswegen mußten die Nordstaaten gewissermaßen den Krieg auch gewinnen: im Alternativfall wären die USA nicht zur Großmacht aufgestiegen, weil sich in ihnen dann der Kapitalismus - Ihr wisst schon: Moloch... - nicht so komfortabel hätte einrichten können.
Wenn heutzutage nun Sklavenarbeit in der Industrie sich wieder rechnet, wo es, wie Du richtig formulierst, unvermeidbar einfache manuelle Arbeitsschritte gibt, haben wir da dann die Reduktion des kapitalistischen Ideals auf seinen Kern: den optimal ausbeutbaren Arbeiter. Wenn die zu erledigende Arbeit simpel genug ist, bedarf es keinen hohen Aufwands der Kontrolle: das Arbeitsergebnis ist Kontroll-Maßstab genug.
Sklaverei lässt sich im Kapitalismus nicht verhindern, die Unvereinbarkeit beider war eine fromme Propagandalüge der Kapitalisten.
Im übrigen weise ich darauf hin, dass das Alignmentproblem gelöst werden muss.

@jack-black Denn was kann einem Sklaven, der nicht gut/fehlerfrei genug arbeitet, schon geschehen?
Bei der Trumpschen Intelligenz wartet die Biogasanlage auf ihn! Satanismus am Anschlag ...
Die Abschaffung der Sklaverei war also keineswegs darauf zurückzuführen, dass die Leute plötzlich das Unrecht des Sklavenwesens einsahen in dem Sinne, dass es gegen die Menschenwürde verstößt.
Da bin ich mir nicht so sicher. In den USA kenn ich mich nicht so aus. Aber in England waren es doch klar christliche und humanistische Überlegungen, die zur Abschaffung führten. Es gibt dazu einen netten Film (Amazing Grace), der den Kampf gegen die Sklaverei beschreibt und wo letztendlich ein juristischer Winkelzug und geschicktes politisches agieren indirekt zu einem Ende der Sklaverei führte: Die Sklavenschiffe mussten unter der Flagge Englands fahren, was bedeutete, dass sie kein Schiff mehr nach England brachten, das nicht von Piraten ausgeraubt wurde. Ohne es zu erkennen, hatten die abstimmenden Politiker mit der Zustimmung zu einem vermeintlich patriotischen Gründen ein Gesetz erlassen, dass die Einfuhr von Sklaven unmöglich machte.
Sondern es standen Kapitalinteressen hinter diesem Prozeß. Und deswegen mußten die Nordstaaten gewissermaßen den Krieg auch gewinnen: im Alternativfall wären die USA nicht zur Großmacht aufgestiegen, weil sich in ihnen dann der Kapitalismus - Ihr wisst schon: Moloch... - nicht so komfortabel hätte einrichten können.
Das kapier ich nicht: Warum sollte die Südstaatensklaverei dem Kapitalismus im Wege gestanden haben?
Wenn heutzutage nun Sklavenarbeit in der Industrie sich wieder rechnet, wo es, wie Du richtig formulierst, unvermeidbar einfache manuelle Arbeitsschritte gibt, haben wir da dann die Reduktion des kapitalistischen Ideals auf seinen Kern: den optimal ausbeutbaren Arbeiter.
Für den „Raubtierkapitalismus“ hast Du recht. Nur gibt es ja auch so etwas wie eine soziale Marktwirtschaft. Frei sich entwickelnder Kapitalismus ist im letzten immer destruktiv. Einer Frist den anderen und am Ende bleibt nichts übrig. Wenn Du dem ganzen einen juristischen Rahmen gibst, dann kann sich etwas sehr Konstruktives von selbst entwickeln - etwas, in dem soziale wie auch ökologische Belange berücksichtigt sind. Und es ist da eine politische Entscheidung, ob Sklaverei sein darf oder nicht.
Sklaverei lässt sich im Kapitalismus nicht verhindern, die Unvereinbarkeit beider war eine fromme Propagandalüge der Kapitalisten.
Da bin ich deutlich optimistischer! Wir müssen nur wollen und solange wir in einer Demokratie leben, können wir das mitbestimmen. Und weil unser großes demokratisches Vorbild und unsere schützende Großmacht in Gefahr ist, sich grade daraus zu verabschieden, halte ich ein schnell erstarkendes Europa für sehr, sehr wichtig.

@goodfruit Das kapier ich nicht: Warum sollte die Südstaatensklaverei dem Kapitalismus im Wege gestanden haben?
Weil sie nur in landwirtschaftlichen Zusammenhängen profitabel war. Die Existenz eines Lohnarbeiters im industriellen Bereich unterschied sich - was die Lebensbedingungen anging - ja im 18. und 19. Jahrhundert gar nicht sonderlich von der Sklaverei. Aber während der Sklave eben - Du nanntest ja oben eine konkrete Summe (ca. 26.000 Euro auf heutige Verhältnisse berechnet) eine Investition war, die sich erstmal amortisieren muss, kann der "freie" Arbeiter von der ersten Stunde an, die er durch seine Arbeitskraft Wert schafft, ausgebeutet werden. Das kapitalistische Sklavenwirtschaftsmodell war dem moderneren industriekapitalistischen Wirtschaftsmodell unterlegen: statt in teure Sklaven zu investieren konnte in andere Betriebsmittel (Maschinen...) investiert werden. Solange man den Arbeitern die kargen Löhne zahlte, die eben so für's Über-die-Runde-Kommen reichten, die also kaum weit über dem lagen, was man für Unterbringung und Verpflegung seiner Sklaven ja auch hätte aufwenden müssen, hatte man die gleiche Arbeits-Leistung wie bisher - bei weniger Finanzierungsaufwand. Und nicht nur die gleiche Arbeits-Leistung, sondern, wie ich oben erläuterte, eine höher wertige Arbeits-Leistung: Statt Aufseher zu bezahlen, die darauf achteten, dass die Sklaven nicht auf der faulen Haut rumlagen, konnte man darauf setzen, dass die Lohnarbeiter sich in gewissem Rahmen gegenseitig beaufsichtigten: wenn du nämlich in der Fabrik deine Arbeit nicht erledigen kannst, weil der Kollege, der weiter vorn am Fließband sitzt, die seine nicht erledigt, du also befürchten musst, dass du Deine Vorgaben nicht erfüllen kannst, weil er faulenzt - dann bist du motiviert, ihn direkt anzusprechen, dass er mal in die Pötte kommen soll. Je arbeitsteiliger ein industrieller Fertigungsprozess ist, desto stärker sind die Arbeiter in der Industrie davon abhängig, dass ihre Kollegen ihre Arbeit gut machen. Wer auch immer in der Fertigungshalle am langsamsten und uneffektivsten ist, ist der Flaschenhals für die gesamte Belegschaft. Und entsprechend hoch ist der Binnendruck der Belegschaft: in einem bestimmten Rahmen braucht man da noch nicht mal so viele Vorarbeiter, zumindest nicht zur Kontrolle: die Arbeiter haben ja jeweils ein Eigeninteresse daran, dass ihre Mitarbeiter stets 100 Prozent geben. Solange es da keine gewerkschaftliche Solidarität gab (und die gab's anfangs halt praktisch nicht), spielte dieses gegenseitige Kontrollieren und "Anspornen" der Lohnarbeiter den Fabrikbesitzern in die Hände.
Die Sklaverei steht nicht prinzipiell dem Kapitalismus im Wege. Aber in der damaligen historischen Situation war das System der industriellen Lohnarbeit für die Kapitalisten profitabler: mit "Lohnsklaven", die einander gegenseitig beaufsichtigten und die darüberhinaus auch noch sich selbst maximal ausbeuteten, weil ja stets die Gefahr bestand, gefeuert zu werden und dann buchstäblich vor dem Verhungern zu stehen (ein Risiko, das Sklavenarbeiter, die ja eine "wertvolle Investition" waren, nicht fürchten mussten).

@jack-black Ich verstehe die von Dir dargestellten Zusammenhänge. Weißt Du, ob diese beim Sezessionskrieg eine Rolle gespielt haben?

@goodfruit Da verweise ich auf Helmut-WKs Beitrag. Konkreter Anlaß für die Sezessionskriege war die Frage der Sklaverei nicht. Mir ging es eher darum, dass das Sklavenhalterwesen, also das Wirtschaftssystem des Südens, im Rahmen der Industrialisierung schlicht altmodischer war. Siehe hier.

Die Sklaverei steht nicht prinzipiell dem Kapitalismus im Wege. Aber in der damaligen historischen Situation war das System der industriellen Lohnarbeit für die Kapitalisten profitabler:
Das war nicht der eigentliche Konflikt. Die Industrie im Norden konnte im Prinzip mit der Sklaverei im Süden leben.
Aber während die Industrie in den Nordstaaten Schutzzölle gegen die englische Konkurrenz forderte, forderte der Süden keine Schutzzölle, damit die Waren (incl. Maschinen) aus England nicht teurer werden.
Bei Sklaverei war Lincoln bereit, den Südstaaten entgegenzukommen. Ich weiß nicht mehr, wo ich es »vor dem Internet« gelesen habe, aber sviw waren die Schutzzölle der Knackpunkt, an dem es zum Bruch kam. Den Lincoln dann mit einem Krieg verhinderte, während dessen dann auch die Abschaffung der Sklaverei verkündet wurde.
Ich nehme an, die Organisation steht im Zusammenhang mit dem Walk for Freedom, der am 19. Oktober (also nächsten Samstag) in mehreren Städten Deutschlands (z.B. Berlin) stattfindet. Im Link kann man nach einem Walk in seiner Nähe suchen.
In Berlin (und ich nehme an: auch woanders) wird es Stände von Organisationen geben, die sich gegen verschiedene Formen der modernen Sklaverei wenden. Ich werde (wenn alles klappt) am Stand der International Justice Mission (IJM)stehen. Da man auf jesus.de nicht einfach für was werben kann, sag ich zu der erst mal nichts mehr, sie ist leicht im Netz zu finden …
Aber diese Steilvorlage musste ich einfach nutzen (und ich gehe davon aus, dass da auch kein Mod was dagegen hat 😉 ).
Bis alle frei sind!

Schau mal auf die Landkarte. So wie die Städte liegen, kannst du ein diagonal liegendes Kreuz sehen.
@goodfruit Habe gerade die Dokumentation "Eisenfresser" auf YT gefunden. Leider nur als englischsprachige Version (was mich wirklich wundert, sind die lächerlich wenigen Aufrufe, obwohl das da schon vor einem Jahr hochgeladen wurde).
Die beeindruckte mich auf eine traurige Weise sehr, als ich sie vor Jahren im TV sah. Gegenstand sind keine Sklaven im herkömmlichen Sinn des Wortes - sondern halt Vertragsarbeiter, die in Schiffsfriedhöfen in Bangladesh für Hungerlöhne gefährlichste, krank machende Schwerstarbeit verrichten, weil alternativ eben ihren Familien der Hungertod droht. Wenn man sich den Film anschaut, kommt man wohl zu dem Schluss, dass die Unterscheidung zwischen solcher Lohnarbeit und Sklaverei letztendlich irrelevant ist. Beziehungsweise nur der Vertuschung der Wahrheit über den Kapitalismus dient.
Ob sich vor Ort die Verhältnisse seit der Entstehung des Films verbessert haben, kann ich nicht sagen. Aber: je weiter die Automatisierung von Arbeit voranschreitet, desto schwerer ist es für wenig gebildete Menschen, fair entlohnte Arbeit zu finden, und desto größer wird im Sinne der Existenzsicherung der Druck auf sie, jede Art bezahlter Arbeit anzunehmen.
Und ja: ich habe hier auch die Folgen der KI-Revolution im Auge, die momentan auf erstaunliche Weise verharmlost werden können: wenn in nicht allzuferner Zukunft die Menschen mit intelligenten, autonom arbeitenden Robotern konkurrieren müssen, verlieren sie den einzigen Vorteil, den sie heute noch gegenüber den Maschinen haben: die Flexibilität, die menschliche Intelligenz in Arbeitszusammenhängen, selbst solchen, wie den hier im Film gezeigten*, bietet.
Und an der Stelle wird es aus meiner Sicht dann wirklich interessant: wie wird der Kapitalismus als System damit umgehen, dass in nicht allzuferner Zukunft (sofern die KI uns nicht eh alle umbringt, wie ich es stark befürchte) "gesunder Menschenverstand" kein relevantes Kriterium in der Dinge produzierenden Arbeitswelt mehr sein wird? Was, wenn dann nur noch exklusiv menschliche Dienstleistungen (Barkeeper, Prostituierte und Künstler) nachgefragt sein werden, aber aufgrund dessen, dass alle, die über kein ausreichendes Vermögen verfügen, um diese wenigen Arbeitsplätze konkurrieren, die Preise auch für diese Dienstleistungen in den Keller gehen? Wird es dann neue Formen der Leibeigenschaft/Sklaverei geben, oder wird der Kapitalismus an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehen?
Im übrigen bin ich der Ansicht, dass das Alignmentproblem gelöst werden muss.
*Das himmelschreiende Unrecht, das in dem Film gezeigt wird, besteht schon darin, dass diese Vertragsarbeiter so arm sind, dass sie solche Arbeit annehmen müssen: es handelt sich um die Verteilungsungerechtigkeit im kapitalistischen Zusammenhang, welche solche Quasi-Sklaverei zur logischen Folge hat. Letztlich haben wir es hier mit der Thematik des Mindeslohns in ihrer tödlich ernsten Version zu tun...

Und ja: ich habe hier auch die Folgen der KI-Revolution im Auge, die momentan auf erstaunliche Weise verharmlost werden können: wenn in nicht allzuferner Zukunft die Menschen mit intelligenten, autonom arbeitenden Robotern konkurrieren müssen, verlieren sie den einzigen Vorteil, den sie heute noch gegenüber den Maschinen haben: die Flexibilität, die menschliche Intelligenz in Arbeitszusammenhängen, selbst solchen, wie den hier im Film gezeigten*, bietet.
Wenn ich da an die zumindest teilweise durchaus erstrebenswerte Star-Trek Utopie denke, dann würde die Antwort hier lauten: Alle Menschen, auch die ärmsten, werden davon profitieren, dass es künftig Maschinen gibt, die uns (also "uns Menschen") harte und gefährliche Arbeiten abnehmen.
In der realen Welt verfügen wir zwar längst über sehr fortschrittliche Techniken... aber diese Techniken nutzen nur einigen wenigen, und so würde es auch in diesem Fall sein: zwei, drei KI-Firmen und deren Zulieferer verdienen ein Vermögen und erlangen dadurch politische Macht, die armen Menschen gehen einfach unter oder können halt sehen wo sie bleiben, weil sie für niemanden von Interesse sind.

@lucan-7 Wenn ich da an die zumindest teilweise durchaus erstrebenswerte Star-Trek Utopie denke, dann würde die Antwort hier lauten: Alle Menschen, auch die ärmsten, werden davon profitieren, dass es künftig Maschinen gibt, die uns (also "uns Menschen") harte und gefährliche Arbeiten abnehmen.
Ich bin kein "Treki" (oder wie die geschrieben werden). Der springende Punkt im hier diskutierten Zusammenhang ist ja nicht, dass die Maschinen "uns Menschen" harte und gefährliche Arbeiten abnehmen. Wer wäre dagegen? Nein, es ist eine Frage des Wirtschaftssystems: die zwei, drei KI-Firmen, die Du ansprichst, verdienen nur so lange ein Vermögen, bis die Transformation von menschlicher zu maschineller Arbeitsverrichtung abgeschlossen ist. Sobald für das Erledigen von Arbeit, nicht nur der harten und gefährlichen, sondern überhaupt jeder Arbeit im Konsumgegenstände produzierenden Bereich (und in weiten Teilen des Dienstleistungsbereichs) Menschen nicht gebraucht werden, fallen diese Menschen auch als Kunden fort: denn da sie nun nichts mehr verdienen, können sie auch nichts ausgeben. Wer soll da dann also den drei KI-Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen abkaufen?
Im Kapitalismus kann das nicht funktionieren, wie man weiß, wenn man sich mal etwas mit Marx beschäftigt hat: der Profit des Kapitalisten ist ohne die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft nicht möglich. Wo Menschen nicht mehr arbeiten, kann der Kapitalist keinen Profit mehr machen. Kurz: der Kapitalismus kann auf Dauer nicht mit dem Siegeszug der KIs mithalten, denn im Zusammenhang mit diesem Siegeszug verliert menschliche Arbeitsleistung jeglichen Wert.
Ich weiß ja nicht, wie in der Star-Trek-Utopie die Wirtschaft geregelt ist, weiß allerdings, dass da ja auf den Raumschiffen immer noch Menschen Arbeit leisten, als Doc, als Captain, als Techniker: all diese Arbeiten werden über kurz oder lang von KIs besser geleistet werden können. Ein Raumschiff Enterprise in, sagen wir mal: fünfzig bis hundert Jahren braucht keinen Captain Kirk, und es wäre sogar eine große Unverantwortlichkeit, so ein wertvolles Raumschiff von Menschen steuern zu lassen oder menschliche Ärzte die Besatzung betreuen zu lassen oder was es da sonst noch für "Jobs" gibt, die Spok oder Lieutenant Uhura oder wie die alle heißen, in den Filmen zu erledigen haben.
Mir ging es darum: Die "Eisenfresser" aus dem Film erledigen als unterbezahlte Lohnsklaven eine harte und gefährliche und dreckige Arbeit. Aber es gibt diese Arbeit, und mit dem Lohn können sie eben ihre Familien durchbringen. Wenn diese Arbeit nun von Maschinen übernommen wird (und das wird sie, sobald KIs Roboter dazu befähigen, sie zu erledigen: schneller, effizienter, on the long run auch kostengünstiger), dann werden sie diese dreckigen und gefährlichen und miesen Jobs verlieren - und dann eben kein Geld mehr haben, um sich und ihre Familien zu ernähren. Sie sind in dieser Hinsicht gewissermaßen ärmer dran als die "klassischen" Sklaven insofern, als jene Sklaven ihren Job nicht verlieren konnten. Ihnen wäre nicht geholfen, wenn diese unmenschliche Arbeit zukünftig von Robotern erledigt würde - solange nicht das Wirtschaftssystem komplett umgestellt wird und sie - qua Mensch-Sein - einen "gerechten" Anteil an den der Menschheit zur Verfügung stehenden Ressourcen bekämen, unabhängig davon, ob sie Arbeitsleistung dafür erbringen.
In der realen Welt verfügen wir zwar längst über sehr fortschrittliche Techniken... aber diese Techniken nutzen nur einigen wenigen
Ja, richtig. Aber mit dem Siegeszug der KI ändert sich alles: In der Vergangenheit mußte Technologie stets von Menschen gesteuert werden, selbst hochautomatisierte Fertigungsstraßen in modernen Auto-Fabriken brauchen immer noch das - hochqualifizierte und entsprechend auch hoch entlohnte - Fachpersonal. Und wenn das demnächst nicht mehr gebraucht wird, dann braucht es immer noch die Entscheider in den Entwicklungsbüros, im Management, in der Vertriebsabteilung... Die Arbeit, die da geleistet wird, ist nicht mehr so sehr körperlicher Art, es sei denn, man wollte das denken und Entscheiden auch als körperliche Arbeit betrachten (was es bis heute eigentlich auch ist: das Gehirn der Menschen ist ja auch Körper... 😉 ).
Leute, die nicht entsprechende mentale Leistungen erbringen können, sind auch heute schon darauf angewiesen, um die weniger werdenden Jobs, die keine besondere Qualifikation brauchen, zu konkurrieren (was die Löhne in diesem Sektor zusätzlich drückt), aber noch gibt es genügend Jobs, für die menschliche Intelligenz Grundvoraussetzung ist. Ja angeblich entstehen ständig neue Job auch im Zusammenhang mit der KI-Revolution (dass diese Entwicklung aber sehr bald sich umkehren wird, will man irgendwie nicht erkennen, obwohl es doch logisch notwendig so kommen muß). Sobald aber die AGI (allgemeine künstliche Intelligenz, auch "starke KI" genannt) vorhanden ist, kann sie im Prinzip jeden denkbaren Job, bei dem intelligentes Denken erfordert wird, übernehmen. Wie schnell dies geschehen wird, darüber läßt sich nur spekulieren, aber die Richtung ist klar: für die Produktion von Waren wird menschliche Arbeitskraft nicht mehr benötigt werden. Ausbeutung menschlicher Arbeit(skräfte) wird sich on the long run nicht mehr rechnen.
Die Folgen dieser Entwicklung lassen sich erahnen, beispielsweise wenn wir heutzutage über "Zwangsprostitution" diskutieren: ein Phänomen, dass es kaum gäbe, wenn es nich in vielen Teilen der Welt genügend Menschen gäbe, die alles tun, um aus ihrer Armut herauszukommen: auch sich in die Hände von kriminellen Gangs zu begeben, die ihnen was von wunderbaren Haushilfe-Jobs im gelobten Westen vorlügen. Oder wenn wir eben betrachten, unter welchen Bedingungen "Illegale" aus Afrika in Spanien Erdbeeren zu pflücken bereit sind oder in Italien Salat zu stechen: die zunehmende Automatisierung beispielsweise in der Landwirtschaft führt zur Entwertung von menschlicher Arbeitsleistung dort, entsprechend werden die Margen immer geringer und eigentlich wäre eine "faire Bezahlung" in diesem Bereich nicht mehr rentabel: also lassen sich Menschen - immer die Alternative des Verhungerns vor Augen - da wie Sklaven behandeln. Bislang traf diese Entwicklung nur Menschen, die - aufgrund mangelnder Qualifikation - bloß überwiegend körperlich anstrengende Arbeit verrichten konnten. Zukünftig wird diese Entwicklung so gut wie alle Menschen treffen, "Qualifikation" wird, da doch stets durch die menschlichen Möglichkeiten limitiert, kein Kriterium mehr darstellen, einen Menschen für eine Arbeitsleistung zu bezahlen, die ein Roboter dank KI besser, billiger, schneller zu liefern imstande ist.
Wenn es nicht gelingt, unsere Wirtschaftssysteme von Leistungsgerechtigkeit auf Verteilungsgerechtigkeit umzustellen, werden sie komplett zusammenbrechen.
Dann werden vermutlich wirklich nur sehr wenige, die Eigentümer von Ressourcen sind, unter "menschenwürdigen" Bedigungen weiter leben können, während alle anderen - die kompakte Mehrheit der Menschen - völlig überflüssig sein werden. Wie wurde es in dem anderen von Goodfruit gestarteten Thread formuliert?! - sie taugen dann höchstens noch als Bio-Treibstoff, denn da sie im kapitalistischen Zusammenhang keinen Wert mehr als Arbeitskraft haben, verbleibt ihnen nur noch der Material-Wert ihres Körpers: diejenigen unter ihnen, deren Körper attraktiv genug ist, sich noch als Sex-Sklaven bei der Besitz-Elite verdingen zu können, sind dann schon glücklich zu schätzen.
Im übrigen bin ich der Ansicht, dass das Alignmentproblem gelöst werden muss.

Sobald für das Erledigen von Arbeit, nicht nur der harten und gefährlichen, sondern überhaupt jeder Arbeit im Konsumgegenstände produzierenden Bereich (und in weiten Teilen des Dienstleistungsbereichs) Menschen nicht gebraucht werden, fallen diese Menschen auch als Kunden fort: denn da sie nun nichts mehr verdienen, können sie auch nichts ausgeben. Wer soll da dann also den drei KI-Firmen ihre Produkte und Dienstleistungen abkaufen?
Das dürfte wohl der Grund sein für die Verschwörungserzählung, dass einige Superreiche die Anzahl der Menschen reduzieren will: Ein großer Teil der Ärmsten wird in Zukunft schlicht nicht mehr gebraucht. Geld wird nur noch in anspruchsvolleren Branchen verdient, wo echte Menschen noch erwünscht sind.
Ich weiß ja nicht, wie in der Star-Trek-Utopie die Wirtschaft geregelt ist, weiß allerdings, dass da ja auf den Raumschiffen immer noch Menschen Arbeit leisten, als Doc, als Captain, als Techniker: all diese Arbeiten werden über kurz oder lang von KIs besser geleistet werden können.
Natürlich. Teilweise wird das in der Serie auch angedeutet, teilweise ist die Handlung aber auch absurd, wenn in einem Weltraum-Kampf der Captain manuell ein Manöver fliegt und die Besatzung gespannt darauf wartet, dass er "Jetzt!" ruft, um die Photonen-Torpedos abzufeuern und das feindliche Schiff zu treffen...
Das war natürlich auch damals schon der Action geschuldet - erste automatische Rechensysteme zum Vorhalten in Luftkämpfen gab es schon im 2. Weltkrieg, das war also auch damals schon unsinnig...
In einer Folge der "Next Generation" wird aber auch das Thema Wirtschaft angesprochen. Und da wird gesagt, dass sich die Menschheit in der Zukunft andere Prioritäten setzt - Geldverdienen spielt keine Rolle mehr, Selbstverwirklichung ist das Ziel.
Und das löst die Illusion schlagartig auf: Zur Verwirklichung dieser Utopie braucht es demnach andere Menschen als uns... folglich ist es in dieser Form auch nicht realisierbar und kann daher kein Vorbild sein.
Leider.