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Unselbständige Kinder

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Themenstarter
Beiträge : 18002

https://www.nordbayern.de/panorama/padagoge-eltern-erziehen-ihre-kinder-zu-unselbststandigen-prinzen-und-prinzessinnen-1.12496783

 

In dem verlinkten Artikel geht es um "Erziehungsfehlern" an Kindern die zu späteren Problemen führen.

 

Man könnte meinen, der Fachkräftemangel hat auch hier seine Auswirkungen.

Ich bin leider auch so erzogen worden. Aber nicht weil man mich niedlichen Prinzen gesehen hat, sondern als schwach und behindert. War schon ein harter Kampf da raus zu müssen.

 

Was denkt ihr? Über Euch? Schwächen / Stärken die man mitgenommen hat. 

M. 

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Tagesschimmer
Beiträge : 1248
Veröffentlicht von: @alescha

Geändert haben sich allenfalls die Gründe, warum man meint, sich kein weiteres Kind leisten zu können. 

Ich schaue nur in meiner Lebensspanne zurück und ein bisschen weiter in die Zeit, von der ich persönliche Berichte kenne. Da war es viel selbstverständlicher, Kinder einfach zu akzeptieren, wenn sie sich anmeldeten. Wenn sie sich nicht anmeldeten, stellte bestimmt jemand die (unpassende) Frage, wann denn die Kinder kommen. Ich kenne auch Berichte von illegalen Abtreibungen, klar. In der DDR waren Verhütung und Abtreibung zwar absolut üblich, aber auch daher kenne ich es nicht, dass die Familienplanung derartig perfekt geplant wird wie heute. Schon gar nicht kenne ich den moralischen Druck in der Gesellschaft, dem Luxusgut Kind alles bieten zu können. Waren Kinder nicht immer auch eine Zukunftsinvestition? Das Armutsrisiko bei gleichzeitig wenig Vorteilen von Kinderreichtum ist doch eher neu. Mir scheint, unsere heutige Art damit umzugehen ist von sehr wenig Vertrauen und viel eigenem Machbarkeitsdenken geprägt.

Veröffentlicht von: @alescha

Für weite Teile der Bevölkerung war es seit jeher unabdingbar, dass beide Eltern zum Einkommen beitrugen, und da wurden so bald wie möglich auch die Kinder einbezogen. So lange ist das noch gar nicht her, mein Mann, Jahrgang 1963, stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, da haben beide Eltern im Familienbetrieb gearbeitet und die Kinder durften auch mit anpacken.

Aber findest du nicht auch, das die Situation eine andere ist als heute? Klar, die Kinder haben mehr Vorgaben für ihr Leben bekommen, bzw. die Freiheiten lagen woanders als heute. Im besten Fall haben sie was fürs Leben gelernt und das sogar vor Ort von einer Gruppe von Bezugspersonen, die selbst einander Bezugspersonen waren. Sie erleben ihre Eltern als Handelnde in einem nachvollziehbaren Lebensraum, in dem sie sinnvolle Arbeit leisten. Ich weiß das die Vorstellungen, die man sich heute von einer bäuerlichen Lebensweise macht, als romantisierend gelten. Ich denke trotzdem, das so ein Leben näher dran war an dem, wofür Gott den Menschen ursprünglich geschaffen hat. 

Wenn heute ein Kind geboren werden darf, muss irgendeine Lücke in der Karriereleiter gefunden werden. Als Nanny kann ich dir sagen, dass sehr viele Eltern neben dem Baby noch ein Projekt betreuen, eine Weiterbildung oder Promotion machen. Nur machen das beide Eltern komplett in anderen Bereichen, an verschiedenen Orten. Es reicht ja nicht mehr, dass ein Partner nur mit einfacher Ausbildung irgendwo mitarbeitet. Ein paar Jahre als Geringverdiener wäre für viele eine Katastrophe. (Menschen, die schon mit Geld geboren wurden, lasse ich mal raus) Es ist ein Dilemma, das einem eigentlich nur die Wahl lässt zwischen freigewählter Trennung der Lebensräume und Beziehungen oder die Umstände zwingen einen durch „sozialen Abstieg“ dazu. 

tagesschimmer antworten
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Alescha
(@alescha)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 7182

@tagesschimmer 

Ich schaue nur in meiner Lebensspanne zurück und ein bisschen weiter in die Zeit, von der ich persönliche Berichte kenne. Da war es viel selbstverständlicher, Kinder einfach zu akzeptieren, wenn sie sich anmeldeten. 

Aber man versuchte damals schon, zu verhindern, dass sie sich anmelden, notfalls mit einer Sterilisation.

Familienplanung derartig perfekt geplant wird wie heute

Auch heute lässt sich das nicht perfekt planen. Entweder klappt es mit dem Kinderwunsch nicht oder es stellen sich Verhütungspannen ein. Mir ist persönlich ein Fall bekannt, wo die Spirale versagt hat (dieses "Versagen" ist inzwischen volljährig). 

Schon gar nicht kenne ich den moralischen Druck in der Gesellschaft, dem Luxusgut Kind alles bieten zu können.

Da ist allerdings was dran. 

Waren Kinder nicht immer auch eine Zukunftsinvestition?

Auch. Sie waren Arbeitskräfte und Altersversorgung.

Das Armutsrisiko bei gleichzeitig wenig Vorteilen von Kinderreichtum ist doch eher neu.

In der heutigen Form ja. Aber auch damals waren Kinder, bis sie zum Familieneinkommen beitragen konnten, erstmal Kostenfaktoren, und es war nicht selten, dass Eltern nicht wussten, wie sie ihre Kinder durchfüttern sollten. 

Man darf auch nicht vergessen, dass die Kindersterblichkeit hoch war. Mitunter war es so, dass Hunger und Krankheiten das taten, was heute Verhütungsmittel tun. Von 10 Kindern haben dann nur zwei oder drei überlebt. Oder gar keins, wenn man u.a. das krasse Beispiel einer Queen Anne nimmt.

Aber findest du nicht auch, das die Situation eine andere ist als heute?

Natürlich ist sie das. Ob sie auch besser war? Ich glaube nicht. 

Wenn heute ein Kind geboren werden darf, muss irgendeine Lücke in der Karriereleiter gefunden werden.

Was heißt "Karriereleiter"? Es gibt ja nicht nur die Akademikerfamilien, in denen beide nach höherem streben und dann einer dem Kind zuliebe zurücksteckt, oder eben nicht. Es gibt auch die nicht auf Karriere fixierten Eltern, denen es schlicht darum geht, die Miete zahlen zu können, die Bude warmzuhalten und Essen auf den Tisch zu stellen. Und ja, vielleicht auch mal ein paar Tage verreisen zu können, und zwar nicht per Flugzeug auf die Malediven, sondern per Familienkutsche oder per Bahn in irgendeine schöne Ecke Deutschlands.

Als Nanny kann ich dir sagen, dass sehr viele Eltern neben dem Baby noch ein Projekt betreuen, eine Weiterbildung oder Promotion machen.

Und das verzerrt u.U. Dein Bild. Wer sich eine Nanny leisten kann gehört nicht zu der Gruppe, wo beide arbeiten müssen und sich nicht nur selbst verwirklichen oder Karriere machen wollen. 

Eltern wie Du sie schilderst gibt es natürlich auch, gab es schon immer. Bis dahin, dass die vornehmen Frauen - die keine eigene Karriere Ammen engagierten, weil sie sich fürs Stillen zu fein waren und die Erziehung Kindermädchen überließen. 

Es reicht ja nicht mehr, dass ein Partner nur mit einfacher Ausbildung irgendwo mitarbeitet.

Es hatte schon seinen Grund, warum man früher eine höhere Ausbildung für Frauen für völlig überflüssig hielt. Eine gewisse Bildung, o.k., damit sie ihrem Gatten nicht mit dummem Geschwätz auf den Wecker gehen. Wenn die aber Abi machen und womöglich gar studieren wollen die womöglich noch entsprechende Jobs. 😳 😏

Es soll angeblich heute noch Gegenden in Bayern geben, wo es heißt, ein Realschulabschluss für Mädchen reicht doch. 

Mal im Ernst, und das sage ich als eine, die etwas gemacht hat, was für Akademikerinnen anscheinend recht ungewöhnlich ist: Ich habe für jedes meiner Kinder 3 Elternzeit genommen und war damit 9 Jahre aus dem Beruf raus. Inzwischen würde ich sofort "irgendwo mitarbeiten", wenn man mich ließe.

Aber auch ich, die ich zugunsten meiner Kinder auf "Karriere" verzichtet habe, habe ich Verständnis dafür, dass eine Frau nicht Abi macht und studiert, Zeit und Geld investiert und auf viele Jahre Einkommen verzichtet, um nachher was zu machen, wofür besagter Realschulabschluss gereicht hätte oder ganz daheim zu bleiben. Und ich kenne auch durchaus solche, die ihren Beruf nicht rein zur Selbstverwirklichung machen (ein Vorwurf, den sich Männer übrigens nur selten anhören müssen, genauso wenig wie sich Männer die Frage gefallen lassen müssen, wer sich denn ums Kind kümmert, wenn man berufstätig ist), sondern weil sie als Ärztin, Lehrerin etc. tatsächlich Menschen helfen und was bewirken wollen.

Ich weiß, Du hast von "Partner" geschrieben und damit die Option offen gelassen, dass es der Mann ist, der mit einfacher Ausbildung irgendwo mitarbeitet. Aber mal ehrlich, wie oft kommt sowas vor?

 

alescha antworten


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Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @alescha

Jo. Schade finde ich nur, dass Du hier zwar Deine Gedanken reinstellst, aber - so mein Eindruck - nicht wirklich an einem Austausch interessiert bist. Was schon irgendwie schade ist.

So bleibt es halt beim Bashing der Eltern und Paare von heute.

Als Bashing sehe ich das keineswegs und das soll es auch nicht sein. 
Und grundsätzlich bin ich schon am Austausch interessiert - sonst würde ich ja hier nicht schreiben. 

Vieles, was andere User schreiben, ist sehr interessant, manchem davon, kann ich zustimmen (ganz oder teilweise und zum Teil auch aus eigener Erfahrung).
Manches beurteile ich anders, aber ich habe wenig Lust und noch weniger Zeit, nun auf jeden einzelnen Beitrag einzugehen, denn das ermüdet nur. Und außerdem wiederholen sich viele Beiträge inhaltlich (aber das ist bekanntlich in vielen Diskussionen so). 

Genau deshalb habe ich ja in meinem letzten Post einfach noch mal meine Gedanken (bzw. meine Beobachtungen) zum Thema zusammengefasst. Ob sie Zustimmung finden oder auf Ablehnung stoßen, ist mir ziemlich egal.
Schließlich bin ich weder Prophet noch Lehrer und will auch niemanden belehren oder gar erziehen. 
Aber vielleicht regen meine Grübeleien einige User doch zum Nachdenken oder zum Beobachten an (auch wenn's letztlich nichts bringt). 

Und das sollte es nun von meiner Seite her gewesen sein.

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Tagesschimmer
Beiträge : 1248
Veröffentlicht von: @alescha

Ich weiß, Du hast von "Partner" geschrieben und damit die Option offen gelassen, dass es der Mann ist, der mit einfacher Ausbildung irgendwo mitarbeitet. Aber mal ehrlich, wie oft kommt sowas vor?

Mit dem Antworten und Zitieren ist es auch nicht mehr das was es mal war. Warum macht das Programm immer was anderes? 😨 Deshalb belasse ich es mal dabei, nur einen Satz zu zitieren.

Oft weiß man es natürlich nicht genau, aber stimmt dieses Klischee überhaupt noch? In höheren Jahrgängen erlebe ich es auch so, dass Frauen kürzer und weniger qualifiziert arbeiten als ihre Männer oder geschiedenen Männer. Einige Frauen sind aber recht überraschend in diese Position gegangen weil sie einfach keine Lust mehr auf den Job hatten und das Geld nach Auszug der Kinder reichte. Ihre Männer haben sich eher verpflichtet gefühlt, bis zur Rente durchzuhalten. Das sind übrigens nicht die Paschas, die sich zu Hause bedienen lassen.

Vielleicht bist du in diese Position gekommen, weil es ging, dass ihr von einem Einkommen lebt und dir dein berufliches Fortkommen einfach weniger wichtig war als den meisten Frauen heute. Das finde ich übrigens gut, es gehört aber auch Vertrauen dazu, diesen Weg zu gehen.

In den jüngeren Jahrgängen sehe ich kaum noch Unterschiede. Da sehe ich ganz überwiegend Elternpaare auf ähnlichem (vermuteten) beruflichem Niveau, z.B. Kellnerin und Fahrradmechaniker, Erzieherin und Postbote, Architektin und Notfallsanitäter, zwei Ärzte, Lehrer oder Juristen oder Politikerin und Verwaltungsmann. 

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Alescha
(@alescha)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 7182

@tagesschimmer 

Oft weiß man es natürlich nicht genau, aber stimmt dieses Klischee überhaupt noch? In höheren Jahrgängen erlebe ich es auch so, dass Frauen kürzer und weniger qualifiziert arbeiten als ihre Männer oder geschiedenen Männer

Was oft schlicht daran lag, dass die Frauen damals tendenziell auch geringer qualifiziert waren. 

Das ist heute halt oft anders.

Was aber nichts daran ändert, dass die Frau kürzer tritt, selbst bei ähnlicher Qualifikation. Böse gesagt: Frauen studieren tendenziell das falsche, nämlich auf Berufe, die nicht gerade zu den höchstbezahlten gehören. Mein Mann und ich sind das klassische Beispiel für dieses Phänomen. Er Ingenieur, ich Geisteswissenschaftlerin. Das Gehalt meines Mannes war signifikant höher als meines (als ich noch Vollzeit arbeitete). Rate mal, wer in so einer Konstellation, unabhängig vom akademischen Grad, zuhause bleibt.

Vielleicht bist du in diese Position gekommen, weil es ging, dass ihr von einem Einkommen lebt und dir dein berufliches Fortkommen einfach weniger wichtig war als den meisten Frauen heute.

Ja, das war so. 

Aber trotzdem, ich habe auch Verständnis dafür, wenn eine Frau sagt, ich habe doch nicht gebüffelt und studiert, während andere schon Geld verdienen, nur um dann das zu machen, was ich auch ohne Studium gehabt hätte.

es gehört aber auch Vertrauen dazu, diesen Weg zu gehen.

In der Tat, wenn man sich anschaut, wie viele Ehen scheitern. Und die Zeiten, wo ein Mann seine Ex noch ewig lang hat Unterhalt hat zahlen müssen sind halt auch vorbei. 

alescha antworten


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