Wenn die Weimarer Republik nicht untergegangen wäre....
Ich muss gestehen, daß ich mittlerweile ein Fan der Weimarer Republik bin. Nicht zuletzt weil sie in Sachen Frauenrechte weiter als die junge Bundesrepublik 1950 war.
Gut, sie hatte ihre Fehler.
- Die Übermacht von Preußen machte aus dem Föderalismus eine Farce.
- Der Reichspräsident durfte quasidiktatorisch regieren, wie heute der US-Präsident und der französische Präsident.
- Die Polizei war extremst rechts durchseucht.
- Der Gewaltfrieden war nunmal eine schwere Hypothek.
Die eine oder andere Verfassungsänderung wäre im Lauf der Jahre also nötig gewesen. Und der Weimarer Vertrag hätte so nicht stehenbleiben dürfen.
Aber sie war nicht ganz so schlecht wie sie im gymnasialen Geschichtsunterricht gemacht wird. Da wird sie ja zur Missgeburt schlechthin degradiert! Von Anfang an ein missgeratener Krüppel ohne Überlebenschance...
Aber das stimmt so nicht!
Bis zur Weltwirtschaftskrise hätte sie alle Chancen gehabt, zu überleben. Die Leute waren dabei, sich in der Demokratie einzuleben. Trotz Hugenbergs Propaganda akzeptierten die meisten Deutschen den Young-Plan, der die extremen Reparationen endgültig regeln sollte, wollten von Revanche also nichts mehr wissen. Die Leute waren dabei, aufzubauen, hatten Träume von bescheidenem Wohlstand, die NSDAP war wieder im Sinkflug....
Elektrizität erreichte den ländlichen Raum.
Unseren modernen Sozialstatt samt Kurzarbeitergeld haben wir der Weimarer Republik zu verdanken.
Die Verfassung war trotz ihrer Mängel die modernste ihrer Zeit.
Es gab eine blühende Jugendkultur.
Und überhaupt ein reiches Kulturleben.
Zum ersten Mal überhaupt entschied eine Region, nämlich Schleswig, selbständig und friedlich per Volksabstimmung über ihre staatliche Zugehörigkeit. Mir brach es das Herz, als letztes Jahr in meiner geliebten zweiten Heimat, wo ich 5 Jahre lang gelebt und studiert habe, das Jubiläum Corona zum Opfer fiel.
Dann jedoch verloren die Leute schon wieder den Boden unter den Füßen. Die Erinnerungen an die Hyperinflation waren noch frisch, das Ensetzen steckte allen noch in den Knochen, da passiert diese Scheiße schon wieder.
Mir hat mal jemand erklärt, daß das Gedächtnis der Völker lang ist. Der Dreißigjährige Krieg hat sich für die meisten Menschen damals auch durch eine Inflation angekündigt, durch die Kipper- und Wipperzeit.
Wenn die Weimarer Republik überlebt hätte, wenn es also keine Nazizeit gegeben hätte, hätten wir nicht nur noch immer das reiche jüdische Leben in Deutschland.
England, Frankreich, Holland, Belgien usw. hätten sich längst, wie wir Deutsche es jetzt langsam tun, der Tatsache stellen müssen, Kolonialmächte zu sein und Verbrechen begangen zu haben.
Sie hätten nicht alles Böse auf Deutschland schieben können. Sie müssten jetzt bekennen, Schuld auf sich geladen zu haben.
Frankreich beutet Afrika noch immer ganz schön aus, übrigens. Wer z.B. Valéry Giscard d'Estaing vor einem politisch gebildeten Afrikaner in den Himmel lobt, wird sein blaues Wunder erleben.
Daß es noch immer kein gesamteuropäisches Bekenntnis zur Kolonialschuld gab, machte auch den Dritten -beiläufigen- Weltkrieg mit -beiläufig hingenommenen- Millionen Toten und zerstörten Ländern möglich, wir nennen ihn gewöhnlich den Kalten Krieg.
Ich frage mich was gewesen wäre, wie die Welt heute aussehen würde, wenn die Weimarer Republik überlebt hätte...
Dieses mit schweren Hypotheken geborene aber erstaunlich lebendige Gebilde voller Träume und Hoffnungen.
Und ich glaube daß wir hier und heute wieder lernen sollten zu träumen, wie es viele Menschen damals taten, als Scheidemann die Republik ausrief.
Veröffentlicht von: @blackholeIch muss gestehen, daß ich mittlerweile ein Fan der Weimarer Republik bin.
Bin ich nicht, es war nur eine Etappe die teils positiv war, teils zu Tragödien führte. Das Kaiserreich war als Etappe auch gar nicht so schlecht. Schließlich führte es Deutschland zu einer Einheit, die in veränderter Form bis heute besteht. Das war schon mal ein Fortschritt, aber deswegen bin ich kein Fan vom Kaiserreich. Ich weiß, das gefällt den Linksgestimmten nicht, aber die halten sich selbst eh, für die einzigen Weltgerechten. Tatsächlich sind sie das Gegenteil.
Veröffentlicht von: @blackholeNicht zuletzt weil sie in Sachen Frauenrechte weiter als die junge Bundesrepublik 1950 war.
Wie kommst du denn darauf. Gut die Weimarer Republik führte das Wahlrecht für Frauen ein. Das waren allerdings Männer. Zum Glück hatte die Frau Luxemburg nicht durchsetzen können, denn sie war eine Vertreterin von Lenin. Was daraus wurde, wissen wir ja. Das Volk selbst, seinen es Frauen, oder Männer hatten keine Kraft sich durchzusetzen und Deutschland politisch zu gestalten.
Die junge Bundesrepublik war von Anfang an viel weiter, als die Weimarer Republik. Ohne weitere Erläuterung war klargestellt. Frauen und Männer sind gleich, Punkt. Warum es nicht funktionierte und teils heute nicht funktioniert, lag zu einem hohen Anteil an einen Erbe der Weimarer Zeit. Schließlich haben wir die Gesetze aus dieser Zeit mitbekommen.
Auch hier kann man allerdings die Anfänge der Entwicklung in der Kaiserzeit finden. Es gab für Frauen eine höhere Töchterschule und Frauen konnten, wenn die Entwicklung auch holprig war, studieren. Einigen bürgerlichen Familien reichte dies nicht. Es gab bei der Immatrikulation Schranken. Deswegen wurden die Töchter ins Ausland geschickt. Die Schweiz, wo die Entwicklung viel früher, als in Deutschland, anfing. War so ein Land. Es waren die bürgerlichen konservativen Väter, die sich für Frauen eingesetzt haben. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass diese Sichtweise einem progressiven Feministen nicht gefällt.
Veröffentlicht von: @blackholeGut, sie hatte ihre Fehler.
- Die Übermacht von Preußen machte aus dem Föderalismus eine Farce.
- Der Reichspräsident durfte quasidiktatorisch regieren, wie heute der US-Präsident und der französische Präsident.
- Die Polizei war extremst rechts durchseucht.
- Der Gewaltfrieden war nunmal eine schwere Hypothek.
Die eine oder andere Verfassungsänderung wäre im Lauf der Jahre also nötig gewesen. Und der Weimarer Vertrag hätte so nicht stehenbleiben dürfen.
Der US-Präsident und der französische Präsident sind Quasidiktatoren? In beiden Ländern wird vom Volk ein Mensch für begrenzte Zeit in dieses Amt gewählt gewählt. Eine komische Diktatur ist das.
Die Polizei war nicht rechtsextrem durchseucht, sondern sie waren gewöhnliche Beamte. Unter den Polizisten der Genartion Weimar, waren Polizisten, die fingen ihren Dienst für das Kaiserreich an, blieben es während Weimar und Hitler, waren es in der Nachkriegszeit, und nach 49 bis zur Pensionierung für die Bundesrepublik bzw. für das jeweilige Land.
Für Deutschland bedeutete der Versailler Vertrag nicht gutes. Deswegen hat der weitere Verlauf schlimme Züge gehabt. Das wissen im Grunde wir alle. Abgesehen von der alleinigen Kriegsschuld und die Folgen Reparationen hatte der Vertrag auch etwas gutes. Zum 'Beispiel die Reglung, die einem Volk ein Krieg zu führen erschwerte, den internationalen Frieden zu sichern, internationale Beziehungen zu regeln. Das hatte der Gewaltfrieden auch im Inhalt und etwas besser geregelt wurde dies später durch die UNo.
Tut mir leid, aber ein paar Verfassungsänderungen hätten die Weimarer Republik auch nicht gerettet. Die Weimarer Republik war eine Missgeburt, weil das deutsche Volk in großen Teilen diese Republik nicht wollten, nicht nur das Volk, sondern auch viele Politiker, die teils ein Amt hatten. Man kann an Weimar eher sehen, wenn ein Volk erniedrigt wurde und so ziemlich Parallel ein neues Staatssystem vorgesetzt wurde. Was wurde daraus? Scheiße, obwohl bei anderem Verlauf aus Weimar durchaus was gutes hätte werden können. Dafür wäre aber eine Änderung der Verfassung nicht zwingend gewesen.
Veröffentlicht von: @blackholeWenn die Weimarer Republik überlebt hätte, wenn es also keine Nazizeit gegeben hätte, hätten wir nicht nur noch immer das reiche jüdische Leben in Deutschland.
Vielleicht wäre GB bis heute eine Weltmacht geblieben. Ich vermute mal, wenn Weimar geblieben wäre, wäre die Entwicklung in der Welt ähnlich verlaufen. Die Gräueltaten der Nazis und der umfangreiche Krieg haben wohl einiges beschleunigt. Aber die mangelnde Bereitschaft anderen Völkern das Recht zuzugestehen, sich selber führen zu können, hätte sich langfristig nicht halten lassen. Wenn es wohl auch etwas länger gedauert hätte. Nach dem Krieg waren die Kolonialmächte geschwächt.
Veröffentlicht von: @orangsayaDas Kaiserreich war als Etappe auch gar nicht so schlecht.
Das Problem war für mich die preußische Dominaz.
Ich muss gestehen, das ich vor vielen Jahren schon mal ein positives Bild zu PReußen hatte. Das schrumpft, je maher ich mich damit beschäftige.
Mach Dich mal der Geschichte der Preußen vertraut - vom Volk der Prussen aus den Wäldern und Sümpfen im Gebiet zwischen den baltischen Staaten und Russland (waren die Prussen eigentlich Russen, wie es im Namen drin zu stecken scheint?).
Dann die Adelung durch den Deutschen Orden, wo sie wohl ihre Liebe zu Disziplin und die miltärischen Tugenden gelernt haben.
Sie scheinen mir aus den Sümpfen viel okkultes Zeugs und eine Liebe für selbiges mitgenommen zu haben, was dann in Deutschland zum Problem und zur schweren Hypothek wurde.
Die Aufklärung unter Friedrich dem Großen war dann ja doch eher eine Farce und ich verbinde mit dem Begriff Preußen in erster Linie hirnlosen Drill, Unfreiheit (Kadavergehorsam) und das Rauben von Kulturgütern auf internationaler Ebene - besonders, wenn sich diese Okkult verwursten lassen wie dien Pergamonaltar (nur ein Beispiel).
Zum Pergamonaltar, der als Beispiel preußischer Kulturbeschaffung dienen kann und der das Schicksal unseres Landes maßgeblich mit beeinflusst haben dürfte, hier Infos in der Predigt von Tobias Teichen, ICF München - dort ca. ab 16:52 bis ca. 32:00
https://www.youtube.com/watch?v=fgTTc3WiRwQ
Als Konsequenz daraus musste ich irgendwann diagnostizieren: "Preußen hat keine Kultur - Preußen hat nur Kulturbesitz." Wie sollte auch Kultur unter derartigem Klima der Unfreiheit auch wachsen?
Viele kleiner lokalen edlen Führungspersönlichkeiten mussten dieser expansiven Militärmaschine weichen.
Neulich las ich, dass es Preußen war, das die kleinen Bauern von der Abgabepflicht befreite und ihnen das Land, auf dem sie wirtschafteten als Eigentum gab. Das hat ihnen sicher lokal viele Freunde beschert, aber auch die alten Fürsten und die Kirchen entmachtet. Ein geschickter Schachzug, der aber als Nebenwirkung auch hatte, dass die nun selbstständig wirkenden Bauern erheblich mehr leisteten und so die Versorgung des wachsenden Volkes besser bewerkstelligten.
Preußen heißt für mich, Menschen zu knechten - und so sind dann weder Naziregime oder DDR Diktatur keine deutschen Pannen sondern Produkte preußischen Gedankengutes, die in extremer Weise die Ideale dieses Staates wiederspiegeln.
Nicht der Kaiser bzw. die Monarchie ist das Problem, denn es gibt in der Geschichte sehr wohl auch Beispiele vn Monarchen, die aufirichtig und mit Liebe zum Volk das Volk geführt, ihm gedient haben. Mit preußischem Geist ist das aber kaum vereinbar.
Veröffentlicht von: @orangsayaDie junge Bundesrepublik war von Anfang an viel weiter, als die Weimarer Republik.
Die junge Bundesrepublik hatte andere Voraussetzungen als die Wiemarer Republik: Die Schuld der Deutschen war ungleich höher - aber sie wurde uns nicht voll angelastet. Vielmehr mit Hilfe der Siegermächte aufgebaut und uns etwas vermittelt, was es unter PReußen nicht gegeben hatte und nicht geben konnte, weil es dem preußischen Geist in Gänze widersprach: Freiheit und Kultur (inkl. Kultur der Freiheit). Die Wirtschaft wurde unter alliierter Führung aufgebaut. Das Bildungssystem wurde aufgebaut und wenn ich bedenke, was wir dem BBC zu verdanken haben, dann tut es mir entsetzlich leid, wie es denen grad geht. Militärisch unter den Fittischen der Nato konnte das Land gedeihen. Dass meine Kindheit schön sein durfte, habe ich entscheidend den Siegermächten zu verdanken!
Das durften die Kinder in der Weimarer Republik leider nicht erleben. Und auch deshalb, hatte dieser Staat nie ein Chance.
Und ich bin auch froh, dass ich nicht im "roten Preußen" aufwachsen musste.
"Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt."
Honoré Gabriel de Mirabeau
Veröffentlicht von: @der_alte"Andere Staaten besitzen eine Armee, Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt."
Das finde ich sehr treffend formuliert.
Wenn ich es richtig erinnere, hatte sich der Vater von Friedrich dem Großen die Armee in erster Linie gehalten, um Ruhe vor den Nachbarn zu haben. Dazu ist eine Armee ja auch da.
Das hat sich gewandelt. Und mit dem Kadavergehorsam war denn ja das ganze kreative Potential, was in Menschen unter so einem Diktat früher einmal dagewesen sein mag, zum Teufel. In so einer Beziehung kann man im Grunde genommen nichte betreiben außer das Geschäft des Kriegführens.
Das spiegelt sich denn auch in der Bilanz und in der Sicht, die sich auf so ein Land aufdrängt, wieder.
und so sind dann weder Naziregime oder DDR Diktatur keine deutschen Pannen sondern Produkte preußischen Gedankengutes,
So ist es!
Veröffentlicht von: @blackholeIch muss gestehen, daß ich mittlerweile ein Fan der Weimarer Republik bin. Nicht zuletzt weil sie in Sachen Frauenrechte weiter als die junge Bundesrepublik 1950 war.
In welchem Punkt genau? Mir ist da rechtlich kein Rückschritt im Gedächtnis.
Veröffentlicht von: @blackholeAber sie war nicht ganz so schlecht wie sie im gymnasialen Geschichtsunterricht gemacht wird. Da wird sie ja zur Missgeburt schlechthin degradiert! Von Anfang an ein missgeratener Krüppel ohne Überlebenschance...
Also, in meinem gymnasialen Geschichtsunterricht war dem nicht so.
Die Weimarer Republik hatte ihre Geburtsfehler. Z.B. die Sache mit den vielen Kleinstparteien im Parlament, die eine stabile Regierung fast unmöglich machten. Oder eben den Versailler-Vertrag. Oder, dass gerade viele Beamte und Politiker eher Anhänger des Kaiserreichs oder "des starken Mannes" an der Spitze waren. Alles Dinge, aus denen man für die BRD gelernt hat - mehr oder weniger. Und vieles wurde ja auch übernommen aus Weimar.
Wie gut die Überlebenschancen ohne Nazis gewesen wäre. Vermutlich wäre es anders gewesen. Aber alles andere bleibt Spekulation. Vielleicht hätten die Linken eine Revolution gestartet. Alles Spekulation und nicht mehr.
Veröffentlicht von: @blackholeEngland, Frankreich, Holland, Belgien usw. hätten sich längst, wie wir Deutsche es jetzt langsam tun, der Tatsache stellen müssen, Kolonialmächte zu sein und Verbrechen begangen zu haben.
Sie hätten nicht alles Böse auf Deutschland schieben können. Sie müssten jetzt bekennen, Schuld auf sich geladen zu haben.
Träum weiter! Die wären vielleicht bis heute Kolonialmächte. Vielleicht hätte auch Deutschland wieder Kolonien. Oder es hätte sehr viel blutigere Befreiungskriege überall gegeben.
Ohne den WK II hätten die Kolonialmächte viel mehr militärische Kraft gegen Unabhängigkeitsbestrebungen gehabt. Und Stalins Russland wäre da trotzdem noch gewesen. Vielleicht hätte er den nächsten Weltkrieg vom Zaun gebrochen und auch da wäre Deutschland mittendrin gewesen. Ohne Chance sich selbst zu verteidigen.
Gut könnte auch sein, dass es nie zu einer europäischen Einheit gekommen wäre, wie wir sie heute kennen.
Was geworden wäre wenn, bleibt mühselige Spekulation mit unendlich vielen Möglichkeiten.......
Dein Traum, dass vieles besser wäre, ist nur eine davon.
Veröffentlicht von: @blackholeIch muss gestehen, daß ich mittlerweile ein Fan der Weimarer Republik bin.
Ich denke, man kann sich bemerkenswerte und positive Dinge anschauen, ohne gleich ein "Fan" zu sein... das hat für mich immer etwas Unkritisches an sich...
Tatsächlich war es wohl in vielen Teilen der Welt eine besondere Zeit. Auch die spanische Republik war modern und voller fortschrittlicher Ideen, bevor auch hier der Faschismus alles wieder zunichte machte.
In den USA war manches auch sehr viel freizügiger... mir ist das vor allem aufgefallen, wenn man sich etwa die Filme mit Laurel & Hardy und Ahnliche anschaut. Die Filme, die in den 20ern gedreht wurden, waren sehr viel anarchischer, leichtbekleidete oder nackte Menschen (nicht nur Frauen!) waren kein Problem, auch Homosexualität wurde zumindest angedeutet.
In den dreissigern griff dann eine Zensur durch, alles "aufreizende" und anarchistische wurde gestrichen oder gleich verboten. Eine Tendenz, die dann in ihren Höhepunkt in der Mc Carthy Ära fand.
Und ja, ich denke man kann da manches draus lernen... "gesellschaftliche Spaltung" ist kein neues Thema, und die Sache ist vor allem in den USA noch längst nicht ausgestanden...
Europa war damals zerrissen zwischen Faschismus und Bolschewismus
Der sog. Versailler Vertrag, die Hyperinflation, die Weltwirtschaftskrise von 1929 samt ihrer Austerity-Politik, die nationalen Alleingänge, der Nationalismus an sich ließen der ersten Demokratie auf deutschem Boden keine Chance.
Die Nazis konnten siegen, weil sie das meiste Geld aus der Wirtschaft bekamen
Die Kirchen mussten den Nazis nachlaufen, weil sie von den Bolschewisten gekillt worden wären.
In Japan grassierte der Größenwahn unter einer anderen Ideologie
Mit ähnlichen Ergebnissen wie bei den Nazis
Schlechte Zeiten für Demokratie und Frieden
Ja die Weimarer Republik hat das Wahlrecht für Frauen eingeführt und jede Stimme zählte gleich viel.
Vermutlich ist es aber eher so gewesen, dass die Männer ihren Ehefrauen vorgeschlagen haben, was sie wählen sollen.
Die Schweiz brauchte übrigens bis in die 1970er um das Wahlrecht für Frauen einzuführen.
Es war richtig vom parlamentarischen Rat die Weimarer Verfassung, die ja rechtlich noch galt, nur teilweise zu übernehmen.
Kirchliches Arbeitsrecht geht z.B. auf die Weimarer Verfassung zurück.
Israel hat z.B. den Fehler mit den vielen Parteien nicht ausgeräumt.
Es gibt dort keine 5 % Hürde, ich glaube sie liegt nur bei 2 % da man immer eine kleine Partei zum regieren benötigte. Meistens waren das die streng gläubigen. Die hat man wegen ihrer 3, 4 % von der Wehrpflicht lange befreit. Sie haben immer Änderungen blockiert und der Rabbi hat gesagt was man wählen soll.
Wie komme ich auf Israel. Bis zu Menachem Begin in den 70ern war die isralische Politik aschkenasisch dominiert. Es regierten also immer "Sozialdemokraten" vielleicht ist die Arbeiterpartei noch etwas mehr links wie die Sozialisten in Frankreich, oder die SPD der Kaiserzeit und Zwischenkriegszeit. Aschkenasim sind Juden aus dem jiddischen Sprachraum. Also von Frankreich bis Russland. Sie redeten "daitsch".
Es sind die Leute die vor dem Krieg auswandern konnten, da sie auch Geld dazu hatten. Also Richter, Rechtsanwälte, Ärzte aus dem Deutschen Reich. Vermutlich waren die Richter, die Eichmann verurteilten, auch in Deutschland Richter.
Was machten sie, sie holten ihre Gesetzbücher aus dem demokratischen Deutschland und schufen das israelische Recht,
so wie sie es kannten und worin sie sich wohl fühlten.
Begin kam mit den Stimmen der Sefardim an die Macht. Leuten aus arabischen, nordafrikanischen Ländern deren Vorfahren mit den Mauren aus Spanien kamen. Nicht wie die Grüns (Ben Gurion) die im Mittelalter den deutschen Sprachraum verliessen und Richtung Osten gingen. Weshalb jiddisch eine Mischung aus Mittelhochdeutsch mit polnischen und russischen Einflüssen ist.